Liderphin: Daaaanke!
Elvenpath (Aragorns POV by Idril)
Die Elben singen. Ihre trauernden Stimmen erfüllen die Luft wie der süße Duft der Mallornbäume. Ein Schleier der Trauer liegt über dem goldenen Wald, hüllt uns alle ein. Gandalf fiel. Noch jetzt höre ich seinen letzten Schrei in meinen Ohren nachhallen, die zischenden Pfeile der Orks, das Tosen der zusammenbrechenden Brücke und das feurige Zischen und Lodern des Balrogs.
Niemand, der es nicht erlebt hat, kann wissen, wie es ist, einen solchen Freund zu verlieren, wie der graue Wanderer es für mich war. Niemand kann wissen, wie es sich anfühlt, wie es einem das Herz zerreißt, ihn fallen zu sehen in die bodenlose Tiefe.
Ich selbst übernahm nun die Leitung unserer Gefährtenschaft. Die Verantwortung lastet auf meinen Schultern wie eine schwere Kette, die mich jederzeit erwürgen kann, sobald jemand daran zieht.
Die Hobbits schlafen zusammen auf dem nächsten Fleet. Alles ist ruhig, doch ich weiß, dass Frodo noch wacht. Wir sind nun in Sicherheit, doch ich weiß, das Frodo kein Auge zumacht.
Genau wie ich selbst.
Ich weiß, dass er dort in die Dunkelheit der Nacht hinausstarrt, dem sanften Rauschen der Mallornblätter lauscht.
Ich weiß, dass er sich fragt, ob er seiner Aufgabe gewachsen sein wird, dass er zweifelt.
Ich weiß, wie er sich sehnt, nachdem Ort, an den es ihn zieht, nach seiner Heimat, wo noch Frieden herrscht, dass er sich fragt, ob er jemals wieder dorthin zurückkehren wird.
Genau wie ich selbst.
Wir haben Sicherheit gefunden, Frieden, wenn auch nur für kurze Zeit. Nichts Böses kehrt jemals an dieses ort, auch nicht die dunkle Macht Saurons.
Frieden.
Doch in mir herrscht noch immer Unruhe, ein Kampf. Ich bin zerrissen.
Niemand weiß davon. Sie alle denken, ich wäre stark, ich würde sie führen können, durch alle Gefahr sicher geleiten. Nur Legolas, der Elb ahnt etwas. Ich spüre es. Gandalf, ja er wusste davon. Doch Gandalf ist gefallen.
Jeder Augenblick, den ich hier ausharre, zerreißt mich mehr, jeder Gedanke an dich verletzt mich tiefer als jedes Schwert es vermögen würde. Jede Erinnerung an den weichen Klang deiner Stimme, die sanfte Berührung deiner weißen Haut, den funkelnden Sternglanz deiner Augen foltert mich.
Und doch vermag ich nicht mehr von dir abzulassen. Du verletzt mich tief in der Seele, und doch schenkst du mir auch Frieden. Ruhe. Hoffnung. Liebe.
Ohne dich, hätte ich lange zuvor aufgegeben.
Ich schließe die Augen und schon bist du wieder da. Ich sehe dein engelsgleiches Antlitz vor meinem Gesicht, wie du mich liebevoll und doch so unglaublich traurig anblickst. Ich hebe die Hand und streiche dir sanft über die Wange.
Und deine Augen mit dem Licht des Abendsterns, sie blicken in meine und ich versinke in ihnen. Und all mein Schmerz und all meine Sorge und all mein Leid sind vergessen, nun da ich dich erblicke und dein Leid auch. Und dann lächelst du. Kaum merklich, doch es lässt deine Augen erstrahlen, macht dich schöner, als ich dich je zuvor sah.
Wir beide wissen, dass dies ein Traum ist, nur ein winziger Augenblick der uns gemeinsam vergönnt ist und wir wollen ihn nicht verfliegen lassen, wünschen uns nichts sehnlicher, als dass er ewig anhalten möge.
Und doch, ist es nur ein Traum. Ich öffne die Augen und du bist verschwunden.
Ich bin zurück auf dem Fleet und in den Baumkronen der Bäume leuchten kleine Lichter der Trauer, gehen auf wie strahlende Blüten.
Und die Elben singen ein Lied von Gandalf, schön und doch von so unendlicher Melancholie. Wie unser beider Schicksal: bittersüß.
TBC...
Liest noch jemand außer Liderphin?
