Elanor: Freut mich, dass die Story klärende Wirkung hat... Celebrían war Arwens Mutter und Galadriels Tochter, mit Lúthien ist sie nur relativ entfernt verwandt... und ein dickes Danke!


Until dawn (Arwens POV von Nathalie)

Jetzt ist er weg.
Einfach verschwunden wie ein Nebelschleier, wenn die Sonne langsam ihre Bahn zieht, aufsteigt am Horizont und ihn mit sich zieht.
Verschwunden wie ein Schatten in der Abenddämmerung, schwindend im Dunkel.
Im Morgengrauen sind sie aufgebrochen, die neun Gefährten, deren Aufgabe es ist, den einen Ring zu vernichten, Sauron endgültig zu besiegen. Ich blickte ihnen hinterher, als sie das Reich meines Vaters verließen, fing ein letztes Mal den Blick deiner Augen, erhaschte ein letztes Mal den Funken Liebe, der in dir brannte... der mir galt. Konntest du es auch in meinen Augen sehen? Einen Schimmer Liebe für dich, den es mir verboten ist zu lieben...
Ich schenkte dir den Abendstern, mit ihm mein Herz und mein Leben, in dem Glauben... nein, in dem Wissen, dass du dieses Geschenk zu würdigen weißt. Denn sei gewiss: Ich gehe nicht leichtfertig um mit Geschenken dieser Art. Es soll dir ein Licht sein an dunklen Orten, wenn die Sonne erstickt wird den schwarzen Wolken des Orodruin, wenn Gewitter aufziehen über den Ebenen des Pelennor und der Regen fällt und fällt... wenn jedes Licht wie ein Traum erscheint und jede Hoffnung vergebens.
Da gehst du hin, lässt mir hier zurück, alleine in einer Welt der Hoffnung und des Lichts... doch ohne deine Liebe erscheint jedes dieser Güter wertlos, kein Leben ist die Unsterblichkeit wert ohne dich.
Verschwunden zwischen den Hügeln, die Bruchtal umgeben. Verschwunden, wahrscheinlich für immer. Denn obwohl dein Kriegsgeschick nicht zu unterschätzen ist, obwohl die Valar dich lieben... wie klein ist doch die Hoffnung, dass du jemals zurückkehren wirst an diesen Ort, der dir eine Heimat gewesen war als Kind, an diesen Ort, an dem ich auf dich warten werde, von jetzt an bis zum Ende der Welt, ob es nun ein glückliches wird oder nicht.
Verschwunden aus meinem Leben, genauso schnell, wie du gekommen bist. Damals, am Tage unserer ersten Begegnung, im feinen silbernen Schimmer der Nacht, auf dem blumenübersäten Cerin Amroth in Lothlórien. So schnell, so unerwartet... so ungewollt ist es geschehen...
... und jetzt bist du weg.
Als selbst meine elbischen Augen dich nicht mehr sehen können in den Bergen am Bruinen, wende ich mich endlich ab. Was bringt es, zu trauern um jemanden, der nicht betrauert werden will... Trauern? So gut wie tot bist du, lebendig begraben seit dem Tag, an dem dir deine Herkunft offenbart wurde von meinem Vater, an dem er dir die Bruchstücke Narsils gab. Seitdem spürtest du die Last deine Bürde auf deinen Schultern, die du kaum zu tragen vermochtest, das Wissen, über Fortbestehen oder Untergang der Menschheit entscheiden zu müssen, eines fernen Tages in einem Land, weit weg von diesem friedlichen Ort der Ruhe und der Besinnung, wo du aufgewachsen bist. Dieser Ort, der jede Furcht und Trauer zu vertreiben vermag... doch nicht für dich. Imladris schenkte dir keinen Frieden mehr, nachdem du erfahren hattest, was deine Aufgabe war; keine Stille schenkte er dir, denn die Stimmen in deinem Kopf konnte niemand mehr zum verstummen bringen; keine Besinnung, den ohnmächtig standest du vor der scheinbar unmöglichen Aufgabe, Berge zu versetzen mit bloßen Händen.... wie schwer muss es für dich gewesen sein... zusätzlich zu dieser entsetzlichen Last nun auch noch eine zweite mit dir zu tragen.

Wie lange ist es her, seit wir uns zum ersten Mal trafen in den Gärten meines Vaters. Wie lange ist es her, seit ich dich ‚Tinúviel' rufen hörte und inne hielt, zum ersten Mal mit dir sprach, zum ersten Mal deine Augen sah... mich zum ersten Mal in dich verliebte... und fühlte, dass es für mich noch eine Wahl gab, eine andere Bestimmung als die, für die ich vorgesehen war. Schon stand fest, dass ich eines Tages gehen würde, dem Rest meines Volkes folgen in die Seligkeit der Unsterblichen Lande Valinors...

... doch dann kamst du... und plötzlich war alles anders. Weder besser noch schlechter, einfach nur anders als zuvor.

Denn plötzlich gab es dich, und schon damals glaubte ich, dass du ein Grund sein könntest für mich, hier zubleiben. Für immer hier zu leben, in dieser Welt voller Dunkelheit und Leid... mit dir.

Jetzt bist du weg, und ich weiß nicht, ob ich dich jemals wiedersehen werde.

War es mein Vater? Hat er mit dir gesprochen, dich dazu bewegt, mir den Abendstern zurückgeben zu wollen? Ich wüsste keinen anderen Grund, warum du es sonst versucht hättest.... denn du weißt, dass ich noch Hoffnung in meinem Herzen trage, ebenso viel wie du... wenn nicht sogar noch mehr. Ich kenne dich, vielleicht besser als du dich selbst kennst, und ich weiß, welches deine Stärken sind. Eine davon ist Überleben. Ich mache mir nichts vor, ich weiß, wie dunkel der Himmel über Mordor ist und wie weit der Arm Saurons reicht... doch ich weiß auch um deine Fähigkeiten... und ich weiß, dass wir uns wiedersehen werden. Wenn nicht in diesem Leben, so dann im nächsten. Denn kein Schiff wird mich fortbringen können von hier, keine Macht der Welt kann mich vergessen machen, was ich fühlte, als wir uns das erste Mal begegneten... ich fühlte... spürte, dass mein Leben mit dir begann, und dass es meine Bestimmung sein würde, auf dich zu warten, gleich wo und wie lange du fort sein würdest.

Wie sehr hat es mich verletzt, dich vor mir zu sehen, dich zu hören, wie du mich bittest, mein Herz zurückzunehmen und mein Leben, meine Liebe. Ich weiß, du hast es nicht böse gemeint, du willst nur mein Bestes.... willst nicht, dass ich mein Leben und alles, was mir jemals teuer gewesen ist aufgebe, nur für dich... doch, eines hätte ich dir gesagt, hätte ich die Worte rechtzeitig gefunden: Du bist es wert. Jeden Schmerz und jeden Verlust über das Ende der Welt und noch viel weiter darüber hinaus.

Jetzt bist du weg, einfach verschwunden wie eine Wolke Abendliebe... doch ich bin noch hier.

Und hier werde ich bleiben, solange die Sonne morgens aufgeht, das Grau der Dämmerung verdrängt und Bruchtal in goldenes Licht taucht, mein Gesicht streichelt und mich wissen lässt, dass es dich noch gibt. Dass du an mich denkst und weißt, ich liebe dich.

TBC...

Wir würden uns wie immer sehr über Reviews freuen ;-)