Titel: Quit livin' on dreams.
Autor: MadKittens
Fandom: Weiß Kreuz
Teil: 3 von ?
Rating: PG-14
Warnings: angst, gewalt, dark, depri, sap ... etc. XD more coming soon überlegz
Pairring: Schuldig x Ran
Autoren: Mastermind-the-guilty-one und Member-of-Weiss
Disclaimer: Die Charas gehören blöderweise immernoch nicht uns und wir verdienen auch kein Geld damit, obwohl wirs gut gebrauchen könnten... nick nick Wir leihen sie nur und sind ein wenig gemein zu ihnen.
Kommentare der Autoren:
Member: nun... NOCH ist es harmlos... aber die Aufwärmphase hat begonnen... seid also lieb zu uns und wartet ab XD es wird noch dicke kommen.
Mastermind: Tja... Ich glaube ich muss mich bei der Leserschaft entschuldigen. Eigentlich sollte Level 3 schon letzten Montag on gehen, aber ich habs nicht rechtzeitig geschafft meinen Part zu schreiben und war dann gezwungenermaßen eine Woche lang fern von meinem Rechner und dem Internet, habe mir aber stattdessen einen tollen Sonnenbrand im Osten geholt... Aber jetzt kann ich sagen: Blue and Member proudly present: Level 3


Quit livin' on dreams...

Level 3 - Jiyuu

Stumm betrachte ich das dunkle Farbenspiel der Wolken am Himmel, beobachte wie dessen Tränen gegen mein Fenster klatschen, in wirren Schlangenlinien der Gravitation unserer Erde erliegen – wie auch meine Tränen es vor langer Zeit taten.

Schon so lange sind sie versiegt…

Schon lange kann ich nicht mehr weinen, ich habe es aufgegeben. Es bringt mich nicht weiter. Außerdem sieht er es nicht. Er hat es noch nie gesehen. Oder wollte es nicht sehen. Wahrscheinlich interessiert es ihn eh nicht, hat es noch nie und wird es wohl auch nie. Jetzt wo er endlich gefunden hat, wonach er schon so lange lechzt.

Nach diesem, in seinen Augen perfekten Wesen, jenes Wesen, welches ich noch nie gesehen habe, dessen Stimme ich noch nie vernahm, dessen Verhaltensweisen ich noch nie erleben durfte. Und doch scheine ich ihn zu kennen, weiß fast alles über ihn, seine Leiden, sein Schicksal, was ihm vorbestimmt war, so wie mir auch meines vorbestimmt war.

Ich hasse ihn!

Er nimmt viel zu viel Platz in den Gedanken meines Herrn ein, sein ganzes Denken basiert auf ihm, ebenso, wie sich sein Leben und seine Träume nur um ihn drehen. Und nur um ihn. Nichts und Niemand steht darüber und niemals wird es einen anderen geben, der die Augen meines Herren so aufleuchten lässt, dass sogar die Sterne vor Neid erblassen.

Ich hasse ihn!

Dafür, dass er soviel Macht über meinen Herren hat und es nicht einmal zu wissen scheint. Dafür, dass er etwas bekommt, was mir nie vergönnt war. Seine volle und ganze Aufmerksamkeit. Und dieses undankbare Miststück weiß das nicht einmal zu würdigen, stattdessen hasst er meinen Herrn. Und ich hasse dieses Miststück. Dafür, dass mein Herr es auch noch genießt, den Hass wie Feuer in seinen Augen lodern zu sehen. Dafür, dass er mir alles nahm, was ich hatte, was mir etwas bedeutet hat: Die körperliche Nähe meines Herren, die Ehre an seiner Seite liegen - wachen und Träumen zu dürfen, seine tiefe, samtige Stimme in meinem Kopf zu hören, Sicherheit.

Ich hasse ihn dafür, dass er existiert!

Leise Schritte auf dem Flur lassen mich aus meinen Gedanken aufschrecken, den Kopf zur Tür wenden. Ich muss ihn nicht sehen, um zu wissen, dass es mein Herr ist, der nun sein Zimmer betritt, was mir das Klacken des Türschlosses verrät. Endlich hat er ihn verlassen. Wurde aber auch Zeit. Er war schon viel zu lange bei dieser räudigen Straßenkatze, die er aufgelesen hat, obwohl sie seiner gar nicht würdig ist.

Einen Moment bleibe ich noch am Fenster sitzen, sehe noch den Regentropfen zu, wie sie die glatte Fensterscheibe herunterrinnen, dann wende ich mich ab, stehe auf um zu sehen, ob ich etwas für meinen Herrn tun kann.

Lautlos verlasse ich mein Zimmer, schleiche einer Katze gleich den Flur entlang in das Zimmer meines Herrn, sehe seine Kleider auf dem Boden liegen, gehe wie selbstverständlich auf sie zu und neben ihnen in die hocke, greife langsam nach den edlen Stoffen, spürte die feuchte Kälte in ihnen.

Wie lang musste mein Herr sich wegen dieser Straßenkatze dieser Gefahr für seine Gesundheit aussetzen? Wieso tat er es sogar freiwillig, nahm eine mögliche Unterkühlung in kauf? Ebenso leise, wie ich gekommen bin, räume ich die Kleider in die Wäsche, vernehme das Rauschen des Wassers im Badezimmer. Wie gern würde ich meinem Herrn jetzt nahe sein, ihm etwas Gutes tun, und sei es nur, ihm den Rücken zu schrubben oder in einer sanften Massage seine verspannten Muskeln zu lockern. Aber ich muss mich beherrschen, auf den richtigen Zeitpunkt warten.

Um nicht sofort seine Aufmerksamkeit zu erregen, wenn er zurückkommt, weiche ich in eine dunkle Ecke zurück. Ich will auf keinen Fall, dass er sich bedrängt fühlt, will nicht seinen Zorn auf mich ziehen, weil ich meine Demut vor seiner Macht und seiner Stärke verloren habe. Ich habe mich an ihn gewöhnt. Mehr noch, ich habe mich in ihn verliebt. Verliebt in denjenigen, der mich erst durch die Hölle jagte, nur um mir den Weg Zum Himmel auf Erden zu weisen.

Ich achte nicht darauf, wie viel Zeit vergeht, bis die Tür des Badezimmers sich wieder öffnet und mein Herr begleitet von einigen dunstigen Nebelschwaden heraustritt. Er beachtet mich nicht – so wie immer. Aber meine Augen verfolgen jede seiner Bewegungen und das weiß er auch, doch interessieren tut es ihn nicht. Er verschwindet kurz in seinem begehbaren Kleiderschrank, tritt dann nur mit Hemd und Shorts bekleidet wieder hervor und ich spüre wie meine Herz bei diesem Anblick schneller zu schlagen beginnt.

Er ist so schön…

Kurz nickt er in meine Richtung, ohne wirklich auf mich zu achten oder mich zu beachten, er weiß, dass ich da bin und für ihn ist das selbstverständlich. Doch für mich ist jede Sekunde, die ich in seiner Nähe verbringen darf ein Geschenk Gottes. Auf sein Zeichen hin verlasse ich meinen Platz im Schatten, trete mit einer Haarbürste hinter ihn und lasse sie mit größter Vorsicht und Erfurcht durch sein Haar gleiten. Aber irgendwas ist anders heute. Der Geruch seines Haares. Er muss ein neues Shampoo benutzen und ich beschließe bei Gelegenheit nachzuforschen. Jetzt bewundere ich, wie schon so oft, die Geschmeidigkeit seiner Haare, welche sicher nicht nur von der Spülung herrührt.

Ich werde durch die Hand, die er hebt, um meinem Tun Einhalt zu gebieten, aus meinen Schwärmereien gerissen und trete einen Schritt zurück, nicke nur stumm als er mir mit einer Handbewegung bedeutet, ich solle mich um das Bad kümmern. Mit schnellen Schritten verschwinde ich in dem angrenzenden Raum, öffne die Fenster und reinige die beschlagenen Spiegel. Mein Blick fällt auf die in einer dafür vorgesehenen Einlassung in der Wand neben der Badewanne angereihten Flakons und Flaschen. Eine Flasche sticht durch ihren Namen aus den anderen hervor.

„Cat…"

Unsicher sehe ich mich um, greife dann aber nach der Flasche und öffne sie um daran zu riechen. Dieses Shampoo ist also für den veränderten Duft verantwortlich und ich muss nicht lange überlegen, um zu wissen, warum mein Herr es sich zugelegt hat. Schon wieder etwas was mein Herr wegen seinem neuen Spielzeug gekauft hat.

Ich schüttele den Kopf und beeile mich mit meinen Aufgaben hier fertig zu werden, verlasse dann das Bad und weiche wieder in den Schatten zurück, aus dem mich sein Fingerschnipsen wieder hervorkommen lässt. Ich trete vor ihn ins seichte Mondlicht, lasse ihn meine Gesichtszüge erkennen und warte darauf, dass er mir sagt, was er wünscht.

Er reicht mir ein dickes, versiegeltes Buch auf dem ein teuer aussehendes Schreibset liegt und nimmt dann noch eine Kette mit einem Schlüssel, dessen Griff das Zeichen meines Herren darstellt, aus der Schublade neben sich. „Bring das meinem Kätzchen wenn es wach ist und sorg dafür, dass es ihm wieder besser geht...", sagt er nur, wendet sich dann wieder von mir ab. Ich deute eine Verbeugung an und verlasse eilig das Zimmer.

Schon wieder!

Ich kann es nicht fassen. Wütend kralle ich meine Finger in das Buch, würde es am Liebsten in seine Einzelteile zerfetzen und es zu Staub und Asche verbrennen, aber ich hüte mich, achte darauf, dass das Buch keinen Schaden davon trägt, auch wenn es nur ein nichtiges Teil im grausamen Spiel meines Herrn ist.

Warum so edel? Warum gibt mein Herr sein hart verdientes Geld für diesen Bastard aus? Ich verstehe es einfach nicht. Was hat er, was ich nicht habe? Wieso hat mein Herr für mich nie soviel Geld ausgegeben? Mir nie so seine Zuneigung, seine Akzeptanz gezeigt? Ich will es schnell hinter mir haben, nicht länger als nötig auch noch meine Zeit an diesen Schmarotzer verschwenden, also beschleunige ich meine Schritte etwas.

Dementsprechend schnell komme ich auch an dem abgeschlossenen Zimmer an, musste nicht auf den Weg achten, denn ich kenne das Haus in und auswendig, schließlich bin ich schon seit drei Jahre hier. Kurz schaue ich mir das Schloss an, suche dann den passenden Schlüssel aus meinem Schlüsselbund, an dem sich neben diesem Schlüssel auch noch zu den meisten anderen Räumen ein passender befindet und den ich zu meinem einjährigen Anwesenheitsjubiläum hier erhalten habe, und schließe die Tür auf.

Ich zögere noch einen Moment, versuche meinen Zorn zu besänftigen. Schließlich trete ich doch ein, brauche einige Momente um mich an die Dunkelheit im Raum zu gewöhnen und die Geräusche zu identifizieren, bleibe solange noch in der Tür stehen.

Ein leises Knistern, vermutlich rührt es von einzelnen Holzstückchen her, die noch Glühend im Kamin liegen, den Raum aber nicht mehr zu erwärmen vermögen. Von draußen dringen leise die Geräusche des Sturms herein, sorgen für ein unheimliche und ungemütliche Atmosphäre, lassen nicht vermuten, dass man hier auch schöne Stunden in trauter Zweisamkeit verbringen kann. Doch ein Geräusch kann ich erst einige Momente später einordnen, das Rascheln von Bettlaken, in denen sich jemand wälzt.

Ich öffne die Tür etwas weiter, um auf das Bett sehen zu können, bemerke schadenfroh, dass der andere in einem Alptraum gefangen zu sein scheint. Geschieht ihm nur Recht. Mit einem routinierten Griff an die Wand neben mir betätige ich den Lichtschalter, der außerhalb des Zimmers liegt, neben den anderen Schaltern, mit denen man alles im Raum steuern kann, sodass man in seinem Innern eingesperrt vollständig abhängig ist.

Im ersten Moment werde ich selbst geblendet von dem gleißend hellen Licht, das plötzlich das Zimmer erhellt, die Nacht zum Tage werden lässt. Nachdem sich meine Augen den Lichtverhältnissen angepasst haben, trete ich ein, die Augen emotionslos und starr auf die sich auf dem Bett wälzende Gestalt gerichtet, mustere sie ganz genau, erkenne blasse, fast weiße Haut, wo sie nicht von der Decke verhüllt wird, bemerke die Gänsehaut auf der verschwitzten Haut und das Zittern der Muskeln darunter.

Verächtlich schnaubend lege ich das Buch samt Schlüssel und Schreibset auf dem Tisch ab, ziehe mir dann den Stuhl ans Bett heran, ehe ich ins angrenzende Bad gehe und eine Schale mit kaltem Wasser und einen Lappen hole. Mein Herr hat mir aufgetragen ihn gesund zu pflegen und mich um ihn zu kümmern und ich werde es auch tun, wenn auch nur widerwillig.

Ich lasse mich auf den Stuhl nieder, tauche den Lappen in das kalte Wasser und wringe ihn aus, als ich plötzlich einen langen, gellenden Schrei vom Bett her vernehme, ruckartig den Kopf drehe, um zu sehen, wie der vom Fieber sichtbar geschwächte Leib hochschnellt, die Hände in die Haare gekrallt und die Augen weit aufgerissen und ins Leere starrend.

Unbewusst halte ich die Luft an, warte ab, was geschieht. Seiner Kraft beraubt sinkt der Körper wieder zurück auf die Matratze, versucht den Atem und den Herzschlag wieder zu beruhigen, bemerkt mich nicht einmal. Ihm scheint es ja wirklich dreckig zu gehen, schießt es mir durch den Kopf, während ich nun das kalte Tuch nehme und ihm die Stirn abtupfe, dabei kurz mit den Fingerkuppen seine Haut streife und die Hitze spüre, die von ihr ausgeht, anschließend das Tuch auf seiner Stirn ruhen lasse.

Augenblicklich ruckt der Kopf dieses jämmerlichen Schwächlings herum, blicken mich vom Fieber glasige Augen unfokussiert an. Tatsächlich, wie mein Herr gesagt hat, die Farbe von Amethysten im Sonnenlicht, selbst jetzt im kalten Neonlicht und durch die Krankheit verschleiert.

Ich hasse ihn!

Wieder rasen mir diese drei Worte durch den Kopf, schnürt mir die Eifersucht fast die Kehle zu. Selbst jetzt, wo er so schwach ist, ist mein Herr noch so begeistert von ihm, fast fanatisch um ihn bemüht. Am Liebsten hätte ich einfach meine Hände um seinen Hals gelegt und zugedrückt, aber das würde meinen Tod bedeuten und so mache ich mit einem sanften, gutmütigen Lächeln gute Miene zum bösen Spiel.

Langsam hebe ich die Hände, zeige ihm so, dass ich außer dem Tuch nichts in Händen habe, ihn nicht verletzen will oder besser darf. Wie gerne würde ich ihn verletzen, ihm wehtun, ihn bestrafen, dafür das er mir mein Ein und Alles genommen hat. Nach einigen Momenten erscheint in seinen noch immer glasigen Augen ein fragender Ausdruck, der das Misstrauen aber nicht verbergen kann.

„Mein Name ist Jiyuu..."

Ran

Ich kann den Typen neben mir kaum erkennen, bin geblendet von dem sterilen Licht, immer wieder verschwimmt meine Sicht, macht mir mein benebelter Verstand einen Strich durch die Rechnung, trommelt mein Herzschlag in meinem Kopf. Was will dieser Typ? Mastermind ist es auf jeden Fall nicht, den hätte ich allein schon an seiner Haarfarbe erkennen können. Vielleicht einer seiner Freunde? Hat so etwas wie Mastermind überhaupt Freunde? Oder Diener? Hält Schwarz Sklaven? Zuzutrauen wäre es ihnen ja, vor allem dem Telepathen, der mir schon von Anfang an als extrem faul vorgekommen ist.

Im Moment kann ich nichts machen, außer versuchen zu erkennen, wer das sein könnte. In kurzen klaren Momenten kann ich erkennen, dass er… wie ich rote Haare hat… sogar fast den gleichen Haarschnitt… fast genauso feine Gesichtszüge hat, fast dieselbe blasse Haut… seltsam. Misstrauisch begutachte ich ihn, mache keinen Hehl daraus, dass ich im wahrsten Sinne keine Sympathie für diesen Vogel neben mir empfinde. Immerhin könnte er ja mit Schuldig unter einer Decke stecken. Oder nur so zum Spaß sich an meinem Elend ergötzen … vielleicht schlägt er gleich auf mich ein, prügelt mich weich, hier kann mir alles passieren...und ich bin auf alles gefasst!

Nein, bin ich nicht, denn der Mann hebt die Arme, will mir anscheinend zeigen, dass er keine Waffe bei sich trägt… einzig und allein ein Tuch, das Tuch, welches mir eben von meiner Stirn gerutscht ist. Er will… mich pflegen? Ich kann es nicht fassen, sitzt der wirklich an meinem Bett und wringt das Tuch in kaltem Wasser aus, schaut mich dabei an und zeigt mir ganz langsam, was er tut? Pflege?

Gut, das könnte ich auch gebrauchen, immerhin geht's mir verdammt dreckig, um das mal salopp und ganz ohne Emotion zu sagen. Der Schwindel, die Hitze – die sich im Übrigen gerade wieder mit der Kälte abwechselt, die Kopfschmerzen und die aufkeimende Übelkeit. Typische Grippe. Aber was macht dann der Typ, der mir äußerlich so zu ähneln scheint hier an 'meinem' Bett?

Keine Ahnung, was ich davon halten soll, auf jeden Fall will ich wissen, wieso, weshalb und warum das Ganze überhaupt. Immerhin bin ich ein Feind, müsste es zumindest sein, egal für wen hier in diesem Haushalt. Aber der hier… der scheint ehrliches Interesse daran zu haben, mich wieder auf Vordermann zu bringen. Ob er den Auftrag von Mastermind bekommen hat? Würde mich ja nicht wundern, wenn er andere die Drecksarbeit erledigen lässt.

Der andere Rothaarige beugt sich etwas über mich, platziert den erneut gekühlten Lappen wieder auf meiner Stirn und dämmt dadurch die Kopfschmerzen etwas ein. Er hat türkisblaue Augen. Rote Haare und türkisblaue Augen, die mich neugierig mustern. Eine sehr interessante Mischung… fast so wie ich… ob er auch in etwa den gleichen Charakter hat wie ich?

Ein Lächeln liegt auf seinen Lippen, welches mir anscheinend das Misstrauen nehmen, mich Hoffnung und Mut schöpfen lassen soll… glaubt der wirklich, ich falle auf so etwas herein? Ich bin doch nicht blöd… Oder meint er es vielleicht doch ernst? Will er mir vielleicht wirklich nur Gutes tun? Mir helfen?

In mir branden die Fragen auf, wie Wellen, eine nach der anderen. Wer er ist, was er hier macht, welche Aufgaben er in diesem Haus zu erledigen hat. Und ich glaube, dass man mir das in meinen Augen ablesen kann, denn das Lächeln verschwindet nicht, stattdessen teilen sich die Lippen…

„Mein Name ist Jiyuu…"

Ich stutze, sehe ihn groß an, erkenne ihn aber nur verschwommen. Hat man es mir wirklich so sehr angesehen? Dass ich mehr über ihn wissen wollte? Scheinbar ja, aber immerhin weiß ich jetzt seinen Namen, auch wenn er seltsam ist. Wer heißt schon Jiyuu? Na, mir kann es egal sein, ich kann mir auch noch, wenn ich wieder gesund bin, über diesen Namen Gedanken machen. Irgendwie kommt er mir seltsam vor… doch ich komme nicht darauf, irgendetwas ist es…

Müde schließe ich die Augen, bin zum einen noch von der Grippe, zum anderen von meinem Traum gerädert. Meine Gedanken driften ab, lassen mich zurück denken, nur wenige Minuten… Meine Schwester… hasst sie mich wirklich? Hassen mich wirklich alle Menschen, die mir je etwas bedeutet haben? Was soll ich dagegen machen? Kann ich überhaupt etwas dagegen machen? So viele Fragen und ich kann sie nicht beantworten. Der Mann, Jiyuu… wieso ist er hier? Bestimmt nicht nur, um mich wieder 'heile' zu machen, damit der Telepath sich dann an mir vergehen kann, bestimmt nicht.

Ich kann es nicht ändern und in meinem Blick, als ich die Augen wieder öffne und Jiyuu ansehe, bleibt das Misstrauen haften. Ich bin zwar kaum in der Lage mich zu artikulieren, dafür geht es mir einfach zu beschissen, aber dennoch will ich versuchen, aus meiner trockenen Kehle einen Ton herauszubekommen, obwohl dass Schlucken allein bereits schmerzt.
„Was… willst du hier?" stelle ich ihm leise die Frage, die eigentlich im Moment alles beinhaltet, was für mich wichtig ist zu wissen.

Ein bisschen Verwirrung erscheint in seinen Augen, anscheinend hat er nicht damit gerechnet, dass ich ihn anspreche… oder aber er ist so verwundert über das Krächzen, dass es ihm selbst die Sprache verschlagen hat. Soll er doch, ich will nur wissen, was er hier will! Irgendwie schon komisch, dass ich, wenn ich krank bin, für mich selbst immer einer Art Sarkasmus entwickle, um das Ganze ein bisschen erträglicher zu machen… für Mastermind müsste ich jetzt ein herrliches Mittel gegen Langeweile sein, wenn er denn in meinem Kopf wäre. Meine Gedanken würden ihn mit Sicherheit sehr amüsieren.

Jiyuu dagegen schaut mich immer noch an, als wäre ich kein Mensch sondern ein Alien, scheint zu überlegen, hat aber seine Augen verdammt gut unter Kontrolle. Ich kann nicht erkenne, was er denken könnte… vielleicht spielt er ja auch nur mit mir oder versucht es? Obwohl, wenn er eventuell auf demselben Wege hier her gekommen ist wie ich… vielleicht ist er auch mein Verbündeter? Aber ich weiß ja noch immer nicht, was er hier macht oder warum er hier ist... Ich werde es schon noch sehen, erst mal muss ich diese Grippe wieder loswerden, allem voran diese Kopfschmerzen, die mir das Denken wahrlich nicht leicht machen.

Genervt und mit pochendem Schädel schließe ich die Augen wieder, dieses Licht in diesem Raum… es sticht mir durch die Augen in den Kopf, steigert meine Beschwerden um einige Stufen. Sieht der Typ da nicht, dass dieses Licht viel zu hell, viel zu kalt ist? Kann man diese Neonröhre nicht dimmen, das Licht erträglicher machen? Sieht er nicht, dass es mir weh tut? Scheinbar nicht… oder… er ist ein solcher Sadist, dass ihm das auch noch Spaß macht… er sich daran labt und erfreut.

Ich bin hin und her gerissen, weiß nicht was ich nun von ihm denken soll, es ist alles so widersprüchlich…

Meine Stirn verzieht sich unsichtbar unter dem Lappen in schmerzverzerrte Falten, als ich versuche, einen Hustenanfall zu unterdrücken, der sich schließlich in meinen Lungen austobt, mich durchschüttelt und durchrüttelt, dass dabei der Lappen wieder von meiner Stirn gleitet, auf dem Kissen zur Ruhe kommt. Ich muss einen jämmerlichen Anblick abgeben, so wie ich hier liege, zu schwach, um mich selbst versorgen zu können. Bin auf Hilfe von anderen angewiesen, dass sie mich pflegen, mir helfen, das durchzustehen – ich, der immer so auf seine Unabhängigkeit gebaut hat! Und ich spüre seine Blicke auf mir…

Jiyuu

Ich sage nicht mehr als meinen Namen, schweige dann wieder, lasse ihn mit dieser Information erst einmal machen was er will. Es interessiert mich nicht, was er von mir hält, aber so wie er aussieht hat er im Moment auch nicht die Muse dazu, über mich nachzudenken, ist zu sehr mit sich selbst und seinen Wehwehchen beschäftigt.

Scheinbar erschöpft schließt er die Augen, versinkt ganz in Gedanken. Was erwartet er? Mitleid? Von mir niemals! Es reicht, dass ich ihn pflege, mit seinem Alptraum oder was auch immer muss er selbst klar kommen. Es ist unwichtig für mich, aber doch wüsste ich in diesem Moment gerne, was in ihm vorgeht, hätte gerne die Fähigkeiten meines Herrn, würde diesen Schwächling vor mir damit zu gerne quälen.

Doch es ist mir nicht vergönnt.

Es scheinen einige Minuten vergangen zu sein, ehe er seine Augen wieder öffnet, mich mit durchaus berechtigtem Misstrauen ansieht. Ich würde es in seiner Situation wohl ähnlich machen und doch entflammt erneut Wut in mir. Wut über dieses Misstrauen. Ich ziehe die Augenbrauen zusammen, als ich kurz seine raue Stimme vernehme, fast spüren kann, wie trocken seine Kehle sein muss.

„Was…willst du hier?"

Die Frage irritiert mich etwas, was man mir wohl auch ansieht. Ist es denn nicht offensichtlich warum ich hier bin? Na ja, gezwungen bin hier zu sein, aber das tut ja gerade nichts zur Sache. Oder will er es vielleicht nicht sehen? Zuzutrauen wäre es diesem Miststück. Erneut würde ich ja zu gern seine Gedanken lesen, wissen was in so einem vorgeht. Ich verfluche ihn. Er ist nicht nur meines Herrn unwürdig, sondern spielt auch noch das Dummchen.

Ich schweige eine ganze Weile, lasse ihn auf eine Antwort auf diese unsinnige Frage warten. Eine Antwort, die ich mir erst zurecht legen muss. Er soll ja nicht gleich merken, was ich von ihm halte, daher muss ich die Worte, die ich ihm eigentlich am liebsten um die Ohren gehauen hätte, zurückhalten. Zu schade, seinen Gesichtsausdruck hätte ich ja zu gerne gesehen, aber was soll's. Er wird sicher noch genug leiden, zumindest wenn er sich weiterhin so anstellt…

Wieder schließt er die Augen, sichtlich genervt von der Warterei auf eine Antwort und anscheinend auch von dem kalten Neonlicht. Es scheint ihm Schmerzen zu bereiten, oder zumindest die ohnehin vorhandenen Schmerzen zu verstärken. Ich muss ein hämisches Grinsen unterdrücken, ich gönne ihm den Schmerz. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass dieses Licht einen schier verrückt machen kann, wenn man ihm nicht entrinnen kann, es einem immer direkt aufs Gesicht fällt. Sein schmerzverzerrter Gesichtsausdruck bestärkt mich nur in dieser Annahme. Aber damit wird das 'arme' Kätzchen wohl leben müssen, schießt es mir kalt durch den Kopf.

Ein Hustenanfall, den er erst noch zu unterdrücken versucht hatte, schüttelt seinen Körper, sorgt dafür, dass das Tuch von seiner Stirn rutscht und neben seinem Kopf auf das Kissen fällt. Mit einem gekonnt gespielten sanften Lächeln nehme ich den Lappen wieder an mich, tauche ihn wieder in das kalte Wasser und lege ihn ihm ausgewrungen wieder auf die Stirn, nachdem ich eben diese wieder abgetupft habe, decke meinen Patienten sogar wieder richtig zu. Nicht, dass er noch friert, denke ich sarkastisch. Durch die Jahre, die ich hier bin, wurde ich ein ziemlich guter Schauspieler, was es mir nun erlaubt meine Mimik perfekt unter Kontrolle zu haben. Ich pflege ihn fast liebevoll, dabei hat er das gar nicht verdient. Nichts hat er verdient! Nichts außer dem Tod! Mir kommt in den Sinn, wie leicht es doch wäre, ihn jetzt verrecken zu lassen…

Aber ich darf einfach nicht, schließlich ist er das neue Lieblingsspielzeug meines Herrn… Wieder frage ich mich, was er an dieser niederträchtigen Ratte findet. Ich verstehe es einfach nicht, nein, ich will es nicht verstehen. Was ist in meinen Herren gefahren? Will er denn keine Wertschätzung? Keine Bewunderung seiner Person? Alles Fragen, auf die ich wohl nie eine Antwort bekommen werde…

„Nach was sieht es denn aus? Mein Herr hat mich geschickt, um dich zu pflegen… Hab keine Angst, ich tue dir bestimmt nichts…", beantworte ich schließlich doch mit sanfter, ruhiger Stimme seine noch immer offene Frage, beuge mich dabei etwas nach vorne und klopfe vorsichtig sein Kissen etwas auf, dass er auch ja bequem liegt. Anschließend stehe ich auf, verlasse den Raum nur kurz, um ein paar Medikamente zu holen, welche die Grippesymptome bekämpfen sollen. Bei meiner Rückkehr in den Raum stelle ich sogar das Neonlicht etwas schwächer, mache es erträglicher.

Es geht mir zwar gegen den Strich, dass ich nett zu dieser Straßenkatze sein muss, aber was tut man nicht alles für seinen Herrn? Ich tue alles für meinen, habe die letzten Jahre versucht, ihm jeden Wunsch von den Augen abzulesen, habe mich für ihn und von ihm demütigen lassen und nun pflege ich für ihn auch noch den Menschen, den ich am meisten hasse.

Ich breche einige Tabletten aus verschiedenen Streifen, hole dann noch einen Becher Wasser aus dem Bad, ehe ich mich wieder an das Bett setze und ihm einen Arm unter die Schultern schiebe, um ihn etwas anzuheben, damit er die Medikamente nehmen kann. Dabei bemerke ich wieder, wie leicht er ist, wie weich seine Haut ist, unterdrücke einen verärgerten Laut, denn sie ist weicher als meine. Das einzige, was mich ein bisschen entschädigt, ist die Hitze seiner Haut, die nach außen hin zeigt, dass er leidet.

„Hier… Nimm ruhig die Tabletten. Sie bekämpfen das Fieber und die Schmerzen, außerdem unterstützen sie dein Immunsystem…", erkläre ich ruhig und freundlich, auch wenn ich ihn am liebsten Vergiften würde.

Meine Gedanken schweifen wieder ab, während ich darauf warte, dass er die Lippen öffnet, damit ich ihm endlich die verdammten Pillen geben kann. Wieso stellt er sich denn so an? Weiß er nicht einmal, dass es keinen Sinn machen würde, ihn jetzt zu vergiften? Zumindest, wenn man das mit den Augen meines Herrn sieht und das muss ich leider. Meine Sicht wird 'Kitty' nicht so schnell kennen lernen, das würde mich im Endeffekt nur selbst in Schwierigkeiten bringen. Es bringt mich sicher wesentlich weiter, wenn er mir vertraut, denke ich so bei mir und fasse schließlich einen Entschluss.

Ich habe vieles von meinem Herrn gelernt, unter anderem eben auch, dass, wenn man etwas wirklich will, man mit allen Mitteln spielen muss. Das Leben ist ein Spiel, sagt er immer, bei dem man seine Mitspieler ausspielen muss, um zu gewinnen. Und genau das werde ich tun, ich werde meinen Gegenspieler ausspielen…irgendwie...

Ran

Nur langsam flaut der Hustenreiz ab, lässt eine schmerzendraue Kehle in meinem Hals zurück. Nein, so hatte ich mir das Ende der Mission wirklich nicht vorgestellt. Gripperückfall, in Feindeshand aufwachen und nun auch noch von so einem komischen Typen 'gepflegt'. Ich halte die Augen vorerst geschlossen, schlucke mühsam und spüre dann wieder den kühlen Lappen auf meiner Stirn. Er scheint es wirklich ernst zu meinen, mich wieder gesund zu machen, werde von… von Jiyuu sogar noch zugedeckt, damit ich nicht friere. Ja, mir ist kalt, nicht nur äußerlich, sondern hauptsächlich im Innern. Ich fühle mich allein, niemand ist da, dem ich ansatzweise vertrauen könnte. Mit einer Antwort auf meine Frage habe ich schon gar nicht mehr gerechnet, aber nun vernehme ich, dass mein Pfleger nur auf Befehl Masterminds hier bei mir ist.

Tja, vielleicht hat der Herr Telepath ja endlich kapiert, dass er meine Gesundheit nicht gerade gefördert hat, als er mich gebranntmarkt hat… und nun darf der Junge hier, der in etwa meinem Alter sein dürfte, die Drecksarbeit machen. Aber ich traue diesem Typen nicht, wieso sollte er mich denn pflegen wollen? Oder warum sollte er mir nichts tun wollen? Kommt mir der Gedanken von vorhin… vielleicht ist es ihm ja genauso ergangen wie mir… vielleicht hat er das gleiche Schicksal wie ich… warum sollte er freiwillig bei diesem Schwarz-Aas sein? Ja, so muss es sein… er… er spricht so sanft, verständnisvoll… will mir anscheinend wirklich nichts tun, mir helfen… er schüttelt mir sogar mein Kissen auf, macht es mir bequemer. Er kann mir nichts Böses wollen.

Nur, als er dann plötzlich aufsteht, das Zimmer verlässt, beginne ich an meiner Vermutung schon wieder zu zweifeln, lässt er mich jetzt allein? Ich schließe wieder die Augen, will das grelle Neonlicht aussperren, da wird es auch schon gedimmt, erträglicher gemacht. Blinzelnd bemerke ich, dass Jiyuu etwas in der Hand hält, einen Becher… ja, er hat mir wirklich was zu Trinken gebracht, etwas gegen meine trockene Kehle.

Er ist sogar so nett und hilft mir, als er sich wieder neben mein Bett gesetzt hat, mich ein bisschen aufzusetzen, dass ich etwas trinken kann, er muss es wirklich gut mit mir meinen! Erst, als ich schon erwartend die Lippen geöffnet habe, kommt das Wort 'Medikamente' über seine Lippen und ich mache dicht. Ich will nichts nehmen! Wer weiß schon, was das für welche sind! So viel Vertrauen habe ich dann doch nicht, ich werde mit Sicherheit nichts schlucken, von dem ich nicht weiß, was es ist!

Selbst seine freundliche Stimme kann mich nicht umstimmen, die Lippen zu öffnen, die Tabletten einzunehmen. Ich lasse mich doch nicht vergiften! Nein, so nicht… aber… aber was würde es Mastermind oder Jiyuu bringen, wenn ich sterbe oder vergiften bin? Gar nichts, immerhin will mich zumindest der Deutsche noch ein wenig behalten, wie ich aus seinen Worten habe heraushören können. Nun… vielleicht sollte ich die Medikamente doch nehmen, dann würde es mir sicher auch bald besser gehen, selbst wenn ich noch nichts gegessen habe… aber das wird schon gehen, muss es wohl.

Schließlich resigniere ich, es ist ja eh egal, was nun passiert, also kann ich genauso gut erst einmal gesund werden und mich dann um meine Flucht kümmern, die ich auf jeden Fall versuchen werde! Notfalls mit Leichen! Aber nur nicht zu weit denken, kleine Schritte führen zum Erfolg und deswegen muss ich nun diese Unmengen an pharmazeutischen Produkten schlucken, damit ich diese Grippe wieder loswerde.

Langsam öffne ich also doch die Lippen, lasse mir von Jiyuu nach und nach eine Tablette nach der anderen mit etwas Wasser in den Körper spülen, muss dennoch aufpassen, dass ich mich nicht verschlucke, was in meiner Verfassung wieder zu kräfteraubend wäre. Ich hasse diesen bitteren Geschmack von diesen chemischen Substanzen, die diese Forscher in Tablettenform pressen… aber wenn sie mich wieder gesund machen…? Erschöpft von dem Schlucken werde ich von Jiyuu wieder zurückgelegt, erneut richtig zugedeckt.
„Gut so… und nun versuche, noch etwas zu schlafen…" vernehme ich von ihm und nicke nur schwach, verspüre wirklich eine enorme Müdigkeit. Ob das an den Medikamenten liegt? Oder kämpft mein Immunsystem gegen die Viren und verbraucht dabei so viel Energie? Egal was es ist, ich fühle mich schwer, dämmrig. Jiyuu legt mir nochmals den kühlen Lappen auf die Stirn, steht dann auf, meint, er würde später noch mal nach mir sehen. Er muss es wirklich ernst meinen, mich wieder gesund sehen zu wollen. Vielleicht… vielleicht ist mein Misstrauen unbegründet… ich höre noch das Klacken der Türe, dann die langsam einkehrende Dunkelheit in das Zimmer, die jedes Licht erlöschen lässt… schließlich verschlingt sie auch mein Denken und ich trete erneut in den Kampf gegen meine Träume und die Grippe ein…

Schuldig

Es müssen Stunden vergehen, in denen ich an meinem Schreibtisch sitze und einfach in Gedanken versunken in das Tagebuch niederschreibe, was heute geschehen ist, was mir dabei durch den Kopf ging und was ich dabei fühlte. Es fällt mir fast schwer, all das in Worte zu fassen, denn man kann es nicht beschreiben, welches Hochgefühl mir Rans Schmerzen beschert haben, doch schließlich ist es mir doch gelungen. Ich schließe das Buch und versiegle es, ehe ich es in die dafür vorgesehene Schublade lege und mir den Schlüssel um den Hals hänge.

Erst jetzt bemerke ich, dass die ganze Zeit eine Stille in meinem Zimmer herrschte, die nur durch das monotone Ticken der Uhr an der Wand durchbrochen wurde. Seltsam, aber irgendwie beruhigend, bemerke ich mit einem Blick aus dem Fenster. Noch immer regnet es wie aus Eimern, man kann draußen wohl nicht einmal die eigene Hand vor Augen sehen.

Ich erhebe mich und strecke meine Glieder ausgiebig. Wie ich jetzt feststellen muss, war das lange Sitzen wohl ziemlich ermüdend. Ich sehe mich um, mein Blick findet zielsicher die Uhr an der Wand, die im Moment viertel vor Drei zeigt. Okay, denke ich mir, dann ist es wohl doch mal langsam Zeit, schlafen zu gehen.

Ich habe noch vier Stunden bis ich wieder aufstehen muss, und diese vier Stunden sollte selbst jemand wie ich mit schlafen verbringen. Sicher, ich kann auch im Flugzeug schlafen, aber das ist doch etwas weniger komfortabel als ein richtiges Bett. Wer kam überhaupt auf die schwachsinnige Idee, mich für unseren Boss nach Deutschland zu schicken, nur weil ich der deutschen Sprache mächtig bin? Ach richtig, Crawford, dieser Aasgeier… Ich grinse. Ihm hat es halt noch nie gepasst, was ich mache, aber im Grunde würde mich schon interessieren, was er zu meinem neuesten Haustier sagen würde… eine erheiternde Vorstellung, aber erst einmal muss ich diese verdammte Woche in Deutschland rumkriegen. Wie ich doch diesen Bürokratenkrieg hasse…

Egal, die Woche werde ich auch durchstehen, mit der Aussicht mein Kätzchen dann wieder zu sehen, auf jeden Fall. Ein diabolisches Grinsen legt sich auf meine Lippen, als mir das Wort 'Schonfrist' in den Sinn kommt. Ja, eine Schonfrist, denn nichts anderes wird diese Woche für meine Eroberung sein, denn wenn ich zurückkomme, werde ich ihr zeigen was die Hölle wirklich ist...

Ein leichter Schauer durchläuft mich bei dem Gedanken, Ran um Gnade winseln zu sehen und zu hören. Oh ja, das wird er und ich kann es schon kaum noch erwarten. Mit diesem Gedankengang begebe ich mich ins Bad, vollziehe meine 'Katzenwäsche' und krabble schließlich in mein Kingsizebett, das ebenfalls an der großen Fensterfront steht.

Die wenigsten Menschen würden das zugeben, aber in meinen Augen ist jeder der meint, Geld mache nicht glücklich, ein grottenschlechter Lügner, denn man kann sagen was man will, Geld macht glücklich. Mein Haar über dem Kissen ausbreitend kuschle ich mich tief in meine weiche Decke, dämmere schnell weg und gebe mich seit langem einmal wieder diesen wirren Träumen hin, ohne sie zu unterdrücken.

Schnell, ja fast zu schnell vergehen die vier Stunden, bis der Wecker klingelt, aber ich raffe mich schließlich doch auf, um mein Bett zu verlassen, die letzten Vorbereitungen für meine Reise zu treffen, dann aber erst einmal nach unten zum Frühstück zu gehen. Anscheinend erwartet man mich schon, denn ein Paar strenger rehbrauner Augen richtet sich sofort auf mich, als ich die Küche betrete.

„Oh Applaus, ich dachte schon, ich müsste dich holen lassen...", begrüßt der Amerikaner mich in seinem üblichen herablassenden Ton, mit dem er bei mir noch nie wirklich etwas erreicht hat. Ich setze einen arroganten Blick auf und sehe ihm in die Augen. „Oh, nicht doch, nicht doch, wie könnte ich zulassen, dass du dir Sorgen um den Auftrag machst und deshalb gleich graue Haare kriegst...", gebe ich mit meinem üblichen Grinsen zurück und setze mich an den Tisch, wo mir wenig später von Clementia ein Teller mit Spiegeleiern und Speck vorgesetzt wird.

Kurz mustere ich das hochgewachsene Mädchen, das man auf wesentlich älter als die tatsächlichen 17 Jahre schätzt und das in einem kurzen französischen Hausmädchendress mit tiefen Ausschnitt einen großen Teil der Hausarbeiten ausführt, seit Brad und ich es aus Europa mitbrachten. Nicht mehr als ein Stück Dreck im Grunde, aber doch ansehnlich mit den kurzen roten Haaren, den klaren aber traurigen blauen Augen, den schmalen Lippen, den kleinen Ohren und dem Körper der glatt der eines Aktmodels sein könnte. Aber dann wende ich mich doch ab, widme mich der Malzeit vor mir, habe keine Zeit zu trödeln, wie mir ein Blick auf meine Armbanduhr mitteilt.

Wortlos stehe ich wieder auf, als ich schließlich fertig bin, gehe wieder nach oben, betrete mein Zimmer, nicke Jiyuu zu, der mit geneigtem Kopf vor mir steht, das Bett schon gemacht hat und meine Koffer schon hat herunter bringen lassen. Ich schmunzele. Er macht keinerlei Schwierigkeiten, hat sich hier perfekt integriert. Ich nicke ihm kurz zu. „Du weißt was du zu tun hast, sorg dafür, dass Ran wieder halbwegs fit ist, wenn ich wiederkomme...", sind meine einzigen Worte, ehe ich mir von ihm in meinen Mantel helfen lasse und ihm zum Abschied noch einmal kurz durchs Haar streiche, dann mein Zimmer verlasse und nach unten gehe, wo bereits ein Wagen wartet, um mich zum Flughafen zu bringen.

Von Brad erhalte ich nur noch einen warnenden Blick, von Nagi ein stummes Nicken, Farfarello ist wahrscheinlich im Keller, doch es interessiert mich nicht. Ich steige in den Wagen, lehne mich auf den bequemen Ledersitzen zurück, blicke aus dem Fenster während der Wagen leise über die Straßen gleitet.


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