Papierkram: Das Universum aus den Harry Potter-Büchern, und überhaupt die Harry Potter-Bücher gehören mir nicht. Würden sie mir gehören, würde ich mir allerdings bestimmt trotzdem einen Spaß daraus machen,Fan Fictionzu veröffentlichen.

Um eine fehlende „Trauerszene" über Jepedina tut es mir wirklich leid. Ich hatte viele wohlklingende Gründe, sie auszulassen, aber ich bin mal ehrlich: Meinen diesbezüglichen Ideen waren alle lahm; sie hätten nichts gesagt, was nicht offensichtlich wäre, und sie hätten das Niveau der Geschichte nur gesenkt. Also besser keine Szene als eine schlechte, meiner Meinung nach. Sollte mir je die Inspiration kommen, schreibe ich aber bestimmt einen One-Shot. Das Semester hat wieder angefangen - also viel Zeit zum Nachdenken ;-).

Aber - 11 Reviews! Wow, wir brechen hier ja Rekorde :strahl:. Danke für all eure lobenden Worte - freut mich, dass ihr Moody mögt, wo ich ihn doch auch so mag :g:. Bitte sagt mir auch, was ihr vom nächsten Kapitel haltet, und ich verspreche euch schon mal viel Lily-/Rumtreiberaction für die kommenden Kapitel, vor allem wohl das übernächste (jupp, auch Peter!). Und jetzt weiter mit ein paar "neuen" (sozusagen) Charakteren:


Mors Ante Infamiam

Eine Geschichte der vergessenen Helden


Mai 1980. Die Prophezeiung.

Die Lohnliste der Aurorenzentrale umfasst zurzeit 24 Auroren im aktiven Dienst." -- Tobin Tinybott, Abteilung für Magische Strafverfolgung, Monatsbericht.


Albus Dumbledore lächelte leicht, während er zuhörte, und verrührte weiter den Zucker in seinem Tee.

Aberforth hatte ihm ein ruhiges Nebenzimmer angeboten, sobald er den Eberkopf am früheren Abend betreten hatte. Albus war nicht sicher, ob sein Bruder verstand, dass es sich heute um keine Angelegenheit des Phönixordens handelte - bei seinem Bruder konnte man nie sicher sein, ob er verstand -, aber er hatte dennoch dankbar akzeptiert.

Jetzt saß er in einem bequemen, etwas zerschlissenen Sessel neben einem Kamin, in dem bunte Flammen tanzten. Ihr Knistern wurde von Hagelkörnern übertönt, die in stetigem Rhythmus gegen die Fenster prasselten. Eine ungewöhnlich dunkle Nacht mit einem furchtbaren Wetter - und wie seine Begleitung, die die Geräuschkulisse mit ihrem verträumten Geplapper vervollständigte, so freundlich angemerkt hatte, strahlte Jupiter heute besonders hell.

Albus rührte noch ein wenig länger und unternahm eine bewusste Anstrengung, seine Konzentration wieder auf Miss Trelawney zu richten.

„...habe ich die Lehren Augurs in Rom studiert, und ich halte nichts von diesem modernen Unsinn. Das innere Auge muss stark sein, Professor. Nur wer die äußere Welt überwindet, wird fähig sein, in die Tiefen dieser antiken Künste einzutauchen wie ein Schwan in einen See der Wahrheit..."

Von unten drangen die üblichen Geräusche eines überfüllten Schankraums hinauf, Gelächter und das Klirren prostender Butterbierkrüge. Sybill Trelawney schien nichts davon wahrzunehmen. Die Augen hinter ihren dicken Brillengläsern glänzten wässrig, und Albus entwich ein leichtes Seufzen.

„...das innere Auge entfalten. Den Kindern dort draußen muss sie gelehrt werden, diese unbändige Kraft, mit der meine Ururgroßmutter mich gesegnet hat. Ich habe mich hier gesehen, Professor Dumbledore, hier mit Ihnen in diesem Zimmer, um Ihnen meine Fähigkeiten anzubieten, und ich habe akzeptiert, was das Schicksal für mich vorsah..."

Das ewige Funkeln in Albus' Augen verschwand nur selten, und auch jetzt lächelte er höflich. Doch in der Tat, er befand sich auf einer gescheiterten Mission. Ohnehin war er im Zweifeln, ob es die Kunst des Wahrsagens in der heutigen Zeit noch zu unterrichten lohnte. Der Anstand, zweifellos ein nobler Grund, hatte ihn auf Sybill Trelawneys Bewerbungsschreiben reagieren lassen, und sie hatte seine Zweifel nur vertieft.

Draußen donnerte es, und Sekunden später ließen Blitze das Kaminzimmer in hellem Licht erstrahlen. Albus nahm einen vorsichtigen Schluck des heißen Tees. In der Tat, nicht die Spur einer hellseherischen Gabe. Er hatte gehofft... Doch er war enttäuscht.

„...nie hätte ich geahnt, dass ich für die Lehre bestimmt sein könnte. Und doch bin ich heute hier, geleitet von der Vorsehung..."

„Möchten Sie ein Brausebonbon?"

„Bitte?" Sybill Trelawney hielt irritiert mitten im Satz inne, und einen Moment später fokussierte sich ihr Blick auf den Schulleiter.

Freundlich hielt er ihr einen kleinen Beutel entgegen, dem er gerade selbst ein kleines, gelbes Bonbon entnommen hatte. „Brausebonbons. Eine Muggelerfindung, die ich erst kürzlich entdeckt habe. Sie sind köstlich."

„Nein, danke." Die Wahrsagerin straffte unter ihren Schals irritiert die Schultern. „Das Weltliche verschleiert den Blick auf das Wesentliche."

„Ich verstehe." Albus lächelte freundlich und verstaute den Beutel wieder in seinen Roben, nachdem er ihn gut verschnürt hatte. Nachdenklich sah er sie einen Augenblick an, lutschte selig an seinem Brausebonbon. Die so genannte Kunst der Wahrsagerei hatte ihn immer ein wenig geärgert... Ihn nicht so sehr wie die gute Minerva, die die Dinge immer sehr geradlinig anging, aber doch...

„Das Wahrsagen ist eine hohe Kunst... Und wahren Sehern bestimmt.", bemerkte er schließlich. Er ergriff wieder seinen Tee, der nun ein wenig abgekühlt zu sein schien, und erhob sich, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. Der Sturm schien seinen Höhepunkt erreicht zu haben und nun langsam nachzulassen.

Er wählte seine Worte sorgfältig. Sybill Trelawney besaß großes Ansehen, auch wenn er sich nicht sicher war, wie genau sie es erlangt hatte. Selbst in Friedenszeiten wäre es niemals klug, eine Frau wie sie zu verärgern. „Ich will ehrlich zu Ihnen sein, Miss Trelawney. Ich bin nicht sicher, ob es möglich ist, meine Schüler diese komplizierten Künste zu lehren. In der Tat glaube ich, dass Sie mit dieser Aufgabe ... nun, verschwendet wären..."

Albus hielt inne. Er hatte Sybill den Rücken zugekehrt, stand noch immer am Fenster, und für einen Augenblick waren die Wolken aufgebrochen, hatten ihm einen Blick auf den Nachthimmel gewährt, in dem sekundenlang ein Stern hell aufblitzte... Oh ja, Jupiter strahlte hell. Er sollte nicht zu sehen sein in dieser Nacht, und sein letztes Gespräch mit Firenze kam ihm wieder in den Sinn. Der Himmel verspricht Veränderungen, mein guter Freund, hatte der Zentaur gesagt und mit der Hand seine Augen beschattet. Mars strahlt so hell, ja... Doch Jupiter erwacht zum Leben. Wusstest du, dass sie ihn das „große Glück" nennen? Den Vorboten der Zuversicht?

Das wusste Albus in der Tat, und er hatte sich die Mahnung seines Freundes zu Herzen genommen, in einer Zeit wie dieser, in der selbst eine Hoffnung wie die der Sterne willkommen wurde. Für einen Moment vergaß er die wartende Wahrsagerin hinter ihm. Wieder flackerte Jupiter in feurigem Licht, bevor sich Wolken vor die Sterne schoben und der Sturm zu einem neuen Höhepunkt anhob. Dies war eine magische Nacht, erkannte Albus abrupt, und bevor er über diese Erkenntnis nachdenken konnte, ließ ihn eine heisere, monotone Stimme herumfahren.

Sybill Trelawney war aufgestanden. Ihre Schals waren verrutscht, und ihre Eulenaugen starrten an die Wand. Albus hielt unwillkürlich den Atem an.

Der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, naht heran … jenen geboren, die ihm drei Mal die Stirn geboten haben, geboren, wenn der siebte Monat stirbt … und der Dunkle Lord wird Ihn als sich Ebenbürtigen kennzeichnen, aber Er wird eine Macht besitzen, die der Dunkle Lord nicht kennt …"

Trelawney sog rasselnd Luft ein.

Und der Eine muss von der Hand des Anderen sterben, denn keiner kann leben, während der Andere überlebt … der Eine mit der Macht, den Dunklen Lord zu besiegen, wird geboren werden, wenn der siebte Monat stirbt …"

Dann taumelte die Wahrsagerin, blinzelte und sah sich etwas desorientiert um, bevor sie ruckartig ihre übergroße Brille zurück auf die Nase schob.

„Nanu...", murmelte sie. „Entschuldigen Sie, ich muss für einen Moment geistig abgeschweift sein... Unverzeihlich..." Geschäftig an ihren Schals zupfend, um sie wieder in eine angemessene Position zu bringen, ließ sie sich zurück in ihren Stuhl sinken, offensichtlich völlig ahnungslos darüber, warum sie aufgestanden war. Albus starrte sie nur an, und seine Gedanken huschten mit neuer Geschwindigkeit. Der Schulleiter nahm wirklich keine seherischen Fähigkeiten für sich in Anspruch, und er hatte dies hier wirklich nicht erwartet. Dies hier nicht und nicht, was diese Prophezeiung versprach...

„Also..." Sybill schien sich wieder gefangen zu haben und sah ihn erwartungsvoll an. Offensichtlich hatte sie nicht die geringste Ahnung von dem, was eben geschehen war. „Ich habe Ihre Antwort natürlich bereits gesehen, aber denken Sie nicht, Sie sollten sie offiziell machen?"

„Aber natürlich." Albus' Ruhe war wieder da, und er lächelte sie an, während er ihr die Hand entgegenstreckte. „Miss Trelawney, ich bin geehrt, Sie in Hogwarts willkommen zu heißen."


In anderen Abteilungen hielten sie noch immer kleine Gedenkgottesdienste ab, wenn ein Ministeriumsangestellter, insbesondere im Dienst, starb. Jepedina hatte diese Sitte vor einigen Jahren abgeschafft, und Amelia machte bisher keine Anstalten, sie wieder einzuführen.

Dorcas Meadowes war das außerordentlich recht. Der Tod gehörte zum Berufsrisiko. Außerdem gab es mehrere Dutzend unterschiedlicher Dinge, die man in der wertvollen gesparten Zeit tun konnte, sei es das Nachholen von ein wenig Schlaf oder das Erledigen eines weiteren Todessers. Verabschieden konnte man sich auch privat.

Ein lautes Ploppen begleitete Meadowes' Ankunft auf dem kleinen Friedhof von Yorktown, und es überraschte sie nicht, nicht die erste zu sein. Die schmächtige Gestalt Cordays in ihren grünen Roben und Shacklebolt mit dem dunklen, kahlen Hinterkopf erwarteten sie an der Familiengruft der Fenwicks. Noch niemand hatte die langsam verwelkenden Blumenkränze entfernt, die Trauernde bei der Beerdigung hinterlassen hatten.

Keiner der beiden hatte seine Rekruten dabei. Was Dorcas anging, Altair schwitzte gerade in den Trainingsräumen Blut. Sie hatte ihn Minuten zuvor bei Moody und dem jungen Black abgeliefert.

Mit wenigen langen Schritten hatte sie ihre Kollegen erreicht und kam neben ihnen zum Stehen. Kritisch musterte sie die reich geschmückte Außenwand der Gruft. Gotik und Fenwick passten einfach nicht zusammen.

„Wo warst du die ganze Woche?", fragte Corday schließlich und kickte müde mit einem Fuß gegen einen losen Stein, bis er unter einen Strauß Narzissen rollte. „Undercover?"

Meadowes nickte vage. Ein Blick in den Himmel sagte ihr, dass die sich zusammenziehenden dunklen Wolken ein weiteres Gewitter ankündigten. „Lara Crabbe hat mit uns Kontakt aufgenommen. Sagte, sie hätte genug von dem bösen, bösen Dunklen Lord und all das. Habe sie in einem Muggelrestaurant getroffen. Alles streng geheim. Blutige Hölle." Sie zog eine Grimasse. „Ich hab Amelia gleich gesagt, dass es eine Falle ist."

Neben ihr schüttelte Shacklebolt bedauernd den Kopf, und Corday zuckte nur mit den Schultern. „Einen Versuch ist es immer wert. Wie man so hört, gehen uns die Spione aus."

Dorcas seufzte, nickte erneut. Eine Weile standen die drei Auroren in einträchtigem Schweigen da, ließen den Blick über das Meer vertrockneter Blumen streifen und lasen Benjy Fenwicks Namen, der unter dem seiner Eltern hinzugefügt worden war.

„Wie ist es passiert?", fragte sie schließlich, ohne die anderen anzusehen.

Einen weiteren Moment lang schwiegen sie, bis Shacklebolt mit seiner tiefen, beruhigenden Stimme sprach. „Die Weasleys wurden angegriffen. Ihr Fuchsbau ist ziemlich gut geschützt, deshalb waren wir rechtzeitig da."

„Kingsleys erster Einsatz als Teamleiter", warf Corday ein. „Hat sich gut geschlagen."

„Gratuliere."

„Danke." Shacklebolt klang nicht, als sei er besonders erfreut. „Über ein Dutzend Todesser. Deshalb hat Amelia mich mit Alices Team als Verstärkung mitgeschickt. Die Weasleys haben fünf Kinder, und Molly ist hochschwanger, also waren sie und Arthur keine Hilfe; aber Potter war ziemlich fix mit dem Schildzauber, der ihren Kamin vom Flohnetzwerk getrennt hat, und fünf Minuten später waren sie schon in Sicherheit. Dann wurde es schmutzig und blutig." Er seufzte. „Gideon war in Rage, aber wir hatten alles ganz gut unter Kontrolle... Dann wurde Fenwick von seinem Team getrennt, und die Bastarde begannen vom Besen aus anzugreifen. Wir konnten nicht viel tun."

Corday nickte zustimmend. „Waren nur Fetzen von ihm übrig, als sie mit ihm fertig waren." Als sie weiter sprach, klang sie zutiefst befriedigt. „Aber es war nicht Mulciber. Mulciber war überhaupt nicht da. Es war dieser Bastard Travers."

Dorcas schwieg einen Augenblick, versuchte sich einen Angriff auf den friedlichen Fuchsbau vorzustellen und versagte. „Spart Sargkosten.", sagte sie schließlich und strich sich eine schwarze Strähne aus der Stirn - Zeit für den nächsten Friseurbesuch in der Winkelgasse. „Wo sind Molly und die anderen jetzt?"

„Bei den Prewetts natürlich." Corday verzog die Lippen zu einem freudlosen Grinsen oder vielleicht einer Grimasse, und ihre Zahnlücke ließ sie ein bisschen wie ein trotziger kleiner Junge wirken. „Sie bringen den Fuchsbau wieder in Ordnung, hab ich gehört."

„Dann werde ich mal bei Arthur im Büro vorbeisehen. Vielleicht kann ich ihnen helfen." Dorcas, obwohl eine ehemalige Hufflepuff, hatte Molly recht gut in der Schule gekannt. Ihr ehemaliges Haus brachte ihre Rekruten immer zum Lachen, so sehr hatte sie sich schon lange von dem Klischee des friedliebenden, irgendwie naiven und ziemlich drolligen Hufflepuff mit leichten Gewichtsproblemen entfernt. Es war der Unterschied einer Wattekugel zu einem Folterfluch.

Eine weitere Minute verging, bis Shacklebolt schließlich eine Uhr aus der Tasche zog, deren leises Bimmeln darauf hindeutete, dass sie gerade auf „Dienst!" gesprungen war. „Naja, ich muss los.", sagte er und zuckte noch einmal etwas unbehaglich mit den Schultern.

Corday nickte. „Ich auch." Sie wartete kurz auf Dorcas, und als die ältere Aurorin keine Anstalten machte, ihnen zu folgen, klopfte sie ihr auf die Schulter. „Bis später."

Dorcas nickte, ohne von dem Gedenkstein vor ihr aufzusehen, und Sekunden später ertönte ein hallendes, zweifaches Ploppen. Sie sah wieder auf die Grabinschrift.

Kein Gedenkspruch kommentierte Fenwicks Tod, und Dorcas fand das passend. Es wäre ihr schwer gefallen, Benjy Fenwicks Charakter in einen Satz zu fassen. Einen Moment lang sann sie über einen passenden Spruch nach, der zusammenfassen könnte, was sie von ihrem Kollegen gekannt hatte. Jedenfalls hatte er die schmutzigsten Witze in der ganzen Zentrale erzählt, so viel war sicher. Und was war eigentlich aus seinen Dates mit Wendy Warner geworden?

Sie wälzte die unterschiedlichen Ideen eine Weile lang im Kopf herum. Damals in Hogwarts war sie ziemlich gut mit Worten gewesen. Als sie ihre Antwort gefunden hatte, starrte sie so düster auf den baren Stein unter dem Datum hinab, als könne sie die Worte mit purer Willenskraft darin einbrennen.

„Mulciber hat ihn nie bekommen.", sagte sie schließlich laut, und ein wütendes Lächeln zuckte in ihren Mundwinkeln. Welche besseren Abschiedsworte konnte es geben? Mulciber hatte ihn nie bekommen.

Sie wusste nicht, ob Fenwick ihr zugestimmt hätte (vielleicht hätte er einen Witz bevorzugt), aber im Grunde war es ihr auch egal. Der Gedanke vertrieb sie schließlich von dem friedlichen Ort, und Sekunden später hatte sie ihren Zauberstab ergriffen, auf sich gerichtet, und war disappariert.


Tbc...