Papierkram: Mir gehört immer noch nichts - ein Jammer. Ich bedanke mich außerdem für eure sehr ermutigenden Reviews :-). Katharina-B, du fragst nach dem Namen „Jepedina" - der ist einfach erfunden. Ich suchte nach etwas, was britisch klingt und zu den wohlklingenden, ungewöhnlichen Namen in den Büchern passt, und „Jepedina" erfüllte die Kriterien. Die restlichen Fragen jedoch beantworten die folgenden Kapitel...


Mors Ante Infamiam

Eine Geschichte der vergessenen Helden


November 1978. Das berühmte dritte Mal.

Nach dem Tod von Theodore Vance beschäftigt die Aurorenzentrale seit diesem Monat 40 Auroren." - Amelia Bones, Memo an die Ministeriumsverwaltung.


„Runter, verdammt!"

Fabian Prewetts Warnschrei hätte den Rekruten Podmore nicht mehr retten können, doch Alice Longbottom tat es, die ihn mit einer Kraft beiseite stieß, die man der friedlichen Aurorin nie zugetraut hätte, wenn man sie auf der Straße traf. Podmore sah sich einen Augenblick um - da auf einem seiner ersten Feldeinsätze, schien er nicht genau zu wissen, was er tun sollte, jetzt, wo sein Mentor verletzt zu Boden gegangen war -, fing sich jedoch und stürzte sich mit einem Stoßfluch zurück in den Kampf.

Wie so oft hatte sich der Plan in Luft aufgelöst, sobald der Angriff begann. Flüche schossen durch die Luft, eingekreiste Todesser in ihren schwarzen Roben kämpften sich verbissen wieder frei, und das Team der Auroren rang darum, die Stellung zu halten. Frank Longbottom hatte das Kommando, und er stand in der vordersten Reihe, brüllte Zauber um Zauber gegen den Kampflärm an und lenkte den Angriff mit stoischer Gelassenheit. Rauch lag in der Luft, seit ein abgelenkter Gefrierzauber den Kamin zur Explosion gebracht hatte; der ehemalige Empfangssaal lag in Trümmern. Der Zauberer, dem das Restaurant gehörte, würde es sich zukünftig zweimal überlegen, ob er sein Establishment an Todesser vermietete.

Erst vor weniger als fünf Minuten waren Auroren durch Türen und Fenster eingedrungen, und über ein Dutzend Gefolgsmänner des Dunklen Lords hatten sie erwartet. Dorcas Meadowes lag bewusstlos am Boden; Caradoc Dearborn hatte sie hinter die Linien levitiert, als er sah, dass sie noch atmete. Etwas Rotes, Klumpiges verbarg sich halb unter dichtem Qualm, wo ein namenloser Todesser gefallen war; ein anderer lag auf dem Rücken ausgestreckt inmitten des Kampfgeschehens, sein Zustand unbekannt. Das hysterische Lachen Bellatrix Lestranges und Narzissa Malfoys, der in Aurorenkreisen berüchtigten „Black-Schwestern", drang sogar durch das Poltern und Schreien und Fluchknallen durch und hing irre in der Luft.

Die erfahreneren Auroren im Team wussten, dass sie diesen Kampf nicht gewinnen würden, seit sie durch die Fenster in die Halle gesprungen waren. Frank Longbottom machte jedoch noch keine Anstalten, den Rückzug zu signalisieren, denn noch gab es hier Todesser zu holen. Keiner der Longbottoms ging jemals zu große Risiken ein - sie besaßen die Routine von fünfzehn, oder im Falle von Alice vierzehn Jahren Kampferfahrung. Und niemand zweifelte ihr Urteil an. Die Prewett-Zwillinge, heute beide im Feld, kämpften Rücken an Rücken mit Ausdrücken intensiver Konzentration in den identischen Gesichtern, Caradoc Dearborn strapazierte seine überragende Zauberkunst bis an die Grenzen und ließ krachend Tische auf den Feind niederfahren, levitierte ganze Brocken aus den antiken Steinwänden, um sie über den richtigen Köpfen explodieren zu lassen. Alice Longbottom behielt das Feld wie immer mit kritischer Miene im Überblick, die drei Juniorauroren und zwei Rekruten an ihrer Seite immer im Auge.

Jetzt gab es keinen Plan mehr - erreicht, was ihr erreichen könnt, bis der Rückzug angeordnet wird, dozierten die Auroren im Training für diesen Fall. Wenn keine Gefangenen gemacht werden können, müsst ihr töten.

Alice Longbottom war es schließlich, als Zweite im Kommando, die den Rückzug anordnete, als sie sah, dass ihrem Ehemann im Duell mit einer vermummten Gestalt keine Zeit mehr für Befehle blieb. Ein Knallen ihres Zauberstabs ließ ein sirenenartiges Heulen durch den Saal schneiden, die Rauchschwaden durchbrechen, und Blicke wurden gewechselt, Nicken ausgetauscht, wo Absprache noch möglich war.

Nichts als Ruhe lag in Longbottoms Augen, die Einsätze wie diesen so oft gesehen hatte. Die Rekruten gingen zuerst; die Junioren apparierten mit den Verwundeten. Erst dann richtete Caradoc Dearborn den Zauberstab auf sich selbst, und gerade als nur noch die Prewetts und Longbottoms verblieben waren, bäumte Frank sich unter dem Cruciatus-Fluch auf, Lestrange lachte entzückt, und eine Rauchschwade verzog sich und gab einen kurzen Moment lang den Blick frei auf Malfoy und ihr eingefrorenes Grinsen, als ihr Zauberstab den bewusstlosen Auror erfasste und mit sich fort trug, bis sie ihn an der Schulter packte und knallend disapparierte.

„Alice!", rief einer der Prewetts, Gideon, scharf und warnend, und die Aurorin sah zu den Brüdern, sah zurück zu Lestrange, blass wie ein Geist, zögerte. Doch was konnten drei Auroren ausrichten, wenn sie von einem Dutzend Todesser umzingelt waren, die aus reiner Freude töteten?

Alice Longbottom richtete ihren Zauberstab auf sich selbst und verschwand mit einem Knall. Eine Sekunde später disapparierten die Prewetts synchron. Frank Longbottom war ohnehin verloren.


Es war ein merkwürdiges Gefühl, das Aurorenbüro zu betreten - vor allem an diesem Tag, und unter diesen Umständen. Wenn James sich an die Miene seiner Mutter in den letzten zwei Tagen beim Abendessen erinnerte - zornig, und düster, und traurig - und jetzt von einer Bürozelle zur anderen sah, spiegelte sie sich in den Gesichtern der Auroren wider. Wenn der Orden wusste, dass Frank Longbottom noch irgendwo da draußen lebte und verhört, gefoltert wurde, wusste es auch die Zentrale. Diese Leute hier, sinnierte James, während er zögernd durch den Gang zwischen den Zellen schritt und Ausschau hielt, hatten alle etwas mit Sirius gemein - sie konnten nicht herumsitzen und warten. Dazu gezwungen zu sein, fühlte sich für sie an, als stürben sie mit Longbottom, und das Gefühl hing greifbar in der Luft.

Als James Alices Bürozelle passierte, sah er sie mit hohler Stimme einen Bericht diktieren. Sie bemerkte ihn nicht, oder sie ignorierte ihn. Ihre Augen wirkten schwarz und stumpf.

„James Potter? Vom Fluchbrecherbüro?" Er hatte sich von der Situation einfangen lassen - beinahe wäre er zusammengezuckt, als hinter ihm eine raue Stimme erklang. Innerlich den Kopf schüttelnd, um dieses Gefühl loszuwerden, wandte James sich um.

Ein junger Mann, der trotz seines silbergrauen, langen Haars nicht älter als er selbst sein konnte, stand ihm gegenüber, die Hände locker in den Robentaschen, mit der typischen ewigen inneren Anspannung, die sich heute in all jenen spüren ließ, die auf ihrer Seite im Krieg kämpften. Diese Gesichtszüge jedoch hatten etwas Vertrautes; das kräftige Kinn und die dunklen Augen kannte James sehr gut, auch wenn er es zu braunen Zöpfen gewohnt war. Im Orden arbeitete er immerhin täglich mit Marlene McKinnon zusammen. „Der bin ich. Ace McKinnon?" Fragend sah er auf, während er eine Hand ausstreckte.

Der Auror grinste, als er sie mit beängstigend festem Griff packte. „Japp. Ich hab dich angefordert. Komm mit." Er winkte kurz, und James folgte ihm den schmalen Gang hinab, in Richtung der Unterrichtsräume. Das sichere Gefühl, beobachtet zu werden, verfolgte ihn plötzlich so hartnäckig, dass er nach seinem Zauberstab greifen wollte. „Du bist Potters Sohn, nicht wahr? Sind die anderen Fluchbrecher alle beschäftigt?"

Dankbar hörte James die Türen hinter sich zufallen; jeder Blickkontakt zwischen Aurorenaugen und seinem Rücken wurde gewaltsam unterbrochen, und zwar spürbar. In diesem Moment wusste er sehr genau, warum er sich dagegen entschieden hatte, ein Auror zu werden. „Ja, bin ich. Evan Rosier hat frei und sein Bruder ist mit einem hartnäckigen verzauberten Toaster beschäftigt." Jetzt, wo ihm neugierige Aurorenblicke und eine Stimmung wie reiner Untergang nicht mehr die Kehle zuschnürten, konnte er bei der Erinnerung fast wieder grinsen. „Vance hat beschlossen, dass es Zeit wird, dass ich ihr Arbeit abnehme, anstatt welche zu machen - also, hier bin ich."

Ace lachte; das Geräusch hallte im leeren Korridor wieder. Irgendwo aus einem entfernten Unterrichtsraum drang Benjy Fenwicks dozierende Stimme zu ihnen hinaus. „Das Los der Fluchbrecher, diese Toaster", kommentierte er leichthin. „Hier sind wir."

Geduldig blieb James stehen und sah sich um, während Ace eine Tür, die die eingravierte Aufschrift Aurorenlabor trug, mit seinem Zauberstab antippte, um sie zu entriegeln. Es gab nicht viel zu sehen außer klinisch sauberen Bodens und den Portraits ehemaliger Leiter der Zentrale, die meisten schlafend - doch es konnte nur lohnend sein zu wissen, wo sich Sirius den ganzen Tag herumtrieb. Der Gedanken, dass sein Freund irgendwo in einem dieser Unterrichtsräume vor sich hin döste, war jedenfalls höchst erheiternd und lenkte erstaunlich von der Stimmung in der Zentrale ab.

Zu seiner Überraschung atmete auch Ace auf, als er James durchgewinkt hatte und die Tür hinter sich verriegelte. James warf einen kurzen Blick durch den kleinen Raum - Spickoskope und andere Detektorgeräte standen etwas verstaubt in den Ecken, eine Truhe versuchte polternd, einen Sperrzauber durch Hüpfen abzuschütteln -, entdeckte jedoch nichts, was sich von den Laboren im Fluchbrecherbüro unterscheiden würde, und sah sich dann fragend nach Ace um; der Auror lehnte sich kurz gegen die Tür und verdrehte die Augen.

„Entschuldige, aber die Stimmung da draußen... Wenn nicht bald was von Frank auftaucht, werden wir alle noch wahnsinnig." James schnitt eine Grimasse - er hatte genug Erfahrungen mit Auroren um zu wissen, dass dieses was in der Tat ganz wörtlich verstanden werden konnte. „Ich hasse es, dass wir einfach nichts tun können, während er irgendwo..." Ace schüttelte den Kopf. „Er war mein Mentor, weißt du..."

Unbehaglich lehnte James sich gegen einen Tisch, während Ace erneut seufzte, sich von der Wand abstieß und in einem der Schränke zu kramen begann. Der Auror hatte sofort sein Mitgefühl. James hatte erst im letzten Jahr erfahren müssen, wie es war, jemanden zu verlieren. Sein Vater... hör auf damit. Dankenswerterweise verschwand das Bild, von dem James wusste, dass es aufsteigen wollte, wieder nach dort, wo es hingehörte - in die Versenkung.

„Wir verlieren Auroren, wir können nichts tun", schimpfte Ace weiter. Er kramte jetzt nach seinem Zauberstab und spähte dann in den Schrank. „Wo...? Dunkel da drin... Naja, hier wird keiner ruhig schlafen bis er... bis er tot ist. Bis wir es wissen. Und alle machen sich so verdammte Sorgen darüber, was Frank alles ausplaudern könnte, dass niemand so richtig dazu kommt, sich Sorgen um ihn zu machen. Außer Alice natürlich. Alice... naja." Seine Stimme war gedämpft geworden, während sein Kopf tiefer im Schrank (tiefer, als der Schrank eigentlich sein dürfte) verschwand. Als er ihn hervorzog, hing Staub in den silbernen Haaren, und ein Wink seines Zauberstabs levitierte eine Taschenuhr vor ihm her, bis sie vor James' Nase schwebte.

James zog seinen Zauberstab, deutete auf den Tisch, und Ace ließ das Objekt darauf niedersinken. „Was ist das?", fragte er interessiert und stupste die Uhr kurz mit dem Stab an - nichts passierte.

„Ich hab sie bei Saussure gefunden, als wir ihn festgenommen haben. Wollte nicht verraten, was sie macht, aber sie stinkt nach den Dunklen Künsten." Ace zuckte mit den Schultern. „Also hab ich sie Moody in die Hand gedrückt, und er hat sie mir zurück in die Hand gedrückt und gesagt, das sei eine Fluchbrechersache."

Der junge Mann runzelte konzentriert die Stirn. Ruhig sprach er einen Enthüllungszauber, und sofort sah er unterschiedliche Lagen von Tarn- und Täuschungszaubern aufleuchten. „Das dauert nicht lange... Wie geht es Alice jetzt?"

James würde sich davor hüten zuzugeben, dass er einen Tag vorher Aces Schwester dieselbe Frage gestellt hatte. Allerdings hatte sie ihm nicht viel sagen können - Marlene hatte Alice zu lange nicht gesehen.

„Nicht gut." Aces Stimme verdüsterte sich sofort. „Sie gehört nach Hause, wenn du mich fragst, aber es ist nicht so, als würde sie auf mich Frischling hören. Vielleicht wartet sie auf Neuigkeiten... Vielleicht kann sie trauern, wenn er tot ist.", fügte er leiser hinzu.

James nickte, seufzte. Einen Moment schwiegen sie beide. Erst, als er schon die erste Lage der Tarnzauber gebrochen hatte, sprach er doch die Frage aus, die ihm auf der Zunge lag. Er wollte mehr darüber wissen, über die ganze Situation, die ganze Zentrale, in der jetzt nicht nur seine Mutter, sondern auch Sirius Hals über Kopf steckte... Die Auroren waren immerhin einzigen anderen Leute, die mit dem Orden kämpften. „War es deshalb so still im Büro? Beängstigend leer, irgendwie."

Der junge Auror stieß ein kurzes, freudloses Lachen aus. „Glücklicherweise nicht. Die Seniorauroren haben sich mit den Chefs im Briefingraum verbarrikadiert, sogar Crouch ist da. Moody glaubt, wir hätten einen Verräter in der Zentrale."

Einen Moment von seiner Arbeit aufsehend, hob James die Augenbrauen. „Wäre das nicht eine vertrauliche Information?"

„Sicher. Wenn sie von Bones oder Pott... deiner Mutter käme zumindest. Aber Moody glaubt immer, dass es einen Spion gibt, also was soll's."

James grinste schief - das klang nach dem Moody, den er, zumindest aus der Ferne, im Orden kennen gelernt hatte. Er nahm an, dass er noch mehr von ihm hören würde, als ihm lieb war. Nur halbherzig bei dem Gedanken, murmelte er eine weitere Beschwörung, und eine weitere Ebene der Schutzzauber verschwand; Verwandlungszauber wurden sichtbar. Was auch immer er vor sich hatte, eine Uhr war es nicht...

Wieder streckte sich das Schweigen, und er warf einen Seitenblick auf Ace, während er überlegte, was er sagen sollte. Der Auror sah ihm interessiert zu, aber sein Blick verriet genug Unverständnis, um James zu sagen, dass sein Gegenüber im Gegensatz zu ihm sicher nicht die Wahl zwischen Aurorenzentrale und Fluchbrecherbüro gehabt hatte. Verwandlung war nicht jedermanns Sache; sogar seine Mutter wäre mit der Aufgabe überfordert. Erstaunlicherweise.

„Du willst wissen, warum meine Haare so grau sind, was?", fragte Ace plötzlich und strich sich beiläufig eine Locke aus der Stirn. „Die Leute trauen sich irgendwie nie zu fragen. Man sollte meinen, sie könnten sich denken, dass ich sie färben würde, wenn es mir peinlich wäre." Er schüttelte milde bedauernd den Kopf.

James hob kurz die Augenbrauen. „Nein, wollte ich nicht, aber wenn du es ansprichst - also, warum sind sie grau?" Der letzte Schutzzauber erwies sich als härtester Brocken; sekundenlang vibrierte er hartnäckig, als er sich gegen den auf ihn gerichteten Zauberstab aufbäumte, und James konnte fast ein Knacken hören, als er endlich in sich zusammenfiel. Interessiert begann er das Objekt zu untersuchen. Sobald er die Zauber durchschaut hatte, würde er es zurückverwandeln können.

„Alte Kriegsverletzung", erwiderte Ace grinsend. „Mein erster Feldeinsatz als Rekrut, und, rumms, trifft mich ein Würgezauber von links und ein Sabberfluch von rechts. Hat sich herausgestellt, dass die beiden sich nicht vertragen - das war das Ergebnis, unter anderem. Meine Schwester war so fasziniert, dass sie mich am liebsten nicht mehr aus St. Mungo entlassen hätte. He, kennst du Marlene? Ihr müsstet zusammen in Hogwarts gewesen sein..."

„Nicht besonders gut - sie war zwei Klassen über mir, und sie war in Ravenclaw, nicht wahr? Ich war ein Gryffindor." Seine Augenbrauen wanderten erneut, als er merkte, dass er einer Musterung unterzogen wurde. „Sieh mich nicht so an - ich bin verheiratet." Er hätte beinahe gelacht.

Dann wandte er seine Aufmerksamkeit jedoch wieder der vermeintlichen Taschenuhr zu. „Also los", verkündete er, bevor Ace sich zu der Unterstellung äußern konnte, und hob seinen Zauberstab. „Rumpero!"

Einen Augenblick lang starrten die beiden Männer nur auf das Objekt hinab. Die Uhr hatte sich plötzlich ein paar Zentimeter vom Tisch abgestoßen, als bäume sie sich auf, und zitterte angespannt in der Luft. James' Augen wurden groß.

„Oh Mist", flüsterte er, und dann reagierte er instinktiv, packte Ace an der Robe, riss die Tür auf, und der Auror, der sofort begriffen hatte, hatte dennoch keine Zeit mehr, ihm zu folgen, denn eine dumpfe Explosion riss sie beide von den Beinen. James fühlte, wie er in die Luft geschleudert wurde. Sekunden später schlug er hart an der Wand des Korridors gegenüber der Tür auf. Beißender Rauch wirbelte mit ihnen aus dem Labor und ließ ihn husten, als er ihm scharf in die Nase stieg.

James blinzelte, bis er Ace entdeckte, der sich stöhnend aufrichtete. Sein Gesicht war rußgeschwärzt.

„Immerhin wissen wir jetzt, was es war.", bemerkte James zwischen einem Keuchen und einem Husten, während er sich selbst aufsetzte. Seine Schultern schmerzten wie Hölle. Auf Aces fragenden Blick erklärte er, jedoch nicht ohne eine Grimasse zu ziehen. „Todesser-Scherzartikel."

Der Auror öffnete den Mund zu einer zweifellos säuerlichen Antwort, doch in diesem Moment sprang die Tür zum Aurorenbüro auf, eine Gestalt joggte auf sie zu, und Caradoc Dearborn kam schlitternd vor ihnen zum Stehen. Einen Augenblick sah er verblüfft auf sie hinab, dann auf die Überreste der Labortür, bevor er sich fing und Ace zuwinkte, während er sich bereits wieder umwandte.

„Komm mit, McKinnon! Sie haben Longbottom gefunden!"

Ace und James sahen sich mit großen Augen an. Dann rappelte der Auror sich auf, und James beeilte sich, ihm in Richtung der Briefingräume zu folgen.


Kein Auror ließ einen Kollegen sterben.

Es war reines Glück, dass sich ein Großteil der alten Kämpfer gerade in der Zentrale befand, als Amelia Bones Nachricht von einem ihrer Spione erhielt. Es war ohnehin schon reines Glück, dass einer ihrer Spione sich meldete, und dass er gewusst hatte, wo Frank Longbottom gefangen gehalten - gefangen gehalten und gequält - wurde: im alten, unbenützten Landhaus Amanda Notts, dem vermeintlich harmlosesten Ort der gesamten Zaubererwelt.

Ace wusste nicht, ob das jemals vorgekommen war, was sie jetzt versuchten - ob je ein Auror überlebt hatte, nachdem er einmal in Gefangenschaft geraten war. Der Schock über die so unerwartete Nachricht saß ihm selbst jetzt noch in den Knochen, während er hinter Fabian Prewett und dem Abfangteam her die Korridore der Nott-Residenz hinabrannte, Korridore, die durch das blitzende Licht von Flüchen erleuchtet wurde - irgendwo da draußen kämpfte Moodys Team ein erbittertes Ablenkungsmanöver; vielleicht war ihren Gegnern schon Potter mit ihren Leuten in den Rücken gefallen.

Der Auror kannte den Plan. Zwanzig Minuten, nachdem Caradoc ihn vom jungen James Potter weggeholt hatte (war es wirklich schon so lange her?), und Moody und Potter hatten den größten Einsatz organisiert, den er bisher erlebt hatte. Die Entführung Frank Longbottoms hatte ein Bienennest aufgestört. Vor ihm kam Prewett schlitternd zum Stehen, und Ace fand sich plötzlich drei vermummten Gestalten gegenüber. Wie viele von denen sind hier, zur Hölle?

Ungewöhnliche Teams hatte der Notfallplan hervorgebracht. Ace, der sonst immer mit Frank arbeitete, hatte sich neben Prewett wieder gefunden, und als er gemeinsam mit ihm, Shacklebolt und Chang Flüche zu feuern begann, wusste er, dass es ihn jetzt nicht stören konnte. Sie alle verband ein gemeinsames Ziel. Sie alle waren hier, um Frank zu retten. Kein Auror ließ einen Kollegen sterben.

„Weiter!", kommandierte Prewett und winkte sie vorwärts, als die drei Todesser nach nichts als Sekunden panisch in einem Gang verschwanden. Sie würden Verstärkung holen, und Ace sah Prewett an, dass auch er die Zeit beinahe vor sich sah, wie sie verrann und verloren ging.

Shacklebolt hinkte; im Laufen drehte Ace sich fragend nach ihm um, doch der dunkelhäutige Auror winkte nur ab. Keine Zeit, Verwundete in Sicherheit zu bringen - Anti-Apparationsschilde über der gesamten Residenz verhinderten, dass sie einfach so verschwinden konnten, und Fluchbrecher hatten sie nicht dabei - zu gefährlich, einen Amateur auf einem Einsatz wie diesem zu erlauben -, auch wenn Corday oder Dearborn mächtig genug sein könnten... egal. Wenn Shacklebolt noch laufen konnte, würde er auch laufen.

„Longbottom!" Sie hatten eine Vorhalle erreicht. Die Rekrutin Chang mit ihren scharfen Augen hatte die Silhouette der Gestalt in den Aurorenroben als erste bemerkt und erkannt, als sie sich aus dem Schatten eines Treppenaufgangs löste. Prewett signalisierte mit einer Geste einen Halt, doch Ace hatte sich ohnehin schon gestoppt. Mit vorsichtig erhobenem Zauberstab sah er sich nach allen Seiten um - in der Ferne erklangen noch immer Schreie, Flüche, Explosionen -, während Alice die letzten Stufen nach oben sprang, dann hinter sich nickte, und drei weiteren Gestalten ihr folgten. „Lage?"

„Wir haben ihn. Also nichts wie weg hier", antwortete Alice knapp, ihre Stimme ein Muster der Anspannung. Ace, der mit Chang den Durchgang zum Korridor sicherte, wagte es, einen Blick über die Schulter zu werfen, auf die elend zusammengefallene Gestalt, die O'Shay und Fenwick mehr schleiften als stützten. Oh mein Gott. Ace hatte kaum Zeit, das Blut wahrzunehmen, das die Überreste von Franks Robe durchnässte, die Peitschenstriemen, auf die die Fetzen den Blick freigaben, auf das eingefallene Gesicht eines geschlagenen Mannes. Sein Kopf rollte auf seiner Brust, und als Frank leise stöhnte, zwang Ace sich, wieder den Korridor hinabzusehen. Weit entfernt erklangen hallende Schritte.

„Da kommt jemand!", meldete er scharf, sah sich fragend nach Longbottom um, die nun das Kommando über ihre vereinigten Teams übernahm, und sie nickte, winkte sie in Richtung eines anderen Durchgangs.

„Wir verschwinden. Fenwick, du levitierst Frank. McKinnon, Nachhut. Prewett, zu mir." Sie gab weitere Anweisungen, noch immer mit dieser absoluten Anspannung in der Stimme, jedoch routiniert und gefasst, und die Gruppe war schon in Bewegung, jagte die Gänge hinab auf den Hauptausgang des Gebäudes zu (keine Zeit für ausgefeilte Fluchtmanöver - kein Auror hatte das Haus je zuvor betreten, kein Lageplan hatte sich auftreiben lassen). Ace wusste, was sie draußen erwartete - der offene Kampf. Auch wenn die Todesser bereits Moodys und Potters Ablenkung, den gefährlichsten Teil des Plans, durchschaut hatten, würde draußen noch immer nichts anderes als eine Schlacht toben.

Der junge Auror blieb hinter der Gruppe, versuchte Shacklebolt im Auge zu behalten, der sich grimmig selbst mit einem Enervate bedacht hatte und jetzt leichter vorankam, und Chang, weil Shacklebolt mit sich selbst beschäftigt war, während er immer wieder Blicke hinter sich warf und die Strecke absah, die sie zurücklegten. Schon wurde der Lärm von draußen lauter, nahm mit jedem Schritt zu, und es wurde schwerer, rein mit dem Gehör auf Verfolger zu schließen. Als vor ihm Alice einen Fluch bellte, lag der Todesser, der völlig überrumpelt in ihren Weg gestolpert war, bereits betäubt - oder tot - am Boden, als er nach vorne sah. Ace hatte nur Zeit, ihn so lange zur Kenntnis zu nehmen, wie er brauchte, um über ihn hinwegzuspringen.

Und dann durchquerten sie das hohe Tor in die Haupthalle, und Ace gab seine Nachhut auf. Schreie, und Rauch, und Blitze drangen ihnen entgegen. Moody und Potter hatten die Kontrolle über das Kampfgeschehen verloren, oder die Todesser hatten sich ins Innere des Hauses zurückzuziehen versucht, erfolgreich - der Kampf hatte sich halb in das Gebäude hinein verlagert. Und Ace schluckte, als er eine Gestalt entdeckte, eine Gestalt, der er noch nie zuvor gegenüber gestanden hatte, an der entfernten Wand... Hoch gewachsen, dürr, weit schwingende, nachtschwarze Roben, und rote Augen, die sich stechend in ihre Richtung wandten und auf Alice verharrten, die mittlerweile wieder Frank stützte.

Voldemort.

Entsetzt fuhr Ace zurück, starrte vom Dunklen Lord - vom Dunklen Lord - zurück zu seinem Mentor, und seiner Frau. Der, dessen Name nicht genannt werden durfte... Er... hier... Zahlen und Daten schossen ihm in den Kopf, als hätte eine Spule ihre Sicherung gelöst und rollte sich einfach ab... Ihm als Franks Schüler zu gut vertraut. 1976, sechstes Kriegsjahr, zwei Wochen, bevor das Ministerium offiziell den Kriegszustand ausrief... Voldemort griff sechs verschiedene Gegner an, und nur die Longbottoms überlebten... Und dann: 1978, Mai, Angriff auf die Winkelgasse. Potter selbst leitete den Einsatz. Franks Team wurde der Rückweg abgeschnitten, von Voldemort selbst - nur die Longbottoms überlebten... Abergläubische Furcht ergriff Ace. Es ist das dritte Mal.

Und dann durchschnitt Potters Stimme den Lärm auch ohne einen Sonorus-Zauber, riss Ace rau in die Realität zurück: „Longbottom! Raus mit euch, verdammt!"

Und Alice nickte, gestikulierte vorwärts, und Ace folgte Prewetts Befehlen, schloss zu Shacklebolt auf und sicherte die Seite, um die Aurorin und ihren schmerzvoll stöhnenden Ehemann in ihre Mitte zu nehmen. Dann war Moody bei ihnen, von irgendwoher, und ein Schmerzfluch des Dunklen Lords, gezielt auf das Pärchen, prallte gegen seinen grellgelb leuchtenden Schild, ließ den alten Mann Meter zurückschlittern, bis er ihn ablenken konnte. Lärm, und Flüche. Chaos.

„Ich bekomme euch noch, Alice, Liebes!", lachte der Dunkle Lord so laut und hoch, dass es durch das Haus hallte, und Ace liefen Schauder über den Rücken.

Und plötzlich waren sie draußen, helles Tageslicht strömte durch die Tore im Außenhof, und Alice verlor keine Zeit, rannte, ihr Team als sicherste aller Verteidigungslinien hinter sich, Frank hinter sich herziehend, bis sie einen Punkt erreichte, den keine Schilde mehr schützten. Sie apparierte, Ace atmete auf, und Potter befahl den Rückzug.


Niemand hatte Alice Longbottom je so gesehen, die ruhige, fröhliche Frau mit dem runden Gesicht wie ein Geburtstagskuchen, mit so versteinerter, wütender, gefährlicher Miene, als die bereitstehenden Heiler ihren Ehemann versorgten, bis er stabil genug für den Transport nach St. Mungo war. Doch bisher hatte es auch noch niemand gewagt, ihren Mann zu verletzen. Zu foltern. Sie hatten Frank nicht gebrochen, man sah es daran, wie er die Zähne fletschte, dieser gelassene Mann, als sie ihn auf eine Bahre levitierten, doch sie hatten ihm Wunden zugefügt, die vielleicht niemals heilen würden.

„Verdammt, Alice", keuchte Fenwick, der sich schmerzvoll seine Seite hielt. „Das war das dritte Mal."

Und Alice, die ruhige, fröhliche Alice mit dem runden Gesicht, die niemals fluchte und niemals die Kontrolle verlor, weil es nichts zu kontrollieren gab, spuckte so wütend aus, als stünde der Dunkle Lord noch immer leibhaftig vor ihr.

„Ich scheiß auf das dritte Mal", fauchte sie und folgte den Heilern zum nächsten Kamin.


Tbc...