Im Januar gab es einen Frühlingseinbruch, und einige Tage lang war es sehr warm, und fast der ganze Schnee schmolz dahin. Sabrina wurde deshalb sehr krank. Sie hatte sich am letzten schönen Tag auf einem Liegestuhl in die Sonne gelegt und war eingeschlafen. Dann hatte es zu regnen und zu schneien angefangen, sie war davon aufgewacht, aber viel zu faul und müde gewesen, um aufzustehen. Harry hatte sie schließlich gefunden und in die Krankenstation transportiert, wo sie dann auch die nächste Woche liegenbleiben mußte. Sie hustete wie eine verrückte, und keine Medizin half dagegen. Außerdem lief ihr die Nase so stark, daß sie vom vielen Schneuzen schon ganz aufgerieben und entzündet war. Was keinen schönen Anblick darbot. Am zweiten Tag während des Mittagessens wurde plötzlich die schwere Flügeltüre zur großen Halle kräftig aufgestoßen und es erschien eine Gestalt, die laut „Buh-Jah!" rief. Es handelte sich um eine junge Frau, die in Muggelsachen gekleidet war und freundlich lächelnd zum Lehrertisch hinunterging. Auf dem Weg winkte sie Carina strahlend zu, und grinste Neville an, dem der Teller heruntergefallen war.
„Servus!" sagte sie, als sie vor Professor Dumbledore stand. Professor Snape zuckte zusammen.
Aus Mariannes Tagebuch:
BAYERN: Carina und Sabrina sind beide aus Bayern, das ist ein Bundesland in Deutschland. Deutschland hat 16 davon, und man muß sich das so vorstellen, daß Bayern das coolste ist und München (die Hauptstadt von Bayern und heimliche Hauptstadt Deutschlands) die schönste Stadt in Deutschland ist. Ich glaube, Carina und Sabrina sind ziemlich voreingenommen, was das betrifft.
SERVUS: Das ist das kräftig klingende Wort, das die beiden ständig benutzen, wenn sie sich begrüßen oder verabschieden. Es ist etwas typisch bayerisches und leitet sich aus dem lateinischen „servere" (dienen) ab. Soll also heißen: „Ihnen zu diensten." klingt aber gar nicht so, wenn die das immer so bläken. Außerdem klingt es wie „Severus", der Vorname unseres Zaubertränkemeisters, und der findet das absolut nicht witzig, weil er jedesmal hochschreckt, wenn das Wort in seiner Nähe ausgesprochen wird. Da er mit Sabrina im ständigen Klinsch liegt, glaubt er nun, sie mache es aus Absicht.
Aber ich habe auch schon damit angefangen, weil es cool klingt. Sabrinas Ziel ist es, die ganze Schule zu bajuwarisieren, bzw. zu schottisieren, da sie Männer in Schottenröcken sehr lecker findet. Ich übrigens auch. Sie hat mir Fotos von Schauspielern in Schottenröcken gezeigt, und da möchte man doch gleich mal druntergucken...
Einer gefällt mir besonders gut, er heißt Liam Neeson. Letztes Jahr erst ist anscheinend ein Film mit ihm herausgekommen, in dem er einen Schottenrock trägt, und die beiden schlonzen die ganze Zeit über ihn. Da gibt es eine Szene, wo ihm seine Frau unter den Rock an den ... greift und das finden die beiden so anregend, daß sie sich jedesmal stöhnend auf dem Boden wälzen, wenn sie mir davon erzählen. Die deutschen Zauberer und Hexen sind viel freigeistiger (Draco sagt: verdorbener) als wir englischen. In den Sommerferien möchte ich mich mit ihnen in London treffen und dann zeigen sie mir den Film.
„Ich nehme an, daß Sie Herr Dumbledore sind, der Direktor von Hogwarts?" fuhr die junge Frau mit starkem Akzent fort.
„Da nehmen Sie richtig an", erwiderte dieser, mit einem Schmunzeln in den Mundwinkeln, „wie kann ich Ihnen helfen?"
„Meine Mutter schreibt mir, daß meine Schwester krank ist, und sie (meine Mutter meine ich) springt im Dreieck, deswegen schickt sie mich um mich mit eigenen Augen zu vergewissern, daß Sabrina nicht stirbt oder so." Der Direktor schaute ein bißchen verdutzt, denn es war nicht üblich, daß Eltern (oder sonstige Familienmitglieder) einfach so ohne Einladung hereinplatzten, er ließ sich aber sonst nichts anmerken. Er beauftragte einen der Erstklässler, Sabrinas Schwester zur Krankenstation zu bringen.
Kurze Zeit später wurde die Tür wieder heftig aufgestoßen. „Buh-Jah!" schon wieder. Sabrinas Schwester Elisabeth (diese Information hatte Marianne sich gleich von Carina eingeholt) spazierte schon wieder zum Lehrertisch.
„Also, es tut mir wahnsinnig leid, daß ich hier so reingeschneit bin, aber wenn Sie meine Mutter kennen würden, dann würden Sie froh sein, daß sie keine Hexe ist und nicht selbst gekommen ist. Mit der legt man sich am besten nicht an, wenn sie sich über was aufregt! Ich werde jetzt wie eine brave Tochter nach Hause gehen und meinen Rapport machen. Auf Wiedersehen!"
„Wollen Sie nicht zum Essen hierbleiben?"
„Nah, muß weg, hab nur kurz meine Mittagspause ausgenutzt, um mal nach Sabrinchen zu sehen. Aber danke trotzdem." Damit drehte sie sich um, winkte Carina noch einmal zu, zwinkerte in Nevilles Richtung und verschwand aus dem Schloß.
