Das etwas andere Leben auf einem Piratenschiff
Die Schaluppe machte, nachdem am Nachmittag etwas Wind aufgekommen war, gute Fahrt und als Heather Luna in ihrer Kajüte antraf, war diese schon dabei die Route auszurechnen. Heather legte ihren Degen und die Muskete auf das Bett und streckte sich.
„Hey, ist hier ein Tornado durchgejagt?"fragte Heather ihre Freundin und setzte sich, nachdem sie einige Karten von dem Stuhl genommen hatte, auf ihn.
„Ich versuche herauszufinden, wo Dark Brown sein Versteck hat. Was meinst du?"fragte sie Heather und zeigte ihr die Karte.
„Ich weiß nicht. Vielleicht versteckt er sich auf „Cuts Throat Island"? Du weißt schon, der Insel, auf der Morgan den spanischen Goldschatz gefunden hatte, aber wahrscheinlich ist das Versteck zu einfach. Er wird sich auf einer kleinen Insel aufhalten, an der nicht zu viele Schiffe vorbeikommen und er durch Riffe oder Untiefen gegen die schweren Schiffen der Royal Navy geschützt ist."
Luna fuhr mit ihrem Finger über die Karte, bis er auf einer kleinen Inselgruppe liegen blieb.
„Was hältst du von den Inseln über dem Winde?"fragte Luna sie.
„Keine schlechte Idee. Vielleicht macht er mit den Holländern gemeinsame Sache und versteckt sich auf St. Eustatius oder Saba? Von dort aus könnte er die ganze Karibik durchsegeln und ..."
„Und er wäre schlecht zu fangen, da zwischen den Antillen die großen Kriegsschiffe wenig Chancen haben", beendete Luna ihren Satz.
„Und was wäre, wenn wir uns irren?"
„Dann segeln wir in die falsche Richtung, doch ich denke Dark Brown wird uns finden, egal wo wir uns aufhalten", entgegnete Luna und stürmte sogleich an Deck, um den neuen Kurs bekannt zu geben.
Heather begann die Kajüte aufzuräumen, als sie ein Geräusch hinter sich hörte. An der Tür stand Storc und sah ihr zu.
„Was für ein Durcheinander. Soll ich dir helfen?"fragte er Heather und noch bevor sie etwas sagen konnte, trat er ein und schloß die Tür. Sie hatte sich seit sie auf dem Schiff war in seiner Gegenwart nicht wohl gefühlt und jetzt, da sie allein mit ihm in der Kajüte war, wurde ihr Gefühl noch verstärkt.
„Das ist sehr nett, doch ich brauche keine Hilfe!"sagte sie entschieden, aber noch höflich.
„Ich denke, du kannst hier gar nichts bestimmen, Püppchen!"sagte er und kam näher auf sie zu.
„Püppchen?"Heather schnappte nach Luft. „Niemand nennt mich Püppchen!"
„Aber warum denn so schüchtern?"fragte er sie und grinste sie mit seinen schwarzen Zähnen an.
Heather lief ein kalter Schauer über den Rücken und sie mußte sich vor Ekel schütteln.
„Ich denke es ist besser, wenn sie jetzt gehen!"sagte sie bestimmt und verschränkte die Arme vor ihrem Bauch, doch Storc kam immer weiter auf sie zu. Heather fluchte leise, als sie merkte, daß ihr Degen auf dem Bett neben der Tür lag.
Storc trat auf einige Karten und schob sie aus dem Weg, doch er kam unaufhörlich auf Heather zu.
„Hör zu, Püppchen. Ich will dir nicht wehtun, deshalb solltest du dich nicht allzusehr wehren!"sagte er und griff nach ihrem Arm.
„Fassen sie mich nicht an!"rief sie und schlug ihm ins Gesicht. Storc war leicht irritiert und fühlte seine rechte Wange, an der Heather ihn getroffen hatte. Dann sah er auf und blickte sie haßerfüllt an.
„Das hättest du nicht tun sollen!"rief er und griff blitzschnell nach ihren Handgelenken. Unvorbereitet wurde Heather davon überrascht und Storc drückte sie gegen die Glasfenster hinter ihr. Sein ekelhafter Atem verschlug ihr fast den Atem und ihr wurde schwindelig. Sein Gesicht kam immer näher und Heather erkannte nur einen Ausweg.
Sie trat ihm mit voller Kraft gegen das Schienbein. Storc schrie auf und während er sie in seinem Schmerz losließ, nahm sie schnell die halbleere Weinflasche vom Tisch und zerbrach sie auf seinem Kopf. Er stöhnte kurz auf und blieb dann regungslos auf dem Boden liegen.
Heather stieg über ihn drüber, als die Kajütentür aufgerissen wurde.
Erstaunt sah Heather Matthew an, der hereingestürzt war.
„Ich hatte einen Schrei gehört..."sagte er und sah sie an.
„Ich bin schon mit ihm fertig geworden", sagte sie und bemerkte nun den Schmerz an ihrer Hand. Verwundert sah sie, daß sie sich an den Scherben der Weinflasche geschnitten hatte und das rote Blut tropfte nun auf die blankgescheuerten Holzbohlen.
„Kommen Sie!"sagte er und führte sie zu dem Bett. Dort entfernte er ihr die restlichen Scherben aus der Wunde und verband sie. Danach sahen sie sich Storc an, der immer noch bewußtlos hinter dem Schreibtisch lag.
„Was machen wir nur mit ihm?"fragte Heather.
„Am besten lassen wir ihn erst einmal dort liegen und sagen dem Kapitän Bescheid. Lassen wir sie entscheiden, was mit ihm passieren soll", sagte er und stand auf.
„Danke", sagte Heather, als Matthew an der Tür auf sie wartete.
„Wofür?"fragte er sie, doch sie antwortete nicht darauf.
An Deck hatte niemand von dem Vorfall etwas mitbekommen. Heather suchte Luna und sie fand sie bei Elliott. Die beiden saßen dort, wo vor einiger Zeit Heather mit Elliott gelegen hatte und schienen sich köstlich zu amüsieren.
„Luna!"rief Heather und sofort wurde Elliott nebensächlich.
„Was ist passiert?"fragte sie und deutete auf Heathers verletzte Hand.
„Ich hatte eine Auseinandersetzung mit Storc!"sagte Heather.
„Nein, so war es nicht!"mischte sich nun auch Matthew ein. „Mr. Storc wollte...naja....Heather an die Wäsche!"beendete er seinen Satz.
„Du großer Gott!"meinte Luna nur und lief schnell in die Kajüte. Elliott blieb träge in der Sonne liegen, als ob er die Unterhaltung nicht mit angehört hätte. Heather war jedoch verwirrt. Es war das erste Mal, daß Mr. Turner ihren Vornamen aussprach und sie nicht mit Miss Adams anredete. Könnte das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein?
Doch sie hatte keine Zeit noch weiter über ihre Gedanken nachzudenken, denn Matthew lief hinter Luna her und sofort nachdem er gegangen war, zog Elliott sie zu sich herunter.
„Weißt du was sie mir gesagt hat?"flüsterte er verliebt.
„Nein?"Heather schien nicht ganz bei der Sache zu sein.
„Sie meinte, ich hätte wunderbar gekocht! Und daß ich mich hier richtig eingelebt hätte. Nach einem Tag würde man nicht mehr sehen, daß ich kein echter Pirat sei! Ist das nicht wundervoll?"
„Tatsächlich? Seit wann sagt Luna solche Wörter. Ich dachte immer die kommen in ihrem Sprachgebrauch nicht vor! Ach, und Elliott. Du bist genauso wenig ein Pirat, wie ich es bin!"
„Aber Heather! Du bist einer! In deinen Adern fließt richtiges Piratenblut, du mußt es nur entdecken!"Elliott setzte sich auf und sah seiner Freundin tief in die Augen, bis beide lachen mußten.
„Seit wann habe ich Piratenblut...okay, das schon aber ich bin kein Pirat. Ich habe immer versucht mich aus diesem Metier herauszuhalten, doch ich habe es nicht ganz geschafft und wenn ich meinen Säbel wierderhabe, dann werde ich nie wieder ein Schiff betreten, es sei denn die Insel, auf der ich mich gerade befinde, würde untergehen!"
„Du bist gut, doch ich kenne dein Temperament. Du ähnelst Luna sehr, doch sie hat noch das gewisse Etwas", schwärmte Elliott.
„Jaja, frisch verliebt..."sagte Heather nur und ließ ihn allein.
Den restlichen Tag verbrachten alle sehr ruhig. Storc wurde in den Lagerraum gesperrt und an einen Pfosten gekettet, bis Luna sich entschieden hätte, was mit ihm geschehen würde, denn nach dem Codex der Piraten waren Vergewaltigungen verboten und wurden auf das Strengste bestraft. Heather hatte sich für ihn eingesetzt und erklärt, daß nichts passiert sei. Immerhin würde Storc nie wieder eine Frau ohne ihr Einverständnis nehmen, denn die Beule, die Heather ihm verpaßt hatte, schmerzte ihn sehr.
Heather suchte sich eine stille Ecke, in der sie alleine war und blätterte alte Tagebücher des Kapitäns durch, obwohl diese nicht sonderlich spannend waren. Luna und Elliott turtelten auf dem Deck herum, so daß sie von der Crew schon lachend beobachtet wurden.
Und Matthew verbrachte die nächsten paar Stunden in seinem Quartier. Als Heather das letzte Buch weglegte, merkte sie, daß eine frische Brise aufgekommen war, denn das Schiff schaukelte mehr als vorher. Sie schnappte sich die Bücher und klemmte sie sich unter den Arm, als sie die Leiter hochkletterte.
Mit den Büchern ging sie an Deck und merkte, daß der Wind deutlich zugenommen hatte. Die Crew zurrte die Segel fest, während Luna ihnen Befehle zurief, die jedoch durch den Wind weitergetragen wurden.
„Der Wind ist aber kräftig geworden!"rief Heather ihr zu und schlang die Arme um sich, da sie fröstelte.
„Der Wind legt sich bald wieder, doch ich hoffe, daß wir nicht in einen Sturm geraten. Das wäre das Letzte, was wir jetzt noch brauchen!"schrie Luna zurück und wandte sich dann wieder den Männern zu.
Elliott kam die Treppe hochgetaumelt und hielt sich an dem Geländer fest.
„Du siehst furchtbar aus", sagte Heather kühl. Sie merkte, wie schlecht es ihrem Freund gehen mußte, denn er war ganz blaß und nur um die Nase war er etwas grün. Seine Haare klebten ihm verschwitzt am Körper und er konnte kaum die Augen aufmachen.
„Komm", sagte sie und hakte sich bei ihm unter. „Es ist besser, wenn wir wieder runtergehen und du dich etwas hinlegst, du kleine Landratte", fügte sie noch hinzu und brachte ihn in die Kapitänskajüte. Dort legte sie ihn auf das Bett und kühlte seine Stirn mit kalten Tüchern.
„Warum geht es dir nicht so schlecht, wenn du doch auch kein Pirat bist?" fragte Elliott sie.
„Tja, ich dachte ich hätte weniger von meiner Mutter, dafür mehr von meinem Vater abbekommen. Wir werden eben von Zeit zu Zeit auch schlauer. Willst du etwas essen?"fragte sie, doch sie erhielt nur ein Stöhnen als Antwort.
Heather hingegen hatte furchtbaren Hunger. Sie merkte ihn erst jetzt und suchte nach etwas zu Essen, doch in der Kajüte fand sich nichts, außer einem alten Stück Brot. Luna hatte ihr jedoch noch eine halbe Flasche Wein übrig gelassen. Heather schüttelte den Kopf. Wie oft mochte Luna wohl noch in den Landeraum gegangen sein, um sich neuen Wein zu holen? Heather hatte sie nur eine Flasche mit nach oben nehmen lassen, doch die ging zu Bruch, als sie Storc damit auf den Schädel schlug.
Heather war nicht in der Stimmung sich Gedanken über Luna zu machen, deshalb nahm sie sich die Flasche und ging zurück zu Elliott. Sie setzte sich neben ihn und strich ihm langsam durch sein kurzes Haar. Elliott kuschelte sich an sie und schloß die Augen. Als sein Atem immer ruhiger wurde und er eingeschlafen zu sein schien, sah sich Heather neben dem Bett um. Sie hatte gehört, daß Kapitäne oft Geheimverstecke in der Nähe ihre Bettes hatten, um wichtige Dinge vor der Crew zu verstecken, doch auf den ersten Blick sah alles ganz normal aus.
Heather klemmte sich die Flasche zwischen die Knie und tastete vorsichtig mit ihrer unverletzten Hand über die Rückwand hinter sich. Enttäusch gab sie auf, als sie nichts fand und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrer Flasche. Schon nach wenigen Minuten hatte sie die ganze Flasche geleert und wurde immer schläfriger.
Die Schaluppe machte, nachdem am Nachmittag etwas Wind aufgekommen war, gute Fahrt und als Heather Luna in ihrer Kajüte antraf, war diese schon dabei die Route auszurechnen. Heather legte ihren Degen und die Muskete auf das Bett und streckte sich.
„Hey, ist hier ein Tornado durchgejagt?"fragte Heather ihre Freundin und setzte sich, nachdem sie einige Karten von dem Stuhl genommen hatte, auf ihn.
„Ich versuche herauszufinden, wo Dark Brown sein Versteck hat. Was meinst du?"fragte sie Heather und zeigte ihr die Karte.
„Ich weiß nicht. Vielleicht versteckt er sich auf „Cuts Throat Island"? Du weißt schon, der Insel, auf der Morgan den spanischen Goldschatz gefunden hatte, aber wahrscheinlich ist das Versteck zu einfach. Er wird sich auf einer kleinen Insel aufhalten, an der nicht zu viele Schiffe vorbeikommen und er durch Riffe oder Untiefen gegen die schweren Schiffen der Royal Navy geschützt ist."
Luna fuhr mit ihrem Finger über die Karte, bis er auf einer kleinen Inselgruppe liegen blieb.
„Was hältst du von den Inseln über dem Winde?"fragte Luna sie.
„Keine schlechte Idee. Vielleicht macht er mit den Holländern gemeinsame Sache und versteckt sich auf St. Eustatius oder Saba? Von dort aus könnte er die ganze Karibik durchsegeln und ..."
„Und er wäre schlecht zu fangen, da zwischen den Antillen die großen Kriegsschiffe wenig Chancen haben", beendete Luna ihren Satz.
„Und was wäre, wenn wir uns irren?"
„Dann segeln wir in die falsche Richtung, doch ich denke Dark Brown wird uns finden, egal wo wir uns aufhalten", entgegnete Luna und stürmte sogleich an Deck, um den neuen Kurs bekannt zu geben.
Heather begann die Kajüte aufzuräumen, als sie ein Geräusch hinter sich hörte. An der Tür stand Storc und sah ihr zu.
„Was für ein Durcheinander. Soll ich dir helfen?"fragte er Heather und noch bevor sie etwas sagen konnte, trat er ein und schloß die Tür. Sie hatte sich seit sie auf dem Schiff war in seiner Gegenwart nicht wohl gefühlt und jetzt, da sie allein mit ihm in der Kajüte war, wurde ihr Gefühl noch verstärkt.
„Das ist sehr nett, doch ich brauche keine Hilfe!"sagte sie entschieden, aber noch höflich.
„Ich denke, du kannst hier gar nichts bestimmen, Püppchen!"sagte er und kam näher auf sie zu.
„Püppchen?"Heather schnappte nach Luft. „Niemand nennt mich Püppchen!"
„Aber warum denn so schüchtern?"fragte er sie und grinste sie mit seinen schwarzen Zähnen an.
Heather lief ein kalter Schauer über den Rücken und sie mußte sich vor Ekel schütteln.
„Ich denke es ist besser, wenn sie jetzt gehen!"sagte sie bestimmt und verschränkte die Arme vor ihrem Bauch, doch Storc kam immer weiter auf sie zu. Heather fluchte leise, als sie merkte, daß ihr Degen auf dem Bett neben der Tür lag.
Storc trat auf einige Karten und schob sie aus dem Weg, doch er kam unaufhörlich auf Heather zu.
„Hör zu, Püppchen. Ich will dir nicht wehtun, deshalb solltest du dich nicht allzusehr wehren!"sagte er und griff nach ihrem Arm.
„Fassen sie mich nicht an!"rief sie und schlug ihm ins Gesicht. Storc war leicht irritiert und fühlte seine rechte Wange, an der Heather ihn getroffen hatte. Dann sah er auf und blickte sie haßerfüllt an.
„Das hättest du nicht tun sollen!"rief er und griff blitzschnell nach ihren Handgelenken. Unvorbereitet wurde Heather davon überrascht und Storc drückte sie gegen die Glasfenster hinter ihr. Sein ekelhafter Atem verschlug ihr fast den Atem und ihr wurde schwindelig. Sein Gesicht kam immer näher und Heather erkannte nur einen Ausweg.
Sie trat ihm mit voller Kraft gegen das Schienbein. Storc schrie auf und während er sie in seinem Schmerz losließ, nahm sie schnell die halbleere Weinflasche vom Tisch und zerbrach sie auf seinem Kopf. Er stöhnte kurz auf und blieb dann regungslos auf dem Boden liegen.
Heather stieg über ihn drüber, als die Kajütentür aufgerissen wurde.
Erstaunt sah Heather Matthew an, der hereingestürzt war.
„Ich hatte einen Schrei gehört..."sagte er und sah sie an.
„Ich bin schon mit ihm fertig geworden", sagte sie und bemerkte nun den Schmerz an ihrer Hand. Verwundert sah sie, daß sie sich an den Scherben der Weinflasche geschnitten hatte und das rote Blut tropfte nun auf die blankgescheuerten Holzbohlen.
„Kommen Sie!"sagte er und führte sie zu dem Bett. Dort entfernte er ihr die restlichen Scherben aus der Wunde und verband sie. Danach sahen sie sich Storc an, der immer noch bewußtlos hinter dem Schreibtisch lag.
„Was machen wir nur mit ihm?"fragte Heather.
„Am besten lassen wir ihn erst einmal dort liegen und sagen dem Kapitän Bescheid. Lassen wir sie entscheiden, was mit ihm passieren soll", sagte er und stand auf.
„Danke", sagte Heather, als Matthew an der Tür auf sie wartete.
„Wofür?"fragte er sie, doch sie antwortete nicht darauf.
An Deck hatte niemand von dem Vorfall etwas mitbekommen. Heather suchte Luna und sie fand sie bei Elliott. Die beiden saßen dort, wo vor einiger Zeit Heather mit Elliott gelegen hatte und schienen sich köstlich zu amüsieren.
„Luna!"rief Heather und sofort wurde Elliott nebensächlich.
„Was ist passiert?"fragte sie und deutete auf Heathers verletzte Hand.
„Ich hatte eine Auseinandersetzung mit Storc!"sagte Heather.
„Nein, so war es nicht!"mischte sich nun auch Matthew ein. „Mr. Storc wollte...naja....Heather an die Wäsche!"beendete er seinen Satz.
„Du großer Gott!"meinte Luna nur und lief schnell in die Kajüte. Elliott blieb träge in der Sonne liegen, als ob er die Unterhaltung nicht mit angehört hätte. Heather war jedoch verwirrt. Es war das erste Mal, daß Mr. Turner ihren Vornamen aussprach und sie nicht mit Miss Adams anredete. Könnte das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft sein?
Doch sie hatte keine Zeit noch weiter über ihre Gedanken nachzudenken, denn Matthew lief hinter Luna her und sofort nachdem er gegangen war, zog Elliott sie zu sich herunter.
„Weißt du was sie mir gesagt hat?"flüsterte er verliebt.
„Nein?"Heather schien nicht ganz bei der Sache zu sein.
„Sie meinte, ich hätte wunderbar gekocht! Und daß ich mich hier richtig eingelebt hätte. Nach einem Tag würde man nicht mehr sehen, daß ich kein echter Pirat sei! Ist das nicht wundervoll?"
„Tatsächlich? Seit wann sagt Luna solche Wörter. Ich dachte immer die kommen in ihrem Sprachgebrauch nicht vor! Ach, und Elliott. Du bist genauso wenig ein Pirat, wie ich es bin!"
„Aber Heather! Du bist einer! In deinen Adern fließt richtiges Piratenblut, du mußt es nur entdecken!"Elliott setzte sich auf und sah seiner Freundin tief in die Augen, bis beide lachen mußten.
„Seit wann habe ich Piratenblut...okay, das schon aber ich bin kein Pirat. Ich habe immer versucht mich aus diesem Metier herauszuhalten, doch ich habe es nicht ganz geschafft und wenn ich meinen Säbel wierderhabe, dann werde ich nie wieder ein Schiff betreten, es sei denn die Insel, auf der ich mich gerade befinde, würde untergehen!"
„Du bist gut, doch ich kenne dein Temperament. Du ähnelst Luna sehr, doch sie hat noch das gewisse Etwas", schwärmte Elliott.
„Jaja, frisch verliebt..."sagte Heather nur und ließ ihn allein.
Den restlichen Tag verbrachten alle sehr ruhig. Storc wurde in den Lagerraum gesperrt und an einen Pfosten gekettet, bis Luna sich entschieden hätte, was mit ihm geschehen würde, denn nach dem Codex der Piraten waren Vergewaltigungen verboten und wurden auf das Strengste bestraft. Heather hatte sich für ihn eingesetzt und erklärt, daß nichts passiert sei. Immerhin würde Storc nie wieder eine Frau ohne ihr Einverständnis nehmen, denn die Beule, die Heather ihm verpaßt hatte, schmerzte ihn sehr.
Heather suchte sich eine stille Ecke, in der sie alleine war und blätterte alte Tagebücher des Kapitäns durch, obwohl diese nicht sonderlich spannend waren. Luna und Elliott turtelten auf dem Deck herum, so daß sie von der Crew schon lachend beobachtet wurden.
Und Matthew verbrachte die nächsten paar Stunden in seinem Quartier. Als Heather das letzte Buch weglegte, merkte sie, daß eine frische Brise aufgekommen war, denn das Schiff schaukelte mehr als vorher. Sie schnappte sich die Bücher und klemmte sie sich unter den Arm, als sie die Leiter hochkletterte.
Mit den Büchern ging sie an Deck und merkte, daß der Wind deutlich zugenommen hatte. Die Crew zurrte die Segel fest, während Luna ihnen Befehle zurief, die jedoch durch den Wind weitergetragen wurden.
„Der Wind ist aber kräftig geworden!"rief Heather ihr zu und schlang die Arme um sich, da sie fröstelte.
„Der Wind legt sich bald wieder, doch ich hoffe, daß wir nicht in einen Sturm geraten. Das wäre das Letzte, was wir jetzt noch brauchen!"schrie Luna zurück und wandte sich dann wieder den Männern zu.
Elliott kam die Treppe hochgetaumelt und hielt sich an dem Geländer fest.
„Du siehst furchtbar aus", sagte Heather kühl. Sie merkte, wie schlecht es ihrem Freund gehen mußte, denn er war ganz blaß und nur um die Nase war er etwas grün. Seine Haare klebten ihm verschwitzt am Körper und er konnte kaum die Augen aufmachen.
„Komm", sagte sie und hakte sich bei ihm unter. „Es ist besser, wenn wir wieder runtergehen und du dich etwas hinlegst, du kleine Landratte", fügte sie noch hinzu und brachte ihn in die Kapitänskajüte. Dort legte sie ihn auf das Bett und kühlte seine Stirn mit kalten Tüchern.
„Warum geht es dir nicht so schlecht, wenn du doch auch kein Pirat bist?" fragte Elliott sie.
„Tja, ich dachte ich hätte weniger von meiner Mutter, dafür mehr von meinem Vater abbekommen. Wir werden eben von Zeit zu Zeit auch schlauer. Willst du etwas essen?"fragte sie, doch sie erhielt nur ein Stöhnen als Antwort.
Heather hingegen hatte furchtbaren Hunger. Sie merkte ihn erst jetzt und suchte nach etwas zu Essen, doch in der Kajüte fand sich nichts, außer einem alten Stück Brot. Luna hatte ihr jedoch noch eine halbe Flasche Wein übrig gelassen. Heather schüttelte den Kopf. Wie oft mochte Luna wohl noch in den Landeraum gegangen sein, um sich neuen Wein zu holen? Heather hatte sie nur eine Flasche mit nach oben nehmen lassen, doch die ging zu Bruch, als sie Storc damit auf den Schädel schlug.
Heather war nicht in der Stimmung sich Gedanken über Luna zu machen, deshalb nahm sie sich die Flasche und ging zurück zu Elliott. Sie setzte sich neben ihn und strich ihm langsam durch sein kurzes Haar. Elliott kuschelte sich an sie und schloß die Augen. Als sein Atem immer ruhiger wurde und er eingeschlafen zu sein schien, sah sich Heather neben dem Bett um. Sie hatte gehört, daß Kapitäne oft Geheimverstecke in der Nähe ihre Bettes hatten, um wichtige Dinge vor der Crew zu verstecken, doch auf den ersten Blick sah alles ganz normal aus.
Heather klemmte sich die Flasche zwischen die Knie und tastete vorsichtig mit ihrer unverletzten Hand über die Rückwand hinter sich. Enttäusch gab sie auf, als sie nichts fand und nahm einen kräftigen Schluck aus ihrer Flasche. Schon nach wenigen Minuten hatte sie die ganze Flasche geleert und wurde immer schläfriger.
