Hier ist das nächste Chap und ich muss zu meinem Bedauern sagen, dass es nur noch zwei weitere geben wird... dann ist die Story vorbei. Ich will mich noch mal bei all meinen lieben Lesern bedanken (auch an die Schwarzleser... grummel zeigt euch doch mal!). Besonders eli, LadyEvelyn und Schneeprinzessin, die mir bis jetzt sehr treu gewesen waren... knuddel

Anklage

Stirnrunzelnd ging Ginny zur Tür. Sie erwartete niemanden. Seamus war arbeiten und hatte außerdem einen Schlüssel. Ihre Mutter war grad gegangen, wer konnte das also sein?

„Dad! Was machst du denn hier?", rief sie halb verwundert, halb erfreut aus, als ein mittelgroßer, rothaariger (mit grauen Strähnen) Mann hinter der Tür erschien. Hecktisch und ohne zu fragen drängelte sich Arthur an seiner Tochter vorbei und blieb im Raum stehen, als er Hermine erblickte.

„Gut das du hier bist. Ich habe dich schon überall gesucht. Im Laden, zu Haus, im Tropfenden Kessel und im Ministerium warst du ja nicht. Ich habe etwas gefunden, was dich interessieren könnte. Komm mit!"

Schweigend folgte sie ihm, da er sie etwas grob am Arm gepackt hatte und regelrecht hinter sich herzog. Ginny beobachtete die Beiden verwundert und schloss die Tür, nachdem Hermine ihr noch ein „Bis nachher" zugehaucht hatte.

„Arthur, was ist denn los? Du wirkst ziemlich aufgewühlt", erkundigte sich Hermine, als sie ins Ministerium appariert sind und sein Büro betraten.

„Ich habe im Archiv etwas nachgeforscht, nachdem mir der Verwalter da unten vier Tage lang den Eintritt verwehrt hatte, und jetzt rate mal, WAS ich da unten gefunden habe."

„Keine Ahnung?"

Nach einer dramatischen Pause, die Hermine fast in den Wahnsinn trieb, fing Arthur endlich an zu erklären. „Dort war alleine ein ganzes Regal für dich bestimmt. Als vollgestopft mit deinen Akten."

Nun war Hermine diejenige, die schwieg. So fassungslos war sie noch nie gewesen.

„Wie bitte? Ein Regal voller Akten, nur über mich?"

„Ja. Ich habe da so ziemlich alles über dich gefunden. Seit deiner Geburt. Urkunden, Zeugnisse, Impfpässe, Krankheitsabschriften, Kopien aller deiner Hausaufgaben der sieben Jahre auf Hogwarts. Sogar ein paar Arbeiten, die du wohl auf der Muggelschule gemacht hast, waren dabei. Aber die Härte kommt noch... es waren Kopien deiner Tagebücher dabei. Und zwar ALLER deiner Tagebücher."

So weit es ging, riss Hermine nun noch mehr und noch ungläubiger die Augen auf. Hier schien es sich um einen Wahnsinnigen, einen Irren oder sonst was zu handeln. Das war doch nicht normal. Wieso sollte jemand ihre Arbeiten für so wertvoll halten, um sie in einem Regal aufzuheben?

„Arthur?"

„Ja?"

„Weißt du, wer dieses Regal angelegt hat?"

„Ich habe eine Truppe aus der Detektivzentrale aus London hingeschickt. Sie sind gerade dabei Untersuchungszauber über das Regal zu legen und die Dokumente zu überprüfen. Als ich das letzte Mal da war, hatten sie schon einige Schriftteile, die eindeutig nicht deine waren. Wie es aussieht hat der Besitzer dieser Akten deine Schriftstücke sorgfältig mit Notizen besehen und eine Art Analyse durchgeführt."

„Darf man fragen, weshalb dieser Typ – ich gehe jetzt einfach mal davon aus, dass es ein Mann ist – dieses Regal in einem öffentlichen Archiv anlegt? Das ist doch purer Wahnsinn."

„Das ist wahr, aber ich habe das Regal auch eher zufällig gefunden, als ich über den Schutzzauber gestolpert bin. Ansonsten wäre es nicht in hundert Jahren gefunden worden!"

„Oh mein Gott... das klingt ja immer verworrener. Gehen wir jetzt dorthin?"

„Noch nicht. Die sind noch mit den Überprüfungen beschäftigt und wollen die nächsten zwei Stunden nicht gestört werden, aber bis dahin können wir ein wenig über Schutzzauber und eventuelle „Täter" recherchieren. Kommst du mit?"

Nach einem kurzen Nicken folgte sie ihm in die magische Staatsbibliothek, in die Hermine schon immer mal wollte. Die Erlaubnis bekommt man aber nur als Ministeriumsangestellte oder mit einem triftigen Grund, den sie ja nun hatte.

Die nächsten zwei Stunden stöberten sie in Biographien Ministeriumsangestellter, Schutzzauberbüchern und ähnlichem. Ihr Ergebnis konnte sich sehen lassen. Zwei Pergamente vollgeschrieben mit Schutzzaubern, die sie der Detektivzentrale geben wollten und vier Namen (es waren aber nur drei dabei, die durch ein unbedachtes Stolpern deaktiviert werden konnten), die bis jetzt für sie in frage kamen.

Nachdem sie fertig waren, kehrten sie erst in Arthurs Büro zurück, um das gesammelte Material abzulegen und apparierten dann ins Archiv, dass immer noch voll mit Detektiven, Auroren und möchte-gern-Bürohengsten gefüllt war.

„Clara!", rief Arthur freudig aus und schloss eine kleine, blonde, etwas ältere Frau in die Arme. Stirnrunzelnd verfolgte Hermine das Szenario und schüttelte schließlich die Hand der fremden Frau, als Arthur von ihr ließ und sie ihr vorstellte.

„Hermine, das ist Clara Greene. Sie ist die Ermittlungsleiterin dieses Fall und Staatsverteidigerin. Clara, das ist Hermine Granger, die, mehr oder weniger, Inhaberin dieses Regals."

„Freut mich sehr", lächelte Clara und erwiderte den Händedruck Hermines. „Es ist schon erstaunlich, was ein Mensch für Phantasien haben kann. Unseren Untersuchungen zufolge, muss derjenige, der dieses Regal angefertigt hat, ein Mann sein. Die Notizen, die in allen Tagebüchern, Arbeiten und Dokumenten zu finden sind, schien der Typ absolut abhängig von ihnen gewesen zu sein und sie können von Glück reden, dass er nicht einige der Andeutungen, die er geschrieben hat, wahr werden ließ. Demnach hätte sie zusammen in einer Strandhütte in der Karibik sitzen müssen und ein Haus voller Kinder haben sollen."

Erstaunt hob Hermine eine Augenbraue und verzog angewidert ihren Mund. Diese Geste schien sehr amüsant zu sein, denn Clara fing an wie ein kleines Mädchen zu kichern und kriegte sich erst ein, als sich ein etwas jüngerer, schwarzer Kollege hinter ihr räusperte.

„Greene, wir sind jetzt fertig. Der Verwalter hat keine Aussagen machen können, die uns weiter bringt. Sollen wir in die Zentrale zurück, oder hast du noch was – ach, Hallo Arthur und -"

„Hermine Granger."

„Ach, sie sind die Unglückliche. Mensch, sie müssen ja die Traumfrau schlecht hin sein, den Beschreibungen zufolge. Haben sie wirklich ein Muttermal unter ihrem linken Schulterblatt, das wie ein Herz aussieht?"

„Frank!", empörte sich Clara, als sie sah, wie Hermine errötete und sich beschämt abwandte. Dieser Irrer musste wirklich nicht alle Tassen im Schrank haben... und Adlersaugen, wenn er so etwas bemerkte! Bis jetzt war nur einem einzigen Menschen aufgefallen, das sie so ein Muttermal besaß. Frederic Scott. Ihr Prüfungsleiter, mit dem sie eine kurzweilige Affäre gehabt hatte. Aber weshalb sollte gerade er so wahnsinnig sein?

Ihre Affäre hatte geendet, weil er es beendet hatte. Mit der Begründung, dass von Anfang an klar gewesen sei, dass dies nicht für ewig halten könnte.

Sie war ihm nur dankbar gewesen, weil sie die Tage davor schon fieberhaft überlegt hatte, wie sie Schluss machen sollte, da sie ihn nicht geliebt hatte und keine Lust auf weitere Spiele gehabt hatte.

„Was ist Hermine?", erkundigte sich Arthur, als Clara und Frank schon wieder weg waren und damit beschäftigt waren, die Truppe zusammen zu sammeln und aufzubrechen.

„Nicht... Arthur. Wie wollen die bitte herausfinden, wer dieser kranke Irre ist?"

„Mit Fingerabdrücken. Eine Muggelerfindung, aber sie ist sehr nützlich, da wir noch keinen Identifizierungsspruch dieser Art entdeckt haben."

„Wird es lange dauern, den „Täter" herauszufinden?"

„Das nicht, was viel schwerer ist: Gibt es überhaupt eine Verbindung zwischen diesem Regal und der Sabotage deines Examens?"

„Stimmt", gab Hermine kleinlaut und ein wenig verwirrt zu.

„Wie dem auch sei, ich schlage vor, du gehst jetzt wieder heim, oder zu Ginny; zumindest weg von hier und ruhe dich aus."

Gefrustet ließ Ginny sich auf die Couch fallen und schloss erst einmal erledigt ihre Augen. Sie atmete drei tief ein und wieder aus, ehe sie sich ausgeruht fühlte, um sich wieder den Problemen zu stellen: Irgend ein Arschloch hat ihr Examen sabotiert, ein Irrer hat sich irgendwie alle Dokumente über ihr Leben gekrallt und vielleicht sind die beiden ein und die selbe Person, was noch tragbar wäre, aber zwei Idioten in ihrem Leben waren mehr als zu viel.

„Herm? Wo warst du den ganzen Tag?", fragte plötzlich eine heisere Stimme an ihrem Ohr. Erschrocken schreckte sie hoch und prallte fast mit einem Rothaarigen Mitbewohner zusammen.

„Fred, erschreck mich doch nicht immer so. Ich war erst bei Ginny und dann mit deinem Vater..."

„Dad? Was ist passiert?", unterbrach Fred sie erstaunt, ließ sich neben sie auf die Couch sinken und ergriff ihre Hand, so, als ob sie im Sterben liegen würde. Die Groteske bemerkte aber keiner der beiden.

„Es ist alles okay. Nur, dass ich mich jetzt nicht nur mit einem Arschloch herumschlagen muss, der mein Examen sabotiert, sondern es gibt auch noch einen armen Psychopathen, der im Archiv des Ministeriums ein Regal angelegt hat, das vollgestopft mit meinen Akten war, sprich: Kopien meiner Tagebücher, Urkunden, Zeugnisse, Arbeiten, Hausaufgaben. Die Detektivzentrale und die Aurorenabteilung ist jetzt damit beschäftigt herauszufinden, ob der Examenschwindler der gleiche ist, wie der Irre, der meine Dokumente sammelt, Analysen über mich durchführt und sich wünscht mit mir eine Hütte am Strand zu bewohnen und ein Dutzend Kinder zu haben."

Fred hörte ihr schweigend zu, schüttelte den Kopf als sie geendet hatte und stand schließlich auf. Während sie ihn skeptisch beobachtete, wie er eine Tafel der besten Schokolade vom Honigtopf aus dem Wohnzimmerschrank holte, genoss er das Gefühl, dass sich in ihm unter ihrem Blick ausbreitete.

„Hier, ich glaube du brauchst dringend ein großes Stück Schokolade. Lupin sagte doch immer, dass man Schokolade essen soll, wenn man am Ende seiner Kräfte ist, oder? Du kannst mir ja so oft sagen wie du willst, dass du stark genug bist, um so etwas alleine zu tragen, aber geballt mit all dem anderen Stress, den du die letzten Jahre hattest, kann das nur entkräftend sein."

Verwundert nahm sie das ihr entgegengestreckte Stück an und schenkte ihm einen nachdenklichen, fast bewundernden Blick. Sie wusste, dass er nicht der Witzbold war, den er immer markierte. Er hatte viele nachdenkliche und überlegte Phasen in seinem Leben, besonders oft, wenn die zwei alleine waren, aber so führsorglich hatte sie ihn noch nie erlebt.

„Du erstaunst mich, weißt du das?", meinte sie schließlich, als er sie misstrauisch musterte (wahrscheinlich, weil sie ihn so intensiv anstarrte).

„Wieso?"

„Du erinnerst mich gerade gar nicht an Fred Weasley, sondern eher an..."

„Ja?"

„Ich weiß auch nicht, aber diese gewissenhafte Ernsthaftigkeit passt nicht zu dir!"

Sie hatte alles als Reaktion erwartet, aber nicht da: Ein sich ewig hinziehender Lachanfall. Er konnte einfach nicht aufhören, obwohl sie alles versuchte, um ihn zu beruhigen.

„Weshalb hast du jetzt bitte so lachen müssen?", erkundigte sie sich, als er nach geschlagenen zehn Minuten endlich wieder Luft bekam.

„Du hättest dich sehen sollen. Wie McGonagall hast du ausgeschaut. Dieser trockene Humor in den Augen, verbunden mit Sarkasmus und Intelligenz. Und dann wie du geredet hast,... hach, es hat mich alles an meine liebe, alte Hauslehrerin erinnert!"

„Und deshalb lachst du? Ich habe mich wohl och geirrt, du bist genau der Witzbold, der du bist. Lachst bei den dümmsten Sachen und bringt alle Menschen in deiner Umgebung zum verzweifeln, weil sie nicht wissen, was mit dir los ist. Ich frage mich manchmal, weshalb die Lehrer in den fast sieben Jahren nicht einen Lynchmord begangen haben... ich hätte sie verstanden..."

„...ähm..."

„Ja, und wenn wir jetzt schon dabei sind... was sollten die ganzen verdammten Anspielungen in den letzten Wochen? Ich mag es nicht, wenn man mich mit zweideutigen Sprüchen und Handlungen aus der Fassung bringt... was haben George und du ausgeheckt?"

„Also,..."

„Ach, ich will das gar nicht hören! Ihr seid in eurer Entwicklung halt doch bei fünfzehn stehen geblieben und könnt nichts anderes produzieren, als dumme Scherzartikel..."

Sie wusste, dass sie zu weit gegangen war. Eigentlich waren solche verbalen Angriffe auch total unter ihrem Niveau, aber durch einen unerkannten Grund, hatte sie plötzlich eine heiße Wut auf den Zwilling, der alles mögliche aus ihrem Mund purzeln ließ.

Als sie gerade fortfahren wollte, mit ihren Beschimpfungen, spürte sie, wie sich etwas auf ihren Mund mit sanften Fordern drückte. Entspannt schloss sie ihre Augen und sog das Gefühl weicher Lippen auf ihren eigenen in sich auf.

Zögernd tasteten sich zwei Hände ihre Taille entlang und zogen sie näher an Fred, der sie am liebsten gar nicht mehr los lassen würde.

Nach einer ungemessenen Ewigkeit drang ein dunkles Räuspern an ihre Ohren, dass sie aufschrecken ließ, als wenn sie in der Schule von einem Lehrer erwischt worden wären. Das Ebenbild Freds, George Weasley, streckte Hermine wortlos und mit einem fast liebevollen Lächeln ein Pergament entgegen. Als sie s entgegen nahm, verließ er stumm den Wohnraum und verschwand in sein eigenes Zimmer.

Unter neugierigen Blicken Freds rollte sie das Pergament auf, nachdem sie das Ministeriumssiegel aufgebrochen hatte.

Hermine,

sowohl der Aktenanleger wie Examensaboteur ist Rupert Scott. Komm morgen bitte in Gerichtssaal 2, dort startet um 8:45 Uhr die Gerichtsverhandlung in diesem Fall.

Schlaf gut und liebe Grüße an die Zwillinge

Arthur

°°Rupert Scott? Mein verhasster Examensabnehmer? Der Bruder von Frederic Scott, meinem Prüfungsleiter, mit dem ich ein drei Monate langes Verhältnis hatte. Das kann nicht wahr sein! Und wie können die Ermittlungen bereits so weit sein, dass morgen bereits die Verhandlung anfängt? Und ich soll da total unvorbereitet auftauchen?°°

Überfordert mit der Situation, sackte Hermine kraftlos von der Couch auf den Fußboden. Die warmen, schutzgebenden Arme um ihre Schulter bemerkte sie gar nicht und die Geschehnisse der letzten zehn Minuten waren wie aus ihrem Gedächtnis gelöscht, jetzt zählte nur noch morgen!