Veränderungen
Disclaimer: Außer meiner durchgeknallten Fantasie gehört alles J.K. Rowling
Warning: Slash! OOC! Minispoiler zu OotP! Viel zu lange und zu verwirrend.
Pairing: Blaise/Ron, Remus/Sirius, Dean/Lavender, Godric/Salazar, Angelina/Alicia, Snape/Narcissa, Draco/Pansy, …
Kommentar1: Es tut mir wirklich wahnsinnig leid, dass ich so lange nicht geupdatet habe, aber unser Internetanschluss hat uns leichte(große) Probleme bereitet. Jetzt ist aber wieder alles in Ordnung und eigentlich müssten die Kapitel nun wieder regelmäßiger kommen.
Kommentar2: Okay, ich muss einmal etwas klar stellen. Ich habe einige Reviews auf eine bestimmte Antwort von mir bekommen, warum es nun offiziell keine H/D Story mehr ist. Ich habe das ein bisschen anders gemeint, als ihr es aufgefasst habt. Ich weiß nicht, ob es euch schon aufgefallen ist, aber ich habe diese Story nur noch auf Harry umgestellt, weil es inzwischen wirklich so ist, dass es mehr um Harry allein geht. Damit meine ich aber nicht, dass Harry und Draco nicht mehr zusammen kommen. Allerdings sage ich auch nicht, dass sie es tun. Doch der einzige Grund für diese Umstellung ist einfach, weil es mehr um Harry geht und nicht weil ich irgendein Pärchen deklarieren will oder eben nicht will.
Und wieder vielen Dank an meine Reviewer yvi, KiraR, SunnyBunny, anna, ano und nym, eulchen, Darkfire, Leandriel-Whitestorm, Kylyen, blub, tinkita, GefallenerEngel, Takuto-kun, Arwen, Snuggles2, LanaKaetzchen, Moin, Leah, RalnaMalfoy, Little Nadeshiko, Shila, Sjerda, Ito-kun, Akuma no Amy, phoenixfeder, Yumiko-chan, Classic-Angel-Amy, Talvi, mrsgaladriel, TheSnitch, Neji, Truemmerlotte, sweetdraci, KleenesKnuddelmuff, Susi, Tienchen16, pandoradoggis, Kerzo, Alyssa, leah-chan01, Pia, Avallyn Black, Guest, Carys L, Zogrem, Lady.Cecilia.Malfoy, phoenix-vulpecula, Mona, Chillkroete, Vero, Lady Claw, eiskugel, Momo-chan21989, Lilith, XxCelinaxX, Samantha Potter, Altron.
- phoenix-vulpecula: Okay! Ich bin zwar immer noch am überlegen ob das ein Kompliment war, aber danke. Nur so viele H/D Szenen gibt's doch gar nicht mehr(noch nicht).
- Lady.Cecilia.Malfoy: 1. Ja, 2. Verrate ich nicht.
- Susi: Eine Party zum 100. Kapitel? Ne, das wäre doch zu albern. Es ist eigentlich auch gar nichts Besonderes. Ich schreibe nämlich gerade am 100. und ich persönlich halte es nicht für ein Jubiläumskapitel.
- Truemmerlotte: 1. Nein, oder zu mindestens weiß ich nichts davon. 2. Verrate ich nicht 3. Ein Single! 4. Mal sehen. Wir sind im April und es passiert noch ‚xxx' und ,xxx' und nicht zu vergessen ,xxx'. Könnte noch ein wenig dauern. Und Fortsetzung? Ja, das ist so eine Sache. Ich hätte schon eine Idee und mir persönlich würde diese dann sogar besser als Veränderungen gefallen. Weiß nur nicht ob ich nach Veränderungen dann tatsächlich noch Lust habe. Wir werden sehen.
- Talvi: Ne, er wurde nicht einfach abgesetzt. Er war es nur nie. Harry hatte früher keinen Kontakt zu Theo, sonst hätte er dies schon längst bemerkt.
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Obwohl Harry kurz nach seiner Entdeckung von Peter Pettigrew in den Hohlräumen der Slytherinwände zu Dumbledore gestürmt war und diesem von der Neuigkeit berichtet hatte, konnte dieser kaum etwas dagegen tun.
Solange Remus den Namen Pettigrew nicht zurück auf die Karte des Rumtreibers brachte, würden sie ewig nach der Ratte suchen.
„Die Hohlräume in den Kerkern sind zu groß", hatte ihm Dumbledore erklärt, „Man würde Jahrhunderte brauchen um alles zu durchsuchen."
Allerdings war sich Harry ziemlich sicher, dass Dumbledore längst von dieser Neuigkeit gewusst hatte, da er kaum überrascht reagierte.
Doch immerhin wusste Dumbledore immer mehr als er zugab.
Harry bezweifelte kaum noch Snapes Theorie mit dem verfluchten Zauberstab und er war sich ziemlich sicher, dass auch dies Dumbledore nicht unbekannt war.
Seit diesem ereignisvollen Samstag war inzwischen eine weitere Woche vergangen und alle fieberten dem Ausgang der Ministerwahlen am Sonntag entgegen.
Selbst Ron vergaß ein paar Mal seine Wut auf Harry und fachsimpelte mit diesem über die möglichen Minister, bis er sich wieder an den Streit erinnerte und danach mit Dean oder Seamus weiter sprach.
Harry fand Rons Sturheit ziemlich bescheuert, da er sich wieder prima mit Blaise verstand und dieser ihren Streit niemals erwähnte.
Er hielt sich sogar zurück, wenn es um Theodore ging und beleidigte diesen viel weniger.
Das half natürlich nichts gegen Theodores Beleidigungen, da dieser den unausgesprochenen Waffenstillstand nicht akzeptierte.
„Ich mag ihn halt nicht", sagte Theodore, als ihn Harry wieder einmal auf den Grund für ihren Streit ansprach.
Sie hatten es sich gerade unter einer Eiche gemütlich gemacht um gemeinsam die Hausaufgaben für Snape zu erledigen.
„Du sagtest einmal, dass es an deinem Vater liegen würde", erinnerte sich Harry, „Erklär mir wenigstens das."
„Ich spreche nicht gerne über ihn", sagte Theodore.
„Du musst auch nicht die Lebensgeschichte deines Vaters erzählen", meinte Harry.
Theodore seufzte laut und blickte danach mit seinen grünen Augen intensiv in Harrys ebenfalls grüne Augen.
„Dich interessiert es wirklich, was?", fragte er amüsiert.
„Ich mag eben euch beide und ich hasse es, wenn ihr euch streitet", erklärte Harry.
„Du bist komisch", meinte Theodore, „Dich interessiert es mehr, dass ich mich mit Zabini verstehe, als du dich mit Weasley."
„Ron ist ein Idiot", sagte Harry, „Er versteht einfach nicht, dass jeder Mensch seine kleinen Geheimnisse braucht."
„Die sind wichtig", gab ihm Theodore Recht.
„Außerdem erzählt er mir auch nicht alles", fuhr Harry fort, „Ich habe erst durch Blaise erfahren, dass sie verlobt sind."
„Was ist eigentlich dein großes Geheimnis?", fragte Theodore neugierig.
„Wenn ich es Ron nicht erzähle, werde ich es dir wohl kaum erzählen", meinte Harry.
Theodore wirkte ein wenig verletzt, doch sobald er Harrys besorgten Blick bemerkte, grinste er diesen wieder gutgelaunt an.
„Du bist im Recht", sagte er, „Jeder braucht seine Geheimnisse, sonst wäre das Leben doch langweilig. Das kannst du Weasley gerne ausrichten."
„Das kann ich nicht", widersprach Harry, „Ron redet kaum noch mit mir."
„Dann lässt du's eben", Theodore zuckte mit den Schultern, „Er ist selbst schuld, wenn er deswegen eure Freundschaft gefährdet."
Harry musste zugeben, dass Theodore nicht so Unrecht hatte, doch er würde hierbei nicht so einfach aufgeben.
Er mochte inzwischen viele Freunde haben, doch Ron blieb als sein erster Freund überhaupt etwas Besonderes und das konnte nicht einmal Hermione ausgleichen.
Jedoch benötigte Harry nicht lange um zu bemerken, dass das ganze Gespräch über Ron nur eine Ablenkung des eigentlichen Themas war.
„Guter Versuch, Theo", sagte Harry, „Und jetzt erzähl."
„Mist", fluchte Theodore leise, „Ich hatte gehofft, du würdest es vergessen."
„So etwas vergesse ich nicht, " erwiderte Harry, „Ich habe ein Gedächtnis wie ein Elefant."
„Das erklärt dann wohl auch, warum du immer vergisst die Zitterwurzel zu schälen", sagte Theodore und spielte damit auf einem Vorfall in Zaubertränke vor einigen Tagen an.
Sowohl Theodore als auch Lavender hatten sehr erleichtert gewirkt, als sie von dem Partnertausch erfahren hatten.
Allerdings hatte Theodore dabei noch nicht gewusst, wie gut Harry in Zaubertränke war und auch nach zehnmaliger Erwähnung, dass die Zitterwurzel geschält werden musste, hatte sie Harry ungeschält in den Kessel geworfen und diesen somit zum Explodieren gebracht und dadurch zwanzig Punkte Abzug von Gryffindor erreicht.
„Lenk nicht schon wieder ab", bat Harry, „Ich will es wissen."
„Warum? Ich frage dich doch auch nicht, warum du dich jetzt wieder mit Draco verfeindet hast", erwiderte Theodore.
Harry konnte daraufhin nichts argumentieren, da ihn Theodore als einziger Schüler in Hogwarts nicht über die neu erwachte Feindschaft befragt hatte.
Alle anderen waren ihm stundenlang gefolgt und Lavender Brown hatte ihm sogar nach einem Exklusivinterview für HogNews gefragt, das er jedoch dankend abgelehnt hatte.
Jedoch war Hermione die Einzige, die tatsächlich den wahren Grund dahinter kannte und darüber jedes Mal nur ungläubig den Kopf schütteln konnte.
Sie fand dieses ewige Hin und Her einfach nur lächerlich, bemitleidete Harry jedoch nicht, da er ihrer Meinung nach, selbst Schuld an diesem Schlammassel sei.
„Na gut", seufzte Harry, „Ich gebe es auf!"
„Prima", grinste Theodore, „Dann sind wir alle zufrieden."
„Irgendwann wirst du es mir aber erzählen", sagte Harry selbstsicher, wodurch sich Theodore merklich ein schalendes Lachen verkneifen musste.
„Wir sollten weiter machen", schlug Theodore vor und wies auf ihren unbeendeten Aufsatz über die Verwendung von Zitterwurzeln.
Theodore hatte sogar eine Zitterwurzel mitgenommen, die nun neben ihnen in einem Plastiksack zitterte und als optisches Hilfsmittel für Harry eingesetzt wurde.
Mit Theodore war es wesentlich einfacher zu lernen als mit Hermione oder Draco, da er sich zwar über jeden Fehler Harrys köstlich amüsierte, aber darüber nicht wütend oder altklug wurde.
Als sich die ersten Wolken am blauen Himmel bildeten, wollte Harry in die Bibliothek gehen, doch Theodore winkte nur ab und meinte, dass es sowieso noch ewig dauern würde, bis die ersten Tropfen fielen.
Damit lag er gar nicht so weit daneben, da es erst leicht zu nieseln begann, als sie gerade fertig wurden.
„Perfektes Timing", sagte Theodore stolz und packte ihren Aufsatz in seinen Rucksack, der das Familienwappen der Notts, eine grüne Rose, trug.
Er setzte noch einen Zauber ein um seinen Rucksack wasserdicht zu machen, bevor sie langsam durch den Nieselregen zum Schloss zurückgingen.
„Ich liebe Regen", sagte Theodore und blickte begeistert zu der grauen Wolkendecke am Himmelsfeld.
Seine Augen begannen beinahe zu strahlen, als er den ersten Blitz bemerkte.
„Scheint ein Gewitter zu werden", meinte Harry.
„Umso besser", freute sich Theodore und streckte seine Arme aus um den leichten Regen besser spüren zu können.
Harry schüttelte über das ungewohnte Verhalten des aschblonden Slytherin nur seinen Kopf und beobachtete dessen gute Laune durch den immer stärker werdenden Regen.
Doch als Theodore seine Arme in die Luft hob und dabei sein Ärmel ein wenig hinunterrutschte, blieb beinahe Harrys Herz stehen.
An Theodores linkem Unterarm prangte ein schwarzes Zeichen, das Harry auszulachen schien.
Er erstarrte in seiner Bewegung und blickte völlig geschockt auf Theodores Unterarm.
Blaise hatte also doch Recht behalten!
„Ist was?", fragte Theodore verwirrt und nahm seine Arme wieder herunter.
Ohne eine Antwort zu geben, holte Harry aus und schlug Theodore fest ins Gesicht.
Dieser fiel auf Grund des Schlages auf den durchnässten Boden und sah Harry fassungslos an.
„Was sollte das nun wieder?", fragte er.
„Du hinterhältiges Arschloch", zischte Harry, „Ich habe dich immer vor Blaise und den anderen verteidigt, wenn sie dich als Todesser beschimpft haben. Und was muss ich nun feststellen? Sie hatten Recht!"
„Von was redest du bitte?", erkundigte sich Theodore verwirrt.
„Ich habe es gesehen", antwortete Harry, „Ich habe das Mal gesehen."
Theodore schien angestrengt zu überlegen, bis plötzlich deutlich eine Erkenntnis in seinen Augen erschien.
„Meinst du etwa das?", fragte er amüsiert und zog seinen Ärmel ein Stückchen hinauf um Harry das schwarze Zeichen zu zeigen.
Harry fragte sich warum es Theodore auch noch lustig fand, wenn er gleich an die Auroren verraten würde, doch dann blickte er nochmals genauer auf das Zeichen.
Es war nicht das dunkle Mal, sondern ein schwarzer Skorpion, der auf Theodores Unterarm prangte.
„Das ist nicht das dunkle Mal", sagte Harry fassungslos.
„Habe ich auch nie behauptet", erwiderte Theodore und rieb sich die Wange, die Harry bei seinem Schlag getroffen hatte.
„Was ist das dann?", fragte Harry.
„Eine Tätowierung, das sieht man doch", antwortete Theodore, „Ich bin nämlich Skorpion."
„Im Sternzeichen?", fragte Harry verwirrt.
„Nein, als Teilzeitberuf", erwiderte Theodore sarkastisch.
„Musstest du dir ausgerechnet diese Stelle aussuchen?", fragte Harry weiter.
„Ich wusste bis zum Sommer nicht, wo sich das dunkle Mal befindet", rechtfertigte sich Theodore, „Dieses Ding habe ich schon seit zwei Jahren an dieser Stelle. Das war eine verlorene Wette mit meiner Cousine."
Harry blickte betreten zu Boden, denn ihm war das ausgesprochen peinlich.
Kaum sah er etwas an einem Unterarm, vermutete er schon das dunkle Mal dahinter.
Wenn er nicht aufpasste, würde er bald so paranoid wie Mad-Eye Moody werden.
„Tut mir leid", entschuldigte er sich ehrlich und half dem aschblonden Slytherin vom Boden auf.
„Du kannst dich glücklich schätzen, dass Crabbe und Goyle nicht in der Nähe waren", murmelte Theodore leise, „Ich wüsste nicht, was die Beiden mit dir getan hätten."
„Du erzählst es ihnen doch nicht?", fragte Harry besorgt.
Geistig war er den beiden Gorillas zwar überlegen, doch würde ihm das nicht viel helfen, wenn sie ihn Beide aufhielten.
„Harry, das war keine Drohung", erklärte Theodore etwas verdutzt, „Ich meinte das nur allgemein."
„Ich habe es auch nicht als Drohung verstanden", sagte Harry und wagte es weiterhin nicht dem aschblonden Slytherin in die Augen zu sehen.
Was musste dieser jetzt von ihm denken?
Wahrscheinlich dachte dieser nun, dass Harry nur noch darauf wartete bis Theodore irgendetwas tat, das ihn als Todesser auszeichnen würde.
Harry bemerkte nicht einmal, wie sich der sanfte Nieselregen in schwere Tropfen verwandelte, die nun unaufhaltsam auf sie prasselten.
Ihm wurde es zwar eiskalt, da sein Gewand völlig durchnässt war, doch dies versuchte er zu ignorieren.
„Bleiben wir hier stehen?", sprach ihn Theodore an
„Du magst doch Regen", sagte Harry und blickte immer noch nicht auf.
Harry hörte wie Theodore genervt seufzte und plötzlich spürte er die Hand des Slytherins an seinem Kinn, die es sanft anhob und er dadurch nun Theodore direkt ansah.
Die aschblonden Haare waren völlig nass und klebten förmlich an Theodores Kopf, dem das aber kaum störte.
„Du bekommst jetzt doch nicht Schuldgefühle?", fragte Theodore ihn besorgt.
Da Harry darauf nicht antwortete, sprach er weiter: „Ich nehme dir das nicht übel! Mir war schon klar, dass du so etwas vermuten würdest, nachdem du so viel Zeit mit Zabini verbringst."
„Es tut mir wirklich leid", beteuerte Harry.
Theodore winkte beruhigend ab, doch trotzdem behielt Harry noch ein ungutes Gefühl bei dieser Sache.
Er wäre sicher fuchsteufelswild, wenn man ihn einfach so als Todesser beschimpfen würde und er dafür auch noch einen Schlag erhalten dürfte.
„Lass es gut sein, Harry", sagte Theodore, während sich eine feuchte Haarsträhne löste und in sein Gesicht fiel.
„Ich halte dich nicht für einen Anhänger Voldemort! Ich vertraue dir", versicherte Harry sanft und er strich liebevoll die gelöste Haarsträhne aus Theodores Gesicht.
Kaum zog er seine Hand zurück, näherte sich ihm plötzlich Theodore und küsste ihn sanft auf die Lippen.
Harry erstarrte sofort und fragte sich nur nebenbei, ob das nun immer seine Reaktion sein würde, wenn ihn einmal jemand küsste.
Doch im nächsten Moment entspannte er sich ein wenig und erwiderte den Kuss sanft.
Er erinnerte sich noch an seinen ersten Kuss mit Theodore, als dieser nur ihre gegenseitige Anziehungskraft testen wollte, doch dieser war kein Vergleich zu dem jetzigen gewesen.
Harry konnte nicht bestreiten, dass es ihm gefiel.
Es fühlte sich anders an als bei Draco oder Cho, aber nicht ungut.
Er beachtete nicht den Regen, der immer mehr sein Gewand durchnässte, sondern konzentrierte sich nur auf die sanften Lippen, die fordernd seine eigenen berührten.
Sie trennten sich erst von einander, als ein lautes Hundegebell die friedliche Stimmung durchbrach.
Harry blickte zum Rand des verbotenen Waldes, bei dem gerade Fang aufgeregt um ein silbernes Linyinwin rannte.
Das Linyinwin entpuppte sich als Moonshine, der laut maunzend an den beiden Jungen vorbei ins Schloss lief.
Fang zögerte keine Sekunde, sondern folgte dem Kater.
Harry wollte zuerst Moonshine zu Hilfe kommen, doch dann fiel ihm ein, dass er seit dem Partnerwechsel nicht mehr für Moonshine zuständig war und ließ es bleiben.
Dies war nun das Problem von Lavender und Draco.
Theodore räusperte sich leise, wodurch Harrys Aufmerksamkeit wieder auf den aschblonden Slytherin gerichtet wurde.
„Hast du Lust mit mir zum morgigen Quidditch- Spiel zu gehen?", fragte Theodore leise.
„Ähm…klar", antwortete Harry ein wenig verdutzt.
Durch die Ministerwahlen hatte er völlig das Spiel Ravenclaw gegen Hufflepuff vergessen.
„Okay", freute sich Theodore, „Wir sehen uns dann morgen."
Er küsste Harry auf die Wange, bevor er mitsamt dem Rucksack im Regen verschwand.
Harry blieb noch einen kurzen Moment starr im Regen stehen, bis es ihm schließlich doch zu kalt wurde und er ebenfalls ins Schloss ging.
An einer Wand gelehnt stand dort Draco, doch diesen bemerkte er erst, als er stehen blieb um einen Trockenzauber an sich zu verwenden.
Er blickte kurz zu dem blonden Slytherin, bevor er desinteressiert in eine andere Richtung sah und dabei das Verlangen unterdrückte, Draco einfach zu umarmen.
Es würde scheinbar doch schwerer werden seine Gefühle für diesen zu ignorieren als er dachte.
Er spürte deutlich Dracos stechenden Blick in seinem Hinterkopf, als er bei diesem vorbeiging.
„Lügner", sagte Draco leise, doch trotzdem hatte ihn Harry verstanden und blieb auf der Stelle stehen.
„Wie bitte?", fragte er und drehte sich zu dem Blonden um.
„Lügner", wiederholte Draco und blickte Harry direkt in die Augen, „Du hast mir einmal versprochen, dass du niemals mit Nott zusammen gehen würdest." Seine blaugrauen Augen wirkten enttäuscht und müde, als er dies Harry offenbarte.
„Aber da sieht man mal wieder, wie verlässlich die Versprechen von Gryffindors sind", fügte Draco hinzu.
„Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst", sagte Harry, während sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen ausbreitete.
Wenn ihn Draco mit Theodore gesehen hatte, konnte er sich auf eine anstrengende Zeit vorbereiten.
„Harry Potter und der Kuss im Regen! Das wäre doch mal eine tolle Geschichte für HogNews", meinte Draco und sofort schlug Harrys Herz schneller.
Draco hatte ihn also doch gesehen!
„Das war nicht so wie es aussieht", verteidigte sich Harry, „Es ist einfach passiert. Es war ein spontaner Akt, weiter nichts."
„Und deswegen hast du morgen ein Date mit ihm?", fragte Draco und Harry konnte schwören, dass er ein wenig Eifersucht aus der Stimme des Slytherins heraushörte.
„Ich habe kein Date mit Theo, " widersprach Harry, „Wir gehen nur zusammen zum Quidditch- Spiel…Außerdem, warum spionierst du mir nach?"
„Ich habe dir nicht nachspioniert", erwiderte Draco, „Ihr wart nur zufällig auf meinem Weg."
„Natürlich", sagte Harry ohne ein Wort davon zu glauben.
„Ich lüge nicht", erwiderte Draco kühl, „Im Gegensatz zu anderen Zauberern."
„Theodore und ich haben nichts miteinander", wiederholte Harry, „Der Kuss war eine einmalige Sache."
„Weshalb hast du dich dann mit ihm verabredet?", wollte Draco wissen.
„Das habe ich nicht", sagte Harry, „Wir gehen nur zum Quidditch- Spiel. Wir haben kein Date."
„Wie naiv kann ein einziger Mensch eigentlich sein?", fragte Draco amüsiert.
„Was meinst du?", fragte Harry verwirrt.
„Wenn dich jemand küsst und dich danach fragt, ob du mit ihm oder ihr irgendwo zusammen hingehen willst, ist das meistens nicht einfach nur freundschaftlich", erklärte Draco, „Aber wer weiß! Vielleicht irre ich mich! Vielleicht ist in Harrys Lalaland alles anders."
„Ich habe kein Date mit Theo", wiederholte Harry nun schon ziemlich gereizt.
Seine Hand griff automatisch zu seinem Zauberstab um einfach einen Fluch an Draco zu hexen, doch im letzten Moment schaltete sich sein rationales Denken wieder ein und er ließ seinen Zauberstab unangetastet in seiner Umhangtasche.
Er musste wirklich lernen, wie er sein Temperament zügeln konnte.
Vielleicht würde ihn das Snape ebenfalls lehren, nachdem er mit den Unverzeihlichen fertig wäre.
„Und selbst wenn ich eines hätte", fügte Harry kühl hinzu, „Was geht es dich an?"
„Ich wollte nur wissen, ob du dich an das Versprechen erinnern kannst", antwortete Draco.
„Das ist nicht dein Problem", sagte Harry, „Außerdem gelten Versprechen unter Feinden nicht."
Dracos Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen, doch wunderlicherweise erwiderte er darauf nichts.
Er blickte Harry nur lange an, bevor er ohne ein weiteres Wort an Harry vorbei, die Treppen hinunter in die Kerker ging.
Harry verstand dieses Verhalten des Slytherins nicht.
Es war nicht seine Idee gewesen, dass sie nun wieder Feinde sein mussten.
Er hatte eigentlich an befreundete Bekannte gedacht, doch Draco hatte es wieder einmal völlig verdrehen müssen.
Warum wurde dann dieser bloß wütend, wenn ihn Harry an seine eigene Idee erinnerte?
Er würde Draco Malfoy niemals vollkommen verstehen können.
Dazu war der Slytherin einfach viel zu widersprüchlich, doch eigentlich war es genau das, was Harry an ihm gefiel.
Man konnte Dracos Reaktion nie vorhersagen und deshalb wurde es auch niemals mit diesem langweilig.
Doch eigentlich war Dracos merkwürdiges Verhalten sein geringstes Problem!
Viel mehr sorgte er sich um Dracos Vorwurf!
Hatte er wirklich ein Date mit Theodore?
Er hatte es eigentlich für eine freundschaftliche Einladung gehalten, doch wenn er nun genau darüber nachdachte, war es in Theodores Augen wahrscheinlich tatsächlich eine Verabredung.
Harrys Magen krampfte sich bei dem Gedanken daran zusammen.
Er hatte eigentlich noch nie eine richtige Verabredung gehabt!
Sowohl mit Draco als auch mit Cho war er mit mehr oder weniger Komplikationen sofort in einer Beziehung gewesen, doch so etwas wie ein Date hatten sie nie gehabt.
Er wusste nicht einmal was man bei einem Date tun sollte, geschweige denn bei einem wo man erst nach der Zustimmung erfuhr, dass es überhaupt eines war.
Er könnte noch schnell mit Theodore reden um dieses Missverständnis aufzuklären, jedoch wollte er in keiner Weise dessen Gefühle verletzen.
Doch wenn er nun dorthin gehen würde, hätte er danach sicherlich große Probleme mit George Weasley.
Harry raufte sich die Haare; es war einfach zu kompliziert.
Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein heller Blitz die Eingangshalle beleuchtete.
„Elendes Wetter", murmelte Harry, bevor er nun seinen Weg zum Gryffindor- Turm fortsetzte.
Schon von weiten konnte er Salazar Slytherin und Helga Hufflepuff miteinander streiten hören.
„Muggelgeborene verdienen das Leben genauso wie wir", sagte Helga soeben.
„Sie können leben, aber bitte auf einer Insel im Pazifik, wo sie uns nie wieder belästigen können", erwiderte Salazar kühl.
„Du bist unmöglich", kreischte Helga.
„Ich bin untröstlich", sagte Salazar sarkastisch.
Harry bog in ihren Gang, als Helga wütend Salazar in Rowenas Portrait zerrte und ihn dort in den See warf.
„Das hast du jetzt davon", meinte sie.
„Hilfe! Wasser! Es ist so gefährlich! Ich schmelze", sagte Salazar sarkastisch, worauf Godric Gryffindor mit den Augen rollte und sehr glücklich über Harrys Ankommen zu sein schien.
„Das geht seit Tagen schon so", erklärte er dem schwarzhaarigen Gryffindor mit deutlich genervter Stimme.
Harry schmunzelte darüber nur ein wenig, bevor er das Passwort(„Pflaumenkompott") sagte und Godric den Zugang öffnete.
Harry wollte sich eigentlich nur noch in seinen Lieblingsstuhl neben dem Kamin setzen und all seine Sorge vergessen, doch unglücklicherweise saß Ron in genau diesem.
Der Rothaarige bemerkte Harry und machte sich provokant in dem Stuhl breiter.
„Ron, ich habe es satt", sagte Harry laut, „Du benimmst dich wie ein kleines Kind! Armer kleiner Roni muss gleich schmollen, wenn ihn mal etwas nicht gesagt wird. Er ist ja so arm!" Harrys Stimme triefte vor Sarkasmus, doch das war dem Schwarzhaarigen egal.
„Weißt du Ron", sagte Harry, „Du erzählst mir auch nicht alles. Ich wette es gibt hunderte Geheimnisse, die ich nicht von dir kenne."
„Es geht mir nicht darum, dass du Geheimnisse vor mir hast", verbesserte Ron, „Gegen Geheimnisse habe ich nichts. Mich stört es nur, dass Hermione immer besser Bescheid weiß als ich. Ich will auch einmal etwas vor ihr erfahren."
„Du willst etwas vor ihr erfahren?", fragte Harry genervt, „Gut, das kannst du. Ich glaube, ich habe ein Date mit Theo."
Rons Augen weiteten sich erstaunt, während sich Harry auf den Rand von Rons Stuhl setzte und sich verzweifelt durch die Haare fuhr.
„Ich weiß nicht was ich tun soll", seufzte Harry.
Ron betrachtete ihn eine Weile, bevor er seine Wut auf Harry ignorierte und ihm tröstend über den Arm streichelte.
„Warum glaubst du, dass du ein Date mit Nott hast?", fragte Ron besorgt, „So etwas weiß man normalerweise doch."
„Ich dachte es sei freundschaftlich gemeint", gestand Harry peinlich berührt und er erzählte Ron von dem Kuss, der Einladung zum Quidditch- Spiel und Dracos Reaktion darauf.
Der Rothaarige unterbrach ihn kein einziges Mal, sondern lauschte ihm ehrlich interessiert.
Als Harry endete, hatten sich Rons Lippen zu einem Grinsen verzogen.
„Ich gebe es ungern zu, aber Malfoy hat recht", sagte Ron, „Du bist naiv. Dachtest du wirklich, dass es nur freundschaftlich ist, nachdem er dich geküsst hat?"
„Ähm…ja", antwortete Harry, dessen Gesicht in jeder vergangenen Sekunde röter wurde.
Langsam begann er sich wirklich für seine Naivität zu schämen.
Er hätte wirklich ahnen können, dass Theodore an mehr als eine freundschaftliche Einladung gedacht hatte.
„Oh Merlin", seufzte Ron und rollte theatralisch mit den Augen, „Ich lasse dich nur eine Woche allein und du schaffst es gleich dich in so einen Schlammassel zu bringen."
„Da siehst du's! Ohne dich bin ich hoffnungslos verloren", sagte Harry.
Ron blickte ihm einen Moment in die Augen und stand danach von Harrys Lieblingsstuhl auf und setzte sich in den Gegenüberliegenden.
Harry nickte leicht, bevor er sich auf den wieder freigewordenen Stuhl niederließ.
Diese Geste war eine unausgesprochene Versöhnung zwischen ihnen und Harry schätzte das sehr.
Er mochte lange Entschuldigungsreden sowieso nicht.
„Darf ich dir einen Rat geben?", fragte Ron zögerlich.
„Sicher", antwortete Harry, „Allein weiß ich sowieso nicht, was ich tun soll."
Ron schmunzelte darüber ein wenig, doch antwortete er nicht sofort, da einige Gryffindor- Mädchen soeben durch den Gemeinschaftsraum gingen.
Er wartete bis diese den Turm verlassen hatte, bevor er vorschlug: „Geh mit ihm aus."
„Ich soll was?", fragte Harry entsetzt, „Das kann ich nicht. George…"
„George wird es verstehen", meinte Ron abwinkend, „Ihr geht doch nur gemeinsam zu einem Quidditch- Spiel und nicht gleich zum Traualtar. Wenn es funkt, ist es schön für dich. Dann hättest du wieder jemanden und wenn es das nicht tut, ist es auch noch lange kein Weltuntergang…Zu mindestens hättest du dann wieder ein wenig Spaß."
„Dir ist schon klar, dass wir soeben von Theodore Nott reden?", erkundigte sich Harry, „Der selbsternannte Todfeind deines Verlobten?"
„Ich habe auch lange benötigt um Malfoy zu akzeptieren", meinte Ron achselzuckend.
„Aber ich bin an Theo nicht in dieser Weise interessiert", sagte Harry.
„Noch nicht", grinste Ron, „Das kann sich noch ändern."
„Ich weiß nicht", murmelte Harry nachdenklich, „Ich sehe mich nicht in einer Beziehung mit Theo. Das wäre zu merkwürdig!"
„Für ein einfaches Date machst du viel zu viel Wirbel darum", meinte Ron, „Geh hin! Sieh dir an, wie es läuft und dann kannst du immer noch nein sagen."
Harry leuchtete Rons Vorschlag zwar ein, doch trotzdem verengte sich sein Magen unangenehm, wenn er an Theodore und Date in einem Satz dachte.
Es war nicht so, dass er Theodore nicht mochte, aber dieses eine Date konnte seine inzwischen sowieso minimalen Chancen bei Draco zerstören.
Allerdings hatte Ron Recht.
Vielleicht funkte es tatsächlich zwischen ihm und Theodore und dadurch würde sich das Thema Draco sowieso erledigen.
„Okay", sagte Harry, „Ich werde hingehen…Aber was mache ich mit George?"
„Er wird euch nicht sehen", versicherte Ron.
Harry wünschte, dass er Rons Zuversicht besitzen würde.
„Er wird euch sicherlich nicht sehen", sagte Ron, „Er muss kommentieren! Wie soll er das tun, wenn er auf etwas anderes als das Spiel sieht?"
Selbst Harry fiel darauf kein passendes Argument ein.
George würde auf das Spiel achten und nicht auf die anwesenden Zuschauer.
„Sollen Blaise und ich mitkommen?", bot Ron an.
„Das ist wohl nicht so eine gute Idee", antwortete Harry, „Ich will nicht, dass sich Theo bei unserem ersten Date mit deinem Verlobten prügelt."
„Ist mir sehr recht", grinste Ron, „Dann können wir den ganzen Tag im Bett verbringen."
„Lustmolch", murmelte Harry, was Rons Grinsen nur noch breiter werden ließ.
Den Rest des Nachmittags verbrachten sie weitgehend friedlich miteinander.
Nur einmal stritten sie sich wieder, als Harry sagte, dass er nicht an einen Sieg Percys bei den Ministerwahlen glaubte.
Immerhin kannte er die Zahlen aus dem Ministerium, aber dies konnte er Ron nicht berichten, da diese Zahlen niemals öffentlich gemacht wurden und er daher eigentlich nicht von den Zahlen wissen durfte.
Deswegen musste er sich stundenlang anhören, wie toll es wäre, einen Minister in der Familie zu haben.
Ron ähnelte ein wenig den Zwillingen als er davon sprach.
Selbst als sie sich abends für das Abendessen an den Gryffindor- Tisch setzten, behaarte Ron auf einen Sieg Percys.
Vom Slytherin- Tisch hörte Harry, wie einige von den Schülern auf Lucius Malfoys Sieg hofften.
„Idioten", kommentierte Ron nur, „Malfoy kann Percy niemals schlagen."
Harry biss sich auf die Lippen um zu verhindern, dass er Ron aufklärte, dass Lucius Malfoy sehr wohl weit vor Percy lag und damit die besten Chancen auf den Ministertitel hatte.
Dies schien selbst Hermione zu glauben, da sie Ron vorsorglich nicht widersprach, auch wenn ihre Augen deutlich eine andere Meinung zeigten.
„Liebe Schüler", sagte plötzlich Dumbledore und brachte somit sämtliche Gespräche an den Tischen zum Stillstand.
Es war schon lange her, dass Dumbledore eine Ansage gemacht hatte, weswegen die Schüler dementsprechend neugierig waren.
Selbst Harry blickte interessiert zum Lehretisch und bemerkte dabei erstmals die Abwesenheit von Remus.
Er entschloss sich daraufhin spontan, nach dem Essen bei Remus vorbei zu sehen.
„Meine lieben Schüler und Schülerinnen", begann Dumbledore und ließ seinen Blick über die verschiedenen Tische schweifen, wobei er den Gryffindor- Tisch und besonderst Harry am Längsten ansah.
„Wie ihr sicher wisst, finden morgen die Ministerwahlen statt", fuhr Dumbledore fort, „Da ihr nicht nach Hogsmeade gehen dürft, werden den ganzen morgigen Vormittag Wahlkabinen und Beamte des Ministeriums in der großen Halle sein. Ich lade alle Volljährigen unter euch ein, diese Möglichkeit zum Wählen zu nützen. Eure Stimme könnte der ausschlaggebende Punkt in diesen Wahlen sein."
„Natürlich gilt das Selbe für unsere Lehrer", fügte Dumbledore mit einem Schmunzeln in Richtung des Lehrpersonals hinzu.
Danach wünschte er allen Schülern noch einen guten Appetit und ließ sich wieder auf seinem Stuhl sinken.
„Klasse", sagte Fred begeistert, „Dachte schon, dass Percy auf unsere Stimmen verzichten muss."
George nickte darauf zustimmend.
„Ich will auch wählen", grummelte Ron.
Daraufhin scherzten die Zwillinge über sein junges Alter, was nur dazu führte, dass Ron den Rest des Abendessens schmollend zu sich nahm.
Sobald Harry sein eigenes Essen beendet hatte, entschuldigte er sich bei seinen Freunden und verließ die große Halle.
Mrs. Norris verfolgte ihn bis zu Remus' Sternenportrait, doch er hatte sich angewöhnt diese nicht mehr zu beachten.
Sie blieb artig stehen, während Harry an das Portrait klopfte.
Er musste nicht lange warten, bis sich dieses öffnete, doch staunte er nicht schlecht, als er seinen Einlasser sah.
Louis, das kleine Kokos blickte zu ihm hoch, bevor es begeistert Harrys rechtes Bein umarmte.
„Lange nicht mehr gesehen", grüßte Harry das Kokosnussähnliche Wesen und hob es zu sich hoch.
Mit Louis in den Armen betrat er Remus' Wohnung und versicherte sich, dass Mrs. Norris immer noch an derselben Stelle stand, bevor er das Gemälde schloss.
Je tiefer er in die Wohnung trat, desto genauer musste er aufpassen um nicht über eines der vielen Bücher am Boden zu stolpern.
Einen Moment dachte er daran, dass Sirius zurückgekommen war, weil Remus sonst nie so ein Durcheinander akzeptieren würde, doch dies war nur Wunschdenken und er wusste das.
Inmitten der Bücher saß Remus am Boden und hatte einen spiralförmigen blauen Stab in seiner Hand, während er sich über die am Boden ausgebreitete Karte des Rumtreibers beugte.
„Hi", grüßte ihn Harry vorsichtig.
„Hallo Harry", sagte Remus ohne dabei aufzublicken.
Seine Hände zitterten, als er den spiralförmigen Stab über die Karte hob.
„Soll ich wieder gehen?", fragte Harry beunruhigt.
Remus sah ihm kurz in die Augen und schüttelte seinen Kopf.
Danach wandte er sich wieder der Karte und dem Stab zu.
Er flüsterte leise eine Zauberformel, wodurch sich die Spitze des Stabes öffnete und einen dünnen silbernen Faden freigab.
Seine Hände zittern nur noch mehr, als er diesen vorsichtig auf die Karte sinken ließ.
Doch kaum berührte der Faden die Karte, stieg Rauch auf und die Karte klappte unter gewaltigen Lärm zusammen.
„Mist", fluchte Remus und schleuderte den Stab gegen eine Wand, an der er in zwei Teile zerbrach und der silberne Faden auf den Boden schwebte.
„Alles in Ordnung?", fragte Harry besorgt.
Normalerweise war Remus ein sehr ruhiger Mensch und wurde nur am Tag des Vollmondes etwas aggressiver.
„Nein", gestand Remus ernst, „Ich schaffe es einfach nicht…Tee?"
„Ja, bitte…Was schaffst du nicht?", fragte Harry.
„Alles", antwortete Remus, bevor er sich zögerlich erhob und Harry in die Küche bat, in der er am Herd einen Kessel Wasser aufstellte.
„Setz dich doch", bat Remus und löste Louis von Harrys Beinen.
„Ich sperre ihn nur schnell im Schlafzimmer ein", erklärte Remus, „Es ist sehr anstrengend geworden, seit er den Eingang öffnen kann."
Sobald Remus die Küche verlassen hatte, schweifte Harrys Blick durch den altmodisch eingerichteten Raum, bis sein Blick am Tisch und einer darauf liegenden Zeitung hängen blieb.
Diese nannte sich Der Wochenwolf und ihre Schlagzeile war eine Studie, über eine längere Lebenserwartung von Werwölfen, wenn sie Tee wie Muggel kochten.
Das erklärte auch, warum Remus ihren Tee ohne magische Hilfe machte.
Harry blätterte durch die Zeitung und bemerkte, dass beinahe alle Artikel irgendetwas mit Werwölfen zu tun hatten.
Selbst bei einem Bericht über die Ministerkandidaten wurde gerätselt, welcher mögliche Minister sich stärker für die Rechte von Werwölfen einsetzen würde.
Erstaunlicherweise hoffte man in diesen Bericht auf einen Sieg Percys.
Auf einer anderen Seite gab es wiederum eine Liste von neu registrierten Werwölfen und eine Aufforderung sich dafür nicht zu schämen.
„Interessante Zeitung", sagte Harry, als Remus durch das Pfeifen des Teekessels in die Küche gerauscht kam.
Er legte die Zeitung neben einem Tagespropheten, einer Hexenwoche und eines Klitterers auf den Küchentisch.
„Das hoffe ich doch", sagte Remus, während er zwei dampfende Tassen Tee auf den Tisch stellte und sich auf einen Stuhl gegenüber von Harry an den Tisch setzte.
„Ich will mich dort nämlich bewerben", fügte Remus hinzu und nahm einen zögerlichen Schluck seines Tees.
„Bewerben?", fragte Harry verwirrt.
„Ja", bestätigte Remus, „Ich werde meine Stelle als Lehrer aufgeben."
Harry hätte beinahe seine Tasse Tee vor Schreck fallengelassen, doch Remus hatte dies kommen gesehen und diese vorsorglich aus Harrys Hand genommen.
„Natürlich erst nach diesem Schuljahr", versicherte Remus, „Ich kann euch doch nicht für den Rest des Jahres einen anderen Lehrer zumuten."
„Warum willst du das tun?", fragte Harry.
„Warum? Das liegt doch auf der Hand", sagte Remus, „Ich habe Theodore gebissen. Ich kann nicht verantworten, dass so etwas nochmals passiert."
„Aber warum erst jetzt?", fragte Harry verwirrt.
„Ich hatte in den letzten Wochen viel Zeit um darüber nachzudenken", erklärte Remus, „Inzwischen bin ich der festen Überzeugung, dass es zu gefährlich für alle Schüler ist, wenn ich hier bleibe. Ich kann nicht einmal mehr garantieren, dass mich der Wolfsbanntrank zahm macht. Die restlichen Vollmonde bis zum Jahresende werde ich in der heulenden Hütte verbringen und danach verlasse ich diese Schule…dieses Mal endgültig."
„Jeder wird dich vermissen", sagte Harry, „Ich auch."
„Du siehst mich doch in den Ferien", erwiderte Remus, „Und die anderen Schüler werden mich gleich vergessen, wenn mein Nachfolger nur ein paar Jahre jünger als ich ist."
„Bei Lavender und Parvati trifft das sicherlich zu", schmunzelte Harry.
„Ich habe diese Stelle nur angenommen, weil mich Sirius dazu gezwungen hat", sagte Remus erinnerungsvoll, „Er wollte in deiner Nähe sein!"
„Daran hält er sich auch so sehr", sagte Harry sarkastisch.
„Sirius war immer schon ein wenig merkwürdig", gestand Remus, „Aber genau das liebe ich so an ihm."
„Also…zu dieser Zeitung", wechselte Harry rasch das Thema, als er bemerkte, dass Remus' Augen bei der Erinnerung an Sirius ihren Glanz verloren und er nun mit leerem Blick seine Tasse betrachtete.
„Ist die neu? Ich kenne sie gar nicht", sagte Harry.
Remus warf ihm einen dankbaren Blick zu, bevor seine Augen wieder ein wenig des Glanzes zurückerhielten.
„Ja, sie ist neu", bestätigte Remus, „Kaum ein Monat alt, doch dafür recht erfolgreich. Jeden Montag gibt es eine neue Ausgabe, die in neun Ländern veröffentlich wird. In Kanada ist sie am erfolgreichsten, weil es dort die größte Werwolfgemeinde weltweit gibt."
„Ich wusste nicht, dass du dich für Journalismus interessierst", gestand Harry.
„Casey hat mich auf diese Idee gebracht", erzählte Remus, „Es ist beinahe unmöglich als Werwolf eine Arbeitsstelle zu finden, aber beim Wochenwolf sucht man genau das. Es ist eine Zeitung von Werwölfen für Werwölfe! ... Und die Bezahlung ist auch nicht gerade schlecht", fügte er augenzwinkernd hinzu.
Obwohl Harry Remus als Lehrer vermissen würde, wusste er, dass sich Remus bei dieser Zeitung wohler fühlen würde.
Es gab nicht mehr die Gefahr, dass ihn seine Arbeitskollegen wegen der dunklen Seite in ihm meiden würden.
„Das ist eine tolle Idee", sagte Harry, „Ich hoffe sie nehmen dich."
„Nimm dieses Exemplar für Theodore mit", bat Remus und überreichte Harry die am Tisch liegende Ausgabe des Wochenwolfs, „Vielleicht will er sich dort für einen Ferienjob bewerben."
„Ich gebe sie ihm morgen", meinte Harry, „Dann haben wir bei unserem Date zu mindestens ein Gesprächsthema."
Remus blickte Harry über den Rand seiner Tasse fragend an.
„Ja, ich habe ein Date mit Theodore", bestätigte Harry und beobachtete skeptisch wie sich Remus Mundwinkel zu einem belustigenden Grinsen verzerrten.
„Wie kommt das?", fragte Remus und auch sein Tonfall klang über diese Nachricht sehr erfreut.
„Er hat mich gefragt, ich habe es nicht verstanden, Draco hat mich aufgeklärt, Ron ebenfalls und jetzt gehe ich morgen mit ihm aus", sagte Harry in einem Atemzug.
„Zum Quidditch- Spiel?", fragte Remus.
„Ja, wir gehen gemeinsam zum Spiel", sagte Harry, „Und warum freut dich das eigentlich so sehr?"
„Oh, tut mir leid. Ich habe nicht an dich gedacht, weißt du? Ich sehe das Ganze ein wenig egoistisch", antwortete Remus ehrlich.
„Warum bist du egoistisch, wenn ich mit Theodore ausgehe?", fragte Harry verwirrt.
„Im Wochenwolf gibt es einen Artikel", erklärte Remus ohne Harry dabei ins Gesicht zu blicken, „Der Autor ist der Meinung, dass Werwölfe eher angesehen werden würden, wenn sich Prominente öfters in deren Nähe befinden würden…Und…na ja, du bist der Junge, der lebt. Prominenter geht es nicht mehr! Was denkst du, wie schnell sich die Meinung über Werwölfe ändern würde, wenn ausgerechnet du mit einem zusammen wärst?"
„Daran habe ich gar nicht gedacht", sagte Harry perplex.
Wenn er ehrlich mit sich war, hatte er sogar völlig vergessen, dass Theodore ein Werwolf war.
Allerdings machte dies die Sache nicht einfacher!
Wenn er mit Theodore etwas hätte, wäre George stink wütend und wenn er nichts mit ihm hätte, wäre Remus enttäuscht.
Er ohrfeigte sich innerlich; warum konnte er nicht einmal seinen Mund halten?
Er musste sich wirklich abgewöhnen alles was er dachte auszusprechen.
Wahrscheinlich konnte man seine Gedanken in seinem Gesicht ablesen, denn Remus sagte sofort: „Du musst nicht wegen mir mit ihm ausgehen. Ich will dich nicht unter Druck setzen."
„Ausgehen tue ich sowieso schon mit ihm", seufzte Harry, „Wir werden sehen, wie es sich entwickelt."
„Auch ohne sein Werwolfdasein finde ich ihn eigentlich ganz nett", meinte Remus, „Er würde zu dir passen."
„Kennst du eigentlich seinen Rang unter den Slytherins?", fragte Harry, „Er ist der Anführer."
Remus' Reaktion auf diese Offenbarung war nicht das, was sich Harry vorgestellt hatte.
Er hatte gedacht, dass Remus völlig entsetzt wäre und ihm den Umgang mit Theodore verbieten würde.
Doch dieser blickte ihn völlig ruhig an und schien davon nicht sonderlich überrascht zu sein.
„Er hat es dir erzählt", vermutete Harry.
„Das musste er nicht", sagte Remus, „Ich weiß es schon seit ich hier das erste Mal unterrichtet habe."
„Wie das?", fragte Harry verwirrt.
Ihm war das in der dritten Klasse nicht aufgefallen und es wäre ihm wohl auch nie, wenn es ihm nicht Theodore selbst erzählt hätte.
„Das war doch offensichtlich", sagte Remus, „Man muss doch nur das Verhalten der Slytherins um ihm herum beachten."
„Aber er war immer so ruhig", erwiderte Harry.
„Das hat doch damit nichts zu tun", entgegnete Remus, „Welcher Rumtreiber war wohl für unsere besten Streiche zuständig?"
„Sirius und mein Vater", antwortete Harry.
„Sirius und James?" Remus lachte kurz auf, „Den Beiden wäre nicht einmal ein guter Streich geglückt, wenn es dazu eine Betriebsanleitung geben würde…Sicher haben sie auch ohne meine Hilfe genug angestellt, aber das war eher Snape ärgern oder Slytherins verhexen und kein meisterhafter Scherz an den sich das Lehrpersonal heute noch erinnert."
„Du willst mir also damit sagen, dass man ruhige Menschen nicht unterschätzen sollte?", vermutete Harry und Remus nickte heftig.
„Das will ich damit sagen", bestätigte Remus, „Genauso wenig wie man Verräter unterschätzen sollte. Manche von ihnen haben ihr Wissen in punkto Zaubersprüche wesentlich aufgebessert." Remus' Stimme klang nun ein wenig bitter und er starrte wütend durch die offene Tür ins Wohnzimmer.
Genau deshalb wusste Harry plötzlich, was er vorhin bei seinem Eintritt beobachtet hatte.
„Pettigrews Name erscheint nicht mehr", sagte er und studierte genau, wie sich Remus' Gesichtsausdruck von Wut zu Scham und wieder zurück zu Wut veränderte.
„Ich habe wirklich alles versucht", versicherte Remus, „Ich habe sogar Dumbledore darum gebeten, dass er mir einen Zauberblocker für magische Artefakte besorgt."
„Der spiralförmige Stab?", riet Harry.
„Zwanzig Galleonen für nichts", seufzte Remus, „Wenn bloß Sirius hier wäre…" Er brach betrübt ab und blickte gedankenverloren in seine fast leere Tasse Tee.
„Sirius und James haben die Karte entwickelt", erklärte er schließlich nach einer Weile, „Ich war nur für den letzten Feinschliff zuständig. Daher weiß ich nicht genau, was für Zauber sie benutzt haben. Das Einzige was ich bis jetzt herausfinden konnte, war nur, dass es sehr mächtige sein müssen…Ich bin davon ehrlich überrascht."
„Und wie konnte Pettigrew dann seinen Namen löschen?", fragte Harry, der eigentlich immer angenommen hatte, dass Pettigrew im Umgang mit dem Zauberstab genauso begabt wie Neville Longbottom war.
„Ich habe ihn unterschätzt", gab Remus zu, „Ich hätte ihm dieses Wissen niemals zugetraut. Ich kann nur hoffen, dass sich sein Talent bei Duellen nicht geändert hat."
„Die Karte ist also unbrauchbar?", erkundigte sich Harry.
„Noch gebe ich nicht auf", sagte Remus schnell und sogar ein wenig beleidigt, dass Harry an seinen Fähigkeiten zweifelte, „Heute Abend wird Bill nach seinem Rundgang um das Schloss hier auftauchen. Ein ehemaliger Fluchbrecher von Gringotts wird wohl die Zauber um eine Karte entschlüsseln können, die von Jugendlichen hergestellt wurde."
Harry nippte an seiner Tasse Tee und stimmte Remus innerlich zu.
Wenn es Bill nicht schaffte, würde es wohl niemanden gelingen.
„Er müsste jede Minute kommen", sagte Remus, nachdem er auf eine Wanduhr oberhalb seines Herdes geblickt hatte.
„Dann werde ich gehen", meinte Harry und wollte sich schon erheben, doch Remus hielt seinen Arm fest und zog ihn bestimmt auf seinen Stuhl zurück.
„Harry, ich möchte dich um etwas bitten", sagte Remus und klang dabei ein wenig nervös, „Es ist viel verlangt und ich…"
„Bitte mich schon", unterbrach ihn Harry, „Ich helfe gerne."
„Du kannst doch selbst bestimmen, was du siehst...in deinen Träumen", sagte Remus.
„Ja, das kann ich", bestätigte Harry, „Aber ich leere immer meinen Kopf vor dem Schlafengehen. In dem Buch von Trelawney steht nämlich, dass Traumvorhersagen sehr Kräfte zerrend sind."
„Sind sie das?", fragte Remus besorgt.
„Noch habe ich davon nichts bemerkt", gestand Harry, „Aber die Erklärung in dem Buch war ziemlich logisch…Es ist nämlich so, dass das Gehirn während einer Vorhersage aktiv ist und da man sich im Schlaf normalerweise erholen sollte…"
Harry musste nicht weiter erklären, denn Remus nickte verständnisvoll.
„Ich schlafe allerdings nie sonderlich viel", sagte Harry, „Deswegen habe ich es noch nicht bemerkt, aber auf die Dauer wäre es für mich sicher genauso anstrengend…Warum fragst du eigentlich?"
Remus senkte seinen Blick und hielt seine Tasse so fest, dass sie zu zerbrechen drohte.
„Ich will wissen wie es ihm geht", wisperte er nach einiger Zeit und Harry wusste sofort, welchen Gefallen Remus von ihm erwartete.
Er sollte für diesen eine Vision von Sirius bekommen.
„Kein Problem! Ich tue es", sagte Harry zuversichtlicher als er sich fühlte.
Was wenn er mit ansehen musste, wie Sirius gefoltert wurde?
Das war der ausschlaggebende Grund, warum er trotz seiner Neugier niemals nach Sirius gesehen hatte.
„Danke", murmelte Remus, „Das bedeutet mir viel."
„Dafür bekomme ich dann ein Supergeburtstagsgeschenk", scherzte Harry und das schien Remus wieder ein wenig aufzuheitern.
„Wir werden sehen", sagte er neckend, „Wenn du brav bist…"
Sie grinste sich gegenseitig an, bis sie plötzlich ein dumpfes Klopfen hörten.
„Das ist Bill", sagte Remus.
„Ich gehe dann", meinte Harry und erhob sich dieses Mal wirklich.
„Das musst du nicht", sagte Remus, „Du kannst gerne bleiben."
„Ne", sagte Harry nachdenklich, „Ist sicher langweilig."
Remus schmunzelte darüber nur und verabschiedete sich von Harry.
Als dieser durch das Wohnzimmer zum Ausgang ging, hörte er deutlich Louis' Kratzen an der Schlafzimmertür.
Das kleine Kokos wollte wohl unbedingt noch jemanden hinein lassen.
Es klopfte abermals, als Harry das Gemälde öffnete und er in das strahlende Gesicht Bill Weasleys blickte.
„Habe ich mich im Gemälde vertan?", fragte dieser überrascht, doch nicht wirklich ernst gemeint.
„Remus wartet schon auf dich", sagte Harry und trat aus der Wohnung, hielt aber weiterhin das Gemälde für Bill offen, „Ich wünsche euch viel Glück."
„Ich bin optimistisch", meinte Bill.
„Gib hinterher aber nicht damit an, dass du es im Gegensatz zu Remus geschafft hast", bat Harry.
„Wofür hältst du mich? Fred und George?", fragte Bill beleidigt.
„War nicht ernst gemeint", sagte Harry grinsend.
„Weiß ich doch", murmelte Bill und verstrubbelte Harrys Haare, „Schlaf schön, Kleiner."
Harry wünschte ihm ebenfalls noch eine gute Nacht, bevor Bill in Remus' Wohnung ging und er selbst sich auf den Rückweg in den Gryffindor- Turm machte.
Von Mrs. Norris war nun nichts mehr zu sehen, doch Harry konnte schwören, dass er ihre Anwesenheit spürte.
„Pflaumenkompott", sagte er zu Godrics Portrait und dieses kippte auf der Stelle zur Seite.
Er wünschte den anwesenden Gryffindor eine schöne Nacht und ging geradewegs in den Schlafsaal.
Dort begegnete er Ron, der aufgeregt alle Zeitungsartikel über Percy, die von den Zwillingen gesammelt worden waren, nochmals durchlas.
Er blickte nur auf, als er hörte wie Harry die Vorhänge um sein Bett aufzog.
„Gehst du schon schlafen?", fragte Ron verwirrt.
„Ich tue Remus einen Gefallen", erklärte Harry, „Ich sehe nach Sirius."
Rons Augenbrauen schelten so in die Höhe, dass Harry befürchtete sie würden über Rons Kopf hinweg springen.
„Sirius?", fragte Ron ungläubig, wodurch Harry einfiel, dass er weder Hermione noch Ron über Sirius wahren Zustand aufgeklärt hatte.
Er hoffte nur, dass dies Ron nicht wieder als Grund für einen Streit verwendete.
„Das hast du damals also gemeint, als du gleich nach dem Aufwachen Er lebt geschrieen hast", vermutete Ron.
„Ron, es tut mir ehrlich leid. Ich war so durcheinander, dass ich völlig vergessen habe es dir zu erzählen", entschuldigte sich Harry aufrichtig.
„Schon gut", winkte Ron ab, „Du hast es mir doch gesagt! Ich habe es nur nicht verstanden."
Er lächelte Harry aufmunternd zu und durchwühlte danach wieder die Zeitungsartikel über Percy.
„Mom hat daheim sicher eine Mappe über Percy angelegt", murmelte Ron, „So viele Artikel wie es über ihn gibt…Die Hälfte von denen kenne ich gar nicht."
„Dann viel Spaß beim Lesen", grinste Harry, bevor er sich seinen Schlafanzug anzog und sich in sein Bett legte.
Er versuchte einzuschlafen und obwohl er Remus unbedingt diesen Gefallen tun wollte, war er noch nicht müde und daher lag er beinahe eine halbe Stunde im Bett, bevor er sich wieder aufrichtete und Ron bei der Sortierung der Artikel half.
Sie saßen gerade seit einigen Minuten auf Rons Bett, als Ron plötzlich zwischen den vielen Artikel über Percy einen Bericht über Lucius Malfoy vorkam, der sich deutlich gegen Percy als Ministerkandidat aussprach.
„Eingebildeter Schnösel", murmelte Ron und zerriss den Bericht.
Harry erwiderte daraufhin nichts, sondern nickte einfach nur zustimmend.
„Harry, kann ich dich mal was fragen?", erkundigte sich Ron zögerlich.
„Sicher, sofern es nichts mit meinem Sexualleben zu tun hat", antwortete Harry.
„So was hast du noch?", fragte Ron neckend, woraufhin er von Harry ein Kopfkissen in sein Gesicht geworfen bekam.
Dies ließ er sich aber nicht so einfach gefallen und warf das Kissen zurück, wodurch sofort eine Kissenschlacht zwischen den beiden Jungen ausbrach.
Sie hörte erst auf, als die Kissen zerrissen und das ganze Bett mit Federn überfüllt wurde.
„Großartig", sagte Ron sarkastisch und hustete eine Feder aus, während er nach seinem Zauberstab auf seinem Nachtkästchen griff.
„Reparo", sagte er und die Kissen erneuerten sich wieder, jedoch ohne die Federn, die weiterhin im Bett verteilt blieben.
Harry musste sich ein Lachen verkneifen, als er Rons Gesicht bei der Betrachtung seiner wieder ganzen aber leeren Kissen sah.
„Ich borge dir eines von meinen", bot er an, „Morgen haben dir die Hauselfen sicher ein neues gebracht."
„Und die ganzen Federn?", fragte Ron.
„Die überlasse ich mit Freuden dir", antwortete Harry grinsend, „Ich hoffe du bist kein Allergiker."
Ron betrachtete die Federn missmutig, bevor er seinen Zauberstab mit der Begründung, dass er bei einem Verschwindezauber vermutlich das Bett mit verschwinden ließ, auf sein Nachtkästchen zurücklegte.
„Du wolltest mich vorhin etwas fragen", erinnerte Harry den Rothaarigen, der nun damit beschäftigt war, ohne Magie sein Bett von den Federn zu säubern.
„Ja, genau", sagte Ron in seiner Arbeit beschäftigt, „Es geht um deine neu erwachte Feindschaft mit Malfoy..."
„Es war seine Idee", antwortete Harry sofort.
„Das wollte ich nicht wissen", erklärte Ron und blickte Harry direkt ins Gesicht, „Mich interessiert diese Sache mit seinem Vater und Du-weißt-schon-wen. Er sollte doch in deiner Nähe bleiben, oder? Nicht, dass es mich stören würde, aber bekommt er jetzt nicht fürchterlichen Ärger?"
Harry war eindeutig sprachlos.
Er hatte daran nicht mehr gedacht, obwohl er diese Probleme mit Malfoy hatte und Ron, der immer gegen diese Beziehung gewesen war, konnte sich noch daran erinnern.
„Ich weiß nicht", gestand Harry, „Vermutlich!"
„Eigentlich hätte er längst einen Heuler erhalten müssen…okay vielleicht keinen Heuler, weil das wäre zu auffällig, aber irgendeine Nachricht hätte Malfoy erhalten müssen", erklärte Ron, „Aber ich habe Lucius Malfoys Adlereule seit Wochen nicht mehr bei den Posteulen gesehen."
„Beobachtest du Draco?", fragte Harry verwirrt.
„Natürlich", antwortete Ron, als sei dies selbstverständlich, „Ich muss doch auf dich aufpassen…"
Harry ließ ihn nicht weiterreden, denn er umarmte Ron sofort gerührt und den Tränen ziemlich nahe.
„Danke", flüsterte er Ron ins Ohr.
Außer vielleicht Sirius und Remus hatte in seinem Leben noch nie jemand auf ihn aufgepasst.
Es war ein herrliches Gefühl und er bereute es ein wenig, dass er vor Ron noch immer einige Geheimnisse hatte.
Er war schon kurz davor Ron von den Stunden bei Snape und seinem Beitritt in den Orden zu erzählen, doch im letzten Moment beherrschte er sich sofort.
Er hatte Dumbledore Schweigepflicht versprochen und Snape wäre sicher nicht begeistert, wenn noch jemand davon wusste.
„Das ist doch selbstverständlich", murmelte Ron hörbar beschämt.
Als sich Harry von ihm löste und die verräterischen Tränen aus den Augen wischte, blickte er peinlich berührt auf seine Hände und meinte nur: „Jemand muss das doch tun, so oft wie du dich in Gefahren stürzt."
Harry schmunzelte darüber nur ein wenig und bedankte sich nochmals bei Ron, dem dies von Sekunde zu Sekunde peinlicher zu werden schien.
„Also zu Malfoy", wechselte er schließlich das Thema.
Harry hätte sich gerne nochmals bedankt, doch sah er ein, dass Ron diese vielen Danksagungen zu viel wurden und sagte: „Vermutlich liegt es an der Wahl! Malfoy hat bestimmt andere Sorgen, als die Freunde von seinem Sohn."
„Dann hat das Frettchen nur noch bis übermorgen eine Galgenfrist", überlegte Ron, „Ich wette, er wird dich wieder um eine Freundschaft anflehen."
„Wir werden sehen", meinte Harry.
Vermutlich lag es nur an seiner Gutmütigkeit, doch irgendwie überkam ihn das Gefühl, dass er nun den ersten Schritt machen und Draco einen neuerlichen Freundschaftsversuch anbieten musste.
Er war sich ziemlich sicher, dass Dracos Stolz einen weiteren Bettelversuch nicht zulassen würde.
Er unterhielt sich noch ein wenig mit Ron über unwichtige Dinge wie der Beschaffung eines Freundes für Hermione(Ron lachte zehn Minuten nachdem Harrys Vorschlag Neville gewesen war), der Vorstellung einer rothaarigen Pansy Parkinson und ihren nicht vorhandenen Fortschritten in Zabinis Unterricht.
Harry blieb weiterhin der Einzige, der es schaffte, andere Auren zu spüren, doch konnte er diese immer noch nicht richtig unterscheiden.
Er spürte Zabini und diese verletzte Aura, doch alle anderen fühlten sich noch immer gleich an.
Ron verstand nicht wirklich über was sich Harry beschwerte, denn immerhin schaffte es dieser im Gegensatz zum Rest der Klasse.
Es war weit nach Mitternacht als Harry in sein eigenes Bett zurückging und die Vorhänge um dieses schloss, nachdem er Ron noch eine gute Nacht gewünscht hatte.
Er versuchte seine Gedanken auf Sirius und die Gegenwart zu fixieren, doch immer wieder schweiften seine Gedanken zu Draco und seinem Vater.
Obwohl er sich bemühte, konnte er es nicht verhindern, dass er mit der Frage einschlief, was Lucius Malfoy und Voldemort nun mit Draco tun würden.
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Harry stand inmitten eines mittelalterlichen Speisesaales.
Die Wände waren mit Wappen, Schwerter und Rüstungen verziert und die reichlich gedeckte Tafel hätte bestimmt wunderbar geduftet, wenn Harry tatsächlich in diesem Saal gewesen wäre.
Ihm war sofort klar, dass er Remus' Wunsch zu mindestens nicht heute Nacht erfüllen konnte, denn er glaubte nicht, dass sich Sirius' Unterbringung dermaßen verändert hatte.
Er nahm seinen Blick von einem beeindruckten Wandgemälde Hogwarts und wäre, wenn er es könnte, sicherlich rückwärts gestolpert, als er die anwesenden Zauberer bemerkte, die sich die Speisen der Tafel schmecken ließen.
Avery und Malfoy saßen sich gegenüber und blickten sich starr in die Augen, als ob der Erste, der blinzelte oder den Blick abwandte, verlieren würde.
Jedoch waren es nicht die beiden Todesser, die Harry so erschrocken hatten.
Es war der Zauberer mit den rubinroten Augen, der an einem Ende der mittelalterlichen Tafel saß und das Geschehen zwischen den beiden Männern amüsiert betrachtete: Lord Voldemort!
Harry berührte verwirrt seine Narbe und verstand nicht, warum diese nicht schmerzte.
Sicherlich war er nicht wirklich anwesend, doch wenn er in Voldemorts Körper gewesen war, hatte sie auch immer geschmerzt oder zu mindestens unangenehm gejuckt.
Neben Voldemorts beinahe thronähnlichem Stuhl lag Nagini eingerollt am Boden und schien zu schlafen, denn ihre Augen waren geschlossen.
„Lasst es", befahl Voldemort nach einer Weile, „Ihr benehmt euch wie Kinder…und ihr wollt meine Elite sein."
„Verzeiht Meister! Es kommt nie wieder vor", versicherten Avery und Malfoy gleichzeitig und schenkten sich danach noch einen letzten kühlen Blick, bevor sie sich nun ignorierten.
„Einer von euch beiden wir morgen zum Minister gewählt werden", sagte Voldemort kühl, „Ihr solltet euch angemessen benehmen."
Sowohl Malfoy als auch Avery wirkten nicht sehr begeistert darüber, dass Voldemort sie ermahnte wie sie sich zu benehmen hatten.
„Lucius", Voldemort sprach nun Malfoy direkt an, der sofort seine Gabel sinken ließ und seinem Meister aufmerksam zuhörte, „Wie geht es deinem Sohn? Mir ist nämliche eine sehr interessante Neuigkeit zu Ohren gekommen."
„Tut mir leid, mein Lord", sagte Malfoy, „Ich habe zur Zeit keinen Kontakt mit meinem Sohn! Die Wahlen beanspruchen mich zu sehr."
„Das ist schade", meinte Voldemort und seine roten Augen blitzten einen Moment lang auf, „Hättest du mit ihm Kontakt, wüsstest du längst davon."
„Von was, mein Lord?", fragte Malfoy und es war ihm anzusehen, dass er sich soeben sehr unwohl fühlte.
Es war auch nicht gerade aufbauend, dass Avery wie ein Kind vor Weihnachten strahlte.
„Er hat seine Freundschaft zu Potter abgebrochen", sagte Voldemort und Malfoys Augen weiteten sich für einen flüchtigen Moment, „Sie sind nun wieder Feinde!"
„Das war mir nicht bekannt", gestand Malfoy, „Ich werde nach der Wahl sofort persönlich mit Draco darüber sprechen."
„Sprechen? Das wird nicht helfen", sagte Voldemort, „Du kannst noch so oft mit ihm sprechen, doch das wird nichts ändern…Dein Sohn liebt Potter noch zu sehr. Er würde für ihn sterben." Voldemort verzog deutlich sein Gesicht bei dem Wort ‚Liebe' und wartete danach gespannt auf Malfoys Argument.
Harry sah deutlich, wie Voldemort schon seinen Zauberstab umfasste und auch Avery bemerkte dies, was diesen nur noch breiter grinsen ließ.
„Das kann ich leider nicht ändern", sagte Malfoy, „Draco glaubt, er würde ihn lieben und Severus ermutigt ihn nur dazu. Solange dieser Verräter in Hogwarts bleibt, wird Draco weiterhin an diese Gefühle glauben."
Das überraschte Harry nun doch.
Er hatte immer gedacht, dass Snape immer ihre Beziehung zerstören und nicht unterstützen wollte.
„Pettigrew könnte ihn für uns töten", schlug Malfoy vor, „Wenn man ihm eine Nachricht zu kommen lassen könnte..."
„Wurmschwanz soll Severus töten, damit dein Sohn wieder normal wird?", fragte Voldemort leicht amüsiert, „Wie naiv bist du, Lucius?"
„Es geht nicht nur um meinen Sohn", erwiderte Lucius mutig, „Severus ist ohnehin eine Gefahr für uns. Er weiß zu viel."
„Er weiß nichts", sagte Voldemort, „Er kennt weder unseren Aufenthaltsort, noch meine nächsten Schritte…Doch für seinen Verrat soll er büßen!"
„Ganz recht", stimmte Malfoy zu, „Dafür soll er sterben."
„Dafür? Oder weil er dir deine Frau genommen hat?", fragte Voldemort und Avery kicherte darauf schadenfroh.
„Ich streite nicht ab, dass auch meine persönlichen Gefühle eine Rolle spielen", antwortete Malfoy und schenkte Avery seinen kühlsten Blick, was diesen zum Schweigen brachte.
„Deine Gefühle haben hier nichts zu suchen", sagte Voldemort kühl, „Jedoch hast du mit der Beseitigung Severus' gar nicht mal so unrecht. Wurmschwanz könnte es tatsächlich übernehmen."
„Vielen Dank, mein Lord", bedankte sich Malfoy und senkte ein wenig seinen Kopf.
Avery schien davon nicht zu begeistert zu sein, denn immerhin wollte er Malfoy leiden sehen.
„Ich werde Nagini mit der Überbringung der Nachricht beauftragen", überlegte Voldemort und wandte sich nun der Schlange neben seinem Stuhl zu.
Er zischte etwas in Parsel, was Harry als „Wach auf" identifizieren konnte.
Nagini öffnete ihre Augen und hob ihren Kopf ein wenig, doch anstatt auf Voldemorts weitere Befehle zu lauschen, sah sie gebannt direkt in Harrys Richtung.
Harry dachte sein Herz würde stehen bleiben, als Nagini zu ihm geschlängelt kam und genau vor ihm stehen blieb.
„Was hat sie?", fragte Malfoy verwirrt und selbst Voldemort blickte etwas verwundert in ihre Richtung.
Harry hoffte, dass er es sich nur einbildete, doch Nagini blickte starr in seine Augen und ignorierte Voldemorts Parsel.
„Potter", zischte sie, „Welch nette Überraschung."
Harrys Herz schlug nun so schnell, dass er befürchtete es würde jeden Moment zerspringen.
Konnte man ihn sehen?
Er blickte ängstlich zu den Männern, doch alle drei sahen nur auf Nagini.
Allerdings schien Voldemort seine Schlange verstanden zu haben, denn seine Lippen zierte plötzlich ein listiges Grinsen.
„Mein Lord? Was hat sie?", fragte Avery verwirrt.
„Scheinbar haben wir Besuch", sagte Voldemort und blickte nun direkt in Harrys Richtung, „Potter ist hier."
Malfoy und Avery tauschten einen verwirrten Blick, bevor sie ebenfalls auf die Stelle von Harrys Standort blickten, doch weiterhin einen ungläubigen Blick behielten.
„Ich kann ihn nicht sehen, mein Lord", gestand Avery beschämt.
„Natürlich nicht. Ich kann ihn auch nicht sehen", schnarrte Voldemort, „Er schläft in seinem Bett in Hogwarts, doch er ist hier." Voldemort erhob sich und schritt zu Nagini.
Er streichelte Nagini über den Kopf und blickte danach Harry direkt in die Augen.
Harry wusste, dass er ihn nicht sehen konnte, aber das half nichts gegen die panische Angst, die sich soeben in Harrys Körper breitmachte.
„Du beobachtest uns, nicht wahr Harry?", fragte Voldemort und griff durch Harrys Körper hindurch, „Du hast soeben eine Traumvision! Wolltest du das sehen oder war es ein Unfall? Konntest du deinen Kopf nicht frei machen oder dachtest du absichtlich an einen von uns? Hat dich Dumbledore dazu angestiftet? Will er deine Gabe nun ausnützen?"
Harrys Augen weiteten sich in Schock; Voldemort wusste davon?
Er wusste von Harrys Gabe als Seher?
„Aber es ist sehr günstig", fuhr Voldemort fort, „So kann ich ohne Dumbledores Einfluss mit dir sprechen…" Er drehte sich wieder zu Malfoy und Avery um und befahl mit einer Handbewegung, dass sie verschwinden sollten.
Malfoy und Avery verbeugten sich, bevor sie disapparierten.
„Ich biete dir eine letzte Chance an um sich mir anzuschließen", sagte Voldemort, „Du musst dich nicht sofort entscheiden, doch bedenke: Schlägst du mein Angebot aus, wirst du und dein Patenonkel sterben. Black lebt nur noch, weil ich ihn am Leben lasse. Ein Wort von mir und meine liebe Bella wird ihn unter qualvollen Schmerz töten. Vielleicht lasse ich ihn auch von Nagini beißen um ihn auf diese Weise sterben zu lassen, die Severus bei dem Werwolf verhindert hat…Richte ihn dafür meine Hochachtung aus! Noch niemand konnte ein Gegengift erfinden. Er soll mir das Rezept schicken."
Harry fragte sich, ob Voldemort ein bisschen zu viel von dem Rotwein getrunken hatte oder ob er einfach versuchte lustig zu sein.
Möglicherweise war aber auch etwas bei seiner Wiedergeburt mit seinen Gehirnaktivitäten schiff gegangen.
„Überlege es dir", sagte Voldemort und streichelte über Harrys Wange und obwohl seine Finger durch Harrys Körper hindurch gingen, kam es diesem so vor als könnte er die kalten Finger an seiner Wange spüren.
„Wir sehen uns noch", zischte Nagini, bevor alles um Harry herum schwarz wurde.
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Seine Sicht kam zurück und er blickte direkt auf die Decke seines Himmelbettes im Gryffindor- Turm.
Aus Reflex griff er panisch auf seine Narbe, aber sie schmerzte immer noch nicht.
Für ihn war das sehr ungewohnt, doch er würde sich nicht darüber beschweren.
Da er seine Brille suchte, tastete er vorsichtig über das Nachtkästchen und ergriff plötzlich ein kleines Päckchen.
Nach dem er seine Brille gefunden und auch aufgesetzt hatte, betrachtete er das in roten Geschenkspapier gewickelte Päckchen ausführlich.
Ganz vorsichtig öffnete er es und lachte beinahe laut, als er das kleine gelbe Bonbon im Innern des Päckchens entdeckte.
Er nahm es in den Mund und sobald es zu schmelzen begann, hörte er die ihm inzwischen bekannte klare Stimme, die sagte: „Ordentreffen, heute Abend. Neun Uhr! Pippi Langstrumpf und Peter Pan."
Harry fand es nicht sonderlich überraschend; er hatte ein Ordentreffen nach den Wahlen erwartet.
Er fühlte wie er beobachtet wurde und als er seinen Kopf ein wenig zur Seite drehte, blickte er direkt in Fières Augen, die ihn starr ansahen.
„Na du? Gut geschlafen?", fragte Harry und Fière zwitscherte fröhlich.
„Ich nicht", sagte Harry, „Ich hatte eine Begegnung der unheimlichen Art."
Fière flatterte von ihrem Nest auf seinem Nachtkästchen zu Harry ins Bett und tapste liebevoll über Harrys Beine.
Harry streichelte ihr über das silberne Federkleid, während er zeitgleich nach seiner Uhr suchte und danach erstaunt feststellte, dass es erst acht Uhr morgens war.
Das erklärte auch, warum er Neville und Ron immer noch schnarchen hörte.
Er hob Fière in ihr Nest zurück, das er längst magisch vergrößert hatte und zog sich schnell an.
Danach holte er Trelawneys Buch über Traumvorhersagen unter seinem Bett hervor und blätterte dieses durch.
Er verstand nicht, warum ihn Nagini sehen konnte, doch diese Entdeckung hatte ihn auf eine Idee gebracht.
Möglicherweise könnte er mit den Menschen kommunizieren, wenn er eine Vision über die Gegenwart hatte.
Dabei dachte er natürlich nicht an Voldemort, sondern an Sirius, der somit selbst seinen Aufenthaltsort beschreiben konnte.
Als er nach minutenlangen Suchen immer noch nichts entdeckte, entschloss er sich zu dramatischeren Maßnahmen.
Er musste nun einfach zu der selbsternannten Expertin in Übersinnliche Kräfte gehen.
Er schlich aus dem Schlafsaal und blieb einige Minuten unschlüssig im Gemeinschaftsraum stehen.
Er wusste nicht einmal annähernd, wo sich Professor Trelawneys private Gemächer befanden.
„Guten Morgen Harry", wurde er von einer Gruppe Mädchen, darunter auch Ginny, begrüßt und plötzlich fiel ihm jemand ein, der ihm helfen konnte.
„Hey", rief er die Mädchen zurück, die soeben den Turm verlassen wollten, „Ist Parvati Patil schon wach?"
„Ich denke nicht", antwortete ihm Ginny, „Aber das weiß ich nicht genau. Sie ist nicht in unserem Schlafsaal."
„Du kannst doch nach ihr sehen", kicherte ein anderes Mädchen.
„Nein danke. Es ist noch zu früh für Rutschpartien", antwortete Harry.
„Lavender hat den Alarm ausgeschalten", sagte Ginny noch, bevor sie mit den anderen Mädchen den Gryffindor- Turm verließ.
Harry zögerte keine Sekunde, sondern raste sofort die Treppe zum Mädchenschlafsaal hinauf.
Die Treppe verwandelte sich tatsächlich nicht in eine Rutschbahn und Harry atmete erleichtert auf, als er die Tür zum Mädchenschlafsaal der Fünften öffnete.
Ein wenig schreckte er zurück, als er das laute Schnarchen aus einigen der Betten kommen hörte.
Ihm war es völlig unbekannt, dass Mädchen überhaupt schnarchen konnten.
Da er nicht Parvatis Bett kannte, probierte er die Betten einfach durch, bis er das indische Mädchen schließlich entdeckte.
„Pst…Parvati, aufwachen", wisperte er und rüttelte sie vorsichtig an ihren Schultern.
„Was ist los?", murmelte Parvati verschlafen und öffnete zögerlich ihre Augen, „Harry? Was tust du hier?"
„Könntest du mich zu Professor Trelawney bringen?", fragte Harry direkt.
„Trelawney?" Parvati gähnte laut, während sie sich langsam aufrichtete, „Was willst du von ihr?"
„Unwichtig", sagte Harry, „Also? Könntest du mich hinbringen?"
Parvati rieb sich den Schlaf aus den Augen und blickte danach Harry mit einem ungläubigen Blick an.
„Jetzt?", fragte sie, „Kann das nicht warten?"
„Ich würde es gern so schnell wie möglich hinter mich bringen", gestand Harry.
„Meinetwegen", seufzte Parvati, „Warte im Gemeinschaftsraum auf mich. Ich komme gleich nach."
„Danke", sagte Harry ehrlich und schlich sich abermals die Treppen hinunter ohne dass ihn jemand bemerkte.
Er wartete kaum fünf Minuten im Gemeinschaftsraum, als Parvati in einem schwarzen eng anliegenden Trainingsanzug zu ihm stieß.
„Wow", sagte er und pfiff leise, „Der steht dir gut."
„Danke", sagte Parvati etwas verdutzt, „Lavender hat ihn mir zu Weihnachten geschenkt…"
Harry betrachtete Parvati genauer und musste zugeben, dass sie ihrem Ruf als schönstes Mädchen seines Jahrganges gerecht wurde.
Ein wenig bereute er seine Ignoranz beim Weihnachtsball im letzten Schuljahr, denn wenn er damals etwas netter zu ihr gewesen wäre, hätte sich sicherlich etwas zwischen ihnen aufgebaut und er hätte nicht diese Katastrophe mit Draco durchmachen müssen.
„Soll ich dich jetzt hinbringen?", fragte Parvati ein wenig ungeduldig, da Harry sie schweigend mit geweiteten Augen ansah und sich ansonsten nicht rührte.
„Ich kann mich auch wieder hinlegen", sagte sie, „Ich stehe sowieso nicht gerne um diese Zeit auf."
Damit riss sie Harry aus seiner Starre und er murmelte nur etwas unverständliches, bevor er ihr aus dem Turm zu Trelawneys privaten Gemächern folgte.
Sie gingen eine Weile schweigend durch die leeren Gänge und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
Harry war längst von Trelawney zurück auf Theodore und sein Date mit eben diesen gekommen.
Er warf einen flüchtigen Blick zu Parvati und überlegte angestrengt, ob er ihr davon erzählen sollte, denn immerhin war sie kurze Zeit mit dem jungen Werwolf zusammen gewesen.
„Ähm…Parvati", sprach er sie zögerlich an.
„Ja?", fragte sie höflich.
„Du warst doch mit Theo zusammen", sagte er.
„Wieso?" Ihre Stimme klang nun kühl, „Willst du mir jetzt einen Vorwurf machen? Ich will nun mal Kinder haben und mit einem Werwolf geht das…"
„Nein, so meine ich das nicht", sagte Harry schnell, „Ich habe ein Date mit ihm."
„Du hast was?" Parvatis Stimme wandelte sich nun von kühl in deutliche Amüsiertheit, „Ausgerechnet du! ... Nimmst einfach George seinen Quasi- Freund weg!"
„Du weißt von Georges Verliebtheit?", wunderte sich Harry.
„Natürlich", antwortete Parvati, „Fred hat es mir erzählt."
„Ihr habt noch Kontakt zueinander?", fragte Harry überrascht.
Seit die Zwillinge wieder gemeinsam unterwegs waren, hatte er angenommen, dass Parvati und Fred kein Wort miteinander wechselten.
Selbst andere sahen dies so, da über die Beiden überhaupt nichts mehr gesprochen wurde.
„Wieso sollten wir den nicht mehr haben?", fragte Parvati verwirrt, „Wir sind Freunde…Auch wenn ich langsam das Gefühl bekomme, dass er mehr will. Denkst du, ich bilde mir das ein?"
„Mich darfst du bei so etwas nicht fragen", sagte Harry, „Ich bin eine Niete auf diesem Gebiet…Frag Hermione! Die sieht Dinge, bevor sie geschehen."
„Oh nein", widersprach Parvati, „Sie redet es nur einem so lange ein, bis es dann tatsächlich geschieht…Das mit Cho tut mir übrigens leid."
„Cho? Oh das", Harry winkte ab, „Das ist Schnee von gestern."
„Ihr habt sowieso nicht zusammen gepasst…Hier ist es", sagte Parvati, bevor sie vor einem leeren Bilderrahmen stehen blieb.
„Da ist kein Bild", sagte Harry.
„Was du nicht sagst", grinste Parvati, „Also wir sehen uns…"
Sie ließ ihm keine Zeit um sich bei ihr zu bedanken, denn kaum hatte er sich zu ihr gedreht, war sie schon in einem anderen Gang verschwunden.
Er wollte klopfen, doch bevor seine Hand den leeren Rahmen berührte, öffnete sich dieser und Professor Trelawney stand in einem albernen rosa Morgenmantel und einem Handtuch wie einen Turban über ihren Kopf gewickelt vor ihm.
„Ich habe Sie schon erwartet, Mister Potter", sagte sie, „Kommen Sie rein."
Während sie Harry in ein Zimmer führte, das ihn sehr an einen Flohmarkt, den er mal mit seiner Tante Petunia besucht hatte, erinnerte, löste sie das Handtuch und ihre nassen Haare fielen ungebändigt auf ihre Schultern.
„Sie hatten gestern Nacht eine Traumvorhersage", stellte sie nach einem Blick in Harrys Augen fest.
Harry nickte nur und versuchte nicht auf Trelawneys Morgenmantel zu achten, der sich langsam öffnete und Körperstellen offenbarte, die er niemals bei ihr sehen wollte.
„Beabsichtigt?", fragte sie.
„Jein", gestand er und blickte nun starr auf den Boden um nicht noch mehr von Trelawneys Körper sehen zu müssen, „Ich wollte etwas sehen, aber ich war dann mit meinen Gedanken woanders."
„Black?", vermutete Trelawney, was Harry überrascht aufsehen ließ, das er aber im nächsten Moment bereute und wieder auf den Boden sah.
Ihm war nicht mehr klar gewesen, dass Trelawney zum Orden des Phönix gehörte und damit von Sirius'…Moment! Sie musste von Sirius Tod wissen, doch nicht von seiner Gefangenschaft!
„Tun Sie nicht so überrascht, Potter", bat sie und da sie ihren Morgenmantel richtete, konnte Harry wieder aufblicken, „Ich habe Minerva gesagt, dass er noch lebt. Ich habe euch allen gesagt, dass ich es in meiner Kristallkugel gesehen habe…Doch ihr seid alle Ignoranten des inneren Auge."
„Ja, Sie hatten recht", gab Harry zu.
Trelawney strahlte nun beinahe vor Stolz und sicherlich würde sie morgen vor Freude bei jedem Schüler ein Todesomen lesen.
„Jedenfalls wollte ich Sie nun etwas fragen", fuhr Harry fort.
„Ich werde es Ihnen aber nicht beantworten", erwiderte Trelawney, „Da Sie meinen Unterricht abgewählt haben, können Sie nicht viel von meinen Fähigkeiten halten."
„Das war nicht meine Schuld", log Harry, „Draco hat mich dazu gezwungen."
„Gezwungen?", fragte Trelawney skeptisch.
„Er hat mir mit Sexverbot gedroht", sagte Harry und ignorierte dabei einfach die Tatsache, dass sie damals noch gar nicht miteinander geschlafen hatten, „Was hätte ich tun sollen?"
„Dann können Sie das ohne Probleme unterschreiben", meinte Trelawney und holte zwischen zwei alten Plüschpantoffeln ein Blatt Pergament hervor, das sie Harry mitsamt einer Feder in die Hand drückte.
„Was ist das?", fragte Harry misstrauisch und besah sich das Pergament näher.
Für ihn wirkte es beunruhigend wie ein Vertrag!
„Eine schriftliche Abmachung zwischen Ihnen, dem Ministerium und mir", erklärte Trelawney, „Mit ihrer Unterschrift erklären Sie sich einverstanden, ab nächsten Jahr meine UTZ- Klasse zu besuchen. Da Sie die ZAGs in Wahrsagen nicht ablegen werden, musste ich die Abteilung für das Schulwesen benachrichtigen um Sie in meine Klasse lassen zu dürfen."
„Ich soll was?", fragte Harry geschockt, „Aber…"
„Es ist für einen Seher eine heilige Pflicht in die Kunst des Wahrsagen eingeführt zu werden", sagte Trelawney, „Sie müssen natürlich nicht die UTZ dann tatsächlich ablegen, aber in meiner Klasse haben Sie Anwesenheitspflicht."
„Warum sollte ich das unterschreiben?", fragte Harry.
„Weil ich Ihnen ansonsten nicht weiterhelfen werde", antwortete ihm Trelawney ohne Umschweife.
Harry wog diese Entscheidung innerlich ab, denn zum einen wollte er Sirius helfen, doch andererseits hatte er die ewigen Todeszeichen satt.
Da seine Angst um Sirius gewann, unterschrieb er unter den strahlenden Augen von Trelawney das Pergament.
„Und jetzt zu meiner Frage", kam Harry wieder auf das eigentliche Thema zurück, „Ist es möglich mit jemanden zu sprechen, wenn man eine Vision über die Gegenwart hat?"
„Ja", antwortete Trelawney.
Harry wartete einige Minuten in denen seine Professorin schwieg, bevor er deutlich genervt fragte: „Und wie?"
„Mit Hilfe von Telepathie", sagte sie.
„Telewas?", fragte Harry.
„Telepathie", wiederholte Trelawney, „Gedankenübertragung, mein Junge!"
„Können Sie mir das beibringen?", bat Harry und fragte sich innerlich, ob er bald bei jedem Lehrer Privatunterricht erhalten würde.
„Nein", antwortete Trelawney, „Das kann ich nicht…Minerva ist gut darin. Fragen Sie sie."
„Das ist alles?", fragte Harry schockiert, „Mehr können Sie mir nicht raten? Deswegen muss ich nun wieder Wahrsagen gehen?"
„Da sehen Sie es", meinte Trelawney unberührt, „Als ausgebildeter Seher hätten Sie dies ahnen können…Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag."
Harry ohrfeigte sich innerlich für seine Dummheit, als er von Trelawneys Gemächer zur großen Halle ging.
Weshalb war er auf die Idee gekommen zu Trelawney zu gehen?
Diese Frau könnte ihn nicht mal helfen, ein Gurkenglas zu öffnen.
Die große Halle war zu dieser Tageszeit so gut wie ausgestorben.
Nur die Hauslehrer waren anwesend.
Jedoch schien Flitwick über seinen Müsliteller eingeschlafen zu sein.
Da Professor McGonagall anwesend war, entschloss er sie gleich zu fragen, bevor sich die Halle füllen würde.
Er bemerkte Snapes auf ihn ruhenden Blick, während er zum Lehrertisch ging.
Scheinbar befürchtete dieser, dass Harry etwas von ihm wollte.
„Guten Morgen", grüßte Harry seine Professoren, die ihn bis auf Snape freundlich zurück grüßten; selbst Flitwick murmelte irgendetwas in sein Müsli.
„Professor McGonagall, ich würde Sie gerne um etwas bitten", begann Harry ohne Umschweife.
„Mich?", fragte McGonagall ehrlich überrascht, „Womit kann ich Ihnen helfen?"
„Ich war schon bei Trel…Professor Trelawney, aber sie schickte mich zu ihnen", erzählte Harry und McGonagalls Augenbrauen hoben sich deutlich bei der Erwähnung der Wahrsagelehrerin, „Ich möchte Telepathie lernen und Sie sind angeblich sehr begabt darin."
„Telepathie?" McGonagall war überrascht und sie machte daraus auch kein Geheimnis.
Selbst Snape und Sprout lauschten aufmerksam.
„Sie können das doch, oder?", fragte Harry und hoffte, dass er sich nicht soeben völlig blamiert hatte.
‚Ja, ich kann das', antwortete McGonagall und Harry staunte nicht schlecht, als er bemerkte, dass sie nicht laut gesprochen, sondern er ihre Stimme nur in seinem Kopf hören konnte.
„Wahnsinn", sagte Harry beeindruckt.
„Vielen Dank, Mister Potter", sagte McGonagall, „Doch ich kann es Ihnen leider nicht beibringen."
„Ist es illegal?", fragte Harry beunruhigt.
„Nein", versicherte McGonagall, „Es ist nur so, dass ich es Ihnen wirklich nicht beibringen kann. Sehen sie? Telepathie ist ein Teilgebiet der Legilimentik und man muss diese beherrschen, bevor man sich an die Telepathie wagen kann. Leider habe ich im Laufe der Zeit die Fähigkeit der Legilimentik verlernt, deswegen kann ich ihnen leider nicht weiterhelfen."
„Was ist Leglidings?", fragte Harry, was bei Snape ein missbilligendes Schnauben auslöste.
„Legilimentik! Das ist Gedankenlesen", antwortete McGonagall und Snape schnaubte gleich noch lauter.
„Es ist nicht Gedankenlesen", zischte er, „Es ist die Fähigkeit, Gefühle und Erinnerungen aus dem Kopf einer anderen Person herauszuziehen…"
„Severus, sei nicht so penibel. Das ist Gedankenlesen", erwiderte McGonagall und plötzlich weiteten sich ihre Augen, als ob sie einen großartigen Einfall hätte, „Severus, du bist ein Meister in Legili- und Okklumentik. Du könntest es doch Mister Potter beibringen und danach könnte ich ihm Telepathie lehren."
Sowohl Harry als auch Snape schienen von dieser Idee nicht allzu begeistert zu sein, da sie immerhin schon genug Stunden miteinander verbrachten.
Bald würde Harry seine gesamte Freizeit bei Snape verbringen.
„Ich halte das für keine gute Idee", sagte Snape und blickte Harry wütend an, als ob es seine Schuld wäre.
„Unsinn", meinte McGonagall, „Das ist eine großartige Idee…"
Snape wollte etwas erwidern, doch McGonagall unterbrach ihn: „Du bist doch Lehrer, Severus. Deine Pflicht ist es jungen Menschen etwas beizubringen und Mister Potter möchte etwas lernen. Du solltest ihn lieber dabei unterstützen! Es kommt nicht oft vor, dass unsere Schüler freiwillig ihre Freizeit opfern."
„Schon gut", gab Snape nach, „Ich bringe es ihm bei."
„Vielen Dank", bedankte sich Harry.
„Nehmen Sie Weasley oder Granger mit", sagte Snape kühl.
„Warum?", wunderte sich Harry.
„Weil ich Sie nicht in meinen Gedanken herumstöbern lasse", antwortete Snape.
Harry staunte nicht schlecht, denn dies bedeutete, dass Snape zwei Gryffindors privaten Unterricht geben würde.
Hermione hatte wohl doch Recht, denn noch vor einem Jahr hätte sich Snape noch selbst vergiftet anstatt Zeit mit Harry und seinen Freunden zu verbringen.
„Mister Potter, es geht mich zwar nichts an, aber warum möchten Sie eigentlich Telepathie lernen?", wollte McGonagall wissen.
„Na ja…äh…also", Harry wusste nicht was er darauf antworten sollte, da er sich nicht sicher war, ob alle Hauslehrer von Sirius' wundersamer Auferstehung wussten.
„Minerva, du hast Recht. Es geht dich nichts an", rettete Snape den schwarzhaarigen Gryffindor aus der misslichen Lage.
„Das stimmt wohl", seufzte McGonagall, „Aber Sie wollen damit doch nicht bei den ZAGs schummeln, Mister Potter?"
„Nein", antwortete Harry.
An diesen positiven Effekt hatte er noch gar nicht gedacht.
Er könnte andauernd Hermione oder Theodore um Hilfe fragen.
„Das ist gut", sagte McGonagall, „Es würde ohnehin nicht funktionieren. Die große Halle ist an diesem Tag gegen alle möglichen Hilfskräfte gesichert. Darunter fallen auch Telepathie und visionäre Kräfte…" Sie wandte sich an Madam Sprout und dem inzwischen aufgewachten Professor Flitwick, „Erinnert ihr euch noch an Marissa Moon?"
Sprout und Flitwick nickten lachend, während Snape und Harry verwirrt zusahen.
„Oh, tut mir leid", sagte McGonagall an die Beiden gewandt, „Das war noch vor eurer Zeit. Wir hatten einmal eine Schülerin namens Marissa Moon. Sie schaffte all ihre Prüfungen auf die beste Note, obwohl sie niemals lernte. Erst nach ihren UTZ erfuhren wir von ihren hellseherischen Kräften. Sie hat einfach bei jeder Prüfung in die Zukunft geblickt."
„Dumm war es nicht", meinte Sprout, „Da sie ihr Abschlusszeugnis schon hatte, konnten wir auch nichts mehr dagegen tun."
„Ich mochte sie", mischte sich Flitwick ein, „Beim Ehemaligen-Treffen hat sie für mich in die Zukunft gesehen."
„Sie war schon ein nettes Mädchen", stimmte ihm McGonagall zu.
„Nur eben hinterhältig", lachte Sprout.
„Die sind in ihrem Element", meinte Snape, als die anderen drei Hauslehrer über ihre lustigsten Erlebnisse mit Schülern sprachen und Harry und Snape völlig ignorierten.
„Sieht so aus", sagte Harry.
„Potter, kommen Sie mal mit", bat Snape, „Ich muss mit Ihnen sprechen."
Harry nickte nur und folgte Snape aus der Halle ohne dass die anderen Hauslehrer davon Notiz nahmen.
Sobald die Tür hinter ihnen zufiel, drehte sich Snape zu Harry und begann von dem Antwortbrief Ollivanders zu erzählen.
Scheinbar hatte dieser nur eine Ahnung und würde deshalb in der kommenden Woche nach Hogwarts kommen.
„Aber was ist mit Dumbledore?", wollte Harry wissen, „Wird er nicht misstrauisch werden?"
„Ach was", winkte Snape ab, „Ich benötige sowieso einen zweiten Stab und er weiß, dass ich das Schloss nicht verlassen darf…"
„Und wenn mir Ollivander nicht helfen kann?", fragte Harry.
„Im schlimmsten Fall müssen Sie dann einfach einen neuen Zauberstab kaufen…", sagte Snape und brach dann plötzlich ab.
Er deutete Harry leise zu sein und als der Gryffindor ein wenig seinen Kopf drehte, sah er Dumbledore auf sie zu kommen.
„Harry? Severus? Es ist so früh und schon müsst ihr euch streiten?", fragte er amüsiert und seine Augen funkelten wissend.
„Wir besprechen den Tag für Potters Legilimentikstunden", sagte Snape, „Ich bin für Montag Abends, doch davon will Mister Potter nichts wissen."
„Freitag ist einfach besser", meinte Harry achselzuckend.
„Legilimentik?", fragte Dumbledore.
„Potter möchte Telepathie lernen", erklärte Snape, „Und Minerva hat ihn mir zugeteilt ohne mich dabei zu fragen."
„Das ist schrecklich, Severus", sagte Dumbledore und seine Augen funkelten noch mehr, „Dafür bekommt sie ein Monat keine Nachspeise."
Harry grinste darüber ein wenig, hingegen fand dies Snape gar nicht lustig.
„Weshalb willst du Telepathie lernen, Harry?", fragte Dumbledore, das Thema wechselnd.
„Ich möchte mit Sirius sprechen", erklärte Harry, „Mit Hilfe von Telepathie könnte ich das, wenn ich eine Vision über die Gegenwart habe."
„Wohl wahr", sagte Dumbledore beeindruckt, „Das wäre wahrhaftig ein Vorteil…Severus, pass dich Harry an. Er muss Hausaufgaben machen! Du kannst deine Stunden auch an anderen Tagen vorbereiten."
„Verstanden", sagte Snape bitter.
„Dann wünsche ich euch viel Glück", meinte Dumbledore und ging in die große Halle, wo immer noch über ehemalige Schüler gelästert wurde.
„Dann also Freitag?", fragte Harry.
„In meinem Klassenraum", bestätigte Snape, „Und vergessen Sie Weasley oder Granger nicht."
Mit diesen Worten ließ er Harry allein und stürmte mit wehendem Umhang in die Halle zurück.
Harry hatte zwar noch nicht gefrühstückt, doch da er nicht als einziger Schüler in der großen Halle sein wollte, entschloss er sich in den Gryffindor- Turm zu gehen und dort auf seine Freunde zu warten.
Jedoch bewegte er sich kaum einen Meter, als er Fred und George Weasley in seine Richtung kommen sah.
Die Zwillinge trugen ihre Percy Weasley for Minister Schals und ließen ein beinahe zehn Meter langes Banner hinter ihnen herschweben, das andauernd Wählt Percy Weasley mit Weasleys Zauberhafte Scherze abwechselte.
„Morgen Harry", grüßte ihn Fred fröhlich, „Sind die Leute aus dem Ministerium schon da?"
„Wir wollen wählen", erklärte George.
„Soll ich raten wen?", fragte Harry grinsend.
„Mach dich nicht darüber lustig", sagte Fred.
„Du würdest das Selbe tun", meinte George.
„Stell dir das vor! Den Zaubereiminister zum Bruder haben", schwärmte Fred, „Wir würden in Geld schwimmen."
„Warum konnte er nicht schon früher kandidieren?", beschwerte sich George, „Dann hätten wir etwas davon gehabt."
„Wir könnten uns das mit unserem Auszug nochmals überlegen", meinte Fred.
„Bist du irre?", fragte George, „Ein weiteres Jahr mit Mutter? Nein, danke…Wir werden auch so viel Geld haben."
„Ihr zieht aus dem Fuchsbau aus?", fragte Harry überrascht.
Die Zwillinge sahen ihn an, als ob sie an seinem Verstand zweifeln würden.
„Natürlich, ziehen wir aus", sagte Fred.
„Du denkst doch nicht etwa, dass wir daheim wohnen werden, wenn wir unser eigenes Geschäft leiten?", fragte George.
„Und wo wollt ihr wohnen?", wollte Harry wissen.
„Gerade erinnerst du mich sehr stark an Mom", meinte Fred.
„Mit einer Spur Hermione", fügte George hinzu.
„Aber wenn es dich so sehr interessiert: Über unserem Laden gibt es eine kleine Wohnung", antwortete Fred auf Harrys Frage.
„Die wollt ihr euch teilen?", wunderte sich Harry.
„Ja, weshalb? Spricht was dagegen?", fragte George.
„Na ja, wenn ihr nun beide mit jemanden zusammen seid, würdet ihr dort zu viert wohnen", gab Harry zu bedenken.
„Dann müssen wir eben Singles bleiben", sagte Fred ungerührt.
„Bloß nicht! Weißt du was da für Gerüchte aufkommen? ... Hast du etwa nicht von diesen Zwillingen aus Yorkshire gehört? Die, die Jahre lang zusammen gewohnt haben?", fragte George.
„Was ist so schlimm daran?", fragte Fred verwirrt.
„Die waren ein Liebespaar", antwortete George.
„Ne, bloß nicht. So was will ich nicht mit dir", sagte Fred, „Du bist viel zu unattraktiv."
„Dito", erwiderte George und damit schien diese Diskussion ein Ende zu haben, da die Zwillinge danach wieder zu ihrem neuen Lieblingsthema zurückkamen: Percy und die Wahl!
„Also? Sind sie schon da?", fragte George an Harry gewandt.
„Wer?", fragte Harry.
„Die Leute aus dem Ministerium", antwortete Fred.
„Ähm…nein, sind sie nicht. Es ist noch keiner da drinnen, außer Dumbledore und den Hauslehrern", erklärte Harry.
„Moony auch?", fragte George.
„Nein, der nicht", antwortete Harry.
„Wir haben ihn schon lange nicht mehr beim Essen gesehen", sagte Fred besorgt, „Ihm geht es doch gut, oder?"
„Ja, ihm geht es gut, aber die Karte macht ihn zu schaffen", antwortete Harry.
„Er kann Pettigrews Namen nicht sichtbar machen?", vermutete Fred, „Das ist tragisch für einen Rumtreiber…Ich habe gehört, dass er sogar schon Bill zu Hilfe gerufen hat."
„Das ist aber noch lange kein Grund um jedes Essen ausfallen zu lassen", meinte George.
„Vielleicht mag er uns nicht mehr?", überlegte Fred.
„Ja, wahrscheinlich verachtet er uns", stimmte George zu.
„Oder er hört so gerne stumpfsinnige Theorien", sagte plötzlich eine weitere Stimme und die Zwillinge wirbelten herum und sahen direkt in die müde wirkenden Gesichter von Remus und Bill.
Beide schienen in der letzten Nacht nicht sonderlich viel geschlafen zu haben und Harry würde es nicht wundern, wenn sie die ganze Nacht lang an der Lösung der Karte gesessen hatten.
„Guten Morgen, Moony", grüßten die Zwillinge ihn erfreut, „Wir haben uns nur gewundert, warum Sie nicht mehr in der großen Halle essen."
„Und was geht es euch an, wo oder wann ein Professor isst?", fragte Bill streng und sein Blick ähnelte sehr Mrs. Weasley, wenn sie die Zwillinge wieder bei einem Streich erwischte.
„Wir haben uns nur gewundert", verteidigte sich Fred.
„Ganz genau", sagte George, „Das ist doch noch erlaubt, oder?"
„Also? Warum essen Sie nicht mehr in der großen Halle?", fragte Fred nun wieder an Remus gewandt.
„Jetzt reicht's aber. Lasst ihn in Ruhe", sagte Bill und zog die Zwillinge an ihren Ohren in die Halle, von wo man sie über Bills grobe Art beschweren hörte.
Remus schüttelte nur ungläubig den Kopf, als sich die massiven Türen der Halle schlossen und die Stimmen der Zwillinge erloschen.
„Bin ich tatsächlich so interessant?", fragte Remus ernst, jedoch wusste Harry nicht ob es nur eine rhetorische Frage war oder ob Remus darauf eine Antwort hören wollte.
„Selbst Miss Brown hat mich schon um ein Interview für HogNews gebeten", fuhr Remus fort, „Ich weiß wirklich nicht, warum es so eine große Sache ist, wenn ich nun mal lieber in meinen Gemächern speise."
„Lavender muss man ignorieren", riet ihm Harry, „Mit der Zeit gibt sie auf…hoffentlich."
„Mir war nun mal nicht nach Gesellschaft", sagte Remus, „Ich wollte allein sein…Obwohl ich zugeben muss, dass diese Nacht mit Bill sehr amüsant war."
„Habt ihr es geschafft?", erkundigte sich Harry neugierig.
„Leider nicht", antwortete Remus, „Aber Bill fragt nun seinen alten Lehrmeister um Rat…Wir sind bis in die frühen Morgenstunden an der Karte gesessen und dann sind wir eingeschlafen. Auf dem Fußboden! Mir ist so etwas nicht mehr passiert, seit mich Sirius in der siebten Klasse ins HogsHead geschleppt hat." Remus schmunzelte reumütig bei dieser Erinnerung.
„Und wenn Louis nicht so einen Lärm gemacht hätte, würden wir immer noch schlafen", fügte Remus grinsend hinzu.
„Zu mindestens hast du dich amüsiert", meinte Harry.
„Das auf jeden Fall", sagte Remus und strahlte beinahe, „Wenn wir Sirius befreien können, müssen wir unbedingt einmal zu dritt ausgehen."
Dies versetzte Harry einen kleinen Stich im Herzen und er schämte sich ein wenig, dass es nicht wegen Sirius war.
Er fühlte sich ein wenig von Remus hintergangen, denn warum durfte er nicht mitgehen?
„Harry, das ist nichts persönliches", sagte Remus schnell, der Harrys plötzliches Schweigen richtig interpretiert hatte, „Es ist nur so, dass du noch zu jung für Sirius' Kneipen bist…Sirius würde das wahrscheinlich anders sehen, aber ich finde dich nun mal zu jung."
„Ich bin fünfzehn", erwiderte Harry.
„Eben", sagte Remus, „Viel zu jung…Wir können dich mal in Merlin'sBeardin eine Bar mitnehmen."
„Ich bin nicht zu jung", widersprach Harry trotzig, „Ich habe schon Alkohol getrunken!"
„Butterbier zählt nicht", erwiderte Remus, „Da ist kaum was drinnen."
„Feuerwhisky", verbesserte Harry mit gewissem Stolz in der Stimme, „Ich habe sogar mehr als eine Flasche getrunken…"
„Und Draco hat dir dann kurz danach einen Nüchterungstrank gegeben?", vermutete Remus.
„Ähm…ja", gestand Harry, „Aber der Punkt ist, dass ich schon mal getrunken habe…"
„Das zählt auch nicht", sagte Remus, „Es würde erst dann zählen, wenn du am nächsten Tag mit einem fürchterlichen Kater erwacht wärest…Und versuche das gar nicht. Madam Pomfrey wird dir dagegen kein Gegenmittel geben."
„Ich habe auch schon Sex", sagte Harry.
„Was hat das damit zu tun?", wunderte sich Remus.
„Ich bin nicht zu jung", wiederholte Harry abermals.
„Harry, lass uns nicht streiten", bat Remus und seine Augen funkelten plötzlich vergnügt, „Du würdest doch nur den Kürzeren ziehen. Immerhin bin ich dazu befugt dir in den ganzen Sommerferien Hausarrest zu geben."
Absurderweise gefiel Harry diese Drohung.
Es erinnerte ihn daran, dass er das erste Mal in den Sommerferien nicht zu den Dursleys musste.
„Sirius hat da auch noch ein Wörtchen mitzureden", erwiderte Harry fröhlich.
„Den wickle ich um meinen kleinen Finger", sagte Remus ernst, bevor sie beide in schallendes Gelächter ausbrachen.
Während sie lachten, bemerkten sie auch kaum, wie Zauberer aus dem Ministerium inzwischen die große Halle betraten.
„Aber ernsthaft Harry", sagte Remus nachdem sie sich wieder beruhigt hatten, „Du bist wirklich zu jung für Sirius' Kneipen. Du würdest darin keine Minute überleben."
„Wenn du meinst", seufzte Harry, „Aber irgendwann will ich dorthin."
„Wenn du älter bist", versprach Remus.
„Apropos Sirius", wechselte Harry das Thema, „Ich habe es nicht geschafft. Aber dafür habe ich mich zu etwas anderem entschlossen…" Und er erzählte Remus von der Vision über Voldemort und wie er durch diese auf die Idee mit der Telepathie gekommen war.
„…und jetzt gibt mir Snape immer Freitags Stunden in Legotätig", endete Harry ein wenig atemlos.
Remus war sprachlos.
Seine Augen zeigten seine Fassungslosigkeit deutlich und auch die fischartigen Bewegungen seines Mundes halfen dabei.
„Legilimentik", sagte Remus nach einer Weile.
„Bitte?", fragte Harry verwirrt.
„Es heißt Legilimentik", antwortete Remus, „Lego ist ein Spielzeug der Muggel."
„Kenne ich nicht", sagte Harry.
„Ehrlich?", fragte Remus überrascht, „Aber sei froh! Dieses Spielzeug steht doch nur dafür wie wenig Vertrauen Muggel in die Intelligenz ihrer Kinder haben…Jeder Idiot kann bunte Steine aufeinander stellen."
Sobald Remus bunte Steine erwähnte, konnte sich Harry plötzlich wieder an etwas aus seiner Kindheit erinnern.
Dudley hatte zum Geburtstag irgendetwas mit bunten Steinen bekommen, aber diese niemals aufstellen können, weshalb dieses Spielzeug nach weniger als einer Woche auf dem Müll landete.
„Harry, du musst das nicht tun", sagte Remus plötzlich in Gedankenverloren.
„Was?", fragte Harry verwirrt.
„Du musst nicht Telepathie lernen", sagte Remus ernst, „Ich habe es zwar nie versucht, aber es heißt, dass Legilimentik zu den schwersten Gebieten der Zauberei gehört…und dann noch mit einem Lehrer wie Severus. Du musst es nicht tun. Selbst Sirius würde dir davon abraten…Na ja, eigentlich würde er dir von allen abraten, was mit Severus zu tun hat."
„Ich will es aber tun", sagte Harry, „Wenn ich schon die Möglichkeit habe Sirius zu retten, dann sollte man es doch auch tun, nicht wahr?"
Remus runzelte nachdenklich seine Stirn und verzog ein wenig seinen Mund.
„Das ist sowieso merkwürdig", sagte er ernst.
„Was ist merkwürdig?", fragte Harry verwirrt.
„Deine Fähigkeit als Seher", antwortete Remus ehrlich, „Ich habe ein wenig über Seher und Visionäre nachgelesen."
„Und was stand dort?", wollte Harry wissen.
„Du dürftest gar kein Seher sein", sagte Remus, „Seherblut kann sich nur entwickeln, wenn es schon einmal einen Seher oder eine Seherin in der Familie gab. Doch weder die Potters, noch die Evans brachten jemals einen Seher hervor. Außerdem hätten diese Fähigkeiten schon zu deiner Kleinkindzeit auftauchen müssen."
„Sind sie aber nie", sagte Harry.
„Eben", seufzte Remus, „Du dürftest eigentlich nicht sehen können…Ich habe darüber auch schon mit Dumbledore gesprochen, aber er sieht dies nicht als Grund zur Besorgnis an."
„Wieso Besorgnis?", fragte wunderte sich Harry und plötzlich kam ihn ein schrecklicher Gedanke.
„Denkst du, es hat etwas mit Voldemort zu tun?", fragte er besorgt.
Das würde zu mindestens erklären, warum Voldemort von seiner neuen Fähigkeit wusste.
„Ich weiß es nicht", sagte Remus und wirkte ein wenig nervös bei dem Gedanken an einen möglichen Plan Voldemorts.
Harry hatte diese Fähigkeit immer als etwas Normales angesehen, so wie er auch sein Parsel akzeptierte.
Etwas das einfach ohne Vorwarnung auftauchte und mit dem er nun zu leben lernen musste.
„Aber mach dir deswegen keine Sorgen, Harry", sagte Remus beruhigend, „Vielleicht gab es bei den Evans schon mal einen Seher und die Muggel hielten es für eine Geisteskrankheit. Das passiert öfters. So viele wahre Seher mussten deswegen in den psychiatrischen Abteilungen ihr Leben fristen."
„Das ist schrecklich", sagte Harry geschockt, „Warum hat man sie nicht befreit?"
„Das ist nicht so einfach", antwortete Remus ehrlich, „Selbst als Zauberer kann man nicht immer feststellen, ob jemand tatsächlich ein Seher oder geistesgestört ist."
Harry sagte daraufhin nichts.
Er wollte sich nicht vorstellen, wie es wäre als Muggel ein Seher zu sein.
Die Dursleys hätten ihn bestimmt einliefern lassen, wenn sie ihn nicht gleich an einer Londoner Straßenecke ausgesetzt hätten.
„Aber lassen wir dieses trostloses Thema", meinte Remus, „Lass uns frühstücken gehen."
Er legte seinen Arm um Harrys Schulter und führte den noch immer ein wenig geschockten schwarzhaarigen Jungen in die große Halle zurück.
Fred und George hüpften aufgeregt um die Ministeriumsangestellten, die soeben mit magischer Hilfe einige Wahlkabinen aufstellten.
Beide schienen gar nicht mehr warten zu können.
Sowohl Harry als auch Remus grinsten sich bei diesem Anblick amüsiert an, bevor sich Harry am Gryffindor- Tisch niederließ und Remus zum Lehretisch weiterging.
Dort setzte er sich neben Snape, der ihm nur einen kühlen Blick zuwarf und danach seinen Kaffee genüsslich weiter trank.
Während sich Harry eine Semmel mit Marmelade schmierte, beobachtete er die Zwillinge, die sofort nach der Fertigstellung der Wahlkabinen in diese verschwanden.
Auch einige der Lehrer näherten sich den Kabinen zögerlich und schritten nach kurzer Überlegung hindurch.
Eigentlich erwartete Harry, dass diese nach kurzer Zeit wieder heraus traten, doch die Zwillinge erschienen erst nach über zehn Minuten wieder und unterhielten sich danach flüsternd, während sie zu Harry gingen.
„Warum habt ihr so lange gebraucht?", fragte Harry amüsiert, „Habt ihr vergessen, wen ihr wählen wolltet?"
„Nein, deshalb haben wir doch sicherheitshalber unsere Schals mitgenommen", sagte Fred.
„Es gab dort eine Broschüre", erklärte George, „Wir mussten uns doch durchlesen, was man für einen Unsinn über unseren Bruder verzapft."
„Die Hälfte davon wusste ich noch gar nicht", sagte Fred.
„Er wollte wirklich einmal Theaterdarsteller werden?", fragte ihn George.
„Keine Ahnung, aber das würde diese Phase erklären, wo er sich immer die Obstschüssel auf den Kopf gesetzt hat", antwortete Fred achselzuckend.
„Das muss schon Ewigkeiten her sein", überlegte George.
„Zwölf Jahre", antwortete Fred.
„Sie hat ihm aber gepasst", sagte George.
„Definitiv", stimmte Fred zu.
Harry fühlte sich ein wenig fehl am Platz, als er hörte wie die Zwillinge in alte Erinnerungen schwelgten.
Er konnte keine lustigen Geschichten über seine Kindheit erzählen, denn er hatte damals nichts Lustiges erlebt.
Dies war so ein Moment in dem er sich wünschte, dass Sirius nicht nach Askaban gekommen wäre.
Sein Leben hätte völlig anders verlaufen können.
Er wäre von Anfang an in der Zaubererwelt aufgewachsen und würde sich nun bei einigen Dingen nicht so seltsam verhalten.
Er seufzte laut und knabberte nun lustlos an seiner Semmel.
Erst als ihm die Zwillinge einen besorgten Blick zuwarfen, biss er richtig ab.
„Na sieh mal einer an, wer seinen Schönheitsschlaf beendet hat", grinste Fred und blickte in Richtung der Tür, durch die gerade Ron noch ein wenig schlaftrunken ging.
„Hat aber nicht viel geholfen", meinte George.
„Was hat nichts geholfen?", fragte Ron verwirrt und wirkte dabei so ahnungslos, dass die Zwillinge sofort zu kichern begannen.
Ron blickte dabei noch verwirrter, doch beachtete er die Zwillinge einfach nicht und setzte sich stattdessen gegenüber von Harry an den Gryffindor- Tisch.
Er wünschte dem Schwarzhaarigen einen schönen guten Morgen und begann danach gutgelaunt seinen Teller mit allen möglichen Dingen zu füllen.
„Warum bist du eigentlich schon wach?", fragte Harry schließlich, nachdem er eine Weile beobachtete hatte, wie Ron eine Semmel nach der anderen verschlang.
„Ischt deren Schuld", schmatzte Ron und wies dabei auf die Zwillinge, die ihren unschuldigsten Blick aufsetzten, „Schind vorhin in den Schlafschaal geschtürmt…"
„Gar nicht wahr", sagte Fred.
„Das hast du dir eingebildet", sagte George.
„Ne", Ron schluckte den Bissen hinunter, „Ihr seid in den Schlafsaal gestürmt und habt ein Lied über Percy und die Wahl geträllert…" Er drehte sich zu Harry, „Sie haben auch die anderen geweckt, aber die konnten wieder einschlafen."
„Jetzt halluziniert er", verteidigte sich George.
„Wir würden so etwas niemals tun", stimmte Fred zu.
Die Zwillinge sahen Ron mit so einem ernsten Blick an, dass selbst dieser einen Moment lang an seiner Erzählung zweifelte.
Doch dieses Gefühl verschwand sofort, als die Beiden zu kichern begannen und danach aus der großen Halle huschten.
„Sei froh, dass du ein Einzelkind bist", meinte Ron an Harry gewandt.
„Ich hätte gerne Geschwister", sagte Harry.
„Kannst meine haben", bot Ron an, „Ich schenke sie dir."
„Ich blicke mich zuerst nach was anderem um", sagte Harry scherzend, „Ich habe gehört, dass Dean einen liebenswerten Bruder hat…Ich frage mal ihn."
„Das ist aber ein Muggel", erwiderte Ron in einer Tonlage, als ob er um Teppiche auf einem orientalischen Markt handelte, „Meine sind Zauberer. Die können alles und tun auch alles. Heute bekommst du sie noch gratis, morgen kosten sie eine Galleone das Stück."
Sie lachten danach so laut, dass ihnen Snape schon Punkte abzog und kurz davor war ihnen Strafarbeiten aufzubrummen.
Dadurch wurden sie wieder ernst und glucksten nur noch leise.
Während Ron sein Frühstück weiter verschlang, fasste Harry einen Entschluss.
Er hatte eigentlich Hermione um die Hilfe bei seinem neuen Lehrprogramm mit Snape bitten wollen, da diese einfach begabter als Ron war, doch in diesem Moment entschied er sich um.
Er wollte nicht nochmals einen Streit mit Ron riskieren, weil er diesen wieder hinterging.
„Ron, kann ich dich um etwas bitten?", fragte Harry und nachdem Ron nickte, erzählte er ihm von seinem Plan mit der Telepathie( er nannte es Telemanie) und dem daraus entstehenden Legilimentik- Unterricht( er nannte es weiterhin Legotätig) mit Snape.
Nachdem er geendet hatte, sah er Ron direkt in die Augen und bemerkte, dass dieser in Gedanken versunken zu sein schien.
Er erwartete, dass Ron gegen zusätzliche Stunden mit Snape war, doch die nächste Frage des Rothaarigen warf ihn völlig aus dem Konzept.
„Du siehst also das in deinem Schlaf, an das du als letztes vor dem Einschlafen gedacht hast", begann Ron, „Wenn ich mit dir über mein Sexleben mit Blaise sprechen würde und du deinen Kopf nicht freimachen könntest…Du würdest dann mich und Blaise…na ja…in Aktion erleben?"
Ron wurde dabei knallrot im Gesicht, als er diese Frage stellte.
„Höchstwahrscheinlich ja", antwortete Harry ehrlich, „Aber ich tue so etwas nie absichtlich."
„Das heißt, du hast schon mal jemanden beim Sex gesehen?", fragte Ron schockiert.
„Ähm…ja", gestand Harry, „Genauer gesagt sind es sogar zweimal gewesen. Einmal Oliver und Flint in der Duschkabine und das andere mal Snape und…" Er brach ab, als er bemerkte, was er soeben seinem besten Freund verraten wollte.
„Snape?", fragte Ron geschockt und senkte seine Stimme, damit man ihn am Lehrertisch nicht hören konnte, „Warum denkst du vor dem Schlafengehen an Snape beim Sex?"
„Das ist nicht so, wie es klingt", verteidigte sich Harry schnell, „Komm mit!"
Er erhob sich schon, doch Ron blieb bewegungslos sitzen.
„Warum?", fragte der Rothaarige.
„Weil es hier langsam zu voll wird", antwortete Harry und deutete dabei auf die erste eintreffende Schülerschar von Ravenclaws, die alle über das kommende Quidditch- Spiel plauderten.
Dies sah Ron als Grund an und nachdem er sich noch einige Semmeln für unterwegs eingesteckt hatte, folgte er Harry aus der Halle.
Auf den Weg ins Freie begegneten sie Theodore Nott, der Harry freundlichst begrüßte und an ihre Verabredung für das Spiel erinnerte.
Harry hatte durch die ganze Aufregung mit Sirius völlig auf das Date vergessen und ohne es verhindern zu können, wurde er wieder nervös.
Ron bemerkte dies und grinste dabei nur amüsiert.
Doch kaum verließen sie das Schloss wurde er wieder ernst und blickte Harry fragend an.
„Okay, hör zu", sagte Harry, „Davon weiß weder Hermione noch Draco…"
„Was hat das Frettchen damit zu tun?", fragte Ron verwirrt.
„Ziemlich viel", sagte Harry, „Und ich möchte, dass sie auch weiterhin nichts davon erfahren. Kann ich mich darauf verlassen, dass du es niemanden erzählst?"
„Bei Merlins Strumpfhose, du hast eine Affäre mit Snape, nicht wahr?", fragte Ron entsetzt und auch deutlich angewidert.
„Nein", erwiderte Harry sofort, „Snape hat eine Affäre, aber nicht mit mir."
„Mit wem dann?", fragte Ron.
„Narcissa Malfoy", antwortete Harry und Rons Augen weiteten sich zu einer Größe von Golfbällen.
„Narcissa Malfoy?", fragte er nochmals nach, „Wie kommt ein Kerl wie Snape an so eine Frau?"
„Keine Ahnung", sagte Harry achselzuckend, „Aber so ist es nun mal…Sie bekommt sogar ein Kind von ihm."
„Was? Dann gibt es doch zwei von seiner Sorte?" Rons Stimme wurde unnatürlich hoch und es war ihm anzusehen, dass ihn die Vorstellung eines jungen Snape noch weniger gefiel, als die Tatsache, dass ihn Harry beim Sex mit Blaise beobachten konnte.
„An dem Abend habe ich an Snape als Vater gedacht und danach leider gesehen, wie er zu einem geworden ist", erklärte Harry.
„Du Armer", sagte Ron und seine Stimme klang tatsächlich mitfühlend, doch kurz danach wurde er wieder misstrauisch.
„Woher weißt du eigentlich von Mrs. Malfoys außerehelicher Schwangerschaft?", fragte er skeptisch.
„Das kann ich dir nicht sagen", sagte Harry und hoffte, dass er Ron damit nicht reizte.
„Ansonsten köpft dich Snape, was?", scherzte jedoch dieser und schien über Harrys Schweigsamkeit eher amüsiert als beleidigt.
„Erzähl es nicht weiter", bat Harry.
„Kein Problem", versprach Ron, „Meine Lippen sind versiegelt…Auch wenn ich zu gerne dem Frettchen von seiner verkorksten Familie berichten würde."
„Ron", ermahnte ihn Harry und versuchte dabei so gut wie möglich Mrs. Weasley zu imitieren.
„Schon gut! Ich sag ja nichts", beruhigte ihn Ron und klopfte Harry freundschaftlich auf den Rücken, „Mir gefällt es so sowieso recht gut. Endlich weiß ich mal was vor Hermione."
Als er dies sagte, wirkte Ron so glücklich wie schon lange nicht mehr und Harry wusste innerlich, dass es die richtige Entscheidung gewesen war, ihm davon zu erzählen.
„Und bei dieser Leglomendl kannst du natürlich auch auf mich zählen", sagte Ron, „Ich werden mein Bestes geben, nur…Such dann nicht absichtlich nach schmutzigen Details."
„Nur wenn du das auch nicht tust", entgegnete Harry.
„Abgemacht", sagte Ron und hielt Harry seine Hand entgegen.
Dieser schlug darauf ein und sie grinsten sich gegenseitig an.
Harry genoss diese Harmonie zwischen ihm und Ron und hoffte, dass diese wenigstens für ein weiteres Jahr wieder bleiben würde.
Sie blieben noch eine Weile im Freien und sprachen über ihre Erinnerungen, die sie unbedingt vor Snape blockieren mussten.
Darunter fielen so Dinge wie der Vielsafttrank in der zweiten Klasse oder ihre Belustigung über Snape in den Klamotten von Nevilles Großmutter.
Auch ihren Verdacht gegenüber Snape in der ersten Klasse, wollten sie lieber für sich behalten.
Sie kehrten ins Schloss zurück, als es Zeit für das Mittagessen wurde und überlegten abermals mit wem sie Hermione verkuppeln konnten.
Sie hatten Glück, dass das Mädchen nicht anwesend war und somit nicht mitbekam, wie sie auf die verschiedensten Personen in der Halle zeigten und danach darüber diskutierten.
Ron wies auf Anthony Goldstein, einem Ravenclaw aus ihren Jahrgang, doch Harry schüttelte darüber nur den Kopf.
Er war immer noch der Meinung, dass Neville eine Chance bei Hermione verdient hatte.
„Warum nicht?", fragte Ron verwirrt, „Es muss ein Ravenclaw sein! Andere könnten mit ihr überhaupt nichts anfangen."
Sie brachen ab, als sie Hermione in die große Halle kommen sahen, doch obwohl sich diese neben Ginny und damit nicht einmal in ihre Nähe setzte, wechselten sie lieber das Gesprächsthema, bevor sie von Hermione bemerkt wurden.
Sie sprachen danach wieder einmal über den mögliche Wahlausgang und waren wie so oft dabei nicht derselben Meinung.
Ron zählte gerade positive Eigenschaften über Percy auf(wobei er sich ziemlich schwer tat), als Harrys Blick zum Slytherin- Tisch schweifte.
Dort beobachtete er Theodore, der soeben mit Crabbe sprach und dabei andauernd mit den Augen rollte.
Etwas weiter abseits sah er Blaise und Draco, die gerade über irgendetwas glucksten.
„Nervös?", fragte ihn auf einmal Ron.
„Was?..." Harry nahm seinen Blick wieder vom Slytherin- Tisch und konzentrierte sich auf Ron, „…Nein! Weswegen?"
„Dein Date mit Nott", antwortete Ron grinsend, „Ich bezweifle, dass deine Aufregung von gestern Abend verschwunden ist."
„Ich hatte eben noch nie eine richtig Verabredung", sagte Harry ein wenig beschämt.
„Das ist nicht so schwer", meinte Ron, „Du übertreibst mal wieder viel zu sehr."
„Das sagst ausgerechnet du", erwiderte Harry, „Du hattest doch auch nie eine richtige erste Verabredung mit Blaise. Bei dir ist das auch einfach so passiert."
„Aber ich hatte davor schon mal eine Verabredung", sagte Ron, „Mom hat mich einmal gezwungen mit der Tochter von einer Hexe aus ihrem Strickverein auszugehen."
„Und jetzt bist du Experte oder was?", fragte Harry.
„Nein, das bin ich nicht", gestand Ron, „Aber trotzdem übertreibst du…Unterhalte dich mit ihm wie immer und nach dem Spiel lade ihn zu einem Kaffee oder so was ein."
„Ich soll ihn in die Küche schleppen?", fragte Harry verwirrt.
„Küche? Wer sagt denn was von der Küche. Ich spreche von den 1½ Besen", sagte Ron.
„Den was?", fragte Harry noch verwirrter.
„Du weißt nichts davon?" Ron sah ihn ungläubig an, doch plötzlich weiteten sich seine Augen in deutlicher Erkenntnis, „Stimmt ja! Du warst damals im Krankenflügel als Dumbledore diese Ansage machte."
„Was für eine Ansage?", wollte Harry wissen.
Er verbrachte definitiv zu viel Zeit im Krankenflügel, wenn er nicht einmal die wichtigsten Dinge der Schule erfuhr.
„Weil wir ja nicht nach Hogsmeade dürfen, hat er Madam Rosmerta gebeten immer nach den Quidditch- Spielen einen kleinen Stand in Hogwarts zu betreiben", erklärte Ron, „Hast du etwa noch nie die vielen Tische am Seeufer nach einem Spiel gesehen?"
„Nein, ehrlich gesagt habe ich das nie", antwortete Harry ehrlich.
„Das ist ziemlich cool", sagte Ron, „Man kann dort nämlich kellnern und somit sein Taschengeld ein bisschen aufpäppeln…Ich habe auch schon mal gekellnert, aber mir sind damals so viele Gläser hinunter gefallen, dass Madam Rosmerta mich nicht nochmals anstellen wollte."
„1½ Besen! Ja, das klingt gut", meinte Harry, „Ich lade ihn einfach zu einem Getränk ein…"
Er sprach absichtlich nicht von Kaffee, denn nach seinem Erlebnis bei Snape rührte er das schwarze Getränk sicherlich nie wieder an.
„Und was willst du anziehen?", fragte Ron neugierig.
„Na das..." Er wies auf seine gerade tragenden Klamotten, „Wieso? Ist das nicht gut?"
„Natürlich", sagte Ron, „Wenn du Nott das Gefühl geben willst, dass er mit einer Klobürste ausgeht."
Harry blickte entsetzt auf sein Gewand.
Wenn selbst Ron, der den Geschmack eines Nilpferdes hatte, behauptete, dass er nicht gut aussah, musste er wirklich schrecklich aussehen.
„Ich ziehe mich schnell um", murmelte Harry und stürmte ohne eine weitere Erklärung aus der Halle, in der Ron wie ein Honigkuchenpferd grinste.
Er rannte so schnell wie möglich in den Schlafsaal der Gryffindors und durchwühlte seine Truhe nach passenden Anziehsachen.
Doch außer seinem Festumhang wirkte alles irgendwie gleich und mit diesem wollte er auch nicht zu einem Quidditch- Spiel gehen.
Glücklicherweise erschien soeben Seamus im Schlafsaal, der sich über das Verhalten Harrys deutlich amüsierte.
Es kam eben nicht oft vor, dass der Junge, der lebt verzweifelt in seiner Truhe nach passenden Klamotten suchte.
„Heißes Date?", fragte Seamus und als Harry aufblickte, sah er ein breites Grinsen im Gesicht des Iren.
„So was in der Art", murmelte Harry.
„Nott?", fragte Seamus weiter.
Harry nickte leicht, bevor er weiter in seiner Truhe wühlte.
Seamus beobachtete ihn noch eine Weile, bis er sich erbarmte und aus seiner eigenen Truhe eine schwarze Hose, einen dunkelgrünen Pullover und einem schwarz glänzenden Umhang heraus holte und diese auf Harrys Bett warf.
„Nimm die", sagte er, „Wir sind ungefähr gleich groß."
Harry blickte kurz auf das Gewand und hatte dieses sofort ins Herz geschlossen.
Es war zwar nichts besonderes, aber es sah gut aus und war nicht so auffällig.
„Danke", bedankte sich Harry und verschwand mit den Klamotten ins Badezimmer um sich umzuziehen.
Doch sobald er Seamus' Hose anzog, nahm er alles zurück.
Die Hose war viel zu eng um nicht unauffällig zu sein.
„Seamus", rief er durch die geschlossene Badezimmertür, „Hast du nicht eine etwas größere Hose?"
Verwirrt kam Seamus in das Badezimmer und betrachtete Harry genauestens von Kopf bis Fuß.
„Weshalb?", fragte er schließlich.
„Die ist mir viel zu klein", sagte Harry.
„Nein, die passt genau", meinte Seamus und pfiff danach sogar kurz, „Siehst echt gut aus…Wenn das mit Nott nichts wird, gehst du mal mit mir aus?"
„Was ist mit Ernie?", fragte Harry verwirrt.
„Schluss gemacht", antwortete Seamus ungerührt, „Schon vor Wochen. Hat nicht so recht geklappt…"
„Das tut mir leid", sagte Harry ehrlich, doch Seamus grinste nur beruhigend.
Der Ire schien seiner Beziehung mit dem blonden Hufflepuff keine Träne nachzuweinen.
„Aber nein", antwortete Harry auf die vorhin gestellte Frage Seamus'.
„Zu schade", seufzte Seamus, doch schien nicht ernsthaft enttäuscht zu sein.
Als Harry versuchte seine Haare ein wenig zu bändigen, hinderte ihn Seamus daran und verwuschelte Harrys Haare gleich noch mehr.
„Wirklich schade", sagte Seamus grinsend, als er sein fertiges Werk betrachtete.
Harry blickte sein Spiegelbild an, doch konnte er nicht wirklich verstehen, was Seamus meinte.
Sicherlich sah er nicht so schlecht aus, aber…Er betrachtete sich genauer und änderte spontan seine Meinung.
Er sah umwerfend aus!
Kein Wunder, dass sich in letzter Zeit fast jeder in ihn verknallte.
„Danke Seam", bedankte sich Harry und Seamus murmelte nur ein „Gern geschehen", bevor er das Badezimmer verließ.
Harry betrachtete sich noch kurze Zeit im Spiegel, bevor er schließlich ebenfalls das Badezimmer verließ und in Richtung der Eingangshalle ging.
Dort wartete zu seiner Überraschung nicht Theodore, sondern Draco auf ihn.
Der blonde Slytherin betrachtete ihn genauestens und ihm schienen beinahe die Augen aus dem Kopf zu fallen.
„Ist was?", fragte Harry unhöflich.
Draco bemerkte sein Starren und um abzulenken, schnarrte er: „Von wegen Date, was?"
„Hatten wir dieses Thema nicht schon mal?", fragte Harry.
„Ich dachte wirklich, dass ihr Gryffindors euch an Versprechen halten würdet", zischte Draco.
„Ich gehe nur mit ihm aus", erwiderte Harry, „Das bedeutet noch gar nichts."
„Unglaublich", murmelte Draco zornig.
„Unglaublich?", fragte Harry wütend, „Was geht es dich an? Du wolltest Feindschaft, nicht ich. Also, lass mich in Ruhe und knutsch mit Pansy herum."
„Damit du in Ruhe mit Nott knutschen kannst?", fragte Draco sauer.
„Ja, damit ich in Ruhe mit Nott knutschen kann", bestätigte Harry, obwohl er das eigentlich gar nicht vorhatte.
Doch um Draco zu reizen, würde er auch erzählen, dass er einen Dreier mit Crabbe und Goyle wollte.
„Gerne, aber lass uns erst sehen, wie es läuft", sagte plötzlich eine weitere Stimme und als sich Harry umdrehte, wurde sein Gesicht tomatenrot.
Hinter ihm stand Theodore und erinnerte ihn nun ein wenig an die Grinsekatze von Alice im Wunderland.
„Hi Theo", grüßte er ihn schließlich ohne ihm in die Augen zu blicken.
„Harry, immer wieder schön dich zu sehen", sagte Theodore und auch sein Blick blieb länger als normalerweise auf Harrys Körper hängen.
Draco schenkte Theodore einen kühlen Blick, bevor er ohne ein weiteres Wort zu verlieren zu Pansy ging, die soeben aus den Kerker kommen zu schien.
Theodore sagte irgendetwas zu Harry, doch dieser bekam es nicht mit, da er entsetzt auf Pansys rote Haare sah.
Blaise hatte Recht gehabt; eine rothaarige Pansy Parkinson sah fantastisch aus.
„Meinst du nicht auch?", unterbrach plötzlich Theodore seine Gedanken.
Harry hatte ihn zwar nicht verstanden, doch trotzdem nickte er und schien damit Theodore sehr zu erfreuen.
„Gehen wir?", fragte Theodore charmant und bot Harry seinen Arm an.
Dieser rollte daraufhin nur die Augen und Theodore ließ leicht enttäuscht seinen Arm sinken.
Trotzdem gingen sie friedlich nebeneinander zu den Quidditch- Tribünen und fanden eine in der niemand war, den sie kannten.
Während des Spieles sprachen sie kaum miteinander, denn Harry war viel zu sehr von diesem gefesselt.
Theodore versuchte zwar ein paar Mal seine Aufmerksamkeit zu erregen, doch nach dem zehnten Versuch gab er es auf.
Harry wusste, dass dies nicht gerade das perfekte Verhalten für eine Verabredung war, doch trotzdem konnte er seinen Blick nicht von den sensationellen Würfen des Ravenclaw- Teams nehmen.
Schon in der Hälfte des Spieles sah es für Hufflepuff nicht gut aus, doch entschied es sich erst richtig, als Cho Chang den Schnatz vor dem gegnerischen Sucher fing.
Die anwesenden Ravenclaws brachen in begeisterte Schreie aus und selbst Harry wurde von dieser Freude nicht verschont, denn urplötzlich küsste ihn ein begeisterter Ravenclaw- Siebtklässler auf die Lippen.
Harry war so perplex, dass er erst reagieren konnte, als dieser schon die Tribüne verlassen hatte.
„Küsst du eigentlich immer fremde Leute bei Verabredungen?", fragte ihn Theodore und man konnte deutlich die Eifersucht aus seiner Stimme hören.
„Ich habe nicht geküsst, ich wurde geküsst", verteidigte sich Harry.
„Wie auch immer", murmelte Theodore.
Harry sah es dem aschblonden Slytherin deutlich an, dass diesem ihre Verabredung bis jetzt überhaupt nicht gefiel.
Zuerst ignorierte ihn Harry die ganze Zeit und danach küsste sein Date einfach einen unbekannten Mitschüler.
„Hast du noch Lust auf einen Kaffee oder so was?", fragte Harry deswegen und sofort hellte sich Theodores Gesicht sichtbar auf.
„Gerne", antwortete er strahlend und folgte dem schwarzhaarigen Gryffindor die Tribünentreppe hinunter.
Da Harry nur ungefähr von Ron den Standort der 1½ Besen kannte, suchte er das Gelände nach den Tischen ab, als sie in Richtung des Sees gingen.
Tatsächlich entdeckte er am Ufer des Sees mehrere Tische, die von einem niedrigen Holzzaun begrenzt wurden.
Die Tische waren beinahe alle besetzt und nur durch Theodores strengen Blick gegenüber einem Slytherin- Pärchen, das sofort verschwand, erhielten sie einen freien Tisch.
„Das war unnötig", sagte Harry anklagend.
„Ansonsten hätten wir nie einen Tisch bekommen", erwiderte Theodore achselzuckend.
Doch da Harrys Blick weiterhin anklagend blieb, fügte er schnell hinzu: „Sie bekommen von mir eine Entschädigung."
Das beruhigte Harry zwar nicht wirklich, aber er widersprach lieber nicht.
Stattdessen ließ er seinen Blick über die anderen Tische gleiten und stellte erschrocken fest, dass nur zwei Tische neben ihnen Pansy und Draco saßen.
Da Draco mit dem Rücken zu ihm saß, wurde er allerdings von bösen Blicken verschont.
Zwar wirkte Pansy sehr angriffslustig, aber diese war Harry völlig egal.
„Ich war noch nie hier", sagte plötzlich Theodore, „Ich wollte es immer, aber es hat sich nie ergeben."
„Ich habe erst heute von Ron erfahren, dass es überhaupt existiert", gestand Harry.
Theodore wirkte über diese Neuigkeit nicht sonderlich überrascht.
Er grinste nur und winkte danach eine Schülerin zu ihren Tisch, die scheinbar als Kellnerin fungierte.
Harry staunte nicht schlecht, als das Mädchen zu ihrem Tisch kam.
Durch den Haarknoten hätte er sie beinahe nicht erkannt, doch ihr missbilligender Blick gegenüber Theodore verriet sie.
„Hermione?", fragte Harry fassungslos, „Was tust du hier?"
„Mir ist das Geld ausgegangen", sagte Hermione leicht gereizt, als ob sie diese Frage heute schon öfters gehört hatte, „Und ich kann meine Eltern kaum darum bitten extra nach London zu fahren um bei Gringotts Geld zu wechseln um es dann mir zu schicken."
„Muggel", murmelte Theodore abwertend, doch Harry ging darauf nicht ein, was ihm nur einen weiteren anklagenden Blick von Hermione einbrachte.
„Und was tust du hier?", erkundigte sich Hermione neugierig.
„Na ja…also…Theo…und ich…na ja…wir…haben…na ja…ein…", stammelte Harry verlegen.
Seine Wangen wurden leicht rot und Hermione quittierte dies mit einer erhobenen Augenbraue.
„Wir haben ein Date", antwortete Theodore für Harry, der immer noch verlegen vor sich hin stotterte.
„Das habe ich mir schon gedacht", sagte Hermione schmunzelnd.
„Er ist kein guter Schauspieler, was?", fragte Theodore grinsend in Richtung Harry nickend.
„Nein, nicht wirklich", gab ihm Hermione Recht, „Also was darf es sein?"
„Date!" brachte Harry schließlich heraus, worauf sowohl Hermione als auch Theodore zu glucksen begannen.
„Das hast du schon, Harry", erinnerte ihn Hermione grinsend.
„Butterbier", sagte Harry und versuchte zu ignorieren, dass sich Hermione und Theodore köstlich über ihn amüsierten.
„Ebenfalls", sagte Theodore.
Hermione nickte und wuselte durch die Tische zu einem kleinen Holzhäuschen auf dessen Dach ein großer und ein kleiner Besen hangen.
„Irre ich mich oder hattest du wirklich noch nie eine Verabredung?", fragte Theodore, nachdem Hermione die zwei Butterbiere an ihrem Tisch abgeliefert hatte und sich danach den anderen Tischen zuwandte.
„Ist das so offensichtlich?", fragte Harry beschämt.
„Eigentlich schon", sagte Theodore grinsend, „Ich finde es nur merkwürdig. Zwei Beziehungen aber noch kein Date. Das ist ungewöhnlich."
„Bei mir ist alles ungewöhnlich", meinte Harry ein wenig bitter.
Theodore lächelte ihn beruhigend an und nippte vorsichtig an seinem Butterbier.
„Das ist aber nicht unbedingt etwas schlechtes", sagte er schließlich.
„Aber auch nicht etwas gutes", erwiderte Harry.
Darauf sagte Theodore nichts, sondern nippte weiterhin an seinem Getränk.
Derweil ließ er seinen Blick beinahe herrschend über die Slytherins an den anderen Tischen gleiten ohne dabei jemanden direkt anzusehen.
Dadurch erinnerte sich Harry an eine Frage, die ihn schon länger beschäftigte und die er sich noch nie getraut hatte zu stellen.
Er hatte sich darüber schon öfters gewundert, jedoch kein Wort verloren.
Er verstand nämlich nicht, warum jeder Draco für den ungekrönten Prinz von Slytherin hielt, wenn es doch Theodore war und vor allen warum Theodore niemals etwas gegen diese Gerüchte getan hatte.
Als er dies erwähnte, lachte Theodore laut auf, was nun auch Dracos Aufmerksamkeit auf sie lenkte.
Der blonde Slytherin drehte sich nur kurz zu ihnen um, rollte bei diesem Anblick mit den Augen und wandte sich danach wieder Pansy zu.
„Harry, Harry", brachte Theodore nach einer Weile glucksend heraus, „So etwas hat mich noch nie jemand gefragt."
„Ehrlich? Ich habe gedacht, dass du diese Frage schon satt hast, weil man sie dir immer stellt", gestand Harry.
„Nein, es scheint keiner wirklich zu bemerken, wer in Slytherin das Sagen hat und das ist auch gut so", sagte Theodore mit gesenkter Stimme, damit ihn niemand an den anderen Tischen verstehen konnte.
„Weißt du warum ich kein Anhänger von Du-weißt-schon-wen bin?", fragte Theodore ernst.
Harry schüttelte den Kopf, denn obwohl Theodore alle Eigenschaften eines Todessers besaß, zeigte er niemals öffentlich irgendeine Bewunderung gegenüber Voldemort.
Zwar störte dies Harry nicht, aber gewundert hatte er sich trotzdem.
„Du-weißt-schon-wer ist ein Idiot", erklärte Theodore, „Jeder kennt ihn als Führer der Todesser, sprich: Jeder weiß, wen man töten oder stürzen muss, damit alle Todesser verschwinden…Ich bin der Meinung, dass man niemals den Drahtzieher eines Unterfangen verraten darf. So wie bei uns in Slytherin. Zuerst geht man auf Draco los, bevor man überhaupt an mich denkt."
„Und du kannst dich rechtzeitig absetzen", endete Harry für ihn.
„Ganz genau", sagte Theodore ein wenig stolz.
„Die Idee ist nicht dumm", gestand Harry, „Aber was ist dann mit Draco?"
„Was soll mit ihm sein?", fragte Theodore, „Er hat mehr Macht als alle anderen Slytherins. Weißt du eigentlich, wie viele für seinen Platz morden würden?"
„So genau wollte ich es eigentlich nicht wissen", sagte Harry und für ihn war dieses Thema damit erledigt.
Theodore schien das zu bemerken, denn auch er erwähnte es nicht mehr.
Dafür unterhielten sie sich über Kleinigkeiten und Harry erfuhr sogar, dass Theodore trotz seines Protestes vor einigen Wochen, schon einmal eine Beziehung mit einem Jungen gehabt hatte.
Allerdings schien das nur eine Art Urlaubsflirt gewesen zu sein, denn sobald er nach Hogwarts zurückgekommen war, hatte sich Theodore niemals wieder bei ihm gemeldet.
Obwohl Harry Theodore inzwischen anziehend fand, fehlte ihm in der ganzen Unterhaltung das gewisse Kribbeln im Magen, das er immer bei Draco verspürte.
Unauffällig kehrte sein Blick zu Dracos und Pansys Tisch zurück und bemerkte, dass Pansy und Draco die Plätze getauscht hatten, so dass Draco ihn nun direkt ansah.
Als der blonde Slytherin seinen Beobachter bemerkte, nahm er Pansys Hand in seine und grinste Harry beinahe provokant an.
Dies ließ sich Harry aber nicht gefallen und als Theodore von Irrwichten auf seinen Dachboden zu sprechen begann, legte er seine Hand auf die des aschblonden Slytherins und warf einen kühlen Blick in Richtung Draco.
Dieser sah es aber als Herausforderung an und beugte seinen Körper über den Tisch und küsste Pansy leidenschaftlich, jedoch nicht ohne seinen Blick von Harry zu nehmen.
Wütend drehte sich Harry wieder Theodore zu, der nun mit verträumtem Blick auf Harrys Hand, die auf seiner lag sah, während er weiterhin von den Irrwichten sprach.
„Meine Mutter wollte sie natürlich immer loswerden, aber mein Vater kam auf die idiotische Idee, dass man sie doch als Wächter einsetzen könnte und hat deswegen unsere ganzen Wertgegenstände auf den Dachboden verfra…" Theodore stoppte abrupt, als sich Harry zu ihm beugte und ihn auf den Mund küsste.
Während er Theodore küsste, spürte er deutlich Dracos Blicke im Nacken und vertiefte allein deswegen den Kuss.
Natürlich konnte er auch nicht abstreiten, dass es ihm gefiel.
Theodore küsste wesentlich besser als Cho, doch nicht so gefühlvoll wie es einst Draco bei ihm getan hatte.
Sie lösten sich erst von einander, als sie Beide keine Luft mehr bekamen.
„Wow", wisperte Theodore atemlos, „Das war…nett."
„Ja, das war es", flüsterte Harry und küsste ihn nochmals sanft auf die Lippen.
„Sollen wir zahlen?", fragte Theodore verführerisch, „Und danach zu einem ruhigeren Ort gehen…wie beispielsweise: Mein Schlafzimmer?"
Harrys Herz schlug wesentlich schneller, als er Theodores Angebot hörte.
Zuerst wollte er es sofort verneinen, denn soweit hatte er eigentlich nicht gehen wollen, doch dann fiel sein Blick abermals auf Draco und Pansy.
Das Mädchen saß nun auf Dracos Schoss und dieser küsste sie mit solch einem Verlangen, von dem er immer gedacht hatte, dass es nur für ihn bestimmt gewesen war.
‚Es ist aus', erinnerte sich Harry in Gedanken, ‚Es gibt keinen Grund der Vergangenheit nachzutrauern.'
Er wandte sich wieder Theodore zu, der nun verführerisch lächelte und mit deutlicher Anspannung auf Harrys Antwort wartete.
Ein letzter Blick zu Draco und Harrys Entschluss festigte sich.
Er musste Draco vergessen und weiterleben.
„Gerne", antwortete er deswegen auf Theodores Frage, „Gehen wir?"
Theodores Augen weiteten sich überrascht, doch der aschblonde Slytherin reagierte schnell und rief Hermione zu ihnen, bei der er schnell bezahlte.
Das Mädchen sah Harry zwar enttäuscht nach, als er mit Theodore die 1½ Besen verließ, sagte daraufhin aber nichts, sondern schüttete einfach Draco eine Tasse Kaffee in den Nacken, als ob sie ihm dafür die Schuld geben wollte.
Harry sah nur noch wie Pansy von Dracos Schoss sprang und dieser seinen Zauberstab auf Hermione richtete, bevor er sich mit Theodore zu weit von den Tischen entfernte.
Er wollte schon umkehren und ihr helfen, doch entschied er sich im nächsten Moment anders.
Hermione konnte auf sich alleine aufpassen und er glaubte nicht, dass Draco ihr vor den ganzen Schülern etwas tun würde.
„Weißt du eigentlich, dass ich dich für prüder gehalten habe?", fragte ihn plötzlich Theodore als sie das Schloss betraten.
„So? Hast du?", fragte Harry.
„Natürlich habe ich das", sagte Theodore grinsend, „Jeder in Slytherin hat von Draco erfahren wie lange du ihn hingehalten hast…Mich hat ja schon diese Geschichte mit Chang gewundert, aber die hätte sie sich auch ausdenken können. Doch scheinbar bist du seit Draco wirklich ein bisschen offener."
„Er hat es herum erzählt?", fragte Harry geschockt.
„Ach, keine Sorge", winkte Theodore lässig ab, „Er hat nichts schlechtes erzählt."
„Dann bin ich beruhigt", sagte Harry sarkastisch und folgte Theodore die steinernen Treppen in die Kerker hinunter.
Obwohl er den Weg nach Slytherin kannte, ließ er Theodore die Führung, der Gänge nahm, die Harry noch niemals aufgefallen waren und mit denen sie wesentlich schneller an der kahlen Mauer ankamen.
„Zitterwurzeln muss man schälen", sagte Theodore.
„Das habe ich inzwischen auch schon kapiert", verteidigte sich Harry, bevor sich die Mauer vor ihnen teilte und ihm dabei bewusst wurde, dass dies das Passwort sein musste.
Theodore warf ihm nur einen amüsierten Blick zu, bevor er Harrys Hand nahm und diesen in den Gemeinschaftsraum der Slytherins führte.
Dieses Mal blickte nicht einmal einer von den Anwesenden auf, als Harry diesen durchquerte.
Einen flüchtigen Moment dachte Harry an Flucht, doch er wollte jetzt einfach nicht kneifen.
Vielleicht half es wirklich um Draco zu vergessen und wenn nicht, hatte er zu mindestens seinen Spaß.
Sie blieben vor der Tür mit der silbernen Beschriftung T. Nott M. McDougal stehen, vor dieser Theodore das Passwort murmelte um den Türknopf erscheinen zu lassen.
Er drehte diesen zur Seite und öffnete die Tür und bat Harry in das schwarz gehüllte Zimmer hinein.
Sein Zimmernachbar lag zwar faul auf seinem Bett, doch nach einem strengen Blick von Theodore, verschwand dieser schneller als Harry blinzeln konnte.
„Nun, mach's dir gemütlich", meinte Theodore, während er sich auf sein Bett setzte und auf die Stelle neben sich klopfte.
Harry fühlte sich nervöser als jemals bei Draco und Cho.
Bei Draco hatte er sich einfach sicher gefühlt und bei Cho war er so aufgelöst wegen der Trennung gewesen, dass er den Hauptteil kaum mitbekommen hatte.
„Scheinbar doch prüde", neckte ihn Theodore, was Harry nicht auf sich sitzen ließ.
Er zog seinen(eigentlich Seamus') Umhang aus und warf diesen achtlos in eine Ecke des Zimmers.
„Was wird das jetzt?", fragte Theodore grinsend.
„Ach, halt den Mund", bat Harry und küsste den aschblonden Slytherin so leidenschaftlich, dass sie Beide rückwärts auf das Bett fielen.
Einen kurzen Moment stoppten sie und blickten fragend in die grünen Augen des Anderen, bevor sie sich von neuem küssten.
Harry fühlte sich wie im Rausch, als seine Hände unter Theodores Hemd glitten und er selbst die Hände des aschblonden Slytherins unter seinem Hemd spürte, wie sie zärtlich über seinen Rücken streichelten.
Sein letztes Mal war schon zu lange her und wenn er ehrlich war, hatte er nie großen Spaß mit Cho gehabt.
„Wie weit willst du gehen?", fragte ihn Theodore, bevor er Harrys Hemd zerriss und die beiden Teile achtlos auf den Boden warf.
Harry brachte kein Wort heraus, denn er genoss zu sehr die sanften Küsse, die Theodore nun auf seinem Brustkorb verteilte.
Jedoch spürte er deutlich wie diese Küsse langsam gen Süden gingen und fragte sich nicht zum ersten Mal, ob Theodore tatsächlich so unschuldig war, wie er immer behauptete.
Er stöhnte lustvoll, als er Theodores Hand spürte, die flüchtig über die wachsende Erregung in seiner Hose streichelte.
Er hörte, wie Theodore seine Hose öffnete und konnte nicht anders als seinen Kopf zu senken und den Slytherin zu beobachten.
Doch sobald er den aschblonden Haarschopf unter sich sah, fielen ihm Erinnerungen von ihm und Draco ein.
Er konnte sich noch genau erinnern, als Draco in derselben Lage wie gerade Theodore gewesen war und zu allem Überfluss Seamus mit einem Brief von Voldemort in den Schlafsaal gekommen war.
Und plötzlich konnte er nicht mehr.
Nicht einmal um des Spaßes Willen konnte er mit jemand anderen schlafen, nachdem er endlich seine Gefühle für Draco wieder entdeckt hatte.
„Stopp", rief er deswegen und hechtete rückwärts um genügend Distanz zwischen ihm und Theodore zu bringen.
Theodore blickte ihn verwirrt an und als er seine Hose wieder schloss, stand deutlich ein riesiges Fragezeichen über dem Kopf des Slytherins.
„Ich kann nicht", sagte Harry, „Ich dachte, dass ich es könnte, aber ich kann einfach nicht. Tut mir leid."
„Können ist wohl nicht das Problem", erwiderte Theodore grinsend und sein Blick glitt zu der deutlich sichtbaren Beule in Harrys Hose.
„Ähm…ja. Körperlich könnte ich tatsächlich", gab ihm Harry Recht.
„Aber?", fragte Theodore.
„Ich finde dich wirklich nett", versicherte Harry und konnte sehen wie Theodores Verwirrtheit zu wachsen schien, „Aber ich kann mir keine Beziehung mit dir vorstellen. Nur ist es so, dass ich sobald ich mit dir schlafe aus Schuldgefühlen bei dir bleiben würde und wir dann Beide unglücklich werden würden, so wie bei Cho und mir. Das will ich dir einfach nicht antun."
Theodores Gesicht zierte plötzlich ein breites Grinsen und er schüttelte ungläubig den Kopf.
„Harry, du hast da was völlig missverstanden", sagte Theodore, „Ich will keine Beziehung mit dir."
„Wie bitte?", fragte Harry verwirrt, denn er befürchtete, dass er sich soeben verhört hatte.
Theodore hatte doch dafür genug Andeutungen gemacht.
„Harry, ich bin ein klein wenig in dich verknallt", gestand Theodore und Harrys schlimmste Befürchtungen wurden wahr.
Er hätte auf seinen Instinkt hören sollen und ihn schon bei ihrem gestrigen Kuss im Regen von sich stoßen sollen.
„Verknallt, nicht verliebt", sagte Theodore sofort, als ob er Harrys Gedanken erraten hatte, „Doch wer ist das nicht? Ich bitte dich! Du bist der Junge, der lebt. Jeder Zauberer und jede Hexe unter 20 steht ein wenig auf dich…manchmal sogar Ältere. Ich gehe mit dir sogar jede Wette ein, dass auch ein paar Todesser feuchte Fantasien mit dir darin haben."
Harry verzog dabei sein Gesicht in deutlichem Ekel.
Er dachte lieber nicht daran, dass jemand wie McNair oder Avery an ihn dachten, wenn sie sich selbst Erleichterung beschafften.
„Also lass den Unsinn und lass uns vögeln", bat Theodore, „Ich verspreche dir auch, dass ich danach keine Beziehung mit dir akzeptieren werde."
„Außerdem liebe ich noch Draco", sagte Harry, als Theodore sich wieder zu ihm beugen wollte.
Sofort stoppte der aschblonde Slytherin und stand auf um noch mehr Abstand zwischen sich und Harry zu bringen.
„Das ist natürlich etwas anderes", murmelte Theodore und hob seinen Maulwurf vom Boden auf, der zwar normalerweise unter dem Bett lag, doch nun wegen den Bewegungen von Harry und Theodore in die Mitte des Zimmers geflüchtet war.
„Wieso seid ihr dann nicht wieder zusammen?", fragte Theodore und streichelte seinen Maulwurf liebevoll.
„Nun, mal überlegen. Vielleicht weil er jetzt mit Pansy zusammen ist!", fragte Harry gespielt unwissend.
„Ich könnte ihnen diese Beziehung verbieten", bot Theodore an.
„Das könntest du?", fragte Harry hoffnungsvoll, doch im nächsten Moment schämte er sich dafür und sagte schnell: „Vergiss das! Das darfst du nicht tun."
„Es wäre mir aber eine Ehre", sagte Theodore, „Ich ertrage Pansys ewige Oh, ich bin mit Draco zusammen und Endlich habe ich es geschafft oder Denkst du, Draco wird mir bald einen Antrag machen sowieso nicht mehr. Früher oder später mische ich mich ein. Das garantiere ich dir."
„Ist sie so schlimm?", erkundigte sich Harry verwirrt.
„Sie ist unerträglich", antwortete Theodore, „Jetzt hat sie endlich das, was sie schon seit über zehn Jahren haben wollte und natürlich reibt sie es nun jeden unter die Nase…Millicent Bulstrode ist schon kurz davor sie im Schlaf zu ersticken", fügte er mit verschwörerischerer Stimme hinzu.
Harry kicherte ein wenig bei der Vorstellung, dass Pansy mit ihrem Glück nun fast alle Slytherins gegen sich aufhetzte, denn soviel er wusste, hatte ihn kein Slytherin(außer vielleicht Pansy) wegen seiner Beziehung zu Draco im Schlaf ersticken wollen.
Theodores Maulwurf bewegte sich unruhig in den Händen des aschblonden Slytherins und deswegen stellte ihn Theodore auf den Boden, wo er schnell unter das Bett laufen wollte, doch stattdessen den Kopf gegen das Nachtkästchen rammte.
„Autsch", meinte Harry, als er den Maulwurf beobachtete, der nun leicht torkelnd unter dem Bett verschwand.
„Ignorier ihn", sagte Theodore, „Der ist immer so."
Harry wollte Theodores Rat befolgen, doch der Maulwurf wollte nicht unter dem Bett bleiben, sondern torkelte nun im ganzen Zimmer herum und kam schließlich bei Seamus' Umhang stehen, in den er sich liebevoll kuschelte.
„Aiyetoro", sagte Theodore streng, „Lass das."
Er hob den Maulwurf wieder auf und legte ihn nun einfach neben Harry auf das Bett.
Danach betrachtete er Harry, der sich ohne sein Hemd noch sehr nackt fühlte und dies nun mit der Bettdecke zu verdecken versuchte.
„Schlimmer als jedes Mädchen", murmelte Theodore kopfschüttelnd, doch ging darauf nicht näher ein.
Stattdessen holte er nun einen kleinen Notizblock aus seiner Nachttischschublade und setzte sich im Schneidersitz zu Harry und dem Maulwurf auf das Bett.
„Da wir nicht vögeln, können wir auch etwas für die Schule tun", erklärte Theodore dem verdutzten Gryffindor, der ganz verwirrt auf den schwarzen Notizblock sah.
„Es geht um unser Linyinwin", sagte Theodore ernst, „Ich mag den Namen Marie Antoinette nicht. Brown kam auf diesen Schwachsinn und sie hat sich einfach keinen anderen Namen einreden lassen, weil Marie Antoinette ja so süß klingt. Und jetzt ist sie nicht mehr für Marie zuständig und wir hängen mit diesem Namen fest."
„Wo ist Marie Antoinette eigentlich?", fragte Harry und blickte sich suchend im Zimmer um.
Doch außer Aiyetoro, dem Maulwurf, der nun gefährlich nahe an die Bettkante torkelte, gab es kein weiteres Tier in diesem Zimmer.
„Irgendwo", Theodore zuckte mit den Schultern, „Wahrscheinlich im Wald."
„Hör mal, ich mag diesen Namen auch nicht", sagte Harry ehrlich, „Aber sie hat sich jetzt schon an diesen gewöhnt und wir können ihn nun nicht einfach ändern…Stell dir mal vor, wenn du jetzt auf einmal Heinrich heißen müsstest."
„Können wir sie dann wenigstens M.A. nennen?", bat Theodore.
„Von mir aus", gab Harry nach und Theodore kritzelte nun ganz begeistert in seinem Block, den er scheinbar für seine Notizen rund um Marie Antoinette benutzte.
„Ich werde dann mal gehen", sagte Harry im selben Moment in dem Aiyetoro mit einem dumpfen Geräusch vom Bett fiel.
„Wenn du willst", sagte Theodore, doch seine Stimme klang über diese Nachricht nicht gerade erfreut.
Harry stolperte beinahe aus dem Bett und musste höllisch aufpassen um nicht auf den Maulwurf zu treten, der nun durch den Sturz völlig verwirrt im Kreis umher lief.
Missmutig betrachtete Harry die beiden Teile seines Hemdes und fragte sich gerade wie er dies Seamus erklären sollte.
Doch wahrscheinlich würde der Ire nur anzüglich grinsen und keine weitere Erklärung benötigen.
„Soll ich dir was von mir leihen?", fragte Theodore hilfsbereit, der Harrys anklagenden Blick deutlich auf sich spürte.
„Nein", lehnte Harry ab, „Geht schon so."
Er zog sich seinen Umhang über und kontrollierte mehrmals ob man sehen konnte, dass er nichts darunter trug.
Als er sich völlig sicher war, verabschiedete er sich von Theodore und verließ schnellstmöglich das Zimmer.
Irgendwie konnte er nun nicht lange mit Theodore in einem Zimmer bleiben, wenn er daran dachte, was sie beinahe miteinander getan hätten.
Er hoffte nur, dass er sich nun nicht jedes Mal in Theodores Nähe unwohl fühlen würde.
Bei seiner schnellen Flucht achtete er allerdings nicht auf mögliche andere Schüler, die in den Gängen des Slytherin- Hauses unterwegs sein konnten und stieß prompt mit einem Slytherin zusammen.
Harry wollte sich schon entschuldigen, doch als er den Slytherin als Draco erkannte, verkniff er sich jegliche Entschuldigungen.
Doch Draco sprach ihn nicht an, sondern starrte nur mit deutlich erzürntem Gesichtsausdruck auf Harrys Umhang.
Harry brauchte eine Weile bis er den Grund für Dracos schlechte Stimmung bemerkte; bei ihrem Zusammenstoß hatte sich sein Umhang ein wenig geöffnet, dass man nun auf seinen nackten Oberkörper blicken konnte.
Er wollte dies schon erklären, als Theodore ausgerechnet diesen Zeitpunkt nutzen musste um mit Seamus' nun wieder ganzen Hemd aus seinem Zimmer zu kommen.
„Bei Merlin, wo hatten wir bloß unsere Köpfe?", fragte Theodore amüsiert ohne auf Dracos zornigen Blick zu achten, „Es gibt doch Zauber dafür…Hier!"
Er gab Harry das Hemd zurück, der es mit sorgenvollem Blick in Richtung Draco annahm.
Doch Draco sagte überraschenderweise überhaupt nichts, sondern ballte nur seine Hände zu Fäusten und schien kurz davor zu sein, Theodore einfach ins Gesicht zu schlagen.
„Wir sehen uns dann", sagte Theodore, warf einen wissenden Blick zu Draco und verschwand wieder in seinem Zimmer.
Sobald die Tür hinter dem aschblonden Slytherin zufiel, drehte sich Harry zu Draco, der ihn weiterhin mit diesem wütenden Blick ansah.
„Wir haben nichts gemacht", sagte Harry.
„Mir ist doch egal, was du machst", erwiderte Draco gelangweilt, doch seine Körperhaltung zeigte deutlich, dass es ihm eben nicht egal war.
„Wir haben nichts gemacht", wiederholte Harry.
„Ich sagte doch, es ist mir egal", zischte Draco.
„Dann schau nicht so, als ob du Theodore am liebsten meucheln würdest", entgegnete Harry trocken.
„Ich…ich…so schaue ich nicht", erwiderte Draco ein wenig trotzig und wenn Harry seine Körperhaltung richtig deutete, war er darüber sogar beschämt.
„Draco", seufzte Harry, „Lass doch diesen Unsinn. Wir sind als Rivalen nicht mehr geeignet."
„Ja? Gut, dann geh weg und schicke mir stattdessen das Wiesel her", sagte Draco.
„Lass Ron in Ruhe", bat Harry, der sich daran erinnerte, dass Ron wegen eines Fluches von Draco eine Nacht im Krankenflügel verbracht hatte.
„Zwing mich doch", sagte Draco herausfordernd.
„Wenn du willst", Harry holte seinen Zauberstab heraus und richtete ihn auf Draco.
Er hatte nicht wirklich vor den blonden Slytherin zu verhexen, doch dieser schien Harry ernst zu nehmen, denn seine Augen weiteten sich kurz angsterfüllt, bevor sie ihre normale Kälte wieder annahmen.
„Versuch es ruhig", provozierte ihn Draco, „Du bist hier in Slytherin. Attackiere einen von uns und du schaffst es niemals unversehrt durch den Gemeinschaftsraum."
„Lass uns Theo dazu holen und uns seine Meinung darüber hören", schlug Harry halb drohend vor.
Dracos Reaktion darauf war nicht das, was sich Harry vorgestellt hatte.
Statt hasserfüllten Blicken oder Beleidigungen, grinste Draco nur ehrlich amüsiert und bevor er in seinem eigenen Zimmer verschwand, wisperte er noch: „Wesentlich verbessert!"
Harry wusste nicht, was er damit meinte, doch er vermutete nichts Gutes dahinter.
Ohne einen weiteren Moment in Slytherin zu verschwenden, durchquerte er den Gemeinschaftsraum und beachtete Pansy Parkinson und die paar Slytherins, die über ihn kicherten überhaupt nicht.
Er schenkte ihnen nur einen herausfordernden Blick, bevor er in den Gang hinaus trat.
Dort hörte er plötzlich ein lautes „Stupor" und er zog zur Sicherheit seinen eigenen Zauberstab.
Aus einem entfernten Gang sah er das rote Licht des Stupor- Zaubers leuchten und eilte dorthin.
Ihm kam es wie ein Déjà Vu vor, als er das Schauspiel vor sich sah.
Blaise Zabini hatte seinen Zauberstab erhoben und eine Ratte mit einer silbernen Pfote flüchtete soeben in eines der vielen Löcher.
„Flieh nur", rief Blaise soeben der Ratte nach, „Irgendwann werdet ihr alle in Filchs Mausefallen tappen."
„Blaise", grüßte Harry den schwarzhaarigen Slytherin.
„Hi Harry", kam die etwas kühle Begrüßung von Blaise zurück, „Ich sollte Stupor lernen. Ich treffe diese Viecher nie."
„Siehst du oft Ratten?", fragte Harry neugierig.
„Öfters als man denkt", antwortete Blaise, „Niemand in Slytherin besitzt eine Ratte, aber diese mit der silbernen Pfote taucht andauernd auf…und ich hasse Ratten."
„Ja, das hatten wir schon mal", sagte Harry.
Peter Pettigrew tauchte also öfters in Slytherin auf!
Harry fragte sich, ob dieser dort einen Informanten oder zu mindestens einen Gehilfen hatte.
„Gibt es einen Slytherin bei dem diese Ratte häufiger auftaucht?", fragte Harry deswegen.
Blaise zögerte einen Moment und schüttelte danach seinen Kopf, doch Harry konnte deutlich sehen, dass Blaise dabei nicht ganz ehrlich war.
Man konnte es dem Slytherin deutlich ansehen, dass ihm ein Name auf der Zunge lag, doch wenn er nichts sagen wollte, würde er es auch nicht in hundert Jahren preisgeben.
„Wenn du sie jemals erwischen solltest, bringe sie zu Dumbledore", bat Harry.
Blaise wirkte über diese Bitte zwar ein wenig verwirrt, nickte jedoch trotzdem.
„Danke...Wir sehen uns dann irgendwann", meinte Harry und ging langsam von Blaise weg.
Er hoffte, dass ihn dieser den Namen noch verraten würde, doch da ihn dieser nicht zurückrief, beschleunigte er seine Schritte.
Schon bald hatte er die Eingangshalle erreicht und sah dort Remus gutgelaunt mit Bill Weasley über das Quidditch- Spiel sprechen.
Er winkte ihnen kurz zu, bevor er die Treppen zum Gryffindor- Turm bestieg.
Zur Abwechslung stritten sich Salazar Slytherin und Helga Hufflepuff nicht, was aber wohl nur daran lag, dass Salazar nicht anwesend war.
Ein wenig lachte er über Rowena Ravenclaws Besuch in ihrem Portrait.
Sir Cadogan kniete mit einem Strauß Rosen in seinen Händen vor ihr auf den Boden und schien soeben ein selbst geschriebenes Gedicht über Rowenas Schönheit vorzutragen.
Diese war davon jedoch weniger erfreut, denn sie rollte bei jedem neuen Wort mit den Augen und griff immer in die Nähe ihres Zauberstabes, bevor sie sich doch noch beherrschte und diesen auf ihrem Tisch liegen ließ.
„Ich werde ignoriert", seufzte Godric, als Harry vor seinem Portrait stehen blieb, „Zar redet immer nur mit Helga und mit Rowena ist es sowieso unmöglich ein normales Gespräch zu führen…"
„Sprich über irgendeinen Vorfall von vor tausend Jahren und Hermione lässt dich wochenlang nicht mehr allein", schlug Harry halbernst vor.
„So verzweifelt bin ich noch nicht", erwiderte Godric und sein Blick zeigte deutlich, dass er diese Erfahrung schon gemacht hatte und sie in nächster Zeit sicher nicht wiederholen wollte.
„Pflaumenkompott", sagte Harry und beendete somit ihre kleine Unterhaltung, denn Godric kippte sofort zur Seite und gewährte Harry den Zugang nach Gryffindor.
Der Gemeinschaftsraum war bis auf die Weasley- Zwillinge leer, die in jeder Ecke des Raumes eine kleine bunte Glaskugel versteckten.
Sie deuteten Harry, dass er darüber Stillschweigen bewahren sollte und er nickte nur gelangweilt.
Jedoch machte er sich mental eine Notiz in den nächsten Stunden nicht lange Zeit im Gemeinschaftsraum zu bleiben.
Er stieg die Treppen zum Schlafsaal hinauf und war überrascht in diesem Ron zu finden.
Noch dazu einen Ron, der nach einem ganze Nachmittag im Bett mit Blaise, sichtbar schlechte Laune hatte.
„War Blaise nicht in Stimmung?", fragte er deswegen scherzhaft.
Ron brummte nur, was Harry aber als Zustimmung ansah.
„Wir hatten einen Streit", sagte Ron, „Über dich und Nott!"
„Über Theo und mich?", fragte Harry verwirrt, „Weshalb? Blaise hat sich doch in den letzten Tagen ziemlich zurückgehalten, was meine Verbindung zu Theo angeht."
„Ja, aber da wusste er noch nichts von deiner Verabredung", sagte Ron, „Es hätte heute so schön werden können und ich Idiot erzähle ihm von deinem Date mit Nott."
„Und das hat ihn gestört?", fragte Harry.
„Oh ja und besonders die Tatsache, dass ich dich dabei unterstützt habe", erklärte Ron, „Nach seiner Meinung kann man mit Mühe eine Freundschaft zwischen dir und Nott akzeptieren, aber alles was darüber hinausgeht, muss man eliminieren."
„Das hat er nicht gesagt?", fragte Harry überrascht.
„Es kommt noch schlimmer", warnte ihn Ron.
Harry legte zuerst Seamus' Hemd auf das Bett des Iren, bevor er sich neben Ron auf dessen Bett setzte und gespannt auf dessen weitere Erklärungen war.
„Dann habe ich ihn gefragt, was daran so schlimm wäre und er hat zum Schreien und Brüllen angefangen", erzählte Ron, „Er meinte, was mir einfiele, dich zu einer Verabredung mit einem Monster zu bewegen. Man sollte sie alle ausrotten und nie wieder ein Wort über sie verlieren."
„Was?", fragte Harry geschockt.
Harry hatte gewusst, dass Blaises Beziehung zu Theodore nicht sonderlich gut war, doch er hatte nicht erwartet, dass auch Theodores Werwolfdasein zu den störenden Faktoren gehörte.
„Dann habe ich mit Lup…ich meine Black gekontert und ihn daran erinnert, dass er auch ein Werwolf ist", fuhr Ron fort, „Und was macht Blaise? Er offenbart mir plötzlich, dass es sowieso eine Frechheit ist von einem Monster unterrichtet zu werden und das man Black spätestens bei seinem Ausschuss rauswerfen hätte sollen."
„Bist du dir sicher, dass du mit Blaise gesprochen hast?", fragte Harry, „Und nicht irgendjemanden mit Vielsafttrank?"
„Nein, das war Blaise", antwortete Ron traurig, „Ich weiß auch nicht, was er auf einmal hat…Devon ist nämlich genauso geworden."
„Devon?", wunderte sich Harry.
„Professor Zabini", sagte Ron, „Ich habe ihn beobachtet, nachdem du heute die große Halle verlassen hast. Normalerweise sitzt er immer in der Nähe von Professor Black, aber heute saß er so weit entfernt wie nur möglich."
„Was haben die Beiden plötzlich?", fragte Harry verwirrt, doch Ron zuckte nur ratlos mit den Schultern.
„Das ist nicht alles", gestand Ron nach einer Weile, in der sie in ihren eigenen Gedanken verloren waren, „Weißt du, warum Blaise und ich verlobt sind?"
„Ihr seid bis über beide Ohren ineinander verliebt", antwortete Harry grinsend und schaffte es nur mit Mühe die wachsende Eifersucht in seinem Inneren zu kontrollieren.
Er wünschte sich schon lange eine solche Beziehung wie Blaise und Ron zu haben.
„Äh…ja, das auch", antwortete Ron mit rotem Kopf, „Aber eigentlich war es wegen Professor Zabini."
„Das verstehe ich nicht", gestand Harry und fragte sich ernsthaft, was Zabini die Beziehung seines Sohnes anging.
Sirius und Remus hatten ihn auch nie zu einer Verlobung mit Draco oder Cho gezwungen, wobei Sirius nie von seiner Beziehung mit Cho gewusst hatte und er seit dem Vorfall in den Weihnachtsferien sowieso geglaubt hatte, dass Harry und Draco verlobt seien.
„Sieh mal…Du bist bei Muggel aufgewachsen und meine Familien hält von dieser Tradition nicht sonderlich viel", begann Ron nachdenklich, „In reicheren Zaubererfamilien ist es üblich seine Kinder zu verloben, sei es nun mit jemanden, den sich die Kinder aussuchen oder ob sie von ihren Eltern dazu gezwungen werden. Es ist meistens so, dass nach drei Monaten einer Beziehung die Eltern unruhig werden…Devon hat uns quasi die Ringe aufgezwungen und da es keinen von uns beiden gestört hat, sind wir eben verlobt geblieben."
„Kann man diese Verlobung wieder lösen?", wollte Harry wissen.
„Natürlich", antwortete Ron, „Moms Cousin Julian war ganze siebenundfünfzig Mal verlobt, bevor er endlich geheiratet hat…Ich glaube, seine Familie hat ihm deswegen einen Job irgendwo am Himalaja besorgt."
„Draco hat nie eine Verlobung mit mir gewollt", fiel Harry plötzlich ein und irgendwie fühlte er sich dabei ein klein wenig hintergangen.
Dracos Familie hielt soviel von den Zauberer-Traditionen, dass er eigentlich schon nach nur ein paar Tagen einen Antrag machen hätte sollen.
„Na ja, die Kinder tun es in den seltensten Fällen freiwillig und du kannst wohl kaum erwarten, dass Lucius Malfoy seinen Sohn zwingen würde sich mit dir zu verloben", erwiderte Ron.
Harry war sich dabei gar nicht mal so sicher.
So wie es zurzeit mit Voldemort aussah, würde Lucius Malfoy eine mögliche Verlobung kaum verhindern.
Allerdings würde Pansy Parkinson alles tun um dies zu verhindern.
Harry traute ihr sogar zu, persönlich mit Voldemort darüber zu streiten.
„Und Professor Zabini hat euch wirklich die Ringe aufgezwungen?", erkundigte sich Harry besorgt.
„Na ja, aufgezwungen ist vielleicht der falsche Ausdruck", antwortete Ron ehrlich, „Er hat nur andauernd Andeutungen gemacht und immer öfters auf die Verlobungsringe von sich und Eliza gezeigt, die er ja so gerne einmal an Blaise sehen würde."
„Ich wusste nicht, dass Zabini auf solche Etiketten besteht", sagte Harry nachdenklich, „Er kam mir nie so vor."
„Ich habe es eigentlich erwartet", gestand Ron, „Es gibt kaum reinblütige Familien, die darauf nicht bestehen."
„Warum bist du dann so überrascht?", fragte Harry verwirrt.
„Diese Tradition hat nichts mit ihrem jetzigen Verhalten zu tun", erwiderte Ron sofort.
„Vielleicht gab es vor kurzem irgendeinen Vorfall, der es ausgelöst hat", überlegte Harry.
„Oder Blaise zeigt endlich seine Slytherin- Seite", murmelte Ron besorgt.
„Das ist es nicht", sagte Harry ernst und er meinte es auch so.
Er konnte sich nicht vorstellen, dass Blaise nun plötzlich die Meinungen der anderen Slytherins teilte, denn dann müsste er auf Theodore hören und Harry bezweifelte, dass er dies liebend gerne tun würde.
„Ja, eigentlich glaube ich das auch nicht wirklich", seufzte Ron, „Aber mir fällt sonst keine andere Erklärung ein."
„Sprich ihn einfach darauf an", schlug Harry vor.
„Großartige Idee", sagte Ron sarkastisch, „Damit wir uns gleich nochmals streiten können."
„Dann eben nicht", sagte Harry.
Ron schwieg daraufhin nur und blickte geistesabwesend in die Mitte des Schlafsaals, während sich Harry seine eigenen Kleider anzog und Seamus' auf das Bett des Iren legte.
„Wie ist eigentlich dein Date mit Nott gewesen?", fragte Ron plötzlich und schien somit das Thema von sich und Blaise ablenken zu wollen.
„Es wird kein Zweites geben", meinte Harry.
„So schlecht?", fragte Ron.
„Nein, das Date war eigentlich gut", antwortete Harry, „Wir haben uns unterhalten, Draco eifersüchtig gemacht, beinahe miteinander geschlafen und uns von Hermione Butterbier bringen lassen."
„Moment", unterbrach ihn Ron geschockt, „Unsere Hermione hat Butterbier serviert?"
„Ja, sie arbeitet heute als Aushilfe bei Rosmerta", bestätigte Harry.
„Und mir erzählt sie von wichtigen Arbeiten in der Bibliothek", gluckste Ron, „Denkst du, sie geht jedes Mal woanders hin, wenn sie uns von der Bibliothek erzählt?"
„Nein", sagte Harry kurzgebunden und griff unter sein Bett um seinen Neo-Feuerblitz heraus zu holen.
Er mochte vielleicht keine Zeit mehr für Quidditch haben, doch seit dem Spiel juckte es ihn nach einem kleinen Ausritt auf seinem Besen.
Ron hob verwundert eine Augenbraue, als Harry das Fenster öffnete und sich mit seinem Besen auf das Fensterbrett stellte.
„Ich dachte, das Date sei nicht so schlecht gewesen", sagte Ron, „Weshalb willst du springen?"
„Ich springe nicht!", erwiderte Harry, „Ich will fliegen…Kommst du mit?"
„Durchs Fenster? Nein, danke. Ich bleibe hier", lehnte Ron ab.
„Na gut", seufzte Harry und wollte sich schon abstoßen, als plötzlich Fière zu ihm geflattert kam.
„Willst du etwa mit?", fragte Harry den kleinen Phönix, der daraufhin begeistert zu zwitschern begann.
„Dann los", sagte Harry und stieß sich vom Fensterbrett ab.
Fière folgte ihm auf Anhieb und er konnte den kleinen Phönix immer ein Stückchen hinter sich flattern sehen.
Als er so ausgelassen über die Gründe von Hogwarts flog und dabei achtete, dass er nicht der Barriere zu nahe kam, bereute er beinahe seinen Austritt aus dem Quidditch- Team.
Ihm war nicht bewusst gewesen, wie sehr er das Fliegen vermisst hatte.
Er und Fière flogen bis es dunkel wurde und wären weiter geflogen, wenn nicht Professor McGonagall aus ihrem Bürofenster geblickt und Harry entdeckt hätte.
„Sie müssen vorsichtiger sein", ermahnte sie Harry, als sie diesen zur großen Halle führte.
„Gerade für Sie ist es unklug im Dunklen draußen zu sein", sagte sie.
„Aber ich war doch nur ein bisschen fliegen", erwiderte Harry, „Das ist noch nicht verboten."
„Trotzdem sollten Sie auf ihren Verstand hören und nicht in Zeiten wie diesen im Dunklen herum fliegen, wenn niemand weiß, wo Sie zu finden sind", sagte McGonagall und klang dabei ungewöhnlich besorgt.
„Zeiten wie diesen?", fragte Harry und blieb stehen, „Soll ich etwa niemals wieder im Dunklen ausgehen, nur weil Voldemort vielleicht in der Nähe sein könnte?"
McGonagall stieß einen spitzen Schrei aus, als sie den Namen hörte und auch einige Schüler wandten sich ängstlich zu ihnen.
„Du-weißt-schon-wer ist nicht in der Nähe", sagte McGonagall laut und beruhigte somit die herumstehenden Schüler.
„Dann sehe ich kein Problem mit abendlichen Ausflügen", meinte Harry achselzuckend und betrat die große Halle ohne nochmals auf McGonagall zu achten.
Da noch niemand aus seinem Jahrgang anwesend war, setzte er sich zu Ginny Weasley, die Terry Boot mit hungrigen Blicken beobachtete.
Scheinbar hatte das rothaarige Mädchen ein neues Ziel nach Justin Finch-Fletchley gefunden.
Neben ihr saß ein Mädchen mit schmutzig blondem Haar und einem träumerischen Blick in ihren Augen.
Nach einem Blick auf ihre Uniform, stellte sie sich als Ravenclaw heraus und Harry fragte sich verwirrt, was eine Ravenclaw neben Ginny tat.
Das Mädchen schien Ginnys hungrigen Blick gen Terry nicht zu beachten, sondern spielte nur mit den Nudeln in ihrer Suppe.
Er schenkte ihr ein freundliches Lächeln und erwartete eigentlich, dass sie sich vorstellte und ihm erklärte, warum sie nicht an ihrem eigenen Tisch aß, doch das Mädchen betrachtete ihn nur mit ihrem träumerischen Blick ohne eine Wort an ihn zu verlieren.
Harry zuckte leicht mit seinen Schultern und begann nun seinerseits seinen Teller mit Speisen zu füllen; den Blick des Mädchens immer in seinem Nacken spürend.
„Harry, was hältst du von Seamus?", fragte Ginny plötzlich Harry flüsternd, als dieser gerade zu essen beginnen wollte.
Harry hätte beinahe seine Gabel fallen gelassen, denn Ginnys plötzliches Sprechen hatte ihn doch ziemlich überrascht.
Er erholte sich jedoch ziemlich schnell von seinem Schreck und wandte sich Ginny zu, die gerade an einer Erdbeere knabberte.
„Seamus?", fragte Harry verwirrt und blickte nochmals zu Terry Boot.
Verwechselte Ginny nun schon Namen oder beobachtete sie nun einfach gerne Jungen beim Essen?
„Seamus Finnigan", sagte Ginny, „Was hältst du von ihm?"
„Warum?", fragte Harry misstrauisch und mit langsam stetig wachsendem ungutem Gefühl im Magen, „Willst du mich verkuppeln?"
„Aber nein", sagte Ginny und das ungute Gefühl verschwand sofort aus seinem Magen.
„Ich will ihn für mich", fügte das Mädchen hinzu, „Er ist süß, witzig und ich stehe auf seinen irischen Akzent…"
„Seamus?", fragte Harry nochmals.
„Wie oft muss ich es noch sagen?", fragte Ginny ein wenig ungeduldig, „Seamus Finnigan, er schläft mit dir in einem Schlafsaal. Du weißt doch, oder? Rotblonde Haare? Eher unscheinbare Figur?..."
„Ich kenne Seamus", unterbrach Harry sie ein wenig beleidigt, „Ich weiß nur nicht, ob es so klug wäre, wenn ich mich dazu äußern würde."
„Ach? Und warum?", erkundigte sich Ginny verwirrt.
„Weil mich Ron töten würde, wenn ich für eine mögliche Beziehung von dir verantwortlich wäre", antwortete Harry ehrlich.
„Feigling", murmelte Ginny, doch ihr war es anzusehen, dass sie es nicht ernst meinte.
„Dann muss ich mich eben allein an Seamus ranmachen", meinte Ginny und wandte sich danach an das blonde Ravenclaw- Mädchen mit dem sie sich flüsternd unterhielt.
Harry fragte sich ernsthaft, ob Ginny nicht ein wenig frühreif war.
Als er letztes Jahr in ihrem Alter gewesen war, hatte er nie einen Gedanken an solche Dinge verschwendet.
Nur einmal wegen des Weihnachtsballes und dies gewiss nicht freiwillig.
Aber vielleicht hinkte er auch nur nach und bei ihr stimmte alles.
Die Mädchen neben ihn tuschelten immer noch und blickten nur einmal auf, als Seamus die große Halle betrat.
Er ging zum Tisch der Hufflepuffs und flüsterte etwas in Ernie Macmillans Ohr, worauf dieser leicht nickte und ihm eine ebenso leise Antwort ins Ohr wisperte.
Dies schien Seamus zu genügen, denn nun wandte er sich wieder von den Hufflepuffs ab und schritt direkt zu dem freien Platz gegenüber von Harry am Gryffindor- Tisch.
Beinahe vermutete Harry einen Accio- Zauber von Ginny dahinter, doch diesen albernen Gedanken verwarf er sofort wieder.
„Und Harry? Wie war dein Date?", fragte er vergnügt, nachdem er Ginny und das Ravenclaw- Mädchen begrüßt hatte und sich danach lieber Harry zuwandte.
„Welches Date?", fragte Ginny verwirrt und schenkte Harry einen ungläubigen Blick.
„Das Date mit Theodore Nott", antwortete Seamus grinsend, als Harry einen verzweifelten Versuch wagte das Thema zu wechseln.
„Theodore Nott?", wunderte sich Ginny, „Wolltest du ihn nicht für George übrig lassen?"
„Ja, aber es hat sich nun mal so ergeben", verteidigte sich Harry, „Außerdem ist überhaupt nichts passiert. Wir haben nicht einmal ein zweites Date miteinander."
„War wohl nichts", vermutete Seamus grinsend und schaffte es nicht, die Freude aus seiner Stimme zu bannen.
„Meine Antwort ist immer noch die Selbe", sagte Harry und der Ire zog eine enttäuschte Schnute.
„Du warst schon einmal mit einem Slytherin zusammen", sprach plötzlich das Ravenclaw- Mädchen und überraschte damit nicht nur Harry, sondern auch Seamus, der erschrocken seine Gabel fallen ließ.
„Draco Malfoy", sagte das Mädchen weiter.
„Ja, das war ich", bestätigte Harry und fragte sich, wer dieses Mädchen eigentlich war und ob er sie kennen sollte.
„Mit Cho Chang hattest du auch etwas", fuhr sie fort, „Aber sie war nicht sehr glücklich darüber…Du hast sie nicht gut behandelt."
„Äh…entschuldige mal. Kennen wir uns eigentlich?", unterbrach Harry die anklagende Rede des Mädchens.
„Harry, das ist Luna Lovegood", stellte Ginny das blonde Mädchen vor, „Luna, du kennst Harry ja sicher."
„Lovegood?", fragte Seamus, „Loony Lovegood?"
Das Mädchen wirkte darüber weniger verletzt, als Ginny, die den Iren mit einem bösen Blick bestrafte.
„Seamus, das war gemein", sagte sie streng, „Entschuldige dich gefälligst."
„Hey, nicht aufregen", bat Seamus und hob seine Hände ein wenig, „War ja nicht böse gemeint. Ich dachte, es sei so etwas wie ein Spitzname oder so."
„Ja, ein fabelhafter Spitzname", sagte Ginny sarkastisch und flüstere Luna etwas ins Ohr.
Diese beachtete Ginny nicht mehr, sondern haftete ihren Blick auf Harry und schien in nächster Zeit nicht vorzuhaben woandershin zu sehen.
Unter diesem intensiven Blick konnte Harry einfach nicht essen und stand deshalb ohne seinen Teller anzurühren auf und verließ die Halle.
Da sein Magen knurrte, entschloss er sich zu einem spontanen Besuch in der Küche.
Er wollte sich gerade dorthin begeben, als er Ron und Hermione die Treppen hinunter kommen sah.
Ron kicherte gerade über irgendetwas, während ihm Hermione nur ihren kühlsten Blick schenkte.
Als sie Harry entdeckten, winkten die Beiden ihm deutlich, dass er auf sie warten sollte und schon bald waren sie bei ihm angekommen.
„Wo willst du hin?", fragte Hermione, „Bist du schon mit dem Essen fertig?"
„Nein, aber Ginnys Freundin da drinnen…Sagen wir einfach, dass es für mich unmöglich war weiter zu essen", antwortete Harry knapp.
„Loony Lovegood?", vermutete Ron, „Ja, sie ist ein wenig merkwürdig."
„Du kennst sie?", fragte Harry überrascht.
„Aber natürlich kenne ich sie", antwortete Ron ein wenig beleidigt, „Ihr Familie wohnt in unserer Gegend und sie gehört seit Kindertagen zu Ginnys engstem Freundeskreis…auch wenn ich bis heute noch nicht weiß warum."
„Ich habe sie noch nie gesehen", sagte Harry.
„Na ja, du verbringst auch nicht sonderlich viel Zeit mit Ginny", erwiderte Hermione schnippisch, „Selbst ich kenne sie…Und sie heißt Luna und nicht Loony", fügte sie an Ron gewandt hinzu.
„Wie auch immer", meinte Ron und fragte dann Harry: „Gehst du jetzt in die Küche?"
Harry nickte und sogleich entschloss Ron ihn zu begleiten.
„Kommst du etwa nicht?", fragte Ron verwirrt, als Hermione an ihnen vorbei in Richtung der großen Halle ging.
„Ich werde den armen Hauselfen nicht zusätzliche Arbeit geben, wenn wir unser Essen schon längst haben", antwortete Hermione kühl und verschwand zwischen einigen Hufflepuffs in der großen Halle.
„Sie ist ein wenig sauer, weil ich sie mit diesem Kellnerjob aufgezogen habe", erklärte Ron grinsend, „Wie war dein Ausflug?"
Auf ihrem Weg in die Küche, erzählte Harry stolz von Fières Ausdauer und wurde danach ein wenig bitter, als er Ron von McGonagall und ihrem plötzlichen Auftauchen erzählte.
„Sie stand auf einmal unter mir und hat mir mit ihrem Zauberstab direkt in die Augen geblendet…Sie wollte mich wahrscheinlich nur auf sich aufmerksam machen, aber ich wäre deswegen beinahe in einen der Türme geflogen", erzählte Harry, „Und jetzt will sie mich nicht mehr im Dunklen fliegen lassen."
„Sie hat es dir verboten?", fragte Ron erstaunt und kitzelte die Birne, die als Türklinge die geheime Tür zur Küche offenbarte.
„Direkt verboten nicht", antwortete Harry ehrlich, „Aber sie hat es angedeutet."
Sobald sie die Küche betraten, wuselten mehrere Hauselfen zu ihnen und fragten ganz bestürzt, ob etwas mit dem Essen nicht in Ordnung gewesen wäre.
Ron fand es lustiger als Harry, der nun ein wenig Schuldgefühle bekam.
„Harry Potter, Sir", rettete ihn zum Glück Dobby, der sich zwischen den anderen Hauselfen zu ihm gezwängt hatte, „Welch nette Überraschung. Dobby hat sich schon gefragt, wann Sie wieder kommen würden, Sir…Oh und ihren Wheezy haben Sie auch mitgebracht." Er blickte hinter sie, als ob er noch jemanden erwarten würde.
„Suchst du jemanden, Dobby?", erkundigte sich Harry freundlich.
Der Hauself blickte mit seinen großen runden Augen zu Harry auf und fragte schüchtern: „Ist Master Draco nicht bei Ihnen? Dobby hat Sie und ihn schon lange nicht mehr zusammen gesehen."
„Wir sind nicht mehr zusammen", erklärte Harry leise, „Es hat nicht so wirklich geklappt."
„Nicht geklappt?", fragte Dobby verwundert und obwohl Harry es nicht für möglich gehalten hatte, wurden die Augen des Hauselfen noch größer.
„Das heißt, dass sie beide zu blöd waren", übersetzte Ron und erhielt dadurch von Harry einen kleinen Klaps auf den Hinterkopf.
„Dobby, wir haben in der großen Halle jemanden den wir meiden wollen", log Harry und wechselte damit das Thema, „Hättet ihr noch etwas zu essen da?"
„Für Harry Potter immer", sagte der Elf hilfsbereit und führte sie zu einem kleinen Tisch in einer Ecke der Küche.
Sobald sie sich setzten, wuselten die anderen Elfen zu ihnen und bald darauf, ächzte der kleine Tisch unter den gewaltigen Massen von Speisen und Getränke, die auf dem Tisch standen.
„Reicht das? Oder will Harry Potter mehr?", fragte Dobby höflich und Harry, der nicht einmal mehr Rons Gesicht wegen dem vielen Essen sehen konnte, verneinte schnell, bevor der Elf ihnen noch etwas gab.
„Dobby muss weiter kochen", sagte Dobby, „Falls Harry Potter Dobby brauchen, nur rufen, Sir."
Und mit diesen Worten wuselte er zu den anderen Hauselfen zurück.
„Wenn Hermione wüsste, wie die Reste aussehen, würde sie sicher einen Beschwerdebrief an Dumbledore schreiben, dass Hogwarts ein Ort der Essensverschwendung ist", hörte Harry von irgendwoher die Stimme Rons aus dem Essensberg kommen.
„Und dann gibt es nur noch ein Butterbrot pro Tag für jeden Schüler", fügte Ron hinzu.
Harry grinste leicht bei dieser Vorstellung und versuchte vorsichtig eine Platte mit Pizzastücken aus der Mitte des Berges zu ziehen.
Dies klappte aber nicht sonderlich, denn der Berg wackelte beunruhigend und eine Torte fiel von der Spitze und scheinbar genau auf Ron, denn er konnte den Rothaarigen leise fluchen hören.
Doch er hörte nicht nur Rons leises Fluchen, als er an seinem Pizzastück genüsslich abbiss.
Vom Eingang der Küche hörte er deutlich zwei Stimmen, die er nach kurzer Überlegung als Georges und Theodores erkannte.
Er drehte sich in seinem Sessel um und beobachtete die beiden, die ihn dank seines versteckten Platzes in der Ecke nicht sehen konnten.
Neben George wirkte Theodore wie ein zerbrechlicher kleiner Junge, der vor seinem eigenen Schatten flüchten würde.
„Das ist die Küche", sagte George stolz und Theodore nickte, als ob er es nicht selbst bemerkt hätte.
„Das sind Hauselfen", sagte George und zeigte auf die vielen Hauselfen, die ihnen nun leckere Biskuits auf silbernen Platten servierten.
Scheinbar kannten die Hauselfen George schon so gut, dass sie nicht mehr nach seinen Wünschen fragen mussten.
Er bedankte sich flüchtig und nahm den Hauselfen die Platten ab, die daraufhin sofort wieder in die Mitte der Küche verschwanden.
„Und das sind Biskuits", vermutete Theodore, bevor George etwas sagen konnte und seufzte danach deutlich gelangweilt.
„Ähm…ja. Willst du?", fragte George und bot Theodore eine der Platten an.
„Nein, danke", antwortete Theodore kühl.
„Oh…okay", sagte George, doch nun wirkte er bei weitem nicht mehr so selbstsicher wie zuvor.
„Hör mal…ohne dich beleidigen zu wollen, aber ist das alles?", fragte Theodore deutlich genervt, „Ein Besuch in der Küche und ein paar Biskuits? Laufen so deine Dates ab?"
Harrys Augen weiteten sich erstaunt.
Theodore hatte wohl die Wahrheit über seine Gefühle gesagt, wenn er schon so kurz nach ihrer Verabredung mit George unterwegs war.
„Was schlägst du vor?", fragte George verwirrt.
„Sex", antwortete Theodore ohne jegliche Regung in seinem Gesicht, „Mein Zimmernachbar ist gerade beim Abendessen. Wir hätten das Zimmer für uns allein…"
„Wow…äh…wow", stotterte George und wurde dabei knallrot im Gesicht und Harry fragte sich, ob dies das normale Verhalten der Weasleys auf sexuelles war, denn Ron wurde auch bei jeder Möglichkeit rot im Gesicht.
„Also?", fragte Theodore und tippte mit einem Fuß ungeduldig auf dem Boden.
„Meinst du nicht, dass das ein wenig zu früh ist?", fragte George, „Wir kennen uns kaum und…"
„Seit Monaten stellst du mir nach und nun willst du kneifen?", unterbrach ihn Theodore wütend, „Wo ist der berühmte Gryffindor- Mut? Hat es nicht mehr für dich gereicht und deine Hälfte hat nun dein Zwillingsbruder Tedd?"
„Fred", verbesserte George, „Siehst du? Wir kennen uns kaum."
„Wie auch immer", sagte Theodore mit einer abwertenden Geste, „Ich habe mir mehr von dir erwartet. Einer der berühmten Weasley- Zwillinge kneift bei etwas…"
Theodore konnte nicht weiter sprechen, denn George hatte ihn einfach an sich gerissen und ihn leidenschaftlich geküsst.
„Wo ist dein Zimmer?", fragte George, nachdem er sich von Theodore gelöst hatte.
„Komm mit", sagte Theodore grinsend und in einer Stimmlage, die deutlich zeigte, dass er nun gewonnen hatte.
Die Beiden verließen die Küche ohne auf die Biskuits zu achten, die nun vergessen auf dem Boden lagen.
Als sich Harry wieder dem Tisch zuwandte, stellte er überrascht fest, dass Ron soweit gegessen hatte, dass er nun den Kopf des Rothaarigen sehen konnte.
„Wow", sagte Ron, „Ist Nott bei dir auch so rangegangen?"
„So ähnlich", gestand Harry.
„Das war aber so vorhersehbar", meinte Ron, „Man darf den Zwillingen nun mal keine Feigheit vorhalten…"
Harry war sich nicht sicher, ob dies nur für die Zwillinge oder nicht ganz Gryffindor galt.
„Wer denkst du liegt bei denen oben?", fragte Harry abwesend.
„Darüber mache ich mir lieber keine Gedanken", sagte Ron sofort, „Denn das ist mein Bruder und ich bin immer noch nicht sehr am Sexualleben meiner Geschwister interessiert."
Sie schafften beinahe den ganzen Essensberg, doch bei den Torten gaben sie es auf.
Sie benötigten eine Weile um wieder gehen zu können, doch danach bedankten sie sich bei den Hauselfen, die ihnen sofort noch etwas anboten und gingen mit Eclairs gefüllten Taschen zum Gryffindor- Turm hinauf.
„Weiß nicht, wie sie mich jedes Mal dazu bekommen", sagte Ron, der genauso grün im Gesicht wie Harry bei dem Gedanken an weiteres Essen wurde.
„Pflaumenkompott", sagte Harry an Godrics Portrait gewandt und Ron murmelte nur ein „Bitte nicht!", bevor sie den Gemeinschaftsraum betraten.
Dort schenkte Harry seine Eclairs dem erstbesten Gryffindor, der ihm über den Weg lief.
Leider war dieser Colin Creevey, der vor Entzückung von seinem Idol etwas geschenkt zu bekommen, beinahe zu kreischen begann.
„Extra für mich?", fragte er begeistert, „Oh Harry, das ist so nett von dir. Wenn ich etwas für dich tun kann…"
„Jaja, Colin", sagte Harry abwinkend und ging geradewegs in den Schlafsaal mit der Ausrede, dass er heute früher schlafen gehen wollte.
Ron hielt ihn nicht davon ab, da dieser gerade selbst versuchte, seine Eclairs loszuwerden.
Doch die meisten Gryffindors hielten dies nur für einen neuen Versuch von den Zwillingen ihre Produkte zu testen und mieden die Eclairs und somit auch Ron.
Harry setzte sich mit einem neuen Zaubererroman in sein Bett und versuchte so die Zeit zu vertreiben, bis er zum Ordentreffen gehen musste.
Kurz nach acht entschloss er sich los zu gehen um nicht nochmals zu spät zu einem Treffen zu kommen.
Er holte seinen Tarnumhang aus seiner Truhe und achtete auf die Stimmen, die durch die geschlossene Schlafsaaltür zu ihm drangen.
Als er sich versichert hatte, dass niemand herein kam, zog er sich den Tarnumhang hinüber und schlich vorsichtig in den Gemeinschaftsraum.
Ron hatte inzwischen seine Eclairs verschenken können, die nun begeistert von ein paar Erstklässler gegessen wurden.
Er sah außerdem Hermione, die an einem Tisch mit Neville ihre Aufsätze für Zaubertränke durchging.
Harry bemerkte, wie sich das Portrait öffnete und schlüpfte hinaus, als Ginny in den Gemeinschaftsraum trat.
Er huschte durch die Gänge und wäre öfters beinahe in einige herumstreunende Schüler gelaufen, wenn er diese nicht rechtzeitig bemerkt hätte.
Erst nachdem er Dumbledores steinernen Wasserspeier passiert und in das Büro des Schulleiters gelangt war, legte er seinen Tarnumhang ab und verstaute ihn unter seinem normalen Schulumhang.
„Sehr unauffällig, Potter", erschreckte ihn plötzlich eine schnarrende Stimme aus einer Ecke des Büros, „Jetzt sehen Sie aus, als wären Sie schwanger."
Professor Snape trat aus der dunklen Ecke und betrachtete Harry mit abwertendem Blick, während er selbst eines von Dumbledores Objekten in seiner Umhangtasche verschwinden ließ.
„Besser schwanger als ein Dieb", erwiderte Harry.
„Dieb?", fragte Snape amüsiert und holte das Objekt wieder aus seiner Tasche, „Wissen Sie was das ist, Mister Potter?"
„Dumbledores Denkarium", antwortete Harry, der erst letztes Jahr die Auswirkungen des Denkariums am eigenen Körper erlebt hatte.
Er hatte auf Dumbledore gewartet und dabei diese merkwürdige Schale entdeckt.
Mit Hilfe von dieser hatte er die Erinnerungen von Dumbledores bei mehreren Verhandlungen, unter anderem auch die von Barty Crouch Junior, gesehen.
„Nicht schlecht, Potter", sagte Snape, „Ja, das ist ein Denkarium…Professor Dumbledore ist so freundlich und leiht es mir für unsere gemeinsamen Legilimentik- Stunden."
„Wollen Sie etwa Ihre Erinnerungen vor mir versteckten?", fragte Harry amüsiert und als Snape darauf nicht antwortete, sagte er verunsichert: „Aber Sie lassen mich doch sowieso nicht in Ihren Gedanken stöbern…Deswegen sollte ich doch Ron mitnehmen."
„Sie haben sich also für Weasley entschieden", vermutete Snape und ging nicht weiter darauf ein, wozu er das Denkarium brauchen würde.
„Ja, zuerst wollte ich Hermione nehmen", erklärte Harry ehrlich, „Aber Ron fühlt sich in letzter Zeit sowieso hintergangen und deswegen…"
„Ich verstehe schon", unterbrach ihn Snape mit gelangweilter Stimme, die deutlich zeigte, dass er kein Interesse an Harrys Freundschaftsproblemen hatte.
Er steckte das Denkarium wieder in seine Tasche und betrachtete die Erhebung unter Harrys Umhang abwertend.
„Lassen Sie den Tarnumhang hier", befahl er, „Dumbledore wird ihn nicht stehlen und…Sie sehen damit einfach lächerlich aus."
Widerwillig holte Harry seinen Tarnumhang hervor und hang ihn über einen von Dumbledores Stühlen.
„Wollen Sie auch schon zum Treffen gehen?", fragte Harry um nicht schweigend neben Snape stehen zu müssen.
„Das hatte ich vor", antwortete Snape kühl und ging zu Dumbledores Kamin, bei dem er das neue Passwort flüsterte und dieser zur Seite klappte.
„Kommen Sie oder warten Sie noch auf jemanden?", fragte Snape, da Harry immer noch an derselben Stelle neben seinem Tarnumhang stand.
Ein wenig zögerte Harry noch, da ihm die Aussicht auf einen langen Spaziergang im Dunklen mit Snape nicht sehr zusagte, doch andererseits war es besser als allein zu gehen.
Er folgte seinem Professor rasch, bevor sich der Kamin wieder schloss und sie in totaler Finsternis standen.
„Lumos", murmelte Snape und leuchtete mit seinem Zauberstab ein paar Stiegen hinunter.
„Wieso zünden Sie nicht die Fackeln an?", fragte Harry verwirrt, als er Snape die Treppen hinunter folgte.
„Weshalb Potter? Haben Sie Angst im Dunklen?", schnarrte Snape.
„Nein, aber ich sehe gerne was vor mir liegt", erwiderte Harry.
„Dann zünden Sie sie an", meinte Snape spöttisch und beschleunigte nun seine Schritte.
„Ich weiß nicht wie", gestand Harry, „Ich könnte eine Fackel anzünden, aber alle auf einmal…"
Snape drehte sich ruckartig zu ihm um, wodurch Harry beinahe in ihn gestolpert wäre.
Ein hämisches Grinsen zierte das Gesicht seines Professors, was ihn durch das schwache Licht des Lumos ein wenig unheimlich aussehen ließ.
„Passen Sie auf, Potter", sagte Snape und ging einige Schritte aufwärts um bei einer unangezündeten Fackel stehen zu bleiben.
„An", sagte er und tippte mit seinem Zauberstab gegen die Fackel und kurz darauf leuchtete diese und alle anderen Fackeln in dem Gang hell auf.
„Nox", murmelte Snape, da sie nun das Licht des Lumos nicht mehr benötigten und steckte seinen Zauberstab zu dem Denkarium in seine Tasche.
Danach wandte sich Snape wieder zu Harry und fragte spöttisch: „Das können Sie nicht?"
Harry entschloss sich darauf nichts zu erwidern und ging einfach schweigend die Stufen weiter hinunter.
Da Snape nun hinter ihm ging, konnte Harry das hämische Grinsen auf dem Gesicht des Professors nicht sehen, doch er konnte es beinahe spüren.
„Potter, warum wollen Sie eigentlich unbedingt Telepathie erlernen?", fragte ihn Snape nach langer Zeit des Schweigens und zu Harrys Überraschung hörte sich dieser tatsächlich interessiert an.
„Um Sirius zu helfen", antwortete Harry.
„Das ist wohl klar", sagte Snape ungeduldig, „Aber wie sind Sie auf diese Idee gekommen? Sind Sie einfach aufgewacht und haben sich gedacht: ‚Was für ein schöner Tag! Die Vögel singen, Longbottom schnarcht und ich werde heute zu einem Telepathen' oder steckt da etwas anderes dahinter?"
„Ich hatte eine Vision von Voldemort", antwortete Harry zögerlich.
Sie hatten nun die Stufen hinter sich gelassen und waren in den breiten Gang gekommen, wodurch Snape nun neben Harry gehen konnte.
„Das haben Sie Dumbledore nicht erzählt", sagte Snape.
„Warum auch? Er könnte damit nichts anfangen", meinte Harry achselzuckend, „Es war nichts wichtiges…"
„War Nagini anwesend?", fragte Snape.
„Ja", antwortete Harry und erinnerte sich an das schreckliche Gefühl, als die Schlange ihn direkt angesprochen hatte.
Irgendwie störte ihn das weit mehr als das darauf folgende Gespräch mit Voldemort.
Dieser hatte ihn wenigstens nicht sehen können, doch bei Nagini war er sich nicht einmal sicher, ob sie ihn nicht auch attackieren könnte.
„Dann hat er mit Ihnen gesprochen", vermutete Snape und Harrys Augen weiteten sich überrascht.
„Hat er Ihnen angeboten auf seine Seite zu kommen?", fragte Snape weiter.
„Woher wissen Sie das?", fragte Harry verwirrt.
„Das würde zu ihm passen", sagte Snape knapp, „Sie werden stärker als er jemals vermutet hätte. Da ist es nur logisch, dass er Sie lieber auf seiner Seite als auf der seines Feindes sieht…Aber erwarten Sie davon nicht all zu viel. Diese Angebote seinerseits gelten nicht ewig und danach wird er Sie wieder töten wollen."
„Er will Sirius töten, wenn ich nicht auf seine Seite gehe", sagte Harry.
„Er wird tausende Menschen töten, wenn Sie es tun", erwiderte Snape.
„Ich habe es sowieso nicht vor", sagte Harry, „Ich hoffe nur, dass Sirius noch so lange lebt, bis ich Telepathie beherrsche."
Snape warf ihm einen Blick zu, den man beinahe als Mitleid verstehen konnte.
„Wir können Legilimentik mehrmals in der Woche üben", bot Snape an, „Mit den kommenden ZAGs und UTZs habe ich nicht mehr so viel zu tun."
Harry glaubte sich verhört zu haben.
Hatte ihm Snape gerade tatsächlich angeboten öfters zu üben damit Harry schneller Sirius' Aufenthaltsort herausfand?
Da er sein Glück nicht strapazieren wollte, fragte er dies natürlich nicht, sondern bedankte sich nur herzlich für das Angebot.
Sie gingen wieder eine Weile in Schweigen, bis Harry wieder ein Gespräch begann.
„Woher wissen Sie eigentlich, dass mir Voldemort dieses Angebot gemacht hat?", erkundigte er sich interessiert.
„Das habe ich ihnen vor zehn Minuten beantwortet", sagte Snape kühl, „Haben Sie Gedächtnisprobleme? Hat Longbottom Sie angesteckt? Das würde zu mindestens einige Vorfälle in meinem Unterricht erklären."
„Nein, mein Gedächtnis arbeitet astrein. Vielen Dank", entgegnete Harry ebenso kühl.
„Warum fragen Sie mich dann die selbe Frage nochmals?", wollte Snape wissen.
„Ich meinte damit eher, woher Sie wussten, dass er mit mir sprechen konnte", sagte Harry.
„Sie sagten Nagini sei anwesend gewesen", antwortete Snape, „Mehr Hinweise benötige ich dafür nicht."
„Sie wissen, dass mich Nagini sehen kann?", fragte Harry überrascht.
„Potter, denken sie logisch. Sie kennen Nagini! Sie ist keine gewöhnliche Schlange", erklärte Snape seufzend, „Ich weiß nicht genau was sie ist, denn Voldemort verriet dies aus guten Gründen niemals…Ich weiß nur soviel, dass sie mehr als das normale Auge erblicken kann. Sie kann auch durch Tarnumhänge sehen, also passen Sie auf."
„Es ist unheimlich", meinte Harry, „Ich bin nicht wirklich anwesend und sie kann mich trotzdem sehen."
„Es gibt schlimmeres", erwiderte Snape und damit schien für ihn das Thema erledigt zu sein.
Den Rest des Weges verbrachten sie wieder schweigend und Harry war sehr dankbar, als sie endlich die Wand zu Rosmertas Keller erreichten.
„Peter Pan", sagte Snape und die Wand teilte sich vor ihnen.
Obwohl es noch mehr als eine Viertelstunde bis zum Beginn des Treffens dauerte, waren beinahe alle Mitglieder anwesend.
Mrs. Weasley umarmte ihn sofort minutenlang und Mr. Weasley erzählte ihm aufgeregt, dass er einen Muggel mit einem tragbaren Feleton in London gesehen hatte.
Er konnte auch Remus sehen, der sich mit Bill in einer Ecke unterhielt und dabei so herzlich lachte wie es Harry bei ihm seit Sirius Verschwinden nicht mehr gehört hatte.
Fred unterhielt sich mit Charlie, der ihm stolz von der Drachenausstellung in China erzählte und sogar einen eventuellen Wechsel in die Drachenterritorien von Rumänien nach China in Betracht zog.
George war noch nicht anwesend, wobei Harry hierbei Theodore die Schuld gab.
Percys Ehefrau Penelope hielt ein kleines Kind in den Armen und zeigte es jedem, der ihr über den Weg lief, voller mütterlichem Stolz.
Als Mrs. Weasley ihren Enkel entdeckte, stürmte sie sofort zu ihrer Schwiegertochter und nahm dieser Ikarus aus den Armen und lächelte liebevoll, als dieser gähnte.
Unwillig gab sie Ikarus zurück an seine Mutter, die sofort mit Mrs. Weasley über Kindererziehung zu sprechen begann.
Mr. Weasley erzählte ihm noch immer ausführlich von seiner Begegnung mit dem tragbaren Feleton, als Dumbledore zu ihnen stieß.
Sogleich setzten sich alle an den Tisch und Harry landete zwischen Fred und Remus, der sich um einen Sitz neben Bill bemüht hatte.
„Ich wünsche euch allen einen schönen Abend", grüßte sie Dumbledore freundlich.
„Lass das Geschwätz, Albus", knurrte Mad-Eye Moody, „Sag uns lieber wen wir jetzt als Minister ertragen müssen."
Harry fiel auf, dass Kingsley und Esperanza heute Abend nicht anwesend waren und vermutete einen Ministeriumsbesuch dahinter.
Auch ihr Reporter des Tagespropheten Casey Thompson fehlte.
„Zuerst möchte ich sagen, dass es eine sehr knappe Entscheidung war und nur zwei Stimmen gefehlt hätten…", Dumbledore brach ab, als sich die Wand hinter ihnen teilte und George herein gestürmt kam.
Seine Haare waren durcheinander, seine Lippen ein wenig geschwollen und auch sein Umhang war nicht richtig geschlossen.
„Tut mir leid", sagte er atemlos und ließ sich auf den freien Stuhl neben Cain Gerald nieder, der ihn nur mit einem wissenden Blick ansah und danach kindlich zu kichern begann.
„Wo waren wir?", fragte George neugierig und viele warfen ihm einen strengen Blick zu.
„Albus wollte uns gerade mitteilen, dass nur zwei Stimmen gefehlt haben um uns von einem Todesser als Minister zu retten", knurrte Moody und schlug mit seiner Faust auf den Tisch, „Ich wusste doch, dass wir die Wahl manipulieren hätten müssen."
„Ist das wahr, Albus?", fragte Mr. Weasley entsetzt.
„Ich habe eben mit Casey gesprochen, der bei der Auswertung der Stimmen anwesend war", sagte Dumbledore ruhig, „Und es fehlten in der Tat genau zwei Stimmen…"
„Verdammt", fluchte Bill und bekam sofort einen tadelnden Blick von seiner Mutter zugeworfen.
„…um einen Todesser auf das Ministeramt zu bringen", endete Dumbledore und alle Anwesenden sahen ihn überrascht an.
„Es ist kein Todesser?", fragte Moody verwundert.
„Nein, doch leider ist es auch niemand von uns", antwortete Dumbledore.
„Dann konnte Diggory seine verlorenen Stimmen wieder gut machen?", vermutete Remus, doch Dumbledore schüttelte nur den Kopf.
„Wer ist es dann?", knurrte Moody.
„Molly, Arthur, ich gratuliere euch zu eurem Sohn", sagte Dumbledore und Mr. Weasleys Augen weiteten sich in Unglaube.
Mrs. Weasleys Augen füllten sich mit Tränen und sie schniefte leise: „Heißt das etwa…"
„Eurem Sohn Minister Percival Weasley", endete Dumbledore und Mrs. Weasley begann nun vor Glück zu weinen.
„Ich wusste immer, dass er es zu etwas bringen würde", schluchzte sie und warf sich in die Arme ihre Mannes.
Fred und George jubelten lautstark, doch alle anderen Anwesenden sahen Dumbledore nur mit einem Ausdruck puren Unverständnisses an.
„Wie kann das sein, Albus?", fragte Mr. Weasley verwirrt, „Er lag doch so weit hinten…"
„Unsere Werbung hat geholfen", waren sich George und Fred sicher und jubelten gleich nochmals.
„Möglich", lächelte Dumbledore.
„Unsinn", knurrte Moody, „Wahrscheinlich wollte nur niemand zugeben, dass er einen Grünschnabel wählen wird."
„Das klingt irgendwie logischer, was?", flüsterte Remus Harry ins Ohr und grinste danach leicht.
„Wir können jedenfalls von Glück reden, dass er soweit aufgeholt hat", sagte Dumbledore, „Zwei Stimmen mehr und es wäre Lucius Malfoy geworden mit nur zehn Stimmen vor Avery."
„Glück? Ich weiß nicht, ob das Glück ist", sagte Mr. Weasley ehrlich, was ihm einen ungläubigen Blick von seiner Frau einbrachte.
„Percy gehört nicht zum Orden und er wird sich nicht von uns etwas einreden lassen", fuhr Mr. Weasley fort, „Er wird seinen eigenen Willen durchsetzen."
„Aber ich gehöre zum Orden", mischte sich Penelope ein, während sie vorsichtig Ikarus in ihren Armen hin und her wiegte, „Und ich beeinflusse Percy mehr als jeder von euch."
„Ist ein Pantoffelheld geworden", gluckste Fred.
„Das hoffe ich, Penelope", sagte Dumbledore ernst, jedoch schmunzelte er ein wenig über Freds Behauptung, „Könntest du dafür sorgen, dass er mich in der nächsten Woche aufsuchen wird?"
„Ich spreche mit ihm", versprach Penelope und gab Ikarus an Mrs. Weasley, da ihre Arme langsam zu schmerzen begannen.
Mrs. Weasley störte dies überhaupt nicht und kurz danach wisperte sie schon in Ikarus' Ohr: „Dein Daddy ist Minister, mein süßer Wonneproppen."
Harry bemerkte auch wie Fred und George ihre Köpfe reckten um einen ersten Blick auf ihren Neffen werfen zu können.
„Dann kommen wir nun zu einem anderen Thema", sagte Dumbledore und sofort mischte sich Moody ein.
„Ja, genau", knurrte dieser, „Sprechen wir über Amalia van Minsk. Beim letzten Treffen haben wir sie nur kurz angeschnitten, aber ich bin der Meinung, dass wir diese Frau keine Minute aus den Augen lassen dürfen. Wenn sie wirklich dieses Lager errichten will…"
Harry und die Zwillingen blickten verwirrt zu Moody, während die anderen Anwesenden panisch mit den Händen winkten.
„Was ist?", knurrte Moody und sah verständnislos auf die vielen Hände.
„Von was reden Sie?", fragte Fred verwirrt, „Wir haben nie über eine Amalia van Was-auch-immer gesprochen."
„Natürlich haben wir das, Junge", knurrte Moody, „Bei unserem gestrigen Treffen, weißt du das etwa nicht mehr?"
„Wir hatten gestern kein Treffen", sagte Fred verwundert, doch Harry ahnte, was dahinter steckte.
„So ist das also", sagte er in einer Tonlage, die jeden im Raum einen kleinen Schauer über den Rücken laufen ließ, „Deswegen haben Sie mich sofort in den Orden gelassen."
„Harry", begann Dumbledore, doch Harry erhob sich und brachte mit nur einem Blick den Schulleiter zum Schweigen.
„Lassen wir Harry in den Orden", sagte Harry kühl, „Aber nur zu bestimmten Treffen. Er muss ja nicht alles wissen! Hauptsache er denkt, dass er es tut."
„Harry, es war notwendig", begann Dumbledore, doch Harry unterbrach ihn.
„Notwendig?", fragte er wütend, „Weshalb war es notwendig? ...Ach, ich kann es mir schon denken. Sie hatten Angst, dass ich nochmals in ihr Büro einbrechen würde und haben sich einfach dazu entschlossen mir einzureden, dass ich zu diesen Orden gehören würde, damit ich Ruhe gebe. Und in Wirklichkeit haben Sie weiterhin ihre Treffen hinter meinem Rücken abgehalten. Nicht wahr?"
Dumbledore antwortete nicht, sondern blickte ihn nur mit einem ruhigen Blick direkt in die Augen.
„Nicht wahr?", fragte Harry nochmals und dieses Mal nickte Dumbledore leicht.
„Schön, dann brauche ich ja auch nicht mehr zu euren Scheintreffen kommen", sagte Harry kühl und wandte sich zum Gehen.
Fred und George zögerten nur kurz, bevor sie sich ebenfalls erhoben und ihm zu der jetzt geteilten Wand folgten.
„Ach und Professor Snape", Harry wandte sich nochmals zu den anwesenden Zauberern um, „Pettigrew hat den Auftrag Sie zu töten. Achten Sie also lieber auf sich."
Und ohne den Zauberern eine weitere Sprechmöglichkeit zu bieten, trat er mit den Zwillingen in den breiten Gang und ging ins Schloss zurück, ohne sich jemals umzudrehen.
TBC
