Veränderungen

DisclaimerAußer meiner durchgeknallten Fantasie gehört alles J.K. Rowling

Warning: Slash! OOC! Minispoiler zu OotP! Viel zu lange und zu verwirrend.

Pairing: Blaise/Ron, Remus/Sirius, Dean/Lavender, Godric/Salazar, Angelina/Alicia, Snape/Narcissa, Draco/Pansy, George/Theodore …

Kommentar: Ich kann nicht sagen, wie leid mir diese Verspätung tut. Ich war die letzten Monate im Maturastress und hatte daher keine Zeit irgendetwas zu schreiben. Tut mir wirklich leid.

Wenn es das nächste Mal so lange dauert, werde ich schon vorher eine Nachricht in meiner Bio hinterlassen.

Und wieder vielen Dank an meine Reviewer Darkfire, eniloiv, Julia, Ano und Nym, Herr Apo, Su, Luzifer, Shadow, Dracolina, Maxxi, Yasa, OEDARIUS, leah-chan01, Serendipity44, Lethe4, Imurah, pandoradoggis, cordelia, Drake, Mellin aka dat Dray-chan, Aya, Majin Micha, Mina Syusuke, Sarah N. Malfoy, Altron, paranoider Androide, Carabina, Neji, Lady-Claw, lynx, Black Firedragon Drake, zissy, Susi, Fìriel, KleenesKnuddelmuff, LadyVictoriaMalfoy, Severina35, Lobarie, mrsgaladriel, Kerzo, Carys L., Yumiko-chan, Kylyen, LaraAnime, Ellie172, tinkita, Arwen, Sjerda, Talvi und Snuggles2.

- Luzifer: Harry und Theo? Ne, das geht sich jetzt nicht mehr aus. Klärt sich ein wenig schon in diesem Kapitel.

- OEDARIUS: Aus Quellen, soso? Welche Quellen? Man sollte sich nicht immer auf irgendwelche Quellen verlassen.

- Serendipity44: Nein, sorry. Möchte ich nicht so. Ich verliere nämlich langsam schon den Überblick, wo sie überall ist und will da nicht noch eine Seite dazuhaben. Tut mir leid.

- Lethe4: Aber natürlich.

- Mellin aka dat Dray-chan: Nein, sorry. Wäre mir nicht so recht. Ich verliere nämlich den Überblick der Seiten und deshalb versuche ich nur auf den bis jetzt veröffentlichen Sites zu bleiben. Hoffe du bist nicht allzu böse.

- Aya: Ja, ich lebe noch.

- Majin Micha: Na ja, ich werde auch immer älter. Begonnen habe ich die Story mit 16 und inzwischen schreibe ich schon beinahe zwei Jahre an ihr.

- Mina Syusuke: Harry und Theo? Geht leider nicht mehr. Klärt sich jetzt ein wenig auf.

- Sarah N. Malfoy: Sorry wegen der Verspätung. Dafür kannst du jetzt feiern:-) Zu den Fragen: 1. Hast recht. Beantworte ich nicht. 2. Beinahe. Draco hat Schluss gemacht…und jetzt wird's gleich noch komplizierter. 3. Eigentlich finde ich, dass sie eh sehr oft vorkommen. 5. Es ist Bill und…na ja…ähm…lies das Kapitel.

- Lady- Claw: Nein, habe ich nicht.

- Black Firedragon Drake: Ich weiß nicht. Ich finde, dass das OOC zu recht da oben steht. Trotzdem danke, dass du es nicht so empfindest…Ja ja, die Ordentreffen. Sollten auch so sein, damit man schon bemerkt, dass da irgendetwas nicht stimmen kann.

- Susi: Nein, keine Ahnung. Ich habe die Szenen im Kopf, aber ich könnte nicht die Kapitelanzahl sagen. Ich versuche gerade unter 150 zu kommen, indem ich einfach die Kapitel länger mache, aber ich weiß nicht, ob ich das trotzdem schaffe.

- Regina Sommer. Keine Ahnung.

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Nur langsam verschwand die Dunkelheit vor Harrys Augen und statt ihrer erschien die Aussicht vom Eingangstor Hogwarts' zu den inzwischen grünen Flächen der Länderein, die von dem Licht des Vollmondes hell erleuchtet waren.

In der Ferne konnte er eine schwarze Kutsche erkennen, die je näher sie zu Harry kam, immer größer wurde.

Geführt wurde diese Kutsche von den unheimlichsten Pferden, die Harry jemals gesehen hatte.

Sie waren vollkommen fleischlos und obwohl man jeden einzelnen Knochen ihrer Skelette sehen konnte, fürchtete sich Harry nicht wirklich vor ihnen.

Irgendetwas sagte ihm, dass diese Wesen trotz ihres erschreckenden Aussehens harmlos waren.

Die Kutsche kam immer näher und einen winzigen Moment lang, kam es Harry so vor, als würden ihn die Pferde mit ihren weißen Augen direkt ansehen.

Dieser Gedanke kam ihm nochmals, als die Kutsche wenige Meter vor ihm stehen blieb und die Pferde ihre Köpfe wandten um genau in Harrys Richtung sehen zu können.

Zögerlich winkte er ihnen zu um ihre Reaktion zu testen, doch die Pferde drehten ihre Köpfe wieder vorwärts und reagierten kein bisschen auf Harrys Bewegungen.

Ein Hauself erschien neben der Kutsche und öffnete diese demütig.

„Ich kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal einen Hauself zu Hause hatten", hörte Harry deutlich die Stimme Professor Zabinis aus der Kutsche und einen Moment später, stieg dieser die metallenen Stufen der Kutsche hinab.

„Kurz nachdem Agnes zu uns gekommen ist", antwortete eine weitere Stimme aus der Kutsche und kurz darauf stand Blaise neben seinem Vater, der den Hauself mit einer Bewegung seiner Hand auf ihre Gepäckstücke hinwies.

Der Elf verbeugte sich leicht, bevor er mit einem Plopp verschwand.

„Ach ja? So lange ist das schon her?", wunderte sich Zabini, „Meinst du wir könnten es jetzt wieder riskieren?"

„Weil Mom im Krankenhaus ist oder wie?", fragte ihn Blaise kühl.

„Das hat nichts damit zu tun", erwiderte Zabini schnell, „Ich denke nur, dass sie inzwischen auch schon genug von der Hausarbeit hat."

„Probier es doch", seufzte Blaise, „Mir ist es egal. Ich verbringe den Sommer sowieso bei Ron."

„Noch immer?", fragte Zabini erstaunt, „Obwohl du ihn so angefaucht hast?"

„Er wird es verstehen", sagte Blaise, doch er klang bei weitem nicht so selbstsicher, wie er es vermutlich hoffte.

Der Hauself kehrte mit drei anderen Elfen zurück und sie wuselten in die Kutsche um das Gepäck der Zabinis herauszuheben.

Blaise wirkte in diesem Moment wie jeder andere Slytherin ebenso; sein Blick war gefühllos auf die Elfen gerichtet, die unter der schweren Last keuchten und stöhnten.

Harry fragte sich einen Moment, warum die Elfen keinen Zauber anwandten, doch schließlich vermutete er eine Zaubersperre im Inneren der Kutsche, die wohl für die Schüler bei der An- und Abreise gedacht war.

Blaise sagte wieder etwas zu seinem Vater, doch Harry verstand es nicht, da er hinter sich eine fremde Präsenz spürte.

Er wusste, dass er soeben eine Vision hatte und ihn deshalb niemand sehen durfte, aber jemand hinter ihm, betrachtete ihn genau.

Es erinnerte ihn ein wenig an seine Vision von Voldemort und es stellten sich ihm unvermeidlich die Nackenhaare auf.

Doch als sich die Person neben ihn stellte, entspannte er sich ein wenig und fragte sich nur, was diese in seiner Vision tat.

„Was ist das hier?", fragte Ron und blickte starr auf Blaise und dessen Vater, die sich nun über ein spezielles Gepäckstück zankten.

„Das ist eine meiner Visionen", erklärte Harry und warf einen flüchtigen Blick auf den Rotschopf neben sich.

Ron wirkte keineswegs verängstigt, wie es Harry bei seiner ersten Vision ergangen war.

Im Gegenteil, er sah glücklich aus, wobei dies wohl nur an der Sicht auf Blaise lag.

„Warum bin ich dann hier?", fragte Ron.

„Ich weiß es nicht", gestand Harry, „Ich weiß auch nicht, warum ich plötzlich hier bin. Ich weiß nicht, was in Snapes Büro geschehen ist. Ich habe auch nicht an Blaise gedacht und trotzdem…"

Er brach ab und zeigte belanglos auf den schwarzhaarigen Slytherin.

„Du hast es geschafft", erklärte Ron, „Der Zauber hat bei dir funktioniert."

„Ach wirklich?", fragte Harry zweifelnd, „Wenn das Legilitätig sein soll, fresse ich meinen Besen."

„Der Zauber hat funktioniert", sagte Ron, „Aber du hast es nicht geschafft. Du hast dich in meinen Gedanken verloren."

„Das heißt?", fragte Harry.

„Du konntest sie nicht ordnen. Es waren zu viele", erklärte Ron, „Charlie ist das mal passiert. Er war über vier Monate in den Gedanken seiner damaligen Freundin gefangen. Hinterher war er nicht mehr der Selbe und sie leidet heute noch unter den Folgewirkungen."

„Das ist es nicht", sagte Harry ernst, „Anfangs mag ich mich in deinen Gedanken verloren haben, aber jetzt ist es eine Traumvision und du bist anwesend."

„Ich kenne mich in diesem Bereich der Magie nicht so gut aus, aber ich vermute mal, dass Snape dich gewaltsam aus meinen Gedanken geholt hat, aber nicht die Verbindung brechen konnte", überlegte Ron, „Bei Charlie war es so. Als sie ihn endlich aus Dalias Gedanken geholt hatten und er wieder bei Bewusstsein war, träumten er und Dalia zwei Monate lang das Selbe."

„Das erklärt aber noch nicht, warum du da bist und warum ich eine Vision über Blaise habe", erwiderte Harry.

Blaise und sein Vater begannen nun die steinernen Treppen zum Eingangstor hinauf zu steigen.

„Wir sind nun gedanklich verbunden", erklärte Ron, „Ich habe an Blaise gedacht. Ich denke immer an Blaise…Wahrscheinlich liegt es daran."

Harry nickte verstehend und beobachtete nun wieder Ron, der sichtbar erleichtert über die Rückkehr seines Verlobten war.

„Sie können uns wirklich nicht sehen?", fragte Ron.

Harry schüttelte den Kopf und behielt lieber für sich, dass es Voldemorts Schlange konnte.

„Das ist merkwürdig", gestand Ron, „Ich würde ihn so gerne begrüßen, aber er sieht mich nicht einmal."

„Man gewöhnt sich daran", meinte Harry achselzuckend, „Und außerdem, so eine Vision dauert schließlich nicht ewig."

Hinter sich hörte er plötzlich, wie sich das Eingangstor mit einem lauten Knarren öffnete und einen Moment später erschien Professor Dumbledore mit Bill Weasley an seiner Seite.

Während Bill einen schwarzen Umhang um seinen besenbedruckten Pyjama gewickelt hatte, trug Dumbledore nur ein albernes weißes Nachthemd mit rosa Rüschchen an den Ärmelenden.

„Ihr seid es nur", sagte Bill und klang unwahrscheinlich erleichtert.

„Haben wir euch mit unserer Ankunft geweckt?", erkundigte sich Zabini besorgt.

„Nein, nein…Ja", gestand Bill, „Der Alarm in meinen Räumen ist losgegangen."

„Tut uns leid", sagte Zabini, „Wir wollten nur nicht am Tag kommen, wenn uns jeder Schüler sehen würde."

„Verständlich", meinte Dumbledore, „Blaise, wie wäre es wenn du dich nun zurückziehen würdest. Die Nacht ist noch jung und vielleicht kannst du noch ein paar Stunden Schlaf vor dem morgigen Unterricht bekommen."

„Ja, Sir. Gute Nacht Dad, Professor, Bill", verabschiedete sich Blaise und ging an Ron vorbei in das Schloss, der ihm nur schmachtend nachsah.

„Ich gehe dann auch mal", gähnte Bill Weasley, „Ich brauche ein wenig Schlaf. Albus, tu mir den Gefallen und rufe mich, wenn Ron oder Harry wieder aufwachen sollten."

Harry spürte seine Wangen erröten bei der Erwähnung seines Namens und auch Rons Gesicht zierte eine leichte Röte.

Wie weit war ihr kleiner Unfall in Legilimentik schon bekannt?

„Natürlich", versicherte Dumbledore, „Eine erholsame Nacht wünsche ich noch."

„Und hoffentlich ohne einen Alarm", murmelte Bill, „Jetzt sind hoffentlich alle Lehrer im Schloss."

Bill verschwand so schnell, dass Harry einen Moment eine Apparation dahinter vermutete, bis er sich an Hermiones und Dracos ewige Lektionen aus Hogwarts, a History erinnerte.

„Was ist mit Potter und Ron schon wieder?", fragte Zabini verwirrt.

„Ein kleiner Unfall in Legilimentik…Wie geht es Eliza? Ich hoffe doch, dass sie nicht gebissen wurde", sagte Dumbledore.

„Nein, nur gekratzt. Sie wird nun noch eine ganze Weile in St. Mungo's bleiben müssen", antwortete Zabini, „Ich habe die Nachrichten nicht verfolgt. Konnte Casey den Druck verhindern?"

„St. Mungo's war überraschend diskret", erklärte Dumbledore, „Die Nachricht ging nicht an den Tagespropheten…Sollte jedoch jemand etwas verraten, wird Casey sofort eingreifen."

„Ich möchte auch nicht wissen, was geschehen würde, wenn die Bevölkerung davon erführe", sagte Zabini, „Zum Glück hat Eliza schon wieder vergessen, was sie angegriffen hat."

„Ich erwarte aber ebenso von dir und Blaise Stillschweigen darüber", sagte Dumbledore ernst.

„Darauf kannst du dich verlassen. Blaise wird es zwar bestimmt seinem Freund erzählen, aber ich denke Ron kann es für sich behalten", meinte Zabini.

„Es ist aber sehr beunruhigend, dass Tom dazu in der Lage ist", murmelte Dumbledore und seine sonst so funkelnden Augen wirkten ernst und nachdenklich.

„Was sagt Remus dazu?", fragte Zabini.

„Sieh in den Himmel", antwortete Dumbledore kurzgebunden.

Zabini hob verwirrt seinen Kopf und seine Augen weiteten sich in deutlicher Erkenntnis, als er den runden Mond entdeckte.

„Er weiß es also noch nicht?", vermutete Zabini und wie auf Befehl hin, hörten sie zwei heulende Wölfe in der Ferne.

„Ich muss es ihm wohl erklären und mich gleich für mein Verhalten Samstags entschuldigen", seufzte Zabini.

„Wir müssen sowieso mit ihm reden", sagte Dumbledore, „Er ist der Einzige…"

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Professor Zabini und Dumbledore verschwanden und stattdessen tauchte vor Ron und Harry das Zimmer von Draco und Blaise auf, durch dessen Türe Blaise gerade hineinschlich.

„Denk nicht immer an Blaise", bat Harry, „Sonst kommen wir hier nie raus."

„Okay gut", sagte Ron und das Zimmer verschwand und zurück blieb eine unheimliche Dunkelheit, in der nicht einmal mehr Ron anwesend war.

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Harrys Kopf schmerzte schlimmer als nach jedem Schmerz, den er jemals mit seiner Narbe und der Verbindung zu Voldemort erlebt hatte.

Er öffnete seine Augen nur einen Spalt, doch musste er sie gleich darauf wieder schließen, denn das Licht der Sonne brannte in seinen Augen.

„Ich kann es nicht fassen", hörte er von irgendwoher die gedämpfte Stimme Remus', „Da bin ich eine Nacht lang nicht da und du verwendest einen Unverzeihlichen an ihm."

„Jetzt hör mir mal zu, Lupin", tauchte nun auch die Stimme Snapes auf, „Das war die schnellste Möglichkeit ihn da hinaus zu holen. Tut mir leid, dass ich kein gelernter Heiler bin. Das nächste Mal bringe ich ihn sofort zu Pomfrey und sie kann ihn dann mit ihren Duftkerzen zurückleiten. Dauert zwar ein paar Monate, aber das scheint dich nicht zu interessieren. Lies einmal nach, Lupin. Je länger man in dieser Situation bleibt, desto mehr Schäden gibt es bei beiden."

„Erstens: Ich heiße Black, Zweitens: Das sind keine Duftkerzen, sondern Geleitkerzen und drittens habe ich dir überhaupt keinen Vorwurf gemacht", erwiderte Remus, „Ich hätte wahrscheinlich das Selbe getan."

„Lupin, du hast noch niemals einen Unverzeihlichen an einem anderen Menschen angewandt. Ich bezweifle, dass du Potter als dein erstes Opfer wählen würdest", entgegnete Snape.

„Es heißt Black", sagte Remus, „Und außerdem geht es hier nicht um Harry. Bist du eigentlich des Wahnsinns einen kombinierten Zauber einzusetzen, wenn du genau weißt, dass Peter hinter dir her ist?"

„Mit Pettigrew werde ich auch ohne Zauberkraft fertig", zischte Snape.

„Als ob", schnarrte Remus, „Severus, ohne deine Kräfte könnte dich sogar Colin Creevey besiegen."

„Hat dir der Mond nicht gut getan?", fragte Snape, „Bist du aus Langeweile gegen eine Wand gelaufen?"

„Lassen wir das", seufzte Remus, „Es ist mir einfach nur unbegreiflich, wie du so etwas Dummes tun konntest. Deine Zauberkräfte so zu riskieren, Severus. Noch dazu eine Kombination mit einem Unverzeihlichen. Wenn du Pech hast, bekommst du deine Kräfte niemals wieder."

Harry glaubte sich verhört zu haben.

Snape hatte keine Zauberkräfte mehr?

Was war bloß in seinem Büro geschehen?

„Hätte ich nichts tun sollen?", fragte Snape wütend, „Wenn ich nichts unternommen hätte, würden wir dann eben streiten, wieso ich euren geliebten Goldjungen nicht gerettet habe."

Harry hörte hastige Schritte auf dem steinernen Boden des Krankenflügels hallen, die sich scheinbar in Richtung der beiden Zauberer begaben.

„Remus, Severus, entweder ihr streitet leiser oder ihr verlässt auf der Stelle meinen Krankenflügel. Meine Patienten brauchen Ruhe", wisperte Madam Pomfrey

„Die sind bewusstlos", erwiderte Snape ungerührt.

„Verzeihung Poppy", entschuldigte sich Remus, „Wir werden leiser sprechen."

Dies schien Madam Pomfrey zu genügen, da Harry nun wieder die Schritte hören konnte, die sich nun langsam wieder entfernten.

„Verzeihung Poppy", machte Snape mit lächerlich hoher Stimme Remus nach, „Ich werde leiser sein, weil ich tue immer alles was man mir sagt. Ich bin ein braver Gryffindor…"

„Wirst du eigentlich auch einmal erwachsen?", fragte Remus unbeeindruckt, „Du bist manchmal schlimmer als Sirius…"

„Nimm das zurück, Lupin", zischte Snape.

„Black", sagte Remus und seufzte danach hörbar, „Na ja, ich werde mich nun wohl an deine Art gewöhnen müssen."

„Moment mal, Lupin! Habe ich irgendetwas Wichtiges verpasst?", fragte Snape sofort.

„Ja, scheinbar die Hochzeit im Dezember. Ich heiße Black", sagte Remus, „Und des weiteren werde ich dir nun nicht mehr von der Seite weichen."

„Wie bitte?"

„Nun, du bist nun hilflos, weil du Harry gerettet hast. Also werde ich nun dein persönlicher Bodyguard sein", erklärte Remus.

„Ach ja?"

„Ja. Ich bin dazu nun verpflichtet", sagte Remus, „Und du wirst mir das auch nicht ausreden können."

„Das habe ich beinahe schon befürchtet…Wie lange willst du es durchziehen?", fragte Snape.

„Bis man Pettigrew wieder gefangen hat", antwortete Remus.

„Das ist eine wunderbare Idee", mischte sich auf einmal Dumbledores Stimme ein, was Harry für einen kurzen Moment sehr erschreckte.

Er hatte keine Schritte oder anderweitige Bewegungen wahrgenommen.

„Ich dachte schon an Kingsley, aber das ist eine viel bessere Idee", freute sich Dumbledore, „Du wirst natürlich ab sofort bei Remus übernachten, Severus. Ich werde den Hauselfen Bescheid geben."

„Albus, ich brauche keinen Wachhund", meinte Snape, „Ich komme alleine zu Recht."

„Natürlich Severus. Und dass du einen Unverzeihlichen an einem Schüler verwendet hast, werden wir höflichst übergehen", sagte Dumbledore und Harry konnte sich nun bildlich das bekannte Funkeln in seinen Augen vorstellen.

„Gegen Mittag bin ich umgezogen", sagte Snape kurzgebunden und Harry hörte deutlich wie sich schnelle Schritte in Richtung des Ausganges bewegten und kurz darauf fiel die Tür des Krankenflügels mit einem lauten Knall zu.

„Ich sollte ihm lieber folgen", überlegte Remus, „Peter ist so dumm und greift vermutlich auch am helllichten Tag an."

„Tu das…und keine Sorgen wegen deiner Unterrichtsstunden. Hagrid wird sie für dich übernehmen", sagte Dumbledore.

Remus antwortete darauf nichts und Harry vermutete, dass er genickt hatte, da kurz danach ein weiteres Mal Schritte und das Schließen der Tür zu hören waren.

Danach blieb es beunruhigend still im Krankenflügel.

Harry war sich nicht sicher, wohin Dumbledore verschwunden war, aber außer seiner eigenen Atemgeräusche und Rons leisem Schnarchen hörte er nichts mehr.

Er öffnete seine Augen einen Spalt und versuchte die durch das grelle Licht verursachten Schmerzen zu ignorieren und sich im Krankenflügel umzusehen.

Da er seine Augen aber nicht ganz öffnen konnte und seine Brille irgendwo lag, sah er kaum etwas.

Alles war weiß und nur ein paar unscharfe Klumpen konnte er entdecken, bei denen er sofort an die anderen Betten dachte.

„Du bist wach", sagte eine Stimme nahe ihm und als er seinen Kopf ein wenig drehte, bemerkte er eine verschwommene Gestalt neben seinem Bett.

Dumbledore schien also doch noch nicht den Krankenflügel verlassen zu haben.

„Sei es nicht", sagte die Stimme wieder und wie auf Befehl schlossen sich Harrys Augen wieder.

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„Wo warst du?", hörte Harry die erstaunte Stimme Ron Weasleys neben sich.

Der Rothaarige stand mit Harry zusammen inmitten der großen Halle, nahe des Slytherin- Tisches.

Die Halle war gefüllt mit Schülern, die alle mehr oder weniger wach ihr Frühstück vor der ersten Stunde einnahmen.

Er konnte Blaise und Draco sehen, die wie meist nebeneinander am Tisch der Slytherins saßen.

Blaise versicherte soeben Pansy Parkinson und Millicent Bulstrode, dass es ihm gut ginge, während Draco gelangweilt in einem Buch blätterte und nur ab und zu einen missbilligenden Kommentar an Crabbe und Goyle abgab, die sich leise über Süßigkeiten stritten.

„Wo warst du?", fragte Ron abermals und blickte nun Harry direkt an.

„Was meinst du?", wunderte sich Harry.

„Du warst auf einmal weg", erklärte Ron, „Ich bin in Blaises Zimmer gewesen und du bist einfach verschwunden…Kannst du in deinen Visionen apparieren?"

„Du bist in Blaises Zimmer geblieben?", wiederholte Harry ungläubig, „Das kann nicht sein. Du bist kein Traumseher."

„Es war aber so", beharrte Ron, „Ich habe gesehen wie Blaise mit Malfoy gesprochen hat…Wow, du hättest das sehen sollen. Ich hätte nicht gedacht, dass Malfoy zu solchen Gefühlen fähig ist."

„Welche?", fragte Harry verwirrt.

„Mitleid! Angst! Sorge! Such dir etwas aus", meinte Ron.

Harry blickte nochmals zu Draco, der jetzt wo er genauer hinsah, tatsächlich erleichtert wirkte, jedes Mal wenn er zu Blaise sah.

„Also? Wo warst du?", fragte Ron nochmals.

Harry wusste nicht, wie er dies beantworten sollte.

War er wirklich für ein paar Minuten wach gewesen oder war dies auch nur seiner Imagination entsprungen?

Doch wenn er wirklich wach gewesen war, was hatte ihn dann wieder zurück gebracht?

Er versuchte sich zu erinnern und ihm fiel ein, dass Dumbledore zu ihm gesagt hatte, dass er nicht wach sein sollte.

Er überlegte weiter, doch ihm fiel keine Erklärung dazu ein.

„Ich weiß nicht genau", antwortete er deswegen seinem besten Freund, „Ich denke, ich war wach."

„Du bist aufgewacht?", fragte Ron ungläubig, „Warum bist du dann wieder hier?"

„Dumbledore, denke ich", sagte Harry, „Er hat irgendetwas mit mir gemacht."

„Vielleicht sollst du mir helfen, damit ich wieder hinaus finde?", vermutete Ron.

„Möglich", sagte Harry, „Aber ich bin mir nicht sicher, wie das gehen soll. Ich wache selbst meistens nur durch Zufall auf und somit wird die Vision unterbrochen…Vielleicht müssen wir einfach warten bis du aufwachst."

„Das kann dauern", seufzte Ron.

Harry hoffte allerdings, dass es schneller gehen würde.

Er wollte sich lieber nicht Hermione vorstellen, wenn sie erfuhr, dass sowohl er als auch Ron im Krankenflügel lagen.

Wahrscheinlich wäre dies aber nicht so schlimm, wie das Gefühl des Verrates, das Hermione bestimmt bekommen würde, wenn sie von den Legilimentik- Stunden erfahren sollte.

Inzwischen ging Ron noch näher zu Blaise, wodurch Harry erst jetzt etwas auffiel.

Er und Ron konnten sich frei in der Vision bewegen.

Normalerweise müssten sie wie angeklebt am Boden stehen, doch wie Harry testete, konnten sie bis zu der Grenze eines bestimmten Radius gehen.

Dieser war in diesem Fall der Tisch der Hufflepuffs, den Harry trotz Anstrengung nicht erreichen konnte.

Ein wenig kam es ihm wie eine magische Barriere vor, was es vermutlich auch war.

„Hey Harry", rief ihn Ron zurück, „Wusstest du, dass Malfoy mit Parkinson verlobt ist?"

„Ja", antwortete Harry, „Lucius Malfoy hat es ihm befohlen."

„Sollte er sich nicht wieder mit dir anfreunden?", fragte Ron verwirrt.

„Keine Ahnung", sagte Harry ehrlich, während er langsam wieder zu Ron zurückkam, „Ich konnte noch nie die Handlungsweisen von Slytherins nachvollziehen."

Er stand nun genau hinter Draco, der immer noch in seinem Buch blätterte.

Nach genauerem Hinsehen erkannte es Harry als eines von den Büchern aus Durmstrang.

„Die können das wahrscheinlich selbst nicht", lachte Ron und wollte seine Hände auf Blaises Schultern legen, doch sie gingen einfach wie durch Luft hindurch.

Ron schien davon ein wenig enttäuscht zu sein, doch die Ankunft von Hermione am Slytherin- Tisch lenkte ihn sofort davon ab.

„Blaise", sagte das Mädchen, „Du bist wieder da."

„Siehst du doch, Granger", antwortete Draco gelangweilt und blätterte eine Seite weiter, „Du hast ihn jetzt gesehen, also kannst du nun wieder gehen."

„Habt ihr auch das Gefühl, dass die Luft auf einmal schmutziger geworden ist?", fragte Pansy hämisch und sofort kicherten sie und Millicent Bulstrode.

„Ron und Harry sind im Krankenflügel", sagte Hermione an Blaise gewandt und ignorierte Pansy einfach, „Ich dachte, du solltest das wissen."

„Bei Salazars Tränkekessel, was hat Potter nun schon wieder angestellt?", fragte Draco genervt, doch wenn er genauer hinhörte, erkannte Harry eine Spur Sorge in der Stimme.

Dies schien auch Ron aufzufallen, da er Harry sofort fragend ansah.

„Ich weiß es nicht", sagte Hermione, „Niemand darf zu ihnen…Es sei denn, man ist ein Verwandter oder…nun, es gilt auch für…"

„Verlobte", endete Blaise für sie, „Ich sehe sofort nach."

„Sag mir dann, wie es ihnen geht", bat Hermione und machte nun wieder kehrt zurück zum Gryffindor- Tisch, allerdings nicht ohne an einem Glas anzustoßen, dessen Inhalt über Pansys Rock floss.

„Igitt", machte Pansy und suchte sofort nach ihrem Zauberstab um den nassen Fleck wegzuzaubern.

„Das büsst das Schlammblut", murmelte sie danach.

„Ich gehe dann in den Krankenflügel", meinte Blaise an Draco gewandt, „Keine Ahnung, wann ich wieder komme."

Blaise erhob sich und streifte damit Rons Oberkörper durch den er einfach hindurchging.

„Pass aber auf, dass du dich nicht ansteckst", witzelte Draco und blickte hinter sich, wo Blaise soeben seinen Rucksack schulterte.

Sein Blick jedoch galt nicht Blaise, sondern war starr auf Harry gerichtet, der sich unter diesem intensiven Blick überhaupt nicht wohl fühlte.

„Potter?", fragte Draco ungläubig und alles wurde wieder schwarz.

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„Hast du das gehört?", fragte Ron, als sie wieder in der großen Halle standen, doch dieses Mal auf der anderen Seite, weit weg vom Tisch der Slytherins, „Er hat dich gesehen."

„Ja", wisperte Harry beunruhigt.

Draco hatte ihn gesehen!

Doch wieso?

Das Ganze gefiel Harry überhaupt nicht, denn nur Nagini hatte ihn jemals in einer Vision gesehen und diese stand ohne Frage in direkter Verbindung mit den dunklen Künsten.

Er wusste, dass es Draco bei Tränken ziemlich egal war, ob sie nun zu den dunklen Künsten gehörten oder nicht, aber niemals hätte er vermutet, dass sich Draco auch für die Sprüche interessierte.

Schon gar nicht nachdem er ihn immer die Unverzeihlichen ausreden wollte.

Vielleicht hatte Durmstrang nicht umsonst so einen schlechten Ruf, was die dunklen Künste anging.

Vielleicht hatte Draco dort einen Fluch gelernt, der es ihm ermöglichte unnatürliche Phänomene zu sehen.

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Die große Halle wurde plötzlich düster, die Wände schienen zu schrumpfen, die vier Haustische wurden zu einem großen und statt der verzauberten Decke gab es plötzlich ein riesiges Deckengemälde, das einen Riesenartigen Zauberer auf einem Drachen darstellte.

Es gab hochgezogene Fenster, die einen hervorragenden Blick auf spitze mit Schnee bedeckte Berge besaßen.

„Mensch Harry, wir sind in Durmstrang", sagte Ron aufgeregt, nachdem er das Schulwappen an einer Wand hängen sah.

Harry blickte sich um und tatsächlich schien alles nur nach Durmstrang zu schreien.

Jugendliche, die ihre Köpfe in Bücher über die dunklen Künste gesteckt hatten oder mit Hilfe von Zauber ihre Brote schmierten und der endgültige Beweis war wohl Dracul, der zwischen einer bezauberten blonden Hexe und einer Art Kobold an dem Tisch saß.

Die drei sprachen in einer für Harry fremden Sprache, doch trotzdem konnte er Dinge wie Lupin, Potter oder Hogwarts heraus hören.

„Sieh mal", sagte Ron, „Da ist Malfoy."

Harry folgte Rons Blick und tatsächlich saß Draco zwischen zwei Jungen, von denen einer rothaarig und der andere schwarzhaarig war.

Er erkannte die beiden sofort als Salem und Tristan, da er sie schon einmal auf einem Foto, das ihn von Draco geschickt wurde, gesehen hatte.

„Ist das cool", sagte Ron begeistert, „Wir sind in der Vergangenheit…Komm mit. Wir hören uns an, was Malfoy über dich gesprochen hat."

Ohne auf den Protest Harrys zu hören, nahm er diesen einfach am Arm und zog ihn zu den drei Jungen, die am runden Tisch saßen.

„Es ist trotzdem mehr als lächerlich", sagte soeben Tristan, während er sein Vertrauensschülerabzeichen mit der Serviette polierte, „Schicksal hin oder her. Du liebst den Kerl."

„Wen?", fragte Salem verwirrt, woraufhin alle Umstehenden mit den Augen rollten.

„Niemand, Sally. Iss weiter", sagte Tristan.

„Du weißt ganz genau, dass ich es hasse, wenn du mich Sally nennst", knurrte Salem mit einem so starken Akzent, dass Harry Probleme hatte, ihn überhaupt zu verstehen.

„Iss einfach", seufzte Tristan genervt und wandte sich danach wieder zu Draco, „Hör mal Drasy. Er erwartet dich. Was willst du tun? Bis auf seine nächste Meldung warten und ihm dann einfach den Laufpass geben…Außerdem, das ist Harry Potter, bei Merlins Barte noch einmal. Du willst doch nicht tatsächlich Harry Potter, dem Jungen, der lebt, einen Laufpass geben."

„Wenn es das Schicksal so will", entgegnete Draco, „Es gibt einen Grund, warum ich hier bin."

„Natürlich", sagte Tristan sarkastisch und legte zum ersten Mal sein Abzeichen beiseite, „Ich bin deine große Liebe und du solltest mich kennen lernen."

„Warum du?", fragte Salem beleidigt, „Warum nicht ich?"

„Weil du in zehn Minuten wieder vergessen hast, über was wir eigentlich gesprochen haben", antwortete Tristan.

„Es ist sowieso egal. Ich habe mich entschlossen", sagte Draco, „Das Schicksal will es so und das Schicksal bekommt es auch so."

„Gut, ich gehe wieder ins Bett", meinte Salem.

„Weshalb?", fragte Tristan skeptisch.

„Das Schicksal will, dass ich heute Zaubertränke ausfallen lasse und ich werde es auch ausfallen lassen", antwortete Salem mit einem Augenzwinkern in Richtung Draco und verließ danach den Saal, indem er einfach durch Harry hindurch ging.

„Oh nein, das wirst du nicht", knurrte Tristan, befestigte stolz sein Abzeichen auf seinem Umhang und stürmte Salem hinterher, hinter dem gerade ein mächtiges Eichentor zufiel.

Draco schüttelte über das Verhalten seiner Zimmernachbarn nur den Kopf und holte danach eines der Schulbücher hervor, um in diesem ein bisschen zu blättern.

„Mensch, Harry, habe ich das gerade richtig verstanden? Malfoy hat mit dir Schluss gemacht, weil er an das Schicksal glaubt?", fragte Ron gleichsam schockiert wie amüsiert.

„Ja", antwortete Harry, „Deshalb wollte er anfangs auch wieder mit mir zusammenkommen, als er nach Hogwarts zurückgekehrt ist."

„Hält uns für naiv und glaubt selbst an das Schicksal", murmelte Ron, „Slytherins sind wirklich alle miteinander totale Spinner."

„Mmm", machte Harry nur.

Er wusste bis heute noch nicht, was er von Dracos Glauben an das Schicksal halten sollte.

Vielleicht hatte der blonde Slytherin Recht und ihr ganzes Leben wurde von einer höheren Macht gesteuert.

All ihre Taten, all ihre Gedanken und selbst ihre Gefühle!

Harry wollte lieber nicht daran denken.

Der Gedanke, dass jemand anderes außer ihm selbst für sein ganzes Leben zuständig war, verängstigte ihn sogar.

„Aber eigentlich hätten wir uns das denken können", fuhr Ron fort, „Blaise glaubt auch daran. Ich sag's ja immer wieder. Slytherins sind ein eigener Fall für sich."

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Die Kulisse ihrer gemeinsamen Vision veränderte sich abermals und statt der düsteren Halle von Durmstrang, befanden sie sich nun neben ihren eigenen bewusstlosen Körpern im Krankenflügel.

Dort wo sich nach seinem Aufwachen Dumbledore befunden hatte, gab es nun nur einen leeren Stuhl, der nahe an Harrys Bett geschoben worden war.

Nicht weit von den bewusstlosen Jungen entfernt, saß Theodore Nott in einem der Bette, der mehr als boshaft in Richtung Rons Bett blickte, neben dem es sich Blaise gemütlich gemacht hatte.

„Ich bitte Sie, Mister Malfoy", hörten sie auf einmal Madam Pomfreys Stimme, „Mister Potter ist bewusstlos!"

Ron und Harry blickten sich verwirrt in die Augen, bevor sie beide in Richtung der Stimmen gingen, die aus dem Büro der Heilerin zu kommen schienen.

Verwirrt blickten sie in das kleine Büro, in dem sich Draco vor der Heilerin aufgebaut hatte und stur sein Erlebnis in der großen Halle erzählte.

„Mister Malfoy, ich kann Ihnen versichern, dass Mister Potter heute noch kein einziges Mal seine Augen geöffnet hat. Wie soll er dann Ihrer Meinung nach, zu Ihnen in die große Halle kommen?", fragte Madam Pomfrey ruhig, doch ihre Augen verrieten ihre eigene Unsicherheit.

„Was weiß ich?", sagte Draco, „Dunkle Künste, wahrscheinlich…"

Madam Pomfrey legte ihre Hände in Falten und entschloss sich schließlich, diese alberne Diskussion mit Draco Malfoy zu beenden.

„Mister Zabini", rief sie aus ihrem Büro hinaus, „Haben Sie vielleicht Mister Potter in der großen Halle gesehen?"

„Nein, Madam", antwortete Blaise, „Draco behauptet aber, dass er ihn gesehen hat."

Madam Pomfrey sah Draco mit einem Blick an, als ob sie die Siegerin einer langwierigen Schlacht sei.

„Vielleicht haben Sie einfach Halluzinationen, Mister Malfoy", sagte sie, „Ich versichere Ihnen, dass Harry Potter weder den Krankenflügel verlassen oder sich mit den dunklen Künsten beschäftigt hat."

Harrys Magen krampfte sich unangenehm zusammen; Madam Pomfrey verteidigte seine Magie mit so festen Glauben, dass er sich nicht den Schock für die Heilerin vorstellen wollte, wenn diese von seinem Umgang mit den Unverzeihlichen wusste.

„Ich habe keine Halluzinationen", entrüstete sich Draco, „Potter war da und ich werde es auch beweisen."

„Tun Sie sich keinen Zwang an", sagte Madam Pomfrey.

Draco wandte sich zum Gehen, doch als er das Büro verließ, blieb sein Blick sofort an Harry hängen, der mit Ron an einer Wand lehnte.

„Sehen Sie", sagte Draco und zeigte genau auf die Stelle, an der Harry stand, „Er tut es schon wieder…"

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„Also langsam wird mir das Frettchen unheimlich", sagte Ron, als sich ihr Umfeld wieder geändert hatte und sie sich nun, in einem schwach erleuchteten Gang befanden, der über und über mit toten Ratten übersäht war.

Nach einem genaueren Blick erkannte Harry ihr neues Umfeld als eine Art Kerker, da sich links und rechts von ihnen, mit Metallstäben begrenzte Zellen befanden.

In jeder Zelle konnte er eine abgemagerte schmutzige Person entdecken, die brutal an die Wand gefesselt war.

Einige von ihnen waren sogar an ihren Füßen befestigt und hangen mit dem Kopf die Decke herunter.

„Allerdings werden mir deine Visionen auch von mal zu mal unheimlicher", fügte Ron nach einem Blick auf die Gefangenen und die Rattenkadaver hinzu, „Also heißt das vielleicht nicht viel…Wo bei Merlins Strumpfhose sind wir hier?"

Harry zuckte ratlos mit den Achseln, obwohl er eine wage Vorstellung hatte.

Er konnte sich zwar nicht daran erinnern, an ihn gedacht zu haben, aber sein Unterbewusstsein tat sowieso immer was es wollte.

Seine Vermutung bestätigte sich, als er einen schmerzerfüllten Schrei von der anderen Seite des Ganges hörte.

„Aber…die Stimme kenne ich doch", sagte Ron und wurde unnatürlich blass im Gesicht, „Das ist doch…"

„Sirius", endete Harry für ihn, während er schon dem Schrei folgte.

Wenn Sirius schon zu Schreien begann, musste ihm wirklich etwas Schreckliches passieren.

Harry schaffte es nur bis knapp vor Sirius' Zelle, bevor ihn die unsichtbare Barriere am Weitergehen hinderte.

Trotzdem konnte er immer noch sehen, was in Sirius' Zelle vor sich ging.

Sirius war einer der Armen, die kopfwärts von der Decke baumelten, doch dies schien bei weitem nicht so schlimm zu sein, wie die rauchende Flüssigkeit, die von der Decke auf ihn tröpfelte.

Es musste eine Art Säure sein, denn jeder Tropfen brannte ein kleines Loch in Sirius' Haut.

Harry hätte sofort den Avada Kedavra benutzt, wäre er nicht in einer Vision und würde er nicht von einer Barriere abgehalten werden, als er in einer Ecke der Zelle, gut geschützt vor der Säure, Bellatrix Lestrange und Lucius Malfoy stehen sah.

Die Beiden genossen den Anblick von Sirius' Qualen, wie die Dursleys einen guten Sonntagsfilm.

„Verlobt, ja?", fragte soeben Bellatrix, „Zu Parkinson? Armes Drachenkind, so hässlich Parkinson ist."

„Ich kenne keine Alternative", erwiderte Lucius Malfoy kühl, „Wenn ich Draco selbst entscheiden lasse, kommt er mir nur wieder mit so etwas wie Potter an. Und passable Reinblutmädchen sind heutzutage schwer zu finden."

„Luci, warum verlobst du den Drachen überhaupt?", fragte Bellatrix verspielt und blickte fasziniert auf Malfoys blonde Haare, als ob diese aus purem Gold bestehen würden, „Unser Lord wünscht doch Potter…"

„Nein", schnarrte Malfoy, „Er hat Draco aufgegeben. Sagt, dass mein Sohn sowieso nie über Potter hinweg kommen und ihn uns damit auch nie bringen würde. Also habe ich diesen ganzen Schwachsinn vergessen und Draco mit Parkinsons Tochter verlobt."

„Und der Lord erlaubt das?", fragte Bellatrix ungläubig und begann nun eine von Malfoys blonden Haarsträhnen in ihren Fingern zu zwirbeln.

„Ja", antwortete Malfoy knapp und klatschte danach ihre Hand von seinem Haar weg.

Bellatrix zog eine beleidigte Schnute, aber darauf reagierte er überhaupt nicht.

„Ich muss los", sagte er.

„Geh ruhig, Luci. Ich spiele noch ein wenig mit meinem Schatz von Cousin", kicherte Bellatrix und blickte schadenfroh auf Sirius.

„Viel Spaß", wünschte ihr Malfoy noch, bevor er ihr einen leichten Kuss auf die Wange hauchte und die Zelle verließ.

Ron, der neben Harry aufgetaucht war, ballte wütend die Fäuste, als Malfoy durch sie hindurchging, doch da es nur eine Vision war, konnte er diesen nicht schlagen.

„Also Siri", säuselte Bellatrix und mit einem Schwenker ihres Zauberstabes endete das Tröpfeln der Säure, „Lass uns nun zusammen Spaß haben."

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Harry erfuhr nie genau, was Bellatrix Lestrange unter Spaß verstand, denn auf einmal verschwand der unterirdische Kerker und er öffnete seine Augen im hell beleuchteten Krankenflügel.

„Na, bist du endlich wach?", fragte eine amüsierte Stimme neben ihn und als er seinen Kopf ein wenig drehte, erkannte er die verschwommenen Umrisse von Theodore Nott.

„Merlin sei Dank", sagte Madam Pomfrey und wuselte sofort zu Harry, „Wie fühlen Sie sich Mister Potter?"

„Gut,…denke ich", antwortete Harry und suchte das Nachtkästchen nach seiner Brille ab.

Sobald er diese hatte, setzte er sie auf und richtete sich selbst ein wenig höher, um einen besseren Blick über den Krankenflügel zu haben.

„Madam Pomfrey, Ron ist auch wach", hörte er Blaises Stimme und als er seinen Kopf in die andere Richtung wandte, erkannte er den schwarzhaarigen Slytherin, der neben Rons Bett auf einem Stuhl saß.

Ron hatte die Augen nur einen Spalt weit geöffnet und jammerte bei jedem weiteren Versuch die Augen ganz zu öffnen.

„Einen Moment", sagte Madam Pomfrey und kontrollierte Harry schnell durch.

„Geht es Ihnen wirklich gut?", fragte sie ungläubig, „Haben Sie Kopfschmerzen? Schwindel? Übelkeit?"

„Nein, habe ich nicht", antwortete Harry ehrlich.

„Aber Ron hat es", sagte Blaise und wie auf Kommando, musste sich Ron übergeben.

„Na gut, Mister Potter, Sie dürfen gehen. Theodore, sei so lieb und begleite ihn", sagte Madam Pomfrey, „Sobald es Ihnen aber schlecht geht, kommen Sie sofort wieder hierher, Potter."

Danach trippelte sie zu Ron und kontrollierte dessen Körper auch durch.

„Oh weh", sagte sie schließlich, „Sie haben genau das, was Mister Potter auch haben müsste…Typische Reaktion auf das Eindringen in anderen Gedanken. Mister Weasley, Sie müssen noch ein paar Tage hier bleiben."

„Könnte auch noch nicht gehen", krächzte Ron beinahe lautlos und sofort nahm Blaise seine Hand und streichelte liebevoll hinüber.

Harry entschloss sich die Gelegenheit beim Schopf zu packen und zu verschwinden, bevor Madam Pomfrey ihn doch noch länger in ihrem Gewahrsam behalten wollte.

Er zog sich schnellstens an und wartete nicht einmal auf Theodore, als er den Krankenflügel verließ.

Wahrscheinlich hatte der junge Werwolf seine Flucht auch gar nicht bemerkt, da ihn selbst nach Minuten noch niemand folgte.

Zuerst wollte er eigentlich zurück in den Gryffindor- Turm gehen, doch nach einer kurzen Überlegung, entschloss er sich doch zu Snapes Büro zu gehen.

Er wollte nun endlich erfahren, was genau am Vorabend mit ihnen passiert war und nur Snape war anwesend gewesen um ihm den genauen Vorgang erzählen zu können.

Schon von weiten konnte er eine Person vor Snapes geschlossener Bürotür erkennen, die immer und wieder anklopfte.

Doch erst als er ein paar Schritte von dieser Person entfernt war, erkannte er diese als Remus.

„Severus, sei kein Narr", sagte Remus mit deutlicher Ungeduld in seiner Stimme, „Wenn dich Pettigrew nun attackiert…"

„Das ist meine Sorge, Lupin", erklang Snapes Stimme durch die geschlossene Tür.

„Ich kann dir auch beim Packen helfen", sagte Remus, „Du hast tausende Dinge hier drinnen und wenn du die alle mitnehmen willst, stehen wir beide noch morgen hier…Oder gibt es so viele dunkle Artefakte in deinem Büro, dass ich dir deswegen nicht beim Packen helfen darf?"

Remus hatte kaum seinen Satz beendet, als schon die Tür des Büros aufschwang und einen wütenden Snape preisgab.

„Lupin, ich sage es nicht nochmals. Verschwinde! Niemand attackiert mich am helllichten Tag", zischte Snape.

„Und wenn doch?", fragte Remus.

Snape wollte gerade etwas erwidern, als sein Blick auf Harry fiel, der das Geschehen von ein paar Metern entfernt beobachtete.

„Dann wird Potter mich beschützen", schnarrte Snape, „Schlechter als du kann er nicht sein, Lupin…" Dann wandte er sich zu Harry, „Ich nehme einmal an, dass Sie zu mir möchten?"

„Ja, Professor", antwortete Harry und sogleich drehte sich Remus überrascht zu ihm.

„Harry, du bist wieder wach", freute er sich und umfing Harry in einer festen Umarmung, „Wie geht es dir? Hat dich Poppy tatsächlich schon gehen lassen? ...Hast du Kopfweh?"

„Nein, mir geht es gut. Ehrlich", versicherte Harry und löste sich aus der Umarmung, „Ich würde nur gerne mit Professor Snape sprechen."

„Da hörst du's, Lupin", sagte Snape, „Also verschwinde endlich."

„Damit du nochmals einen Unverzeihlichen an ihm verwenden kannst?", erwiderte Remus, „Das denke ich nicht."

Snapes Blick ähnelte nun sehr Onkel Vernons, wenn dieser wieder einmal das Wort Zauberer gehört hatte.

Remus ließ sich davon aber nicht einschüchtern, sondern blieb standhaft vor dem Tränkemeister stehen.

Harry überlegte schon, ob er nicht doch lieber gehen sollte, als sich Snape wieder zu ihm wandte.

„Kommen Sie schon, Potter. Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit", schnarrte er und wies mit seinen Händen auf sein Büro.

Harry lächelte Remus kurz aufmunternd an, bevor er sich an diesem vorbei in Snapes Büro begab.

Snape folgte ihm und das hätte wahrscheinlich auch Remus getan, wenn Snape nicht genau die Tür vor der Nase des Werwolfes zugeschlagen hätte.

„Einfach unglaublich", murmelte Snape, während er seine Tür magisch verschloss und einen Schweigezauber um das Büro legte.

Das Büro sah nicht anders aus, als am Vorabend als sie ihre Legilimentik- Stunde begonnen hatten.

Die Gläser mit den Trankzutaten fehlten weiterhin und immer noch stand Dumbledores Denkarium einsam in den Regalen.

„Professor, ich…", begann Harry, doch Snape brachte ihn mit einer Bewegung seiner Hand zum Schweigen.

„Nicht jetzt, Potter. Später", sagte er kühl, „Ich habe da was für Sie."

„Für mich?", fragte Harry überrascht.

Snape nickte und öffnete ohne weitere Erklärungen die Tür zu seiner privaten Vorratskammer.

Zwischen den unvorstellbarsten Zutaten, verschiedenen Tränke und einem Haufen alter Kessel stand beinahe regungslos Mister Ollivander aus der Winkelgasse.

Er hatte seine Arme gekreuzt und die Augen geschlossen.

Erst nach einem lauten Räuspern von Snapes Seite, öffnete Ollivander seine Augen und blickte interessiert auf Harry.

„Mister Potter", sagte er in seiner Stimmlage, die manche kleinen Kinder erschrecken würde, „Ich freue mich Sie zu sehen."

„Guten Tag, Mister Ollivander", grüßte ihn Harry freundlich und fragte sich nebenbei wie lange Snape den Zauberstabmacher in seiner privaten Vorratskammer eingesperrt hatte.

„Meister, ich würde Sie bitten sich zu beeilen", sagte Snape ungeduldig, „Lupin sitzt auf der Lauer."

„Severus, Severus", murmelte Ollivander amüsiert, „Du bist noch genauso ungeduldig wie damals als du bei mir in Lehre warst…Und wie ich spüre mit weniger Zauberkraft. Wie konnte das passieren?"

„Ein Unfall", antwortete Snape.

„Mit einem kombinierten Zauber?", fragte Ollivander skeptisch, „Das kann niemals ein Unfall sein, Severus. Du weißt das! … Oft genug habe ich dich davor gewarnt."

„Meister", zischte Snape und nun war ihm seine Ungeduld deutlich anzusehen.

„Ja ja, schon gut", seufzte Ollivander und kam nun aus der Vorratskammer.

Sobald er diese verlassen hatte, fiel die Tür mit einem lauten Klicken hinter ihm zu.

„So, Mister Potter. Severus schrieb mir von einer möglichen Blockade in Ihrem Zauberstab", sagte Ollivander und streckte seinen Arm heraus.

Harry brauchte einen Moment, bevor er verstand was Ollivander wollte, doch danach gab er diesen sofort seinen Zauberstab in die Hand.

„Sie können damit keinen Avada Kedavra durchführen?", fuhr Ollivander fort und strich langsam über den Stab, „Sehr merkwürdig! Wirklich sehr merkwürdig!..."

„Mister Ollivander, Dumbledore sollte davon nichts…", begann Harry, doch Ollivander unterbrach ihn.

„Severus hat mir bereits alles erklärt", sagte Ollivander beruhigend, „Keine Sorge, Mister Potter. Dumbledore wird es nicht erfahren. Severus ist ein guter Freund für mich und außerdem schulde ich ihm noch etwas. Er hat mir mehrmals mein Leben gerettet."

Verwirrt blickte Harry zu dem Tränkemeister, der nun an einer Wand gelehnt stand und sie beobachtete.

Als er Harrys Blick bemerkte, schnarrte er: „Ja, Potter. Ob Sie es glauben oder nicht. Aber ich hatte schon vor Ihrer Geburt ein Leben."

„Das sieht man", murmelte Harry leise, doch Snape hatte ihn gehört und zischte sofort: „Wie war das?"

„Severus, ich brauche Ruhe", bat Ollivander, während er nun Harrys Zauberstab von allen Seiten betrachtete.

„Sie sollten ihn nicht ärgern", flüsterte Ollivander zu Harry, „Zur Zeit hält er sehr viel von Ihnen, aber das kann sich sehr schnell ändern."

Abermals blickte Harry verwirrt zu dem Tränkemeister und fragte sich, ob sich Ollivander das nur einbildete.

Es konnte nicht sein, dass Snape tatsächlich viel von ihm hielt.

„Was haben Sie dem Bengel nun schon wieder eingeredet?", fragte Snape an Ollivander gewandt, doch der Zauberstabmacher beachtete ihn nicht, sondern wirbelte nun Harrys Zauberstab in der Luft herum.

Danach schnipste er ein paar Mal mit seinen Fingern gegen den Stab und murmelte immer wieder, wie merkwürdig es doch sei.

Erst nach dem fünfzehnten Merkwürdig, wagte Harry endlich zu fragen, was genau merkwürdig an seinem Zauberstab sei, abgesehen von seiner ihm längst bekannten Verbindung zu Voldemort.

„Es ist gesperrt", antwortete Ollivander nach einer Weile und legte den Zauberstab in eines von Snapes leeren Regalen, „Ich habe Severus' Bericht gelesen, aber ich hätte nicht vermutet, dass es so etwas ist…Merkwürdig."

Harry wollte schon Snape zu einer Partie Zaubererschach herausfordern um einen Zeitvertreib zu haben, bis Ollivander seinen persönlichen Wortwiederholungsrekord gebrochen hatte, doch zu seiner Überraschung fuhr Ollivander beinahe ohne Unterbrechung fort.

„Es liegt nicht am Stab", erklärte Ollivander, „Es liegt am Kern. Die Feder lässt den Zauberspruch nicht zu."

„Wie kann so etwas sein?", fragte Harry verwirrt, „Eine Feder hat doch kein Eigenleben?"

„Nicht die Feder, mein Junge. Aber der Phönix hat eines", antwortete Ollivander nachdenklich, „Phönixes Federn sind etwas Besonderes. Sie stehen ein Leben lang mit ihrem Geber in Verbindung…"

„Dann hatte ich recht", sagte Snape gelangweilt, „Dumbledore hat daran etwas gedreht."

Ollivander betrachtete den Stab eine ganze Weile, wie er einsam und verlassen neben dem Denkarium in dem Regal lag, doch schließlich sagte er: „Aber nicht gegen den Jungen."

Obwohl Harry weiterhin kein Wort verstand, bemerkte er doch, dass dieser Satz Snape aus seiner gelangweilten Beobachterpose geholt hatte.

Selten erlebte man in Hogwarts, dass der Zaubertrankprofessor seinen herablassenden Blick gegen einen interessierten austauschte.

„Vor ein paar Monaten…", begann Ollivander zu erzählen, „…wurde in meinem Laden eingebrochen. Die Diebe stahlen eine Truhe mit Stabholz und eine Box mit verschiedensten Zauberstabkernen…Ich dachte bis jetzt, dass es ein Jungenstreich gewesen sei, doch…"

„Was doch?", fragte Harry verwirrt, worauf Snape seinen üblichen abwertenden Blick annahm.

„Denken Sie einmal in ihrem Leben nach", sagte er.

„Tut mir leid", sagte Harry ernst, „Ich verstehe es nicht."

„Dann will ich es mal so erklären, dass es selbst Longbottom verstehen würde", schnarrte Snape, „Voldemort tötet mit einem Kern aus den Federn von Dumbledores Phönix. Dumbledore will das nicht. Dumbledore kommt auf eine Idee. Dumbledores Phönix lässt keinen Avada Kedavra mit seinen Federn durchführen. Voldemort kann niemanden töten. Avada Kedavra funktioniert nicht mehr. Voldemort braucht neuen Zauberstab. Voldemort kann nicht einfach in Ollivanders Laden marschieren. Voldemort lässt sich die Teile bringen.

Voldemort macht sich selbst einen neuen Zauberstab. Voldemort kann wieder töten."

„Severus", sagte Ollivander besorgt, nachdem Snape seine Erklärung in der albernen Art und Weise geschildert hatte, „Hast du getrunken?"

„Sie wollen damit also sagen, dass Dumbledore nur Voldemorts Zauberstab am Avada Kedavra hindern wollte und das mit meinem eigentlich nur purer Zufall war?", fragte Harry.

„Wie schön Sie einmal mitdenken zu sehen", sagte Snape.

Harry nahm seinen Zauberstab aus dem Regal und betrachtete ihn nun selbst.

Wenn Snapes und Ollivanders Theorie stimmte, teilte er sich nun keinen Stab mit Voldemort.

Er wusste nicht genau, ob er sich darüber freuen oder besorgt sein sollte.

Zum einen fand er es toll, dass er um eines weniger mit Voldemort gemeinsam hatte, doch andererseits könnte ihm diese Zauberstabverbindung nie wieder das Leben retten, wie es einst am Friedhof nach dem Trimagischen Turnier geschehen war.

„Was soll ich jetzt tun?", fragte Harry an Mister Ollivander gewandt.

Er wollte sich nicht vorstellen, wie sich Voldemort amüsieren würde, wenn sich Harry in einem Duell mit seinem eigenen Zauber tötete, weil dieser zurück geprallt war.

„Sie brauchen einen neuen Kern", antwortete Mister Ollivander, „Das könnte schwierig werden. Sie können nicht in die Winkelgasse kommen und ich kann Ihnen nicht mein ganzes Sortiment an Stäben zur Probe schicken…"

„Potter hat einen Phönix", mischte sich Snape ein.

Harry hatte keine Ahnung, was Fière damit zu tun haben sollte, doch Ollivanders Augen begannen sofort zu strahlen.

„Das ist wunderbar", sagte er, „Damit haben wir unseren Kern."

„Ach ja?", fragte Harry verwirrt.

„Potter, Ihr Kern muss aus der Feder eines Phönixes bestehen. Das ist eine alte Regel. Niemand erhält in seinem Leben Zauberstäbe mit verschiedenen Kernen", erklärte Snape, „Und wenn es Ihr eigener Phönix ist, umso besser."

„Severus hat recht", stimmte Ollivander zu, „Nichts ist geeigneter als der eigene tierische Partner."

„Und wie soll ich das machen?", fragte Harry, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass Fière sich einfach so eine Feder ausreißen ließ.

„Vertrauen", antwortete Ollivander, „Ihr Phönix muss Ihnen vertrauen. Die Feder muss freiwillig gegeben werden, sonst erzielt sie nicht die gewünschte Wirkung."

Harry nickte verständnisvoll.

Es dürfte für ihn kein Problem sein, die Feder zu erhalten, denn immerhin war er derjenige, der Fière aufgezogen hatte.

Er bezweifelte, dass ihm der kleine Phönix nicht vertraute.

„Geben Sie die Feder Severus", bat Ollivander, „Er wird sie mir zukommen lassen…Ich schicke Ihnen dann Ihren neuen Stab. Sie können Ihn bezahlen, wenn Sie das nächste Mal in der Winkelgasse sind."

Ollivander schien plötzlich sehr in Eile zu sein, denn kaum hatte er diesen Satz fertig gesprochen, stand er schon neben dem Kamin und warf Flohpulver hinein, worauf sich das Feuer sogleich grün färbte.

„Severus, ich würde dir raten, dass du dein kleines Problem nicht mit Zaubertränken zu heilen versuchst. Du weißt doch noch, was mit Logan passiert ist", sagte Ollivander an Snape gewandt, der daraufhin nur eine abwertende Geste mit seinen Armen machte.

„Mr. Potter, es war schön Sie wieder zu sehen", Ollivander stieg in die grünen Flammen, „Ich wünsche Ihnen noch ein angenehmes Schuljahr und…" Ollivanders Stimme wurde leiser, „…ärgern Sie Severus nicht zu sehr."

Er murmelte seinen Zielort und verschwand wirbelnd in den grünen Flammen, genau in dem Moment als die Bürotür beinahe aus ihren Angeln flog und einen wütenden Remus mit erhobenen Zauberstab preisgab.

„Lupin, wie ich sehe, hast du dich entschlossen uns Gesellschaft zu leisten?", schnarrte Snape.

„Du bist der sturste Schwachkopf, den ich kenne", zischte Remus, „Und dabei rechne ich Sirius mit. Du kannst dich nicht einfach in deinem Büro einsperren. Wenn Pettigrew nun hier…"

„Was soll sein, Lupin? Denkst du etwa, dass sich Personen in meinem persönlichen Vorratsschrank aufhalten?", fragte Snape amüsiert.

„Eine Ratte könntest du übersehen", meinte Remus.

„War gestern Abend nicht Vollmond? Solltest du heute nicht noch bettlägerig sein?", konterte Snape.

„Ich bin bettlägerig, wenn ich es sage und nicht, wenn du es entscheidest", erwiderte Remus wütend.

„Könnten wir nochmals über diese neue Situation sprechen?", fragte Snape, „Du wirst doch ständig unter einem Silencio stehen, nicht wahr?"

„Oh nein, Severus. Du kannst froh sein, wenn ich dir deinen blöden Silencio nicht um die Ohren donnere", zischte Remus.

„Als ob man mit einem Silencio jemanden verletzen könnte", schnarrte Snape, „Und du warst tatsächlich mal Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste, Lupin?"

„Wenigstens war ich es schon einmal", entgegnete Remus.

„Also, ich gehe dann mal", meinte Harry, doch die beiden erwachsenen Zauberer beachteten ihn nicht.

Sie waren viel zu sehr in ihrem kindischen Streit gefangen, um irgendwelche anderen Aktivitäten wahrzunehmen.

Zwar störte dies Harry, denn somit hatte er wieder nicht erfahren, was gestern Abend passiert war, doch andererseits fand er es beinahe amüsant.

Er hatte immer vermutet, dass Snape und Sirius für alberne Streitereien zuständig waren, doch scheinbar konnte Remus diesen Platz ohne Probleme übernehmen.

Er konnte sie sogar noch durch die geschlossene Bürotür streiten hören, als er selbst schon das Büro verlassen hatte.

Die Gänge im Schloss waren leer, da die meisten Schüler noch Unterricht hatten und somit waren Harrys Schritte die einzigen Geräusche.

Erst als er die Eingangshalle durchquerte, hörte er auf einmal andere Schritte, die sich ihm langsam näherten.

Zuerst vermutete er Dumbledore dahinter, doch diesen hätte er niemals gehört.

Er drehte sich vorsichtig um und staunte nicht schlecht, als er Hermione auf ihn zu kommen sah.

„Was habt ihr beiden nun wieder angestellt?", fragte sie ohne einer Begrüßung oder einer Nachfrage um seine Gesundheit.

Das Mädchen schien inzwischen schon mehr als genervt über Harrys ständige Krankenflügelaufenthalte zu sein.

„Ich habe mir solche Sorgen gemacht", sagte sie, „Neville hat mir heute morgen erzählt, dass ihr nicht zurück gekommen seid und dann höre ich plötzlich von Professor Black, dass ihr im Krankenflügel seid."

„Wir…"

„Na, ist ja auch egal", seufzte Hermione und unterbrach damit Harrys zögerlichen Erklärungsversuch.

Nur nebenbei fragte er sich, warum sie überhaupt gefragt hatte, wenn sie keine Antwort erwartete.

„Madam Sprout bat mich einen speziellen Trank für ihre Nebelsträucher bei Professor Snape zu holen", erklärte das Mädchen, „Kommst du mit?"

Harry überlegte nicht einmal eine Sekunde, bevor er heftig mit dem Kopf schüttelte.

Keine zehn Hippogreife könnten ihn jetzt wieder in Snapes Büro bringen.

„Du gehst doch Kräuterkunde, oder?", fragte Hermione skeptisch.

„Hermione", seufzte Harry, „Ich komme gerade aus dem Krankenflügel…"

„Dir scheint es gut zu gehen", sagte sie schnippisch, „Kein Grund um Kräuterkunde zu schwänzen."

„Solltest du nicht etwas für Sprout holen?", fragte Harry um eine mögliche Diskussion über die Wichtigkeit der Schule zu vermeiden.

„Du solltest wirklich nicht fehlen", sagte Hermione ernst, während sie schon halb die Treppen zu den Kerkern hinunter verschwand.

Einen kurzen Moment spielte er mit den Gedanken doch noch zu Kräuterkunde zu gehen, doch da er nicht einmal etwas zum Schreiben dabei hatte, ließ er es lieber bleiben.

Stattdessen ging er aus dem Schloss und schlenderte friedlich um den See.

Den Riesenkraken konnte er nicht erkennen, doch dafür sah er von weitem eine Nixe, die auf einem Stein die Sonnenstrahlen genoss.

Als sie Harry bemerkte, tauchte sie sofort wieder im Wasser unter.

Er ließ nun seinen Blick weiter über die grünen Flächen von Hogwarts wandern und entdeckte dabei Hagrid, der nun tatsächlich Remus' Klassen zu übernehmen schien.

Soeben zeigte er ein paar verstörten Drittklässler, wie man unbeschadet Knallrümpfige Kröter fütterte.

Wenn Harry die Gesichter der Schüler richtig deutete, waren diese wohl genauso davon begeistert, wie sein Jahrgang letztes Jahr.

Er ließ sich unter dem Schatten einer Weide nieder und genoss einfach nur die Sicht auf Hagrid und die Schüler, von denen wohl keiner unbeschadet einen Kröter füttern konnte.

Nach einer Weile wurde ihm dies zu ermüdend und er schloss seine Augen, kurz bevor die Sonne ihn nun direkt anstrahlte.

Selbst mit geschlossenen Augen blendete ihn die Sonne und er wollte sich schon auf die andere Seite des Stammes setzen, als plötzlich ein Schatten über ihn fiel.

Er öffnete seine Augen ein Stück in der schrecklichen Erwartung Hermione mit seinen Kräuterkunde- Bücher vor sich zu sehen, doch statt dem braunhaarigen Mädchen stand ein gewisser blonder Slytherin vor ihm und er konnte partout nicht behaupten, dass ihn das erleichterte.

Draco hatte seine Arme vor der Brust verschränkt und blickte mit mörderischem Blick auf Harry hinab.

„Was gibt's?", fragte Harry gutgelaunt, obwohl ihm diese Situation überhaupt nicht gefiel.

Dadurch dass Draco stand und er nur saß, wirkte der Slytherin wesentlich überlegener als er selbst.

„Was es gibt?", wiederholte Draco die Frage Harrys, „Ich denke, das weißt du genau."

„Du hast nicht mal Kräuterkunde mit mir", sagte Harry gelangweilt, obwohl er wusste, dass Draco bestimmt nicht wegen dem hier war, „Dir kann es doch egal sein, ob ich fehle oder nicht."

„Das ist es auch, Potter. Das kannst du mir glauben", schnarrte Draco, „Es wird mich sogar erfreuen, wenn du keine deiner ZAGs bestehst und nächstes Jahr nicht mehr nach Hogwarts zurück darfst."

„Sag so was nicht", sagte Harry und setzte ein überlegenes Grinsen auf, „Du würdest mich dann nur vermissen und den ganzen Tag weinen."

„Lass die Spielchen, Potter", zischte Draco, „Du weißt wovon ich spreche. Pomfrey und Blaise können so tun, als hätten sie dich nicht gesehen, aber wir beide wissen, dass du heute früh in der großen Halle warst…"

„Draco, bei allem Respekt. Ich war den ganzen Vormittag ohnmächtig und bin erst vor etwa einer halben Stunde aus dem Krankenflügel entlassen worden", erklärte Harry, „Ich war heute bestimmt nicht in der großen Halle."

„Vielleicht nicht körperlich", erwiderte Draco, „Aber du warst dort! Welchen dunklen Zauber hast du dafür verwendet?"

„Keinen", sagte Harry sarkastisch, „Ich bin gestorben und du hast nur meinen Geist gesehen. Jetzt bin ich nur wieder lebendig, weil mich der Sensenmann mit einem anderen Potter verwechselt hat. Ich habe jetzt sogar zehn Jahre zusätzlich, als Entschädigung für heute…Ehrlich, Draco. Ich mache mir langsam Sorgen um dich. Ich war ohnmächtig und sollte ich nicht schlafzaubern, habe ich keinen Zauber ausgesprochen."

„Potter, bitte sage mir, dass du mich anlügst oder tatsächlich schlafzauberst", bat Draco.

„Tut mir leid", sagte Harry, „Ich habe keinen Zauber verwendet."

„Großartig", murmelte Draco leise, „Dann habe ich tatsächlich Großvaters Halluzinationen geerbt."

Besorgnis kroch in die Augen des Slytherins und beinahe hätte ihm Harry die Wahrheit erzählt, doch im letzten Moment konnte er sich noch beherrschen.

Er würde Draco nichts über seine Fähigkeiten verraten, bevor er nicht herausfand, wie ihn dieser in der großen Halle gesehen hatte.

„Aber die dunklen Künste sind trotzdem im Spiel", sagte Draco plötzlich ernst und blickte durchdringend auf Harry hinab, „Irgendetwas verheimlichst du mir."

„Ich verheimliche dir nichts", erwiderte Harry, „Ich habe nichts mit den dunklen Künsten zu tun."

„Lügner", zischte Draco und fuhr danach ruhig fort: „Ich spüre es bei dir. Schon seit langem. Ich weiß nicht, wovon es kommt, aber dunkle Künste umgeben dich."

„Soso, tun sie das?", fragte Harry und versuchte für Draco ein amüsiertes Grinsen aufzusetzen, doch innerlich tobte es in ihm.

Er konnte sich nicht erklären, warum Draco die dunklen Künste an ihm spürte, doch er wusste gewiss, woher sie stammten.

Offensichtlich hatte das Lernen der Unverzeihlichen mehr Einfluss auf ihn, als nur seinen Charakter ein wenig zu verändern.

„Nun, du wirst schon wissen, was du tust", meinte Draco, wenig von seinen Worten überzeugt.

Der Slytherin blickte ihn nochmals kurz an, bevor er ohne ein Wort des Abschieds davon stolzierte.

Harry richtete sich ein wenig auf um Dracos Weg besser erkennen zu können und bemerkte, dass dieser ohne Umwege in das Schloss zurückkehrte.

An Dracos letzte Wort erinnernd, lehnte er sich wieder an den Stamm des Baumes.

„Wenn ich wüsste, was ich tue, hätten wir weit weniger Probleme", flüsterte er zu sich selbst.

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„Und er will einfach nicht darauf antworten", beklagte sich Lavender Brown später am Tag im Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Nachdem es zu nieseln begonnen hatte, war Harry in das Innere des Schlosses geflüchtet und entspannte sich nun in einem der gemütlichen Ohrensessel des Gemeinschaftsraumes.

Hermione war nur kurz bei ihm gewesen um ihn wegen seines Fehlens in Kräuterkunde zu rügen, bevor sie sich mit Neville in einer Ecke des Raumes einen Tisch nahm und mit diesen den heutigen Stoff wiederholte.

„Er kann doch nicht einfach verschwinden und dann wieder auftauchen", fuhr Lavender fort, „Nicht einmal Ron wusste, wo er war…Ich finde, er schuldet HogNews eine Erklärung."

Harrys Sessel stand nahe an denen von Lavender und Parvati und deswegen hörte er jede ihrer Unterhaltungen.

Gerade diskutierten sie über Blaises Verschwinden und seiner plötzlichen heutigen Rückkehr.

„Lass mal, Ven", meinte Parvati, „Ich glaube, das ist privat."

„Aber um das geht es doch", sagte Lavender, „Wenn es öffentlich wäre, könnten wir daraus doch keinen Artikel machen, denn dann wüsste sowieso jeder, um was es geht."

Harry stand von seinem Sessel auf und ging zwischen den beiden Mädchen vorbei, die noch immer über Blaise sprachen.

„Wo willst du hin?", fragte ihn Hermione, als er bei ihrem Tisch auf seinem Weg zum Ausgang vorbeikam.

Neville sagte kein Wort, doch auch er schien interessiert zu sein, denn immerhin hatte Harry niemanden in Gryffindor gesagt, warum er im Krankenflügel gewesen war und folglich war nun jeder auf seine Unternehmungen gespannt.

„Ich geh zu Remus", antwortete Harry und entschloss sich im selben Moment es tatsächlich zu tun.

Ein Puffer zwischen Remus und Snape konnte nicht schaden, so lange die beiden Zauberer sich erst aneinander gewöhnen mussten.

„Bis zum Abendessen dann", sagte Hermione in einer Tonlage, die nicht so klang, als würde sie Harry glauben.

Er nickte ihr nur zu und verschwand danach aus dem Gemeinschaftsraum.

Der Weg zu Remus' Räumen war unspektakulär; nicht einmal Mrs. Norris ließ sich blicken und Marcus Flint, den er nahe seines Zieles begegnete, beachtete ihn gar nicht.

Er ging einfach nur stillschweigend an Harry vorbei.

Das Sternenportrait, das Remus' Eingang bedeckte, strahlte dieses Mal schon von weiten.

Statt des üblichen Blickes auf das Sternbild des großen Hundes, insbesondere des Sirius, zeigte es die Supernova eines für Harry unbekannten Sternes.

Da er das Passwort nicht kannte, klopfte er an und wunderte sich nicht, als ihm Louis, das kleine Kokos das Portrait öffnete.

„Na du?", fragte er liebevoll und sofort umarmte das Kokos sein linkes Bein.

Mit dem Kokos an seinem Bein hängend, betrat Harry die Wohnung, dessen Eingang sich sofort hinter ihm schloss.

Er wusste nicht, was er sich von einem Zusammenleben von Snape und Remus erwartet hätte, doch was er nun sah, war es nicht.

Im gesamten Wohnzimmer lagen alte Bücher, Zaubertrankzutaten und Gegenstände, die Harry unbekannt waren, verstreut.

Sämtliche von Remus oder auch Sirius' Dingen waren verschwunden und Harry konnte wegen der offenen Schlafzimmertür diese Dinge als kleine Berge rund um das Bett erkennen.

Was ihn aber wirklich überraschte, war ein weiteres Zimmer, das normalerweise nicht existierte.

Erst nach kurzem Überlegen, war ihm klar, wie dumm er gewesen war, anzunehmen, dass Snape auf der Couch schlafen würde, wenn es doch Magie gab um dem Platz ein wenig nachzuhelfen.

„Potter, welch wunderbare Überraschung. Ich befürchtete schon, ich dürfe Ihr strahlendes Antlitz heute Abend nicht mehr bewundern", erklang Snapes sarkastische Stimme.

Der Professor saß inmitten der Bücher und Zutaten am Boden und hielt Wily fest, der bei Harrys Anblick schon auf ihn zuspringen wollte.

„Ist Remus da?", fragte Harry ohne auf Snapes Sarkasmus einzugehen.

„Nein", antwortete Snape und ließ Wily endlich los, woraufhin der kleine Fuchs sofort zu Harry stürmte und sich an seinem freien Bein rieb.

„Wissen Sie wo er ist oder wann er zurück kommt?", fragte Harry und hob den kleinen Fuchs hoch, der daraufhin überlegen auf Louis hinab blickte.

„Sie sollten nicht zu vertraut mit Wily umgehen", meinte Snape und sah missbilligend auf Harry und den Fuchs, „Das könnte nur zu lästigen Fragen führen."

„Es ist niemand hier", erwiderte Harry, während er Wily liebevoll über den Kopf streichelte, „Und außerdem haben Sie meine Frage nicht beantwortet."

„Bin ich Lupins Butler?", schnarrte Snape, „Mich interessiert weder, wo er ist, noch, wann er wieder kommt."

Mit diesen Worten wandte sich Snape wieder seinen Büchern zu, die er scheinbar einzeln auf Schäden durch den Transport untersuchte.

Harry beschloss auf Remus zu warten, denn da der Werwolf als Bodyguard für Snape fungierte, dürfte er nicht zu lange fort sein.

Er setzte sich auf eine Stelle der Couch, die nicht mit Büchern oder anderweitigen Gegenstände überdeckt war.

Wily rollte sich in seinem Schoss zusammen und Louis, der durch die fehlende Aufmerksamkeit wohl beleidigt war, löste sich von Harrys Bein und trippelte in Remus' Schlafzimmer.

„Potter, ich schulde Ihnen wohl eine Erklärung", sagte Snape plötzlich und überraschte damit Harry, der soeben nach einem der Bücher greifen wollte um wenigstens eine Ablenkung zu haben.

„Weswegen, Professor?", fragte Harry verwirrt.

„Deshalb", sagte Snape und deutete auf die vielen Bücher, die um ihn herum am Boden verstreut lagen.

„Ich weiß, warum Sie hier sind", gestand Harry und hoffte, dass Snape nicht all zu wütend über sein Wissen werden würde, „Sie haben irgendetwas getan, das Ihnen Ihre Zauberkräfte gestohlen hat und nun stehen Sie unter Remus' Schutz."

„Meine Zauberkräfte sind nicht gestohlen worden", erwiderte Snape mürrisch und versuchte wohl die Tatsache zu ignorieren, dass Harry von seinem kleinen Problem wusste, „Sie sind nur vorübergehend nicht vorhanden. Ich habe sie zu sehr strapaziert."

Harry nützte es aus, dass Snape nun scheinbar gesprächig war und fragte: „Professor, was ist gestern Abend eigentlich passiert?"

„Hat es Ihnen noch niemand erklärt?", schnarrte Snape, „Bestimmt haben Sie schon hunderte Blickwinkel des gestrigen Abends erhalten."

„Nein", antwortete Harry, „Mir hat keiner etwas gesagt. Ich weiß nicht einmal, was gestern eigentlich schief gegangen ist."

Snape betrachtete ihn durchdringend und schien innerlich mit sich zu hadern, ob er es Harry erklären sollte oder ob er ihn nicht einfach ignorierte und weiter seine Bücher kontrollierte.

Schließlich legte er das letzte Buch zurück auf dessen Stapel und wandte sich zu Harry.

„Ich habe Sie unterschätzt", sagte Snape, „Ich habe mich auf Ihre anfänglichen Schwierigkeiten der Unverzeihlichen verlassen. Hätte ich geahnt, dass Sie es bei Ihrem ersten Versuch schaffen würden, hätte ich das Denkarium aktiviert."

„Das Denkarium?", wunderte sich Harry.

„Denkarien sind nicht nur Aufbewahrungsorte der Gedanken", erklärte Snape, „Man kann sie auch dazu benutzen um eine Stütze in der realen Welt zu behalten, um nicht, wie Sie gestern Abend, in den Gedanken eines anderen verloren zu gehen."

„Ich habe mich also tatsächlich in Rons Gedanken verloren?", fragte Harry.

„Ja", antwortete Snape knapp.

„Also war es eigentlich Ihre Schuld, weil Sie das Denkarium nicht aktiviert haben?", fragte Harry nach.

„Potter, treiben Sie es nicht zu weit", warnte ihn Snape.

„Entschuldigung", sagte Harry schnell, der nicht riskieren wollte, dass ihn Snape nun einfach ignorierte und nicht weitererzählte, „Was ist danach passiert, als ich mich in Rons Gedanken verloren habe?"

„Es gibt zwei Methoden um jemanden aus den Gedanken eines anderen zu holen", erklärte Snape, „Zum einen, die Methode aus St. Mungo's. Heiler benutzen spezielle Geleitkerzen um jemanden den Weg zurück zu leiten. Dauert ein paar Monate und führt meistens danach zu jahrelangen Migräneanfällen. Die zweite Methode ist weitgehend unbekannt und geächtet. Kaum jemand verwendet sie."

„Sie haben es getan?", vermutete Harry.

„Natürlich", sagte Snape, „Sie ist am effektivsten."

„Es war irgendetwas mit den Unverzeihlichen, nicht wahr?", fragte Harry, der sich noch an die Gespräche von Remus und Snape erinnern konnte.

„Potter, kennen Sie den Ausdruck kombinierter Zauber?", erkundigte sich Snape und schien nicht allzu sehr überrascht zu sein, als Harry verneinend mit dem Kopf schüttelte.

„Das habe ich auch nicht erwartet", sagte Snape, „Ein kombinierter Zauber ist nichts anderes, als dass man zwei Zauber zur selben Zeit verwendet. So etwas fordert jahrelanges Training und wird kaum verwendet, weil man danach zu leicht angreifbar wird."

„Weil man seine Kräfte überstrapaziert und sie verliert", riet Harry.

„Ja", bestätigte Snape, „Sie können also zu hundert Prozent davon ausgehen, dass Sie niemals in einem Duell einen Gegner haben werden, der so dumm ist und einen kombinierten Zauber ausspricht."

„Trotzdem verstehe ich nicht, was das mit Legilimentik zu tun hat", gestand Harry.

„Um es einfach zu sagen", erklärte Snape, „Ich habe Legilimens mit dem Imperius kombiniert und Ihrem Gehirn den Befehl zur Bewusstlosigkeit gegeben."

„So war das also", murmelte Harry und war ein wenig enttäuscht, denn er hatte sich etwas Spektakuläreres vorgestellt.

„Und wann werden Sie Ihre Kräfte wiederbekommen?", erkundigte sich Harry.

„Ich weiß es nicht", sagte Snape knapp und für ihn schien damit das Thema beendet zu sein, da er eines seiner Bücher nahm und mit einem kurzen strengen Blick Richtung Wily, der ihm daraufhin sofort folgte, in sein Schlafzimmer ging und dessen Tür beinahe lautlos schloss.

Harry seufzte geräuschvoll; warum schaffte er es nicht ein einziges Mal ein normales Gespräch mit Snape zu führen, ohne dass dieser beleidigend, wütend oder einfach nur merkwürdig war.

Wäre da nicht Hermiones Theorie würde er sich bei Gesprächen wesentlich wohler fühlen.

Doch seit Hermione dachte, dass Snape ihn eigentlich mochte, versuchte er diesen nicht zu reizen um ihm keine Chance zu geben, Harry wieder zu verachten.

„Nein, das stimmt so nicht", hörte Harry plötzlich eine kichernde Stimme vom Eingang her.

Er hatte nicht bemerkt, dass sich das Portrait geöffnet hatte und Remus mit Bill Weasley, dem er einen Arm um die Schulter gelegt hatte, die Wohnung betreten hatte.

„Tu nicht so unschuldig, Remus", gluckste Bill, „Ich habe es gesehen."

„Du hast nichts gesehen", kicherte nun wieder Remus und Harry überraschte es nicht zum ersten Mal, wie fröhlich der Werwolf in der Nähe von Rons ältesten Bruder wurde, „Du warst noch nicht mal in Hogwarts, als das passiert ist."

„Aber ich habe Geschichten gehört", erwiderte Bill.

„Geschichten können sich irren", meinte Remus und nahm nun seinen Arm von Bills Schulter.

„Möchtest du etwas trinken?", fragte er, bevor sie beide in die Mitte des Wohnzimmers kamen und dadurch Harry auf der Couch bemerkten.

„Harry", sagte Remus überrascht, „Was tust du denn hier?"

„Ich wollte sehen, wie du dich mit Snape als Mitbewohner machst", antwortete Harry ruhig, „Aber wenn ich störe, kann ich…"

„Nein, du störst nicht", sagte Remus sofort, „Bill und ich haben nur über die neuesten Sicherheitsvorkehrungen im Schloss gesprochen."

Harry hatte das nagende Gefühl, das etwas nicht stimmte, doch er konnte es einfach nicht zuordnen.

„Ich habe Ron im Krankenflügel besucht", wechselte Bill das Thema, „Er hat sich da mal wieder etwas eingebrockt. Ich möchte mir nicht die Reaktion meiner Mutter vorstellen, wenn sie das erfährt…Ich bezweifle, dass sie ihm erlaubt weiter mit dir Legilimentik zu üben. Nicht, nachdem was Charlie vor sechs Jahren passiert ist."

„Allerdings war das damals allein seine Schuld", meinte Remus.

„Du warst nicht dabei", widersprach Bill, „Woher willst du das wissen?"

„Ich habe Geschichten gehört", sagte Remus neckend und plötzlich wusste Harry, was ihn an den beiden Zauberern so störte.

Sie benahmen sich genau, wie es normalerweise nur Remus und Sirius taten und dies gefiel Harry überhaupt nicht.

Durch den Vorfall mit Dracul wollte er nicht vorschnell handeln, doch er würde einen Besen fressen, wenn sich nichts zwischen Bill und Remus entwickelte.

Er hoffte nur, dass Sirius vorher noch zurückkam und dies verhindern konnte.

„Hey Severus", rief Bill plötzlich, „Hast du deinen neuen Zauberstab bekommen?"

Snape antwortete nicht, doch Bill schien davon auch nicht sonderlich überrascht zu sein.

„Welchen Zauberstab?", fragte Remus überrascht, „Gibt es nun schon Zauberstäbe mit integrierter Zauberkraft?"

„Keine Ahnung, aber es wäre ein Kassenschlager für Squibs", antwortete Bill grinsend, doch gleich danach wurde er wieder ernst.

„Severus hat Ollivander ins Schloss eingeladen", erklärte er, „Er scheint schon vor Monaten eine Bestellung bei ihm abgegeben zu haben. Ich nehme an, dass es wegen dem Einbruch in seinem Geschäft so lange gedauert hat."

„Das könnte sein", bestätigte Remus, „Ich habe Severus damals in Ollivanders Laden kennen gelernt. Ich weiß, dass er einen ungewöhnlichen Kern hat. Thestral- Knochen, wenn ich mich nicht irre."

„Thestral- Knochen?", wunderte sich Bill, „Sind die nicht schon seit Jahren als illegal eingestuft?"

„Ja, aber vor dreißig Jahren noch nicht", erklärte Remus, „Und ich denke es ist gesetzlich einen Thestral- Knochen aus dem Ausland zu importieren, wenn man einen Kunden mit diesen Zauberstabkern hat…Mich würde es nicht wundern, wenn es deswegen so lange gedauert hat. Thestral- Knochen bekommt man nicht so einfach."

„Ach, ich weiß nicht", meinte Bill, „Charlie könnte aus Rumänien Kisten davon mitbringen…"

„Bring ihn nicht auf falsche Gedanken", sagte Remus.

„Bin ich Fred oder George?", fragte Bill grinsend.

„Von irgendjemanden müssen sie es doch haben", erwiderte Remus.

„Natürlich und zwar von Mom. Sie war Hogwarts größte Unruhestifterin, wusstest du das nicht? Sie übertrifft sogar euch", sagte Bill.

„Natürlich", sagte Remus sarkastisch.

Obwohl Harry den Gedanken an Bill und Remus in trauter Zweisamkeit überhaupt nicht mochte, fühlte er sich fehl am Platz und wäre am liebsten wieder gegangen.

Zu seinem Glück schienen die beiden Zauberer Snape mehr als ihn zu stören, denn plötzlich öffnete sich die Tür des normalerweise nicht existierenden Zimmers und Snape stürmte heraus.

„Lupin, es gibt Menschen, die ihre Ruhe möchten", zischte Snape.

„Wir haben nichts getan, Severus", erwiderte Remus ruhig.

„Ihr sprecht", sagte Snape, „Das ist schlimm genug."

„Wir gehen sogar aufrecht", meinte Bill grinsend.

„Merkwürdig, wo Sie sich doch noch Tierknochen in die Ohren stecken", erwiderte Snape kühl und an Remus gewandt, sagte er: „Im Gegensatz zu gewissen anderen Lehrern, muss ich Aufgaben kontrollieren. Ich wünsche dabei völlige Ruhe."

„Du brauchst nicht hier zu bleiben", sagte Remus gelassen, „Du kannst jederzeit wieder gehen."

„Das ist mir nur recht", meinte Snape kühl und mit einem Pfiff rief er Wily zu sich, den er sofort aufhob.

„Ich werde die Hauselfen für meine restlichen Sachen schicken", sagte Snape und wollte schon hocherhobenen Hauptes Remus' Wohnung verlassen, doch Remus stand seufzend auf und hielt ihn leicht an seiner Robe fest.

Er flüsterte Snape etwas ins Ohr, dass Harry zwar nicht verstand, aber bei Snape die gewünschte Wirkung erzielte.

Snape setzte Wily wieder auf den Boden ab und verschwand ohne ein weiteres Wort in seinem Zimmer.

Remus stand immer noch inmitten des Raumes und sah entschuldigend zu Bill und Harry.

„Es wäre vielleicht besser, wenn ihr geht", sagte er.

„Kein Problem", meinte Bill, flüsterte Remus noch einen Abschiedsgruß ins Ohr und verließ die Wohnung, kurz bevor es Harry tat.

„Es tut mir leid", sagte Remus noch, bevor er das Portrait schloss.

Bill schien noch mit Harry über irgendetwas sprechen zu wollen, doch bevor er auch nur den Mund öffnen konnte, hatte sich Harry verabschiedet und war den Gang hinunter gelaufen.

Die vielen Schüler, die er in den Gängen sah, waren für ihn ein Zeichen, dass das Abendessen schon begonnen hatte und so schloss er sich einer Gruppe Hufflepuffs an, in deren Mitte Susan Bones, Justin Finch-Fletchley, Hannah Abbott und Ernie Macmillan waren und er eigentlich nur den Namen eines großen Jungen nicht kannte.

Allerdings war er sich ziemlich sicher, dass dieser früher in der Hufflepuff- Quidditch- Mannschaft gewesen war, bevor alle Angst davor bekommen haben und sämtliche Spieler ausgewechselt wurden.

„Hey Harry", grüßten ihn Susan und Hannah freundlich, während ihm die Jungen nur zur Begrüßung zunickten.

Auf ihrem Weg zur großen Halle stellte ihm Susan, den ihm unbekannten Jungen als Zacharias Smith vor.

„Zack wird ab nächsten Jahr wieder seinen alten Posten als Jäger übernehmen", erzählte ihm Susan, „Für mich ist es viel zu anstrengend. Ich habe wirklich gedacht, dass Quidditch einfach ist…Aber diese dauernden Trainingseinheiten sind fürchterlich. Natürlich, man muss trainieren, aber ich würde viel lieber einfach nur spielen und deswegen trete ich zurück."

„Zu mindestens kannst du deinen Enkelkindern erzählen, dass du schon mal in der Hausmannschaft gespielt hast", sagte Harry grinsend.

„Susan doch nicht", meinte Ernie neckend und legte seinen Arm über ihre Schultern, „Sie hat sich entschlossen als alte Jungfer zu sterben."

„Und Ernie will sein Leben lang nun im Kloster verbringen und Finnigan nachtrauern", sagte Susan kühl und nahm seinen Arm von ihr.

„Hey, das ist nicht wahr", erwiderte Ernie sofort, „Ich trauere Seamus nicht nach. Ansonsten wäre ich nicht immer noch mit ihm befreundet."

„Oh ja, das stimmt", mischte sich Hannah sarkastisch ein, „Einmal Hallo im Gang zu sagen, ist das größte Zeichen einer Freundschaft."

Harry musste sich ein Grinsen verkneifen, als Ernie sich Hilfe suchend an die anderen Jungen wandte.

„Vergiss es", sagte Justin lachend, „Das hast du dir selbst eingebrockt."

Sie erreichten die große Halle ohne weitere Zwischenfälle und obwohl die Hufflepuffs ihn an ihren Tisch einluden, setzte er sich lieber zu Hermione und Dean an den Gryffindor- Tisch.

Lavender saß ausnahmsweise nicht neben ihren Freund, sondern diskutierte am anderen Ende des Tisches immer noch mit Parvati über Blaises Verschwinden.

Seamus war ebenfalls noch nicht anwesend und da Ginny auch noch fehlte, konnte sich Harry schon vorstellen, was den Iren aufgehalten hatte.

„Das ist lächerlich, Dean", sagte Hermione soeben und schöpfte sich reichlich Nudelsuppe in ihren Teller, „Du bist schon nicht mehr ihr Freund, sondern eher ihr Diener oder noch besser: Ihr Haustier! Du solltest wirklich lernen, wie man Nein zu jemandem sagt. Du kannst nicht andauernd nachgeben und nur ihre Wünsche erfüllen."

Sie registrierte Harrys Anwesenheit mit einem knappen Nicken, als er sich neben ihr am Tisch niederließ.

„Was soll ich denn tun?", fragte Dean verzweifelt, „Wenn ich einmal Nein sage, droht sie sofort mit Trennung."

„Dann trennt euch eben", meinte Hermione knapp, „Wenn sie wegen so etwas Schluss macht, solltest du dir sowieso Gedanken machen."

„Ich will aber nicht von ihr getrennt sein", sagte Dean, „Wir haben zu viele Gemeinsamkeiten."

„Was denn?", fragte Hermione skeptisch und Harry musste ihrer Skepsis sogar recht geben.

Wenn er so zu Lavender Brown hinunter blickte, die soeben ihren Lippenstift nachzog, konnte er sich nicht vorstellen, welche Gemeinsamkeiten sie mit Dean Thomas hatte.

„Nun…", begann Dean, doch danach zögerte er sofort.

Erst nach über einer Minute sagte er schließlich: „Wir sind beide Muggel- Geborene."

„Das bin ich auch und wir sind deshalb noch kein Paar", konterte Hermione.

Harry bemerkte, dass diese Aussage Dean nachdenklich stimmte.

Seine Blicke huschten nun immer wieder von Lavender zu Hermione.

Hermione, die diese Blicke bemerkte, sagte sofort: „Und nein, Dean! Ich biete mich nicht gerade als deine Freundin an."

„Dachte ich auch nicht", sagte Dean nachdenklich, „Ich habe nur überlegt, wer eigentlich zu mir passen würde, wenn ich, nur hypothetisch natürlich, mit Lavender Schluss machen würde."

„Für was interessierst du dich?", fragte Hermione und plötzlich wurde Harry klar, dass er obwohl er seit fünf Jahren den Schlafsaal mit Dean teilte, sich nie für dessen Hobbys interessiert hatte.

Wenn er genauer nachdachte, wusste er auch eigentlich nicht viel von Seamus und Neville, da er immer nur mit Ron zusammen war oder wenn Ron einmal wütend auf ihn gewesen war, seine Freizeit mit Hermione verbracht hatte.

„Kunst", antwortete Dean sofort, „Sowohl von Zauberern als auch von Muggeln, wobei mir unbewegliche Bilder immer noch besser gefallen, was verschiedene Gründe hat. Dann bin ich ein irrsinniger Fan von Fußball. Quidditch ist schon toll, aber es gibt mir eben nicht denselben Kick…" Er stoppte kurz um über seinen kleinen Wortwitz zu grinsen, „…Außerdem liebe ich noch Romane, allerdings nur die von Muggeln, weil Muggel einfach mehr Fantasie besitzen und sich bei ihnen nicht immer alles zum Teil wie ein Sachlexikon anhört. Und seit kurzem bin ich ein absoluter Fan von Davino Onivad. Dieser Kobold hat eine Stimme, bei der man dahin schmelzen kann. Ich habe ihn das erste Mal auf Terry Boots Feier in den Weihnachtsferien gehört. Bester Sänger überhaupt. Solltet ihr euch einmal anhören."

Hermione nickte stetig bei jeder neuen Information und begann gleich darauf die große Halle nach einem passenden Partner abzusuchen.

Zu ihrem Glück war Ron im Krankenflügel, denn ansonsten hätten die beiden sicher darüber gestritten, warum Hermione sehr wohl verkuppeln durfte, wenn es Ron verboten war.

„Ich weiß jemanden", sagte Hermione plötzlich und ihr Blick ruhte am Ravenclaw- Tisch, „Michael Corner…Seine Mutter ist Muggel. Er liebt Kunst und Muggel- Sportarten. Und da er in Ravenclaw ist, interessiert es sich auch bestimmt für Literatur. Er ist…"

„Er ist ein er?", unterbrach Dean das Mädchen schockiert, „Hermione, ich bin nicht…also…du weißt ich…"

„Wir sind Zauberer, Dean Thomas", sagte Hermione streng, „Wir müssen uns genauso anpassen, wie es Zauberer unter Muggeln tun, ansonsten haben die Slytherins recht. Es ist hier völlig normal, also geh gefälligst auch mit einem Jungen aus..."

„Wenn du dich mit einem Mädchen verabredest", erwiderte Dean.

„Wenn du es genau wissen willst, ich habe sogar eine Verabredung mit einem Mädchen", entgegnete Hermione ruhig.

„Mit wem?", fragten Harry und Dean gleichzeitig und mit derselben überraschten Stimmlage.

„Charlotte Moon, Ravenclaw", antwortete Hermione knapp und damit schien für sie das Thema erledigt zu sein, da sie nun genüsslich ihre Nudelsuppe aß.

Harry sah sie einfach nur ungläubig an, während Dean nicht recht wusste, was er von dieser Information halten sollte.

„Ich werde es mir überlegen", murmelte Dean und wuselte danach zu Lavender ans andere Ende des Gryffindor- Tisches.

Harry beobachtete, wie Lavender ihm einen kurzen Kuss auf die Wange hauchte und sich danach wieder zu Parvati drehte.

„Ich hätte mich schon längst an seiner Stelle von Lavender getrennt", sagte Hermione sobald Dean außer Hörweite war, „Du hast ja keine Ahnung, was sie über ihn im Schlafsaal immer erzählt."

„Du hast nicht wirklich eine Verabredung mit Charlotte Moon, oder?", fragte Harry.

„Doch, allerdings nicht freiwillig", gestand Hermione und errötete leicht, „Sie hat mich nach Geschichte der Zauberei angesprochen. Sie wollte sich mit mir in der Bibliothek treffen um zu lernen und ich habe zugesagt. Erst später habe ich dann erfahren, dass sie es als Date sieht."

„Soso", Harry musste sich das Lachen verkneifen, „Und warum sagst du nicht einfach ab?"

„Das kann ich nicht", sagte Hermione, „Sie freut sich schon so sehr darauf. Außerdem will ich ihr die Peinlichkeit ersparen."

„Und was hast du dann vor?", fragte Harry grinsend, „Du willst dir doch keine Freundin anlachen, oder? Wenn ja, hättest du dir Ginny nehmen sollen, dann wäre wenigstens Ron zufrieden."

„Nein, ich habe nicht vor mir eine Freundin anzulachen", antwortete Hermione ernst, „Ich werde einfach das schrecklichste Date sein, dass Charlotte jemals hatte und hoffentlich wird ihr das die Lust an mir nehmen."

„Klingt nicht sehr nach dir, Hermione", meinte Harry.

„Mir fällt nun mal nichts besseres ein", grummelte sie und es war ihr anzusehen, dass sie schon lange über eine andere Lösung nachgedacht hatte.

„Wann trefft ihr euch?", fragte Harry.

„Samstags", antwortete Hermione, „Ich hoffe nur, dass mir bis dahin etwas besseres einfällt."

„Viel Glück", sagte Harry nur und ließ seinen Blick auf den Ravenclaw- Tisch wandern.

Charlotte Moon war ein eher unscheinbares Mädchen mit rotbraunen Haaren, die sie immer zu zwei Zöpfen gebunden trug.

Ihr Gesicht war zum Großteil mit Sommersprossen übersehen und sie trug immer einen Zauberstab als Halskette.

Es war nicht ihr eigener, da er schon einmal gesehen hatte, wie sie ihren eigenen aus der Innentasche ihres Umhanges geholt hatte, doch trotzdem war sie recht merkwürdig und weiß Merlin niemand den er mit Hermione gesehen hätte.

Als die meisten der Schüler ihr Abendessen beendet hatten und sich schon auf den Weg in ihre Häuser machen wollten, erhob sich Dumbledore, während McGonagall um Ruhe bat.

„Meine lieben Schüler", begann Dumbledore und Harry fragte sich, was nun schon wieder geschehen war.

Er hatte zwar nicht den heutigen Tagespropheten gelesen, doch wenn etwas Schlimmes geschehen wäre, hätte ihn sicher Remus darauf angesprochen.

„Ich habe eine unschöne Mitteilung zu machen", fuhr Dumbledore fort, „Bis auf weiteres muss ich den Vertrauensschüler verbieten, nachts ihre Runden zu drehen. Sollte man sie nachts in den Gängen finden, werden sie wie alle anderen Schüler eine Strafe erhalten. Für den Rest gilt dieses Verbot sowieso, doch mir ist bewusst, dass manche von ihnen sich nicht gerne daran halten…" Sein Blick streifte nun die Weasley- Zwillinge, die unschuldig zu pfeifen begannen, „…Ich möchte sie nicht auf dieses Verbot hinweisen, ich bitte sie um ihre eigene Sicherheit es einzuhalten…Das war alles. Gute Nacht."

Dumbledore setzte sich wieder und die meisten Schüler gingen verwirrt aus der großen Halle.

Darunter waren auch Hermione und Harry, die genauso ahnungslos wie der Rest der Schule waren.

„Denkst du, dass es etwas mit Du-weißt-schon-wen zu tun hat?", fragte ihn das Mädchen.

„Bestimmt", antwortete Harry sofort, „Wann gab es schon einmal ein Verbot, das nichts mit ihm zu tun hatte?"

„Mir gefällt das nicht", sagte Hermione ehrlich, „Selbst im zweiten Jahr durften die Vertrauensschüler ihre Pflicht erfüllen und damals gab es einen Basilisk im Schloss. Was immer es ist, es muss Dumbledore sehr beunruhigen…Und wenn man bedenkt, dass noch vor zehn Minuten mein größtes Problem Charlotte Moon war."

Sie erreichten den Gemeinschaftsraum zusammen mit Colin Creevey, der sofort ein Bild von Harry schoss.

„Irgendwann lasse ich diese verteufelte Kamera explodieren", murmelte Harry, woraufhin Hermione nur mitfühlend nicken konnte.

Harry entdeckte außerdem Ginny und Seamus, die beide nicht zum Abendessen gekommen waren.

Seamus saß vor dem Fenster und wurde soeben von Parvati Patil über die neueste Regelung von Dumbledore aufgeklärt.

Ginny jedoch saß am anderen Ende des Raumes und schien zu schmollen, wenn er ihre Körperhaltung richtig interpretierte.

„Oh weh", sagte Hermione mit einem Hauch von Schadenfreude, „Scheint als ob Ginny ihre erste Abfuhr erhalten hat."

„Morgen hat sie es sicher schon wieder vergessen und wird dem nächsten Jungen nachstellen", meinte Harry, „Ich hoffe nur, dass das nicht ich bin."

„Trotzdem werde ich sie ein wenig aufheitern", sagte Hermione.

„Tu das", meinte Harry und als sich Hermione neben Ginny niederließ, setzte er sich auf einem Sessel nahe des Kamins.

Er beobachtete eine Weile die Bewegungen des Feuers, doch mit der Zeit wurden diese doch sehr eintönig und seine Lider immer schwerer.

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„Kannst du eigentlich an nichts anderes als an Blaise denken?", fragte Harry, als er plötzlich neben Ron inmitten des überfüllten Slytherin- Gemeinschaftsraumes stand.

Er hatte den schwarzhaarigen Slytherin sofort zwischen Pansy und Draco, der glücklicherweise nicht in ihre Richtung blickte, entdeckt.

„Tut mir leid", sagte Ron, „Er war bis eben den ganzen Tag bei mir…Da kann man danach schwer an etwas anderes denken."

Harry lauschte einigen Gesprächen in dem Raum und fand somit heraus, dass die Slytherins ebenso ratlos über das neueste Verbot Dumbledores waren.

Einige vermuteten einfach nur Filch dahinter, der seine geliebte Katze vor nächtlichen Unruhestiftern beschützen wollte, während andere tatsächlich einen Angriffs Voldemort in Betracht zogen.

„Wie geht's dir eigentlich?", fragte Harry.

„Kopfweh", antwortete Ron, „Jedes Mal, wenn ich aufwache. In meinem ganzen Leben hat mir mein Kopf noch nie so geschmerzt. Nicht einmal Pomfrey kann es lindern. Sie gibt mir dann immer nur einen Schlaftrunk und ehrlich gesagt, bin ich ihr dafür dankbar."

„Tut mir leid", sagte Harry.

„Weshalb denn?", fragte Ron, „Keiner von uns hätte das voraussehen können…Na ja, du vielleicht schon." Ron gluckste leise.

„Ich kann die Zukunft nicht sehen", antwortete Harry.

In diesem Moment drehte sich Draco in ihre Richtung und wie es Harry vermutet hatte, weiteten sich seine Augen und er schüttelte beinahe unmerklich seinen Kopf.

„Ist etwas, Draco?", fragte Pansy besorgt, als sie Dracos intensiven Blick in Harrys Richtung bemerkte.

„Großvater lässt grüßen", sagte Draco nur und erhob sich danach ohne weitere Fragen Pansys zu beantworten.

„Wo willst du hin?", fragte Blaise und hielt ihn an seinem Ärmel fest.

„Ich muss etwas erledigen", antwortete Draco knapp und verschwand in dem Gang, der zu den Schlafzimmern der Slytherins führte.

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„Harry, wach auf."

Harry öffnete langsam die Augen und bemerkte, dass ihn Ginny Weasley soeben wachrüttelte.

„Ich bin wach, Gin. Ich bin wach", sagte er und sofort zog sie sich von ihm zurück.

Er blickte sich im Gemeinschaftsraum um und sah, dass niemand mehr von den anderen Gryffindors anwesend war und selbst die Flammen im Kamin erloschen waren.

„Ich wollte dich eigentlich durchschlafen lassen", erklärte Ginny in einem entschuldigenden Tonfall, „Aber du hast Post bekommen. Ich dachte, dass es vielleicht wichtig ist."

Harry sah sie verständnislos an, bis das rothaarige Mädchen zum offenen Fenster zeigte, bei dem eine gewöhnliche Schuleule mit einem Brief in ihrem Schnabel wartete.

„Danke", murmelte Harry, bevor Ginny ihm eine schöne Nacht wünschte und die Treppen in Richtung Mädchenschlafsaal hinauf verschwand.

Er nahm den Brief aus dem Schnabel der Eule, die daraufhin zurück in die Nacht flog.

Dadurch erkannte er auch, dass es kein Brief, sondern nur eine kleine Nachricht auf einem Schmierzettel war.

Komm um Mitternacht in die Eulerei.

Es ist wichtig!

D.M.

Er blickte auf seine Uhr und sah, dass es kurz vor Mitternacht war, doch er war sich nicht sicher, ob er wirklich hingehen sollte.

Da er und Draco keine Freunde mehr waren, konnte es leicht sein, dass ihn der blonde Slytherin nur in eine Falle locken wollte.

Wahrscheinlich würde in der Eulerei Argus Filch auf ihn warten.

Außerdem fiel ihm nichts ein, dass so wichtig war, dass ihn Draco um Mitternacht noch treffen wollte.

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Harry war schließlich sogar stolz auf sich, dass er tatsächlich fünf Minuten gezögert hatte, bevor er in den Schlafsaal gegangen war, seinen Tarnumhang geholt hatte und aus dem Gryffindor- Turm geschlichen war.

Er musste vielleicht zusammen mit Dean zu einem Nein-Sage-Kurs gehen, wobei er sich für wesentlich willenstärker als Dean hielt.

Er zögerte noch einmal vor der Eulerei, doch da er seinen Tarnumhang und unerklärlicherweise die Sympathie Mrs. Norris' hatte, dürfte ihm selbst bei Filch nichts passieren.

Er öffnete die Tür und war sich nicht sicher, ob er nun erleichtert sein sollte, dass Draco tatsächlich anwesend war und soeben seine Eule Zeus streichelte.

„Potter, leg deinen Tarnumhang ab", bat Draco und blickte genau in die Richtung in der Harry stand, „Der Trick wird langsam alt."

„Er ist zeitlos", erwiderte Harry, nahm aber trotzdem den Umhang von sich.

Draco warf ihm einen kurzen abschätzenden Blick zu und streichelte danach Zeus weiter.

„Also, was willst du?", fragte Harry direkt, „Ich schleiche mich nämlich nicht gerne für nichts hinaus."

„Ach?", Draco hob eine Augenbraue, „Seit wann?"

„Ich kann auch wieder gehen", sagte Harry kühl und wandte sich schon zum Ausgang der Eulerei, als Draco seine Eule in Ruhe ließ und Harry am Handgelenk packte und ihn somit am Gehen hinderte.

„Und was genau soll das nun werden?", fragte Harry und blickte auf Dracos Hand, die sein Handgelenk immer noch in einem festen Griff hielt.

„Bleib hier", bat Draco, „Ich muss mit dir sprechen…"

„Und das geht nicht am Tag, weil…"

„Weil dabei die Gefahr besteht, dass wir belauscht werden", antwortete Draco, „Adrian Pucey folgt seit Tagen jeden meiner Schritte."

„Weshalb sollte er?", fragte Harry und entfernte sich nun erstmals ein paar Schritte vom Ausgang.

Draco bemerkte dies und ließ gleichzeitig das Handgelenk wieder frei.

„Ich denke, dass ihn mein Vater beauftragt hat um mich im Auge zu behalten", sagte Draco und wandte sich nun wieder seiner Eule zu, „Er vertraut mir nicht. Selbst meine Verlobung mit Pansy hat ihn nicht zufrieden gestimmt."

„Dein Vater vertraut dir also nicht. Wow, das sind unglaubliche Neuigkeiten. Und noch dazu so unfassbar, wenn man bedenkt, dass du nur mit dem Todfeind seines Bosses zusammen warst", sagte Harry sarkastisch.

„Das ist nicht witzig, Potter", zischte Draco, „Wenn er mich hier schon so beobachten lässt, will ich mir gar nicht vorstellen, wie es erst in den Sommerferien wird."

„Was willst du also von mir?", fragte Harry und hoffte, dass er nun nicht hörte, dass er bis zu den Sommerferien Voldemort besiegen musste.

„Du sagtest, dass es zwischen Freundschaft und Feindschaft andere Möglichkeiten gibt und…", begann Draco leise, „…ich denke, du hast recht. Es ist nicht alles immer schwarz oder weiß. Es kann auch grau sein und grau hat wiederum ebenfalls verschiedene Schattierungen."

„Draco", drängte Harry.

„Okay, was ich sagen will, ist folgendes. Ich möchte so was mit dir haben, wie die Hufflepuffs", erklärte Draco, „Du weißt schon. Zwar keine echte Freundschaft, aber zu mindestens die Vorstufe davon…Abgesehen von den grässlichen Gelb. Das können sie behalten."

Harry sagte eine Weile nichts, sondern beobachtete nur wie die vielen Eulen aus und ein flogen.

„Was willst du wirklich, Draco?", fragte er schließlich.

„Bitte?", fragte der Slytherin verwirrt.

„Ich kenne dich jetzt schon ziemlich lange, Malfoy", antwortete Harry und zeigte mit der Benutzung des Nachnamens, dass er dabei nicht nur an ihre gemeinsame Zeit dachte, „Du willst nicht einfach nur Freundschaft. Ich bezweifle sogar, dass du dazu fähig bist. Daher werde ich doch ein wenig stutzig, wenn du plötzlich so etwas vorschlägst. Ich weiß, dass hinter deinem Freundschaftsangebot etwas anderes steckt und ich bin nicht so naiv um nochmals anderweitig zu denken."

Harry war selbst überrascht, wie ernst seine Stimmte geklungen hatte und wenn er Dracos Blick richtig interpretierte, war dies Draco auch.

Der Slytherin starrte ihn eine ganze Weile schweigend an, doch anstatt seinen Blick abzuwenden, hielt ihn Harry stand.

„Gut, du hast recht", sagte Draco schließlich und nahm seinen intensiven Blick von Harry, „Ich will etwas von dir. Genauer gesagt, will ich drei Dinge."

„Und was?", fragte Harry.

„Theodore Notts Tagebuch, eine Träne deines Phönix und den Aufenthaltsort meiner Mutter", sagte Draco.

Harry versuchte seine Überraschung nicht zu zeigen und da Draco nicht gewinnend grinste, durfte es ihm auch gelungen sein.

Er war nicht von der ersten Bitte überrascht.

Draco und Blaise vertrauten Theodore nicht und es war anzunehmen, dass sie jeden Beweis dafür haben wollten.

Die Träne war mit Sicherheit für irgendeinen Trank, wobei Harry hoffte, dass es kein Gift war.

Doch woher wusste Draco, dass Harry den Aufenthaltsort seiner Mutter kannte.

Snape und Remus hatten es ihm sicher nicht gesagt.

Hatte Lucius Malfoy seinem Sohn von seinem Verdacht erzählt, dass Sirius von Narcissas Aufenthaltsort wusste und Draco hatte einfach angenommen, dass es dieser Harry ebenfalls gesagt hatte.

„Theos Tagebuch kannst du dir abschminken", antwortete Harry, „Frag ihn doch selbst danach. Von deiner Mutter weiß ich nichts und wofür bei Merlin brauchst du eine Träne von Fière?"

„Kleiner Scherz", sagte Draco und setzte danach sein unschuldigstes Lächeln auf, „Ich weiß, dass du nichts von meiner Mutter weißt und dass du zu gut für einen Diebstahl bist…Ich brauche nur die Träne und am besten so schnell wie möglich."

Harry entspannte sich wieder innerlich.

„Wofür?", fragte er trotzdem.

„Ich brauche sie für einen Heiltrank und ich werde kaum Dumbledore darum bitten", antwortete Draco, „Du hast einen Phönix. Ich habe ihn dir geschenkt. Jetzt möchte ich eine Träne."

„Einen Heiltrank?", wunderte sich Harry, „Wieso gehst du nicht zu Pomfrey?"

„Damit mein Vater zum Schluss davon erfährt?", erwiderte Draco, „Das denke ich nicht. Außerdem möchte ich nicht die nächste Schlagzeile dieser bescheuerten HogNews sein."

„Wieso? Was hast du?", fragte Harry verwirrt, der sich nicht vorstellen konnte, was so schlimm sein sollte, dass es niemand erfahren durfte.

Draco zögerte einen Moment.

Es war ihm anzusehen, dass er nicht darüber sprechen wollte und sich das ganze Treffen mit weniger Fragen erhofft hatte.

„Mein Großvater hatte Halluzinationen", begann er dann doch zögernd, „Ich scheine es geerbt zu haben. Ich fürchte, so etwas überspringt eine Generation…"

„Halluzinationen, ja?", fragte Harry und musste sich sein Grinsen verkneifen.

Hatte er es nun wirklich geschafft, dass sich Draco seinetwegen für verrückt hielt?

„Das ist nicht lustig, Potter", sagte Draco und schien auf einmal sehr aufgewühlt zu sein, „Ich will gar nicht wissen was passiert, wenn mein Vater davon erfährt. Er empfand meinen Großvater deswegen schon als abnormal. Beinahe hätte er deswegen die Hochzeit mit meiner Mutter abgesagt."

„Weswegen?"

„Aus genau diesem Grund", seufzte Draco und er klang nun wirklich verzweifelt, „Er wollte nicht riskieren, dass seine Kinder ebenso werden würden…"

Harry hörte ihm zu und bekam bei jedem neuen Fünkchen Verzweiflung, das er in Dracos Augen bemerkte, ernsthafte Schuldgefühle.

Es wäre ein leichtes gewesen ihm alles zu erklären und Draco somit zu beruhigen, doch Harry war immer noch nicht sicher, ob er das überhaupt wollte.

Es war nun mal nicht normal, wenn Draco ihn während einer Vision sehen konnte.

„Ich kann es mir nicht leisten, ihn nochmals zu verärgern", flüsterte Draco eher zu sich selbst als zu Harry.

„Draco, ich…", Harry wusste nicht recht, wie er den blonden Slytherin beruhigen konnte ohne sein eigenes Geheimnis zu verraten.

„Ist schon gut", seufzte Draco und eine einsame Träne bannte sich ihren Weg über seine Wange.

Allein dieser Anblick zerbrach Harry beinahe das Herz und ehe sich sein Verstand einmischen konnte, hatte er sich zu dem blonden Jungen vorgebeugt und die Träne weggeküsst.

Er spürte wie Draco bei der Berührung kurz erstarrte.

Dadurch wurde ihm auch bewusst, was er eigentlich tat und wollte sich zurückziehen, doch Draco überraschte ihn nun seinerseits indem er seinen Kopf ein wenig drehte und sich nun ihre Lippen berührten.

Sanft und zaghaft, als ob es das erste Mal wäre, bewegten sie ihre Lippen.

Der Kuss schien ewig zu dauern und Harry fragte sich innerlich, warum er so dumm gewesen war und unbedingt auf stur gemacht hatte, als ihn Draco nach einer zweiten Chance gebeten hatte.

Sie vertieften den Kuss, in dem Moment als plötzlich ein lautes Sirenenartiges Geräusch erklang.

Erschrocken trennten sie sich voneinander und blickten sich fragend an.

Den anwesenden Eulen gefiel dieses Geräusch überhaupt nicht und eine nach der anderen flatterte in die Nacht hinaus.

„Was in Salazars Namen ist das?", rief Draco über die Sirene, denn anders konnte es Harry nicht nennen, hinweg.

Und obwohl Harry diese Sirene noch nie gehört hatte, wusste er genau, was geschehen war.

„Der Unverzeihlichen- Finder", rief er zurück, „Jemand hat im Schloss einen Unverzeihlichen angewandt."

„Scheiße", fluchte Draco, „Und ich bin nicht in Slytherin. Wollen wir wetten, wer wohl der Schuldige sein wird?"

„Darüber solltest du dir jetzt am wenigsten Sorgen machen", meinte Harry und warf sich seinen Tarnumhang über, doch ließ er ihn noch ein Stückchen in der Höhe, damit Draco noch hinzu schlüpfen konnte, wenn er wollte, „Sämtliche Lehrer werden jetzt in den Gängen unterwegs sein."

„Du klingst wie Granger", sagte Draco, bevor er zu Harry unter den Tarnumhang kroch.

Die beiden Jungen verließen die Eulerei im Schutz des Umhanges und versuchten gar nicht erst leise zu sein, denn die Sirene übertönte sowieso jedes Geräusch.

Als sie in einen Gang kamen, durch den gerade Professor McGonagall huschte, bereute es Harry nicht mehr die Karte des Rumtreibers zu haben.

Er hatte sich entschlossen Draco ungesehen nach Slytherin zu bringen, doch dieses Unterfangen wäre mit Karte wesentlich leichter zu bewerkstelligen.

Die Professorin für Verwandlungen bemerkte sie zum Glück nicht, sondern eilte einfach an ihnen vorbei.

Ihr folgte Mrs. Norris, die kein einziges Anzeichen machte, dass sie die beiden Jungen bemerkt hätte.

„Mrs. Norris, nach rechts", hörten sie McGonagall bei einer Abzweigung, „Und melde dich sofort bei Filch, wenn du sie entdeckst. Sei dieses Mal nicht stur, Mädchen."

„Wen entdecken?", Draco drehte sich fragend zu Harry, als ob er von diesen erwartete, dass er immer ein Rundschreiben von Dumbledore erhielt.

„Unwichtig", sagte Harry, „Bringen wir dich erst nach Slytherin und dann sorgen wir uns um alles weitere."

Draco widersprach ihm überraschenderweise nicht, sondern nickte nur zustimmend.

Sie erreichten die Eingangshalle ohne einem weiteren Lehrer zu begegnen und wollten gerade zu der Treppe gehen, die in die Kerker führte, als sich das Eingangstor öffnete und drei Personen angeführt von Bill Weasley das Schloss betraten.

Harry erkannte Kingsley Shacklebolt, der scheinbar mit einem seiner Auror- Kollegen aufgetaucht war.

Er hatte völlig vergessen, dass der Unverzeihlichen-Finder auch in der Aurorenabteilung des Ministeriums reagierte, wenn er es im Schloss tat.

Außerdem schien Mad-Eye Moody ebenfalls eine Verbindung zum Finder zu haben oder er war von Dumbledore benachrichtigt worden, da er hinter Kingsley und dem anderem Auror ging.

Harry reagierte darauf zu spät und schon hatte sich Moodys magisches Auge in ihre Richtung gedreht.

„Potter", knurrte Moody über den Lärm der Sirene hinweg, „Nimm den Umhang ab und komm mit, damit ich dich im Auge behalten kann."

Beschämt nahm Harry den Umhang von sich und Draco und die beiden Jungen trotteten lustlos zu den Auroren.

Kingsley hob nur überrascht eine Augenbraue, während Bill vor Schreck einen Sprung nach hinten gemacht hatte und Kingsleys Kollege die beiden schon verhaften wollte.

„Lass es, Bakers", knurrte Moody, „Der Junge hat's nicht getan. Das ist Harry Potter…Allerdings…" Beide Augen Moodys blickten nun auf Draco, der sich sichtlich unter diesem abschätzenden Blick unwohl fühlte.

„Er war die ganze Zeit bei mir", sagte Harry rasch.

Moody blickte daraufhin nur noch mit seinem magischen Auge zu Draco, als erhoffte er sich eine widersprechende Aussage.

„Wir können uns nicht mit Kindern befassen, Alastor", sagte der Auror, der scheinbar Bakers hieß.

Moody warf einen bösen Blick mit beiden Augen auf Bakers, doch dieser schien davon weniger eingeschüchtert zu sein, als es sich Moody erhofft hatte.

Glücklicherweise kam in diesem Moment Professor Flitwick zu ihnen gelaufen.

„Gut, dass sie da sind. Wir haben das Opfer entdeckt", keuchte der kleine Professor und schien nicht sehr überrascht zu sein, dass Harry und Draco anwesend waren.

„Wer ist es?", fragte Bill.

„Blaise Zabini, Cruciatus", antwortete Flitwick immer noch außer Atem.

Harry und Draco teilten sich denselben erschrockenen Gesichtsausdruck, doch niemand beachtete die beiden Jungen nun.

„Der Angreifer?", fragte Bakers.

„Wissen wir nicht", sagte Flitwick.

„Er ist bestimmt noch im Schloss", meinte Kingsley, „Bakers, wir teilen uns auf. Ruf mich, wenn du ihn finden solltest."

„Und die Zwerge?", fragte Bakers und blickte dabei auf Harry und Draco.

„Ich werde sie in den Krankenflügel bringen", knurrte Moody, „Trau ihnen nicht zu, dass sie in ihren Häusern bleiben."

Kingsley nickte nur kurz und daraufhin verschwanden er und Bakers in verschiedenen Gängen.

„Kommt mit", knurrte Moody und zerrte links und rechts von sich die jungen Zauberer an ihren Umhängen mit.

„Bin nicht sonderlich überrascht dich außerhalb deines Hauses zu finden, Potter", knurrte Moody und ging daraufhin schneller, „War mir klar, dass Dumbledore mit seinem Verbot euch junges Gemüse nur noch in die Gänge lockt. Ich habe ihn davor gewarnt…Ich verstehe nur nicht, warum du bei diesem Mini-Lucius warst."

„Hey", protestierte Draco wütend, „Ich bin nicht mein Vater."

„Ja", knurrte Moody, „Das stimmt. Du bist zu klein dafür."

Sie erreichten den Krankenflügel im selben Moment, als Dumbledore eine bewusstlose Person hinein schweben ließ.

„Blaise", hauchte Draco und lief sofort zu seinem besten Freund, als dieser sanft auf ein Bett gelegt wurde.

„Du meine Güte", wisperte auch Madam Pomfrey geschockt und hielt sich danach demonstrativ die Ohren zu.

„Albus, wir wissen was passiert ist. Stopp die Sirenen", bat Pomfrey und Dumbledore hob danach eine kleine weiß leuchtende Kugel und der Alarm hörte auf.

Harry beachtete Dumbledore nicht, sondern stellte sich einfach zu Draco an Blaises Bett.

Blaise sah fürchterlich blass aus und Harry hätte ihn sogar für tot gehalten, wenn sich sein Brustkorb nicht leicht auf und ab bewegt hätte.

Harry spürte Dumbledores enttäuschten Blick in seinem Nacken, doch interessierte ihn das nicht sonderlich.

„Wer war das?", fragte er einfach nur.

Dumbledore schüttelte beinahe unmerklich den Kopf.

Er war also doch nicht so allwissend, wie alle immer vermuteten.

„Nott", wisperte Ron wütend und als sich Harry zum Bett seines Freundes drehte, sah er diesen gestützt am Bettpfosten stehen und mit seinem Gleichgewicht kämpfen.

„Es war Nott", zischte Ron nochmals, „Und dafür wird er mir büßen."

TBC