Papierkram: Harry Potter gehört J.K. Rowling. Ich spiele nur ein wenig mit ihren Figuren, hoffe, dass sie nichts dagegen hat, und vertreibe mir die Wartezeit zum nächsten Roman.
Drei Reviews? Ist das Review-Feature schon wieder hin? Muss wohl so sein, denn ehrlich gesagt überraschen mich die wenigen Rückmeldungen zum letzten Kapitel schon sehr - ich hielt es eigentlich für ziemlich gelungen :-/. Bitte meldet euch doch mal wieder mehr und gebt Feedback! Ich mach mir langsam Sorgen, dass mir die Hälfte der Leser abgesprungen ist... ist es so schlecht? ;-) (andersherum aber besonders lieben Dank an Imperiatus, Katharina-B und MaryJaneKelly für die regelmäßigen Reviews und das viele Lob :-)...)
Ah, langsam geht es in den Endspurt :händereib: . Wir nähern uns langsam dem Ende... Zurzeit habe ich noch acht weitere Kapitel vor. Im nächsten Kapitel kommt auch wieder viel, viel Sirius, aber jetzt sind erstmal James und Lily dran...
Mors Ante Infamiam
Eine Geschichte der vergessenen Helden
April 1981. Der Fidelius-Zauber.
„Viele in unserer Gemeinschaft, darunter auch diese Zeitung, müssen sich fragen, wie das Ministerium es dazu kommen lassen konnte, dass nichts als 17 Auroren zwischen dem harmlosen Bürger und Ihr-wisst-schon-wem stehen." -- Alohra Fizzby, in einem Kommentar des Tagespropheten.
Das Feuer in Albus' Büro prasselte gemütlich und verbreitete diese behagliche Atmosphäre, die so sehr an das Funkeln erinnerte, das man oft in den Augen des Schulleiters sah. Heute allerdings war einer der Tage, an denen rein gar nichts funkelte, und Lily fühlte sich auch nicht behaglich. Sie bezweifelte, dass es James oder den Longbottoms besser ging. Trotz des Feuers war ihr sehr, sehr kalt.
„Ich rekapituliere.", wiederholte sie jetzt sehr langsam und deutlich, ohne den alten Zauberer aus den Augen zu lassen. „Es existiert eine Prophezeiung, die voraussagt, dass entweder Neville, oder Harry..." Ihre Stimme überschlug sich leicht, doch sie beharrte auf der Betonung jeden Worts. „...Voldemort besiegen oder von ihm besiegt werden wird. Vorher wird er ihn aber noch kennzeichnen, damit er ihn ja nicht verfehlt. Und Voldemort weiß davon?", schloss sie ungläubig.
Zu ihrem größten Entsetzen neigte Albus bestätigend den Kopf. „Ich wollte warten, bis ich sicher sein konnte", sagte er leise. „Aber es gibt keine Möglichkeit, sicher zu sein - zwischen Neville oder Harry zu entscheiden. Und seit Lord Voldemort zu denselben Schlussfolgerungen gekommen ist, seid ihr alle nicht mehr sicher."
„Reizend", schnaubte Frank, und Lily warf ihm einen verständnisvollen Blick zu. Der Auror war in den letzten Jahren härter geworden - die Longbottoms hatten drei Angriffe Voldemorts mit ihr und James gemein, aber er und Alice hatten dabei so viel mehr verloren. Jetzt schien Frank entschieden zu haben, dass ein Moment dieser neu erworbenen Härte gekommen war. „Wann wurde diese Prophezeiung noch mal gesprochen, sagst du? Vor einem Jahr etwa?" Seine Augen verengten sich.
Albus nickte erneut. „Ich sah keinen Grund, euch unnötig zu besorgen, solange keine Gefahr bestand", erklärte er. Lily lächelte - diese Rücksicht war zu sehr typisch Albus. „Selbst, als ich erfuhr, dass Voldemort von der Prophezeiung wusste... Doch jetzt... Unser Spion ist sicher, dass er bald handeln wird." Es überraschte Lily nicht, dass ihr ungewöhnlichstes Ordensmitglied bei diesem Treffen fehlte; Severus Snape und James versuchten sich nach wie vor bei jeder Gelegenheit mit Blicken zu töten, und sie wusste auch nicht, was die Longbottoms wussten.
Frank fuhr ärgerlich auf. „Das nächste Mal will ich gefälligst selbst entscheiden, wann ich mir Sorgen mache!", schnappte er. „Versuch nicht immer, uns zu bemuttern, Albus!"
„Frank." Nur ein Wort, das schnitt wie Eis, und Alices Hand, die sich auf die ihres Mannes legte. „Das ist jetzt nicht wichtig." Neu erworbene Härte oder nicht, Alice besaß eindeutig noch immer die Mittel, ihren Mann zum Schweigen zu bringen. Lilys warf James einen Seitenblick zu, während sie sich fragte, ob sie das wohl auch konnte; hauptsächlich, um sich abzulenken.
Der Auror zuckte unwillig mit den Schultern und sah noch einmal den Schulleiter an. „Merk es dir einfach, Albus", schloss er ruhiger, aber nicht weniger verärgert, und lehnte sich in seinem Sessel zurück, den der Professor vor einer Stunde aus reiner Luft beschworen hatte.
Neben ihr seufzte James, und Lily sah ihn an, sah zu, wie er seine Ellenbogen noch schwerer auf die Knie lehnte. Sorge zerfurchte seine Stirn. Es fiel ihm eindeutig schwer, seine Gedanken zu artikulieren. „Was genau ist es, das Voldemort plant?", fragte er schließlich konzentriert. „Hergehen und uns alle töten? Er wird es wohl kaum für so leicht halten, wenn er dabei Gefahr läuft, zu sterben, oder nicht?"
„Wir können auch hier nicht sicher sein." Nachdenklich schob Albus sich ein Brausebonbon in den Mund - er hatte ihnen schon zu Beginn angeboten, sich einfach zu bedienen. „Wie sich herausgestellt hat, kennt Tom nicht die ganze Prophezeiung. Und ihr versteht sicher, wie schwierig es ist festzustellen, was genau er weiß."
„Sicher. Selbst ein Todesser kann ihn ja kaum einfach fragen", bestätigte Alice und forderte ihn mit einer Geste auf, fortzufahren.
„In der Tat. Mein Informant ist jedoch der Überzeugung, dass ihm der gesamte letzte Teil der Prophezeiung fehlt."
Lily spulte die Worte noch einmal ab, die sie Trelawney vor einer Weile aus Albus' Denkarium heraus hatte sprechen hören. „Das heißt, wir müssen wirklich damit rechnen, dass er uns angreift...", folgerte sie düster.
„Oder er versucht, an den Rest der Prophezeiung zu kommen", warf James nachdenklich ein.
„Mit beidem müssen wir rechnen. Allerdings hat selbst ein Dunkler Lord nur geringe Möglichkeiten, in ein zum Krieg gerüstetes Ministerium einzudringen.", stimmte Albus ihnen zu. „Und eine Anfrage hat mir bestätigt, dass es selbst einem Unsäglichen nicht ohne großen Aufwand möglich wäre, eine Prophezeiung zu stehlen, wenn nicht sogar, Adalbert Croaker zufolge, unmöglich. Glücklicherweise dürfte Toms Wissen über die Mysteriumsabteilung nicht größer sein als unseres."
„Das macht einen Angriff auf einen von uns nur wahrscheinlicher. Verdammt." Frank hieb unglücklich mit seiner Faust gegen die Stuhllehne, bevor er anfing, sich die Schläfen zu reiben. „Wenn man gerade denkt, dass es nicht mehr schlimmer werden kann..."
„Ein Angriff Voldemorts... Man kann kaum damit rechnen, das zu überleben, nicht wahr?", dachte Alice derweil laut, und Lily bemerkte, dass eine der seltenen Gelegenheiten gekommen war, zu denen die Aurorin den Namen des Dunklen Lords aussprach. Es war der Ton einer Soldatin bei der Arbeit - Lily erkannte ihn heutzutage sofort, und ihr Griff um James' Arm verstärkte sich unwillkürlich. „Ihr beide und wir haben es ein paar Mal geschafft, aber seien wir ehrlich, entweder war es Glück, oder er hat nur seine Späße getrieben. Wenn er es wirklich ernst meint..."
„Einen Kampf können wir auf gar keinen Fall riskieren", nahm Frank den Faden auf, als sie nachdenklich verstummte. Man merkte in Momenten wie diesen sehr, dass er und seine Frau nicht nur Ehepartner und Eltern, sondern auch seit langer Zeit Kollegen waren. „Also müssen wir untertauchen."
Lily fühlte sich unwillkürlich nicken, und neben ihr tat James das gleiche. „Das war auch meine Schlussfolgerung", stimmte Albus sanft zu.
Die Irin konnte nicht so recht glauben, mit welcher Geschwindigkeit das Gespräch jetzt plötzlich voranschritt. Hatten sie sich alle so sehr angewöhnt, keine Zeit mehr auf Sorgen und Unglauben zu verschwenden? Sind wir so weit gekommen, dass wir darüber, dass unser Sohn vielleicht den Krieg entscheidet, einfach mit den Schultern zucken und weitermachen? Ich meine, das ist eine deutliche Portion größer als alles zuvor... Und Harry, oh Gott, der arme Harry...
Doch weder James, noch die Longbottoms schienen sich mit ähnlichen Gedanken zu quälen. James klang nur müde - er hat schon so viel verloren - und Alice und Frank schienen entschlossen zu sein, weiter im Text zu gehen. Wie immer.
„Was schlägst du vor?", fragte Alice gespannt und wandte sich direkt an den Schulleiter.
„Den Fidelius-Zauber", erwiderte Albus entschieden. „Nichts anderes kann euch helfen. Ich werde ihn mit euch vorbereiten. Schützt euch so gut wie möglich, um die Monate zu überbrücken, die es in Anspruch nehmen wird. Im September solltet ihr euch für einen Geheimniswahrer entschieden haben."
Franks Miene war eine Studie aus Stein, als er nickte, während Alice nur einen tiefen Atemzug nahm. Lily merkte plötzlich, dass ihre Hand auf James' Arm zitterte, und als ihr Ehemann es bemerkte, zog er sie in eine schützende Umarmung. Die anderen ignorierten sie höflich.
„Keine Sorge, Evans", flüsterte er ihr so leise ins Ohr, dass nur sie es hörte, und der flache Scherz ließ Lily zumindest halbherzig schmunzeln. „Wir haben doch großartige Freunde. Sirius wird uns beschützen. Alles wird gut."
Lily lehnte kurz ihren Kopf gegen seine Schulter. Er hat recht. Es gibt keinen größeren Sturkopf als Sirius, oder nicht? Vielleicht wird Voldemort verrückt, weil er sich die Zähne an ihm ausbeißt - noch verrückter, meine ich - und wir gewinnen den Krieg.
Sie lächelte zittrig.
„Mir reicht es, verdammt!", fuhr Moody auf und hieb mit der geballten Faust so fest auf den Tisch, dass er erbebte. Die Akte vor ihm klappte in einem Anfall unkontrollierter Zauberei zu, und der alte Mann sprang auf, um - wieder einmal - im Raum auf und ab zu schreiten. „Das führt zu nichts!"
Amelia sah zur Antwort lediglich nachsichtig auf; sie war selbst zu müde und zu entnervt, als dass sie ihrem Stellvertreter ernsthaft hätte widersprechen können. Sie saßen jetzt seit über zwei Stunden in ihrem Büro fest, diskutierten, rechneten durch, überschlugen, planten um... Aber selbst Amelia, die einmal gedacht hatte, dass für jedes Problem mindestens eine Lösung existierte, musste zugeben, dass es keinen Sinn hatte. Wie man es drehte oder wendete, ob man den Tag in zwei oder drei Schichten einteilte, die Arbeitsbereiche umstrukturierte oder Gelder herum schob - es löste nichts, und es blieb dabei: Die Zentrale war unterbesetzt. Ende der Geschichte.
„Wir brauchen mehr Auroren", fasste Moody nach einigen Sekunden des Schweigens zusammen und ging weiter seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Gut, dass der weiche Teppich unter seinen Füßen das Geräusch seiner Schritte schluckte; es hätte Amelia schon lange in den Wahnsinn getrieben.
Der alte Auror klang jetzt nicht mehr wütend, sondern erschöpft. Sein plötzlicher Anfall von Ärger schien ebenso schnell wieder verflogen zu sein, wie er gekommen war; er rieb sich über die Stirn, während er mit der freien Hand gestikulierte. „Das hat doch überhaupt keinen Sinn."
„Sag das Crouch." Amelia biss sich auf die Zunge, sobald sie ihren Vorgesetzten erwähnt hatte - kein gutes Thema in der letzten Zeit. Aber wo der Schaden nun mal angerichtet war, fuhr sie eben fort und hoffte, dass aus Alastors Grimasse kein zweiter Anfall wurde. „Ich habe ihm gesagt, dass wir auch nichts dafür können, aber er hält alles für ein Problem mangelnder Organisation... Wie auch immer er ein Dutzend unbesetzter Bürozellen mit mangelnder Organisation wegerklären will..." Ihr ärgerliches Murmeln verklang, und sie nahm widerwillig den Faden wieder auf. „Wir können anfordern, dass die Eingreifzauberer der Zentrale überstellt werden."
Moody schnaubte. „Wozu soll das nützen? Die haben keine Ahnung von den Dunklen Künsten."
„Aber sie..."
„...geben gutes Fluchfutter ab?" Alastor warf ihr einen zynischen Seitenblick zu. „Wir würden nur noch mehr Leute verlieren."
Sie seufzte. Es war nicht so, als hätten sie die Idee nicht schon früher diskutiert. „Dann müssen wir die Fluchbrecher öfter einsetzen."
„Vergiss es. Wir haben ihre Einsatzrate für die Zentrale schon im letzten Monat verdoppelt. Potter und die beiden Rosiers sind schon fast inoffizielle Auroren. Martin macht das nicht mit. Wenn Blicke töten könnten, wären wir beide schon kopflos und Kingsley Shacklebolt Leiter dieser Zentrale", knurrte er übellaunig.
Amelia hob die Augenbrauen, als ihr auffiel, dass sein Sarkasmus nicht mehr die größte aller Unwahrscheinlichkeiten skizzierte. Dank der zahlreichen Verluste im letzten Jahr stand ihr ältester Juniorauror nicht mehr so weit unten in der Kommandokette. Wenn sie Meadowes oder die Longbottoms verloren, würde er sogar... Sie blinzelte und vertrieb die Zahlen, die automatisch in ihr zu wirbeln begannen. In den letzten Wochen hatte sie verstehen gelernt, warum Jepedina immer wieder ins Feld geflohen war.
„Immerhin verlieren wir jetzt weniger Auroren", bemerkte sie, in der Hoffnung, etwas Aufbauendes zu der verfahrenen Situation beitragen zu können, aber es kam düsterer heraus, als sie beabsichtigte.
Alastor folgte ihren Gedanken; er starrte die Wand an, auf die er zurzeit zuhielt, als könne er sie durch bloße Willenskraft zum Einsturz bringen (und als täte das irgendetwas Gutes). „Natürlich verlieren wir weniger Auroren", brummte er. „Sie töten ja jeden, der zu unvorsichtig oder zu schwach ist. Sorgen für eine gute Auslese, diese Todesser. Alle, die jetzt noch leben, sind harte Brocken. Sogar die jungen."
„Das, und sie hatten höllisches Glück." Amelia nickte und ließ die Feder fallen, von der sie jetzt erst merkte, dass sie sie noch in der Hand hielt. Sie würden so oder so nichts Produktives mehr zustande bringen. Moodys Beispiel folgend lehnte sie sich zurück und sah ins Nichts, dachte nach.
Aus irgendeinem Grund folgte ihrem Einwurf nichts. Alastor schritt weiter hin und her aus, selbst tief in Gedanken versunken, während Amelia die Gesichter derer vor ihrem inneren Auge wachrief, die sie auf diesem Schachbrett herum schoben. Ohne die alten Kämpfer hätten sie diesen Krieg schon lange verloren - die Longbottoms, Meadowes... aber auch Dearborn, die Prewetts, Fenwick... Potter. Merkwürdig, wie sie so viele verloren und der Tod einer einzelnen nach all der Zeit immer noch schmerzen konnte... Vielleicht, weil sie auf ihrem Stuhl saß, jeden Morgen ihr Büro betrat...
Amelia schüttelte den Kopf, zwang sich von dem Thema weg, hin zu denen, die ihr jetzt noch helfen konnten. Podmore wurde jeden Tag unabkömmlicher... Sarinelli machte sich gut... Wenn wir nur nicht Ace verloren hätten... Und unter den Jüngeren waren ein paar interessante Talente. Tatsächlich hatte Dorcas letztens vorgeschlagen, dass Pepples...
Bei dem Gedanken schweifte ihr Blick wieder auf den Schreibtisch, und die Leiterin der Zentrale wühlte einen Augenblick lang in all den Memos der Aurorin (Dorcas reichte pro Monat mindestens einen „Vorschlag" ein, von präparierten Muggelwaffen bis hin zur Legalisierung ägyptischer Fluchfallen, und dank Amelias nicht vorhandenem Ordnungssinn lagen sie alle miteinander irgendwo herum...). Schließlich fand sie den Zettel und ließ ihren Blick darüber schweifen.
„Dorcas hat vorgeschlagen, Pepples in der Ausbildung einzusetzen", bemerkte sie schließlich. „Irgendwelche Einwände?"
„Meadowes hat vorgeschlagen...?", wiederholte Moody etwas ungläubig. Die Phrase ‚Dorcas hat vorgeschlagen' weckte in ihm, wie sie wusste, stets automatisch Skepsis. Er wirkte, als tastete er die Idee danach ab, was an ihr schmerzhaft und tödlich sein konnte. Normalerweise fand man immer etwas.
„Hat sie.", stimmte Amelia zu und heftete ihren Blick wieder auf den Zettel, den sie zwischen zwei Fingern hielt. „Dorcas sagt, Pepples besitze eine ‚sichtbare Freude daran, sein Wissen weiterzugeben' und ‚ein Verständnis für Lernschwierigkeiten', das über ihres hinausgehe. Naja. Jedermanns Verständnis für andere Leute geht über Dorcas' hinaus, nehme ich an." Nichts desto trotz - für Dorcas' Verhältnisse hatte sie ihren Schüler gerade zum Genie erklärt.
Alastor hatte sein Wandern nicht aufgegeben, aber seine Stirn hatte sich in tiefe Furchen gelegt. „Von mir aus, Corday soll es mit ihm versuchen." Er wischte die Sache mit einem Winken beiseite. Nicht, dass vor zwei Jahren irgendjemand auf die Idee gekommen wäre, einen Juniorauroren in der Ausbildung einzusetzen, reflektierte Amelia, aber vor zwei Jahren hatten sie auch noch ältere Lehrer übrig. Moody jedoch schien noch nicht ganz zufrieden. „Sie verliert es langsam ein wenig, was?"
„Wer?" Sie sah irritiert auf.
„Dorcas."
Amelia runzelte nun ebenfalls leicht die Stirn. „Ist ein wenig geistesabwesend letzte Zeit, nicht wahr? Ein bisschen nachdenklich..."
„Sie murmelt!", schnappte Alastor, als seien die Murmelangewohnheiten seiner ehemaligen Schüler generell eine tiefe persönliche Beleidigung.
„Murmelt?" Sie hob die Augenbrauen.
„Ja. Vor sich hin."
Ihre Augenbrauen wanderten ein Stückchen weiter. „Und?" Nun war sie es, die abwinkte. „Der Krieg lässt uns alle etwas komisch werden, Alastor. Lass sie murmeln, solange sie ihren Job macht, und das tut sie - wir könnten noch ein paar von ihr brauchen. Es gibt wichtigere Probleme." Ihr Blick verdüsterte sich. „Beispielsweise Dumbledore."
Moodys Kopf fuhr herum. „Was meinst du?"
„Ist das nicht offensichtlich?" Zu anderen Gelegenheiten hätten diese elf Worte bereits als Zündstoff für ein lustiges buntes Feuerwerk gedient, aber vielleicht wurden sie beide alt. Amelia hatte weder die Selbstkontrolle aufgebracht, den ursprünglichen Einwurf zurückzuhalten, noch hatte sie jetzt die Energie für einen Streit, und sie wusste, dass es Alastor genauso gehen würde. „Euer Orden macht mir nur das Leben schwer", fuhr sie missmutig fort. „Spione werden rekrutiert, und ich habe nichts von ihnen. Todesser werden gestellt oder nachts in dunklen Gassen getötet, und ich sehe nur die Leichen. Schau", fuhr sie schnell abwehrend fort, als der Auror den Mund zum Protest öffnete. „ich glaube ja gar nicht, dass Dumbledore Selbstjustiz übt oder Ähnliches. Und ich bin überzeugt, dass ihr euch streng an das Gesetz haltet. Aber ich kann so nicht arbeiten."
Die Leiterin der Zentrale schüttelte den Kopf. Sie wusste nicht mehr über diesen so genannten ‚Orden', als sie sich dank Zwischenfällen wie dem mit der Snape-Akte zusammenreimen konnte, und bei allem guten Willen wollte sie auch nicht mehr darüber wissen. „Wie kann mir das gefallen, Alastor? Ihr tragt da draußen Kämpfe aus, die wir nicht kontrollieren können. Ich sehe die Überbleibsel von Duellen und die Auswirkungen eurer Erfolge, und manchmal sind es großartige Erfolge, aber wenn ich nicht das Gesamtbild habe, kann ich nie wissen, ob ich Fehler mache. Die hätten vermieden werden können. Und wir räumen euren Müll auf. Und können eure Leute nicht beschützen, wenn sie sich zu Zielen machen, weil wir eure Namen nicht kennen." Sie hatte so einen Verdacht, dass Moody nicht der einzige in der Zentrale war, der insgeheim seine Loyalität zwischen der AMS und Albus Dumbledore teilte, und der Gedanke wurmte sie, vor allem, weil er unbeweisbar blieb.
„Es wäre leichter, wenn du den Orden unterstützen würdest", warf Moody stur ein, verwies auf ein Angebot, das bereits vor langer Zeit gemacht worden war, und sie schüttelte hartnäckig den Kopf.
„Vergiss es", erwiderte sie knapp. „Ich arbeite für keine Organisation, die im Prinzip illegal ist." Und ich denke nicht daran, euch zu helfen, nur um euch zu legalisieren, fügte sie in Gedanken hinzu, aber sie sprach es nicht aus. Sie musste es nicht provozieren. Gott, ich werde wirklich alt. Hat mich das früher interessiert? „Ich arbeite für das Ministerium."
„So wie Crouch, he?" Auch Moody schien älter zu werden. Er schnaubte hörbar, um seinen Widerwillen auszudrücken, aber er wechselte doch eindeutig das Thema.
„Was hast du letzte Zeit gegen Crouch?", ging sie dankbar darauf ein und hatte den Plan vergessen, Bartemius gegenüber Moody totzuschweigen. Ein paar Mal blinzelnd schwenkte sie den Kopf hin und her, um ein paar Nackenwirbel knacken zu hören. Unglaublich, wie ein Gespräch von einem Thema zum anderen wechseln konnte, und alle waren gleich wichtig und gleich unlösbar.
„Ich hatte schon immer einiges gegen Crouch", knurrte Moody trocken. „Aber letzte Zeit dreht er völlig durch. Der Krieg macht die Leute komisch? Den Kerl macht er völlig paranoid." Amelia hätte beinahe gelacht - mutige Worte aus diesem Mund. „Er ist... ah, er ist manisch korrekt, oder nicht?" Alastors Stimme wurde jetzt deutlich schärfer. „Und jetzt schickt er die Todesser schon nach Askaban, ohne den Zauberergamot zusammenzurufen, und Bagnold lässt es ihm durchgehen."
Amelia zuckte mit den Schultern, die bei der Bewegung schmerzten. Flüchtig fragte sie sich, ob irgendjemand in der Zentrale wohl Poppy Pomfreys herrlichen Massagezauber beherrschte, bevor sie geistig zum Thema zurückkehrte. „Na und? Er hat Dolohow geschickt, Milhem, dann Lane. Alle einwandfrei Todesser, klare Beweislage, und praktisch jeder Auror in dieser Zentrale könnte als Zeuge aufgerufen werden."
„Sie verdienen trotzdem eine Verhandlung. Das Ministerium existiert schließlich, um Rechte zu gewährleisten... Du willst doch sonst eine rechtliche Grundlage.", grummelte er und blieb erstmals stehen, um sie anzusehen. Irgendwie war sie froh, dass er nie die Drohung wahr gemacht hatte, eines seiner perfekt funktionierenden Augen gegen ein magisches zu tauschen - es hätte sie wahrscheinlich verrückt gemacht, wenn es jetzt irgendwie gerollt hätte.
„Sicher." Mit gehobenen Augenbrauen erwiderte sie den Blick. „Sicher will ich eine rechtliche Grundlage. Aber ganz ehrlich, man kann sie von mir aus gern ein bisschen dehnen, wenn es heißt, dass ich Papierarbeit und Zeit spare, meine Auroren nicht auf Gerichtsverhandlungen schicken muss, der begrenzte Raum in unseren Zellen schneller frei wird..." Sie holte tief Luft, um anzudeuten, dass sie beliebig lange fortfahren konnte. „... und die Todesser am Ende die Strafe bekommen, die sie ohne jeden Zweifel sowieso bekommen hätten. Es ist ja nicht so, als bestünde unter den gegebenen Umständen die Gefahr, dass wir einen Unschuldigen verurteilen, oder nicht?"
Alastors Miene verdüsterte sich. „Ich bete, dass du damit recht hast", murmelte er leise, jedoch mit erkennbarer, ungewöhnlicher Sorge, und nahm sein Spazieren wieder auf.
Tbc...
