Also dieses Kapitel hätte ich genauso gut „die Ruhe vor dem Sturm" nennen können. Denn genau das ist es eigentlich auch … Ab dem nächsten Kapitel geht es nämlich um die neuen Feinde.
Aber nun genießt ersteinmal noch dieses ruhige, entspannende Kapitel.
Viel Spaß!
14.
Es war nächster Morgen, als Michiru erneut im Krankenhaus war, nachdem sie Hotaru noch zur Schule gebracht hatte.
Zu ihrer Erleichterung stellte sie fest, dass Haruka nicht mehr länger auf der Intensivstation lag.
Sie klopfte leicht an die Tür an und trat dann ein. Haruka saß in ihrem Bett und war umgeben von Dutzenden von Zeitschriften und Katalogen. Auf einem der Stühle saß Kaen Feia.
„Guten Morgen, Miss Kaioh", begrüßte er Michiru, stand auf und deutete eine Verbeugung an.
Michiru tat es ihm gleich und gab Haruka einen Kuss auf die Wange. Erschrocken fuhr diese hoch.
„Oh! Guten Morgen, Michiru", im nächsten Moment war sie wieder in die Kataloge vertieft.
Ein Schmunzeln konnte sich Michiru beim besten Willen nicht verkneifen. Das war Haruka, wie sie leibt und lebte.
„Es tut mir Leid, ich hätte ihr nicht die Kataloge mitbringen dürfen", entschuldigte sich Feia.
„Das ist schon in Ordnung. Ansonsten hätte sie mir damit in den Ohren gelegen", antwortete Michiru lächelnd und setzte sich auf den anderen Stuhl.
„Hach", seufzte Haruka. „Die sind alle wunderschön und schnell. Am liebsten hätte ich sie alle." Verzweifelt raufte sie sich die kurzen Haare, soweit das mit einem eingegipsten Arm und einem Arm voller Zugänge überhaupt möglich war.
„Ich bezweifle, dass das Geld dazu reicht. Außer, du hast eine Geldanlage, von der ich nichts weiß?", entgegnete Michiru.
Beleidigt verzog Haruka das Gesicht und blätterte weiter. Plötzlich hielt sie inne und las gebannt einen Artikel durch.
„Wann komme ich hier frühestens raus?", fragte sie schließlich mit einer Stimme, die nur so vor Entschlossenheit strotzte.
„Was hast du dir wieder in den Kopf gesetzt?", fragten Michiru und Kaen gleichzeitig.
Haruka hielt die Zeitschrift so, dass beide lesen konnten und deutete von hinten auf eine Tabelle.
Es war eine Hochrechnung der Punkte, die die Rennfahrer im Laufe der Saison gesammelt hatten. Und nach genau dieser Tabelle hatte Haruka noch eine Chance auf den Meistertitel, vorausgesetzt sie gewann das letzte Rennen und der momentane Zweitplazierte schied aus.
Michiru schwandte, was sich Haruka in den Kopf gesetzt hatte. Sie wollte den Meistertitel, das war ihr größter Traum.
„Die Qualifikaiton ist in vier Wochen", überlegte ihr Trainer.
„Bis dahin bin ich wieder vollkommen fit!", rief Haruka und war schon halb aus dem Bett gesprungen. Allerdings machten ihr da ihre Rippen und die frische Operationsnarbe einen Strich durch die Rechnung.
Mit schmerzverzerrtem Gesicht legte sie sich wieder hin und hatte ihre nichteingegipste Hand auf die Narbe am Bauch gedrückt.
„In vier Wochen bist du höchsten deinen Gips los", prophezeite Michiru.
„Ich kann in vier Wochen fahren. Ich muss ja nur oben bleiben", entgegnete Haruka stur.
„Die Frage ist, ob du überhaupt noch fahren kannst", überlegte Kaen.
„Warum? Ich bin doch angemeldet. Und bis dahin bin ich ehrlich wieder gesund."
„Ich meinte auch eher deine Psyche ... Es gibt genügend Fahrer, die auf Grund eines Unfalls nicht mehr in der Lage waren, zu fahren."
„Du unterstellst mir, ich hätte Angst?"
Kaen gab darauf keine Antwort, doch sein Blick genügte. Das schlimmste daran war, dass Haruka Angst davor hatte, er könnte Recht haben- das wäre das schlimmste für sie.
„Ich habe keine Angst davor, wieder zu fahren. Ich riskiere schließlich ständig mein Leben, um die Erde zu retten. Da stellt ein Motorrad ein geringes Übel dar …"
Aber war es wirklich so oder versuchte sie sich nur etwas einzureden? Sie kannte selbst ein paar Rennfahrer, die aus diesem Grund vorzeitig ihre Karriere aufgeben hatten müssen.
„Ich habe keine Angst davor, wieder auf eine Maschine zu steigen und Rennen zu fahren", sagte sie schließlich und versuchte so überzeugend wie möglich zu klingen.
Doch Michiru entging nicht der Unterton und auch Kaen glaubte Haruka nicht einhundertprozentig.
„Warten wir es ab", sagte Kaen schließlich.
