Die Sonnecreme wurde regelrecht von der durstigen Haut aufgezogen. Langsam ohne Hast wurde die milchfarbende Creme verteilt, darauf bedacht auch keine Stelle auszulassen. Einen Sonnebrand, wollte man ja nicht und eine gleichmäßige Bräune. Wenn man hier sonst nichts zu tun hatte, dann wollte sie sich jedenfalls anständig bräunen und jede Menge Sonne tanken bevor der Herbst wieder den fast immer endlosen Regen bringen würde. Ein leiser Seufzer entronn ihr. Regen… Das wäre dennoch jetzt eine kleine Wohltat. Vor allem wenn sie in den Garten des Nachbarn schaute. Es lockte… und wie es lockte… es rief regelrecht ihren Namen. Aber nein… es war ein störender Zaun dazwischen, der eindeutig schrie dass sie dort nichts zu suchen hatte. Aber nun gut. Vielleicht würde sie sich ihrer guten Seite annehmen und über ein nettes lächeln an ihr Ziel kommen und vielleicht… Sie schüttelte den Kopf. Es war zu dumm… Warum konnte das nicht in diesem Garten sein und die anderen würden die lauten Rufe hören, die einen wie ein Schwarm Motten um eine Lichtquelle fliegen ließen.
Sie wusste es nicht. Ihre Verwandten konnte ja nichts dazu, dass sie nicht im Reichtum schwelgten. Sie mochte sowieso nicht die Reichen und Schönen… Obwohl das mit dem Thema Schön so ne Sache war. Vielleicht macht Geld blind, so wie die Liebe blind macht? Das musste es sein, oder? Sie fragte sie manchmal, wie so ein knackiges hübsches Ding so einen alten Sack heiraten kann… und umgekehrt. Geld musste wirklich blind machen. Sie seufzte leise. Und Eingebildet waren diese Dicke-Geldbörsen-Träger auch noch. Also alles andere als ihre Welt. Sie war froh so wie es bei ihr war. Ihr Vater war nicht Reich, aber sie waren auch nicht arm. Also eine anständige Mittelschicht, die nicht Angst um ein Dach über ihrem Kopf haben mussten oder gar was sie am nächsten Tag irgendwie auf den Tisch zum essen bekommen. So war es gut. Sie bedauerte die Armen. Aber Mitleid würde die Mittelosen nicht helfen, aber größeres Mitleid empfand sie für die Reichen. Die wussten doch nicht mal mehr, was Leben wirklich bedeutete. Die konnte sich nicht mal mehr an kleinen Sachen erfreuen. Nicht mal an einer hübschen Wiesenblume, da sie nicht von einem bestimmten Star-Gärtner gezüchtet war und im Einzelpreis unter 100 Pfund Kostete. Nun gut… weiter sollte sie das Thema nicht vertiefen, sonst würde sie sich selbst ohne Debattenpartner in Rage reden.
Sie zog den Hut etwas tiefer und spendete jedenfalls ihrem Gesicht ein wenig Schatten. Gemütlich wurde sich zurückgelehnt und horchte den zarten Ton, der sie immer noch so verlockend rief. Ein paar Stimmen waren vor einiger Zeit schon dazu gekommen und ab und an war Gelächter zu hören. Doch Interesse sich jetzt mit den Menschen dort zu reden. Gleich. Erstmal, wollte sie sich selbst beratschlagen, wie sie am besten zu ihrem Ziel kommen würde. Und einfach Plump daher reden. Na… das war nicht immer der beste Weg zum Ziel. Immerhin wollte sie ja diesen Genuss nicht nur einmal haben, also sollte sie sich schleunigst eine Strategie ausdenken.
Er konnte das lachen vom Garten bis in sein Zimmer hören. Es störte ihn nicht weiter, warum auch. So isoliert er sich hatte, brachte ihn das nicht aus der Ruhe und sich ärgern über die Ruhestörung… Dazu hatte er keine Energie und wenn, wollte er sie keinesfalls daran vergeuden. Er seufzte leise. Er konnte ihnen nicht mal die gute Laune verübeln. Es war ein herrlicher Tag draußen. Die Sonne schien vom wolkenlosen blauen Himmel herab. Der Wind stand still und kein Blatt bewegte sich wie sonst sachte hin und her. Keine einzige Regenwolke hatte sich seit Tagen hier her verirrt und es würde noch gewiss dauern, bis das der Fall sein würde. Die Hitze war greifbarer als in den Tagen zuvor, das selbst seine weiße Eule im Käfig hockte und sich ab und an in der großen Schale Wasser erfrischte, aber ansonsten dösig auf der Stange saß und versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen. Und es wäre eine Lüge, wenn er nicht das selbige tun würde. Abgesehen von der Wasserschale. Er hatte vor langer Zeit schon das T-Shirt tragen aufgegeben und gab das Antlitz des heran wachsendes Mannes preis. Nicht mehr schlaksig, wie vor geringer Zeit. Die Sonne berührte die Haut seinen athletischen Körpers. Mit feinen Muskeln überzogen, die daran erinnern ließen das er wirklich sportlich aktiv war und nicht nur dank Gottes willen, solch einen guten Körper bekommen hatte. Sein Haar war über die Ohren gewachsen und sah wilder aus als zuvor. Doch es gab ihm mehr das aussehen, eines älteren Jungen einen jungen Mannes. Mit noch leicht kindlichen Zügen, die in kürzester Zeit dahin schwinden würden. Seine Hand fächelte ein wenig Luft zu, nicht groß und fleischig, aber auch lange nicht dünn und knochig. Sie waren fein, nicht so wie die Hände einer Frau. Man konnte sehen, dass sie kräftiger waren, aber gleichzeitig geschmeidig wie die Hände einer Frau. Mit der anderen Hand wischte er sich den Schweiß von der Stirn. Er genoss die wärme, auch wenn es momentan ein braten war, was er tat. Er zog jeden Strahl in sich auf. Die ganzen Tage, wo er sich allein fühlte und so kalt. Und auch irgendwie taub, versuchte er all das mit den wärmenden Strahlen der Sonne davon zu waschen. Mit dem leisen Dudeln des Radios im Hintergrund, nicht darauf achtend was er da hörte sondern einfach nur, damit ein Geräusch im Hintergrund war. Was in daran erinnerte, das er noch unter den lebenden waltete und dass noch einige Zeit tun würde. Zumindest noch ein wenig. Er rieb sich die besondere Stelle an seiner Stirn. Sie schmerzte ab und an nur leicht. Nicht so, das ihm fast schwarz vor Augen würde. Aber einmal genug um ihn Kopfschmerzen zu geben, die so schnell nicht wieder davon gehen wollte. Ein leiser Ton entonn seiner Kehle. Aber ein gutes hatte das gnadenlose Sonnenbad. Seine Haut färbte sich gemächlich in von weiß in ein zartbraun und von zartbraun in einen dunkleren Ton. Selbst seine Narbe ging langsam von der Sonnenbräunung unter und das freute ihn ein wenig. So würde man, sie nicht sofort sehen. Vielleicht sollte er doch mal raus gehen, mit dem wissen dass niemand sofort auf seine Narbe starren würde und sich somit gleich erraten würde, wer er wäre. Doch irgendwie konnte er sich nicht überwinden, den ersten Schritt zu tun um in die menschliche Zivilisation zurückzukehren und dabei brauchte er nur seine Zimmertür öffnen. Doch war es das was er wollte. Zurück? Zurück zu all dem? Aber da unten waren keine Zauberer und Hexen. Kein einziger mit magischem Blut in sich. Also würde er doch nicht zurückkehren, sondern einen anderen Weg beschreiten. Den… den er bevor all dem gegangen war. Ohne jegliche Magie in seinem Leben. Seltsamen Geschöpfen und Geheimnissen. Wirren Dingen und undenkbaren Dingen. Es wäre normal… ein ganz normales Leben… jedenfalls für kurze Zeit. Bis er wieder zurückkehren musste. In die Fußstapfen, den er folgen musste. Die gegangen worden waren, bevor er überhaupt das erste Mal geatmet hatte… Er seufzte leise wieder. Hatte er sich nicht geschworen, damit aufzuhören. Mit diesem ganzen Nachdenken, weil es eh keinen Sinn hatte. Hatte er sich nicht ermahnt? Er nickte zu sich selbst. Ja, und er würde sich daran halten. Er hatte keinen Grund Depressionen zu haben, wenn eh alles verloren war. Er brauchte nicht mehr weinen, wenn alles Entschieden war. Das einzigste was er tun konnte war, die Zeit zu genießen die ihm blieb. Alles um sich herum zu inhalieren und es fest um armen, solange er konnte und bevor alles zu seiner linken und rechten davon bröckeln würde. Noch so viel lächeln, wie er konnte. Sich noch an einigen Dingen erfreuen. Sirius hätte ihn für seine Dummheit verhext. Er hätte sicher nicht gewollt, dass er so hier rum sitzt. Sicher auch nicht das er alles so hinnahm. Aber der Teil, betraf ihn doch irgendwo allein und wie er damit umging… das ging niemanden was an. Niemanden… nicht mal die Prophezeiung. Er würde seinen Freunden es nicht erzählen. Nein… auf keinen Fall. Es ging einfach nicht. Sie wären dann noch mehr in Voldemorts Schusslinie, als eh schon. Und die mitleidigen Blicke würde er genauso wenig ertragen. Also hatte er einen Entschluss gefasst. Dessen Umsetzung bis jetzt nur an seiner Zimmertür scheiterte.
Das ganze Nachdenken brachte bei der Hitze nichts. Sie hatte eher das Gefühl, das ihr Hirn sich langsam bei der enormen Wärme zu Brei verwandelte.
„Okay"
sagte sie und setzte sich auf. Zog ihren Hut wieder richtig hin und stopfte ein paar nervende Strähnen ebenfalls unter den Stoff. Schnell hatte sie ihr mitgebrachtes Buch in dem Schatten unter der Liege verstaut, wie die Sonnencreme bevor sie noch das schwimmen lernen würde. Als sie aufstand zupfte sie lieber noch mal ihr Bikini zu Recht. Sicher ist sicher und schlenderte langsam an den halbhohen Gartenzaun aus Holz.
Ein Junge mit dicken Fingern griff in die große Schüssel mit den fettigen Chips. In der anderen Hand war ein Glas, gefüllt mit der allbewährten Zuckerbrause. Ihm war das Mädchen im Nachbargarten nicht entgangen. Und auch sicher seinen Freunden, die ihre Augen immer wieder zu dem weiblichen Wesen schweifen ließen auch nicht. Genüsslich stopfte er sich die Hand voll Chips in den Mund und spülte alles mit der Brause hinunter.
„Schau mal da"
und ein Junge namens Prescott stieß seinen Kumpel Malcolm mit der Hackennase an.
„Hmn?"
und ließ sich erst von seinen Pocketgame ablenken, bis ein weiterer Hieb ihm in die Seite traf.
„Wasn?"
„Schau doch mal"
und die fast rechteckigen Augen des Jungen wanderten am Zaun entlang.
„Oh…"
meinte dieser entzückt und drückte rasch den Ausknopf.
„Dud"
meinte er tief und sein Kumpane mit den Wurstfingern nickte.
„Netter Anblick"
entronn Dudley, der im Moment seine Schüchternheit, wenn er überhaupt welche besaß ablegte.
„Ein Sahneschnittchen… willst du sie nicht einladen?"
fragte Malcolm entspannt und ließ seine Augen nicht einmal von dem angenehmen Dekolleté des Mädchens… jungen Frau.
„Wo du es sagst…"
und Dudley wischte sich die Wurstfinger in seinen Schwimmshorts ab. Prescott kicherte wie ein kleines Mädchen und bekam einen kräftigen Rippenstoß von Malcolm. Er schielte über seine Schulter hinweg und sah den leicht gierigen Blick vom Gordon und Piercs. Wie den von dem schlaksigen Jungen namens Parcifal.
Ihre Augen hatten das Objekt was sich zu ihr bewegte längst gesichtet, es war ja auch nicht zu übersehen. Ein dicker… ein schwabbeliger Junge. Es schüttelte sie schon innerlich, aber was will man machen. Aber der Junge hatte nun mal die Statur einen Nilpferdes. Die Füße waren breit und fleischig, vom Knöcheln zum Bein gab es keinen Übergang, genauso wie vom Knie zum Oberschenkel. Der Hosenbund der Schwimmshorts war nicht zu sehen und der Bauchnabel ragte aufdringlich nach vorn. Die Arme waren dick und es schien so, als ob er nicht in der Lage war, sie auch nur annährend an seinem Körper zu halten. Der Hals war ein Stück und der Kopf darauf gesetzt. Die Nase, war im Gegensatz zu allem anderen klein. Die Haare klebten feucht am Kopf und schienen fettig zu sein. Aber sie redete sich schnell ein, dass es nur Schweiß war. Der Gedanke schüttelte sie ebenfalls, aber sie schwitzte ja selbst. Also konnte sie sich daran nicht ekeln, denn dann müsste sie vor sich selbst erst weglaufen.
Sie wusste, dass er wohl der Sohn des Hauses war und wenn sie sich erfrischen wollte… dann müsse sie das Ekelgefühl schnell abschütteln. Was aber leider schwieriger war, als sie gedacht hatte. Sie war ja in der Hoffnung, dass der schlaksige Junge hier wohnte oder der anderen leicht seltsam aussehende. Aber doch nicht der… aber nun gut. Das würde sie schon packen. Irgendwie…
„Kann ich dir helfen?"
fragte er mit seiner tiefen Stimme und sie wusste, dass er dachte das er sich absolut sexy anhörte. Ein kleiner kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Wie angenehm. Dachte sie. Aber ihr Ziel würde bessere Erfrischung bringen. Also grinsen und nett sein.
„Ich suche eine Abkühlung"
und legte soviel Nettigkeit, wie sie konnte in ihre Worte.
„Eine Abkühlung ja?"
„… bei dieser Hitze…"
und fächelte mit der einen Hand etwas Luft zu sich.
„Ja, die Sonne brennt heute ganz schön"
und der Junge stütze sich mit den Armen auf dem Zaun ab. Jetzt wurde ihr erst bewusst, wie schmächtig sie im Gegensatz zu ihm war. Sie musste wie eine abgemagerte Barbiepuppe wirken, die seit Wochen nichts mehr zu essen bekommen hatte, neben diesem Berg von Fleisch.
„Da kann ich nur zustimmen"
und zupfte elegant an ihrem Oberteil. Sie spürte regelrecht die Augen an ihr. –Bäh! Was tut man nicht alles…!- und fächerte sich weiter Luft zu. Sie hatte es genau richtig gemacht. Und fragte sie sich wie flach der Verstand eines Mannes war, wenn es um den weiblichen Körper ging. Und wie sie wieder festgestellt hatte. Sehr flach…
Die dünnen Finger legten das Messer zur Seite, was bis eben Kartoffeln in Scheiben geschnitten hatten. Ein leiser Ton entronn ihr. Es war einfach zu warm. Diese Tage, waren nicht die sie mochte. Aber wenn sie in den Garten schaute legte sich ein lächeln auf ihre Lippen. In das falte Gesicht mit den feuchten Strähnen im Gesicht. Ihr kleiner Schatz hatte seine Freunde hier. Sie war so stolz darauf, dass ihr kleiner Mann so viele Freunde hatte und sie so gern Zeit hier mit ihm verbrachten. Da machte ihr die Arbeit nichts aus, solange ihr kleiner Schatz glücklich war. Sie griff nach einer Karaffe und goss sich was von der selbst gemachten Limonade ein. Die Eiswürfel klirrten im Glas und es fühlte sich in ihrem Hals so an, als ob sie die Sahara wegspülen würde.
„Schön"
murmelte sie und sah wie ihr Sohn sich auf den Zaun zubewegte. Und ihre Augen wurden groß, als ihr kleiner Schatz sich mit einem Mädchen unterhielt.
„Mein Schatz wird erwachsen"
und kleine Tränen bildeten sich in ihren Augen. Sie hatte das Mädchen nur einige Male gesehen und sie wusste, dass sie aus sicherer Quelle das sie diesen Sommer bei ihren Verwandten hier in Little Whining verbrachte, da ihr Vater keine Zeit hatte. Er soll ein wichtiger Geschäftsmann sein und wollte seine Tochter nicht allein lasen, deshalb war sie hier. Ihr Mann war außer sich vor Freude. Und hatte sich schon die Hände gerieben, Wochen bevor sie hier überhaupt ankam. Sie konnte nur zustimmen, dass es einen nette Sache wäre… sicher… wenn ihr Sohnemann solch eine Freundin haben würde. Und sie wusste ja, dass kein Mädchen ihren Dudley widerstehen konnte. Sie konnte dass grinsen sehen, was ihr Sohn trug. Er war so glücklich. Und stellte ihr Glas ab.
„Das hätte ich fast vergessen"
und öffnete die kleine Kammer unter der Treppe. Sie schaute kurz umher und hatte schnell das gefunden was sie suchte. Eine große Dose mit Punschfrüchten. Sie hatte Dudley versprochen Partypunsch zu machen und das Versprechen würde sie auch halten. Mit einem leisen Knarren schloss sie die Tür und schaute die Treppe hinauf…
Er hatte den Worten nur halbherzig zugehört. Sicher war er erstaunt gewesen, das seine Tante am Nachmittag im Türrahmen stand und wenige Worte mit ihm wechselte. Oder besser das sie es versuchte. Zumal sie nicht in der Lage war einen Satz fließend auszusprechen und zum anderen, da er es einfach nicht für nötig hielt zu antworten. Sie meinte es nur gut. Das wusste er. Sollte er sich dadurch besser fühlen. Das sich seine Tante Sorgen um ihn macht? Nicht wirklich… dafür kam sie Jahre zuspät. Hätte sie damit nicht vor Jahren anfangen könne, wo er es wirklich brauchte. Jemand der seine Tränen trocknete, wenn er schikaniert worden war. Pflaster auf seine Wunden machte, wenn er in eine Rauferei geriet und er sich nicht mal wehren konnte. Jemand der seine Alpträume verscheuchte und auch mal an die Hand nahm. Warum tat sie so was jetzt? Wo er nun bald erwachsen war… war er nicht schon erwachsen? Irgendwie schon. Was hatte er von seiner Kindheit? Welche Erinnerungen? Nur schlechte. Keine guten… nur wie er wie ein unerwünschter Hund, in der Gosse zurückgelassen worden war. Und auch wenn er sich noch soweit zurück zog und floh, immer noch mit eine Stock gejagt wurde. Das er schon früh gelernt hatte, das Tränen nicht viel brachten. Das schreien, genauso wenig brachten, wenn niemand da war, der sie hören wollte. Das er gelernt hatte, es hinzunehmen wie es war. Immer in den Sachen, die in mindesten 2 Nummern zu groß waren, Schuhen die selbst die Altkleidersammlung entsorgen würden. Gehalten in einer kleinen Kammer unter der Treppe, eingesperrt vor der Welt. Weggesperrt um ein normales Kind zu sein. Also warum fing sie jetzt damit an… Wieso? Denn in seinen Augen…. War es für derartige Dinge, die Zeit verstrichen. Wie ein Ablaufdatum einer Milchpackung überschritten. Es war nichts mehr rettbar… und dennoch… hatte er sich von seinem momentanen Stammsitzplatz aufgerafft und hatte den Knauf seiner Tür gedreht. Hatte die Tür geöffnet und war die Treppe hinunter gegangen. Langsam, ohne Eile war er in die Küche gegangen und seine Tante Petunia schaute ihn seltsam an. Mitleid oder Angst, dass er seine Zauberfreunde ruft? Er konnte es nicht sagen. Es war auch egal, er war einfach irgendwie auf einer gewissen Weise dankbar, dass sie ihn aus seinem Zimmer geholt hatte. Aus dem Raum der erstickt war von seinen Depressionen und zahlreichen Emotionen, die ihm das Leben wahrlich nicht leichter machten.
„Hier nimm das bitte mit raus"
erst schaute er sie seltsam an. Hatte er gerade, ein Bitte gehört? Oder war das eine Einbildung? Egal. Und nahm die große Karaffe, die bis zum Rand gefüllt war, mit nach draußen. Die Hitze schlug ihn mitten ins Gesicht und raubte ihm kurz den Atem. Es war ein wenig kühler im Haus, nur ein wenig. Aber es reicht aus um einem einen Schlag zu versetzten. Er hörte das vergnügte lachen Dudleys Freunden und stellte die Karaffe auf den Tisch mit den großen schatten spenden Schirm ab.
„Gut gemacht Dud!"
hörte er den Longesang seiner bescheuerten und absolut beschränkten Freunde. Er sah, das breite Grinsen mit den fettigen Lippen. Harry fragte sich, warum Tante Pitunia die strikte Diät nicht weitergeführt hatte. Dudley war letzten Sommer sicher kein Leichtgewicht. Aber jetzt ist der mindestens das Doppelte wie, als er ihn das letzte Mal gesehen hatte. Ebenfalls war er gewachsen und hatte seinen Onkel überrundet. Er war wohl so groß wie seine Tante, vielleicht ein wenig größer. Das er sich daneben glatt ein wenig schmächtig fühlte. Obwohl er selbst nicht klein war. Er hatte die 1.75 Marke längst überschritten. Er hatte es in seinen Knochen gemerkt, wie sie in eine schmerzhafte Nacht brachten und ihn einige Zentimeter in die Höhe.
„Das ist echt ein Sahneschnittchen"
lachte Malcolm, den Harry überall erkennen würde… mit dieser hässlichen Hakennase. Die ihn seltsamer Weise an Snape erinnerte. –Vielleicht sind sie ja verwandt..!- er schüttelte den Kopf und ließ sich in den gut gepolsterten Gartenstuhl sinken.
„Und sie kommt wirklich?"
fragte ein Junge der sehr schlaksig war, wie Harry vor zwei Jahren. Dudley nickte und Gordon klopfte ihm auf die Schulter, als ob er gerade einen Orden verliehen bekam.
„Man was bist du nur für ein Mann"
Dudley grinste
„Der Beste… Mann!"
und schallenden Gelächter war zu hören. Na ja.. und welches, was sich wie Grunzen anhörte. Er rollte mit den Augen. Sollten diese Hohlköpfe wirklich von einem Mädchen reden, was sie so liebevoll –Sahneschnittchen- nannten. Aber was erwartete er. Die dicken Bäuche von den anderen ließ nur vermuten, dass sie nur derartige Spitznamen für das andere Geschlecht finden würden. Und schon waren seine Gedanken bei Cho Chang. Wäre alles ein wenig anders gelaufen… Tja, aber so lief es nicht. Sie hatte nun einen neuen Freund. Wie war gleich sein Name? Achja… Michael Corner. Ginny hatte es doch auf der Heimfahrt erwähnt und es hatte ihm nicht im Geringsten gekratzt. Wow… Wohl seine erste große Liebe.
Erst träumte er Jahre lang davon, dann hatte er das was er träumte und dann scherte es ihn nicht mal das sie jetzt mit jemand anderem ausging. Er zuckte mit seinen Schultern. Wer hätte das gedacht… Vielleicht hatte er noch mal Glück und würde ein nettes Mädchen treffen. Das nicht wusste der er der so berühmte Harry Potter war. Vielleicht würde er noch in Genuss kommen zu wissen, was er wirklich bedeutet wenn einem das Herz in der Brust zerspringt vor Nervosität…. bei einem Mädchen und wie sich Liebe… wohl wirklich anfühlten würde. Denn das er Cho liebte… war wohl eine Lüge an ihn selbst. Er war einfach nur fasziniert gewesen von ihr. Sie war so anders. Und das war wohl auch das, was letztendlich ihn nicht trauern ließ. Sie war einfach zu anders. Sie kannte zwar den Schmerz eines Verlustes… aber das war auch alles. Verlustschmerz kannte so gut wie jeder. Ansonsten hatten sie nicht viel gemein, außer Quidditch. Und nach langem Nachdenken, fand er auch keine einzige andere Gemeinsamkeit. Also hatte er dieses Thema abgeschlossen. Zumindest eines von den vielen anderen, deren er sich noch nicht annehmen wollte.
Er war so in Gedenken das erst der Ruf seiner Tante ihn wider in die reale Welt zurückholte…
„DUDLEY"
rief sie laut, sehr laut
„JA?"
„Dein Besuch ist da… Deine Freundin"
und Petunia hielt inne
„Sag Kind, wie heißt du überhaupt"
„Wie unhöflich von mir"
meine eine zarte Stimme
„Emily… Emily Cartney"
„Schöner Name"
lächelte Petunia
„Danke Mrs. Dursley"
„Nenn mich doch Tante Petunia"
und lächelte mit ihrem Sonntagslächeln das Mädchen an.
„Werde ich…. Tante Petunia"
und Harry hatte das Gefühl, das etwas Seltsames in ihren Worten mitschwang. Vielleicht war es auch nur Einbildung. –Soll ich die Augen ganz öffnen?- fragte er sich und hörte die leisen Schritten des Besuchers. Und die Begrüßung Dudleys. Er hörte wie viel Schleim seine Worte hinterließen. Und die tollen Machosprüche von Dudleys Freunden. Sollte er wirklich die Augen öffnen? Wer weiß, vielleicht würde ihn das –Sahneschnittchen- blenden. Wenn Dudley was hübsch fand, musste sie wie ein fleischiger Klops mit Soße aussehen. Es schüttelte ihn allein der Gedanke. Das ein Mädchen dort stand, was Dudley nur in weiblicher Form war.
„Komm"
rief eine Stimme, die er durch die Vorstellung von Dudley, einem Parcifal zuordnen konnte.
„Moment!"
rief die Stimme des Mädchens zurück und hörte Schritte auf sich zukommen.
„Hey du"
meinte sie auf einmal
„Hm?"
und er traute sich die Augen zu öffnen. Das erste was er sah, war ein nackter Bauch. Und er war vollkommen erschrocken. Der Bauch war braun und flach. Flach! Nicht schwabbelig und rund. Er hob seinen Blick und stoppte in ihrem Gesicht.
„Kommst du mit?"
fragte sie ihn und er stutze kurz. Er war sprachlos. Wirklich. Das passierte nicht oft. Mit einer Hand zog sie ihren Hut von ihrem Kopf und ihr Haar viel ungehalten hinab. Honigbraune Strähnen, die bis unter ihren Schulterblättern reichte.
„Wie ist denn dein Name?"
fragte sie und er fixierte seinen schweifenden Blick schnell in ihren Augen, die so tief blau wie ein Ozean waren.
„Harry"
meinte er schnell und knapp
„Harry also… kommst du mit schwimmen?"
und deute auf den neuen Pool der Dursleys.
„Warum nicht"
sagte Harry, bevor er es wusste. Und bevor er es wusste, zog sie ihm an seinem Arm auf seinen Füße.
„Komm schon"
kicherte sie leise und rannte mit Harry im Schlepptau Richtung des erfrischenden Wassers und landete mit ihr und einem lauten Platsch in dem kühlen Nass des Pools. Als er wieder auftauchte, wischte sie ihre nassen Haare aus dem Gesicht.
„Achja… mein Name ist Emily"
und spritzt ihm Wasser entgegen.
„Na warte"
knurrte er und mit einem leisen Schrei tauchte sie davon.
Vielleicht würden, die Ferien hier doch nicht so schlimm werden.
Vielleicht würde, er doch mehr lachen als er geglaubt hatte.
Vielleicht konnte er mehr Spaß habe, trotz der Umstände.
Vielleicht würde dieser Sommer, ihm ein wenig Leid nehmen.
Vielleicht würde er mehr in diesem Sommer finden, als er geglaubt hatte das ihm zustehen würde.
Vielleicht…
Vielleicht…
Vielleicht war dieser Sommer seine Chance alles ein wenig zu vergessen.
Sein Leid zu mindern.
Sein Lächeln zu segnen.
Und Tränen vergessen zu lassen.
Vielleicht…
Vielleicht…
Vielleicht würde dieser Sommer alles ändern.
Vielleicht…
Vielleicht…
