Liderphin: Vielen lieben Dank für dein Review!


Feel for you (Arwens POV von Mirenithil)

Wir werden uns wieder sehen, gleich was noch kommt und wie lange diese Reise dauert, Geliebter, und sei es am Ende der Welt. Ich höre deinen Schwur, zurückzukehren zu mir, fühle ihn tief in meinem Herzen. Spüre die Hoffnung, die in dir wächst, die dir vielleicht sogar das Leben rettet inmitten dieses Kampfes.

Dort läufst du, durch Feuer und Dunkelheit in den Tiefen der Minen, in die euch der Weg eures Schicksals führte. Was ging dir duch den Kopf, als der Ringträger diese Entscheidung traf? Warst du froh darüber, den Pass des Caradhras verlassen zu können? Enttäuscht, nicht den Weg gen Süden gehen zu können? Erschrocken? Nein, es war keine Angst, die dich ergriff in diesem Moment, du fühltest weder Furcht noch Freude.

Für dich gab es nur eines: Die Reise. Was auch geschah, welchen Weg ihr auch eingschlugt, dir war immer nur wichtig, dass ihr wandertet, keine Rasten einlegtet, nicht untätig Zeit verlort und dem Feind die Möglichkeit botet euch einzuholen, anzugreifen. Dein Ziel war der Weg, nicht die feurigen Kluften des Schicksalsberges, denn von Anfang an war dir klar, dass ihr niemals gemeinsam dort ankommen würdet.

Und nun solltest du dich bestätigt sehen in diesem Glauben.

Ich fühle, was du fühlst.

Die nie gekannte Hilflosigkeit in dem Moment, als er fiel. Schon glaubtest du ihn in Sicherheit, schon hast du aufgeatmet, als plötzlich – so schnell, dass nicht einmal dein geübtes Auge es mehr fassen konnte – der schon besiegt Geglaubte einen letzten Schlag führte und ihn mit sich riss in die unendlichen Tiefen Morias... und du, du konntest nur daneben stehen, in der steinernen Starre der Fassungslosigkeit, daneben stehen, hilflos wie niemals zuvor, und zusehen, wie er fiel, immer und immer kleiner wurde in der schwarzen Dunkelheit... die Zeit schien langsamer zu vergehen, Geräusche verstummten, schwarz wurde die Welt, denn dein Blick galt nur noch der unendlichen Tiefe, in der er verschwunden war... für immer.

Ich fühle deinen Schmerz, Aragorn, mit jedem deiner Schritte, spüre die Furcht, die sich in dir breit gemacht hat als er sagte, dass du die Gefährten führen solltest an seiner statt. Deine Zweifel, ob du diese Aufgabe bestehen kannst. Doch sei gewiss – es ist der Pfad, der dir zu Füßen gelegt wurde, der nur dir bestimmt ist, und wenn du ihn nicht beschreitest, wird es niemand können, Estel. Du weißt das. Führe sie durch diese dunklen Zeiten, die die unseren sind, zurück ins Licht der Könige, die einst die Welt der Menschen erhellten... und komm zurück zu mir.

Dort läufst du, durch Feuer und Dunkelheit in den Tiefen der Minen, in die der Weg eures Schicksals führte. Du wirst es wiedersehen, das Licht von Sonne und Sternen, doch wird es dir niemals mehr so hell leuchten wie zuvor, ehe er fiel. Lass dein Gemüt nicht beschweren von Trauer, nicht in diesen ohnehin schon düsteren Zeiten... es wird eine Zeit kommen für Tränen, doch nicht jetzt.

Dort läufst du, durch Nächte und Wildnis, in der der Weg deines Schicksals liegt. So weit entfernt von mir. Untätig warten muss ich, seitdem du gegangen bist – zwischen Hoffen und Bangen, dich wiederzusehen. Denn obwohl ich weiß um dein Kriegsgeschick, lindert dieses Wissen nicht die Sorge in meinem Herzen, die wächst mit jedem Tag, der vergeht, ohne dass ich eine Nachricht vom Verlauf eurer Reise erhalte.

Ich wandere umher, im letzten heimeligen Haus, dem Haus meines Vaters, ruhelos, nicht beachtend die Blicke, die mir zugeworfen werden. Die Gedanken der Meinen kümmern mich nicht mehr, ihr Unverständnis kränkt mich nicht, berührt mich nicht, schon lange nicht mehr. Selbst die Blicke meines Vaters, von Gram gezeichnet, können mich nicht mehr abbringen von der Entscheidung, die ich zu treffen gedenke. Ich blicke mich um in diesem Hort des Lichts, sehe Schönheit und Weisheit, Güter höchsten Wertes... dann schließe ich die Augen, und sehe dein Gesicht.

Ich habe etwas gefunden, das es wert ist, dafür all das aufzugeben – Estel.

TBC...