Tage unserer Liebe
Disclaimer: Alle bekannten Personen und Orte gehören J.R.R. Tolkien. Mir gehört nur die Idee zu dieser Story, mit der ich auch kein Geld verdiene!
Rating: PG 13 – später eventuell mal zwischendurch R
Zeit: Drittes Zeitalter, während des Ringkrieges
Pairing: Elladan/Haldir
Warnung: AU!
Des weiteren könnte es in späteren Kapiteln zu Slash (sexuelle Handlungen zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern) kommen! Wer so etwas nicht mag, sollte diese Story besser nicht lesen!
Vielen vielen lieben Dank für all Eure tollen Reviews! Ich habe mich wieder gigantisch gefreut und Ihr seid immer noch ein riesiger Quell der Inspiration für mich! Fühlt Euch alle ganz lieb umarmt! Ich habe mir auch viel Mühe gegeben damit es schnell weitergehen kann. Die ausführlicheren Antworten findet Ihr wieder unten und nun viel Vergnügen beim neuen Kapitel!
Kapitel 24 – Vater und Sohn
Elrond und Elladan saßen eine ganze Weile in dem kleinen Zimmer. Elladan genoss die Wärme des Kaminfeuers und den Ausblick aus dem Fenster. Dann hatte er langsam angefangen seinem Ada alles zu berichten, haarklein und bis ins Detail, so wie er es sich auch vorgenommen hatte. Er ließ nichts aus, nicht einmal die Ereignisse zuvor in Lothlorien. Ja, er berichtete sogar von der Vision, die er gehabt hatte, in welcher Galadriel ihm erschienen war. Elrond hörte seinem Kind aufmerksam zu. Er hatte einen Tee am Kaminfeuer zubereitet, von dem sie nun ab und zu tranken.
Er stellte wenig Fragen, sondern ließ Elladan erst einmal alles von sich aus berichten. Nur wenn er merkte, dass das Sprechen seinem Sohn schwer zu fallen schien, weil die Erinnerungen so drückend auf ihm lasteten, legte er einen Arm um seine Schultern und drückte ihn tröstend an sich. Einmal stand Elladan auf und holte ein kleines Notizbüchlein hervor, das er sich angelegt hatte. Darin hatte er gewissenhaft alles über Haldirs Gesundheitszustand und seine Heilversuche notiert.
Der Elbenfürst war sehr stolz auf seinen Sohn und nahm das Büchlein dankend entgegen. Er versprach, sich nach der Unterhaltung damit eingehender zu befassen. Es dauerte dann auch nicht mehr lange und Elladan hatte seinen Adar komplett über alles in Kenntnis gesetzt, was seit Haldirs Verletzung geschehen war. Und natürlich hatte er auch nicht ausgelassen, dass er Haldir absichtlich die Schwere der Verletzung erst mal hatte verschweigen wollen, um ihn zu schonen und dass dieser Versuch ganz gründlich missglückt war und Haldir ihn nun offenbar dafür hasste. Dabei liefen dem jüngeren Noldo nun doch wieder ein paar Tränen über die Wangen.
Elrond nahm seinen Sohn nochmals tröstend in die Arme und versuchte ihn zu beruhigen. Dabei musste er sich zwingen, sich nicht selber zu sehr zu beunruhigen, da Elladans körperlicher Zustand ihm fast so große Sorgen machte, wie der des Galadhrim. Sein Sohn schien wirklich rapide an Gewicht verloren zu haben. Er konnte jeden Rippenbogen viel zu deutlich fühlen, es schien kein Gramm schützendes Fett mehr vorhanden zu sein. Unwillkürlich drückte er Elladan ein wenig fester an sich und wiegte ihn, wie ein kleines Kind. Dem jüngeren Noldo schien das jedoch gut zu gefallen, denn er beruhigte und entspannte sich, ja er schloss sogar ein wenig genießerisch die Augen.
"Weißt du was, mein Sohn? Ruh dich jetzt erst mal ein wenig aus. Ich gehe nach nebenan und kümmere mich um Haldir, während du dich mal richtig ausschläfst, ja?" schlug der Elbenfürst vor.
"Wirklich?" murmelte Elladan, hatte aber sichtlich Mühe zu verbergen wie müde er war.
"Ja, ganz bestimmt", nickte Elrond. Behutsam entließ er Elladan aus seinen Armen und nahm Elladans Teetasse. Aus einer kleinen Phiole, die er bei sich gehabt hatte, ließ er ein paar Tropfen in den Tee fallen. Sein Sohn runzelte die Stirn dabei. "Ada..."
"Keine Widerrede, ion-nin. Trink das bitte, es wird dir helfen. Du musst unbedingt mal richtig tief schlafen", bat der Elbenfürst.
Elladan gab sich geschlagen. Er war einfach zu erschöpft um noch irgendwelchen Widerstand, ganz gleich welcher Art, zu leisten und insgeheim sehnte er sich auch danach, einfach mal richtig einschlafen und vor allem durchschlafen zu können. Wenn er bei Haldir ruhte, war es fast nur noch so eine Art Ammenschlaf in den er fiel und er bekam jedes kleinste Geräusch mit, das Haldir machte, wenn er im Schlaf wimmerte, weil er sich unwohl fühlte oder schlecht träumte.
Wie der Zufall es wollte, schaute Anwyn kurz herein, als Elladan seine Tasse fast geleert hatte. Sie hatte geklopft um zu sehen, ob sie etwas helfen konnte. Er erklärte ihr, dass er ein Weilchen ruhen würde und sein Adar sich nun solange um Haldir kümmern wollte. Sie nickte verständnisvoll, verließ kurz den Raum und kam mit einem Kissen und zwei Wolldecken wieder. In dem kleinen Zimmer gab es ein kleines schlichtes Sofa, eigentlich mehr eine Pritsche mit einer Strohmatte darauf. Doch Anwyn machte ihm diese rasch als Bett zurecht und sowohl Elrond als auch Elladan waren ihr sehr dankbar dafür.
Während sich Anwyn wieder auf den Korridor zurückzog umarmte Elrond seinen Sohn noch einmal und wartete, bis der sich auf seinem Lager ausgestreckt hatte. Er blieb noch einen Moment bei ihm sitzen und Elladan empfand das als sehr tröstlich. Der Tee begann zu wirken und er fühlte sich entspannt und durch die Anwesenheit seines Vaters auch beruhigt und getröstet, so wie damals als er noch ein ganz kleiner Elb war und schlecht geträumt hatte. Elrond hielt einen Moment die Hand seines Sohnes und streichelte ihm mit der anderen über das Haar. Er wusste, dass es jetzt keinen Sinn machte noch zu versuchen, Elladan zum Essen zu bewegen. Sein Junge brauchte zuallererst etwas Schlaf um Kräfte zu sammeln. Es dauerte auch nicht lange, da wurden die Atemzüge des jungen Noldo ruhig und gleichmäßig und sogar seine Augen schlossen sich vor Erschöpfung.
Elrond wartete noch einen kleinen Moment, um ganz sicher zu sein, dass Elladan wirklich tief schlief, dann erhob er sich und verließ auf leisen Sohlen das kleine Zimmer. Zuvor vergewisserte er sich nur noch einmal, dass das Feuer im Kamin noch gut brannte, damit eine angenehme Wärme herrschte, die Elladan zu brauchen schien. Denn sein Körper schien schon die elbische Fähigkeit des Ausgleichs des inneren Wärmehaushalts zu verlieren. 'Wie Arwen... der Lebenshauch der Eldar verlässt auch ihn', dachte der Fürst als er sich in der Tür noch einmal umdrehte und zurückblickte. 'Oh ihr Valar... warum tut ihr mir das an? Bitte nehmt mir nicht noch ein Kind... das überlebe ich nicht!', dachte er verzweifelt und spürte wie Tränen in seinen Augen aufsteigen wollten.
Als er die Tür sachte schloss, sah er jedoch aus dem Augenwinkel, dass Anwyn nicht weit entfernt von ihm wartete. So kämpfte er um seine Selbstbeherrschung und atmete mehrmals tief durch, ehe er sich auf den Weg zu Haldirs Zimmer machte. "Danke, dass Ihr meinem Sohn ein Lager bereitet habt", sagte er dann freundlich zu der Heilerin, denn er war wirklich dankbar für all das, was sie hier für seinen Sohn zu leisten schien.
"Keine Ursache, das habe ich gern getan. Ich bin froh, dass Ihr ihn dazu bringen konntet, sich auszuruhen. Er sieht ja schon seit Tagen so schlecht aus", erwiderte Anwyn.
"Ja... ich ahne es... er schwindet... der Lebensatem meines Volkes verlässt ihn...", sagte der Fürst nun doch mit sehr trauriger Stimme.
"Er schwindet? Bei allen Valar, meint Ihr etwa, er stirbt? Aber er ist doch ein Elb, ein Erstgeborener... Euer Volk gilt doch als unsterblich", antwortete die Heilerin erschrocken.
"Ja... unsterblich... doch auch wir können im Kampf fallen... oder an übergroßem Leid zugrunde gehen. Und letzteres geschieht Elladan gerade", erwiderte Elrond. Die alte Menschenfrau schlug daraufhin entsetzt die Hände vor den Mund. Sie wusste nicht, was sie erwidern sollte. So folgte sie dem Elbenfürsten einfach schweigend zu Haldirs Zimmer.
"Ich habe bereits Elladans Aufzeichnungen über Haldirs Krankheitsverlauf, seid Ihr mit ihnen vertraut? Oder habt Ihr ihnen vielleicht noch etwas hinzuzufügen?" wechselte Elrond nun das Thema.
Anwyn schüttelte den Kopf. "Ich bin durchaus mit den detaillierten Aufzeichnungen Eures Sohnes vertraut, doch habe ich dem nichts medizinisches mehr hinzuzufügen. Eher etwas... gefühlsmäßiges...", versuchte sie ihre Empfindungen in Worte zu kleiden.
Der Fürst horchte auf und hob eine Augenbraue ein wenig an. "Könnt Ihr das spezifizieren?"
Die Heilerin holte tief Luft und schien einen Moment zu grübeln oder nach passenden Worten zu suchen. "Nun, ich weiß, dass er sehr schwer verletzt ist und dass es für Euer Volk nicht normal ist, dass eine Verletzung nicht mehr heilen wird. Aber ich kenne diese Art von Verletzungen und kein Mensch konnte danach je wieder seine Beine fühlen. Und Elladan und ich hatten Haldir stundenlang auf dem Behandlungstisch liegen und haben alles versucht. Es scheint eben, dass Haldir der erste Elb ist, der so eine schwere Verletzung überhaupt überlebt hat, denn auch Menschen sterben meist daran und der nie wieder wird laufen können. Und genau damit kann er sich nicht abfinden... er weiß nicht, wie er damit umgehen soll und zudem weigert er sich, irgendwen an sich ranzulassen. Ich habe den Eindruck, er blockt nicht nur Elladan ab, sondern er kapselt sich komplett von der Umwelt ab. Er hat einfach... wie soll ich sagen... aufgegeben...", erzählte sie dann etwas holprig und hoffte, sich nicht allzu sehr zu blamieren. Der Fürst war es sicher gewohnt, dass man wohlüberlegt und durchdacht vor ihm sprach.
Doch Elrond machte nicht den Eindruck als störe er sich an der Ausdrucksweise, im Gegenteil, ihm ging es nur um den Inhalt, und Anwyns kleiner Bericht über ihre Vermutung hatte viele nützliche Informationen für ihn enthalten. "Das war sehr aufschlussreich und Eure Schlussfolgerung könnte durchaus richtig sein. Mir ist auch noch kein vergleichbarer Fall untergekommen, daher möchte ich zu den Heilungsaussichten zunächst nichts sagen, aber was das Aufgeben angeht, da könntet Ihr absolut richtig vermutet haben", bestätigte er ihre Vermutung.
"Und kann ich noch irgendetwas für Euch tun?" bot sie erneut ihre Hilfe an.
"Nun, ich würde mich jetzt gerne eine Weile alleine mit Haldir beschäftigen. Aber vielleicht könntet Ihr in der Zeit ab und an mal nach Elladan sehen, ob er auch wirklich gut und tief schläft? Er braucht das jetzt sehr dringend", bat der Elbenherrscher.
"Aber selbstverständlich, das mache ich doch gerne", nickte sie und wollte sich schon zum Gehen wenden.
"Sollte er wach oder unruhig sein, gebt mir bitte Bescheid. Ich möchte nämlich sichergehen, dass er sich auch wirklich etwas ausruht," lächelte der Elb.
Anwyn erwiderte das Lächeln, versprach es und verneigte sich leicht ehe sie sich entfernte und zu Elladans Ruhezimmer begab.
Elrond dagegen atmete erst mal erneut mehrmals tief durch, um seine innere Ruhe und Ausgeglichenheit wiederzufinden. Andererseits war er sich nämlich selber nicht sicher, was er sonst Haldir an den Kopf werfen würde für das, was dieser Galadhrim gerade seinem geliebten Kind antat. Und er wusste eines ganz genau, wenn er jetzt gleich zu barsch mit Haldir umsprang, würde dieser sich garantiert noch mehr abschotten und überhaupt niemanden mehr an sich ranlassen, aber genau darin lag ja gerade die Kunst, nämlich Haldirs Schutzwall etwas einzureißen und zu ihm durchzudringen.
Mit ruhiger, fester Hand öffnete Elrond die Tür und betrat den Raum, in dem Haldir schlief, erneut. Sachte schloss er die Tür wieder und trat, das Notizbuch Elladans noch in der rechten Hand, ans Bett und betrachtete den schwerverletzten Elben nun zum ersten Mal richtig. Haldirs Aussehen ließ ihn einen Teil seines Ärgers vergessen. Der Galadhrim sah nun so aus der Nähe betrachtet noch viel schlimmer aus, als er es sich ausgemalt und vorhin beim ersten Betreten des Zimmers wahrgenommen hatte.
Haldir lag zwischen dicken Kissen, die ihn halb stützen mussten und halb seine Wunden zu entlasten versuchten. Seine Augen waren geschlossen im Heilschlaf und dennoch lagen dunkle Ringe der Erschöpfung unter ihnen, die sich deutlich im blassen Gesicht abzeichneten. Er atmete recht schwer, vielleicht weil böse Träume ihn plagten. Und es hatte den Anschein als läge selbst jetzt, im tiefsten Schlaf, ein schmerzverzerrter Zug auf seinem Antlitz. Elrond seufzte unwillkürlich. Er überlegte, ob er die Decke ein wenig zurückziehen sollte, um sich die Wunden anzuschauen, doch er erinnerte sich daran, was Haldir beinahe wiederfahren wäre. Elladan hatte ihn auch darüber genauestens informiert und der Elbenfürst befürchtete nun, er könnte den Schlaf des Galadhrim auf unangenehme Weise stören, wenn er ihn etwas entblößte.
So setzte er sich zunächst nur ans Bett, strich leicht über Haldirs Unterarm, nahm dessen Hand in die Seine und ließ zwei Finger zum Puls wandern, um diesen zu fühlen. Sofort bemerkte er, wie der Galadhrim anfing sich im Schlaf ein wenig zu bewegen, wie er unruhig wurde. Behutsam legte Elrond den Arm wieder zurück auf die Bettdecke, denn quälen wollte er Haldir keinesfalls.
Der Galdhrim spürte im Schlaf, dass da jemand war, aber dass es nicht Elladan war. Die Bewegungen des jungen Noldo sowie dessen Vorgehensweisen waren ihm so vertraut, dass er sich im Schlaf nicht davon stören ließ. Doch jetzt spürte er plötzlich, dass da jemand anderes war, ein Fremder. Diese Empfindungen drangen in seine Träume vor, ließen ihn unruhig werden und prompt fing der Alptraum, in welchem er wieder hilf- und schutzlos den Uruk-hai ausgeliefert war, seinen Lauf zu nehmen. Wie jedes Mal konnte er nicht entkommen, er wollte weglaufen, doch er spürte seine Beine nicht, er wollte sich befreien, doch konnte er sich ihren Griffen nicht entwinden, er wollte schreien, doch hatte er keine Kraft mehr sich laut zu äußern.
Mit wachsender Besorgnis beobachtete Elrond den Vorgang, den er offenbar allein durch seine Berührung in Haldir ausgelöst hatte, sah wie der blonde Hauptmann sich hilflos versuchte im Bett zu winden, hörte ein jämmerliches Wimmern, das über seine Lippen kam. Er sah keinen anderen Ausweg, als Haldir sanft zu wecken, um dessen Martyrium zu beenden. Behutsam strich er dem Galadhrim über die Stirn. "Sssssch, Haldir... es ist alles in Ordnung", flüsterte er leise. Ihm fiel auf, dass der Alptraum auch Haldirs Fieber wieder steigen ließ, die Stirn des blonden Elb glühte und Schweißperlen standen auf ihr.
Haldir vernahm die sanfte Stimme, die ihn rief und ihm versicherte, es sei alles in Ordnung. Er kannte diese Stimme auch, doch es war nicht Elladans vertraute Stimme. Das sorgte für Beruhigung und Beunruhigung gleichermaßen. Er wusste zwar, dass ihm der Elb, der mit ihm sprach, bekannt sein musste, er konnte ihn nur nicht einordnen. Aber wenn hier ein fremder Elb war, wo war dann Elladan? Und warum verspürte er nun so eine innere Unruhe? Er blinzelte ein wenig. Wenn er in den vergangenen Tagen schlecht geträumt hatte, dann hatte es meist gereicht, dass er ein wenig blinzelte, Elladan geriet in sein Blickfeld und alles war wieder in Ordnung für ihn. Er wusste, dass er in einem warmen Bett lag und gut aufgehoben war. Er hatte Elladan in der letzten Zeit oft vor den Kopf gestoßen und das absichtlich, das wusste er ganz genau. Manchmal hatte er sich sogar tatsächlich gewünscht, Elladan würde ihn für eine Weile in Ruhe lassen, aber nun, wo er wirklich nicht da war, machte ihm diese Tatsache plötzlich doch ziemliche Angst.
Als er nun erneut blinzelte, geriet ein dunkelhaariger Elb in sein Blickfeld. Er wollte schon erleichtert aufatmen, als er bemerkte, dass es nicht Elladan war, sondern Herr Elrond, Fürst von Imladris. Haldir stockte der Atem und er schluckte. Verschiedenste Gefühle erfassten ihn, darunter Panik, ob irgendwas mit Elladan geschehen sei, und vor allem Scham. Er schämte sich vor Elrond, dass er dessen Sohn so schlecht behandelt hatte, obwohl der sich wirklich große Mühe gegeben hatte ihm zu helfen. Und er schämte sich noch vielmehr, dass er hier so nackt, abgesehen von den Verbänden, und hilflos vor dem Elbenherrscher lag. Er wusste zwar, dass dies nicht das erste Mal der Fall war, aber beim letzten Mal war er nicht so schwer verletzt gewesen.
Der blonde Elb schluckte schwer und versuchte sich zu räuspern, als er nun endlich durch ein weiteres Blinzeln seinen Blick soweit geklärt hatte, dass er Elrond ansehen konnte. Doch all diese vielen tausend Gefühlsregungen die ihn in diesen wenigen Momenten durchströmt hatten, ließen sich nicht auf seinem Gesicht erkennen. Seine Züge lagen nach wie vor leicht schmerzverzerrt da und es hatte noch immer den Anschein, als beschäftige sich Haldir nicht wirklich mit seiner Umwelt. Er hatte sich in der letzten Zeit viel abgeschottet und sich tief in sich selbst zurückgezogen um sich nur mit seinen Gedanken, Gefühlen, Hoffnungen, Ängsten und seiner Verzweiflung zu beschäftigen. Jeden anderen oder jede Ablenkung, auch gutgemeinte Worte hatte er nur als Störung empfunden. Umso mehr überraschte ihn nun selbst die Tatsache, dass ihm Elladans Abwesenheit, die er doch eigentlich so herbeigesehnt hatte, nun Unbehagen bereitete.
"Mae govannen... Herr Elrond...", brachte er leise und heiser hervor. Er erschrak ein wenig vor seiner Stimme, wie so oft in den letzten Tagen. Er benutzte sie selten, denn das Sprechen strengte ihn meist zu sehr an. Kam es doch mal vor, so waren es meist harte Worte, die er gegen seinen einstigen Geliebten richtete.
"Mae govannen, Haldir", erwiderte der Elbenfürst freundlich und er berichtete ruhig, dass er zufällig vorbeigekommen sei und dass Elladan ihn bereits über seine Verletzungen unterrichtet habe. Haldir nahm all das mit einem leichten Nicken zur Kenntnis.
"Darf ich Euch einmal untersuchen? Ich würde mir gern selber ein Bild der Lage machen. Ihr scheint mir sehr verzweifelt und hoffnungslos. Doch vielleicht ist nicht alles vergebens", bat Elrond freundlich.
Haldir zuckte darauf bloß die Schultern und wirkte desinteressiert. "Meinetwegen... was soll das denn alles noch?" gab er lapidar zur Antwort und bemühte sich den Kopf nicht sofort wieder zum Fenster wegzudrehen, wie er es immer bei Elladan tat, um ihn nicht ansehen zu müssen.
Elrond war nur wenig überrascht über diese Reaktion. Er zog ein wenig die Decke zurück und als seine Hände, die bandagierte Brust berührten, sich langsam darüber tasteten, ein Stück unverbundenen Körper fanden, dann ganz besonders behutsam zum Bauch glitten, fühlte er es ganz deutlich: Haldir hatte aufgegeben. Er kämpfte nicht mehr um seine Genesung, denn für ihn war sein Schicksal schon besiegelt. Ihm fehlte jegliche Kraft dazu und das bisschen an Energie, was ihm verblieben war, schien er nur noch dafür zu nutzen, möglichst alle Leute von sich zu stoßen.
Elrond staunte, dass Elladan dem so lange standgehalten hatte. Einem Patienten zu helfen, der sich nicht helfen lassen wollte, der auch nicht selbständig an seiner Genesung mitarbeitete, war ein hartes Stück Arbeit. Er bewunderte seinen Sohn im Stillen und darüber hinaus war ihm nun auch klar, warum Elladan so ausgezehrt und erschöpft war. Er untersuchte Hadir vorsichtig weiter, immer darauf bedacht, ihm möglichst wenig Unannehmlichkeiten zu bereiten. Das war gar nicht so einfach, denn der Galadhrim hatte ganz offensichtlich große Schmerzen und bei genauem Hinsehen, erkannte Elrond, dass der Verband der Bauchwunde bereits wieder durchnässte und besser gewechselt werden müsste. "Haldir, ich lege Euch einen neuen Verband an, ja? Habt keine Furcht, ich werde mir große Mühe geben, um genauso behutsam vorzugehen, wie mein Sohn es zu tun pflegt", erklärte er mit einem Augenzwinkern. Haldir nickte nur und wusste gar nicht wie er am besten verbergen konnte, wie unangenehm ihm das war und wie elend er sich nun erst recht fühlte.
Der Elbenfürst hatte sich rasch einen Überblick über das Tischchen mit den Heilutensilien verschafft und alle benötigten Dinge inzwischen gefunden. Ihm entging trotz seiner geschäftigen Vorbereitungen nicht, dass der blonde Elb auf einmal sehr angestrengt atmete. "Ist es ungenehm, dass ich Euch jetzt behandle?" erkundigte sich Elrond. "Ich dachte, es wäre euch vielleicht ein Erleichterung oder zumindest eine angenehme Abwechslung, da Ihr Elladans Behandlungen derzeit ja scheinbar nicht besonders zu mögen scheint", stellte er nüchtern fest.
"Hat er Euch das schon brühwarm erzählt?" fragte Haldir eher genervt.
"Nun, wir hatten bereits eine kleine Unterredung. Sie diente natürlich auch dem Zweck, dass ich alles über Euren gesundheitlichen Zustand erfahre, damit ich Euch vielleicht doch noch helfen kann."
"Mir kann absolut keiner mehr helfen. Also macht Euch bitte keine Mühe und verschwendet keine Zeit. Wir befinden uns im Krieg und Mittelerde steht am Rande der vollkommenen Vernichtung", erwiderte Haldir mühsam. "Ihr habt gewiss wichtigere Aufgaben zu erledigen!"
"Das mag sein, aber Ihr vergesst, dass ich nicht nur der Herrscher eines Elbenreiches sondern überdies auch ein liebender Vater bin, der es nicht ertragen könnte ein Kind zu verlieren", fuhr Elrond ruhig fort und beobachtete die Wirkung dieser Worte auf den Galadhrim.
Haldir schluckte, denn er fürchtete, dass er nun eine vorwurfsvolle Strafpredigt zu hören bekäme, dass Elladan seinen Vater einfach nur zu Hilfe geholt hatte, um irgendwas zu erreichen, was entweder vergeblich und unerreichbar war, oder im schlimmeren Fall, irgendwelche neuen Hoffnungen in ihm weckten, die dann letzten Endes doch nur enttäuscht würden. Also wollte er sich darauf auch eigentlich gar nicht erst einlassen. Er war dabei, sich auf seine Art und Weise mit seiner Verletzung und deren schwerwiegenden Folgen abzufinden und wollte dabei nicht gestört werden. "Elladan hat mich wie ein dummes Kind behandelt. Er hat mich belogen, indem er mir verschwieg wie schwer meine Verletzungen wirklich waren und mir sogar noch einzureden versuchte, dass alles wieder gut werden würde, obwohl er schon damals wusste, dass es nie wieder so früher werden würde", rechtfertigte sich der Galadhrim und seine Stimme klang, trotzdem sie schwach und heiser war, zornig und anklagend.
"Glaubt Ihr das wirklich? Glaubt Ihr gerade Eure eigenen Worte? Dass Elladan Euch etwas verschweigen wollte, um Euch zu ärgern? Dass es ihm Spaß machte Euch anzulügen? Haldir, Ihr seid ein Hauptmann der Galadhrim, Ihr habt einen messerscharfen Verstand und agiert sonst nur von Logik und sinnvoller Abwägung und brillanter Analyse geleitet. Warum seht Ihr ausgerechnet nun nicht, dass Elladan Euch nur zu helfen versuchte? Mein Junge liebt Euch, mehr als alles andere auf dieser Welt. Er fürchtete nur eines, Euch zu verlieren. Und als er Euch gefunden und in die Burg zurückgebracht hatte, da wurde diese Angst um ein vielfaches verstärkt, denn er sah das ganze Ausmaß Eurer Verletzungen und musste fürchten, Euch sofort wieder an Mandos zu verlieren. Doch ihr habt beide zusammen tapfer gekämpft. Er sah wie geschwächt Ihr wart, wie schwer die Verletzungen Euch zusetzten. Ist Euch nicht ein einziges Mal auch nur der Funke eines Gedankens gekommen, dass er Euch schonen wollte? Dass er fürchtete, dass Ihr die Wahrheit nicht ertragt und nicht damit umgehen könntet, dass Ihr schwinden würdet sobald Ihr sie erfahrt und er Euch dann letztendlich doch verloren hätte?" sagte Elrond sehr ernst, während er Haldirs Bauchverband aufschnitt und entfernte.
Der Galdhrim wagte es einen Moment zu seinem nackten Bauch zu schielen und schluckte erneut, als er nun zum ersten Mal wirklich diese Verletzung sah. Ein großer roter Hof hatte sich darum gebildet, die Haut um die Wunde nässte bereits ebenfalls und die Wunde selber schien zu eitern. Jedenfalls wusste er nun warum er so fürchterliche Schmerzen hatte, die nicht besser werden wollten. Die Worte, die Elrond sprach, hatte ihm Elladan schon unzählige Male als Erklärung geliefert, ja sogar Anwyn, Elrohir und sein eigener Bruder Orophin hatten versucht Haldir dies immer wieder erfolglos beizubringen. Meist hatte er ihnen nicht einmal mehr zugehört. Doch nun, da er diese Worte ebenfalls aus dem Mund des weisen alten Elbenfürsten hörte, fing er an sie in seinem Herzen zu bewegen.
"Elladan liebt Euch so sehr, er tut alles für Euch. Ich muss sagen, ich bin erstaunt und beeindruckt, was er Euch hier für ein gutes und bestens ausgestattetes Krankenzimmer eingerichtet hat. Und was ich so gehört habe, er schläft kaum, macht fast niemals eine Pause und lässt sich auch nicht ablösen, um immer in Eurer Nähe zu sein und Euch den ganzen Tag und die ganze Nacht betreuen zu können. Meint Ihr nicht, dass das ein wenig Dank und Anerkennung verdient. Doch davon scheint Ihr in der letzten Zeit nicht viel übrig gehabt zu haben für mein armes Kind. Habt Ihr ihn in den letzten Tagen überhaupt mal richtig angesehen?" fuhr Elrond mit seiner kleinen Rede fort. Er hatte erst gefürchtet, dass er dem verletzten Elben gegenüber nicht so anklagend würde sprechen können. Doch nun, da er einmal begonnen hatte, flossen ihm die Worte nur so über die Lippen.
"Na ja... nicht so richtig", gab Haldir etwas kleinlaut zu, da er auch ganz überrascht war, dass Elrond ihn nicht als den schwerstverletzten Elben behandelte, der er war. So hielten es ja alle anderen, auch wenn Anwyn und besonders Orophin ihm gegenüber schon mal einen strengeren Tonfall angeschlagen hatten, so waren sie doch noch immer gemäßigt gewesen. Er war es schon fast gar nicht mehr gewohnt, mit solchen Vorwürfen überschüttet zu werden. Eine kleine leise Stimme in seinem Hinterkopf erwachte jedoch und sagte ihm, dass diese Vorwürfe allerdings durchaus berechtigt waren. Doch noch wollte Haldir diese Stimme nicht hören und brachte sie wieder zum Schweigen.
"Nicht richtig? Ich glaube Ihr habt den Jungen überhaupt nicht mehr angesehen! Sonst wäre Euch aufgefallen, wie blass er geworden ist und dass er rapide an Gewicht verloren hat. Bei allen Valar, mein Sohn ist nur noch Haut und Knochen und sieht nun genauso elend aus, wie Ihr damals, als Ihr wegen gebrochenem Herzen schwandet. Ist Euch das wirklich nicht aufgefallen?" sprach Elrond weiter und begann den Bauch mit einer Kräutertinktur zu reinigen und einzureiben. Haldir zuckte zusammen, weil es so brannte und die Bewegungen ihm heiße Schmerzen durch den Körper jagten. Gleichzeitig erwachte aber eine andere trotzige Stimme in ihm.
"Ich versuche doch alles damit er nicht schwindet", murmelte er.
"Ach ja? Und wie sehen Eure Bemühungen dazu aus?" erkundigte sich Elrond misstrauisch.
"Was glaubt Ihr, warum ich ihn nicht an mich ranlasse. Ich weiß, dass ich keine Chance mehr auf Heilung habe. Die Verletzungen sind eben zu stark. Und wenn ich meinen Bauch gerade betrachte und den Schmerz in ihm fühle, will ich meine Rückenverletzung gar nicht erst sehen. Ich werde daran zugrunde gehen, das ist ja wohl offensichtlich – nein unterbrecht mich jetzt nicht – und Elladan soll sich von mir abwenden. Wenn er das jetzt tut, dann hat er immer noch die Chance es zu überstehen, wenn ich eben doch in Mandos Hallen gehen muss", argumentierte Haldir.
Elrond staunte erneut und hielt in der Wundbehandlung inne. "Ihr... Ihr seid tatsächlich so überzeugt, von der Ausweglosigkeit Eurer Situation, dass Ihr mein Kind verstoßt, weil Ihr glaubt, dass es sich dann einem anderen zuwenden könnte, um zu überleben?" wiederholte er. Haldir nickte daraufhin nur schwach.
"Bei allen Valar, das... Haldir, Ihr seid da doppelt auf dem Holzwege. Zum einen werdet Ihr gewiss wieder gesund werden. Was Eure Rückenverletzung angeht, darum werde ich mich nun ebenfalls kümmern, wenn Ihr erlaubt, aber das wird wieder. Und das zweite... Elladan würde sich NIEMALS von Euch abwenden. Er würde Euch erst aufgeben, wenn Ihr Mandos' Hallen betreten habt und selbst dann nicht, denn er würde Euch folgen...", erklärte Elrond mit belegter Stimme. Behutsam versorgte er die Bauchwunde und legte einen neuen Verband an. Haldir biss die Zähne zusammen, so heftig waren die Schmerzen und der lindernde Tee hatte bereits seine Wirkung verloren. Doch er wollte sich nichts anmerken lassen und verkniff sich sogar tapfer jede Träne. Er sann über Elronds Worte nach, immerhin war dieser Elb der Vater Elladans. Er kannte den jüngeren Noldo so gut wie sicher fast sonst niemand auf Arda. Hatte er vielleicht doch Recht?
"Die Rückenverletzung sehe ich mir morgen früh an. Ich möchte Euch nicht weiter so anstrengen. Ihr solltet schlafen und ausruhen", sagte Elrond milde, während er Haldir wieder zudeckte. "Ich denke, es ist auch alles gesagt. Ich habe nur zwei Bitten: denkt über meine Worte nach und bitte, nehmt mir nicht noch ein Kind", flüsterte er leise.
"NOCH ein Kind?" fragte Haldir nun verdutzt nach.
"Arwen... sie hat... sie gab ihre Unsterblichkeit auf um auf einen gemeinsamen Lebensweg mit Aragorn zu hoffen... doch sie schwindet nun und liegt im Sterben...", berichtete Elrond.
"Das... das... bei allen Valar... das wusste ich nicht... das tut mir so leid...", murmelte Haldir bestürzt und konnte kaum glauben, was er soeben gehört hatte.
"Danke, doch beschwert Euch jetzt nicht mit meinen Sorgen um meine Tochter. Für sie könnt Ihr nichts mehr tun. Doch vielleicht noch für jemand anderen hier?" sagte Elrond und es fiel ihm schwer so kurz angebunden zu sprechen. "Ich denke, für heute ist alles gesagt. Angenehme Nachtruhe."
Damit verließ der Elbenfürst das kleine Gemach um nach draußen zu gehen. Es verlangte ihn nach der angenehmen Kühle der Nachtluft, denn er hatte plötzlich das Gefühl in diesen Mauern erdrückt zu werden. Die Erinnerungen an seine geliebte Tochter hatten ihn wieder aufgewühlt und er war froh, als er einen stillen Platz vor dem Palast gefunden hatte, wo er einen Moment allein sein konnte. Die Nacht war hereingebrochen und die Elben hielten sich alle drinnen auf. Die Menschen, sollten welche draußen herumwandern, konnten nicht so gut im Dunkeln sehen, so fühlte er sich nicht so beobachtet, sollten ihm nun doch gleich ein paar Tränen über die Wangen fließen.
Haldir lag derweil wach in seinem Bett. Die Schmerzen ließen ihn nicht zur Ruhe kommen und es verlangte ihn nach einem lindernden Mittel. Elrond hatte ihm keines gegeben, vermutlich weil der erforderliche Abstand zwischen zwei Arzneigaben, den Elladan peinlich genau einhielt, noch nicht um war. Er dachte über das Gespräch mit Elrond nach und bewegte die Worte des alten Noldo in seinem Herzen. Zum ersten Mal seit er verletzt erwacht war, dachte er wirklich über alles nach, auch wenn ihm die Schmerzen das Denken nicht gerade erleichterten. Ihm wurde bewusst, dass er sich die ganze Zeit über nur dagegen gewehrt hatte, Elladan an sich heran zu lassen. Dass er Elladan sehr wohl hatte bestrafen wollen und schließlich in so tiefes Selbstmitleid versunken war, dass er es wirklich als praktisch empfunden hatte, sich gegenüber dem jungen Noldo ekelhaft zu benehmen, um es ihm zu erleichtern, sich von ihm zu trennen. Eine erneute Schmerzwelle flutete durch seinen Bauch und schoß dann in den Rücken, als er einen Arm bewegte, um die Bettdecke höher zu ziehen.
Elladan erwachte inzwischen im kleinen Nebenzimmer. Er war etwas orientierungslos, dann aber sah er Anwyn, die auf einem Schemel offenbar ebenfalls eingenickt war. Er räkelte sich etwas und da er seinen Vater nirgends entdecken konnte, beschloss er hinüber zu Haldir zu gehen und einmal nach dem Rechten zu sehen. Schon beim Aufstehen schwindelte ihm etwas, doch das gab sich rasch wieder. Lautlos schlich er aus dem Raum über den Korridor und hinein in Haldirs kleines Gemach.
Die dicke Kerze auf dem Nachttisch brannte noch immer. Elladan ließ sie stets die ganze Nacht brennen, damit Haldir sich immer sofort orientieren konnte, sollte er einen Alptraum haben und panisch erwachen. Er war überrascht, den Galadhrim allein im Zimmer vorzufinden. "Haldir... du bist ja noch wach! Kannst du nicht schlafen?" fragte er freundlich, ja zärtlich sogar, wie immer.
Haldir war so froh Elladan zu sehen, dass sein Herz einen kleinen Hüpfer tat. Denn zum ersten Mal seit langer Zeit bemerkte er wieder, wie liebevoll sein Partner mit ihm sprach. Wie fürsorglich er sich um ihn zu kümmern versuchte und wie besorgt er war. Und nun, wo er den jungen Noldo so im Kerzenschein dort stehen sah, fiel ihm auf, was Elrond zuvor gesagt hatte. Er sah wie dünn Elladan geworden war. Seine Arme waren abgemagert, die Wangenknochen standen zu deutlich hervor, ja sogar die Schulterknochen zeichneten sich unter der leichten Tunika ab. Sein schwarzes Haar hing glanzlos und verstrubbt an ihm herunter, nur halbherzig zu einem Pferdeschwanz gebunden. Dem blonden Elben wurde beinahe schlecht. Denn in Sekundenbruchteilen kam die Erinnerung zurück, wie er sich damals gefühlt hatte, als das Schwinden ihn im Griff gehabt hatte. Welchen Qualen hatte er seinen Liebsten ausgesetzt? Was hatte er nur angerichtet? Er musste ihm zeigen, dass er es nicht so gemeint hatte... nein, dass er es wieder gut machen wollte.
"Nein, ich konnte nicht schlafen. Ich habe solche Schmerzen. Aber... ich freue mich dich zu sehen...", brachte er leise und scheu heraus, in der Hoffnung, dass dies schon mal ein guter Anfang sei. Und tatsächlich, Elladan registrierte verwundert, dass Haldir ihn mit freundlicher Stimme angesprochen hatte. Er wandte sich ihm zu: "Warte, ich gebe dir sofort was, gegen die Schmerzen. Du sollst nicht leiden müssen, mein Schatz!"
Elladan trat zu dem Tisch mit den Arzneien und wollte nach einem Fläschchen greifen, doch auf einmal erfasste ihn erneut Schwindel. Das Zimmer fing an sich um ihn zu drehen und noch ehe er wusste wie ihm geschah, tanzten bunte Lichter vor seinen Augen und dann wurde alles schwarz um ihn.
Der blonde Elb im Bett traute seinen Augen nicht. "Elladan? Was ist los? Ist dir nicht gut?" rief er aufgeregt, als er sah, wie sein Geliebter ins Taumeln geriet und wankte. Dann drehte sich ihm fast der Magen um, als Elladan mit einem dumpfen Knall auf dem Boden aufschlug. Klirrend zersprang das Glasfläschchen in seiner Hand in tausend Scherben.
"ELLADAN! ELLADAN! Sag doch bitte was!" flehte der Galadhrim vom Bett aus. Sein Puls raste, seine Atmung beschleunigte sich. Hilflosigkeit überkam ihn, was sollte er tun? Er war ganz allein im Zimmer. Doch er fühlte sich so einsam, als sei er plötzlich ganz allein auf der ganzen Welt.
Er warf die Decke beiseite, Schmerzen flammten auf, doch er ignorierte sie. "Bitte nein... ihr Valar... das kann nicht wahr sein. Das darf einfach nicht wahr sein... ich hab es doch nicht so gemeint... das wollte ich nicht... Elladan verzeih mir... das wollte ich nicht...", jammerte er, und mit dem Weinen in der Kehle rollte er sich irgendwie über die Bettkante, setzte sich auf und schaffte es, halbwegs weich auf dem Boden zu landen. Die brüllenden Schmerzen in seinem Körper weiter ignorierend kroch er mit tränenüberströmtem Gesicht zu seinem Geliebten.
"Elladan sag doch was... was ist denn los mit dir?" flehte er und rüttelte den leblosen Körper leicht. Doch er erhielt keine Antwort. Tränen flossen in Strömen über seine Wangen. "Elladan... verzeih mir... ich liebe dich doch...", schluchzte er und wusste kaum was er tun sollte. Er konnte doch nur am Boden rumkriechen, aber Elladan brauchte Hilfe. Die Tür geriet in sein Blickfeld. Sie war seine Rettung. Er musste sie erreichen, irgendwie. Er spürte nicht, dass er durch die Scherben rutschte, sich Schnittwunden zuzog, für ihn galt es nur die Tür zu erreichen. Unter einer unglaublichen Kraftanstrengung, die ihm das Letzte abverlangte, zog er sich an der Klinke hoch und die Tür sprang dabei ein Stückchen auf.
"HILFE! OROPHIN!" brüllte er mit letzter Kraft so laut er konnte. "ANWYN!" Er schob sich ein Stück zurück, so dass er Elladan wieder berühren konnte. "Bitte stirb nicht, Liebling... ich hole Hilfe für uns...", flüsterte er dem Noldo weinend zu, obwohl der ihn nicht hören konnte. Noch einmal schrie er verzweifelt um Hilfe, dann wurde auch um ihn herum alles dunkel.
Lady-of-Gondor: Freut mich, dass dir die Szene zwischen Vater und Sohn gefiel! Davon gabs ja hier gleich noch etwas mehr. Ich hoffe, das gefiel dir auch! Ui, schon wieder hab ich wen zum weinen gebracht:verlegen guckt:
Galu: Ich hoffe, dass ging dir schnell genug, Süße mit dem Posten:zwinker: Hab mir echt Mühe gegeben und etwas länger ist es auch geworden! Wie du siehst, habe ich auch Elrond extra mit Haldir allein gelassen und ich denke unser Galadhrim ist nun etwas geläutert. Nun... hoffen wir nur mal, dass die Einsicht bei ihm nicht zu spät kam... :räusper:
Stern:Taschentuch reicht: Noch jemand der weinen muss. Ich bin ja schon ganz gerührt, dass ich euch so bewege mit meiner kleinen Story. Ich arbeite wirklich hart daran dem Happy End näher zu kommen... aber irgendwie entfernt sich das nun vielleicht auch wieder? Oder:grübel: Hm, mal schauen, was man da noch machen kann.
Little Lion: Na, hat der Elrond nicht feine Worte gefunden, um unseren Galadhrim wachzurütteln. Hattest ja schon ganz recht vermutet, dass war für Haldir erst mal eine harte Nuss dem Noldofürsten so ausgeliefert gegenüber zu liegen.
Ithiliell: Ääähmm... ich fürchte, ich habe deine Hoffnung etwas enttäuscht, was einen weiteren positiven Verlauf angeht, oder:sich schon mal duckt:
Riwen: Hab mir wirklich Mühe gegeben, schnell upzudaten:ggg: Nun ist nur noch die Frage offen, wem Elrond jetzt dringender helfen muss, da sich hier scheinbar gerade neues Unheil zusammenbraut:zwinker:
Eryndis: Du hast vollkommen recht, gerade Haldir sollte besser wissen, wie man sich fühlt, wenn das Schwinden von einem Besitz ergriffen hat. Und es ist ihm ja den Valar sei Dank gerade noch eingefallen. Aber ob es noch reicht?
Vielen, vielen lieben Dank auch für dein tolles Lob. Das baut echt riesig auf und geht runter wie Öl!
Nichan: Hihi, ich wiederhole mich sicher, wenn ich weiterhin sage: Hoffnung nicht aufgeben, gelle:zwinker:
Shelley: Allet wird jut? Na, schön wär's! Aber doch nicht bei mir Süße:ggg: Kennst mich doch:fg: Ich quäle meine Elben auch nur zu gerne! Und der Elrond soll ja auch nicht arbeitslos sein, sonst langweilt er sich am Ende noch in dieser bedrückenden Menschenfestung:zwinker:
Fireth: Na ja, die Ärmel hat der Elrond hochgekrempelt, seines Waltes hat er auf geamtet:zwinker: Aber irgendwas anderes läuft glaube ich gerade mal wieder gewaltig daneben. Wird Elrond denn überhaupt noch wieder auffangen können, was vielleicht schon viel zu weit fortgeschritten ist?
So, Ihr Lieben! Das war es für heute! Ich würde mich wie immer wahnsinnig über ein kleines Feedback freuen! Das ist wirklich der schönste Lohn, den ihr mir geben könnt! Ich werde mich auch mit dem Weiterschreiben beeilen und inzwischen mich vielleicht in sicherer Deckung verschanzen, vor eventuellen Flüchen, Wurfgeschossen oder ähnlichem, was mein kleiner Cliffie so ausgelöst haben könnte:zwinker: Also, bis bald!
12
