Titel: The left way

Autor: dreamdancerin (k.steinbockt-online.de)

Disclaimer: Alle bekannten Figuren gehören Joanne K. Rowling. Ich mache keinerlei Profit hiermit, also bitte verklagt mich nicht!

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Anmerkung: Nur ein Review? Schade! Eva Luna knuddel Manche sind halt treu wie ein überzogenes Konto ....

Anmerkung 2: Ich spare mir jetzt irgendwelche Ausreden á la "Ich hatte keine Zeit". Ignoriert einfach, dass das Kapitel so lange gedauert hat.

Kapitel 4

Meetings at night – Treffen in der Nacht

Die nächsten Tage versuchte Lily zu ignorieren, was passiert war. Sie stopfte die Kette in eine Schatulle und stellte sie ganz nach hinten in ihren Kleiderschrank zwischen Pullover, die sie schon lange nicht mehr trug. Vergessen hatte sie das Schmuckstück dadurch nicht. Immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem Tag zurück, als sie sich im Kerker verlaufen hatte. Unbewusst hatte sie sogar versucht, den Weg zu dem Raum wieder zu finden, war aber sofort umgedreht, als sie sich dessen bewusst geworden war.

James hatte ihr nach dem Ausbruch in Zaubertränke immer wieder komische Blicke zugeworfen, so als fürchtete er, dass sie wieder unbegründet herumschreien würde, ließ sie aber ansonsten in Ruhe. Auch die anderen Marauder hielten sich mit Scherzen auf ihre Kosten zurück. Lily fand dieses Ausbleiben von Streichen und Sticheleien sonderbar und wünschte sich fast, dass die Vier sie wieder ärgern würden – das hatten sie schließlich schon seit der 1. Klasse erfolgreich gemacht. Außerdem würde sie es auf andere Gedanken bringen.

Gerade jetzt hätte Lily eine Ablenkung glücklich begrüßt. Sie lag in ihrem Bett und wälzte sich unruhig hin und her. Die Zeiger der Uhr zeigten eine Zeit weit nach Mitternacht an und ihre Zimmerkameradinnen atmeten schon seit Stunden tief und fest in ihren Betten. Genervt legte sich Lily auf die Seite und fixierte ihren Kleiderschrank. Sie wusste ganz genau, was ihr den Schlaf raubte. Seit sie zu Bett gegangen war, ertönte aus den Tiefen ihrer Sachen ein eintöniges Pochen, das anscheinend nur sie hörte. Von Zeit zu Zeit wurde der Laut stärker, um dann wieder abzuklingen, aber nie ganz zu verschwinden.

"Ich stehe nicht auf!", zischte Lily in die Dunkelheit. Sie zog sich die Decke über den Kopf und summte leise ein Lied vor sich hin. Sofort wurde das Pochen lauter bis es zu einem nervtötenden Wummern angeschwollen war.

"Ist ja gut! Ich komme!", rief Lily so leise, wie sie in ihrer Wut fähig war, während sie die Bettdecke zurückschlug. Kaum hatten ihre nackten Füße den kalten Steinboden berührt, verstummte das Geräusch. Lily wusste mit untrüglicher Sicherheit, dass es sofort wieder einsetzen würde, sobald sie sich hinlegte. Sie schlüpfte in ihre Hausschuhe und suchte auf dem Stuhl neben ihrem Bett nach ihrem Morgenmantel.

Auf dem Weg zum Schrank legte sie einen Zwischenstopp am Fenster ein und sah hinaus. Der Mond erhellte die Ländereien mit sanften Licht. Eulen flogen lautlos, auf der Suche nach etwas zum Fressen, durch den Himmel und drüben am Waldrand erhob sich majestätisch ein Hirsch.

Lily wollte sich gerade vom Fenster abwenden, als sie eine Bewegung in der Nähe des Sees aufhielt. Dort stand eine Gestalt mit menschlichen Umrissen, tiefschwarz und anscheinend zum Schloß hochblickend. Lily beugte sich nach vorne, um die Figur besser betrachten zu können. Genau in diesem Moment schob sich eine Wolke vor den Mond und Dunkelheit senkte sich über die Ländereien. Ein genervt klingender Pocher erklang aus dem Schrank.

"Ich komme", murmelte Lily geistesabwesend und wandte sich endgültig vom Fenster ab. Wer war denn so tief in der Nacht noch draußen unterwegs? Schüler bestimmt nicht. Dafür war es zu spät. Lehrer wohl noch weniger. Todesser? Lily schauderte. Hoffentlich nicht.

Als sie den Schrank erreicht hatte, zögerte sie noch einen Moment, öffnete aber schlußendlich die Tür und wühlte zwischen ihren Pullovern nach der Schatulle.

Kurze Zeit später lag die Kette unschuldig schimmernd in ihrer Hand. Lily schüttelte langsam den Kopf. "Was willst du? Mir den Verstand rauben? Das hast du fast geschafft." Einen Moment kam sie sich unheimlich dumm vor. Wer sprach schon mit einem Schmuckstück? Nur Verrückte und ... na ja ... sie.

Die Kette glänzte weiterhin im Mondlicht und sah eigentlich ganz normal aus. Nicht so als hätte sie eine Schülerin um mehrere Stunden Schlaf gebracht. Misstrauisch hob Lily sie näher zu ihrem Gesicht. Die Kette war sehr feingliedrig und daran hing ein Anhänger, nicht größer als ihr Daumennagel. In diesem Anhänger war ein Stein eingesetzt, dunkelgrün, der nicht wie der Rest der Kette schimmerte, sondern statt dessen das Mondlicht aufzusaugen schien. Für einen Moment glaubte sie eine neblige Substanz im Stein wahrzunehmen, aber innerhalb eines Wimpernschlages waren die Schwaden verschwunden. Auf dem Rand waren in merkwürdigen Schriftzeichen Worte eingraviert. Lily vermutete, dass es sich um eine alte Form von Runen handelte, aber da sie nie Runenkunde belegt hatte, konnte sie es nicht genau sagen.

"Was soll ich jetzt tun?", flüsterte sie, gebannt auf den Anhänger starrend. Es war, als würde ihr eine fremde Macht zuraunen, was zu tun war, denn kaum hatte sie die Frage gestellt, stand sie aus vermeintlich eigenem Antrieb auf und verließ den Schlafsaal.

Eine Weile irrte Lily zielstrebig durch das Schloß, immer in einer leichten Art von Trance und sie erwachte erst daraus, als sie sich vor zwei großen Flügeltüren wiederfand. Leise öffnete sie die Tür, sich nur am Rande wundernd, warum sie nicht abgeschlossen war, huschte in den Raum und sah sich um.

Die Bibliothek von Hogwarts wirkte tagsüber beeindruckend, aber in der Nacht einfach nur überwältigend. Die vielen Regale, die sich bis unter die Decke aufbauten und mit teilweise jahrhundertealten Büchern gefüllt war, machten Lily kurz Angst. Wer sollte bloß mit soviel Wissen umgehen? Wer konnte es?

Einen Augenblick erstarrte sie in Ehrfurcht vor diesem wertvollen Schatz, den so viele noch nicht erkannt hatten. Wer machte sich schon Gedanken über ein Buch, dass verstaubt in irgendeiner Ecke lag? Wer sah die Macht, die in den Wörtern lag?

Ein Geräusch aus dem hinteren Teil der Bibliothek ließ sie aufhorchen. Es klang wie das Rascheln eines Umhangs und ließ Lily atemlos lauschen. War es ein Lehrer? ‚Bestimmt nicht', beruhigte sie sich selber. ‚Die Professoren würden nicht im Dunkeln durch den Raum laufen.'

Neugierig geworden, schlich sie vorsichtig in die Richtung des Geräusches. Darauf achtend keine allzu laute Bewegung zu machen, schaute sie um ein Bücherregal und entdeckte, im sanften Licht einer kleinen Leselampe, Severus Snape, tief über einen großen Wälzer gebeugt. Die Stirn in konzentrierte Falten gelegt, ließ er seine dunklen Augen aufmerksam über den Text wandern.

Einen Moment musterte Lily ihn, dann schlich sich ein Grinsen auf ihr Gesicht. Leise nahm sie ein besonders schweres Buch aus dem Regal, sah noch einmal kurz zu Snape und warf es mit voller Kraft auf den Boden.

Es war ein Bild für Götter. Mit einem Ausdruck puren Entsetzens auf dem Gesicht sprang Severus auf und sah sich hektisch um. Lily unterdrückte einen Lachkrampf und trat um die Ecke in das Licht der Lampe. Die Arme vor der Brust verschränkt und eine Augenbraue spöttisch in die Höhe gezogen, lehnte sie sich gegen das Bücherregal.

"So schreckhaft, Snape?", fragte sie säuselnd.

"Evans", begrüßte er sie, das Gesicht schlagartig düster.

Innerlich grinste Lily breit. Sie hatte ihn eindeutig bei etwas Verbotenem erwischt. Nicht unbedingt, dass er zur nachtschlafender Zeit in der Bibliothek war, daraus konnte sie ihm keinen Strick drehen, aber doch gerade die Tatsache, dass er unbedingt mitten in der Nacht, frei von neugierigen Blicken, etwas nachlas, war schon interessant genug.

Schwungvoll drückte sie sich vom Regal ab und lief zwei Schritte auf Snape zu. Ein süffisantes Grinsen lag auf ihrem Gesicht. "Ist es nicht ein bißchen spät zum lernen?"

Er zog eine Augenbraue in die Höhe. "Wenn, dann hast du hier ja auch nichts zu suchen."

"Wer sagt denn, dass ich lernen will?"

"Wer sagt denn, dass ich es tue?"

Einen Moment musterten sie sich abschätzend, dann lachte Lily humorlos auf.

"So ein Schwachsinn. Wir beide wissen, dass der andere nicht zum lernen hier ist. Also ... Was machst du wirklich?"

"Du glaubst allen Ernstes, dass ich dir das jetzt einfach so sage?" Einen Moment sah Snape so aus, als würde er an ihrem Verstand zweifeln, aber dann lachte er, ebenso humorlos wie Lily davor, auf. "Guter Versuch, Evans. Du hättest mich fast erwischt."

Sie zuckte mit den Schultern. "Man muss es immer probieren, oder?"

Er zog es vor nicht zu antworten, also hob Lily noch einmal die Schultern und drehte sich zum gehen. "Einen schönen Abend noch."

Mit ausdrucksloser Miene sah Snape ihr hinterher, bis sie aus seinem Blickfeld verschwunden war. Lily kümmerte es nicht. Snape war ein Spinner und nur für eine schwachsinnige Unterhaltung mitten in der Nacht gut.

‚Ihn kann sowieso niemand wirklich leiden', dachte sie hämisch, verdrängte aber im nächsten Moment diesen Gedanken wieder, denn ein anderer kam ihr in den Sinn. ‚Im Grunde kann dich auch keiner leiden.' Leise seufzte sie auf. Vielleicht sollte sie sich einfach mit Snape zusammen tun. Zwei Außenseiter, ein Schicksal. Einen Moment musste sie grinsen. ‚Ich vergleiche mein Schicksal mit Snapes? Lily, Lily, wie tief bist du eigentlich gesunken?'

Vor einem Schrank blieb sie stehen und zog systematisch irgendwelche Bücher aus dem Regal, um sie auf einem Tisch zu stapeln. Lesen würde sie die heute Nacht sowieso nicht mehr. Erst jetzt fiel ihr auf, wie müde sie wirklich war. Gähnend nahm sie den Bücherstapel und machte sich auf Richtung Gryffindorturm.

Auf den Weg musste sie mehrmals anhalten, um das Gewicht auf ihren Armen zu verlagern. Auf halber Strecke ließ sie sich erschöpft gegen eine Wand sinken – und fiel hindurch.

Vor Schreck konnte sie ihren Fall nicht mehr abbremsen und knallte mit einem lauten Krachen auf den Boden. Die Bücher flogen im hohen Bogen davon und verteilten sich gleichmäßig in ihrer Umgebung. Leise fluchend und sich den Rücken reibend, drehte sie sich um und sah genau in mehrere erstaunte Gesichter.

Einer schien seine Fassung relativ schnell wiederzugewinnen. Ein verwegenes Grinsen erschien auf seinem Gesicht. "Hi, Lily! Wie geht's?"