Papierkram: Harry Potter und das zugehörige Universum gehören J.K. Rowling. Mir nicht. Ich würde es ihr abkaufen, wenn ich könnte, aber leider funktioniert das so nicht.

Vielen Dank für eure Reviews (ausgesprochen positiv diesmal! Wow!)! Wie ihr sehen könnt, animieren mich Reviews zu schnellen Updates... also, ihr wisst, was ihr zu tun habt ;-)

Wie sich ein Keks freut? Nichts auf der Welt kann sich mehr freuen als ein Keks. Das sollte einen Eindruck davon vermitteln, wie sehr ich mich über Reviews freue, gell? ;-). Und der Spion... ah ja, der Spion... man kann wissen, wer der Spion ist, denke ich, aber man muss schon außergewöhnlich sorgfältig lesen. Ich werds aber irgendwann verraten. Irgendwann am Ende ;-). Und jetzt folgt mehr Alice, mehr Sirius, mehr Jepedina und endlich ein weiterer meiner Lieblingscharaktere... Habt Spaß :-)


Mors Ante Infamiam

Eine Geschichte der vergessenen Helden


Oktober 1979. Ein Mentor für Black.

In diesem Monat werden acht Rekruten die Aurorenausbildung abschließen. Die Gesamtzahl der Mitarbeiter in der Zentrale umfasst somit 34 Auroren." - Jepedina Potter, Memo an Fletcher Warn, Ministeriumsverwaltung.


Ein ruhiger Tag in der Zentrale, urteilte Alice, als sie in den Briefingraum trat und einen Augenblick auf die vertrauten Hintergrundgeräusche lauschte, bevor sie die Tür leise hinter sich schloss. Mit einem kurzen Blick registrierte sie, wen Fenwick sonst noch eingeladen hatte: Lydia Corday, einen der Prewett-Brüder, den sie schließlich als Fabian identifizierte, Dorcas Meadowes und Caradoc Dearborn. Keine Runde, die man miteinander alleine lassen durfte. Sie fühlte ihre Einschätzung bestätigt, als der Raum in berstendes Lachen ausbrach, nachdem Fenwick einen wirklich schmutzigen Witz beendete.

Gut, dass jemand, der ein gutes Dutzend Todesser getötet hat, nicht mehr schnell rot wird, stellte sie insgeheim fest. Ich sollte erleichtert sein, dass keiner von ihnen je auf die Idee gekommen ist, Kinder in die Welt zu setzen. Dann fiel ihr jenes letzte Gespräch mit Frank ein, und sie vertrieb diesen speziellen Gedanken.

„Geht es um die Rekruten, Fenwick?", fragte Alice schließlich mit ihrer ruhigen Stimme, als sich das Lachen gelegt und sie einen freien Platz zwischen Fabian und Caradoc gewählt hatte. Sie war muggelstämmig genug, um Muggel-Briefingräume in Filmen gesehen zu haben, und war dankbar, dass Zauberer Bequemlichkeit über Ordnung stellten, als sie sich entspannt in die weiche Lehne des Sofas sinken ließ.

„Völlig richtig erkannt.", erwiderte der junge Ausbildungsleiter mit noch immer funkelnden Augen und strich sich das blonde Haar aus der Stirn, das dringend einen Schnitt brauchte. „Willst du die Akten sehen?"

Erst jetzt bemerkte Alice, dass Dorcas, die wie immer rittlings auf einem wackligen Holzstuhl saß (um schneller aufspringen zu können), sich müßig in eine Rolle Pergament vertieft hatte, während Lydia Corday konzentriert zwei unterschiedliche Blätter verglich. Fabian sah ihr verspielt über die Schulter, und Alice lächelte leicht. Als ihre ehemalige Mentorin stand sie in einem besonders engen Verhältnis zu Lydia, und es erfüllte sie mit einem gewissen Stolz, dass der unscheinbare Knirps sich in der Zentrale behauptet hatte und nun selbst eine erste Mentorenschaft annehmen würde.

„Nein, danke", erwiderte sie nun auf Fenwicks Frage hin. „Ich war dieses Jahr mit den meisten Zweitklässlern im Training, das reicht."

„Also gut, dann fasse ich traditionell zusammen.", erwiderte Fenwick aufgeräumt. Vielleicht war es seine neue Wohnung, die ihn in den letzten Wochen in so ungewöhnlich gute Stimmung versetzt hatte; stets blitzte der Schalk in seinen Augen. Natürlich hatte der Blondschopf immer zu denen gehört, die nie den Mut verloren und Rückschläge mit Witzen vertrieben, doch letzte Zeit wurde es auffällig. Er begann an den Fingern abzuzählen. „1977 haben dreizehn Rekruten mit der Ausbildung begonnen. Im ersten Jahr sind haben sich drei verabschiedet - Nocklebutt, Saphire und Eddings. Alle waren mit dem Leistungsniveau deutlich überfordert, und Saphire hatte keine Nerven."

Fenwick musste nicht in die Unterlagen sehen; er verbrachte die Hälfte seiner Arbeitszeit bei den Rekruten und kannte sie besser als er seine Kinder gekannt hätte, die ja, wie Alice vor einer Minute festgestellt hatten, dankenswerterweise nicht existierten. In seinem Ton klang sogar etwas wie Zuneigung mit. „Nancy Malt starb vor drei Wochen bei einem Angriff auf ihre Eltern; Marcus Filch habe ich vor ein paar Monaten heimgeschickt." Er schüttelte traurig den Kopf.

„Filch...", überlegte Prewett laut. „War das nicht dieser Große, Dunkle? Was stimmte nicht mit ihm? Außer, dass er angesichts seines Namens ein sehr unglücklicher Mensch gewesen sein muss, meine ich."

Alice schnitt eine Grimasse. Sie erinnerte sich zu gut an den Kerl. „Ja, der. Hat sich nicht an Befehle gehalten. Wusste alles besser. Und wenn du mich fragst, war er gefährlich."

„Ist das nicht der Grundgedanke?", spottete Dorcas trocken, doch bevor sie fortfahren konnte, ging Fenwick dazwischen.

„Moody hat Alice Recht gegeben und Filch ist raus, also vergessen wir ihn. Glücklicherweise mussten wir am Ende dieses Semesters niemanden aussortieren. Acht sind übrig, alle miteinander kompetente Zauberer, und wenn ich mich nicht irre, ist das eine oder andere größere Talent dabei", kehrte er zum Thema zurück. „Zwei sind schon vergeben, bleiben sechs. Also mal sehen, was für euch dabei ist."

„Ich bin hier für Susanna Smith", warf Fabian ein und erntete sich den einen oder anderen erstaunten Blick. „Nicht für mich." Er schmunzelte. „Für Gideon. Er ist mit Shacklebolt unterwegs, hat mich geschickt."

Alice ließ ihre Augenbrauen wieder sinken. Die Prewetts nahmen immer abwechselnd einen einzelnen Schüler, der ihnen praktisch beiden gehörte, und der Gedanke, dass sie von einer langjährigen Tradition abkommen könnten, hatte nicht nur sie, sondern alle Anwesenden unwillkürlich gruseln lassen. Wir Auroren sind abergläubischer, als uns gut tut, schalt die Aurorin sich amüsiert.

„Wer ist Susanna Smith?", fragte Caradoc sofort. Alice wunderte sich, dass er überhaupt hier war - Dearborn konnte einfach nicht mit Rekruten umgehen. Vielleicht hatte Moody ihn dazu verdonnert. Ab und zu war jeder fällig.

„Klein, rothaarig, grüne Augen", erwiderte Prewett sofort. „Könnte meine Schwester sein." Er zwinkerte. „Du würdest sie hassen, sie züchtet in ihrer Freizeit Kröten. Gideon und ich haben sie schon länger im Auge. Fast so gut mit Verwandlung wie Potters Balg."

Caradoc gab nur ein Brummen von sich, das mit seiner so melodischen Stimme merkwürdig klang, aber signalisierte, dass er kein Interesse hatte. Ohnehin konnte man den Prewetts wenig ausreden, wenn es um Rekruten ging. Irgendwie schienen sie jeden einzelnen davon zu adoptieren, und zwar schon vor dem offiziellen Okay.

Fenwick schien das erkannt zu haben, denn er zuckte nur mit den Schultern. „Gideon bekommt also Smith." Er notierte den Namen in seiner Akte. „Es sei denn, du hast Einwände, Corday?"

Die Mundwinkel der jungen Hexe zuckten. Als Neuling im Kreis der Mentoren durfte sie Fabian traditionell überstimmen. „Wie könnte ich Fabian je etwas ausschlagen?" Der ältere Auror konterte sofort, indem er ihr eine Kusshand zuwarf, und sie grinste. „Eigentlich wollte ich Artemis Clearwater haben."

Erneut sah Alice überrascht auf, doch auch diesmal war jemand anders schneller. „Clearwater?", brach es aus Dorcas heraus, die sich wie immer nicht zurückhalten konnte, ihre Abneigung zu zeigen.

„Was hast du gegen Clearwater?"

„Clearwater" Sie spuckte den Namen aus. „ist ein ewiger, übergesetzestreuer Nörgler. Gott, Corday, du hast die freie Wahl. Was willst du mit jemandem, der immer alles so widerlich richtig macht?"

Fenwick grinste und sah in die Runde, wobei er Alices tadelnden Blick ebenso überging wie Dorcas. Manchmal fühlte sie sich ja wie eine Art Mutterfigur in der Zentrale, mit dem Problem nur, dass niemand auf sie hörte. Hoffentlich wird mein Kind lieb und gehorsam, und kein Auror. Definitiv kein Auror, dachte sie schaudernd. Vorausgesetzt natürlich, ich bekomme je eins. Wieder kein schöner Gedanke.

„Ich klopfe Clearwater schon auf die Finger", versprach Lydia. „Er wird früh genug lernen, dass ihm seine Bücher im Feld nicht helfen werden."

„Kein Widerspruch, wie ich sehe. Clearwater ist verkauft an Corday.", stellte Fenwick fest, wartete nicht auf Reaktionen und fuhr fort. Offensichtlich hatte er es ausnahmsweise mal eilig, in den Feierabend zu kommen. „Kommen wir zu Altair Pepples."

Diesmal runzelte Alice die Stirn. „Welcher war das?"

„Der andere Rotschopf. Haben eine Menge davon dieses Jahr", antwortete Lydia sofort. „Der mit der riesigen schiefen Nase."

„Ach ja." Alice versuchte sich daran zu erinnern, was sie über den jungen Mann wusste. Er hatte viel Feuer, glaubte sie sich zu erinnern, ging manchmal zu forsch vor, etwas unsortiert, besaß aber Potential und entwickelte sich eindeutig zu einem mächtigen Zauberer. „Nichts für mich", entschied sie schließlich nach kurzem Nachdenken. „Er ist mir zu stürmisch. Wie wäre es mit dir, Dorcas?", fragte sie weiter, als kein anderer Interesse äußerte.

Meadowes sah nachdenklich zurück auf ihr Pergament, offenbar aus Pepples' Akte, bevor sie antwortete. „Ich weiß nicht", sagte sie schließlich abwägend. „Eigentlich hätte ich ganz gerne Black."

„Vor zwei Jahren wolltest du ihn noch erwürgen, den bösen Black aus der bösen Familie", spottete Prewett.

„Black ist schon vergeben", erwiderte Fenwick achselzuckend, und als sich ihm fragende Blicke zuwandten, winkte er ab. „Entweder bekommt ihn Shacklebolt oder ich selbst. Moody wird entscheiden."

Alice lächelte erneut. Wie sie wusste, kam Frank gut mit dem jungen Black zurecht und hätte ihn vielleicht selbst zumindest in Betracht gezogen, wenn er sich nicht gegen einen Schüler entschieden hätte, um in diesem Jahr im Feld flexibler zu sein - er leitete heutzutage die meisten Einsätze. Sie selbst kannte den lebhaften Schwarzhaarigen kaum, doch sie erinnerte sich gut an den Aufruhr in der Zentrale, damals vor zwei Jahren, als Potter völlig selbstverständlich den Stammhalter einer uralten dunklen Familie als Rekruten akzeptierte und einfach Moodys Veto überstimmte. Alice hatte immer vermutet, dass Potter etwas wusste, was sie nicht wussten, aber immerhin war ihr Sohn mit dem Jungen befreundet.

Meadowes seufzte und rieb sich die Stirn. Offenbar hatte sie einen langen Tag hinter sich. „Also gut, dann nehme ich Pepples. Passt zu mir, nehme ich an."

„Das wird er auf alle Fälle." Alice warf ihr ein freundliches Lächeln zu. Meadowes besaß den Schneid, Pepples mit wenigen Worten in die richtige Richtung zu lenken, und was sie bisher von ihm im Feldtraining gesehen hatte, erinnerte sie an Dorcas selbst, als sie noch nach ihrem eigenen Stil suchte.

„So. Spinnet ist vergeben, und Thomas geht dann entweder an Shacklebolt oder mich. Bleiben noch Lucia Sarinelli und Christina Rockwood", fuhr Fenwick geschäftig fort, fing aber Meadowes' gehobene Augenbrauen auf. „Nichts für ungut, aber ich will heute noch heimkommen." Alice hatte sich also nicht getäuscht. Fenwick alias Narbe alias der ‚Mann ohne Hobbys' war in Eile. Neugierig musterte sie den Ausbildungsleiter, doch er machte einfach weiter. „Caradoc, Alice? Wenn keiner von beiden euch gefällt, es stehen genug andere Auroren zur Verfügung."

„Noch.", brummte Dorcas. Alice schauderte.

Anstatt ihren Ärger über die düstere Stimmung, die die zynische Aurorin verbreitete, zu äußern, riss sie sich jedoch zusammen und warf Dearborn einen Blick zu, der nicht ganz verbarg, dass sie zu einer Diskussion bereit war. „Du willst vermutlich Sarinelli?"

Ein leichtes Lächeln glitt über das Gesicht des Mannes, der sonst sehr viel mehr sprach, und er spielte unbewusst mit seiner giftgrün karierten Robe. „Ich würde Rockwood nehmen. Sie hat ein Talent für Dunkle Zaubertränke, und ich denke, ich kann ihren Kampfstil mit etwas Zauberkunst würzen."

Prewett hob die Augenbrauen. „Caradoc, das kannst du nicht machen", stellte er tadelnd fest. „Rockwood hasst dich."

Caradoc verzog die Lippen. „Sie soll mich nicht lieben, sie soll etwas lernen, Fabian", protestierte er, und Alice seufzte, als sie an Prewetts anzüglichem Grinsen erkannte, dass er den Kommentar absichtlich falsch auffasste. Irgendwas war da wohl letztes Jahr zwischen Christina und Caradoc im Training vorgefallen, aber sie kannte keine Details.

„Ich wäre einverstanden, Sarinelli zu nehmen", wandte sie sich an Fenwick. Auch sie wurde langsam müde - es war spät am Abend. Frank hatte seine Aktenarbeit wahrscheinlich schon beendet und wartete. Alice war froh, dass die Entscheidung dieses Mal leicht fiel und nicht zu Schlammschlachten zwischen eifersüchtigen zukünftigen Mentoren ausartete. Vermutlich trugen Shacklebolt und Fenwick so etwas aus. „Ihre Kontrolle über ihren Zauberstab ist kritisch, aber daran können wir arbeiten. Und vielleicht bekommt sie bei mir etwas mehr Selbstvertrauen."

Fenwick strahlte förmlich. „Darauf habe ich gehofft. Also, Leute." Rasch hatte er die Namen auf seinem Pergament vermerkt und es mit einem Tippen seines Zauberstabs zusammengerollt. Und schon stand er auf. „Ich bin froh, dass alle zufrieden sind. Dann wünsche ich euch einen schönen Feierabend."

Nur wenige Sekunden waren vergangen, bevor er verschwunden war. Alice starrte überwältigt auf die Tür, die hinter ihm ins Schloss gefallen war.

„Was war denn das?", fragte sie verblüfft und sah ihre Kollegen an, von denen noch keiner die Gelegenheit gehabt hatte, sich zu rühren.

Prewett lachte leise und begann, seine Roben zu sortieren, während Corday die liegen gelassenen Pergamente einsammelte. Alice fragte sich kurz, wann eigentlich aus ihrer Schülerin eine Lehrerin, beinahe Fenwicks Assistentin geworden war. Dann wandte sie wieder dem einsamen Zwilling ihre Aufmerksamkeit zu. Die Prewetts mit ihrer natürlichen Neugierde wussten natürlich immer alles vor allen anderen.

„Er hat ein Date", raunte er ihr verschwörerisch zu, bevor er aufstand - natürlich laut genug, damit es alle mitbekamen.

„Wirklich?" Dorcas schien aus einem Halbschlaf aufzuschrecken. „Mit Warner?"

Fabian nickte gewichtig. „Ebendiese Wendy Warner aus Magische Katastrophen. Gideon und ich haben Jahre gebraucht, um ihn moralisch aufzupäppeln, damit er sie endlich zum Essen einlädt. Ich glaube, sie ist vor Erleichterung fast in Ohnmacht gefallen. Wurde langsam peinlich."

„Na Gott sei Dank..."

Alice nickte bestätigend, lächelte und versuchte sich daran zu erinnern, wie viele Sickel sie auf Warner und Fenwick gesetzt hatte, während sie sich auf die Suche nach Frank und auf den Weg nach Hause machte.


Der fünfzehnte Oktober.

Der letzte Tag.

Sirius war ein wenig nervös, und er ärgerte sich darüber, dass er nervös war, doch er konnte nicht anders, als es Altair gleichzutun, der neben ihm andächtig lächelte. In den vergangenen zwei Jahren hatte er härter gearbeitet als je in der Schule, sogar härter als damals, als James, Peter und er Animagi wurden. Manchmal hatte ihn der Ehrgeiz verlassen, wenn Fenwick ihn wochenlang für eine unpräzise Zauberstabbewegung rügte, die es seiner Meinung nach tat, wie sie war - immerhin funktionierte der verdammte Fluch! Doch es hatte selten lange gedauert, bis ihn die nächste Todesserattacke, der nächste Tod oder die nächste Schlagzeile im Tagespropheten daran erinnerte, dass es das wert war.

Dieselbe Entschlossenheit blitzte auch immer wieder in den Gesichtern seiner Kameraden auf, vor allem jetzt, als sie sich alle in der Zeremoniehalle des Ministeriums versammelten und darauf warteten, dass Potter begann. Nicht alle hatten das Training überstanden - von dreizehn waren nur acht übrig. Natürlich bekamen junge Hexen und Zauberer Britanniens bereits in der Schulzeit genug Möglichkeiten, ihre Reflexe und Stresstoleranz zu testen - Sirius für seinen Teil hatte spätestens im sechsten Jahr immer mit einer Slytherinattacke gerechnet, wenn er den Gryffindorturm verließ -, aber die Realität sah noch ein bisschen anders aus. So zufrieden Sirius mit sich selbst sein konnte, er verstand auch Evangelina Saphire, die schon im ersten Jahr über dem Druck ständiger Gefahr zusammengebrochen war. Von dreizehn verblieben acht, und Sirius machte sich keine Illusionen, dass manche von ihnen das erste Jahr nicht überleben würden. Keiner Klasse war das gelungen, nicht in diesem Krieg.

Er schauderte ein wenig, während er sich kurz umsah. Der weitläufige Raum konnte mit der Großen Halle in Hogwarts nicht mithalten, wurde seinem festlichen Zweck jedoch durchaus gerecht. Niemand hatte sich die Mühe gemacht, ihn zu schmücken, denn niemand außer den Auroren würde heute hier sein. Doch ein riesiger Leuchter und die tausenden daran befestigten Kristalle brachen das magische Licht, das in seiner Mitte glomm, nach allen Seiten und tauchten sie alle in ein unheimliches, buntes, tanzendes Licht. Sirius hatte selten etwas so Farbenfrohes und Schönes gesehen.

Im Augenwinkel bemerkte er, wie sich Altair neben ihm in der Reihe nervös wand, denn jemand hatte die Flügeltüren zum Korridor geschlossen, was bedeutete, dass nun jeder Auror, der keinen Dienst hatte, anwesend war. Nicht viele konnten fehlen. Natürlich fand die Zeremonie immer am Fünfzehnten statt, doch auf dem Ereignis lag für jeden außerhalb der Zentrale ein mächtiger Vergissmichzauber, und so konnten sie es sich leisten, jeden planbaren Einsatz auf einen anderen Zeitpunkt zu verschieben. Sirius schätzte, dass höchstens zehn Auroren fehlten.

Der junge Mann nahm unwillkürlich Haltung an, als er spürte, wie die versammelten Auroren abschätzig die Blicke über die Klasse von 1977 schweifen ließen, abwogen und bewerteten. Mit vielen davon waren sie im Praxistraining des zweiten Jahrs in Kontakt gekommen, doch vor allem die jüngeren Auroren sahen sie nun zum ersten Mal aus der Nähe. Die 77er Klasse wirkte inhomogen, chaotisch, konnte Sirius sich vorstellen - die unterschiedlichsten Charaktere waren aufeinander getroffen. Doch er wusste auch, dass sie im Laufe der Zeit zu einem Team zusammengewachsen waren und bis zu ihrem möglicherweise nahen Tod Kameraden sein würden.

„Kaum zu glauben, dass wir hier sind", flüsterte Altair leise, und Sirius grinste zur Antwort.

„Hat ja lange genug gedauert."

Jepedina Potter, die für Sirius immer eher „Jepedina" als „Ma'm" sein würde, gerade aber mehr wie die Aurorin als wie die Ersatzmutter wirkte, nickte kurz. Nun traten die dreizehn oder vierzehn ältesten Auroren vor und bildeten gegenüber den Rekruten eine eigene Reihe. Interessiert nahm Sirius zur Kenntnis, dass Frank Longbottom nicht unter ihnen war, was nur bedeuten konnte, dass Longbottom Dienst hatte und keinen Rekruten übernehmen würde. Leises, enttäuschtes Murmeln zu seinen beiden Seiten deutete an, dass auch anderen der Umstand aufgefallen war. Longbottom galt als großartiger Lehrer, und nicht wenige hatten sich ihn insgeheim als Mentor gewünscht.

Jepedina trat nun selbst vor. Wie auch die Rekruten und die Seniorauroren trug sie eine silberne und schwarze Festrobe, elegant geschnitten, mit dem stolzen Emblem des Ministeriums, länger und schwerer als die üblichen praktischen Aurorenroben. Die verbliebenen Zuschauer verteilten sich lose und warteten gespannt.

„Manche behaupten", begann die Leiterin der Aurorenzentrale mit ihrer ruhigen, getragenen Stimme zu sprechen, die auch ohne Sonorus-Zauber leicht durch den Raum getragen wurde. „ein junger Auror sei nicht viel mehr als ein Kind. Ich weiß es besser. Hinter euch liegen nicht nur zwei Jahre harter Arbeit, sondern auch die Entscheidung, einen Weg zu gehen, für den sich nur sehr wenige entscheiden können und den nur sehr wenige überleben."

Ernst ließ sie den Blick über Sirius und seine Kameraden schweifen. „Ihr seid nun alle Auroren. Ihr habt bewiesen, dass ihr die Fähigkeiten besitzt, einen Kampf zu überleben, die Intelligenz, immer weiter zu lernen, und den Mut, euch Gefahren zu stellen. Ihr werdet bald sehen, dass es mehr als das braucht, um ein Auror zu sein, und zu überleben. Ihr werdet lernen, dass mit Macht Verantwortung einhergeht. Und dass Treue und Hingabe einem Auroren wichtiger sein müssen als alles andere.

Eure Herkunft, eure Familien oder Freunde zählen nicht mehr. Alte Loyalitäten, Erbe oder ehemalige Häuser sind jetzt egal. Wir sind alle gleich. Wir sind alle Auroren." Bei ihren Worten musste Sirius lächeln, obwohl der Blick der Aurorin ihn kaum streifte. Er hatte seine Loyalität viel zu oft beweisen müssen.

„Schon lange vor den Tagen der Gründer existierten die Auroren und kämpften gegen das, was falsch und dunkel ist. Wir übernehmen diese ererbte Pflicht und geben sie weiter. Wir sterben, ehe wir dem Dunklen nachgeben. Einige von euch werden nicht überleben. Doch sie werden ihre Ehre bewahren, und sie werden einen Unterschied gemacht haben, der angesichts der Dunkelheit entscheidend gewesen sein kann."

Die Aurorin stand aufrecht, gelassen, und ihre schlanke Gestalt, die eleganten Gesichtszüge und die haselnussbraunen Augen erinnerten mehr denn je an ihren Sohn. James mochte nicht hier bei ihnen stehen, doch auch er hatte gewählt. Auch er machte den Unterschied, der diesen Krieg entscheiden konnte. Als Jepedinas Blick den seinen traf, wünschte Sirius mit einem mal, dass sein bester Freund an diesem Tag hier sein könnte. Männer wie James würden diesen Krieg gewinnen.

„Heute werdet ihr einen weiteren Schritt gehen", fuhr Jepedina fort. „Auf dem Weg der Auroren, an der Seite eures Mentors."

Langsam zog sie ein Pergament aus der Innenseite ihrer Roben hervor, entrollte es, und die jungen Auroren - wie merkwürdig es war, sich selbst so zu nennen - hielten erwartungsvoll den Atem an. Nur wenige Minuten und sie würden erfahren, an wessen Seite sie Stunde um Stunde des nächsten Jahres verbringen würden - wer es sein würde, der sie mehr prägte als die eigenen Eltern... obwohl Sirius bezweifelte, dass irgendetwas prägender sein konnte als der offene Hass der Blacks. Hoffentlich ist es nicht Fenwick, dachte er unbehaglich. Er wusste, der Ausbildungsleiter konnte ihn nicht ausstehen, und das Gefühl beruhte auf inniger Gegenseitigkeit. Er beäugte den kantigen Auroren einen Augenblick lang misstrauisch. Von einem Mentor ausgewählt zu werden, erinnerte sich Sirius, war eine Ehre. Es reflektierte, was er in den letzten Monaten geleistet hatte. Vermutlich sollte er stolz sein, wenn Fenwick ihn trotz ihrer Antipathie wählte. Völlig unmöglich.

„Lucia Sarinelli." Als Jepedina sprach, trat Alice Longbottom vor und lächelte dem schwarzhaarigen Mädchen freundlich zu. Sirius grinste über das passende Pärchen. Lucia wirkte erleichtert, und sicher zu recht - sie hatte für den einen oder anderen Aspekt der Zauberei kein Händchen, fühlte sich ständig unterlegen und somit praktisch dem Tod geweiht, und die sanfte Alice Longbottom würde fähig sein, sie zu lehren und gleichzeitig zu ermutigen.

Lucia und Longbottom trafen sich in der Mitte, schüttelten sich die Hand und schritten zur Seite.

„Christina Rockwood." Neugierig glitten Sirius' Augen über die Reihen, und er war gleichermaßen etwas enttäuscht und erstaunt, als Caradoc Dearborn vortrat. Enttäuscht, weil er sicher selbst gut mit Caradoc zurechtgekommen wäre - erstaunt, weil jeder wusste, dass Christina Dearborn nicht mehr ausstehen konnte, seit diesem... Zwischenfall. Christina wirkte, als unterdrücke sie gewaltsam eine Grimasse, als sie sich mit Caradoc entfernte.

„Altair Pepples." Sirius hörte Altair neben sich schlucken, doch dann trat die hoch gewachsene Gestalt von Dorcas Meadowes vor. Die beiden Rekruten tauschten Blicke, und auf Altairs Gesicht zeigten sich gleichzeitig Ehrfurcht und Stolz. Dorcas klopfte dem stämmigen Rotschopf so kräftig auf die Schulter, dass er eigentlich hätte zusammenbrechen müssen; alles an ihr strahlte Gefahr aus. Während es bei sanften Typen wie Alice Longbottom oder Kingsley Shacklebolt schwer fiel, sie sich im Kampf vorzustellen, passte zu Dorcas ein Vergleich mit Adava Kedavra perfekt.

„Susanna Smith." Einer der Prewett-Brüder, welcher auch immer, trat vor, und Sirius wurde noch etwas unbehaglicher. Die Auswahl wurde nun doch etwas knapp... Caradoc hätte er sich gewünscht, weil er ihn kannte und mochte, Meadowes, nun, war Meadowes, die Aufnahme in den Prewett-Clan wünschte sich jeder...

Smith schritt mit der Hand ihres Mentors auf der Schulter zur Seite, und Sekunden später gesellte sich der andere Prewett wie selbstverständlich zu ihnen, um ihr grüßend die Hand zu schütteln. Smith strahlte - jeder wusste, dass sie gerade eine zweite Familie gefunden hatte.

„Sirius Black." Sirius horchte auf, und er merkte, dass er starrte. Automatisch trat er vor und überhörte das laute Einatmen mehrer Lungen hinter ihm. Der ergrauende Alastor Moody trat auf ihn zu. Im Augenwinkel sah er, dass Jepedina ein wenig schmunzelte. Sie musste seine Gefühle nicht lesen können, um sie zu kennen. Moody wählte praktisch nie einen Schüler...

„Konnte ja nicht zulassen, dass Fenwick dich in seinem Büro verdirbt", knurrte der Zweite im Kommando leise, als sie sich die Hand schüttelten. „Wir werden schon einen passablen Auror aus dir machen..."

Mit diesen Worten führte er Sirius auf die Seite und wandte sich wieder der Zeremonie zu, gerade, als Ackerly zu Spinnets Mentor wurde. Sirius warf dem alten Mann einen Seitenblick zu und versuchte mühsam, ein Grinsen zu unterdrücken. Sicher hatte er immer gewusst, dass er ein guter Auror sein würde, denn Sirius Black war in seinem Leben in allem gut gewesen - aber er hatte offensichtlich keine Vorstellung davon gehabt, wie gut... Und an Moodys Seite hatte er die Möglichkeit, einen wirklichen Unterschied zu machen. Als er Blicke im Rücken spürte und sich umwandte, sah er Altair, der wie verrückt grinste und versteckt einen Daumen hob.

Schließlich bekam Thomas Kingsley Shacklebolt, und Artemis Clearwater Lydia Corday, was Spaß versprach. Sirius kannte Lydia recht gut, die sich nach dem Unterricht gerne zu einem Training überreden ließ, und sie war im Gegensatz zu dem überkorrekten Idioten Clearwater ein hektischer Springball, der Regeln auch mal ganz gerne... vergaß.

Endlich rollte Potter das Pergament wieder zusammen, und die neuen Pärchen verteilten sich. Einige von ihnen lernten sich praktisch erst kennen, wie im Fall von Altair und Meadowes, die Rekruten aus dem Weg ging. Caradoc Dearborn führte Christina Rockwood beinahe sofort in eine Ecke und begann leise mit ihr zu reden, und Rockwoods Miene entspannte sich.

„Wenn du glaubst, das hier wird ein Spaziergang, junger Mann, dann irrst du dich.", bemerkte Moody neben ihm mit seiner grollenden Stimme und ließ den Rekruten herumfahren. Sein... Mentor winkte ihm und setzte sich in Bewegung. Sirius folgte interessiert. „Du hast ein ordentliches Talent, ohne Zweifel, und mir gefällt, wie du es diesem Clearwater gegeben hast." Sirius grinste. Irgendwie überraschte ihn nicht, dass die Sache nach oben durchgedrungen war. Wahrscheinlich Artemis' Schuld. Kleiner Bastard. „Aber wäre er ein Todesser gewesen, wärst du jetzt tot. Jetzt erwartet dich richtiges Training."

Sirius bemerkte, dass Moody auf den Ausgang zuhielt, ungeachtet der kleinen Feier, die dem Zeremoniell folgen würde - oder der Tatsache, dass die jungen Auroren für den Rest des Tages frei hatten.

„Wohin gehen wir?", fragte er daher wachsam und warf Moody einen fragenden Blick zu.

Der schnaubte nur, während er die Flügel der Tür zum Korridor aufstieß. „In Richtung deiner neuen Lieblingsbeschäftigung, junger Mann - zum Training."


Tbc...