Papierkram: Die Harry Potter-Buchreihe und alles, was dazu gehört, gehören J.K. Rowling. Der Titel dieses Kapitels gehört Shakespeare (andererseits natürlich sind Shakespeares Urheberrechte schon lange ausgelaufen...). Er stammt, wenn ich mich recht erinnere, aus Julias Monolog in der Gruft, und ich fand, dass er hier auch schön passt.
Vielen, vielen Dank für die Reviews:-) Zehn Stück! Das ist nah am Rekord :g: ... He, apropos Rekord, meint ihr nicht, wir könnten den (er liegt, glaube ich, bei 12 Reviews) anlässlich dieses wichtigsten Kapitels noch mal brechen? .. :-)
Zur Frage, was ich zukünftig plane: Nach MAI lade ich erst einmal ein paar kleine One-Shots hoch, teilweise prequelartige, die jetzt noch MAI bespoilern würden. Also schaut unbedingt ab und zu in meinem Profil vorbei, falls ich nicht auf eurer Alertliste stehe! In fünf Wochen werde ich dann erst mal eine Woche oder so verschwinden, um Klausuren zu schreiben und natürlich HP6 zu lesen. Ich will auch bestimmt wieder was Längeres schreiben und hab ein paar Ideen, aber ich warte lieber auf HP6, bevor ich mir darüber Gedanken mache.
Viel Spaß beim Lesen des Kapitels:-)
Mors Ante Infamiam
Eine Geschichte der vergessenen Helden
Halloween 1981. Die Nacht brennt ihre Kerzen aus.
„Erste Krieg, der. Begann offiziell mit einer Notstandserklärung Ministerin (-- ) Millicent Bagnolds am 16.04.1976 als Reaktion auf eine Angriffsserie auf acht Zauberer und Hexen durch den Dunklen Zauberer Voldemort (-- Voldemort). Historiker datieren den eigentlichen Kriegsausbruch jedoch auf etwa 1970. Endete in der Nacht auf den 01.11.1981 unter ungeklärten Umständen mit dem vermeintlichen Tod Voldemorts durch die Hand von (-- ) Harry Potter. Bekannt als eine Zeit großer Grausamkeit und Angst. Der erste Krieg wurde nach der Rückkehr Voldemorts im (-- ) Zweiten Krieg fortgeführt. Siehe auch Bagnold, Millicent; Dumbledore, Albus; Potter, Harry; Todesser; Voldemort; Zweite Krieg, der." -- Harringtons Historisches Zaubererlexikon, Band En - Fi, Erweiterte Ausgabe.
Um drei Uhr morgens war vermutlich sogar der stürmischste Zauberer nach seiner Halloweenfeier ins Bett gefallen, falls sich überhaupt noch jemand zu feiern traute. Selbst in der Zentrale herrschte Stille. Die Nachtschicht verlief völlig ereignislos. Wenn man ganz still war, hörte man das weit entfernte Schnarchen von Moody in seinem Büro.
Lydia gähnte, als sie ihren Kopf zurück in den Schrank im Bereitschaftsraum steckte. „Schokofroschkarten.", sagte sie, als sie einen kleinen Karton herauszog und einen prüfenden Blick hineinwarf. „Interesse?"
„Hab schon alle." Kingsley grinste kurz, als er den Karton entgegennahm, und stellte ihn auf einem Beistelltisch ab. Diverse Gegenstände stapelten sich darauf: Kästchen und Kisten von unterschiedlicher Größe, Tüten mit schimmelnden Süßigkeiten, Pergamentrollen aller Art, die verstaubten Roben lange vergessener Kollegen und zahlreiche harmlose, verzauberte Gegenstände. „Aber ich lass sie mal stehen."
„Mhm." Die Aurorin wirkte, als würde sie sich sehr gerne zu Podmore in den Briefingraum oder zu Moody - nun, vielleicht nicht zu Moody - legen und eine Runde schlafen. Das Feuer im Kamin könnte nicht friedlicher vor sich hin flackern; keiner der beiden rechnete zu Halloween mit einem Alarm.
Sie blinzelte kurz, wie um Müdigkeit zu vertreiben, und kramte wieder im Schrank. Mit gehobenen Augenbrauen hielt sie ein Lederband hoch, an dem etwas Ausgefranstes, Deformiertes und Rußgeschwärztes hing. „Was ist das?"
„Sieht aus, als sei es mal eine Taschenuhr gewesen", erwiderte Kingsley achselzuckend und nahm es ihr ab, um es in den Mülleimer zu werfen, der direkt neben ihm bereitstand. „Haben vielleicht die Fluchbrecher hier vergessen."
„Was auch immer sie..." Lydia unterbrach sich selbst mit einem gewaltsamen Gähnen und warf einen kurzen Blick auf die Uhr - die an der Wand, nicht die im Mülleimer. „Schlafen...", sagte sie sehnsüchtig.
„Schlafen.", stimmte Kingsley seufzend zu und folgte ihrem Blick.
Eine lange, eine gänzlich ereignislose Nacht war es, in der der Krieg so grausam endete.
Wildes Klopfen ließ die Tür erzittern. „Peter! Verflucht, Peter, mach endlich auf!"
Sirius wartete einen Augenblick länger; nichts geschah. Peter hatte sich auf unbestimmte Zeit im Kesselparadies frei genommen, und das ließ es für ihn völlig normal werden, dass er um diese Zeit noch wach war und dafür am nächsten Tag bis in den Nachmittag schlief. Insbesondere an Halloween - nicht, dass einer von ihnen gefeiert hätte.
Langsam begann der Auror sich Sorgen zu machen. Müde stieß er eine Reihe unterschiedlicher Flüche aus, bevor er erneut die Hand hob und kräftig gegen das Eichenholz hieb. „Peter!"
Erst Minuten später verstand er, dass Peter nicht da war. Und dann, was das bedeuten musste.
„He, schau mal...", rief Lydia begeistert und zog einen uralten, an mehreren Enden angesengten Zylinder aus einer Ecke hervor. Er klimperte, als sie ihn anhob.
„Was soll das denn sein?", fragte Podmore, der mittlerweile aus seinem Schlummer erwacht war, und schlenderte interessiert näher. Als er eine Pergamentrolle entdeckte, die unter all den Münzen darin steckte, hob er fragend die Augenbrauen.
Kingsley zog sie feierlich hervor und händigte sie ihm aus. „Das, mein ahnungsloser Sturgis", intonierte er grinsend. „ist der Pott."
„Der Pott?"
„Japp." Lydia stellte sich neben den jungen Auror, um mitlesen zu können, sobald er das Pergament entrollt hatte. Da es offensichtlich von ihm verlangt wurde, leistete Sturgis Folge. „Der Pott. Die Jahrhundertwette der AMS über die zukünftige Karriere von Neville Longbottom und dem Balg der Potters."
„Ah ja..." Kritisch versenkte sich Sturgis in die Lektüre.
„Dearborn und Gideon Prewett haben den Hut verzaubert", erklärte Kingsley ermutigend. „Sobald sichergestellt ist, dass kein weiterer Tipp eintreten wird, händigt er den Gewinnern den Preis selbständig aus."
„Oder ihren Erben.", stimmte Corday, die auch geholfen hatte, selbstzufrieden zu.
Der blonde Juniorauror wirkte sehr skeptisch, als er von einem zum anderen erwartungsvollen Gesicht sah, und las dann einige Sekunden weiter. Nach einem Augenblick stutzte er.
„Shacklebolt: Neville Longbottom - bahnbrechender Durchbruch in der Zauberforschung.", las er laut vor. „Harry Potter - Nationalheld?" Fassungslos sah er den dunkelhäutigen Auroren an.
Kingsley zuckte mit den Achseln. „Man kann nie wissen, oder nicht?"
Voldemort lachte.
Niemals zuvor war es in Godric's Hollow so dunkel gewesen. Vielleicht lag es daran, dass es keine Hoffnung gab. Vielleicht lag es daran, dass er James getötet hatte, oder dass Peter ein Verräter war. Vielleicht lag es an ihm.
Lily hätte es merkwürdig gefunden, dass der Dunkle Lord gar nicht so imposant wirkte, wenn man direkt vor ihm stand, hätte sie noch einen klaren Gedanken fassen können. Doch alles in ihr war Panik. Alles in ihr war rasende, kreischende, wogende Panik, denn er war hier und er wollte Harry töten... Harry töten...
„Bitte, ich tu alles..." Ihre Stimme erstickte. Nicht mehr zu klarem Denken fähig, starrte Lily den Zauberer vor ihr an, die Arme wild nach beiden Seiten ausgestreckt, mit dem blinden Verlangen, ihren Sohn irgendwie zu beschützen...
Voldemorts schrilles Lachen hallte von den Wänden wider, dröhnte in ihren Ohren. Er will Harry töten...
„Nicht Harry...", flehte sie, ohne die Tränen auf ihren Lippen zu schmecken. „Bitte..."
Voldemort lachte nur lauter.
Und jetzt hatte Corday sich tatsächlich schlafen gelegt; Podmore und Shacklebolt teilten die Wache. Sie hatten den Schrank aufgegeben - früher Morgen war einfach nicht die Zeit für Frühjahrsputz -, keiner hatte die Energie, sich um Aktenarbeit zu kümmern, und so saßen sie jetzt am Kaminfeuer, das sie bewachen sollten, in warmen, weich gepolsterten Sesseln.
„...und als sie erkannte, dass Dearborn nicht das geringste Interesse daran hatte, irgendwie darauf einzugehen, lief sie rot an, verpasste ihm eine Ohrfeige und schickte einen Sabberfluch hinterher.", endete Kingsley gerade, und Podmore brach in schallendes Gelächter aus.
„Rockwood und Dearborn! Rockwood und Dearborn!", japste er verzweifelt, und Kingsley sah ihm zu, wie er sich so sehr in seinem Lachen verlor, dass er beinahe aus dem Sessel rutschte. „Echt wahr? Rockwood wollte mit Dearborn flirten?" Als er sich genug gefangen hatte, sah er zu Kingsley hoch, stumm darum bittend, dass es nur ein Scherz gewesen sei.
Kingsley nickte kräftig. „Rockwood und Dearborn. Zumindest in Rockwoods Träumen." Er zuckte mit den Schultern. „Ein Gutes hatte die Sache aber."
Podmore sah ihn neugierig an. „Und zwar?", fragte er schließlich erwartungsvoll.
„Dearborn, typisch Dearborn, beschloss mit seinem ‚üblichen' Einfühlungsvermögen, die Sache zu vergessen. Stattdessen grübelte er ein wenig über den Sabberfluch und beschloss, dass ihre Zauberkunst ausbaufähig sei. Sie war seine letzte Rekrutin."
Der jüngere Auror starrte ihn fassungslos an. Dann begann er wieder zu lachen.
Hagrid besaß die Ruhe aller Riesen. Er hatte die Potters geliebt, hatte Lily vom ersten Tag ins Herz geschlossen, an dem sie einen Fuß nach Hogwarts gesetzt hatte; doch Professor Dumbledore hatte ihm gesagt, was er vorfinden würde, und er war vorbereitet.
Godric's Hollow lag in Trümmern.
Im Flur stieß er auf den fast unversehrten Leichnam von James, der den Zauberstab noch in der Hand hielt. Hagrid stieg darüber hinweg und setzte stoisch seinen Weg durch die Ruine fort. Das Haus war einst ein friedlicher Hafen gewesen; es hatte sich in einen Alptraum verwandelt, der noch Jahre später durch die schlafenden Köpfe verschiedenster Menschen jagen würde, denn die Potters hatten so viele Leben berührt.
Irgendwo schrie ein Kind. Der Halbriese horchte auf; dann wandte er sich um und marschierte dem Geräusch zielstrebig entgegen, ohne die Tränen zu beachten, die seine Wangen hinab rannen. Aus der Ferne näherte sich das Knattern eines Motorrads.
Es war beinahe sechs - die Sonne ging auf. Eine halbe Stunde später, und Albus Dumbledore hätte die Tagschicht erreicht. Eine halbe Stunde später, und Sturgis Podmore und Lydia Corday hätten das Kriegsende verschlafen.
Der Kopf des alten Zauberers sah traurig aus dem Feuer zu ihnen auf. Er wirkte erschöpft, beinahe ebenso erschöpft wie die beiden Auroren, und litt zweifelsohne unter mehr als nur einer schlaflosen Nacht.
Podmore und Corday starrten ihn für eine sehr lange Zeit nur an, bis die rothaarige Aurorin sich räusperte, um sich zu fangen.
„Ich wecke Moody. Und rufe Bones", sagte sie heiser und stakste unsicher aus dem Raum. Podmore sah ihr fassungslos nach.
Sie hatten den Krieg gewonnen. Sie hatten überlebt.
Tbc...
