So, hier kommt nun Kapitel 6. Ich hoffe ihr habt Spaß und hinterlasst den ein oder anderen Kommi …
6.
Wie ein eingesperrtes Tier wanderte Michiru im Erdgeschoss auf und ab. Man hatte sie nach Hause geschickt, da es bei der Operation zu diversen Komplikationen gekommen war, wodurch alles länger dauern würde.
Man hatte ihr versprochen, dass man sie anrufen würde, sobald die OP beendet wäre. Doch nun … Inzwischen war später Nachmittag und noch immer hatte das Krankenhaus sich nicht gemeldet. Michiru hatte bereits mehrmals selbst angerufen, allerdings hat man ihr jedes Mal nur gesagt, dass man noch operieren würde.
Das Haus kam ihr so leer vor. Hotaru war noch bei Chibi Usa und Setsuna war wieder an ihrem Portal.
Inzwischen war Michiru im Musikzimmer angekommen. Ihr Blick blieb an dem schwarzen Flügel hängen. Die Tastaturabdeckung war noch immer heruntergeklappt. Vorsichtig hob sie sie hoch und setzte sich auf die Klavierbank. Sanft strichen ihre Finger über die weißen und schwarzen Tasten.
Beinahe selbstständig ordneten sich Michirus Finger auf den Tasten an. Sie konnte nicht besonders gut Klavier spielen, aber Haruka hatte ihr einmal ein Lied beigebracht.
Anfangs noch etwas unsicher schlug sie die Tasten an.
Mit unglaublicher Traurigkeit angefüllt, erklangen die ersten Töne von „Ballade pour Adeline".
Michiru legte all ihre Gefühle in diesen Song und als sie endete, rannen ihr Tränen über die Wangen.
In diesem Moment klingelte das Telefon. Das Krankenhaus konnte es nicht sein, denn dort hatte sie ihre Handynummer hinterlassen. Gerade als sie aufstehen wollte, schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
„Hallo Michiru! Ich bin's Seyia. Ich wollte mich erkundigen, wie es dir geht. Wir haben in den Nachrichten von Harukas Unfall gehört. Wenn du etwas brauchst … lass es mich wissen, ja!
Sayonara."
Später am Abend, als Hotaru auch wieder zu Hause war, klingelte endlich Michirus Handy.
„Michiru Kaioh?"
„Hier spricht Doktor Morris …"
„Was ist mit Haruka?"
„Wir konnten vor knapp einer Stunde die OP beenden. Es gab unerwartete Komplikationen, wie ein Riss in der Milz, der unseren Geräten verborgen geblieben war. Dadurch traten zusätzliche Schwierigkeiten auf."
„Aber Haruka wird durchkommen?"
„Das ist
noch nicht gewiss. Die nächsten Tage sind entscheiden."
„Ich
werde ins Krankenhaus kommen!"
„Mrs Kaioh, es ist besser, sie bleiben heute zu Hause und kommen erst morgen Früh. Sie wird sowieso nicht vor Morgen aufwachen", versuchte die Ärztin Michiru zu überzeugen. Schließlich gelang es ihr auch, was allerdings weniger ihren Überzeugungskünsten zu verdanken war, sondern mehr, dass Michiru merkte, wie sie kaum mehr die Augen offen halten konnte.
Schließlich legte sie auf und legte das Handy weg.
Sie drehte sich um und sah, dass Hotaru in der Tür stand.
„Oh nein!"
„Wann kommt Haruka wieder?", fragte das Mädchen und sah Michiru aus glänzenden Augen an.
„Bald", antwortete Michiru und hatte sich hingekniet.
„Du lügst", stellte das Mädchen gelassen fest. „Mein Albtraum von gestern war keiner- es war eine Vision, habe ich Recht?"
Starr sah Michiru in diese dunklen Augen. Hotaru klang so erwachsen …
Kraftlos nickte sie mit dem Kopf und das Kind fiel ihr um den Hals.
„Haruka wird wieder gesund", flüsterte sie.
„Hattest du eine weitere Vision?", fragte Michiru sie erschrocken und sah sie an.
„Nein! Aber ich weiß es", antwortete Hotaru.
Michiru brachte ein schwaches Lächeln zustande.
„Geh' nach oben und mach dich fürs Schlafengehen zurecht. Ich sehe dann nocheinmal nach dir", sagte sie und war aufgestanden. Hotaru nickte und rannte die Treppe hoch.
Michiru lehnte sich gegen den Türstock und schloss kurz die Augen. Vor ihrem inneren Auge erschien ihr Haruka- so voller Lebensenergie.
Schließlich ging sie hoch zu Hotaru, die bereits im Schlafanzug im Bett lag.
Michiru beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Schlaf gut, meine Kleine."
„Michiru!"
„Ja?"
„Werde ich nun auch zu einer Sailorkriegerin, genauso wie du, Haruka und Setsuna?"
Seit Hotaru wiedergeboren worden war, hatte sie sich einmal in Sailor Saturn verwandelt. Doch daran konnte sie sich nicht erinnern, da Setsuna oder besser gesagt Sailor Pluto ihr dieses Ereignis aus dem Kopf gelöscht hatte. Eine Tatsache, die zwischen allen Sailorkriegerinnen ein offenes Geheimnis war.
„Du bist eine Kriegerin, das ist gewiss. Doch wann dieser Teil von dir erwachen wird, weiß niemand. Höchstens Pluto könnte es wissen …" Michiru blickte auf einen unsichtbaren Punkt. Als sie wieder zu Hotaru blickte, war diese bereits eingeschlafen. Sie strich ihr durch die Haare und stand auf. Bevor sie die Tür hinter sich schloss, flüsterte sie noch ein „Schlaf gut".
Etwa eine Stunde später lag auch Michiru im Bett. Doch sie konnte nicht einschlafen. Haruka fehlte ihr. Ja, sie vermisste sogar das Gezerre um die Bettdecke!
Aber irgendwann wurde auch sie vom Schlaf übermannt. Mitten in der Nacht glaubte Michiru plötzlich einen sanften Luftzug und eine bekannte Aura zu spüren.
Sie öffnete die Augen und setzte sich auf.
Neben dem Bett stand Sailor Pluto, doch sie war halb durchsichtig.
„Pluto, was willst du hier?", fragte Michiru verschlafen.
„Ich werde in nächster Zeit selten auf der Erde sein können."
„Warum?"
„Du weißt, dass mein eigentlicher Platz am Portal ist und dort werde ich gebraucht." „Aber ich brauche dich hier", entgegnete Michiru. Was sollte sie denn tun, wenn Setsuna nun auch noch ging?
„Du kommst auch ohne mich klar", entgegnete Pluto mit einem sanften Lächeln.
„Das Krankenhaus hat übrigens angerufen."
„Ich weiß … und ich habe noch so vieles mehr gesehen, von dem ich dir aber nichts erzählen darf. Nur eines, das darf ich dir sagen: Die Zeit ist bald gekommen. Es existiert eine neue Gefahr, die nur die äußeren Kriegerinnen bannen können." „Was willst du mir damit sagen, Pluto?" Doch Michiru bekam keine Antwort. Pluto begann sich wieder aufzulösen.
„Wenn du mich wirklich brauchen solltest, Neptun, dann rufe meinen Namen. Ich werde dich hören …" Kaum das ihre letzten Worte verklungen waren, war die Kriegerin auch schon wieder verschwunden.
Sie war so schlau wie vorher und Pluto hatte ihr zusätzlich noch hundert Fragen aufgegeben.
Michiru hatte große Lust Plutos Namen zu rufen, damit diese kommen würde, doch sie wusste auch, dass die Kriegerin wusste, wann sie wirklich gebraucht wurde und wann Michiru sie einfach aus purem Egoismus rufen würde.
