Kapitel 9: Jahr 9

In der Schule lief es so halbwegs. Harry kam mittlerweile auch mit einigen Schülern aus der Klasse aus. Obwohl, wenn Dudley ihn beobachtete, dann waren sie soweit weg wie möglich. Aber während der Mittagspause setzten sie sich sogar zu ihm hin und unterhielten sich. Einer hatte ihn sogar mal gefragt, ob er nicht einmal zu ihm zu Besuch kommen wollte. Harry schüttelte den Kopf. Sein Klassenkamerad sah ihn verwirrt an. „Ich weiß nicht, ob mir meine Tante und mein Onkel mir das erlauben. Ich möchte nicht vorher zusagen, bevor ich ihre Erlaubnis habe. Du verstehst?"

„Klar." Der Junge schien eigentlich recht freundlich. Es gab doch nicht immer nur Unmenschen, die versuchten einem das Leben schwer zu machen. „Bis dann Harry."

Zu Hause gab es wieder eine Strafpredigt, als Harr das erwähnt hatte. Dudley musste dann natürlich noch seinen Senf dazu geben und hatte irgendetwas erzählt. Harry hatte es dementiert, aber dennoch glaubten sie den Lügengeschichten ihres Sohnes mehr als der Wahrheit, die ihnen ihr Neffe erzählte. Sie meinten darauf immer nur: „Wieso sollte Dudley und anlügen? Du bist so etwas von unverschämt. Kannst nicht einmal für deine Fehler einstehen. Und du geht auf keinem Fall zu diesem Parker – Haben wir uns verstanden?" Harry nickte nur und ging geknickt in Richtung seines Zimmers.

Dudley grinste nur Schadenfroh. Er hatte es wieder geschafft seinem Cousin einen Hausarrest aufzubrummen und das ihn jemand zu sich einlud, war für Dudley sowieso die Höhe gewesen. Wer wollte schon mit seinem bescheuerten Cousin herum hängen? Hatte keine Eltern, kein Geld. Harry hatte nichts und war von seinen Eltern abhängig. Dudley genoss es. Er hatte jemanden, den er so behandeln konnte wie er wollte, genau vor den Augen seiner Eltern und sie sahen es nicht. Wollten sie es nicht sehen oder hatten sie es tatsächlich noch nicht bemerkt? Sogar die Lehrerin in der Schule hatte es gemerkt und sogar schon mit seinen Eltern darüber gesprochen, aber die Dursleys sahen in ihrem Sohn den Perfektionisten, der seine Freiheiten brauchte und nichts, nichts an dem er arbeitete, konnte schlecht sein. Er sollte nämlich einmal das Familienunternehmen weiter führen. Vernon hatte ihn schon öfter in die Firma mitgenommen, um seinem Sohn alles zu zeigen.

Für Harry hatte er nicht einmal eine Sekunde Zeit. Was sollte Harry denn machen? Einfach so herumsitzen und Däumchendrehen? Es war das Beste was ihm passieren konnte, aber seine Tante hatte immer wieder eine neue Arbeit für ihn. Er wurde behandelt wie ein Sklave oder ein Butler, der alles machte, was man ihm sagte. Die, die das machen, bekommen normalerweise Geld dafür, auch wenn sie nicht gut behandelt werden sollten. Aber es war schlichtweg Kinderarbeit und niemand schien etwas zu bemerken oder aber auch, sie verdrängten es und wollten es nicht sehen.

Die Einzige, die mit Harry Mitleid hatte, war Mrs. Figg. Sie wollte ihm schon länger die Wahrheit über ihn erzählen, aber sie hatte Dumbledore versprochen, dass sie nichts sagte. Die Dursleys schienen ihm nichts zu sagen und das bestätigte sich, als sie Harry einmal fragte, was er denn habe. Er antwortete ihr darauf nur, dass seine Tante ihm erzählt habe, dass seine Eltern bei einem Autounfall gestorben waren. Arabella schnaubte darauf nur. Wie können die Potters nur bei einem Autounfall ums Leben gekommen sein, dachte sie. Das ist doch die Höhe. Sie hatten ihm absichtlich verschwiegen wer er war. Die wahre Gesichte und seine Bestimmung.

Mrs. Figg hatte bereits Dumbledore informiert und ihm gesagt, dass es Harry schlecht ging. Dumbledore kam sogar zu ihr und sprach mit ihr darüber. Dann hatte sie ihm vorgeschlagen, doch irgendetwas zu tun. Es konnte doch nicht so weiter gehen, dass der Junge wie ein Sklave behandelt wurde. Es wäre besser gewesen, wenn er in der Zaubererwelt aufgewachsen wäre und ihm der Ruhm zu Kopf stiege, als hier als Sklave zu arbeiten. Sie hatte es Dumbledore mehrmals gesagt, aber seine Antwort darauf: „Wie immer schon Arabella, kenne ich keine andere Möglichkeit Harry zu beschützen."

„Zu beschützen?", sagte sie aufgebracht. „Albus, siehst du denn nicht, wie es dem Jungen geht. Ich habe ihn noch nie lachen gesehen. Ich habe ihn noch nie mit Freunden gesehen. Und immer, wenn die Dursleys einen Ausflug machen, bringen sie Harry zu mir, um nicht gestört zu werden. Albus, der Junge muss alles machen. Der andere Junge schikaniert ihn nur. Ich verstehe einfach nicht, wie du so stur sein kannst und Harry nicht einfach mit dir nach Hogwarts nimmst, dort wäre er auch sicher."

„Arabella …"

„Nein Albus, jetzt hörst du mir mal zu. Du sagst immer, dass es Harry bei den Dursleys gut gehen würde, aber tut es das? Nein! Ich habe dich wirklich für einen mächtigen Zauberer gehalten, du bist immer noch einer, aber du weißt nicht wie der Junge leidet. Ich war schon ein paar Mal daran, ihm die Wahrheit zu erzählen. Wer er ist, wer seine Eltern waren, was seine Bestimmung ist. Ich wollte ihm sagen, dass seine Eltern nicht, wie die Dursleys ihm so nett gesagt haben, bei einem Autounfall gestorben sind, sondern von einem bösartigen Zauberer umgebracht wurden. Ich wollte ihm die ganze Geschichte erzählen. Aber dann hat sich mein Gewissen eingeschaltet und gesagt, dass ich es dir versprochen habe nichts zu sagen. Aber ich kann doch nicht zusehen. Albus, wenn es so weiter geht, glaube ich, dass Harry nicht einmal mehr fähig sein wird, dass er die Wahrheit verkraftet. Er wird sich sicher fragen, wieso wir ihn nicht geholt haben! Wieso wir ihn im Stich gelassen haben! Wieso wir ihn bei diesen Menschen lassen mussten!"

„Du hast Recht Arabella, aber die Dursleys sind nun eben seine einzigen Blutsverwandten die er noch hat. Wenn er bei einer Zaubererfamilie aufgewachsen wäre, dann wäre ihm alles zu Kopf gestiegen. Und du selbst weißt auch noch, dass noch Anhänger von Voldemort unter uns sind." Mrs. Figg zuckte bei diesem Namen zusammen. „Ich kann doch nicht riskieren, dass der Schutz, der auf Harry liegt, durch diese Handlung weggenommen wird."

„Ein Schutz, großartig. Er ist zwar vor den noch freilaufenden Todessern sicher, aber seine Verwandten sind schlimmer als alle Todesser zusammen. Du müsstest sie wirklich mal beobachteten, wie sie mit deinem Goldjungen umspringen."

Dumbledore strich nachdenklich über seinen Bart. „Ich kann ihn aber nicht wegholen. So lange er bei Blutsverwandten ist, kann ihm niemand etwas Böses. Er muss immer wieder hier her zurückkehren, wenn er dem Bösen entkommen will, das ihm nach dem Leben trachtet. In dem Petunia Dursley Harry nämlich aufgenommen hat, hat sie einen Zauber besiegelt, den ich auf Harry gelegt habe und der funktioniert nur bei Blutsverwandten."

„Du bist doch sonst so ein mächtiger Zauberer, der für alles eine Lösung parat hat, aber wieso findest du keine, wo Harry bei jemand anderem aufwachsen kann und der Schutz dennoch funktioniert? Bei Menschen, die ihn nicht wie den letzten Dreck behandeln?" Mrs. Figg stiegen die Tränen in die Augen und rann ihr die Wangen hinunter. „Ich kann es doch nicht mit ansehen."

„Es tut mir wirklich leid. Und glaub mir, ich habe vieles ausprobiert, aber es ist nicht gegangen. Es gibt keine andere Möglichkeit sein Leben zu schützen. Sonst hätte ich ihn doch schon längst geholt. Glaub mir, ich habe schon lange überlegt und probiert, aber ich komme einfach zu keiner Lösung. Glaubst du es wird einfach sein, ihm die Wahrheit zu sagen?" Dumbledore sah sie eindringlich an. „Es dauert nur noch ein Jahr, bis er seinen Brief aus Hogwarts erhält und für ein Jahr von seinen Verwandten weg ist. Dann erfährt er sicher auch die Wahrheit über sich und unsere Welt. Aber er muss dennoch zu den Dursleys zurückkommen, um den Zauber aufrecht zu erhalten."

Keine sagte ein Wort! Es war eine drückende Stille, eine traurige Stille, eine Stille, die einen selbst Mitleid empfinden ließ.

„Mach etwas Albus", sagte Mrs. Figg. „Bitte!"

„Ich tue mein Bestes Arabella."

Dumbledore suchte weiter nach einer Lösung, aber finden konnte er sie nicht Es war zum Verzweifeln. Die ganzen Berichte, die Arabella im gegeben hatte, waren wirklich ins Detail beschrieben. Albus las jeden einzelnen noch einmal durch. Es musste doch etwas geben, aber es gab nichts. Einmal in seinem ganzen Leben, war der Besitzer des Merlin erster Klasse, der Schulleiter von Hogwarts, das Mitglied es Zaubergamots und der mächtigste Zauberer seiner Zeit machtlos. Er konnte keinem kleinen Jungen helfen, dessen Leben dem Anschein nach nicht so verlief, wie er sich das vorgestellt hatte. Wenn er Harry die Wahrheit erzählte, würde er ihn wahrscheinlich hassen, aber mit Recht.

Niemand hatte so eine Behandlung verdient. Niemand durfte so behandelt werden. Es war fast so, als würde Harry ein Hauself sein, der tun musste, was man ihm aufgetragen hatte. Gab es für ihn überhaupt noch eine Zukunft? Harry wusste es nicht. Und auch wusste er nicht, dass sich mittlerweile viele Menschen, weit weg von ihm, über ihn die Köpfe zerbrachen. Und auch nicht wissend, dass er bald seinen Wunschtraum erfüllen konnte. Er musste nur noch ein Jahr warten. Ein einziges Jahr, welches er noch bei den Dursleys ausharren musste. Aber davon wusste er noch nichts. Aber er würde sich umso mehr freuen, wenn er genau heute, in einem Jahr, an seinem Geburtstag einen Brief bekommen würde, der sein ganzes Leben veränderte. Ein kleiner Hoffnungsschimmer war da noch – noch war nicht alles erloschen!


Reviews:

Samantha Potter: Hi Süße! Erst einmal wow. So ein langes und rührendes Review habe ich noch nie erhalten. Das Traurigste? Ich bin auch traurig, dass diese FF bald zu Ende ist. Das vorletzte Chap! Wer hätte das gedacht? Erhlich? Du kennst so jemanden? Das muss ja furchtbar sein! Kannst du nichts machen? Es ist mein Ziel, die Gefühle und alles, wie du so schnön formuliert hast, rüberzubringen. Und ich kann mit Stolz behaupten, dass es mir gelungen ist oder? Ich werde extra für die eine KG schreiben, wo Harry glücklich ist, was hälst du davon? Dir geht es nach meiner FF schlecht? Das will/wollte ich gar nicht! Du musst dir keine Vorwürfe machen! Ich fühl mich total schlecht und manchmal treten mir wirklich die Tränen in die Augen. Aber ansonsten schreibe ich immer gutelaune FFs und das ist eben meine Traurigste, bis jetzt (wer weiß was noch kommt nicht?), und bei den Dursleys kann Harry eben nicht anders erzogen werden/leben. Verstehst du? Ich bin Schuld wenn die Dursleys sterben? Erst hast du mir einen totalen Schock verpasst, aber ich muss ja kein schlechtes Gewissen haben. Da bin ich aber froh! Du hast Respekt vor mir? Ich werde rot! Nein, wirklich, dass ist wirklich das beste Lob, was man einem Autor machen kann. Deine beiden Punkte sind sehr zusammenfassend. Nicht flehen, solltest eher weinen, dass bald das letzte Chap kommt. Und ich verspreche dir eines, meinen Schreibstil werde ich beibehalten, koste es was es wolle! So, langes Review, lange Antwort! HDGGGGGGGGGTL

Happyherminchen: Hi! Ja, leider kann man nicht alles haben. Ich würde Sirius ja liebend gerne in den Ligusterweg schicken, aber dann würde es nicht mehr zu den Originalbüchern passen und ich bin darauf bedacht, dass es eine Vorgeschichte zu der Geschichte von JKR ist. Ich habe schon weiter geschrieben. Würde mich über ein Review jeder Zeit freuen! Knuddl

Pusa
Magic