„HARRY!"
Wieder einmal wurde nach ihm geschrieen, wie so oft in letzter Zeit. Harry wusste nicht genau was er dazu sagen sollte, aber jemanden so zu behandeln, konnte einfach nicht richtig sein. Bei Dudley wurde eine komplett andere Erziehungsmethode angewandt.
„Hilf deiner Tante im Haus", sagte Onkel Vernon, trat in den Garten und schon rannte Harry ins Haus. Dort half er seiner Tante beim Abwasch, auch half er ihr beim Putzen.
Dudley war bei seinen Freunden und genoss die letzte Woche, die er hatte, bevor er in die Schule muss. Durch die Aktionen seines Cousins, hatte Harry wirklich keine Freunde. Als Dudley jedoch krank war, waren sie freundlich zu ihm, was dazu führt, dass Dudley Dursley bereits im Kindergarten großes ‚Ansehen' hatte.
Und als es dazu kam, dass es die Schulsachen gab, bekam Dudley das Neueste vom Neuen und Harry gerade einmal etwas aus dem Secondhand-Shop. Auch bekam Dudley neue Kleidung und Harry durfte sich mit seinen abgetragenen Stücken zufrieden geben, die ihm mehr als zu groß waren. Wenn Dud weiterhin so verfressen war, würde Harry die Kleidungsstücke ewig tragen.
Der Tag rückte immer näher, der 1. September, ein Montag, war der Schulbeginn. An diesem besonderen Tag wachte Harry sehr früh auf, er war so nervös gewesen, dass er kaum geschlafen hatte und wenn, dann wurde er von jedem noch so kleinen Geräusch wach. Die Neugierde die ihn packte, was ihn wohl erwarten würde, war einfach viel zu groß.
Er kämpfte sich aus seinem Schrank und ging nach rechts in die Wohnküche. Die Dursleys hatten nämlich beschlossen, dass es für Dudley wohl das Beste sein würde, wenn die Küche und das Wohnzimmer in der Nähe seien, so hätten sie ihren Duddywutz immer unter Beobachtung. Nur das dieser Umbau vor ein paar Wochen auch noch dazu führte, dass Dudley mehr zugenommen hatte, war ihnen nicht bewusst.
Onkel Vernons Firm, Grunnings, stellte Bohrmaschinen her. Es war zwar keine große Firma, aber dennoch beschäftigte sie rund hundert Mitarbeiter. In letzter Zeit lief sie wirklich gut. Nachfragen wurden jetzt des Öfteren gestellt, auch bekamen sie einen Großauftrag. Wenn es so weiter gehen würde, würden die Bilanz, sein Eigenkapital und sein Gewinn wirklich in die Höhe schießen. Durch diese Nachfrage, hatte sich Onkel Vernon wieder einmal einen neuen Wagen gekauft. Anscheinend war ihm sein eigenes Wohl am wertvollsten, ihm schien es egal, dass die Firma dringend saniert werden musste. Er machte nur gerade das Notwendigste, der Rest des Gewinnes, besser gesagt der Großteil der für ihn übrig blieb, wurde nicht in die Firma investiert, sondern fand den Weg in seine Taschen. Der einzige Grund, dass er nicht so viel von seinem Gewinn in der Firma ließ war der, dass er nicht zu viele Steuern zahlen musste. Im war es egal, dass er Bilanzverfälschung machte.
Wenn man bedenkt, dass dieser Typ eine Firma leitete, würde man nicht einmal vermuten, wie er wirklich ist. Jeder würde denken, dass jemand, der eine leitende Position hat, etwas auf dem Kasten hat, aber Onkel Vernon verstand sich daran nicht besonders. Sein Fachgebiet war es, einigen Kunden das Blaue vom Himmel zu lügen und Honig um den Mund zu schmieren. Seine Werbekampanien halfen da auch.
Jetzt wieder zurück zu Harrys erstem Schultag. Wisst ihr noch, wie ihr euch an eurem ersten Schultag gefühlt habt? Genauso könnt ihr euch ihn vorstellen. Und habt ihr nicht auch noch eine Schultüte, prallgefüllt mit den besten Dingen die man sich vorstellen kann, bekommen? Harry nicht, dafür Dudley, bei dem man glauben könnte, dass seine Eltern ihn mästen würden und zu Weihnachten einen Schweinespieß machen würden.
In der Schule angekommen, holte sie eine Lehrerin ab. Sie hatte mittellanges, schwarzes Haar, meerblaue Augen, gerade richtig Proportioniert, nicht das es die fünfjährigen interessiert hätte. Ihre Augen und ihr allgemeines Auftreten, strahlten ein solides Selbstbewusstsein aus. Sie dürfte nicht älter sechsundzwanzig oder siebenundzwanzig gewesen sein.
„Ich bin Ms Padma Hopkirk", stellte sie sich vor. Auch ihre Stimme hatte etwas Weiches und freundliches an sich. Harry konnte sich nicht helfen, aber irgendwie kam sie ihm familiär vor, viel familiärer als die Dursleys, die Blutsverwandte von ihm waren, wie das er sie schon einmal kennen gelernt hatte. „Folgt ihr mir dann bitte."
Die neuen Schüler und Schülerinnen gingen ihr etwas Schüchtern hinterher. Als sie das Klassenzimmer betraten, sahen sie viele kleine Tische und je zwei Sessel dahinter. Es waren vier Reihen aufgebaut, hinten war ein Teppich, auf dem sie in den Pausen sitzen konnten, oder eine Lesestunde abhielten. Ganz vorne links war der Lehrertisch, welcher bunt bemalt worden war. Zwei Tafeln waren auch dort, eine unlinierte und eine linierte. Das Zimmer war in hellem gelb gehalten und strahlte somit noch mehr Freundlichkeit aus.
„In diesem Klassenzimmer, werdet ihr bis zu eurem vierten Jahr bleiben. Sucht euch jetzt einen Platz", forderte sie die Schüler auf, lächelte sie aber freundlich an und ging selber zum Lehrertisch und sah den Kinder zu, wie sie sich ihre Plätze suchten.
„Ich stelle mich noch einmal vor. Ich bin Padma Hopkirk und werde euch durch die nächsten vier Jahre eueres Lebens begleiten. Von mir lernt ihr Schreiben, Lesen, Rechnen und auch andere Dinge. Im Laufe dieser Woche, voraussichtlich am Freitag, werdet ihr eure ersten Schulbücher bekommen. Die Hefter, die ihr benötigen werdet, werden für euch besorgt, eure Eltern müssen sie nur mehr bezahlen. Nun werde ich jeden eurer Namen vorlesen, ihr steht auf und stellt euch kurz vor." Ms Hopkirk nahm eine Liste vom Tisch und las den ersten Namen vor. „Aberly Clarissa."
Schüchtern stand sie auf. „Jetzt bitte etwas über dich erzählen."
„I-i-ich bin Clarissa. Und bin heuer in die Schule gekommen."
„Hast du Hobbies?", fragte Ms Hopkirk, worauf sie nickte. „Ich mag Pferde und ich male sehr gerne."
„Sehr schön. Du kannst dich wieder setzen." Erleichtert darüber setzte sie sich wieder und Padma Hopkirk verließ die Namen weiter. „Dursley Dudley."
„Mein Papa hat eine Firma die Bohrmaschinen herstellt und da darf ich auch immer wieder zuschauen." War ja nicht anderes zu erwarten gewesen, dass Dudley gleich von der Firma seines Vaters schwärmt.
Last but not least war: „Harry Potter."
Langsam stand auch er auf, er so seine Lehrerin fragend an. Er hatte zwar vorhin schon gehört, was seine Mitschüler zu sagen hatten, aber er wusste nichts über seine Eltern.
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Die Zeit verging wie im Fluge und in der Klasse wurden bereits die ersten Buchstaben zu einem Wort zusammen gefügt. Was Ms Hopkirk aber zugeben musste war, dass Harry eine äußerste Begabung hatte, was man aber seinem Cousin nicht zumuten konnte. Dudley war einer von den Schwächsten, mental, aber nicht körperlich. Von Intelligenz strotzte er nicht gerade, aber dafür war er einer von fünf, die es auf Harry abgesehen hatten.
Die ersten Male wurden Dudley und Harry von Tante Petunia oder Onkel Vernon von der Schule abgeholt, mittlerweile mussten sie alleine nach Hause gehen. Und beim nach Hause gehen, kamen meistens Dudley und seine Freunde hinter ihm her. Harry diente als Opfer. Wenn etwas einmal nicht nach Dudley ging, dann konnte er wirklich wütend werden und dann durfte Harry herhalten und die Wut seines Cousins über ihn ergehen lassen.
Dudley hatte von früh auf von seinen Eltern mitbekommen, wie sie Harry behandeln, wieso sollte er es nicht auch so tun? Deshalb durfte Harry sogar einmal als Punchingball herhalten. Nach dieser ‚Sonderbehandlung' tat ihm alles weh und am Nachmittag dieses Tages durfte er auch bei der Gartenarbeit helfen, was soviel heißen soll, dass er das Laub aus dem Garten schaffen musste. Dudley saß derweilen gemütlich im Wohnzimmer und sah fern. Er aß auch noch ein Eis und einmal kam er sogar aus dem Haus und grinste hämisch zu Harry.
Wenigstens war Harry während der Schulstunden sicher vor seinem Cousin, seinen Freunden und seiner restlichen Verwandtschaft. Einzig und alleine die Lehrerin schien sich etwas aus ihm zu machen. Die Aufgaben die Harry bekam, hatte er meist schnell gelöst und bekam dann sofort neue.
Ms Hopkirk hatte es oder war es Dudley gewesen? Ist jetzt ja auch egal, zumindest hat sie seinem Onkel und seiner Tante erzählt, dass Harry in der Schule sehr gut sei. Natürlich konnte es nicht sein, dass jemand wie Harry so klug sein soll, ihr Sohn war der Beste und dass musste wieder so werden. So jemand wie ihr Neffe hatte so eine Gabe nicht verdient. Statt an Hausaufgaben zu machen wurde Harry dazu verdonnert fast die gesamte Hausarbeit zu machen. Während Dudley fleißig lernte und seine Hausaufgaben machte, musste Harry diese spät in der Nacht machen oder in der Früh so zeitlich aufstehen, dass er sie fertig bekam. Meist schaffte es Harry jedoch immer noch gegen späten Nachmittag sie fertig zu stellen.
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Das Zeugnis war nun auch vorbei, die gesamte Klasse hatte nur Einser im Zeugnis. In der ersten Klasse sollte es wohl auch kein Problem darstellen solche Noten zu haben. In der Note fürs Benehmen war es schon anders. Harry hatte einen Einser, Dudley einen Zweier. Die Dursleys regten sich natürlich sofort auf, dass durfte doch nicht sein, dass ihr Sohn im Benehmen eine Zwei hatte, wo sie ihn doch so gut erzogen hatten, ihren kleinen Prinzen.
Aber das Schlimmste sollte erst noch passieren und zwar kurz vor den Sommerferien.
Harry war gerade in der Cafeteria und aß sein Essen, das er von Tante Petunia eingepackt bekommen hatte. Ein Doppelbrot mit Aufstrich und ein Sunkist, dass war alles, hin und wieder bekam er sogar noch einen Apfel oder eine Banane mit. Dudley durfte sich, wenn er wollte auch etwas zu Essen kaufen, aber Süßigkeiten bekam er immer mit.
Harry war also gerade in der Cafeteria, als Dudley und seine Freunde auftauchten. Er wollte ihnen aus dem Weg gehen und so erhob er sich also und wollte die Cafeteria verlassen, aber Dudley und Co. wollten ihn einfach nicht gehen lassen. Sie gingen schnurstracks auf ihn zu, Dudley hatte seine Hände bereits vorgewärmt. Harry wusste was passieren würde. Entweder sie hauten ihm eine rein oder sie nahmen ihm alle Schulsachen weg. Unbewusst, weil er Angst hatte, fand er sich plötzlich auf dem Dach der Cafeteria wieder. Dudley sah ihn nur überrascht an und bekam seinen Mund nicht mehr zu. Alle die zu diesem Zeitpunkt dort waren sahen mit offenen Mündern auf den Taferlklassler, der auf dem Dach der Cafeteria war.
Am nächsten Tag waren die Dursleys wegen dieser Aktion in die Schule geordert worden. Harry fühlte sich schlecht, was würde wohl mit ihm passieren? Was würden die Dursleys machen, wenn sie im Ligusterweg angekommen sind? Er mochte gar nicht daran denken, wahrscheinlich bekam er wieder Essensentzug, durfte den Schrank nicht verlassen und wofür Harry sich am meisten fürchtete war, dass sein Onkel oder seine Tante ihm eine Ohrfeige verpassten.
Seine Verwandten waren wirklich sauer.
„WIE KANNST DU ES WAGEN? WEGEN DIR MUSSTEN WIR IN DER SCHULE ERSCHEINEN! WAS WERDEN DIE LEUTE WOHL VON UNS DENKEN, WENN WIR SO JEMANDEN WIE DICH BEI UNS WOHNEN LASSEN. PASS LIEBER AUF BURSCHE, SOLLTE SO ETWAS NOCH EINMAL VORKOMMEN, DANN GNADE DIR GOTT." So wütend war Onkel Vernon noch nie gewesen und diese Schimpforgie hatte erst loslassen, als sie wieder in ihrem Haus waren. „DU BEKOMMST KEIN ABENDESSEN UND ZWAR FÜR DIE NÄCHSTE WOCHE. DEIN ZIMMER VERLÄSST DU NUR, WENN WIR ES DIR ERLAUBEN UND DU WIRST HELFEN DEN SCHNEE WEGZURÄUMEN! UND JETZT VERSCHWINDE, KOMM MIR HEUTE NICHT MEHR UNTER DIE AUGEN!"
Harry tat wie ihm geheißen und verschwand in sein Zimmer. Onkel Vernon verriegelte es sofort.
Im Dunkeln saß ein kleiner, verängstigter Junge, der nicht wusste was passiert war. Wieso sind sein Onkel und seine Tante so ausgerastet, in der Schule haben sie doch nur gesagt, dass er so etwas nicht noch einmal tun sollte. Eigentlich fand es seine Klassenlehrerin irgendwie amüsant, als sie davon erfahren hatte und mit Petunia und Vernon gesprochen hatte. Jedoch dachte sich Harry, dass seine Verwandten nicht so sauer sein müssten, es kann doch passieren und er war doch unbeteiligt gewesen. Wenn Dudley nicht gewesen wäre, hätte er diesen ganzen Schlamassel nicht einmal gehabt. Aber das durfte er wieder nicht sagen, sonst hießt es für ihn laufen und zwar schnelle. Über ihren Sohn, wie schon des Öfteren erwähnt, ließen die Dursleys kein schlechtes Wort kommen und schon gar nicht von ihrem Neffen. Als Harry sich nämlich das erste Mal verteidigt hatte, als Dudley die Vase zerstörte, hatte er eine saftige Ohrfeige erhalten.
Bei diesem Gedanken griff er sich an die Wange und erinnerte sich daran, er hatte versucht es zu verdrängen, aber heute war es wieder in ihm aufgetaucht. Wieso konnten die Dursleys ihn nicht so behandeln wie Dudley? Wieso musste er eigentlich hier bei ihnen wohnen? Würde es ihm besser gehen, wenn er bei einer anderen Familie wohnen würde? Würde es ihm besser gehen, wenn er die ganze Wahrheit über seine Eltern wissen würde? Wäre es das Beste, wenn er mit alldem, was geschehen war konfrontiert worden wäre? Oder wäre er in einem Waisenhaus viel besser aufgehoben? Weit weg von den Dursleys, weit weg von seiner Welt, seiner wahren Bestimmung, weit weg, von der Welt der Magie?
Reviews:
2 vero: Hi! Freut mich, dass du die FF dennoch weiter liest, obwohl ich schon lange nichts mehr von mir hören hab lassen. Danke vielmals!
Ich dachte mir, dass es wohl offensichtlich ist, dass so ein verwöhnter Bengel wie Dudley nur Brei im Hirn hat, hoffentlich stört es niemanden.
2 Cho: Hi! Natürlich freut es mich auch bei dir, dass du die Hoffnung auf ein neues Chap nicht aufgeben hast und ein Review geschrieben hast. Dass mit Harry und der Intelligenz, habe ich oben bei vero bereits erklärt.
Hab euch alle lieb
Magic Morgana
