Papierkram: Harry Potter gehört mir immer noch nicht. Ist alles J.K. Rowlings.

Wir haben es geschafft, wir haben es geschafft!.. :Indianertanz aufführ: 13 Reviews! Rekordbruch! Danke :-). Die Reviews waren ja diesmal furchtbar durchwachsen (was dem einen nicht gefallen hat, hat garantiert einem anderen besonders gefallen), aber ich glaube, ich kann daraus einiges lernen. Besonderen Dank auch an die neuen Reviewer, die sich dazu aufraffen konnten, sich auch mal zu Wort zu melden :-).

Imperiatus - juhu, jemand hat den Todesserscherzartikel identifiziert!. :gg:.. mono.tonie - Also ich hab das mal probiert, aber es schreibt sich nicht sehr gut. Je nachdem, wie sehr Buch 6 meine MAI-Theorien zerrupft, schreibe ich aber vielleicht noch was Längeres über die Überlebenden und den zweiten Krieg.

Fühlt euch darauf hingewiesen, dass ihr euch jetzt in meinem Profil zu „Die Geschichten der vergessenen Helden" durchklicken könnt. Das ist eine Sammlung von One-Shots, die mit „Mors Ante Infamiam" verwandt sind. Bisher online: Eine Geschichte über Dorcas Meadowes und eine Missing Scene über James.

Ich wage es ja kaum vorzuschlagen... aber bitte schreibt mir doch wieder ein Review, und vielleicht schaffen wir ja diesmal sogar 14 Reviews ;-). Habt jedenfalls Spaß beim Lesen des vorletzten Kapitels... :-)


Mors Ante Infamiam

Eine Geschichte der vergessenen Helden


1. November 1981. Der erste Tag nach dem Krieg.

Streichen Sie Sirius Black." -- Amelia Bones, Memo an Tobin Tinybott, Abteilung für Magische Strafverfolgung.


Millicent Bagnold hatte in der Frühe eine Pressekonferenz abgehalten; Bartemius Crouch stand an ihrer Seite. Selbst der stets adrette Abteilungseiter der AMS hatte zufrieden gewirkt - vielleicht, weil Bagnold gegenüber ihrer Sekretärin bereits offen von Ruhestand gesprochen hatte.

Mit dem morgendlichen Tagespropheten und den in aller Eile nachgedruckten Neuigkeiten blieb die Zaubererwelt in Schweigen zurück. Hexen und Zauberer überall in Britannien hatten auf die Schlagzeilen hinabgestarrt, ohne ihren Augen trauen zu können, hatten geschluckt, ihre Liebsten an sich gedrückt, sprachlos gestaunt. Nur im Ministerium summte in jedem einzelnen Stockwerk die Aktivität, doch sie ließ gegen Mittag nach, als überwältigte Abteilungsleiter ihren Untergebenen einen freien Nachmittag gewährten, den ersten seit einem halben Jahrzehnt, und gleichzeitig begann langsam der lähmende Griff der Angst nachzulassen. Der Krieg war vorbei.

Um die Mittagszeit herum begannen die ersten Eulen zu fliegen. Am Abend sollten es so viele sein, die wild von Kent nach Aberdeen und von Hogsmeade nach Edinburgh und immer wieder nach London schossen und sich von der Aufregung ihrer Besitzer anstecken ließen, dass sogar die Muggel es bemerkten.

Und am Abend wurde gefeiert. Viele zögerten, als sie die Einladungen ihrer Freunde erreichten, bevor sie den Kopf schüttelten und sich erinnerten, dass es nichts mehr zu zögern gab, dass nichts mehr sie davon abhielt, ihre Häuser zu verlassen, ihre Kinder in die Obhut von Nachbarn zu geben oder sich einfach nicht mehr vorsichtig im Schatten zu halten, wie sie es Jahre lang getan hatten. Der alte Aberforth drüben in Hogsmeade hatte die Kundschaft seines Lebens, als das ganze Dorf sich im Eberkopf versammelte, und machte dennoch mit Vergnügen Verluste, als er Runden um Runden aufs Haus spendierte. Die Sprouts gaben in den Highlands eine so wilde Party, dass am nächsten Morgen nicht nur ein Spezialteam von St. Mungo, sondern auch eine Einheit der Vergissmich für die Muggel nötig wurde. Dädalus Diggel eröffnete seine kleine Feier in Kent mit einem Meer aus Sternschnuppenschauern, und niemand dachte je daran, ihn dafür zu verantworten.

Anderen hatte dieser Krieg zu viel genommen, als dass sie noch feiern könnten.

Mundungus Fletcher hatte selbst die Ermordung seiner Familie nicht davon abhalten können, die rauen Umstände für seine eher zwielichtigen Vorteile zu nutzen, und er hatte selbst noch im letzten, im schlimmsten Jahr immer ein aufmunterndes, etwas verwirrtes Lächeln auf den Lippen gehabt, zwischen Ausnüchterungszellen und ‚Handelsgeschäften'. Als er heute den Tagespropheten aus der Hand legte, bemerkte er nicht, dass seine Pfeife zu Boden gefallen war. Er schlug sieben verschiedene Einladungen aus, verbarrikadierte sich in seiner kleinen Wohnung und verbrachte den Tag damit, nachdenklich in eine Tasse Tee zu starren.

Remus Lupin erreichte keine Einladung von Freunden, denn seine Freunde waren tot, und hätte man ihn später gefragt, er hätte nicht sagen können, wie erstaunlich warm die Herbstsonne an diesem ersten November schien, denn er sah nicht aus dem Fenster. Remus Lupin sah niemanden mehr an, für viele Tage, bis alte Gefährten ihn aus seiner Starre rissen und das Leben weiterging. Die meiste Zeit lag er zusammengerollt in einem Sessel seiner schmalen Hütte und versuchte nicht einmal, die Antwort auf eine Frage zu finden, die er nicht beantworten konnte, und die er zwölf Jahre lang nicht beantworten würde.

Ein anderer hatte für nichts einen Blick als für die Sonne, für die letzten Herbstblumen, für die sanfte, kühle Brise, obwohl er das alles aus vollem Herzen hasste. Severus Snape war kein Mann des Kitsches, oh nein, doch er konnte nicht anders, als immer wieder aus dem Fenster zu sehen, in die Welt zu blinzeln, weil sie noch da war, und still dafür zu danken, dass er das Unmögliche überlebt hatte.

Für andere galt es Arbeit zu erledigen. Da war eine Katze, die den Tag damit verbrachte, durch einen Vorort namens Little Whinging zu streifen, und die erstaunlicherweise Straßenschilder lesen konnte. Da war ein riesenhafter Wildhüter, vor dessen Hütte ein Motorrad parkte, und der für einen einzigen Tag das wertvollste aller Babys hütete. Da war ein Muggelehepaar, vollauf damit beschäftigt, ganz normal zu sein, ohne zu ahnen, was am nächsten Morgen vor seiner Haustür auf sie warten würde - aber das wäre der Beginn einer anderen Geschichte.

Da lief ein Mörder frei herum. Sirius Black hatte nicht nur seine Freunde verraten.

Stille lag über dem Aurorenbüro. Sobald die Nachricht sie erreichte, hatte Bones alle Termine für diesen Tag eingefroren, die der abrupte Wechsel in ein anderes Leben hatte überflüssig werden lassen. Dennoch war einer nach dem anderen eingetroffen, hatte schweigend die Tür geöffnet, seinen Kameraden zugenickt und sich auf einem freien Platz im plötzlich zu kleinen Bereitschaftsraum niedergelassen. Amelia Bones selbst überwachte das Flohnetzwerk in ihrem Büro; kein Laut drang seit Stunden zu ihnen heraus.

Nur wenige Auroren fehlten: Moodys Team durchkämmte seit den frühen Morgenstunden jeden magischen Ort Britanniens; keine Spur von Sirius Black. Am späten Vormittag waren selbst die Longbottoms eingetroffen. Den Rekruten im ersten Jahr hatte man einen freien Tag gewährt; der ältere Jahrgang verteilte sich auf die Gänge und hielt Reporter oder andere Ministeriumsangestellte fern, ohne dass man es ihm befohlen hätte. Vielleicht hätten sie nicht einmal Bagnold durchgelassen.

Um Viertel nach zwölf am Mittag hörten sie, wie eine Tür aufgestoßen wurde, und Bones war Sekunden später im Bereitschaftsraum, versteifte die Hände um eine Sofalehne. „Er wurde bei Pettigrews Kesselparadies gesehen. In der Winkelgasse", sagte sie, und einer ihrer Blicke wütender Entschlossenheit legte sich auf Longbottom. „Frank."

Der Auror nickte, seine Miene ausdruckslos, als er von seinem Stuhl aufstand. Er hatte keinen Blick für seine Kollegen oder selbst seine Frau, als er knapp Namen nannte und sein übliches Team aus dem Raum führte. Unbehagliche Blicke wurden getauscht. Bones atmete tief durch, sah sich gehetzt um und verschwand wieder in ihr Büro.

Longbottoms Team brauchte nur Minuten, bis es in der Winkelgasse ankam und ihn aufspürte, in Muggel-London, keine hundert Meter vom Tropfenden Kessel entfernt. Minuten, die nicht ausreichten, um zu verhindern, was geschah.

Die Auroren mussten nicht lange warten. Sie hatten ihren eigenen Gedanken nachgehangen, in der Wartezeit, wie sie es den ganzen Tag getan hatten, hatten sich geweigert, an den Sieg zu denken, den sie errungen hatten, hatten sich stur darauf konzentriert, auf die ungläubige Frage, wie es sein konnte, wie einer von ihnen ein so guter Schauspieler hatte sein können, einer, den jeder zuletzt verdächtig hätte. Black, mit seinem lebhaften Humor, den strikten Prinzipien, der vermeintliche Blutsverräter am Feind. Der Raum füllte sich wieder, als schließlich Moodys Team zu ihnen stieß. Der Zweite im Kommando blieb mitten zwischen den Stühlen und Sesseln stehen, die Arme in die Seiten gestemmt, und sah erwartungsvoll die Flügeltür zum Apparationsbereich an, die ganze halbe Stunde lang, zitternd vor Anspannung.

Als durch die Wände gedämpftes Knallen die Ankunft des Teams in Apparationsraum eins ankündigte, fuhren die Mitarbeiter der Zentrale auf, als seien sie eins, und das kollektive Rücken von Stühlen hallte in der darauf folgenden Stille wider. Dann erklangen Fußschritte von hinten - Bones. Dann zappelte der Engel und spuckte fröhlich-schweigend Funken. Der eine oder andere schluckte. Moody trat zwei erwartungsvolle Schritte vor.

Dann öffnete sich die Tür und gab den Blick auf einen völlig unversehrten Frank Longbottom frei, der hinter sich sah und jemandem zunickte. Das Geräusch klang nach einem Tag wie diesem unnatürlich laut, als die kleine Versammlung einen Durchgang zu den Hochsicherheitszellen freimachte. Hinter Longbottom erschien Sarinelli, die einen reglosen Körper vor sich her levitierte, dessen Brust sich regelmäßig hob und senkte.

Manche wandten den Blick ab, als der Verräter und seine Wachen sie passierten. Andere konnten nicht anders, als ihn anzusehen. Blacks Roben waren schmutzig und zerrissen, sein Gesicht dreckig, verwaschen, feucht. Offensichtlich kam er, im Gegensatz zu Longbottom und seinem Team, aus einem Kampf, ein zu vertrauter Anblick. Ebenso offensichtlich hatte jemand ihn betäubt, doch er atmete kräftig, in seinen Wangen war genug Blut, und der kaum zweiundzwanzigjährige, so mächtige Auror wirkte so furchtbar unschuldig, furchtbar harmlos.

Das Team hielt schweigend und ernst inne, als Longbottom neben Moody zum Stehen kam.

„Was ist passiert?", fragte der alte Auror schließlich, knurrig wie ein Hund.

„Waren zu spät. Er hat Pettigrew getötet, und zwölf Passanten. Alles Muggel. Mit einem einzigen Fluch.", erwiderte Frank, schauderte verhalten. „Hat sich widerstandslos betäuben lassen... Die Leute von Magische Katastrophen sind schon da. Habe Podmore bei ihnen gelassen."

Moody warf einen raschen Blick auf Black, wortlos.

„Er... hat er geweint?", brach schließlich Corday die Stille und warf einen widerwilligen, übermüdeten, ungläubigen Blick auf Blacks Gesicht.

„Nein.", antwortete Frank. Seine Stimme verhärtete sich. „Er hat gelacht. Bis ihm die Tränen kamen."

Wieder Moodys rascher Blick, und dann nickte der alte Mann.

„Verhörraum eins.", sagte er schließlich, nur schwer beherrscht, und die Auroren sahen der Parade nach, selbst als sich die Tür schon lange hinter dem Verräter geschlossen hatte.


Tbc...