Liderphin: Aber immer doch :) Soweit ich das sagen kann, und obwohl es noch ein wenig dauern wird. So, hier kommt der Epilgo von "... and far away", viel Spaß damit!


... and far away

(Arwens POV by Nathalie)

Noch heute sehe ich dich dort stehen, mit Tränen in den Augen. Noch heute sehe ich Minas Tirith leuchten, noch heute sehe ich uns beide. Noch heute spüre ich dich hier bei mir. Dies war unser Traum, Estel.

Du bist gewandert, durch Schatten und Tod, hast den Willen des Einen ebenso bezwungen wie die Schuld deines Blutes. Du hast die Menschen ins Licht geführt. In all den Jahren ist Mittelerde erblüht wie in der altvorderen Zeit, als die Menschen noch mächtig waren und die Elben zahlreich, als die Welt noch jung war und der Gesang der Ainur noch murmelte im Wind. Bist gewandert in Schatten und im Licht, bist auch noch gewandert, als die Herrschaft Gondors längst in deinen Händen lag. Unseren Kindern hast du die Welt gezeigt, ihnen etwas von dem mitgegeben, was du in den langen Jahren deiner Wanderung gelernt hattest, ihnen etwas von der Weisheit mitgegeben, die du als einziger deines Volkes zu erreichen vermochtest.

Zuhause ist, wo das Herz ist, sagt man unter den Menschen. Immer war ich bei dir mit meinen Gedanken, wo du auch warst. Doch dein Herz war dort zuhause, wo der Weg war, wo die Reise stand und an ihrem Ende eine neuerliche Herausforderung. Du bist nicht geschaffen gewesen für Wände und ein geruhsames Leben. Immer dort, wo der Wind wehte und der Regen weinte, dort zog es dich hin. Über die Hügel und weit, weit weg.

Immer hast du mir versprochen, zurückzukehren zu mir, vor jeder deiner Wanderungen. Und immer hieltest du deine Versprechen; immer kehrtest du zurück, so sicher, wie ein Fluss letztendlich zum Meer zurückkehrt.

Immer. Bis du diese letzte Reise antratest, von der du niemals mehr zurückkehren kannst.

Heute morgen bin auch ich verreist. Eine einsame Wandrerin in einem grauen Elbenmantel. Du hast mich gebeten zu gehen? Meine Entscheidung ist gefallen, melethron. Ich werde gehen, doch nicht in den Westen führt mein Weg. Ich hätte die Erinnerung an dich mit mir nehmen können, für immer am Leben erhalten können... aber es ist zu spät um zurückzuschauen. Unsere Liebe ist gestorben, aber wir haben uns nicht nur ihrer erinnert und sie vergessen. Wir haben sie gelebt... und sie wird vergessen sein, eines Tages... aber wir haben gelebt, Estel, wir beide haben gelebt. Und selbst wenn eines Tages niemand mehr wissen sollte, dass es uns gab, wir man sich doch daran erinnern, dass es jemanden gab, der nicht leben konnte ohne den, den er liebte.

Ohne dich.

Ich kehre zurück nach Lórien, in das Tal des singenden Goldes, in das Tal der träumenden Blüten. Earendil leuchtet auf meiner Reise an diesen besonderen Ort, wo wir uns einst trafen. Himmel und Erde scheinen blass, während ich altvertraute Wege gehe, unter diesen blassen Bäumen, die einmal alle Schönheit Mittelerdes in sich vereint haben. Ein Funke dieses goldenen Zaubers leuchtet noch hier, im Wasser, im Wind der letzten Blätter, in dieser reinen Erde. Ganz allein in diesem Wald, wo ich noch den letzten Atemzüge meines Volkes spüren kann, das ich verließ in dem Wissen, dass ich es niemals mehr wieder sehen werde.

Nicht ohne dich.

Frühling bricht herein über Lothlórien, das Herz der Elbenreiche in diesen sterblichen Landen. Die Blumen auf dem Hügel wenden ihre Köpfe der Sonne zu wie ich mein Gesicht. An diesem kalten, blassen Morgen im Frühjahr spüre ich das Alter auf meinen Schultern, die Leere in meinem Innern und ich weiß, dass es hier und jetzt enden wird.

Niphredil und Elanor. Sie werden meine Ruhestätte sein, solange, bis die Welt sich gewandelt hat und wir uns wiedersehen. Ich will für immer hier liegen und mein Gesicht der Sonne zuwenden, solange sie am Morgen aufgeht. Ich weis, dass ich dich einst in ferner Stunde an fernem Ort wieder sehen werde. Weit, weit werde ich gehen, über die Hügel und weit, weit weg, bis über die Grenzen dieser Welt hinaus.

Ende


(c) 2005 by Kathi Dreamdancer (Eowyn29) & Lily Dreamdancer (Mirenithil)