Der letzte Abend

Während Lee fleißig am Ausziehen war, ackerte Hermine ohne Unterlass, büffelte vor dem Sonnenaufgang bis spät in die Nacht hinein und von 14 – 18 Uhr arbeitete sie in der Filiale von den Zwillingen. Bereits nach zwei Tagen hatte sie tiefe Augenringe und aschfahle Haut.

„Hermy, du siehst ganz und gar nicht gesund aus, was ist denn mit dir los?", erkundigte sich George führsorglich, als sie sich in ihrer Pause am Mittwoch erschöpft gegen ein paar Kisten tragbare Sümpfe lehnte.

„George, ich schreibe morgen eine wichtige Prüfung und bin seit Wochen am Lernen, was denkst du, wie es da einem geht?", fauchte sie sauer und machte sich dann wieder ans Kistenstapeln. George ging kopfschüttelnd ins Büro. Dieses Mädchen würde sich noch mal zu Tode schuften.

Kurz vor ihrem Feierabend, nahm George sie beiseite und, trotz ihrer krampfhaften zur Wehrsetzung, schon sie ins Büro.

„Hermine, morgen früh schreibst du deine verdammte Prüfung und als dein Vorgesetzter – ihr abfälliges Schnauben zeigte nur zu deutlich, was sie von ihm als Vorgesetzter hielt – verbiete ich dir, heute Abend auch noch mal zu lernen. Das macht dich kaputt. Fred und George werden dich zum Essen einladen und dann wirst du um neun Uhr ins Bett gehen."

Schallendes Lachen war kurz darauf im ganzen Laden zu hören.

„George, du führst dich auf wie meine Mutter. Ich bin immerhin schon 21 Jahre alt und denke, ich weiß, was richtig für mich ist. Ich werde ganz sicher nicht um neun ins Bett gehen, sonst noch mal..."

„Merkst du nicht, dass wir uns Sorgen um dich machen? Du gehst kaputt! Komm heute Abend vorbei und lass dich einmal ablenken. Bitte!"

Er hielt sie unbewusst an den Handgelenken fest und drückte wesentlich fester zu, als er es jemals beabsichtigen würde, wenn er es überhaupt bemerken würde. Erst der merkwürdige Blick von Hermine ließ ihn registrieren, was er da tat, worauf er schnell die Hände von den ihren nahm und rote Fingerabdrücke hinterließ.

„Es tut mir leid, ich wollte nicht... ist okay, ich akzeptiere deine Entscheidung, aber falls du es dir noch mal anders überlegst, unser Heim steht immer für dich offen."

„Das könnte daran liegen, weil ich ab morgen bei euch wohne!", gab Hermine noch sarkastisch zurück und verließ dann eiligst das Geschäft. Hastig kramte sie in ihrer Jackentasche und zog ein eingedrücktes Zigarettenpaket heraus, nahm sich eine Zigarette und steckte das Päckchen wieder weg.

Erst als der nikotinangereicherte Rauch durch ihre Lungen strömte, beruhigte sie sich wieder.

Paradox, dachte sie sarkastisch. Als Kind habe ich meinen Vater dafür verflucht, Raucher zu sein, und jetzt bin ich selbst von diesen Dingern abhängig.

Bereits nach drei Minuten musste sie den letzten Stummel wegwerfen, da sie es vorzog, nicht den Filter zu rauchen. Außerdem stand sie gerade vor einem wackeligen, schrägen Dreifamilienhaus, in dem Seamus und Ginny eine Dreizimmerwohnung bezogen hatten.

Spontan wie sie war, beschloss sie, ihnen, wenn sie da waren, einen kurzen Besuch abzustatten. Sie zog an der großen Glocke, die unter den Namen Ginny und Seamus hang und öffnete die Haustür, als das gelbe Leuchten ihr zeigte, dass die Bewohner zu Hause waren.

„Hermine! Schön dich zu sehen, komm rein, es ist... Mein Gott, du siehst ja grausam aus. Hast du in den letzten drei Tagen überhaupt geschlafen?"

Die zuerst sehr herzliche Begrüßung Ginnys verwandelte sich schnell in einen Schwall von besorgten Äußerungen, die Hermine mehr oder weniger an sich abprallen ließ.

„Ja Ginny, ich habe geschlafen, wenn auch nicht viel, aber ich habe. Bitte hör auf, sonst gehe ich sofort wieder. Erst George und dann du. Wie soll der Tag denn noch werden?"

„George hat dich auch schon darauf aufmerksam gemacht? Ich hoffe, du wirst diese Nacht richtig schlafen. Wenn du so morgen in die Prüfung gehst, dann kannst du auch gleich wieder gehen, da du zusammenbrechen wirst. Setzt dich erst einmal!"

Ginny schob ihre Freundin in einen Sessel und kam eine halbe Minute später mit einer Tasse dampfender Brühe zurück, denn draußen war es schon verdammt kalt.

„Danke. Wo ist Seamus denn? Der muss doch nicht ernsthaft arbeiten, oder?", fing Hermine dann schließlich an, als sie in einem Zug die halbe Tasse geleert hatte. Ein warmer Schauer durchfuhr sie und zufrieden lehnte sie sich in den Sessel zurück.

„Er besucht Dean", antwortete Ginny kurz und setzte sich ihrer Freundin gegenüber.

„Und warum bist du nicht mitgegangen? Oder gab es irgendeinen Streit?", löcherte Hermine weiter, die unglaublich froh war etwas anderes, als ihre Übermüdete Gesichtsfarbe als Gesprächsthema gefunden zu haben.

„Nein, alles ist friedlich und Streit gab es bestimmt nicht. Ich bin einfach nur etwas erschöpft von der Woche und so...", unsicher schaute die Rothaarige auf. Ein Hauch von Rosa breitete sich auf ihrem Gesicht aus und ließ Hermine unangenehmes ahnen.

„Mine, ich bin schwanger."

„WAS? Ginny, du bist noch nicht mal 20!"

„Ich weiß, aber irgendetwas ist mit dem Zauber schief gegangen. Meine Mum wird mich umbringen, wenn sie das erfährt!"

„Wieso sollte sie? Sie weiß das ihr schon ewig zusammen seit, da wird sie doch wohl nicht...", ungläubig glotze sie ihr Gegenüber auf eine für sie ganz untypische Art an.

„Deine Mutter ist wirklich... nein, sag das, das... GINNY! Das ist... nicht... zu fassen", stammelte Hermine vor sich hin und schüttelte ununterbrochen den Kopf."

„Doch, meine Mutter ist immer noch davon überzeugt erst Sex haben zu dürfen, wenn man verheiratet ist. Wenn die wüsste, dass ich bereits mit 14 dem nicht mehr nachgekommen bin, bin ich nicht nur tot, sondern noch viel mehr."

„Das mit Michael Corner muss sie ja nicht herausfinden... mal ernsthaft, Seamus liebt dich und da ihr sowieso heiraten werdet ist das ja wohl nicht so schlimm."

„Ich will es hoffen, ich bin mit meinem Leben gerade super zufrieden und möchte mir nicht vorstellen, dass es so schnell vorbei ist. Mann, das ist verdammt unfair, warum muss ich auch ein Mädchen sein? Meinen Brüdern könnte sie das nie unterstellen! Denn die können niemals schwanger werden."

„Soll ich dich begleiten, wenn du es ihr dann irgendwann erzählst?"

„Würdest du das machen? Das wäre wirklich lieb. Seamus ist ja wirklich mein ein und alles, aber er ist da leider der Verantwortliche und wenn meine Mutter dann anfängt Amok zu laufen, soll er den dann doch bitte überleben, um sich um meinen Nachlass zu kümmern." Ein schelmisches Lächeln huschte über ihr Gesicht.

Als das dann geklärt war, kam Ginny wieder zu dem verhassten Thema, Schlafmangel. Unbeirrt würgte Hermine sie ab, verabschiedete sich und stand wenige Minuten später wieder draußen, wieder mit einer Kippe in der rechten Hand.

Ihre schlechte Laune kam wieder hoch und als sie auch noch bemerkte, das es bereits nach halb sieben war, schlenderte sie zum Tropfenden Kessel, um sich wieder ihren Büchern zuzuwenden.

Sie arbeitete bis zehn Uhr, als sie schließlich über ihrem Bücherberg zusammenklappte und in einen tiefen Schlaf fiel.


Ich danke eli und LadyEvelyn ganz herzlich für die lieben Reviews... unter solchen Umständen schreibt man natürlich gerne weiter! ;) Und je mehr es werden, um so schneller (okay, schneller geht bals gar nicht) werden die Chaps hochgeladen und vielleicht könnte man es auch deichseln, dass sie ein wenig in der Länge zunehmen-gg-