Titel: The left way

Autor: dreamdancerin

Disclaimer: Alle bekannten Figuren gehören Joanne K. Rowling. Ich mache keinerlei Profit hiermit, also bitte verklagt mich nicht!

Feedback: Immer gerne gesehen! Schreibt mir einfach eine Email oder drückt auf den witzigen Go- Knopf da unten und schon könnt ihr mir alles lebenswichtigen Dinge mitteilen!

Anmerkung: Danke und knuddel an Manik-Xolo (Sogar 2x!), ac, Sophie, inapichler (Ja, das weiß ich. Aber dieses Kapitel kam doch schnell, oder? ) und Auri (Da ich vergesse habe zu antworten, schnell hier: In der Zaubererwelt sind sie ab 17 volljährig - kriegen also auch Alkohol und ja, man spuckt über die Schultern von Schornsteinfegern. -wunder- Ich dachte, das wäre ein allgemeine Tradition!) für die Reviews! Es freut mich vor allem, dass entweder neue Leser dazugekommen sind oder Schwarzleser sich aufgerafft haben zu reviewen. Okay, ich schätze es ist eher das Erste bei meinen langsamen Updates...

Kapitel 14

The fifth Marauder - Der fünfte Marauder

"Also ehrlich. Ich weiß wirklich nicht, was die an ihr finden!"

"Frag mich nicht. Ich hätte immer gedacht, wenn sich jemand mit den Maraudern anfreundet, dann wäre er cool und beliebt."

"Erstaunlich nicht? Gerade Evans, die ewige Einzelgängerin!"

"Wie sie das wohl geschafft hat? Ich habe ja gehört, dass sie zusammen mit James im Krankenflügel lag und dann sind sie plötzlich zusammen zum Ball erschienen."

"Vielleicht hat sie ihn verhext?"

"Oder ihm einen Trank gegeben!"

"Und was ist mit den anderen Drei? Was hat sie mit denen gemacht?"

"Mmh ..."

Solche und ähnliche Gespräche verfolgten Lily seit Tagen in den Fluren des alten Schloßes. Die Ferien waren vorbei und mittlerweile war die gesamte Schule über die neue Freundschaft zwischen der Rothaarigen und den Unruhestiftern unterrichtet. Es hatte zwar der Hälfte der weiblichen Bevölkerung Hogwarts' einen Schock versetzt, als sie mit James zum Weihnachtsball erschienen war, doch hatte man es über die Ferien als einmalig abgetan oder ignoriert. Doch wie blendend sich seit neustem die Eigenbrötlerin mit den beliebtesten Jungs der Schule verstand, ließ sich nicht wegargumentieren. Die Gerüchteküche brodelte, denn niemand konnte sich erklären, woher diese ungewöhnliche Verbindung plötzlich kam. Lily und die Marauder hingegen schwiegen sich darüber aus und lachten sich dann später im Geheimtreff der Fünf halb krank darüber.

Lily hatte Remus, Sirius, James und Peter gegenüber zwar zugegeben, dass sie das Gerede verunsichert und teilweise verletzt hatte, doch vier flammende Reden über Zusammenhalt und dumme Mitschüler später hatte sie angefangen das Getratsche zu ignorieren.

Auch jetzt schnappte Lily das Gespräch der Ravenclaw- Mädchen nur mit halbem Ohr auf. Sie war auf dem Weg zur Großen Halle, wo sie hoffte die Jungs zu treffen. Eigentlich war sie sich sicher, die Marauder dort am Gryffindor- Tisch zu finden, denn es war Mittagszeit und wenn Lily eins schnell gelernt hatte, war es, wie heilig für alle Vier die Mahlzeiten waren.

Die letzten Zweifel wurden sofort aus ihrem Gehirn gefegt, als sie die große Eichentür erreichte und die Vier, die sich ausgehungert ihr Essen hineinstopften, entdeckte.

Sie ließ sich neben Peter auf die Bank fallen und klatschte ein Stück Pergament auf den Tisch. "Ich weiß, wo es ist!", vekündete sie.

Remus ließ sofort das Besteck sinken. "Das nächste Schmuckstück?"

Lily nickte. Sie hatte sich die letzten Tage intensiv mit dem kleinen Buch 'Kinder der Macht' beschäftigt.

"Wo ist es?", fragte James sofort.

"Na ja - Peter hör zu!" Sie stieß den kleinsten Marauder an, dann lehnte sie sich näher über den Tisch und senkte sie Stimme. "Der Autor drückt sich nicht wirklich präzise aus. Ich weiß nicht, von was für einem Schmuckstück er schreibt. Nur das es sehr hoch in Hogwarts versteckt sein muss."

"Das nennst du 'nicht wirklich präzise' ausdrücken?", fragte Sirius stirnrunzelnd.

Lily verdrehte die Augen. "Denkst du wirklich, ich würde so eine Welle machen, wenn ich nicht noch mehr wüsste? Also, der Autor hat nicht konkret gesagt, wo es sich befindet, aber er hat Hinweise im Text versteckt. Demzufolge muss sich das Schmuckstück im letzten Stock von Hogwarts auf einem Turm befinden. Da wir die bekannten ausschließen können, müssen wir wohl nach einem Geheimversteck suchen."

"Ähm -"

"Sirius, warte. Wenn ich es richtig verstanden habe, befindet sich dieses Versteck auf dem Flur zwischen dem Gang zum ersten Stock hinter dem Wandbehang und dem Gemälde von Lennart dem Launischen."

Remus lehnte sich zurück. "Okay, präzise ist das wirklich nicht, aber damit kann man schon was anfangen."

"Nur traurig, dass genau dieser Flur der längste in ganz Hogwarts ist", sagte James. "Aber ich schätze, es ist machbar."

"Wann wollen wir anfangen?", fragte Lily und warf einen warnenden Blick zu einem Drittklässler, der sich zu interessiert zu einer Schale mit Kartoffeln in ihrer Nähe gebeugt hatte, obwohl eine volle vor ihm stand. Schuldbewusst ließ er sich auf seinen Platz zurücksinken. "Wie wäre es mit heute abend?"

"Abend?" Sirius sprang auf. "Sofort ist eher nach meinem Geschmack!"

"Und der Unterricht?", fragte Remus stirnrunzelnd.

"Ach!", winkte Sirius ab. "Binns merkt gar nicht, dass wir fehlen. Kommt schon!"

Alle sprangen auf, nur Peter sah traurig auf seinen noch fast gefüllten Teller.

James erschien neben ihm und zerrte ihn hoch. "Komm schon! Abendessen gibt es doch auch noch."

Peter seufzte. "So wie ich solche Aktionen kenne, werde ich heute nichts mehr zu essen bekommen."

James grinste. "Es müssen eben manchmal Opfer gebracht werden. Und außerdem glaube ich nicht, dass das Ganze stundenlang gehen wird."

Einige Zeit später erreichten sie den Flur im letzten Stock. Sie blieben am Anfang stehen und sahen sich um.

"Was machen wir jetzt?", fragte James und sah schon mal sicherheitshalber hinter das erste Gemälde. Der Bewohner beschwerte sich leise über Ruhestörung.

"Deine Idee ist gar nicht so schlecht", sagte Lily. "Vielleicht sollten wir erstmal die Gemälde und Wandbehänge untersuchen."

"Hat eigentlich jemand die Marauder's Map mit?", fragte Remus, der in seiner Tasche wühlte.

"Nein, warum auch? Wir werden schon keinen Ärger bekommen, nur weil wir hier sind."

"Wir können Ärger bekommen, gerade weil wir hier sind, Sirius! Es ist Unterrichtszeit!"

"Ach egal." Padfoot bewegte sich auf ein Gemälde zu. "Wir werden schon nicht erwischt."

Murmelnd folgte ihm Remus. "Deine Nerven möchte ich mal haben."

Lily sah von James zu Peter. "Vielleicht sollten wir uns aufteilen. James, kannst du am anderen Ende des Ganges suchen? Peter und ich übernehmen die Mitte, okay?"

Die Jungs nickten und die drei verteilten sich gleichmäßig im Flur.

Einige Zeit suchten sie konzentriert, bis auf mehrere Unterbrechungen von den Bewohnern der Bilder, die sich partout weigerten jemanden an ihren Rahmen heranzulassen.

Sirius war gerade dabei sich mit einer grauhaarigen Hexe zu streiten, als Remus nachdenklich den Boden besah und James begann die Wände abzuklopfen.

Durch eine plötzliche Idee begab sich Lily zu dem einzigen Fenster auf dem Gang und versuchte es zu öffnen.

"Was machst du da?", fragte Peter neugierig, der neben ihr erschien und interessiert ihre Bemühungen beobachtete.

"Das Fenster klemmt." Sie ließ von dem Griff ab und zog ihren Zauberstab. "Ich dachte mir, wenn man hinaussieht, müsste man doch den Turm erkennen, oder? Alohomora!"

Peter zog an dem Griff. "Es klemmt immer noch!"

Nachdenklich kratzte sich Lily mit ihrem Stab am Kinn. "Das ist wirklich merkwürdig ..." Einer Eingebung folgend, begann sie den Rahmen abzutasten.

Peter sah ihr stirnrunzelnd zu. "Du meinst, das bringt was?"

"Es ist nur so ein Gefühl ..."

"Mist!", schallte plötzlich James Stimme durch den Gang. "Da ist diese dumme Katze!"

Genau in diesem Moment erklang ein Klicken, als Lily eine bestimmte Stelle am Fenster berührte und ein Stück der Wand öffnete sich wie eine Tür nach außen. Erschrocken durch den fehlenden Halt ergriff Lily Peters Arm und zog ihn mit nach draußen.

Ein erfreutes "Ihr seid ertappt!" erklang noch von Filch aus dem Flur, dann schloß sich die Wand wieder geräuschlos.

Lily setzte sich sofort auf und sah sich um. Sie befanden sich auf einer Plattform, vielleicht drei mal vier Meter und genau vor ihnen stand eine kleine schmale Säule, auf der sich eine Kiste befand. Die Plattform hatte keine Brüstung und Lily wurde bei dem Gedanken, wie hoch über dem Boden sie sich befanden, ein wenig schlecht.

Peter setzte sich leise stöhnend neben ihr auf und rieb sich den Ellenbogen. Als er ihrer Umgebung gewahr wurde, riss er die Augen auf.

"Wo sind wir?", fragte er erschrocken.

"Ich würde sagen auf dem geheimen Turm." Lily schnaubte. "Den habe ich mir allerdings ein bißchen massiver vorgestellt."

Peters zitternder Finger deutete auf das Kästchen. "Meinst du darin ist das Schmuckstück?"

Lily ergriff beruhigend seine Hand. "Bleib locker, Peter. Uns wird nichts passieren. Hier kann sich wohl augenscheinlich niemand verstecken, der uns etwas Böses will und wir wissen doch, dass das Schmuckstück zu mir will. Wir haben es gefunden, also ist doch alles klar, oder?"

Peter sah nicht überzeugt aus. "Ich will ja nicht meckern, Lily, aber bis jetzt haben die Schmuckstücke nie etwas Gutes bedeutet."

"Aber diesmal ist es eine ganz andere Situation, denn ich finde es schließlich freiwillig."

"Na, wenn du meinst." Er drehte sich um und entdeckte stirnrunzelnd eine Tür, die wieder nach innen führte. "Dieses Schloß hat einen Schatten, wenn du mich fragst."

"Diejenigen, die die Schmuckstücke versteckt haben, waren aber auch nicht ganz sauber, wenn du mich fragst!" Lily erhob sich vorsichtig und trat zu der Säule. "Wollen wir doch mal sehen ..."

"Sei bloß vorsichtig!", warnte sie Peter, der sich schnell dicht hinter sie gestellt hatte.

"Bin ich", meinte Lily gut gelaunt. "Aber mach dich lieber schon mal bereit für den freien Fall, falls plötzlich die Plattform verschwindet oder etwas ähnliches passiert." Peter wurde blass. "Schon gut, war nur ein Witz!", beeilte sie sich zu sagen und wandte sich wieder der Kiste zu. Konzentriert steckte sie die Zunge zwischen die Lippen und öffnete vorsichtig den Deckel.

Auf einem Samtkissen lagen zwei funkelnde Ohrringe.

"Schön", murmelte Peter leise. "Bis jetzt ist ja alles gut gegangen."

"Und es wird auch nichts passieren!", rief Lily und nahm schwungvoll das Paar heraus.

Peter keuchte erschrocken auf und stolperte zwei Schritte zurück, bis er gegen die Wand knallte.

Lily stand einen Augenblick mit erhobener Hand und starrte zum Verbotenem Wald, dann drehte sie sich grinsend um. "Nichts passiert!"

Peter ließ seufzend seinen angehaltenen Atem entweichen. "Lass uns trotzdem lieber verschwinden, Lily. Mir ist irgendwie mulmig hier oben." Er drehte sich um und legte die Hand auf den Türgriff. "Sie klemmt", sagte er erstaunt. Er fuhr herum. "Sie klemmt!"

"Keine Panik, vielleicht kannst du sie nur nicht öffnen, weil du kein Auserwählter bist." Sie legte ebenfalls die Hand auf den Griff. "Sie klemmt wirklich", sagte sie verdutzt.

Peter sah sie leidend an. "Das ist irgendwie schlecht, oder?"

o o o o o

"So." Albus Dumbledore legte seine Fingerspitzen aneinander und betrachtete die drei Jungen vor seinem Schreibtisch über seine Halbmondbrille hinweg. "Ihr habt also den Unterricht geschwänzt. Wohl langsam keine Lust mehr?"

"Das ist es nicht, Sir! Wir lieben den Unterricht", beeilte sich Remus zu sagen.

"Ich glaube, du überzeugst ihn nicht", flüsterte Sirius für alle verständlich.

"Und sprich bitte für dich selber!", murmelte James von der anderen Seite.

"Schon gut, Jungs. Ich kann das nachvollziehen. In eurem Alter fand ich Schule ebenfalls schrecklich. Alte Quacksalber, die mir etwas über den Ernst des Lebens beibringen wollten. Ich fand sie furchtbar albern."

"Waren Sie gut in der Schule?"

"Sirius!", rief Remus entsetzt. "Das kannst du doch nicht fragen!"

Dumbledore lachte leise. "Das, mein Lieber, werde ich wohl mit in mein Grab nehmen. Aber jetzt ehrlich: Was wolltet ihr da oben?"

"Wichtige Geschäfte, streng geheim", sagte James, da er in den Jahren gelernt hatte, das Dumbledore anlügen sowieso nichts bringen würde. Lieber die Wahrheit, wenn auch nicht den Grund, nennen.

"Geschäfte? Streng geheim? Na, wenn das so ist." Dumbledore holte eine kleine Schachtel aus seinem Schreibtisch. "Bonbon?"

Die Drei schüttelten den Kopf.

"Ich will euch eigentlich gar nicht weiter aufhalten. Mir wäre es aber sehr recht, wenn ihr dem Unterricht ab sofort wieder beiwohnen würdet."

"Das werden wir!", sagte Remus.

Dumbledore nickte. "Dann könnt ihr jetzt gehen."

Sie waren schon fast zur Tür raus, als der Schulleiter sie noch einmal zurückrief. "Ich weiß, dass Schüler nicht gerne über ihre Angelegenheiten mit mir reden, aber versprecht mir bitte, dass wenn etwas, egal was, ernst wird, ihr mir Bescheid sagt, in Ordnung?"

Sie nickten schweigend. Dumbledore lächelte. "Einen schönen Tag noch."

Zurück auf dem Schulflur verschränkte Sirius die Hände hinter dem Kopf und schlenderte los. "Toller Mann, nicht? Manchmal frage ich mich, was ein anderer Schulleiter mit uns gemacht hätte."

"Wir hätten wohl noch mehr Strafarbeiten über die Jahre bekommen." James gähnte lauthals.

"Meint ihr, er ahnt etwas?", fragte Remus nachdenklich.

"Das ist das Problem an Dumbledore." Sirius runzelte die Stirn. "Man weiß nie, was er weiß. Aber ich schätze, er hat den Verdacht, dass wir in letzter Zeit nicht nur unsere üblichen Streiche planen."

"Wenigstens lässt er uns freie Hand ... Ob Peter und Lily im Gemeinschaftsraum sind? Glücklicherweise wurden wir nicht alle erwischt."

"Lily wäre nicht begeistert gewesen", stimmte Remus zu. "Kommt, wir gehen sie suchen."

o o o o o

"Es wird schon nicht stundenlang dauern, hat er gesagt! Ha! Das ich nicht lache." Peter seufzte und zog seine Beine noch fester an seinen Körper. Die Nacht war schon vor einer Weile über Hogwarts hereingebrochen und ein eisiger Wind hatte zu wehen begonnen. "Es war klar, dass irgendwas passiert."

"Ich gebe zu, dass es mir auch zu einfach vorkam." Lily fröstelte. "Wenn wir uns hier nicht den Tod holen, ist das ein Wunder!"

"Man kann echt niemandem erzählen, dass wir mitten im Januar auf einer Plattform mehrere Kilometer über dem Erdboden gehockt haben", bestätigte Peter. Die beiden hatten sich unter ihren Umhängen dicht aneinander gedrängt und ein kleines Feuer beschworen. Die Schulroben waren zwar dicker als die im Sommer, aber nichtsdestotrotz viel zu kalt für diese Temperaturen. "Meinst du, sie finden uns?"

"Natürlich. Immer positiv denken, Peter!"

Er sah sie schräg an. "Du bist mir nie als der besonders optimistische Typ aufgefallen."

"Bin ich auch eigentlich nicht." Sie lachte trocken. "Nur ist die Situation so furchtbar, dass es eigentlich nur noch besser werden kann."

"Wo du Recht hast ..."

Einen Moment schwiegen sie.

"Warum bist du eigentlich so ein Einzelgänger geworden?"

Lily zuckte mit den Schultern. "Ich weiß gar nicht genau. Vielleicht lag es daran, dass ich gleich am ersten Schultag einen Unfall hatte und eine Woche im Krankenflügel verbringen musste. Als ich wieder gesund war, hatten sich schon Grüppchen gebildet und irgendwie habe ich nirgendwo dazu gepasst." Sie stockte. "Eigentlich wollte ich auch gar nicht dazu gehören, denn vor allem die Mädchen waren mir zu eingebildet. Wir kann man schon mit elf so jungenfixiert sein?"

Peter schüttelte den Kopf. "Frag mich nicht. Mir ist erst mit 16 aufgefallen, dass es noch ein anderes Geschlecht gibt."

Lily lächelte. "Kannst du dich noch an den Einbruch von mir erinnern? Ich habe die Liebesbriefe gefunden."

Peter wurde rot. "Ähm, ach die ..."

"Das muss dir nicht peinlich sein."

Er seufzte leise. "Ich habe sie nie abgeschickt, weil ich mich nicht getraut habe ..."

"Du solltest ein bißchen mehr Selbstbewusstsein gegenüber Mädchen entwickeln. Du bist doch bei uns kein bißchen zurückhaltend und ganz schön schlagfertig! Warum kriegst du das nicht bei anderen Personen hin?"

"Ich glaube, das liegt an meiner Grundschulzeit. Ich war auf einer Muggelschule und wurde immer ausgegrenzt. Niemand wollte je mit mir spielen. Ich war ganz schön einsam..." Er schwieg einen Moment, ein Schatten huschte über sein Gesicht. "Als ich nach Hogwarts kam, waren Remus, James, Sirius und ich nicht sofort beste Freunde. Es hat sich mit der Zeit entwickelt. Auch bei ihnen habe ich mich immer ein bißchen ausgeschlossen gefühlt, bis ... ja ... bis sie mich eines Tages vor dem Angriff einiger Slytherins gerettet haben." Er lächelte versonnen. "Freundschaft ist zwar ein Prozess, aber ab dem Zeitpunkt wusste ich einfach, wie gut wir zusammen passen. Seitdem fühle ich mich bei ihnen geborgen."

Lily starrte auf den Boden. "Lach nicht, aber ich habe auch dieses Gefühl... Ich bin froh, dass wir uns angefreundet haben."

Peter lachte. "Besser spät als nie. Übrigens, ich war wirklich froh, als du mit James zum Weihnachtsball gegangen bist. Ich habe sein Gejammere und seine tollen Pläne dich zu erobern nicht mehr ausgehalten."

Lily rutschte ein Stück weg und sah Peter direkt an. "Was für Pläne?"

"Ach, äh. Nicht so wichtig." Er lächelte verlegen. "Sie waren allesamt dumm. Leider konnten wir ihm über die Jahre nicht alle ausreden."

Verwirrt sah sie ihn an. "Wann hat das denn alles angefangen?"

Peter runzelte nachdenklich die Stirn. "Ich glaube ... So in der ... Ja, in der Dritten."

"Was?" Lily warf ihm einen verdutzten Blick zu. "Das glaube ich nicht!"

Peter sah sie vorwurfsvoll an. "Du hast ihm ganz schön das Leben schwer gemacht."

"Aber ihr- ihr habt mich immer nur geärgert und mir Streiche gespielt!"

"Was erwartest du von einem Kindskopf, einem pubertierendem Verliebten, einem Jungen, der noch nicht geschnallt hatte, dass es so etwas wie Mädchen gibt und jemandem, der keine Chance hatte, sie davon abzubringen?"

Lily schwieg.

Peter grinste sie an. "James hat sich verändert. Er ist erwachsener geworden in den letzten Jahren, auch wenn er manchmal zurückfällt in sein kindisches Verhalten."

"Daran ist Sirius Schuld", grinste Lily.

Peter begann lauthals zu lachen. "Genau, Sirius ist Schuld!"

"Das finde ich jetzt irgendwie unfair."

Lily und Peter fuhren hoch. Zwei Gestalten schwebten grinsend auf zwei Besen vor der Plattform.

"Na?", fragte James lässig. "Braucht ihr Hilfe?"

o o o o o

Lily ließ sich, kaum durch ein kleines Fenster in den Gemeinschaftsraum gestiegen, vor dem Kamin nieder und rieb sich fröstelnd die Oberarme. Remus reichte ihr sofort fürsorglich eine Decke. Peter hingegen wande sich mehr elementaren Dingen zu: Er stürzte sich auf das geklaute Essen, das die restlichen Marauder liebevoll auf den Tisch geschmissen hatten.

Einen Moment spürte Lily selig die angenehme Hitze auf ihrem Gesicht und beobachtete die tanzenden Flammen durch ihre halb geschlossenen Augenlider, dann drehte sie sich um und sah die anderen fragend an. "Wie habt ihr uns eigentlich gefunden?"

"Ach", meinte James leichthin. "Das war gar nicht so schwer."

"Als wir aus Dumbledore's Büro rauswaren-"

"Habt ihr Strafarbeiten bekommen?", unterbrach Peter Remus.

Der schüttelte nur den Kopf und sprach weiter. "Also wir haben euch gesucht, aber nirgends gefunden. Als ihr nicht beim Abendessen erschienen seid, haben wir uns Sorgen gemacht."

"Und sofort die gute alte Marauder's Map zur Rate gezogen", sagte Sirius mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck in Anbetracht ihres Genies.

"Wir haben eine Weile gebraucht, um euch darauf zu finden, aber dann hat uns ganz schön stark irritiert, dass eure Namen außerhalb der eingezeichneten Schloßmauern geschwebt sind."

"Also haben wir Besen besorgt und euch abgeholt", beendete Remus den Bericht.

"Was mich nur verwundert", begann Sirius nachdenklich. "Wir sind schon so oft um das Schloß herumgeflogen, aber die Plattform haben wir noch nie gesehen. Uns wäre sie doch aufgefallen, oder?"

Lily zuckte die Schultern. "Wahrscheinlich wieder so ein Auserwählten-Ding. Ich habe das Teil ja auch nur entdeckt, weil ich meinem Gefühl gefolgt bin."

James nickte zustimmend. "Jetzt lasst uns aber mal zu den interessanten Sachen kommen: Welches Schmuckstück habt ihr gefunden?"

Lily kramte einen Moment in ihrer Robe, dann zog sie die Ohrringe heraus und zeigte sie den anderen.

"Hübsch", bemerkte Sirius und gähnte unverschämt laut. "Hätten wir also drei zusammen."

"Wo meint ihr, ist das nächste Schmuckstück?", fragte Peter und ließ sich gesättigt in das weiche Polster seines Sessels sinken.

Remus sah fragend zu Lily, doch als diese keine Anstalten machte, etwas im Bezug auf das Buch zu sagen, machte er ein ratloses Gesicht. "Ich würde sagen, wir warten einfach ab. Lily, hast du das Buch durch?"

Sie schüttelte den Kopf. "Mir fehlt noch der letzte Teil, aber ich müsste es bald geschafft haben."

"In Ordnung. Ich schätze, es bringt nichts, wenn wir nicht die restlichen Informationen kennen. Lasst es uns erstmal gut sein, okay?" Remus sah reihum die müden Gesichter seiner Freunde und deren träges Kopfnicken an.

"Und außerdem", meinte James, der sich mühsam aus seinem Sessel quälte. "Wissen wir, dass die Schmuckstücke zu Lily wollen. Es kann sich also nur um eine Frage der Zeit handeln, bis sich das nächste meldet."