AN : Das Kap ist nicht ganz mein Stil , ich war so müde , als ich´s geschrieben hab . Dice-Würfel-/Glücksspiel Ha ! Jetzt weiß ich endlich , was POV bedeutet. Danke :-) Ich weiß nicht , ob ihr fremde Reviewantworten lest , würd ich euch aber nahelegen ;-)

AragornsHope - ich.bin.baff. Dass du mich so lobst und zugleich kritisierst ...danke . Zu den Antworten : 1. Mit Harry kommt alles noch später , was , kann ich natürlich noch nicht sagen . 2.Der orangene Himmel...-schmunzel- Aus keinem besonderen Grund, einfach die warme Farbe , eine glückliche Vergangenheit und ein Lied , das mich dazu inspiriert hat . Und Sirius , der Peter eben das sagen wollte , aber niemals konnte . 3. Ich hoffe -bete- wirklich , dass ich es schaffe , die Story aufzulösen und denke , dass sie am Ende fast alle Fragen aufklärt . AN DIESER STELLE AN ALLE : Alle Fragen bitte stellen , damit ich auch keine vergesse :-)

MetaCapricorn -Genau an dieser Stelle sind mir die Tränen auch gekommen ,weil das Kap ja net geplant und so spontan entstanden ist ... Diese nie wiederkehrende Vergangenheit -schnäuz- Ich werde aber kein Peter-Kap machen ,sorry.Was er denkt und fühlt bleibt vorerst seine eigenen Welt überlassen

JoLizard - Ich hab fast bei beiden Mitleid gekriegt. Vielleicht war Peter traurig. Und allein.

Silvertrust - Naja , Harry gammelt immer noch auf der Krankenstation , aber da kommt bald was .

Lobarie - Man könnte sagen , Harry ist nur ein Vorwand , um die Gefühle der anderen zu sehen

InsaBlack - Ob unkreativ oder nicht , ich freu mich immer über dein Feedback . Es bedeutet , dass du beim Lesen nicht einschläfst :-)

HarryBlackPotter - So konntest du immerhin einige Kapitel auf einmal lesen , oder ?

FrodoBeutlich - Wir hatten ihn alle , den Traum ...

Cho - Ich wünschte , ich hätte besser geplant , ansonsten würden vielleicht nicht so viele Fragen offen sein .

Korksie - Auch Sirius wird erwachsen . Ok , ich überleg mir was "Schönes" ...hehehe

Six83 - Ich nehme an , sie haben für´s erste mit Peter abgeschlossen . Klar lässt Sirius das Zeug dort , damit er sich seine Fehler immer wieder vors Auge führen kann . Das mit dem Durchlesen der Bücher nehm ich mir auch immer vor , tu ich aber nie , weil ich im Prinzip nur weiterlese , um es irgendwann hinter mich zu bringen ...Ich glaub , ich bin gleich mit dem falschen Motto zur Welt gekommen -lol- Also ein paar Kapitel sind es noch , das zieht sich noch hinne .

27 KAPITEL : DICE OF NOWHERE

Schon Tage lag er da und ließ sie im Unwissen darüber , was geschehen war . Ließ Hermine , Ron und Sirius bis an ihre Grenzen der Verzweiflung gehen , ohne sich dessen bewusst zu sein . Nur für sie hatte er gelebt , nur für sie atmete er vielleicht weiter . Nur für sie , noch nicht einmal für sich selber .

In gewisser Weise war Remus froh , dass James und Lily das nicht miterleben mussten . Ihr Glück , ihre Ausstrahlung , ihre Ehe wären daran vielleicht zerbrochen . Andererseits - wer wusste das schon? Dieses was wäre wenn ? Nur jene , die hinter die Nebel des Schleiers geblickt und Wahrheiten gesehen hatten , aber keine Realitäten . Abgründe der Seele , Wogen von Schmerz und Freude . Viele waren grausam gewesen , er konnte die Augen kaum aufhalten . Aber das hier ... das hier war viel echter , als alles andere , was er bis jetzt empfunden hatte .

An diesem Krankenbett spielte sich viel mehr ab , als auf ganz Hogwarts . Die Krankenstation war eine eigene Welt , ein eigenes Universum , Chaos in Ordnung . Hier trafen Freunde auf Feinde , Geschenke auf Opfer , Freude und Trauer , Leben und Tod ! Alles an einem Ort , alles um eine Person. Zu alles , was es hier gab , gab es auch den Gegensatz . Hier ging Nacht in Tag und wieder in Mitternacht über . Hier wurden traurige Lächeln gespendet und lachende Tränen vergossen . Alles ... war hier ! Das hier ... war ein eigener Schleier . Hier trafen Ängste und Hoffnungen auf einander .

Aber niemand konnte die Hand ausstrecken , hinein greifen und festhalten . Alles wechselte ,war im Wandel , war unbeständig . Mal flackerten die Augenlider , mal der Herzschlag . Es war ... wie ein Glücksspiel . Im wahrsten Sinne des Wortes ein Spiel , ein Zufall des Glücks . Denn nichts anderes konnte helfen .

Vollmondnacht . Er hörte Schritte , bevor man sie überhaupt gemacht hatte . Er sah ihre Hand , bevor sie die Tür berührte . Er spürte ihren Atem , bevor Tonks Luft holte . Und dann war sie ganz nah .

"Remus ...?"

Draußen war die Sonne schon untergegangen und es war frostig und kalt , der Vollmond bildete langsam seine Gestalt in der Nacht . Sein Körper ziepte unangenehm , es zog in ihm , als würde sein Ich ausreißen wollen , bevor es soweit war . Als würde der Mensch dem Wolf nachgeben und weglaufen . Genauso fühlte es sich an . Die Narbe am Handgelenk begann zu pochen , sich zu röten und zu jucken .

Es war Zeit zu gehen . Mal wieder Zeit sein Lächeln für den nächsten Morgen aufzusparen , sich seinen Instinkten zu überlassen und hilflos zu sein . Tonks sah ihn mitleidig an , als er Harry vorsichtig über die Haare strich und kurz innehielt .

James , dachte er für sich und ließ seine Augen geschlossen . Möchtest du ihn doch bei dir haben , deinen Sohn ? Für eine kurze Zeit ? Ist es das , was du willst , wenn ich dich in ihm sehe ? Aber so bist du nicht . Du wirst ihn nicht festhalten . Wenn er gehen will , dann kommt er zurück hierher und du lässt ihn gehen ... du liebst ihn . Ich liebe ihn auch . Und dich habe ich auch geliebt . Und auch Sirius und Lily , jeden auf eine andere und doch auf die selbe Weise . Vom Anfang bis zum bitteren Ende .

"Ich glaube , ich dreh durch ." , sagte er leise und lächelte wehleidig , als er aufstand und sich zu ihr hindrehte . "Wenn du nur wüsstest ,was ich gerade gedacht habe ..."

"Sag´s mir ."

Aber er schüttelte nur lächelnd den Kopf und beugte sich wieder zu Harry .

"Ich muss los ." , flüsterte er . "Es ist leider schon Vollmond . So lange schläfst du schon , Harry . Weißt du was - Sirius hat Peter besucht , am besten er erzählt dir alles , wenn ihr euch wieder seht . Schlaf gut ."

Dass er fast mit einer Leiche sprach , schien völlig an ihm vorüberzugehen , aber sie sagte nichts . Sie fragte weder nach ihrem Cousin , noch nach Peter , noch nach ihm . Weil während sie erwachsen wurde einsah , dass es Dinge gab , die sie nun einmal gesagt bekommen würde oder nicht .

"Er sieht friedlich aus , nicht wahr ?" , sagte er leise und löschte die Nachttischlampe . Was die Poppy und Dumbledore zu ihm gesagt hatten ... darüber hatte er noch nicht nachgedacht . Hatte sich geweigert , es zu akzeptieren . Und solange er es selbst nicht verarbeitet hatte , konnte er anderen keine weiteren Lasten aufbürden . Er hatte kein Recht , etwas von Harrys Gesundheitszustand zu erzählen . "Mit diesen geschlossenen Augen und diesen unbewegten Gesichtszügen . Oder wie tot ."

"Remus ..."

"Weißt du , wir wissen so gut wie nichts ..." , fuhr er bitter fort und stand langsam auf . "Dumbledore muss sich um Formalitäten kümmern , um uns alle zu schützen , Sirius ... und Ron und Hermine ... Was wir wissen , ist wieso er überhaupt lebt , nämlich weil Peter ihm unbewusst sein Leben überlassen hat . Und das ist alles . Marcus Manson und die gesamte Elite ist tot , Voldemort auf dem Weg zurück nach England , Harry in diesem ungewissen Zustand , Hogwarts wie in einem eisigen Schlaf und wir wissen so gut wie nichts ...niemand ... niemand kann uns diese Antworten geben ..."

"Wir müssen doch hoffen !" Tonks fasste ihn vorsichtig an der Hand . "Er wird aufwachen . Er wird jene , die er liebt , nicht im Stich lassen ! Das ist nicht der Harry , den ich kenne !"
"Da hast du Recht ..." Ein Zittern ging durch Remus´ Körper . Er nahm ihre Hand in seine und ließ sie zu Eis erstarren . "Auch wenn er aufwacht , auch wenn wir unsere Antworten haben ...Das hier wird vielleicht nie wieder der Harry sein , den wir kennen ...Und nicht einmal das wissen wir ...Du denkst sicher , wie ich nur mit ihm Reden kann , wo er nur daliegt , schon halb tot oder nur halb lebendig . Aber ich werde ihn nicht im Stich lassen . Nicht jetzt , nicht morgen , bis zum letzten Atemzug . Das ist doch Harry . Lily und James haben ihn uns anvertraut . Das ist doch ... unser Harry !"

Dann wandte er sich schmerzerfüllt von ihr ab . Als es draußen noch dunkler wurde , da legte sich ein Schutzmantel um ihn . Noch nie war er so deutlich neben ihr und zugleich so unendlich weit entfernt . Es schien , als würden sich sein Geist , die Gedanken und seine Seele von ihm Lösen und mit ausgebreiteten Flügeln in die Nacht verschwinden , wo sie bis zum Morgengrauen sein würden , an einem fremden Ort , vielleicht bei jemand anderem , und dann zurückkommen und ein Lächeln auf sein Gesicht zaubern . Aber während der Wolf seinen Zustand übernahm , da floh die Seele . Zu ...zu ... Tonks stutzte , als ihr für einen kurzen Augenblick das Bild eines Himmels in den Sinn kam . Da flohen seine Gedanken zu einem Himmel in Orange . Seltsam . Sie schüttelte den Kopf . Sie war es , die langsam durchdrehte , nicht er , der übermorgen wieder unterrichten würde , genau wie heute und gestern und vorgestern , immer darum bemüht , ein guter Lehrer , aber auch ein Mensch zu sein .
"Ich gehe in den verbotenen Wald ."

"Aber -!" Sie drehte sich überrascht um und der silberne Faden ihrer Überlegungen der Fantasie riss. "Du kannst doch in dein Büro oder in die heulende Hütte . Es ist unglaublich kalt draußen . Außerdem macht es doch nichts . Der Wolfsbanntrank -"

Aber dann stockte sie , starrte ihn mit weiten Augen an , kein bisschen ängstlich , sondern einfach nur einleuchtend , dann verständnisvoll .

"Und wenn jemand - ?"

"Hagrid weiß Bescheid und alle sind im Schloss ."

"Und wenn doch -"

Ein bitteres Lächeln stahl sich erneut auf sein Gesicht .

"Lassen wir es darauf ankommen . Jetzt ist alles dem Zufall überlassen . Alles . Wahrheit , Genesung , Freude , Liebe ... einfach alles . Das gesamte Leben . Außerdem - " Er senkte den Blick und schüttelte den Kopf . "Ich muss abschalten , ich möchte nicht nachdenken , ich möchte nur heute einmal ..."

Tonks seufzte tief .

"Re- ..."

"Nicht jetzt ... " Er schüttelte den Kopf . "Heute möchte ich nicht Remus Lupin sein . Heute bin ich ... wie...vor lange Zeit ..."

Dann verließ der junge Mann mit wehendem Umhang die Krankenstation und ließ sie allein in der Dunkelheit zurück .

"Noch nie wolltest du so offensichtlich von dir davonlaufen ..." , flüsterte sie in die Stille .

Sie wusste , dass er vor langer Zeit mit Sirius auf sie aufgepasst hatte . An sein junges Gesicht konnte sie sich dank der vielen Photos erinnern . Er hatte sie sogar auf Schultern und Händen getragen ! Ach, Remus ...Sie seufzte . Und wie sehr sie ihn scheinbar geliebt hatte , als sie ihm im tropfenden Kessel nach so vielen Jahren über den Weg gelaufen war . Nachdem so viele tot waren , nach Sirius , nach dem Krieg . Als wäre er ein überlebender Held aus einer alten Zeit und sie war ein Teil davon . Nur hatte sie ihn nicht erkannt . Aber sie . Und in schmerzhafte Erinnerungen gehüllt war er genauso schnell verschwunden , wie er gekommen war . Remus ... und noch immer liebte sie ihn . Nicht so , wie eine Frau einen Mann normaler Weise liebte und doch wiederum so . Wie einen Mann ,einen Vater , einen Bruder , einen Freund . Die Liebe schien grenzenlos zu sein , gleich und gegensätzlich zur der zu Sirius . Denn warum sonst zerbrach ihr Herz , wenn sie ihn so traurig sah , wenn sie sein Lächeln sah und seine sanften Bewegungen durch Harrys Haare . Das musste doch Liebe sein , oder nicht ?

Dieses bittersüßes Gefühl an der linken Seite , ganz nah beim Herzen , das auftrat , wenn sie Harry sah. Sah , wie er litt , wie er da war und wieder weg . Das musste doch Liebe sein , oder nicht ? Wenn sie Angst hatte , aber nicht um sich selbst , sondern um Hestia , Moody , die Weasleys , ja sogar Snape. Sie musste dazu fähig sein , denn was sonst ließ sie weinen und lachen ?

Im Prinzip war ihr Aussehen veränderbar , Nymphadora Tonks konnte sie sein und zugleich McGonagall oder Fudge . Es gab keine Tonks für die Außenwelt . Sie wusste noch nicht einmal , ob sie so , wie sie immer aussah , geboren war . Niemand hatte es ihr je gesagt , weil ihr das noch nie bewusst geworden war . Jedenfalls nie so deutlich . Aber dieses Gefühl war stets das Selbe , also ...

"Also bin ich Tonks . Und das ist Liebe ."

Dann wandte sie sich zu der einzigen Person im Raum um und kniete sich kurz vors Bett . Viele Bandagen waren bereits mehrmals gewechselt worden und hatten kein Blut mehr dran , Rippen und Fingernägel heilten seit Tagen vor sich hin , alles regenerierte .
Vielleicht war sie zu müde , um klar zu sehen oder zu unterscheiden . Aber ihr war , als würden Tausende Worte , Gedanken und Gefühle über ihm kreisen . Langsam aber sicher lösten sie sich wie Rauch auf und er schien sie einzuatmen . Ihr fiel auf , dass seine Hand anders lag . Zuerst ganz normal, nun aber das Handgelenk nach oben gedreht . Dabei hatte es Remus davor genau in den Position berührt .
"Ich dreh durch . Ich ." , sagte sie sarkastisch in die Einsamkeit . "Und nicht er , oder ?"

Und er lag da und schlief so friedlich , atmete sogar langsam und auch nur manchmal richtig tief ein , als würde er wieder Leben in sich spüren . Aber im nächsten Moment war sein Herzschlag kaum zu spüren .

"Harry ?" Es schien , als würde er kurz stillstehen , um ihr zuzuhören . "Du weißt , dass wir dich lieben , oder ? Dass Remus und Sirius und Helena und Marc und Ron und Hermine ... dass wir dich alle lieben . Und das wir auf dich warten , egal wie lange es dauert . Also schlaf dich aus . Du kannst ganz beruhigt schlafen ..." Ihre Stimme wandelte sich zu einem Flüstern , ganz nah an seinem Ohr . "Du bist jetzt in Sicherheit . Keine Eile , träume all deine Träume und wenn sie dir gefallen , dann mach sie wahr , wenn du aufwachst , ok ?" Zärtlich küsste sie ihn auf die Wange . "Wie ein kleiner Bruder ..." Ihre Augen füllten sich mit Tränen .

Dann erhob sie sich und sah kurz gerade aus .

"Zumal ist Er jetzt da ."

Sie drehte sich zur Tür und erblickte eine dunkle Gestalt , die mit verschränkten Armen an der Wand lehnte . Er verschmolz mit der Dunkelheit , die sein Herz umfing . Dabei war auch er zu so viel Liebe fähig ! Wieso ...

"Lässt du es darauf ankommen , ob jemand da ist oder nicht ?" , fragte sie Sirius und bewegte sich auf den Ausgang zu . "Sirius , du machst mir manchmal Angst ."

"Das ist nicht meine Absicht . Wo ist Remus ?"

"Irgendwo ." Sie zuckte die Schultern und sah ihn an , dabei senkte er seinen Blick nach unten . "Weiß ich etwas nicht ? Peter ...?"

"Was solltest du nicht wissen ?" Seine Stimme klang monoton . Er ging an ihr vorbei und setzte sich ans Bett . "Geh schlafen , Nymphadora ."

Einen Augenblick lang riss sie den Mund auf , schüttelte nur den Kopf .

"Er liebte dich , verdammt noch mal !" , platzte es aus ihr heraus und erhob zum ersten Mal die Stimme in der Krankenstation . Ihnen war , als wäre Harry vor dieser Stimme zurückgezuckt . Aber sie minderte die Lautstärke nicht . "Er liebte dich !"

"Und was hat ihm das gebracht ?" , war die Antwort . Er nahm sanft seine Hand , die wieder wie ursprünglich dalag . "Ich liebe ihn auch . Herr Gott noch mal ! Es gibt nichts und niemanden , den ich mehr liebe ! Das er mich tatsächlich geliebt hat , macht mich wahnsinnig . Es war ein Zufall . Nur ein Zufall , dass er mir und nicht Peter glaubte . Wenn du denkst , dass du etwas nicht weißt , dann geh und frag jemanden , der dir bessere Antworten geben kann , als ich es tu !"

"Mein Gott ..." Sie sah ihn kurz an und verließ ebenfalls die Krankenstation , Richtung Kerker .

Ihre Gedanken fuhren Karussell , sie kam sich unnütz vor . Der Orden seit ihrer provisorischen und missglückten Aktion nicht mehr einberufen , von der Arbeit freigestellt , allein in der Nacht mit Gedanken , die sich nicht einfangen ließen .

Ein schlafender Harry , ein Remus , der sich verwandelte , ein stiller Sirius . Die Welt stand Kopf und sie wusste instinktiv , dass sie etwas nicht wusste . Vielleicht nicht , weil es niemand sagen durfte , sondern wollte . Vielleicht war es so dunkel und düster , dass man es ihr nicht aufladen wollte . Sie musste wissen , alles was vor sich ging . Sie wollte alles wissen . Und dazu brauchte sie jemanden , der sich nicht kuschte , ehrlich und direkt zu sein .

Die Nacht des Kerkers machte ihr keine Angst , aber nervös klopfte sie an der Tür . Severus Snape war die erste Anlaufstelle für sie geworden , hinter seinem Rücken fühlte sie sich in letzter Zeit sicher. Aber niemals ließ er jemand an seinen Rücken , wo er nichts sehen konnte . Nun musste auch sie es darauf ankommen lassen , ob er mit ihr sprach . Denn schlafen tat er garantiert nicht . Ein leisen ´Herein´ ertönte .

Als sie durch die Tür trat , verschmolz sie mit ihren schwarzen Haaren und dem dunkelblauen Umhang mit der Nacht . Als sie die Tür zumachte , war es so still , als hätte die Welt innegehalten .

"Tonks , welch eine unvorhergesehene Freude. Brauchen Sie was ? Morphium ? Antidepressiva ?" Sein Sarkastischer Tonfall war wie Leben , seine Stimme war nicht hol und auch nicht monoton , nicht ausgelaugt und müde , sondern fest und kräftig . Es war , als würde sie hier aus einer Totenwelt ins Leben zurücktreten .

"Snape ." , sagte sie fest , aber leise . "Sagen Sie mir , was vor sich geht ."

Er lehnte über seinem Schreibtisch , in irgendein Pergament vertieft und sah sie mit unverhohlener Überraschung an , seine Augenbrauen wanderten höher und der zynische Zug um seine Mundwinkel legte sich .

"Bitte , was soll ich Ihnen sagen ?"

Sie ging hastig mehr Schritte in den Raum , mehr Schritte in sein Gebiet und er ließ es ruhig zu . Ihre Fassade bröckelte .

"Sie sollen es mir sagen !" , forderte sie mit zitternder Stimme . "Was ist mit Harry ? Was ist mit Peter? Sagen Sie mir die Wahrheit . Wie schlimm ist es um seinen Gesundheitszustand ?"

"Oh , lernt jemand meine Direktheit zu schätzen ?" , fragte er in einem süffisanten Unterton . " Fragen Sie die Schwester oder den Direktor ." Er machte eine abschätzende Geste und verstaute ein Buch im Regal . "Ich bin nicht für Potter zuständig . Fragen Sie Ihren geliebten Cousin , er wird wohl mehr wissen ."

"Spar dir deine aufgesetzte Überheblichkeit ." , fauchte sie ihn an . "Du weißt mehr als ich , ich war seit Tagen nicht mehr hier . Du wirst doch wohl wissen , wie es um seinen Gesundheitszustand steht . Oder verkriechst du dich noch mehr in deinem Keller und kommst gar nicht mehr raus ? Was ich allerdings bezweifle , immerhin bist du Lehrer . Verhalte dich doch auch mal pädagogisch oder -"

"Halt mal die Luft an !" Anscheinend war auch er angespannter und nervöser . "Ich weiß nicht , was du von mir willst . Pettigrew rettet Potter das Leben . Was mit ihm ist ? Weiß ich nicht , interessiert mich auch nicht sonderlich und wahrscheinlich wird er es auch nicht wissen , wenn er aufwacht ." In jenem Augenblick stockte er . War ihm tatsächlich etwas unbewusst rausgerutscht ? Er räusperte sich, um das Kalte für seine Stimme zu gewinnen .

"Sie haben richtig gehört , Tonks . Bei Potter tritt eine unzulängliche Anomalie auf , die wir mit Magie nicht aufhalten können . Hätte er einfach so das Gedächtnis verloren , könnten wir es mit einem Zauberspruch binnen Sekunden zurückholen , aber auf Grund seiner Leglimentikkenntnisse ist es nicht möglich . Allerdings -"

Er sah , wie die junge Frau vor seinen Augen erstarrte , sowohl körperlich als auch geistig und in den nächstbesten Sessel vor dem Kamin kippte , der leicht glimmte . Ihre Pupillen reagierten nicht , als sie ins Licht sah .

"Tonks ?" Mit eiligen Schritten war er bei ihr und klopfte ihr auf die Wangen . Sie reagierte für einen Augenblick nicht . Die Temperatur wich aus ihrem Körper , die Haar- und Augenfarbe flackerte. Bis alles wieder normal war . "Tonks , hören Sie mich ? Sag was , wenn du mich hörst ."

Ihre Augen wanderten langsam vom Feuer zu ihm .

"Er ... wird sich vielleicht an nichts erinnern können ? Meinst du das etwa damit ?"

"Allerdings -" , fuhr er leicht genervt fort und fuhr sich über das Gesicht , als würde er sich keine Blöße geben wollen . "Wie ich gerade sagen wollte - es besteht die große Wahrscheinlichkeit , dass ihm nichts zustößt , er aufwacht und alles weiß . Das ist sogar am wahrscheinlichsten . Es könnte zwar vorkommen , dass er manche Dinge nicht weiß - Zaubersprüche oder Geburtstage - aber nichts wirklich ernstes . Also verfall nicht gleich in Panik ."

Snape entfernte sich von ihr , nahm ein Glas in die Hand .

"Rot oder Weiß ?"

"Bitte ?" Sie starrte ihn apathisch an .

"Der Wein ?" Er schnaubte und kippte Rotwein in das Glas . Dann noch zwei Phiolen irgendwelcher Tränke . Anschließend kam er wieder zu ihr , setzte sich auf einen Stuhl neben ihr und reichte es ihr . "Neutralisiert den Geschmack und verhindert den Würgreflex , so behältst du das , was du getrunken hast , in dir und mein Teppich bleibt sauber ."

"Und ich dachte , du würdest mir die Medizin aus Nächstenliebe versüßen ." Sie lachte benommen . Seine Anwesenheit machte sie heiter . "Was ... ist das ?"

Aber dann spürte sie die Müdigkeit und ihre Zunge wurde lasch .

"Morphium und Antidepressiva ." Ein Grinsen huschte über sein Gesicht .

"Meine Güte , war ...das ein Anflug von Humor ...Snape , du überrascht mich ..."

"Es ist ein Mittel gegen Schockzustände und körpereigene Unterkühlung ." , sagte er sachlich und nahm ihr das Glas aus der Hand , bevor es zu Boden fiel ."Aber es macht schläfrig ."

Tonks lachte wieder .

"Beim letzten Mal hab ich dir das Glas abgenommen ...!" Sie kicherte weiter . Severus sagte nichts , sondern nahm die Decke vom anderen Sessel , deckte sie zu und entzündete den Kamin . "... du machst mir keine Angst mit deiner Kälte ..."
"Und du imponierst mir nicht mit deine aufgesetzten Stärke ." , entgegnete er . Das brachte sie wieder zum Lächeln .

"Na , dann ist ja alles ok ... Ich hoffe , dass ...du dich nicht an mir vergreifst ... während ich schlafe ."

"Nicht ohne deine Einverstä -"

Aber auf einmal fiel das Glas doch zu Boden , zerschellte in tausend Scherben . Niemals würde Tonks diesen Augenblick vergessen .

Severus sprang auf , packte seinen Oberarm , seine Augen waren zwar nicht entsetzt , aber die Pupillen wurden klein , er sah sich im Zimmer um . Hastig warf er sich einen warmen Umhang rüber . Auch sie erhob sich .

"Voldemort - ?" , flüsterte sie erstickt . Er packte sie am Arm , während er mit der anderen Hand Flohpulver aus einer Dose in den Kamin warf . Die warmen Flammen wurden kalt und grün .

"Er ist wieder da ." , sagte er eindringlich. "Voldemort ist nach England zurückgekehrt .Du musst Dumbledore ausfindig machen und es ihm sagen . Beeil dich ." Dann schubste er sie in den Kamin .

"Warte !" Sie griff nach ihm , bevor er apparieren konnten . Er starrte sie . "Bitte ... bitte pass auf dich auf !"

"Es ist nur ein Meeting , nichts Wichtiges ..."

"BITTE !"

Dann riss der Farbstrudel aus Hogwarts und sie sah ihn mit geschlossenen Augen verschwinden . Sie musste vertrauen . Aber nicht auf Severus .

Er war ein geschickter Mann , aber Voldemort war unberechenbar . Sie musste auf den Zufall vertrauen . Auf den Zufall . Vielleicht würde nichts passieren . Wahrscheinlich . Aber ...

Harry war dem Zufall ebenso ausgeliefert , wie Severus . Der Gedanke daran ließ ihr die ganze Nacht keine Ruhe .