Ein Blick auf die Vergangenheit

Zarte Sonnenstrahlen kämpften sich durch die Fensterscheide in Hermines Gasthauszimmer. Seit bereits zwei Wochen wohnte sie hier provisorisch und wider Willen.

Überraschend hatten ihre Eltern verkündet, dass sie sich ein Haus in Florida gekauft hatten und sich dort zur Ruhe setzten wollten. So saß Hermine mehr oder weniger auf der Straße, da es nicht so leicht war, schnell eine Wohnung zu finden, die auch bezahlbar war.

Kurzerhand hatte sie ihre wichtigsten Sachen, was nicht viel war, lediglich ihre Kleidung und jede menge Bücher, in drei riesige Koffer gepackt und wohnte seit dem im tropfenden Kessel. Ihre Möbel und den anderen Kram hatte sie bei ihren Eltern gelassen und würde ihn holen, wenn sie wieder ein eigenes Heim haben würde.

Ihre Ausbildung zur Muggelvermitlungsassistentin, in der sie seit drei Jahren steckte, war fast beendet. So saß sie die lieben langen Tage ihres Urlaubs in der Bibliothek am Ende der Winkelgasse, auf ihrem gemieteten Bett oder bei Florean Fortescues Eissalon und büffelte wie eine Besessene, denn das Lernen hatte sie nach ihrem Abschluss, den sie immerhin als zweitbeste absolviert hatte, nicht aufgegeben. Und wahrscheinlich gerade weil sie nur zweite war (der jahrgangsbeste war merkwürdiger Weise Harry, der sich die letzten zwei Jahre sehr ins Zeug gelegt hatte wegen seinem Traum, Auror zu werden) tat sie jetzt alles dran, um es zu schaffen die höchste Punktzahl zu bekommen.

Jetzt lag sie aber im Bett und schlief noch den leichten Kater aus, den sie Fred Weasley zu verdanken hatte, mit dem sie gestern noch die Zweiteröffnung seines und Georges Scherzartikelladens gefeiert hatte. Merkwürdiger Weise war ihr Kontakt zu Harry nur noch durch unregelmäßigen Briefwechsel geprägt und auch Ron, der zur Zeit ein Jahr in Amerika verbrachte, lief sie nur gelegentlich bei der Familie Weasley über den Weg, wenn sie mal bei Molly und Arthur eingeladen war. Dafür verbrachte sie einen Großteil ihrer Freizeit bei den Zwillingen, dessen Freund Lee und Ginny, die bereits mit Seamus Finningan verlobt war.

Die letzte Nacht hatte sie übermütig ein Glas Feuerwhiskey mehr getrunken, als ihr gut getan hatte, so dass sie diesen Morgen Kopfschmerzen und Übelkeitsgefühle hatte.

Irgendwann verliere ich alle meine Überzeugungen, wenn ich weiter mit Fred und George herumhänge. Es hat mich tatsächlich niemand dazu gebracht mal was anderes als Butterbier zu trinken, bis die beiden auf der Bildfläche erschienen und jetzt haben sie mich soweit gebracht, mehr zu trinken, als einem normalen Menschen gut tut, dachte sie wütend, als sie ins Bad stolperte, um kalt zu duschen.

Nachdem sie die Schule beendet hatte, war sie erst einmal drei Wochen zu Hause geblieben, um möglichst viel Zeit mit ihren Eltern zu verbringen. Dann hatte sie ihre Ausbildung angefangen und einen Aushilfejob bei Florish Blotts angefangen, den sie aber nach drei Monate wieder verloren hatte, da sie die zuletzt eingestellte gewesen war und Arbeitsplätze gestrichen wurden.

Nicht anders als bei den Muggeln, hatte sie da nur fluchend gedacht und sich kurzerhand überall beworben, wo man einen Job bekam, für den man keine Ausbildung brauchte, da sie eine eigene Wohnung hatte und natürlich auch bezahlen musste. Vom Pech verfolgt wurde sie aber überall abgelehnt und war schon kurz davor ihre Eltern um Rat zu fragen, als ein unerwartetes Angebot der Weasley Zwillinge gekommen war, die eine Aushilfskraft gut gebrauchen konnten. Erleichtert hatte sie angenommen, trotz des Wissens, was auf sie zu kommen würde, mit zwei totalen Witzbolden, die nicht erwachsen geworden waren.

Das ist schon drei Jahre her,... nicht zu fassen, wie schnell die Zeit vergeht. Das war die Zeit, wo ich mit Dean zusammen gewesen war, schade, dass die Beziehung nur fünf Monate gehalten hatte, Dean war ein netter Kerl und immer für mich da... warum muss auch so eine Schlampe wie Heather Fourks daherkommen und ihn mir vor der Nase wegschnappen?

Es wurmte sie immer noch ein wenig, dass sie von einer zwei Jahre jüngeren ausgestochen worden war und auch nur, weil sie die Freundin von Deans Schwester gewesen war, die in Ravenclaw war und letztes Jahr den Abschluss gemacht hatte.

Die Erinnerungen an lustige Monate im Scherzartikelladen der Zwillinge flackerten in ihr hoch, während eiskaltes Wasser an ihr vorbeirauschte.

Ja, sie hatte viel gelacht und oft die Abende bei den Zwillingen und Lee Jordan, dessen bester freund, die eine WG gegründet hatten, verbracht und war sehr oft Opfer einer neuen Kreation. Nicht selten wurden ihr Animaltoffees untergeschoben, die sie für kurze Zeit in ein beliebiges Tier verwandelte. Sie waren ein ähnlicher Erfolg wie die Bertie Botts Bohnen geworden.

Auch Filibuster hatten sie fast das Geschäft mit ihren Feuerwerkkörpern ruiniert, nur eine Partnergemeinschaftsarbeit, die Filibuster höchstpersönlich vorgeschlagen hatte, konnte ihn vor dem bankrott retten.

In dieser Zeit hatte Hermine auch einen Teil der Geschäftsleitung übernommen, da sie kreative und lustige Beiträge geliefert hatten, die Fred und George bei ihr niemals erwartet hatten. Zur gleichen Zeit musste sie sich aber auch ein Stück zurücknehmen, da die Zwischenprüfungen kamen, die sie als beste ihrer Abteilung absolviert hatte.

Dann kam die Zeit, in der sie eine kurze Affäre mit ihrem Prüfungsleiter gehabt hatte und der zwanzig Jahre älter gewesen war, doch diese Geschichte hielt nur drei Monate. Dann wurde ihre Wohnung gekündigt, da das Wohnhaus abgerissen und von einem Einkaufzentrum ersetzt werden sollte.

Sie zog zurück zu ihren Eltern, wo sie bis vor zwei Wochen noch gewohnt hatte, bis sie eben hier hin kam und seit dem Zimmer dreiundzwanzig im Tropfenden Kessel bewohnte.

„Guten Morgen!", erklang plötzlich eine Stimme hinter ihr, als sie vor ihrem Bett stand und kurz davor gewesen war, ihren Bademantel auf den Boden fallen zu lassen und sich anzuziehen.

„Herr Gott, Fred, was machst du denn hier?", fuhr sie den jungen Mann an und knotete schnell und fest ihren Bademantel wieder zu.

Woher sie wusste, wer er war, hatte er sich schon vor Monaten abgewöhnt zu fragen, sie war halt neben seiner Mutter (die es aber ab und an doch schaffte sich verwirren zu lassen) die einzige, die die beiden unterscheiden konnte, weshalb, dass wusste nur sie.

„Ich wollte nur schauen, wie es unserer Trinkgewinnerin geht."

„Trinkgewinnerin? Habe ich irgendetwas nicht mitbekommen? Es gab einen Wettbewerb?", fragte sie perplex und ließ sich irritiert auf ihr Bett fallen.

„Allerdings, zwischen Ginny und dir, aber ich glaube, außer George und mir hat das keiner mitbekommen, ihr wart schon zu breit dafür. Aber hey, herzlichen Glückwunsch! Eine ganze Flasche würde nicht einmal ich schaffen, ohne lebend aus dem lokal zu kommen."

„EINE FLASCHE? WAS?"

Entsetzt ließ sich Hermine vollkommen auf den Rücken fallen und starrte die Decke ihres Zimmers an. Eine Flasche. Und sie dachte, es waren nur zwei Gläser gewesen, nun, jetzt hatte sie mehr getrunken, als in ihrem vergangenen und zukünftigen Leben zusammen.

„Ja, eine Flasche, Ginny hatte nach drei kleinen Gläsern schon schlapp gemacht. Dank dir bin ich jetzt eine Schokofroschkarte reicher."

„Ihr habt gewettet? Um Schokofroschkarten?", halb zornig, halb lachend setzte sich Hermine wieder auf und starrte jetzt in die blauen Augen ihres Gegenübers, der sie belustigt musterte.

„Natürlich, worum soll ich sonst mit meinem Bruder wetten? Geld ist uninteressant und ansonsten..."

„Wie alt seid ihr eigentlich?"

„Ähm... wenn ich mich jetzt nicht verzähle, werden wir im April 23 Jahre alt, wieso? Gibt es ein Problem?"

Grinsend schaute er sie offen an und zeigte keinerlei Verständnis für ihr Entsetzten, dass sie wegen der Tatsachen hatte, dass sie gewettet hatten UND dann auch noch um Schokofroschkarten.

„Wie geht es dir denn?", fragte Fred nun und veränderte seine belustigte Miene zu einem ernsthaften Blick.

„Nun, wenn ich wirklich so viel getrunken habe, dann ganz gut. Meine Kopfschmerzen sind nach der kalten Dusche etwas besser geworden und die Übelkeit ist weg."

„Das ist sehr gut. Was machst du heute noch so?"

„Heute ist Sonntag... in der Regel lerne ich, immerhin sind am Donnerstag die Prüfungen und ich muss noch mal das ganze Regelwerk von Hampson lernen, dass seit 1958 Gesetz ist und den Fall von deinem Vater noch einmal durchzuarbeiten wäre auch nicht schlecht, wieso?"

Fred warf einen kritischen Blick auf ihren Nachschrank, auf den Bücherstapel, auf das oberste Buch, dass den Titel Hampsons Regelwerk trug. Es war ungefähr so dick wie das Telefonbuch von ganz England.

„Meine Mum lässt fragen, ob du zum Abend kommen wirst. Es ist so ein Traditionelles Novemberessen, da wir in einer Woche ja schon Dezember haben. Wir würden uns alle sehr freuen, wenn du kommen würdest. Es gibt diesmal wieder..."

Ihr glockenhaftes, freundliches Lachen riss ihn aus seinem Konzept.

„Weshalb lachst du?"

„Fred, seit ich die Schule beendet habe, bin ich bei jedem Novemberessen dabei gewesen, ich weiß was es zu essen gibt, da ich jedes Mal dabei war."

Schmunzelnd senkte er den Blick.

„Das habe ich jetzt glatt verdrängt. Kommst du?"

„Hmm, es wäre nicht schlecht, hier mal rauszukommen, dieses verdammte Zimmer nimmt einem irgendwie das Freiheitsgefühl und da die Bibliothek und Florean Fortescues´ Eissalon heute geschlossen haben, könnte ich nur hier bleiben. Ja, ich denke, ich werde kommen."

„Klasse. Dann sehen wir uns nachher. Auf Wiedersehen, Hermine!"

Er nahm sie mit einer dramatischen Geste in den Arm und drückte ihr einen dicken Kuss auf die Wange, was, soweit sie sich erinnern konnte, das erste Mal in seinem Leben wäre.

„Was ist denn mit dir los?", fragte sie, als er sie nach drei Minuten aus der knochenbrechenden Umarmung entließ.

Ohne ein Wort grinste er sie frech an und verschwand dann mit einem leisen Plop. Kopfschüttelnd legte sie schließlich ihren Bademantel ab und zog sich an, ging frühstücken und machte sich dann über das Regelwerk her, dass sie eigentlich schon hoch und runter auswendig konnte, aber wie immer ging sie lieber auf Nummer sicher.


Ja, ich weiß, für meine Verhältnisse ein recht kurzes Chap und die nächsten werden wohl auch nicht viel länger... muss auch mal sein! ;)

Ach ja: Review lese ich wirklich immer wieder GERNE (eigentlich ist seit kurzem mein einziger Lebenssinn welche zu bekommen), drück also bitte des Button da unten Links und schreibt mir ein paar Zeilen!