Um den Eingang des Abyssum flogen wieder diese Lichtkugeln. Ich fand sie immer noch sehr faszinierend.
„Und kommst du mit?", fragte mich Wakka. Aber ich schüttelte den Kopf: „Nein.". War die knappe Antwort, obwohl die Aussicht mit Auron davor zu warten auch nicht besonders toll war. Wenigstens befand Rikku sich in meiner nähe. Trostpreis. Es verging einige Zeit bevor Yuna und die anderen zurück kehrten. Jemand folgte ihnen.
Ein Guadogeist erschien plötzlich am Eingang des Abyssums, redete kurz etwas was ich nicht verstand und dann besegnete Yuna ihn auch schon. Ein keuchen lies mich umherfahren. Auron kniete auf dem Boden und rang schwerlich nach Luft. Damals wusste ich noch nicht was das bedeutete, heute schon. Am liebsten wäre ich zu ihm gesprungen, aber sein Blick warnte mich eindringlich. Also drehte ich mich wieder um, wenn auch nicht freiwillig. Vor mir schnatterten die anderen auch schon über den Vorfall und die einzigsten Worte die ich aufschnappte waren „Sir Jyskal" und „unnatürlicher Tod". Als Lulu sich schließlich umdrehte und ging folgten ihr die anderen. Das Schlußlicht bildete Auron, der inzwischen wieder auf den Beinen war. Keiner der anderen hatte mitbekommen wie es ihm ging. Ich dagegen tapste ein paar Meter vor ihm, die Wut auf den hinter mir war noch nicht ganz verraucht. Was mich aber nie davon abhalten wurde jemanden zu helfen.
Seufzend folgte ich ihnen. Nach einem kurzen Stop bei Seymours Villa und einem Gespräch dem ich nicht einmal ansatzweise zuhörte ging es weiter. Lulu erzählte etwas über die Donnersteppe und dem Macalania Wald. Mir war beides unbekannt also interessierten mich die Einzelheiten auch nicht sonderlich. Okay, das über die Donnersteppe, da hätte ich wirklich zuhören müssen. Den derjenige der den ersten Blitzschlag abbekam und gegrillt wurde, war ich. Taumelnd fing mich Wakka auf und lachte. „Du darfst nicht so lang an einer Stelle stehen! Und wenn dann nur unter einem Blitzableiter!", grinste er. Stützend begleitete er mich zum nächsten Unterstand bei dem ich mich dann hinsetzte. Es wunderte mich so wie so das ich noch lebendig war. Ein paar tausend Volt im Körper sind nur bei der Wiederbelebung hilfreich, aber nicht wenn man noch lebt! Das erste was sich zeigte war Kopfweh. Super. Toll. Erschöpft lehnte ich mich an die Wand hinter mir und hörte Rikku zu. „Können wir nicht einen anderen Weg nehmen?", fragte sie vorsichtig.
„Das war eine kurze Bekanntschaft!", brummte Auron und ging voran. Rikku wollte noch einmal anfangen doch die Truppe folgte Auron auch schon. Widerwillig kam auch Rikku mit. Wakka stützte mich immer noch da die Folgen des Blitzes noch spürbar waren. Die Donner waren unsere ständigen Begleiter und die Blitze erhellten den verdunkelten Himmel. Angespanntes schweigen herrschte in der Gruppe. Jeder war in seiner Gedankenwelt, aber ich wollte nicht nachdenken. Den ganzen Weg über bis zu Rin's Laden ergriff niemand mehr das Wort. Drückende Stille lag wie ein Fluch über alle. Ein gleißender Blitz schlängelte sich durch die Wolken gefolgt von einem Ohrenbetäubenden Donner, der Rikku in die Knie gehen lies. Zitter vor lauter Angst klammerte sie sich an Tidus Bein und weigerte sich weiter zu gehen. „Lass uns rasten!", wimmerte sie und hoffte inständig das niemand etwas dagegen sagte.
„Ich wäre auch dafür. Der Blitz von vorhin war nicht ohne!", unterstützte ich sie. „Ich fühle mich auch nicht besonders wohl. Mir wäre es auch lieber wenn wir eine Pause einlegen würden!", schloss sich uns Yuna an. Zur Bestätigung nickten die anderen und wir betraten die Gaststätte. Erschöpft und summend setzte ich mich auf den nächsten Stuhl und schloss die Augen um mich ein wenig zu entspannen. „Was summst du den da?", fragte Tidus hinter mir. „Ein Lied.", war die Antwort. „Das ist mir schon klar, aber welches?", „Willst du das wirklich wissen?", „Ja.", „Brenn Hexe von Subway to Sally.", „Nie gehört.", „Glaub ich dir.", „Warum?", „Weil sie ‚hier' nicht existieren!", „Was meinst du mit ‚hier'?", mischte sich nun auch Lulu ein.
Ich winkte ab. „Nicht so wichtig.", „Nun wir sind doch so etwas wie Freunde oder so?", fragte Wakka vorsichtig unterstützt wurde die Aussage mit einem nicken von Tidus und Rikku. „Ja, natürlich.", „Und Freunde erzählen sich doch alles, oder?", wieder nickten die anderen.
Fangfrage. Wusst ich's doch. Wakka wollte schon länger auf dieses Thema hinaus und nun war ich ihm in die Falle gegangen. Clever, das muss man ihm lassen. Nun muss ich aber die richtigen Worte finden, sonst könnte die Sache sehr schlecht enden. Zumindest für mich.
Das zögern meiner Antwort lies nun auch Yuna und Auron aufmerksam werden. „Ja.", kam es knapp und mit einem eisigen Unterton aus meinem Mund. Unbewusst fügte ich den Unterton mit ein, er war nicht beabsichtigt und er würde zu mehr Misstrauen führen. In Wakkas Augen spiegelte sich der Triumph wider, er wusste das er mich genau da hatte wo er mich haben wollte. Meine verlorenen blauen Augen, die immer über das Unendliche hinaus sahen dem rothaarigen nun genau an. Für einen Moment verfinsterten sie sich mein Blick, doch dann wurden er kalt. Sehr kalt. Wakka spürte nun das Gefahr von mir ausging und nun war er derjenige der einen Moment lang zögerte. „Warum ...", fing er an und sah mir dabei in die Augen. Er stockte kurz. Wakka schien noch einmal zu überlegen ob er die Frage wirklich stellen sollte. Er selber fand an ihr nichts schlimmes.
„Warum hast du uns nie mehr erzählt als deinen Namen? Du könntest genauso gut ein Feind sein! Wir haben das nie hinter fragt, wir haben dir diese Welt gezeigt, auch wenn du dich seltsam benommen hast! Aber du hast nie etwas über dich erzählt! Ich meine du kanntest Sin ja gar nicht. Klar, das Gift, aber du selbst hast doch gesagt das du nie mit dem Gift in Berührung gekommen bist! Du hast keine Ahnung von Yevon, Asthra oder Blitzball! Das ist nicht möglich! Außer du währst an einem Ort in Spira aufgewachsen der komplett von der Außenwelt abgeschnitten wäre und wenn dem so wäre. Warum bist du dann weggegangen? Es muss wunderschön sein ohne Sorgen und Leid aufzuwachsen", fuhr er schließlich fort.
Ich diesem Moment wusste ich nicht was ich sagen sollte. Eigentlich hatte ich vor gehabt laut über sein ‚Theorie' zu lachen, weil die vollkommen absurd war. Den ich mag vielleicht nicht viel über diese Welt wissen, aber was ich weiß ist das Sin überall hin kommt. Nun ich fing nicht an zu lachen, den die letzten Worte ließen mein Gesicht komplett entgleisen. ‚Ohne Sorgen und Leid aufwachsen muss wunderschön sein'. Ich glaube Wakka hat gar keine Ahnung was Leid bedeutet, was Schmerz bedeutet der tiefer als sitzt als nur im Herzen. So viele Schmerzen kenne ich und doch tun Worte immer am meisten weh. Wakka bemerkte wie geschockt ich war und er nahm an das er recht hatte.
„Hab ich es mir doch gedacht. Du bist an so einem Ort aufgewachsen! Aber ich wüsste nur zu gern wo der wäre!", rätselte er. Ein drückendes Gefühl breitete sich in meiner Lunge aus und wurde immer stärker, bis mir klar wurde das das nicht an der Sprachlosigkeit lag sondern daran das ich aufgehört habe zu atmen. Scharf zog ich Luft ein. Kopfschüttelnd senkte ich den Kopf. „Wakka! Es gibt keinen Ort den Sin nicht schon einmal zerstört hätte!", wand Lulu schließlich ein. ‚Ohne Leid und ohne Sorgen', spukte es mir in meinem Kopf herum. Oh, wie wünschte ich mir dem wäre so. „Wer weiß ...", warf Tidus ein, „Nicht ist unmöglicher, oder?". Geistesabwesend stimmte ich das Lied wieder an ... aber diesmal mit Text.
Ein fliegendes Wesen von zarter Gestalt,
erhob sich bei Vollmond hoch über den Wald.
Die Nebel sind lachend vorbei gezogen,
man hat sie gesehen, es ist nicht gelogen.
Damit unterbrach ich das Gespräch der anderen.
Sie war schön wie der Tag,
doch jetzt ist es Nacht.
Man hat schon das Holz für das Feuer gebracht.
„Glaub mir Wakka ... mein Leben. Dort wo ich herkomme mag es keinen Sin geben, aber diese Welt ist viel grausamer. Schmerzen der Vergangenheit. Sie sitzen tief in der Seele ...", fing ich an zu erzählen, „Sie sind allgegenwärtig. Sie begleiten einen durch das ganze Leben. Natürlich man kann sie verdrängen und überspielen. Aber vergessen Wakka ... vergessen werde ich NIE."
Jetzt liegt nur noch Asche
Und kein Hexenbesen.
Sie schlagen ein Kreuz,
den jetzt ist sie Tod.
So schön wie der Tag
Ist sie mal gewesen
Und jetzt tanzen die Funken
Ins Morgenrot.
