Ja, ich weiß, ich habe sehr lange gebraucht für dieses 2. Kapitel, aber jetzt habe ich es doch endlich geschafft, es fertig zu stellen. Ich hoffe, ihr seid mir nicht allzu böse. Vielleicht ist es eine kleine Entschädigung, dass der Epilog nur noch ein, zwei Tage auf sich warten lassen wird, weil ich in nochmal überarbeiten muss...
Grüße, Andra
Disclaimer: Mir gehört wieder mal nichts, nur die Story, alles andere gehört Rowling. (Die Namen Olive und Chepheus sind von cennet übernommen)
Widmung: Dieses Kapitel ist meinem lieben Rettman-Cookie Gwen gewidmet! Nochmals alles, alles Gute zum Geburtstag, liebes Gwen! (Und Danke für dein Beta-Lesen ;))
2. Kapitel
Ich hastete schnellen Schrittes die Treppe hinunter und hielt den Blick starr nach vorne gerichtet. Keines Falles wollte ich die abgetrennten Hauselfenköpfe auf den Stufen sehen.
Ich fragte mich jedes Mal, auch jetzt noch, wenn ich an ihnen vorbeieilte, was meine Mutter nur zu dieser Tat veranlasst hat. Es ist schmachvoll für diese Kreaturen, selbst wenn sie uns unterlegen sind. Inzwischen weiß ich natürlich, zu was sie alles fähig ist, doch in meiner Jugend sah ich ihre boshaften Seiten nicht. Oder wollte sie nicht sehen.
Ich hörte schon die Stimmen meiner Verwandten aus dem Esszimmer und beeilte mich noch ein wenig mehr. Lautlos drückte ich die schwere Türklinge herunter und die Türe schwang mühelos auf. Ich stand ein paar Meter von dem großen Esstisch entfernt und hatte eine gute Sicht auf das Geschehen. Doch anscheinend war Onkel Alphard der einzige, der mich überhaupt bemerkte. Alle übrigen Geister waren in den Bann einer hitzigen Wortfechterei gezogen.
Es war nicht unbedingt schwer die beiden Hauptstreithähne ausfindig zu machen, denn die zwei saßen sich in der Mitte der Tafel genau gegenüber. Bild und Spiegelbild.
Wäre Luft nur um einen Hauch entzündbarer, hätte ich geschworen, sie würde im nächsten Moment Feuer fangen unter den vernichtenden Blicken, die zwischen den beiden ausgetauscht wurden.
„Ach ja, und was bitte schön soll so schlimm daran sein ein Baby zu bekommen?", fauchte Sirius in eben diesem Moment.
„Liebster Cousin, du hast die Lage anscheinend wieder einmal völlig verkannt. Es geht nicht im Geringsten darum, dass Andromeda ein Kind erwartet, sondern was für ein Kind sie erwartet.", antwortete Bellatrix in einem entgegen ihrer blitzenden Augen gelassenen Tonfall.
„Pass auf was du sagst, Cousine!", erzürnte sich Sirius umso mehr. „Was denkst du ist an dem Kind anders als an jedem anderen, reinblütigen Kind!" Seine Augen schienen Funken zu sprühen.
„Die Reinblütigkeit?", erwiderte Bellatrix spöttisch und gestattete sich ein verhaltenes Zucken der Mundwinkel.
Nicht nur ich wandte den Kopf zu Sirius, als er plötzlich aufsprang und seinen Zauberstab zog. „Das Blut von diesem Kind wird auch nicht schlechter sein als euer aller! Ihr verfluchtes Pack von fanatischen Reinblütern seid um keinen Deut besser, nur weil ihr sagen könnt, dass ihr mit allen euch bekannten Zauberern, die von höherem Stand sind, verwandt seid! Was macht euer Reinblut schon aus euch? Ihr seid auch nur Menschen, die sich etwas auf ihre jahrhundertlange Inzucht einbilden!", fauchte Sirius und ich konnte seinen rasenden Zorn förmlich schmecken.
Ich traute mich kaum zu atmen. Die Luft schien zum Zerreißen gespannt und sogar Regulus' Semmelschneiden war verstummt.
Im Nachhinein kommt es mir seltsam vor, dass keiner eingriff. Meine Mutter saß mit am Tisch und verfolgte das Geschehen mit hochgezogenen Augenbrauen, während Tante Olive ihre Empörung über das unerhörte und für einen Black unverzeihliche Verhalten ihres Sohnes schon seit einiger Zeit nicht mehr zurückhalten konnte. Alphard dagegen erfreute sich gelassen in einem der schweren Sessel sitzend und ein Buch auf dem Schoß haltend an dem ihm bietenden Spektakel.
Olive's Gatte dagegen war, sofern mich mein Gedächtnis nicht trügt, zu diesem Zeitpunkt geschäftlich unterwegs. Ein ewiges Ärgernis Olives.
Und dann geschah das für diesen schwülen Sommertag Unentrinnbare.
Wie in der Zeitlupe erfasste ich, wie Sirius den Zauberstab hob. Seine ganze Wut und Abscheu aufbringend bellte er den ersten Fluch, der ihm in den Sinn kam.
„Stupor!"
Ich sah Sirius verzerrte Miene, Bellatrix überraschtes Augenblinzeln und hörte Regulus erschrocken einatmen, als der geballte Fluch Bellatrix Brust traf und sie nach hinten schleuderte.
Ihr Körper wurde gegen die Wand geworfen und sie rutschte langsam daran herunter. Bewegungslos blieb sie in sich zusammengesunken am Boden sitzen und über ihr zierte eine dünne Blutspur die cremefarbene Tapete.
Ich war wie gelähmt und stand noch immer an der Tür, während Onkel Alphard, geschmeidiger als ich es für möglich gehalten hätte, aus seinem Sessel hochsprang um zu der anscheinend Bewusstlosen zu eilen. Meine Mutter schrie spitz auf und Tante Olive, die gerade im Begriff war, zu der Verwundeten zu laufen, musste sie stützen, als ihre zitternden Beine unter ihr nachgaben.
Doch Sirius Reaktion war die überraschenste. Mit einem Satz war er auf dem Tisch und schon wieder auf der anderen Seite herunter, bevor überhaupt jemand es bemerkte, und stürzte zu seiner Cousine. Er kniete sich vor sie und nahm mit einer Behutsamkeit, die ich ihm niemals im Leben zugetraut hätte, ihre Hand in die seine. Er hatte erstaunlich große Hände im Gegensatz zu ihr. Beide waren sie feingliedrig, doch Sirius waren um einiges kräftiger. Er schob ihren Umhang beiseite und fühlte nach ihrem Puls, während er sie mit einem Feuer in den Augen betrachtete, das ich für ein Gemisch aus Aufregung, Panik und Faszination hielt. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihr Herzschlag noch vorhanden war, strich er ihr vorsichtig die Haare aus dem Gesicht und hob sie ein wenig von der Wand weg, um die Wunde am Hinterkopf zu begutachten, doch er wurde unsanft von Tante Olive zur Seite gestoßen. Sie nahm sich Bellatrix an und winkte meine Mutter zu sich, die auf wackligen Beinen zu ihr gestakst kam.
Sirius und ich beobachteten aus ganz verschiedenen Gründen, wie Mutter die vielen schwarz gelockten Haare ihrer Tochter beiseite schob und sich schließlich mit zitternder Stimme vernehmen ließ: „Alphard, bitte... Da muss ein ausgebildeter Heiler ran, ich will nichts falsch machen."
Sirius war schon im Begriff, sie selbst aufzuheben und nicht erst auf die Hilfe seines Onkels zu warten, als seine Mutter ihn zornfunkelnd anfuhr: „Lass sie liegen, Junge! Siehst du eigentlich was du angerichtet hast! Wie kannst du es wagen, den Zauberstab gegen ein ehrenhaftes Familienmitglied zu richten!" Sirius blickte ihr nicht weniger aufgebracht in die Augen. „Also wäre es in Ordnung, wenn ich Andromeda oder jemand anderen vom Familienstammbaum gepusteten angreife! Ja? GUT! SCHÖN! Da sieht man mal, wie weit ihr geht nur um euer verfluchtes Reinblut zu schützen!"
Er wandte den Kopf ab und versuchte einen Blick auf Bellatrix zu erhaschen, die jedoch vom Rücken meiner Mutter, beabsichtigt oder unbeabsichtigt, verdeckt war.
Alphard hob Bellatrix jedoch in diesem Moment behutsam auf und trug sie zu einem der beiden Sessel, auf dem er eben noch gesessen hatte. Ihre schwerlidrigen Augen flackerten kurz und fielen dann wieder zu. Den Himbeermund leicht geöffnet, einen feinen Blutspritzer auf der weißen Wange und die Haare ihr Gesicht einrahmend hätte man sie beinahe für tot halten können, wenn sich nicht ihre Brust beständig gehoben und gesenkt hätte.
Sie sah tödlich schön aus.
Eine reine und absolut perfekte Schönheit, die nicht nur mich völlig verzauberte. Sirius Augen hingen an ihr und er sah nicht so aus, als hätte er die aufgebrachte Drohung seiner Mutter, sie sei noch lange nicht mit ihm fertig, überhaupt wahrgenommen. Er hastete zu den beiden und half Alphard Bellatrix sorgfältig zwischen die Kissen zu betten.
Während dieser ganzen Aufregung war mich gar nicht aufgefallen, dass ich mich immer noch an der Tür befand und so ging ich rasch zum Tisch hinüber und ließ mich neben meiner Mutter nieder. Sie atmete langsam und hatte die Finger gegen die Nasenwurzel gepresst. Ich merkte, wie ein Gefühl in mir hochkroch, das ich so selten empfand, dass man es als nie hätte bezeichnen können. Es war Neid. Wenn ich so verletzt gewesen wäre, hätte sie höchstens einmal kurz aufgesehen um zu beurteilen, ob ich alleine wieder hochkomme oder ob sie doch einen ihrer Angestellten schicken sollte, mir zu helfen. Natürlich wusste ich, mit welchen Gaben meine Schwester ausgezeichnet war und deshalb für die Familie Black ein Segen, und doch konnte ich es nicht verhindern, dass beklemmende Bitterkeit in mir aufstieg. Ich sah die Erschöpfung einer Mutter, die gerade Höllenqualen durchlebt hatte, weil sie dachte, sie käme zu spät, um ihren geliebten Sprössling zu retten und ich wusste, dass sie diesen Ausdruck nie meinetwegen aufsetzten würde.
Schnell schluckte ich meine Verbitterung hinunter und setzte eine undurchdringliche Miene auf, als meine Mutter den Kopf hob. Um meine wahren Gefühle zu zeigen war ich zu stolz. Und so sollte es immer bleiben.
