Titel: The left way

Autor: dreamdancerin (k.steinbockt-online.de)

Disclaimer: Alle bekannten Figuren gehören Joanne K. Rowling. Die Namen Clarke und Hay habe ich mir aus den Danksagungen der Bücher "Wie Himmel und Hölle" von Rebecca Wells und "In meinem Himmel" von Alice Sebold herausgesucht. (Keine Ahnung, ob das ins Disclaimer gehört, aber sicher ist sicher.) Ich mache keinerlei Profit hiermit, also bitte verklagt mich nicht!

Feedback: Immer gerne gesehen! Schreibt mir einfach eine Email oder drückt auf den witzigen Go!- Knopf da unten und schon könnt ihr mir alles lebenswichtigen Dinge mitteilen!

Anmerkung: Danke für die Reviews an Miss Shirley-Blythe, Eva Luna, Padfoot´s Mate, pirat und Cathleena.

Kapitel 3

A dream? – Ein Traum?

Ruckartig setzte Lily sich auf. Sie befand sich in ihrem Schlafsaal.

Mit klopfendem Herzen sah sie sich um. Der Raum war menschenleer und die warme Mittagssonne malte fröhliche Zeichen auf die Dielen. Erleichtert aufseufzend schlug Lily ihre Decke zurück und schwang ihre Beine über die Bettkante. Noch einmal sah sie sich gründlich um. Alles schien normal. Kein Kerker. Keine Fackeln. Keine Musik.

Hatte sie das Ganze nur geträumt?

Aber warum lag sie dann voll angezogen zur Mittagszeit im Bett?

Einen Moment betrachtete Lily eine Fliege, die wild summend versuchte durch das geschlossene Fenster zu fliehen, dann schüttelte sie den Kopf. Wahrscheinlich war sie nach dem Gespräch mit Potter kopflos hierher gerannt und eingeschlafen.

Gähnend stand sie auf und schlurfte zu ihrem Schminktisch. Im Gegensatz zu den anderen im Raum war er leer. Wenn sich ihre Zimmerkameradinnen angeregt über die neuesten Lidschattenfarben unterhielten, zog sie regelmäßig ihre Vorhänge am Bett zu. Das einzige auf ihrem Tisch was man weitestgehend als Hilfsmittel für die Schönheit, bezeichnen konnte, war ein Zopfhalter. Und den benutzte sie auch nur zum Duschen. In einem Anflug von Wahnsinn hatte sie sich in den Sommerferien eine Wimperntusche gekauft, aber hatte sie auch schnell wieder weggelegt, nachdem sie sich die Spirale schwungvoll in ihr Auge gerammt hatte.

Lily ließ sich auf den Hocker vor dem Tisch fallen und betrachtete sich im Spiegel. Ihre roten Haare fielen ihr zerzaust auf die Schultern und sie sah sich selbst in die großen, grünen Augen. Ihre helle Haut war überall mit Sommersprossen bedeckt. Lily zog eine Grimasse. Wenn sie eine Sache an sich ändern könnte, würde sie diese lästigen hellbraunen Punkte loswerden wollen. Potter hatte mal gesagt, dass sie wie mit Schlamm bespritzt, aber dadurch irgendwie süß aussehen würde. So ein Kompliment wünschte man sich doch von einem Jungen.

Lily wollte gerade anfangen ihre Haare zu kämmen, als sie etwas ablenkte. Zitternd griff sie nach ihrer Bürste und strich sich mit ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht.

‚Es ist nicht da', redete sie sich aufbauend zu. ‚Es kann gar nicht da sein.' Sie legte die Bürste zurück auf den Tisch und starrte düster vor sich hin. ‚Ich habe das nur geträumt. Wahrscheinlich bin ich noch nicht aufgewacht.'

In diesem Moment ging die Zimmertür auf und Tiffany Clarke, die brünette Schönheitskönigin von Gryffindor, kam herein.

"Evans", sagte sie mit gespitzten Lippen, als sie das rothaarige Mädchen entdeckte. "Was sitzt du hier so alleine herum?"

Lily stand verstört auf und lief kopflos zu ihrem Nachtschrank. "Ich habe nur ein Buch gesucht", murmelte sie abwesend.

Tiffany musterte sie von oben bis unten. Ihr war sofort aufgefallen, dass der dünne, so wenig weibliche Körper, ihrer sogenannten Zimmerkameradin heftig zitterte. Einen Moment fragte sie sich, was Lily so einen Schreck einjagte, aber sie verscheuchte den Gedanken schnell. Sie interessierte sich doch nicht für den Außenseiter Evans. "Dann solltest du dich beeilen. Der Unterricht fängt gleich wieder an."

"Hab's schon", sagte Lily schnell, schnappte sich ein Buch von ihrem Schrank; erst später fiel ihr auf, dass sie "Moby Dick" gegriffen hatte; und verschwand aus dem Zimmer.

Tiffany sah ihr kaum hinterher. Sie musste schließlich ihre Nase abpudern.

Wie Lily zum Zaubertrankunterricht in die Kerker gekommen war, wusste sie im nachhinein nicht mehr, aber als sie um eine Ecke bog, hörte sie schon das laute Lachen von vier männlichen Personen – den Marauder.

Sie versuchte ihnen mit einem halbherzigem Schlenker, der sowieso zum Scheitern verurteilt war, da der schmale Gang keine Ausweichmöglichkeit bot, aus dem Weg zu gehen, aber James hatte sie schon entdeckt.

"Lily!", brüllte er ihr entgegen und riß seinen Arm in die Höhe, um ihn rhythmisch über seinen Kopf zu schwingen.

Sie blieb mit Sicherheitsabstand vor den Jungen stehen. "Was ist?", fragt sie und bemühte sich eine genervte Miene aufzusetzen.

"Du warst vorhin so schnell verschwunden. Ich konnte dir dein Buch gar nicht zurück geben."

James hielt es ihr breit grinsend entgegen.

Einige Sekunden starrte Lily James misstrauisch an, dann wanderte ihr Blick zu dem Buch.

Sirius begann zu lachen. "Sie hat Angst, dass du was damit angestellt hast."

James ließ verwirrt den Arm sinken. "Wieso sollte ich?"

"Wir haben einen gewissen Ruf, Jamesie-Poo", sagte Remus in einem Tonfall, als würde er mit einem Kleinkind sprechen.

"Den wir uns hart erarbeitet haben!", warf Peter ein und grinste dreckig. Zu dreckig für Lilys Geschmack.

"Ihr wollt doch nur ablenken!", blaffte sie die Vier an. "Ihr habt auf jeden Fall etwas mit dem Buch angestellt!"

Die Marauder sahen sie entrüstet an.

"Wie kannst du so etwas sagen, Lily!" James hob das Buch in die Höhe. "Ich beweise dir, dass wir nichts daran gedreht haben!" Sprach's und öffnete das Buch. Ein kleiner Knall ertönte, Rauch stieg von den Seiten auf und hüllte James' Kopf ein. Als er sich verzogen hatte, waren seine Haare hellblau.

Sirius lachte laut auf. "Hoppsa, ich habe wohl vergessen, dass ich das Buch doch verzaubert habe."

Lily schnaubte und schnappte sich ihr Eigentum. "War mir doch klar." Sie stieß Remus grob beiseite und ging zur Tür, die in das Klassenzimmer für Zaubertränke führte. Ihr fiel dabei James bedröppelter Gesichtsausdruck auf. Anscheinend hatte er wirklich nichts von dem Zauber gewusst. ‚Ach was, Lily!', ermahnte sie sich. ‚Natürlich hat er es gewusst. Er wollte nur gut da stehen, damit ich irgendwann mal zustimme mit ihm auszugehen.'

Sie warf einen Blick zurück, bevor sie durch die Tür trat. James zwang Sirius, der mit einem Lachkrampf kämpfte, seine Haare wieder normal zu färben, während Peter gluckste und Remus nur grinsend den Kopf schüttelte.

"Idioten", murmelte sie und trat durch den Türrahmen. Sofort stieß sie mit jemanden zusammen.

"Paß doch auf, Schlammblut!", nölte die Person und sah sie finster an.

Lily hob das Kinn. "Paß selber auf, Schleimbeutel!" Kopfschüttelnd sah sie Severus Snape hinterher, als er zu seinem Platz in der ersten Reihe ging. Musste sie sich eigentlich von jemanden beschimpfen lassen, der das Wort Shampoo gar nicht kannte?

Sie ließ sich auf einen Stuhl in der letzten Reihe sinken, als die Marauder den Raum betraten. James ließ sich sofort auf den Platz neben ihr fallen und die anderen Drei belegten die restliche Reihe.

Lily seufzte laut und wandte sich, James Blick ignorierend, Professor Hay zu.

Sie schaffte es aber nicht, sich auf den Unterricht zu konzentrieren. Immer wieder wanderten ihre Gedanken zurück zu dem merkwürdigen Traum, wobei sie sich die Frage stellte, ob es überhaupt einer gewesen war. Er hatte so real gewirkt. Und dieses Lied ....

"Lily, dein Trank hat die falsche Farbe", bemerkte eine Stimme an ihrem Ohr.

"Mmh?" Sie sah verwirrt von ihrem Kessel auf.

"Er müsste eigentlich gelb sein und deiner ist violett." James hielt ihr die gefüllte Schöpfkelle unter die Nase. "Du hast irgend etwas falsch gemacht."

"Danke, Mr Scharfsinn!", entgegnete Lily spöttisch. "Darauf wäre ich jetzt nicht gekommen."

James sah sie mit einem merkwürdigen Blick an. "Was ist mit dir?"

"Gar nichts. Was soll schon sein?" Genervt warf Lily einen Blick auf die Abbildung des Trankes in ihrem Buch. Verflucht, was hatte sie bloß falsch gemacht?

James runzelte die Stirn. "Warum bist du so gereizt?"

"Du stehst neben mir. Reicht das nicht?"

Mit einem verletzten Gesichtsausdruck wollte sich James abwenden, aber seine Aufmerksamkeit wurde auf Lilys Ausschnitt gelenkt.

"Könntest du vielleicht woanders hin glotzen?"

"Warum? Hast du etwa deformierte Brüste?"

Lily hatte plötzlich das Gefühl, ihre Kelle in sein grinsendes Gesicht schlagen zu müssen. Was bildete sich dieser Kerl eigentlich ein?

James schien zu bemerken, dass ihre ohnehin schlechte Laune noch mehr gesunken war und deutete lächelnd auf ihr Dekolleté. "Ich habe mir deine Kette angeschaut. Sie ist wirklich schön!"

Lily starrte ihn wild an. "Das geht dich gar nichts an!", zischte sie, schnappte sich ihre Sachen und verließ schnellen Schrittes den Raum. Glücklicherweise klingelte es in diesem Moment.

‚Oh Gott, er hat sie gesehen! Er hat sie wirklich gesehen!' Lily blieb stehen und lehnte sich gegen eine Wand. ‚Es war also doch real.' Sie nahm die Kette zwischen ihre Hände und betrachtete den Anhänger. ‚Was hat das alles zu bedeuten?'