Dies Claimer ist: Nein, es ist kein Wunder geschehen, alles gehört immer noch Prof. Tolkien und seinen glücklichen Nachkommen. Mein Bankkonto ist immer noch leer und ich habe mir die Charaktere, Schauplätze und alles andere nur geliehen. Sehr bedauerlich…

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amicahelena: Wenn man es recht überlegt, kann man es sich bei keinem der Elben so richtig vorstellen. Alle sind immer so beherrscht und abgehoben. Alt eben. Da wundert man sich gar nicht mehr, dass keine Elbenkinder rumlaufen. Aber du hast Recht, Elrond ist noch ein Sonder-Sonderfall. Aber mit orkischer Verbissenheit habe ich mich an die Aufgabe gemacht, ihn mal umzukrempeln und solange zu verändern, bis er so richtig AU war. War aber nicht respektlos gegenüber dem Herrn von Bruchtal gedacht.

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Fireth: Du wärst vielleicht in Ohnmacht gefallen, aber spätestens bis zum Abendessen wieder fit gewesen. An Elronds Robe zu hängen fänd ich ja schon ganz interessant, mit ihm in die Kaminhalle zu schlendern, wäre die Krönung. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob ich überhaupt was davon mitbekommen würde.

Ameryne ist wirklich leicht hysterisch. Aber wie gesagt, die Rollen sind verteilt. Elrond ist der Jäger und dem entkommt man nicht so leicht. Der lässt sich auch nicht von ein paar Ausreden versetzen. Was dieser Elb haben will, das bekommt er auch. Sie hätte es ja auch schlechter treffen können.

Annchen: Nein, Elrond würde einen Brief niemals akzeptieren. Der würde nicht einmal eine mündliche Absage akzeptieren. Da ist sie einfach zu optimistisch. Und alles auf ein fehlendes Kleid zu schieben…Bruchtal ist voll mit herrenlosen Kleidern. Elrond findet da eine Lösung, versprochen.

Kaya Unazuki: Wunderbarlich find ich gut +grins+. Schönes Wort, könnte Ameryne gefallen, die im Moment eher zwischen verwunderlich und entsetzlich schwankt. Das nächste wird länger, versprochen.

Vypox: Witz am Morgen ist gut. Ich muss gleich erst einmal zum Zahnarzt. Da vergeht einem das Lachen. Die rosarote Brille ist offenbar auch in Elbengröße zu erhalten. Eindeutig. Wer weiß, vielleicht braucht sie sie nicht einmal abzusetzen.

Soph14: Dann sag ich mal Danke an dich fürs Lesen und an die Freundin für die nette Empfehlung. In dem Kapitel spricht Elrond zwar nicht über Celebrian, aber er denkt sich seinen Teil, ausgiebig.

Mystic: Kurz? Du nennst das kurz? Okay, es fehlen die Versuche, ältere Elben durch fiese Bemerkungen in den Wahnsinn zu treiben, bis sie sich in eine brutzelnde Friteuse stürzen, aber immerhin.

Der Trick mit den verhedderten Haaren gehört wohl zum Standardrepertoire. Wie soll man sonst an den Elb der Träume rankommen, ohne aufdringlich zu wirken. Das Unterbewusstsein – offenbar auch bei Elben vorhanden, besonders aber bei ff-schreiberlingen – sorgt dann für die richtigen Knoten. Am besten, du stellst zuhause eine Schaufensterpuppe auf, ziehst ihr eine Jacke mit Knöpfen an und übst das elegante Verheddern, bis es absolut natürlich wirkt. Wenn dann der nächste Elb des Weges kommt, oder zumindest ein halbwegs gleichwertiges Exemplar, kann nix mehr schief gehen. +daumendrück+

MoonyTatze Mit einem anderen Elb+im katolog blätter+. Der Elb dürfte austauschbar sein, hauptsache, an seiner Jacke sind komplizierte Verschlüsse und die Haare der Versuchsperson lang genug. Dann funktioniert das.

Du hast mehr Disziplin als ich, ich les die Kapitel und komm nicht zum Review. Aber du weißt ja, wenn ich einmal angefangen hab, Reviews zu schreiben, hör ich erst auf, wenn der Autor es auch macht. Nein, dies ist keine Drohung.

MoJa Ich hatte also nicht untertrieben. Kein Elrond, wie ich ihn sonst beschreibe. Ich finde es trotzdem nett, dass du weiter liest. Und ich gestehe auch, dass er wirklich hinterlistig ist. Das fällt ihm sogar selber auf.

Was die Erfüllung dieser Wünsche angeht, ist es wahrscheinlich immer so. Solange sie Wünsche sind, kann man gut mit ihnen leben, sogar sehr gut. Nur wenn sie dann Wirklichkeit sind, stockt einem schon mal der Atem.

Den Geruch von Sandelholz hab ich schon immer gemocht. So schön herb und zu Elrond dürfte das passen, oder? Zu meinen Favoriten gehört übrigens noch Lavendel. Das verbinde ich immer mit Sauberkeit. Vielleicht, weil meine Oma die Seife mit dem Geruch bevorzugt hat. Ja, die Erinnerung, da kommen sie über mich.

Tangwen: Danke. Es ist schön, wenn sie dir gefällt. Ich schreib auch weiter, versprochen. Viel ist es ja nicht mehr. Ich kann gar nicht anders als weiterschreiben, fällt mir gerade auf. Ich bin süchtig +arzttermin mach+

Shelley: Huhu! Manchmal braucht man eben Abwechslung. Ich schätze, es kommt Heiler auch zugute, wenn ich mal einen Ausflug in was anderes mache. Da kommen neue Ideen. Auch wenn die größeren Ideen ja schon feststehen +zwinker+. Es sind 4 Kapitel, mehr nicht. Also nächste Woche das Finale.

Feanen: Ein Herzinfarkt in den Armen eines Heilers sollte sich überstehen lassen, oder? Dann wünsche ich dir auf jeden Fall einen tollen sehr langen Urlaub und die Uni, die du als Favoriten hast. Such dir eine nette mit einem schönen Nachtleben aus.

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3. Kapitel: Die Jagd

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…in dem Elrond seine Pläne ändert.

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mit Elrond, der den Abend genießt

mit Ameryne, die mit einem Kleid bedroht wird

mit Elronds Zwillingen, die ihren Vater lieben

mit Erestor, der sich über nichts mehr wundert

und einer fröhlichen Menge, die feiert

sowie einer Robe, einer Kaminhalle, einer Rose und einer Terrasse

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„Ich denke nicht, dass sie kommen wird." Erestor schüttelte leicht den Kopf, als Elrond eine blaue Robe prüfend in seine Richtung hielt. „Zu hell."

„Doch sie kommt." Der Herr von Imladris legte die Robe weg, die so wenig Gnade vor Erestors Augen gefunden hatte und zog stattdessen eine andere aus dem Wandschrank, von einem dunklen Weinrot diesmal. „Die hier?"

Diesmal nickte Erestor zustimmend. Elrond fragte sich nicht zum ersten Mal, warum er eigentlich das Urteil seines Seneschall in diesen Fragen so wichtig erachtete. Erestor machte sich die Beantwortung der eigenen Kleiderfrage nämlich immer ausgesprochen einfach: schwarz und höchstens eine andersfarbige Tunika unter der Robe. Kleidung war ohnehin einer der unwichtigsten Nebensachen überhaupt, befand der Elbenlord und wusste gleichzeitig, dass dies nicht so stimmte. An Abenden wie diesen, wenn viele Gäste in Imladris weilten, gehörte Kleidung mit zum unausgesprochenen Spiel von Wertschätzung, Ablehnung, Wichtigkeit und Ähnlichem. Es war äußerst ermüdend, aber nun einmal Realität.

„Du bist dir sehr sicher."

„Ja." Elrond zog die Robe über die stahlgraue knöchellange Tunika und fischte einen Stirnreif von einem Tisch. „Bin ich. Gehen wir."

Nachdenklich runzelte Erestor die Stirn, öffnete aber gleichwohl die Tür von Elronds Gemach und trat hinaus, nachdem er seinem Freund den Vortritt gelassen hatte. Eine Weile gingen sie schweigend nebeneinander her.

„Der Bürgermeister von Nisgolen wird begeistert sein", nahm Erestor schließlich den Faden eines schon eine Weile zurückliegenden Gesprächs wieder auf. „Er hat deinem Koch noch ein Rezept für Rehbraten abgeschwatzt."

„Und mit den Zwergen um Duin ein Handelsabkommen geschlossen", ergänzte Elrond, während er in raschen Schritten die breiten Gänge Richtung Kaminhalle hinabschritt.

„Es fragt sich, was ihn mehr erfreut", murmelte Erestor.

„Wer will darüber urteilen", schmunzelte Elrond. „Hauptsache, er ist zufrieden."

Aus einem Quergang tauchte eine Gruppe Elben auf. Eigentlich waren es genau die Elben, die Elrond auch erwartet hatte. Von Erestor kam ein amüsierter Laut, als ihm wohl klar wurde, warum Elrond sich die ganze Zeit so sicher gewesen war, dass seine Begleitung für den Abend auch erscheinen würde. Pünktlich auf die Minute und in ein ausgesprochen schönes Kleid aus silbergrauer Seide gehüllt glitt Ameryne heran.

Elrond lächelte. Eigentlich glitt sie nicht wirklich, sondern wurde von seinen Söhnen freundlich aber sehr entschieden mitgeschleift. Ameryne wand sich etwas undamenhaft wie ein Aal im Griff der beiden und zischelte dabei Verwünschungen, die zu harmlos waren, um Elladan und Elrohir wirklich zu beleidigen.

Kinder waren doch ein Segen…Elrond ließ noch einmal den Stirnreif um seinen Zeigefinger kreisen und setzte ihn dann auf. „Ameryne, schön, dass Ihr meiner Einladung gefolgt seid."

„Sie war unwiderstehlich", fauchte sie und bedachte seine Söhne mit wütenden Blicken.

„So wie der, der sie ausgesprochen hat", grinste Elladan und gab seinem Bruder einen Wink, Bruchtals Kräutergärtnerin endlich loszulassen. „Wir gehen schon mal vor. Ich schätze, es wird heute ein sehr interessanter Abend."

„Schätze ich auch", murmelte Erestor. „Wartet, ihr beiden, ich muss euch noch etwas fragen. Lady Ameryne, Ihr seht bezaubernd aus, wenn Ihr mir die Bemerkung erlaubt."

Ameryne gab einen Laut von sich, der sich jeglicher Übersetzung entzog. Es klang allerdings so, als hätte sich ein wütendes Erdferkel in Bruchtals Gänge verirrt. Elrond biss sich auf die Unterlippe, um nicht laut aufzulachen.

„Sie sind in mein Heim eingedrungen, haben mich mit diesem Kleid hier bedroht-„

„Bedroht?"

„Entweder ich zieh es freiwillig an oder sie helfen mir dabei! Und dann haben sie mich abgeführt wie eine Gefangene", beschwerte sich das Objekt von Elronds Interesse mit empört geröteten Wangen. „Habt Ihr sie etwa geschickt?"

„Nein", log Elrond und bot ihr seinen Arm. „Wir sollten gehen. Ohne mich fängt die Festivität nicht an."

„Ohne mich schon", trumpfte sie auf.

Elrond packte ihre Hand und legte sie auf seinen Arm, dann setzte er sich in Bewegung. Da er noch immer ihr Handgelenk festhielt, blieb ihr kaum etwas anderes, als an seiner Seite zu bleiben. Mit Elladan und Elrohir mochte sie ja noch ringen wie ein störrisches Fohlen, aber der Respekt vor ihm hielt sie jetzt von ähnlichen Aktionen ab. Sie hatte ohnehin viel zu viel Respekt vor ihm, überlegte er. Nicht, dass er diese Haltung nicht grundsätzlich zu schätzen wusste, doch im Moment fühlte er sich einfach zu alt dadurch.

Gut, er war alt, manchmal sicher auch gelangweilt oder ermüdet, aber er war schließlich nicht gebrechlich. „Es ist sehr erfreulich, dass Ihr Euch doch entschlossen habt, mich zu begleiten", wiederholte er, um ihr trotziges Schweigen zu brechen.

„Eure Söhne haben mir kaum eine Wahl gelassen", kam die knurrige Antwort.

„Dann wolltet Ihr mich also versetzen?"

„Ja…nein…ich meine, ich hatte nichts anzuziehen." Sie zupfte etwas am tiefen, v-förmigen Kragen ihres Kleides. „Aber das habt Ihr ja wohl auch vorhergesehen. Wem gehört diese Robe?"

Einer von Elladans Freundinnen, nahm Elrond an. Welcher ließ sich nicht genau bestimmen. Elladan war ein wenig wechselhaft in der Wahl seiner Begleiterinnen. Immer, wenn sich Elrond gerade an eine gewöhnt hatte, tauchte plötzlich eine neue auf. Ameryne würde nicht sehr begeistert von dieser Auskunft sein. „Oh, Arwen schätze ich. Sie braucht sie nicht, solange sie in Lorien ist."

Er spürte deutlich, wie sie zusammen zuckte. Irgendetwas beschäftigte diese Elbin, die so plötzlich und uneingeschränkt sein Interesse geweckt hatte und hielt sie davon ab, genau das zu empfinden, was eigentlich in ihr nur darauf wartete. „Macht Euch keine Gedanken deswegen. Arwen ist eine großzügige Seele."

„Sie ist ihrer Mutter wohl sehr ähnlich."

Elrond wäre fast die erste Stufe der Kaminhalle heruntergestolpert bei dieser Bemerkung. Arwen? Celebrian ähnlich? Wenn dem so wäre, hätte er sie bis zum Ende der Zeit in Lorien einquartiert. Sehr zum Leidwesen von Celeborn war anzunehmen.

Er kam nicht dazu, sich näher mit Amerynes etwas seltsamer Beurteilung von Celebrian zu befassen. Die Kaminhalle wimmelte von Gästen und Bewohnern des Großen Hauses. Zu seiner Freude schlug sich Ameryne ganz tapfer in der ihr ungewohnten Rolle als Begleiterin des Gastgebers. Ein bisschen still war sie zwar und offenkundig auch eingeschüchtert, aber sie blieb gleichermaßen höflich und an allem interessiert, selbst wenn es so langweilig war wie die Beschreibung einer Schürfmethode für Eisenerz, an der sich ein Mitglied aus Duins Delegation ergötzte.

Wenn das Gedränge zu dicht wurde, merkte man ihr das Unbehagen jedoch deutlicher an. Dann war selbst Elrond für sie nicht mehr so einschüchternd sondern eher der Schutz vor dem Gedränge. Eine höchst willkommene Feststellung, die er sofort dazu nutzte, sich eine ganze Weile im dichtesten Trubel aufzuhalten. Ameryne klammerte sich an seinen Arm und rückte unweigerlich immer näher.

Ein verständnisvoller, sanftmütiger Elb hätte dafür gesorgt, dass sie sofort aus dem Gedränge herauskam. Elrond war jedoch weder übermäßig verständnisvoll und schon gar nicht sanftmütig. Man überlebte keine ganzen Zeitalter mit all ihren Kriegen, wenn man nicht hart und rücksichtslos sein konnte. Er war zwar Diplomat, aber kein übersensibler Gelehrter, auch wenn ihm die Rolle immer mal wieder gut gefiel. Hier galt es, eine Jagd erfolgreich zu beenden und seine Beute hatte einige Schwächen, die es ihm gar nicht so schwer machen würden.

Einen kurzen Moment in den Stunden dieses Festes fragte sich der Elbenlord selbstkritisch, ob er möglicherweise skrupellos war. Er kam zu dem Ergebnis, dass dies eindeutig zutraf. Andererseits hatte er nicht vor, Ameryne zu verletzen. Sie gefiel ihm und er fühlte sich ausgesprochen wohl in ihrer Gegenwart. Etwas Seltenes für ihn in den letzten Jahren. Elrond stieß seine Schlachtplanung von einer Sekunde zur anderen um. Eigentlich hatte er sich Zeit nehmen wollen, um Ameryne dahin zu bekommen, wo er sie für den Auftakt haben wollte, nämlich in sein Schlafzimmer, aber diese Strategie war ihm nun zu träge. Manche Ziele sollte man schneller erreichen, um dann genug Muße zu haben, sich an ihnen zu erfreuen.

Kurz bevor Ameryne endgültig zu einem zitternden Wrack wurde - ihre Art den dicken Bürgermeister von Nisgolen anzulächeln, hatte nämlich schon etwas leicht Hysterisches - manövrierte er sie unauffällig hinaus auf eine der nur schwach beleuchteten Seitenterrassen. Elladan nickte ihm im Hinausgehen unbemerkt von ihr zu und gab dann seinem Bruder ein Zeichen. Beide setzten sich in Bewegung, um die Terrassentür wie Nazgûl zu bewachen und zu verhindern, dass ihr armer, immer so von Sorgen geplagter Vater um seine wohlverdiente Entspannung gebracht wurde.
Ah, Kinder waren wirklich etwas Wunderbares…

Ameryne lächelte ihn sogar ganz dankbar für das Manöver an. Diese Elbin war wirklich herrlich. Elrond erwiderte das Lächeln.

„Ihr habt Euch gut geschlagen", lobte er mit sanfter Stimme. „Feste dieser Größe sind doch immer recht anstrengend."

„Ich habe kaum noch Luft bekommen", gestand sie, ohne ihn damit zu überraschen. „Das bin ich nicht gewöhnt."

„Man lernt es schnell", tröstete er sie und dirigierte sie beiläufig aus dem Sichtwinkel der Terrassenfenster. Eine Ecke der Terrasse lag beinahe im Dunkel, große Töpfe mit weißen Rosen waren dort aufgestellt und verströmten einen betörenden Duft.

Ameryne trat dicht an sie heran und beugte sich über eine der gefüllten Blüten. Der Moment, als sie mit geschlossenen Augen den Duft einatmete und wohlig seufzte, war atemberaubend. Elrond hätte den Zwergen Schürfrechte in den Bergen um Imladris eingeräumt, wenn er dadurch mit der Rosenblüte hätte tauschen können. Wo hatte er bislang seine Augen gehabt? Ameryne war selber eine Rose, noch lange nicht voll erblüht, aber schon jetzt eine Verheißung ohnegleichen.

Sie seufzte und richtete sich wieder auf. „Ich muss Euch warnen, Lord Elrond."

Etwas irritiert hob er eine Braue. „Und wovor bitte?"

Verlegen nestelte sie wieder am Kragen der Robe. Sie hatte schöne Hände, feingliedrig und trotz der Arbeit im Garten makellos. Elrond trat einen Schritt näher und umfasste ihre Hände, um sie gegen seine Brust zu drücken, damit sie zur Ruhe kamen. Die Berührung gefiel ihm. Er konnte deutlich ihre Verwirrung spüren und noch mehr die Versuchung, die über sie kam.

„Wollt Ihr mich nicht loslassen?" kam es etwas kläglich von ihr.

„Nein."

Augen wie ferne Sterne und Lippen, die leicht geöffnet darauf warteten, geküsst zu werden. Elrond fiel es immer schwerer, sich auf das Gespräch mit ihr zu konzentrieren.

„…und deswegen ist es wohl besser, Ihr geht mir aus dem Weg."

Er blinzelte etwas irritiert. „Was habt Ihr gesagt?"

„Ich sagte, dass es hier immer so leicht Gerede gibt", erklärte sie leise. „Es würde Euch verletzen, wenn das Andenken an Celebrian besudelt würde durch böse Gerüchte und das könnte ich auf keinen Fall ertragen. Ihr habt sie so sehr geliebt und ich weiß, wie sehr Ihr unter ihrem tragischen Schicksal leidet."

Sein erster Impuls war, einen deftigen Fluch auszustoßen, aber er beherrschte sich. Sein zweiter Impuls war, schallend zu lachen, aber das verkniff er sich auch noch gerade eben. Das war zwar nicht unbedingt der Verlauf des Abends, den er geplant hatte, aber unterhaltend war es allemal.
„Ameryne, wovon redet Ihr eigentlich?"

„Na, von Euch und Celebrian", rief sie und jetzt schwammen diese berückend klaren Blauaugen auch noch in den ersten Tränen. „Es heißt doch, Eure Verbindung wurde im Himmel geschlossen."

Eher in der entgegengesetzten Richtung, erinnerte sich Elrond. Oder zumindest hatte er dabei nicht mit seinem Gehirn gedacht sondern mit einem Körperteil, das sich gerade eben noch auf die Bekanntschaft mit Ameryne gefreut hatte. „Heißt es also…"

„Oh ja." Ihr Kopf sank gegen seine Brust. Das jedenfalls war ein ausgesprochen erfreulicher Effekt dieser Unterhaltung. Diesmal erreichte er sein Ziel wenigstens, ohne dass sie sich erst rettungslos in den Schließen seiner Robe verheddern musste. „Ihr hattet nur Augen für sie."

Was auch sonst? Was seiner ehrenwerten Gemahlin an Verstand fehlte, machte sie durch geifernde Eifersucht auch wieder wett. „Hm…"

„Als sie von dieser fürchterlichen Orkhorde entführt wurde, wart Ihr außer Euch."

Begeistert war er jedenfalls nicht gewesen. Orks auf dieser Seite des Nebelgebirges waren immer beunruhigend. Und er hätte keinen Elb hilflos den Orks überlassen, nicht einmal seine Gemahlin.

„Und was würden erst Eure Söhne dazu sagen, wenn sie wüssten, dass hier Gerüchte aufkommen."

Amerynes Gedächtnis war nun nicht wirklich gut. Sie hatte offenbar bereits vergessen, dass die Zwillinge sie schließlich erst hierher verfrachtet hatten. „Nun ja…"

„Ganz alleine haben sie ihre Mutter aus den Tiefen der Orkhöhlen befreit, wo man sie gräulich gefoltert hatte." Jetzt lag Ameryne endgültig in seinem Arm, völlig bewegt von der dramatischen Geschichte, die Galadriel kurz nach Celebrians Abreise zu den Grauen Anfurten in die Welt gesetzt hatte. „Es hat fast Euer Herz gebrochen, als sie sich nicht mehr erholte."

Wovon? hätte Elrond am liebsten gefragt. Die ‚fürchtliche Orkhorde', die Celebrian gefangen genommen hatte, bestand aus drei verhungerten Berggoblins, die anfangs wahrscheinlich ihr Glück kaum fassen konnten, die sich weit von ihren Begleitern befindliche Elbin gefangen genommen zu haben. Und das alles nur, weil sie unbedingt Blumen pflücken wollte, um sie sich in die Haare zu flechten. Celebrian war irgendwie besessen von ihren Haaren. Anders konnte man eine Elbin wohl nicht bezeichnen, die über ein Dutzend Bürsten verfügte.

Als Elladan und Elrohir pflichtschuldigst die Truppe aufgespürt hatten, waren die drei Orks schon am Rande ihrer Nervenkräfte. Sie hatten Celebrian freiwillig den Felsvorsprung heruntergestoßen, unter dem sie alle wegen eines Regengusses kampierten, kaum waren die Zwillinge aufgetaucht.

Elladan und Elrohir waren nicht schnell genug gewesen, ihre zeternde Mutter aufzufangen und sie hatte sich die linke Schulter gebrochen. Ihr einzige Verletzung bei dieser Entführung, sah man mal von den üblen hygienischen Verhältnissen im Umfeld von Orks ab und den verfilzten Haaren, die leider abgeschnitten werden mussten, weshalb Celebrian ihre Reise in den Westen wie ein strubbeliger Wischmopp antrat.

Celebrian hatte übrigens bis zuletzt behauptet, das wäre volle Absicht ihrer Söhne gewesen. Elrond erfüllte ein mildes Verständnis für die beiden. Was hatte Celebrian denn erwartet? Die beiden Jungs waren unmittelbar nach ihrer Geburt wie zwei Pakete Wäsche an Ammen und Kindermädchen von ihr weitergereicht worden und durften als Kinder nur dann an die Seite ihrer Mutter, wenn diese mal wieder für neue Gäste eine ihrer Vorstellungen als die perfekte Herrin des Hauses gab.

„Das ist alles so tragisch", schluchzte die junge, ausgesprochen gutgläubige Elbin und zerfloss an seiner Brust.

Elrond ließ seinen Blick einen Moment hinauf zum Sternenhimmel wandern. Ein guter Rat seines eigenen Vaters wäre ihm im Moment außerordentlich willkommen. Stattdessen fiel ihm der Leitspruch seiner Mutter wieder ein, einer wirklich bemerkenswerten Frau. ‚Siegen kann man mit jeder Waffe, sogar der Wahrheit. Man muss sie nur zu nutzen wissen'.

Elrond umfasste Ameryne Gesicht mit den Händen und zwang sie, den Kopf zu heben. „Seht in mein Herz."

Es war ein Befehl und er setzte ihn durch. Ameryne scheute davor zurück, aber niemand trug Vilya an seinem Finger und vermochte nicht die bezwingende Kraft darin zu nutzen. Ob sie nun wollte oder nicht, er ließ sie einen Blick in seine Seele werfen. Zwar war es nur ein sehr kurzer und Elrond achtete genau darauf, dass sie nur erblickte, was er für sie bestimmte, aber es reichte.

Verwirrt hielt sie sich an ihm fest, als er sie wieder freigab. Ihre Lippen bewegten sich, aber kein Ton kam heraus. Elrond lächelte etwas. So schön und so jung, dachte er voller Wärme. Jeder Moment fern von ihr ist eine Verschwendung.
Er beugte sich zu ihr, bis seine Lippen die ihren trafen. Nur ein Hauch war die Berührung, ein Vorgeschmack. Sein Mund wanderte über ihre Wange, bis er dicht neben ihrem Ohr war.

„Eine ruhige Nacht wünsche ich Euch, meine liebenswerte Gärtnerin", raunte er ihr ins Ohr. „Und täuscht Euch nicht. Es fängt gerade erst an."

Damit ließ er sie los, deutete eine leichte Verbeugung an und verließ dann mit beschwingten Schritten die Terrasse. Er schätzte nicht, dass Ameryne nochmals in die Kaminhalle zurückkehren würde an diesem Abend, denn was er soeben in ihrer Seele erblickt hatte, würde sie noch mehr verwirren als die kurze Begegnung mit der seinen.

„Du wirkst zufrieden", stellte Erestor bei seiner Rückkehr fest. „Sehr zufrieden."

„Tatsächlich?" Elrond nahm sich einen Pokal mit Wein und trank einen tiefen Schluck. „Habe ich morgen wichtige Termine?"

„Keine, die man nicht absagen kann."

„Gut, halt mir auch die nächsten Tage frei, mein Freund."

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tbc