Und hier das nächste Chap! Ich hoffe, es gefällt.
Disclamer: Die Rechte sind bei der ollen Rowling. Verdiene keinen müden Rappen damit. Der Textausschnitt stammt aus „Imagine" von John Lennon. Das Lied ist „Aquarius" aus dem Musical „Hair".
Review-Antworten:
Lilith: Wie schon gesagt, ich sehe deine Revs garantiert nicht als Beleidigung oder so an. knuddel Ich finde es gut, dass du auch Kritik schreibst. Das macht dich sympathisch. Wie gesagt, den archetypischen Zustand der Hippiekultur will ich zuerst entwickeln... das wird wohl noch ein paar Kapis in Anspruch nehmen ;) Aber danach gehts garantiert rund... hr, hr, hr... schon was im Kopf hab
Canablyz: WIllkommen beim Bund Ödarischer Kommi-Schreiber! Keks geb Danke für dein nettes Rev!
Babsel: Also, ich garnatiere dir, dass es späet noch viel fieser wird... fg auch Keks anbiet
Viper: Jahhhh... Draco ist kuhl... respektive: groovie... g sabber
Imagine, there's no heaven
Der Kerker der Slytherins war dunkel und kalt, wie die meisten seiner Bewohner. Er bestand aus einem Labyrinth von unzähligen Gängen, die von Fackeln nur schwach beleuchtet wurden. Überall an den Wänden hingen als Schmuck alte Folterinstrumente, Ausgestopfte Tierköpfe oder Reliefs mit Abbildungen, bevorzugt von Schlangen, aber auch von irgendwelchen Höllen, Todesszenarien, oder auch dem Fegfeuer.
Und durch diese unzähligen Gänge eilte ein junger, blonder Mann mit sturmgrauen Augen. Er war vollkommen in Gedanken versunken.
Noch vor zehn Minuten hatte er tiefschlafend in seinem Bett gelegen, bevor Pansy in das Zimmer gestürmt war und ihn aufgeweckt hatte. Draco grummelte. Dabei hatte er einen so schönen Traum gehabt.
Leider konnte er sich nachher nur noch an zwei grüne, im Sternenhimmel glitzernde Augen erinnern… und er war so wunderschön gewesen, dieser Traum… so befreiend… irgendwie… Scheiss Pansy.
Dracos Schatten wurde vom geisterhaften Licht der Fackeln unheimlich verzerrt an die Steinwände geworfen. Schliesslich kam er an seinem Zielort an, einer schweren Holztüre am Ende eines Ganges, die keine Türfalle besass.
„I hope some day you'll join us and the world will be as one", zischte er unwirsch das Passwort. An der Tür erschien ein Griff, Draco drehte ihn um und die Tür öffnete sich von selbst.
Im Innern erwarteten ihn Crabbe und Nott.
„Und?", fragte der Blonde, „wie geht's ihr?"
„Im Moment noch zu gut!", antwortete Nott mit einem teuflischen Grinsen. Crabbe trat zur Seite und gab den Blick auf Luna Lovegood frei, die gefesselt auf einem Stuhl sass.
„Malfoy", sagte Nott. „Können wir uns nicht ein bisschen mit ihr… amüsieren?"
„Vergiss es, Nott", Malfoy stach mit seinem Blick beinahe dem anderen die Augen aus, „sie ist eine Geisel und wird von niemandem berührt. Und im Übrigen werdet ihr im Gemeinschaftsraum erwartet. Viele Grüsse von Parkinson."
Crabbe fesselte die Geisel zusätzlich noch mit einem Fluch und verliess dann mit den anderen beiden den Kerker.
Im Gemeinschaftsraum sassen schon sämtliche Slytherins der höheren Klassen um eine lange Tafel herum.
Draco liess sich am Kopf des Tisches zwischen Pansy Parkinson und Blaise Zabini nieder.
Die Slytherins waren besser organisiert, als mancher Gryffindor vermutet hätte. Schon seit Draco in die zweite Klasse ging, kam ihm die Idee, dem Haus eine neue Regierung zu verschaffen, um die Streiche gegen die Gryffindors besser koordinieren zu können. Doch erst vor einem Jahr war es ihm gelungen, seinen Plan auch in die Tat umzusetzen.
Er hatte dem Haus klare Strukturen gegeben: Zunächst bestand die Regierung des Hauses aus einer grossen Versammlung, nämlich den Schülern der obersten zwei Klassen. Diese Versammlung diskutierte über neue Pläne und stimmte darüber ab.
Des Weitren gab es ein Triumphirat, das dieses Jahr aus Blaise Zabini, Pansy Parkinson und Draco Malfoy bestand.
Pansy Parkinson bekleidete das Amt des Vorsitzenden, das hiess, sie war dafür zuständig, dass im innern Slytherins alles rund lief und leitete die Sitzung. Im Hause Slytherin war sie die höchste Instanz.
Blaise Zabini war Schatzmeister und Sekretär. Er schrieb das Protokoll der Sitzungen.
Beide waren jetzt schon im zweiten Jahr im Amt und mussten sich wiederwählen lassen.
Doch das wohl wichtigste Amt hatte Malfoy inne. Er war die Vertretung Slytherins gegen aussen und war dafür zuständig, dass die Entscheidungen der Versammlung durchgeführt wurden. Sein Amt war deshalb so wichtig, weil er nicht wie die anderen beiden demokratisch gewählt worden war, sondern, weil es automatisch an den Schulsprecher oder Vertrauensschüler des Hauses ging.
Das hatte den einfachen Grund, dass dieser auch gegenüber den anderen Häusern und den Lehrern am meisten Macht hatte.
Schliesslich erhob sich Pansy und begann mit lauter Stimme zu sprechen: „Liebe Mitglieder der grossen Versammlung, viele von euch werden sich sicher fragen, wieso wir so kurzfristig eine Sitzung einberufen haben. Wie ihr sicher schon wisst, haben wir Luna Lovegood in unserer Gewallt."
Einiges Murmeln erklang, doch unterbrach Pansy es und fuhr weiter, „ich weiss, dass es normalerweise nicht unsere Art ist, Geiseln zu nehmen. Allerdings umgehen wir so eine grosse Demütigung. Ihr wisst ja, was auf dem Bahnsteig geschehen ist."
Alle nickten murmelnd.
„Aber wieso lassen wir ihnen das Geld nicht einfach?", fragte Crabbe arglos.
Mit diesen Worten löste er in etwa die gleichen Reaktionen aus, wie auf dem Peron. Einige Schüler rauften sich die Haare, andere schlugen ihren Kopf auf den Tisch.
Malfoy atmete einmal tief durch und sagte dann: „Crabbe."
„Ja?", antwortete der grosse Slytherin.
„Wie. Oft. Muss. Ich. Dir. Das. Noch. Erklären!", Draco schien sich zu konzentrieren.
„Was erklären?"
„Also, wer will es ihm beibringen?", Draco schaute in die Runde.
„Ich übernehme das mal", sagte Blaise.
„Also, Crabbe", sagte er überdeutlich zu dem Gorilla, der nur dumm aus der Wäsche schaute.
„Wir alle aus diesem Haus stammen aus reinblütigen Zaubererfamilien. Hast du verstanden?"
Crabbe nickte nur und guckte blöde.
„Wir sind in der Gesellschaft ganz oben. Wir haben die Macht. Weißt du auch wieso?", Blaise war jetzt zu Crabbe gegangen und schaute ihn direkt in die Augen.
„Weil… weil die anderen uns für etwas Besseres halten?", sagte der dicke vorsichtig.
Blaise schaute zu den anderen. „Mensch, er hat es beinahe begriffen!"
Viele klatschten nun und nickten anerkennend.
„Also, Crabbe", sagte nun Blaise eindringlich und überdeutlich. „Was ist aber der Hacken an der Sache?"
Alle Blicke waren auf die beiden gerichtet.
„Ha-, Hacken?", stammelte Crabbe. Seine Stimme wurde immer wie höher. „Da muss man doch keine Kleider aufhängen, da braucht es doch keinen Hacken!"
Allgemeines Stöhnen ging durch die Reihen. Milicet griff sich wieder an die Stirne und versuchte sich in Trance zu versetzte, Pansy riss sich die Harre aus und fragte sich immer wieder: „Wie dämlich kann eigentlich ein Mensch sein?"
Blaise atmete noch einmal tief durch, dann fuhr er weiter: „Der Hacken ist in diesem Falle eigentlich als Metapher gedacht…"
„Wo gibt es Mettwurst?", sagte Crabbe wieder mit etwas mehr Leben in der Stimme.
Blaise überging einfach das zuletzt gesagte und fuhr nun energisch weiter: „Crabbe! WIR. SIND. NUR. SO .LANGE. AN. DER. MACHT. WIE. DIE. ANDEREN. DENKEN. DASS. WIR ETWAS. BESSERES. SIND!"
Er nahm nun Crabbe am Schlafittchen und fauchte ihm direkt ins Gesicht: „Sobald die anderen Merken, dass sie in der Überzahl sind, werden sie uns besiegen! Und DANN können wir uns unseren Lebensstandart abschminken! Vor allem auf die Gryffindors müssen wir aufpassen! Verstanden?"
Crabbe nickte verängstigt. Blaise liess von ihm ab und ging wieder zurück an seinen Platz. Abermals erhob sich Pansy und sprach: „Nun, wie uns Blaise allen verdeutlicht hat, geht es hier um das Prinzip! Und zudem sind es Gryffindors! Die können ja nichts anderes erwarten! Sie sind schuld, dass wir jetzt schon seit über fünf Jahren den Hauspokal nicht mehr gewonnen haben! Dazu kommt noch der Quidditch-Pokal! Ich denke, dass sind genügend Gründe."
Pansy räusperte sich kurz. „Somit wäre die Sitzung vertagt. Ich löse die Gesellschaft jetzt auf."
Alle gingen in ihre Zimmer oder sonst wo hin. Draco ging schnurstracks in sein schlafgemach. Vielleicht kamen ja die Träume wieder…
Keiner bemerkte, dass der Eingang zu den Kerkern wie durch Geisterhand geöffnet und nach ein paar Sekunden wieder geschlossen wurde.
Im Gryffindorturm war inzwischen Ruhe eingekehrt. Alle hatten sich schlafen gelegt, alle, bis auf ein paar Siebtklässler. Lavender und Parvati waren dabei, sich gegenseitig farbiges Garn in die Haare zu flechten. Neville las ein Buch mit dem Titel Nutzpflanzen mit halluzinierender Wirkung im Garten Europas und Ginny spielte mit Dean eine Runde Snap exploded, wobei die beiden sich immer wieder vielsagende Blicke zuwarfen und nur mit Mühe nicht kichern mussten. Seamus hatte Ron auf eine ziemlich aussichtslose Partie Schach herausgefordert und Hermine schaute den beiden zu, wie sie sich dem Spiel hingaben.
„Mist", murmelte Seamus angespannt. Er hatte soeben seinen zweiten Turm opfern müssen.
Genau in jenem Moment öffnete sich das Portrait, jedoch stand niemand dahinter. Leise Schritte erklangen und das Portrait schloss sich wieder. Alle schauten auf, obwohl nichts zu sehen war. Schliesslich erhob sich Hermine aus ihrem Stuhl, ging ein paar Schritte auf das Portraitloch zu und sagte: „Mensch, das hat ja lange gedauert!"
„Sie haben sie wirklich! Ich habe es gesehen", sagte Harry, streifte den Tarnumhang ab und schüttelte sein langes, braunschwarzes Haar.
„Und? Was hast du gesehen?", fragte Neville fieberhaft. Er war, nachdem er in den Gemeinschaftsraum zurückgekehrt war, eine Zeit lang unter Schock gestanden. Danach hatte er erzählt, dass er beim Wandbild der einäugigen Hexe nur diese Nachricht gefunden hatte, in der stand, dass die Slytherins Luna hatten.
Danach war Harry unter dem Tarnumhang aufgebrochen, um die Situation zu überprüfen.
„Ich bin Malfoy gefolgt", erzählte Harry nun den übrigen. „Sie haben Luna an einen Stuhl magisch gefesselt, so, dass sie sich nicht mehr bewegen kann."
„Und weiter?", fragte Hermine, die an seinen Lippen hing.
„Nichts weiter. Ich habe beobachtet, wie sie sich beraten haben", sagte Harry, „sie wollen an ihrer Forderung festhalten."
„Diese Kanalratten", Dean knirschte die Zähne, „wenn sie zumindest nur einen Gryffindor angegriffen hätten!"
„Genau!", stimmte Seamus zu, „sie ziehen andere Häuser auch in die Angelegenheit rein!"
„Also gut!", Ginny huschte auf den Boden und setzte sich in den Lotussitz, „Kriegsrat!"
Die Übrigen taten es ihr gleich und setzten sich in einen Kreis.
„Also", sagte Harry in die Runde, „unsere Lage sieht so aus: Luna ist in einem der hinteren Kerker. Wir haben das Passwort, allerdings wird es uns wohl kaum gelingen, sie wegzubringen. Sie wird immer bewacht."
„Wieso nicht?", warf Seamus ein, „wir haben eine Tarnumhang."
„Ja", sagte Hermine schnippisch. „Und wie stellst du dir das vor? Meinst du etwa, den Slytherins fiele es nicht auf, wenn einfach so eine Geisel verschwindet?"
„Stimmt", sagte Dean, „so können wir sie auf keinen Fall befreien. Von wem wird sie denn bewacht?"
„Als ich dort war, hielten Nott und Crabbe Wache", Harry sah auf.
„Also nicht die Hellsten", sagte Ginny.
„Aber wahrscheinlich werden die Wachen immer wieder abgelöst. Auf die Intelligenz der Wache darfst du nicht gehen, Ginny", wandte Harry nüchtern ein.
„Genau, Ginny", sagte Seamus mit einem fiesen Grinsen auf den Lippen, „nicht alle Menschen haben einen so berechenbaren IQ, wie dein Dean!"
Alle mussten lachen, bis auf eine Rothaarige und einen Schulsprecher.
„Seamus?", fragte darauf Dean verdächtig ruhig.
„Ja, oh mein weiser Häuptling?", antwortete dieser mit einer eben solchen Ruhe.
„Ist, dir eigentlich bewusst, dass ich dir als Schulsprecher Punkte abziehen kann?"
„Hör auf, Dean", Ron hob die Hand. „Ich will keinen zweiten Percy in meiner Familie."
„Also", sagte Hermine, die es angebracht hielt, das Thema zu wechseln. „Im Endeffekt können wir sagen, dass wir wohl oder übel nur einen Weg haben, um gegen die Slytherins etwas auszurichten."
„Wir stürmen ihre Kerker und vierteilen alle, die wir sehen?", fragte Ron hoffnungsvoll.
„Na ja", sagte Neville, „ich glaube ich weiss, auf was du hinaus willst, Hermine."
„Was denkst du, Neville?", fragte Hermine.
„Verhandeln", sagte der dickliche Junge nur.
„WIR sollen mit den SCHLANGEN verhandeln?", fragte Ron ungläubig.
„Ron sei ein bisschen leiser", ermahnte ihn Dean vorwurfsvoll. „Es gibt Leute, die jetzt schon schlafen!"
„Ich glaube, Neville und Hermine haben Recht", sagte Harry nachdenklich. „Mit Malfoy kann man wahrscheinlich sogar normal sprechen."
Alle schauten ihn entgeistert an. „Was ist?", fragte Harry schliesslich. „Ich meine doch nur, dass Malfoy mindestens weiss, was er sagt. Im Gegensatz zu Parkinson zum Beispiel."
„Ach so… Für einen Moment habe ich schon gedacht, du hättest die Seiten gewechselt", sagte Seamus entschuldigend.
Sie besprachen noch eine Weile weiter, was sie genau sagen wollten, falls es zu einer Verhandlung käme. Schliesslich gaben sich alle mit diesem Plan zu Frieden. Kurz, bevor alle ins Bett gingen, wurde eine Eule mit folgender Nachricht nach Slytherin geschickt:
Schickt Unterhändler von euch Morgen um 17:00 Uhr nach dem Wahrsageunterricht ins Pokalzimmer. Wir erwarten euch dort für Verhandlungen.
Gez. H. Potter, im Namen des gesamten Haus Gryffindors
Müde stieg Harry die Stufen zum Jungenschlafsaal hinauf. Als er vor seinem Bett ankam, zog er sich gähnend aus und schlüpfte in seine dunkelgrünen Boxershorts, die ihm als Pyjama diente.
Er schlüpfte unter die Decke und wollte gerade einschlafen, als er eine Stimme aus dem Nachbarbett hörte.
„Harry?"
„Was ist denn, Ron?", fragte der Schwarzhaarige Gryffindor.
„Wieso hast du eigentlich noch keine Freundin?"
„Wie kommst du jetzt darauf?", Harry runzelte die Stirn.
„Keine Ahnung; ist mir halt nur mal so eingefallen", murmelte Ron. „Aber sag jetzt! Wieso?"
„Weiss nicht", antwortete Harry geheimnisvoll. Er hatte keine Lust, jetzt noch über sein Liebesleben zu diskutieren. „Können wir nicht morgen darüber sprechen?"
„Okay."
Eine Zeit lang herrschte tiefe Stille. „Harry?"
„Was ist denn jetzt schon wieder?", Harry öffnete genervt die Augen.
„Heute ist morgen!"
Harry beschloss darauf, den Rothaarigen zu ignorieren und schloss die Augen. Langsam glitt er in einen Traum.
Harry schlief in seinem Himmelbett. Der Wind strich sanft durch die Vorhänge. Plötzlich wurde er durch eine glasklare Stimme geweckt. „Wach auf, kleiner Mensch", sagte sie Melodisch, ich will dir etwas zeigen."
Sie Stimme faszinierte den Gryffindor ungemein. Sie schien aus der Nähe zu kommen, klang aber in ihrer Eigenart gleichzeitig so, als dringe sie aus einer entfernten Galaxie zu ihm hin.
„Ja, ich höre dich!", antwortete er wie in Trance. Er schlug die Augen auf und sah über sich den Baldachin in leuchtenden Farben gehüllt. Ein türkisfarbener Drache schlängelte sich quer darüber. Er wurde von den schönsten Farben, die Harry je gesehen hatte, umgeben. Ein sattes Grün ging mit einem purpurnen Rot Hand in Hand. Gelb verfloss sich in das tiefste Blau, dass sich Harr vorstellen konnte.
„Wer bist du?", fragte Harry. Er konnte seine eigene Stimme nur schwach hören.
„Ich bin alles und nichts.
Die Mitte des Lebens.
Des Nehmens und Gebens.
Der Glanz des Lichts.
Und ich bin auf der Suche nach dir. Willst du mir folgen?"
Ohne gross zu überlegen sagte Harry einfach: „Ja!"
Und wie durch Zauberhand merkte er, wie er immer leichter wurde. Er spürte die Matratze unter sich fast nicht mehr.
„Ich… ich fliege!", sagte er erstaunt, als er langsam immer höher schwebte, bis er etwa einen Meter über dem Bett zum Stillstand kam.
Die Glasstimme lächelte leise. „Gut bemerkt, Harry."
„Woher kennst du meinen Namen?"
„Ich weiss alles", war die einfache Antwort. „Nun komm!"
Und ohne Vorwarnung wurde ein Fenster des Schlafsaales aufgerissen und Harry entschwebte hinaus auf die Ländereien Hogwarts'. Die Sonne schien warm über die endlos erscheinenden Ländereien. Orange Bäume setzten sich vom tiefvioletten Himmel ab wie traumhaft süsse Zuckerwatte in einer Schneelandschaft. Grelle Cellophanblumen überragten die tiefgrünen Wiesen. Am Horizont konnte man blaue Berge erkennen. Alles glitzerte und war von einer solchen Farbenpracht, wie sie wohl noch nie ein lebendes Wesen zu sehen bekam.
Harry vergass vor Erstaunen zu atmen. „Schön", hauchte er leise.
„Das, Harry", sang die zärtliche Stimme, „könnte die Zukunft sein."
„Unglaublich", antwortete Harry.
„Ja. Aber es ist an dir, lieber Harry, dieses götterhafte Werk zu vollenden."
„Was-, was muss ich tun?", Harry schaute hinüber zum verbotenen Wald und sah, wie ein Fuchs mit einem Hasen friedlich in einer Lichtung sass. Das konnte nur das Paradies sein.
„Horche genau meinen Worten:
Das Glück liegt verborgen,
hinter klaren Kaleidoskopseen.
Mach dir nicht Sorgen,
lass es geschehen.
Du musst dich überwinden,
deine wahren Gefühle eingestehen.
Du musst dich selbst finden,
Lass dich in ihnen gehen.
Dein Glück liegt verborgen,
aber nicht in dir.
Du findest es nicht hinter eigenen Pforten,
sondern in einem Menschen deiner Begehr.
Er ist nah und doch so fern,
er scheint zu sein dein Feind.
Er ist hell, wie ein Abendstern,
und trotz allem ist er dein Freund.
Er besticht durch seine Kühle,
doch ist das bloss Schein.
Verleugne nicht deine Gefühle,
und du wirst glücklich sein."
Harry war sprachlos. Was sollten diese Reime bedeuten? „Hallo? Stimme?"
„Harry, meine Zeit läuft ab. Ich muss jetzt gehen", der Singsang wurde immer undeutlicher.
„Was willst du mit diesem Gedicht sagen?", fragte Harry nun lauter. Er wollte nicht, dass es schon vorbei war.
„Du musst wieder zurück, man wartet auf dich!"
„Warte!", Harry merkte, wie er wieder schwerer wurde.
„Ich kann nicht bleiben. Lebe wohl, kleiner Harry!", die Stimme war jetzt nur noch flüsternd zu vernehmen.
Langsam merkte er, wie seine Umgebung immer wie dichter wurde. „Bitte, bleib!"
„Ich – kann – nicht!" war das letzte, was Harry hören konnte.
Schweissgebadet wachte Harry in seinem Bett auf.
Der nächste Tag floss nur zähflüssig dahin. Harry machte sich die ganze Zeit Gedanken über seinen Traum. Er konnte sich zwar nicht mehr an Einzelheiten erinnern, aber er hatte bei ihm ein unglaubliches Glücksgefühl ausgelöst. Wenn er nur noch wüsste, was er geträumt hatte.
Der Gryffindor war so in Gedanken, dass in Verwandlungen es nicht einmal schaffte, eine Schere in einen Krebs zu verwandeln, was seinem Haus einen Punkteabzug einbrachte.
„Harry, was ist eigentlich mit dir los? Du bist doch sonst nicht so unkonzentriert", sagte Hermine in der Mittagspause zu dem Schwarzhaarigen.
„Ich weiss auch nicht", murmelte er, während er lustlos in seinen Fleischvögeln herumstocherte.
„Was ist denn hier los?", fragte Ginny, die sich gerade neben Hermine hinsetzen wollte.
„Harry isst nicht mehr, sagt nichts mehr und er hat heute einen einfachen Verwandlungszauber verpatzt"; rekapitulierte Hermine für Ginny Harrys Morgen.
„Ist er verliebt?", fragte Ginny unverblümt.
„Nein, bin ich nicht", sagte Harry resigniert.
„Na gut, dann anders", Ginny schöpfte sich etwas mit Schicken verfeinerten Bohneneintopf, „in wen bist du verknallt?"
„Aber ich habe doch gerade gesagt, dass –"
„Hallo zusammen!", Dean kam gerade in die Halle und setzte sich neben Rons kleine Schwester, „um was geht's?"
„Harry benimmt sich heute eigenartig", erklärte Hermine und bemühte sich, die Schinkenwürfelchen aus dem Eintopf zu entfernen. „Wieso können die nicht mal was Vegetarisches kochen?", schliesslich gab sie genervt auf und schon den Eintopf beiseite.
„Ach? Ist er verliebt?", fragte Dean interessiert. Hermine und Ginny begannen loszuwiehern.
„Ich bin nicht verliebt!", sagte Harry mit Nachdruck.
„Okay, ich bin flexibel", sagte Dean mit aller Ruhe. „In wen bist du denn NICHT verliebt?"
„Wer ist verknallt?", das war Seamus, der sich mit Ron neben Hermine nieder liess.
„Harry", antwortete Hermine.
„Ich bin nicht verliebt!", langsam fand Harry dieses Gespräch nicht mehr lustig. Dennoch weckte die Idee, dass er verliebt sei, Gedanken in ihm. War er vielleicht verliebt, ohne dass er es gemerkt hatte?
Jedoch viel ihm auf die Schnelle kein Mädchen ein, in das er verliebt sein könnte. Hermine hatte Ron, Ginny schien in Dean verschossen zu sein (auch wenn sie es wohl kaum zugeben würde), Lavender und Parvati waren ihm zu… zu… zu esoterisch. Vielleicht Cho? Er sah zu den Ravenclaw hinüber. Dort sah er sie lachend neben einem anderen Jungen sitzen, der einen Arm um sie schlang. Sie kuschelte sich in seine Arme.
Komischerweise kam nicht einmal Eifersucht in Harry auf. Es liess ihn schlicht kalt. Cho kam also auch nicht in Frage. Einen Moment überlegte er sich sogar, ob er vielleicht in Pansy verknallt war, doch verwarf er den Gedanken schnell wieder. Er wollte nicht eine Bulldogge als Freundin. (Gut, wenn man vielleicht eine Tüte über den Kopf…)
Harry machte sich langsam Sorgen. Allmählich gingen ihm die Frauen auf Hogwarts aus. Okay, da gab es noch McGonagall… Harry schüttelte sich bei dem Gedanken. Vielleicht die Maulende Myrte? Harry musste grinsen. So verzweifelt war er auch wieder nicht.
„Harry, kommst du?", der Grünäugige sah auf und merkte, dass alle um ihn schon aufgestanden waren. „Ja, ich komme", antwortete er Hermine und packte schnell seine Schulmappe und folgte ihr.
„Was haben wir jetzt?", fragte Ron die zwei, während sie die Eingangshalle durchquerten.
„Also, ich habe alte Runen. Und ich glaube, ihr habt Wahrsagen", antwortete Hermine.
„Mist", sagte Ron.
„Okay; wir sehen uns nachher ja eh noch im Pokalzimmer", sagte Harry zu Rons Freundin.
Sie trennten sich und Harry und Ron stiegen die vielen Treppen zum Wahrsageturm hinauf.
Sie kletterten die Leiter in das Turmzimmer hinauf. „Setzen Sie sich, setzen Sie sich", sagte eine rauchige Stimme.
Harry liess sich auf einen Sessel fallen. Er hoffte bloss, dass der Unterricht bald vorbei war.
„Wir werden heute Stoff aus der ersten Klasse repetieren", sagte Professor Trelawney und trat aus dem Schatten des Zimmers. „Sie werden sich gegenseitig ein Sternenhoroskop erstellen. Sie erinnern sich noch sicher genau daran, wie man das macht."
„Ja, weil wir ja in Wahrsagen nichts besseres zu tun haben, als aufzupassen", Ron grinste.
„Nun, falls doch noch Unklarheiten herrschen sollten, finden Sie eine Anleitung in ihrem Buch auf der Seite 182", fuhr die Lehrerin weiter. „Bitte suchen Sie sich einen Partner."
Trelawney verteilte grosse Bögen, in denen sie Planeten und Monde in die richtigen Felder, „Häuser" genannt, eintragen sollten.
Harry arbeitete natürlich mit Ron zusammen.
„Sag mal", sagte Ron, „was bedeutet es, wenn der Mond im siebten Haus ist?"
„Kommt drauf an", antwortete Harry, der sein Buch zu Rate zog. „Ist Jupiter auch noch auch noch in einer speziellen Konstellation mit Mars?"
„Genau!", antwortete Ron. „Was heisst das jetzt für mich?"
„Na ja", antwortete Harry, „hier steht was:
When the Moon is in the Seventh House
And Jupiter aligns with Mars
Then peace will guide the planets
And love will steer the stars
This is the dawning of the Age of Aquarius
The Age of Aquarius
Aquarius!
Aquarius!
Harmony and understanding
Sympathy and trust abounding
No more falsehoods or derisions
Golden living dreams of visions
Mystic crystal revelation
Are the mind's true liberation
Aquarius!
Aquarius!
When the Moon is in the Seventh House
And Jupiter aligns with Mars
Then peace will guide the planets
And love will steer the stars
This is the dawning of the Age of Aquarius
The Age of Aquarius
Aquarius!
Aquarius!"
Nachdem Harry geendet hatte, schaute Ron ihn erstaunt an. „Boa, du kannst ja singen!"
„Findest du?", Harry wurde ganz rot.
„Ja! Du solltest in einer Band singen! Kannst du das wiederholen?", fragte Ron neugierig.
„Sorry, Ron", antwortete der Schwarzhaarige. „Das war eine spontane Aktion, vollkommen ohne Absicht."
„Und was bedeutet das für mein Horoskop?", fragte Ron flüsternd.
„Dass du Wassermann als Tierkreiszeichen bist, natürlich!", sagte Harry ruhig.
Der Rest der Stunde verlief relativ ruhig, wenn man davon absah, dass Neville es tatsächlich fertig brachte, die Karte in Brand zu stecken.
„Auf die nächste Stunde lesen Sie bitte noch mal das Kapitel über Horoskope", sagte Trelawney am Ende der Stunde und entliess sie in die Freiheit.
Als Ron und Harry die Leiter hinunterstiegen, wartete auf dem Vorplatz zum Turm schon Hermine auf sie. „Kommt schon", sagte sie. „Sonst kommen wir noch zu spät ins Pokalzimmer.
Auf dem Weg zu dem Raum sprachen sie kein Wort. Neville zitterte. Dean war so bleich, wie es für ihn möglich war. Seamus und Ron versuchten, möglichst ruhig zu bleiben. Ginny war nicht da, weil sie noch Schule hatte. Lavender und Parvati fummelten sich immer wieder nervös in den Haaren herum und rückten ihre Blumen, die sie darin trugen, zurecht. Nur Harry ging unbeeindruckt die Gänge zum Pokalzimmer entlang. Er war zur Einsicht gekommen, dass es ja doch nichts brächte, wenn er sich aufregen würde.
Im Pokalzimmer warteten bereits die Slytherins, als die Gryffindors eintraten. Sie hatten Blaise Zabini, Crabbe, Goyle und Draco Malfoy geschickt. Wieso allerdings die beiden Gorillas dabei waren, war für Harry ein Rätsel: Er hatte sie noch nie etwas halbwegs Kluges sagen gehört.
„Also", begann Malfoy zu sprechen, „ihr wollt verhandeln. Dann macht eure Vorschläge. Allerdings können wir nicht garantieren, dass wir sie annehmen."
„Gut", sagte Harry so gefühllos wie möglich. „Wir möchten, dass ihr Luna frei gebt. Sie hat euch nichts getan und trägt keine Schuld. Das ist eine Sache zwischen Gryffindor und Slytherin. Da haben Ravenclaws nichts verloren."
„Träum weiter, Potter", sagte der Blonde. Seine beiden Leibwächter knackten böse mit den Händen.
„Okay", sagte Harry. „Macht einen Gegenvorschlag."
„Wir geben euch den dämlichen Breitmaulfrosch und – ", begann Zabini.
„Es ist eine Kreuzkröte! Aus der Familie der Froschlurchen!", Neville hatte die Augen verengt.
„Ja, die könnt ihr von mir aus auch noch haben", fügte Zabini dazu. „Also, wir geben euch die beiden und ihr müsst nichts zahlen."
„Und der Hacken?", fragte Harry.
„Ihr verliert das erste Quidditchspiel der Saison", Zabini grinste nun hämisch.
„Vergiss es!", sagte Ron sofort.
„Anderer Vorschlag", Harry riskierte nun alles. „Wir tauschen die Geisel gegen eine andere aus."
„Gut, wenn du jemanden findest, der das freiwillig mitmacht…", Malfoy blickte den Gryffindor an.
„Haben wir", fuhr Harry weiter. „Mich."
Einen kurzen Augenblick herrschte Erstaunen und Schweigen. Malfoy hatte den Blickkontakt immer noch nicht abgebrochen.
„Harry, mach keinen Scheiss!", sagte Hermine besogt.
„Schon gut, Hermine", antwortete Harry.
„Meint ihr tatsächlich, wir nehmen das einfach so hin?", Zabini schaltete sich wieder ein.
„Nein, warte, Zabini", sagte Malfoy zu seinem Kollegen. Dann wandte er sich an die Gryffindors. „Okay, wir gehen auf euer Angebot ein. Kommt mit."
Malfoy drehte sich um und ging aus dem Zimmer in den Gang, hinab in die Kerker. Die Gryffindors folgten dem Blonden, dicht gefolgt von Crabbe und Goyle. Schliesslich kamen sie vor einer Wand zum stehen.Malfoy drehte sch wieder zu den anderen um. „Potter, komm!"
„Zuerst Luna", antwortete Potter zischend.
„Gut; Crabbe, Goyle? Bewacht ihn"; Malfoy zischte das Passwort, so dass es keiner hören konnte. Die Mauer verschwand und ein Durchgang kam zum Vorschein. Draco verschwand darin. Nach etwa fünf Minuten kam er wieder, Luna vor sich hinschiebend.
„Da habt ihr sie", sagte er barsch und schob das Mädchen hinaus. „Führt ihn herein", wies er seinen beiden Leibwächtern an. Diese packten grunzend Harry an den Oberarmen und zogen ihn hinein. Die Mauer schloss sich wieder und die restlichen Gryffindors standen stumm da.
So, das war das neue Chap! Ich hofe, es hat euch gefallen! Hinterlasst doch ein Review.
