Kapitel 6
Kagome blinzelte ein paar Mal und fand sich in ihrem Zimmer wieder. Alamiert schnellte sie hoch und blickte hastig um sich. Als sie einen unversehrten, aber tief schlafenden Inu Yasha auf dem Boden ihres Zimmer entdeckte, entspannte sie sich wieder. Nachdenklich stützte sie ihren Kopf auf ihre Hände und überlegte, wie sie ihn wieder wecken konnte. „Inu Yasha? Inu Yasha!", rief sie, stand auf, ging zu ihm und ließ sich neben ihn nieder. Er lag auf dem Rücken, Arme und Beine von sich gestreckt. Sie beugte sich über seine Ohren. „In der Küche wartet ein großer Topf mit Ramen, nur für dich allein." Er zuckte nicht einmal mit den Ohren. Sie seufzte.
Dann eben auf die harte Tour.
„Osuwari!"
Auch das störte seinen Schlaf nicht weiter. Sie schlug die Hand an die Stirn.
Er trägt doch die Kette nicht mehr! Ich habe mich viel zu sehr daran gewöhnt.
Eine andere Idee formte sich in ihren Gedanken. „Tut mir leid", entschuldigte sie sich, griff nach seinem linken Ohr und zog kräftig daran. Nicht einmal die kleinste Regung.
Was sollte sie denn noch tun? Panisch schaute sie ihn an.
Folge deinem Herzen, hallte Midorikos Rat in ihrem Kopf nach.
„Folge deinem Herzen, ha ha. Was hast du hier auch gesucht?" Sie betrachtete sein schlafendes Gesicht und strich eine Haarsträhne aus seinen geschlossenen Augen.
Ich liebe dich so sehr, warum kannst du nicht das gleiche für mich empfinden?
Er rührte sich auf einmal. Erschrocken zog sie ihre Hand zurück.
Was war das gewesen? Wie hatte sie das gemacht?
Erneut fuhr sie mit ihrer Hand über seine Stirn, doch dieses Mal geschah nichts.
Folge deinem Herzen!
Eine andere Idee kam ihr in den Sinn.
Ich muss ihn küssen!
Sie errötete bei diesem Gedanken. Nein, das wäre viel zu peinlich und außerdem wäre er bestimmt sauer, oder mindestens genauso peinlich berührt, wie sie. Aber der Gedanke ging ihr nicht mehr aus dem Kopf, besonders seit dem Kuss des anderen Inu Yasha. Sie kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
Ach, ich werde ihn nur ganz kurz küssen, er wird es nicht einmal merken.
Mit klopfenden Herzen beugte sie sich über ihn und senkte vorsichtig ihre Lippen auf seine. Es war nur der Hauch einer Berührung, kein wirklicher Kuss, aber es reichte, um seinen magischen Schlaf zu stören. Dieses Mal murmelte er sogar etwas vor sich hin, wurde aber wieder still.
Es hat funktioniert!
Sie lächelte triumphierend.
Aber, es hat noch nicht gereicht.
Ihr Herz fing an zu klopfen.
Ich muss all meine Gefühle hinein legen, so wie damals im Schloss. Wenn ihn das nicht aufweckt, weiß ich auch nicht weiter.
Sie seufzte und beugte sich wieder über ihn. „Den Pfeil rauszuziehen war einfacher gewesen. Aber du kannst nicht ewig auf meinem Boden schlafen." Sie betrachtete sein entspanntes Gesicht und ihr Herz klopfte so laut, dass sie sich wunderte, dass er nicht allein davon schon erwachte. Schließlich gab sie sich einen Ruck. „Ach, verdammt, es ist ja nicht das erste Mal und er wird es auch verstehen." Entschlossen beugte sie sich erneut über ihn und presste ihre Lippen dieses Mal etwas länger auf seine.
Sie fühlte, wie er langsam zu sich kam. Kagome wollte ihren Kopf heben, als sich plötzlich zwei Arme um ihren Oberkörper legten und sie an seine Brust pressten. Seine Augen öffneten sich. „Kagome? Bist du in Ordnung? Du...hast unter dem Bann des Juwels gestanden und hast nicht mehr reagiert. Ich wollte zu dir, aber da war so eine verdammte Barriere dazwischen", sagte er noch etwas schläfrig. Kagome war hin und hergerissen zwischen innerlichem Schreien und sicherem Wohlbehagen. „Es...es geht mir gut", wisperte sie. „Gut. Wieso liegst du dann auf mir?"
„Weil du mich festhälst." Und er hatte nichts von dem Kuss bemerkt? Ihr Stolz war verletzt und Ärger flammte in ihr auf. „Lass mich los", forderte sie ihn schroff auf.
„Pah." Seine Arme ließen sie augenblicklich frei und sie rollte sich sofort von ihm runter und setzte sich auf. Inu Yasha tat es ihr gleich, machte es sich ihr gegenüber bequem, mied aber ihren Blick. Hatte er es doch bemerkt? War es ihm ebenso peinlich wie ihr? Oder war ihm ihre Nähe so unangenehm?
„Wieso...wieso hast du mich...geküsst?" Seine leise Frage verriet seine Unsicherheit, die sie auch fühlte. Kagome seufzte erleichtert auf. „Ich habe dich nur von einem Bann befreit."
„Indem du mich küsst?"
„Also, ich habe ja alles mögliche versucht, aber du hast nicht reagiert."
„Und da hast du mich einfach geküsst." Wieso machte er daraus so ein Drama?
„Es war die einzige Möglichkeit! Du würdest jetzt immer noch schlafend auf meinem Boden liegen, wenn ich dich nicht geküsst hätte! Tut mir leid, wenn ich deinen Schlaf gestört habe", sagte sie beleidigt.
Inu Yasha sah sie erstaunt an. „Ich dachte, dir gefällt das nicht."
„Was?"
„Dass ich dich küsse."
„Wie kommst du denn darauf? Wir haben uns ja noch nie geküsst!", antwortete sie entrüstet.
„Das ist nicht wahr." Alle Unsicherheit bei ihm war auf einmal verflogen. Er sah ihr in die Augen und Kagome schnappte erschrocken nach Luft. „Das...zählt nicht. Du warst dabei, dich in einen Dämon zu verwandeln!"
„Ich werde das niemals vergessen. Und auch nicht, wie wütend du hinterher warst." Er war darüber offensichtlich traurig.
„Ist mir etwas entgangen?"
„Du wolltest nichts mehr davon wissen und als ich dir versichert habe, dass es nichts besonderes war, hast du mich wieder auf den Boden geschickt."
„Ich...habe...es war doch nur wegen Miroku! Weil er sich auf einmal wie ein Idiot verhalten hat, nur weil wir uns geküsst hatten! Und das O-Wort war die Bestrafung für deine Unsensibelheit."
„Ich wollte dir nur einen Gefallen tun! Schließlich warst du es, die herumgeschrieen hat, sie will sich nicht daran erinnern!", brauste er auf.
„Aber nur um Sango zu beschützen!", fuhr sie ihn an.
„Soll das heißen, es hat dir nichts ausgemacht?" Er sah sie mit großen Augen an. Ihr Mund verzog sich zu einem Lächeln. Sie hütete diese Erinnerung wie einen Schatz, aber sie wurde auch von Ängsten begleitet. Damals hatte sie für einen Moment befürchtet, ihren Freund verloren zu haben, als er sich in einen Dämon verwandelt hatte. Sie hatte all ihre Liebe in diesen einen Kuss gelegt und gebetet, dass ihre Liebe stark genug war, die Verwandlung rückgängig zu machen. Zu ihrer Überraschung hatte Inu Yasha nach seiner Rückwandlung ihren Kuss erwidert. Und wären sie nicht gerade in einen Kampf auf Leben und Tod verwickelt gewesen, wer weiß was dann geschehen wäre?
„Kagome?" Sie hob ihren Kopf und begegnete seinem besorgten Blick. „Warum willst du uns verlassen?"
„Ich verlasse euch nicht, ich werde nur nicht mehr so oft kommen können."
„Aber du kannst doch bei einem Heiler in meiner Zeit lernen." Eine Möglichkeit, an die kurzfristig auch schon gedacht hatte.
„Warum sollte ich das?" Sie würde ihr Leben in ihrer Zeit nicht einfach so aufgeben. Es bedurfte schon eines wichtigen Grundes.
„Was ist das für eine blöde Frage?", fauchte er sie an. Kagome war es leid, dass er nicht endlich klare Verhältnisse schaffen konnte. Immer dieses Ausweichen, das Vorschieben der Gefühle ihrer Freunde. Aber was fühlte er? War sie nur eine Freundin? Oder mehr.
„Das Juwel ist komplett, Naraku besiegt und um die anderen Dämonen zu bekämpfen braucht ihr mich nicht. Meine Aufgabe ist erfüllt."
Sie konnte sein ärgerliches Grollen hören. Nein, dieses Mal würde sie es ihm nicht leicht machen. Wenn er wollte, dass sie zu ihm zurückkehrte, musste er es sagen. Sein Grollen verstummte plötzlich. „Würdest du bleiben, wenn ich ein Mensch wäre?"
„Nein!" Er zuckte zusammen, bei ihrem heftigen Widerspruch. „Wage es ja nicht, dich in einen Menschen zu verwandeln!" Ihre heftige Reaktion verwunderte ihn. Kagome lachte nervös. Ihr Ausbruch war übertrieben, aber nachdem, was sie gerade erlebt hatte, verständlich. Doch sie wollte nicht darüber reden. Sie lächelte und streckte ihre rechte Hand nach seinen Ohren aus und zog leicht daran. „Es wäre um diese hier doch schade", sagte sie sanft.
Seine Augen wurden immer größer, doch er fing sich schnell wieder und er grinste. „Es geht also nur um meine Ohren."
Kagome beschloss auf sein Spiel einzugehen. „Natürlich, um nichts anderes. Und die Haare."
„Meine Haare? Du bist nur wegen meiner Haare und meiner Ohren geblieben?", rief er mit gespielter Entrüstung. Kagome kicherte. „Dann werde ich alles tun, um sie zu behalten", setzte er ernst hinzu und ihr blieb das Lachen im Halse stecken. Sie war überglücklich diese Worte zu hören. Das bedeutete, Inu Yasha hatte eine endgültige Entscheidung getroffen: er würde ein Hanyou bleiben.
Gegen ihren Willen stiegen ihr Tränen in die Augen und mit einem Aufschluchzen fiel sie ihm um den Hals. „Kagome? Habe ich was falsches gesagt?" Sie konnte seine Verwirrung hören und umarmte ihn fester. „Es...es ist alles wieder in Ordnung. Und ich bin froh, dass du lebst und ein Halbdämon bist."
„Hä?" Inu Yasha verstand ihren plötzlichen Stimmungswechsel nicht, aber er schloss seine Arme um ihren Körper und versuchte sie zu trösten. Erschöpft und glücklich entspannte sie sich in seiner Umarmung und beruhigte sich wieder. „Aber ich will nicht, dass du es nur für mich tust", murmelte sie in seinen Suikan hinein. „Pah, ich tue immer nur das, was ich will, das solltest du doch wissen."
„Ich meine es ernst. Es ist deine Entscheidung, du musst damit leben." Sie verstärkte ihre Umarmung. „Und wenn ich mich eigentlich in einen Menschen verwandeln wollte?", fragte er unschuldig. Er wollte sie nur ein bisschen ärgern, aber ihr war nicht der Sinn danach. Zu lebhaft waren die Bilder ihrer Vision noch im Kopf. „Das darfst du nicht!"
„Meine Ohren sind dir wichtiger, als meine Gefühle?" Unter anderen Umständen hätte sie sich über seine Scherzversuche mehr als gefreut, aber nicht in diesem Augenblick. Sie packte seine Schultern und schüttelte ihn. „Versprich mir, dass du dich weder in einen Dämon, und schon gar nicht in einen Menschen verwandelst!" Als er nicht sofort reagierte schüttelte sie ihn heftiger. „Versprich es mir!"
„Verdammt, was ist denn plötzlich in dich gefahren? Ich habe doch gesagt, dass ich ein Halbdämon bleibe! Verstehst du keinen Spaß mehr?" Er war verärgert, und das mit Recht. „Tut mir leid, hab wohl ein bisschen überreagiert", murmelte sie. Inu Yasha verengte seine Augen. „Hat dein komisches Verhalten mit deiner seltsamen Starre zu tun? Was war da los?" Sie wollte ihn wegstoßen, doch er zog sie enger an sich heran. „Erzähl mir, was passiert ist", forderte er sie in sanfterem Ton auf. „Na schön, aber ich warne dich, ich werde bestimmt heulen."
„Pah, als ob es das erste Mal wäre", erwiderte er und zuckte schon zusammen, weil er befürchtete, von ihr gebannt zu werden. Statt dessen holte sie tief Luft und erzählte ihm von ihrer Vision, welche ihr das Juwel beschert hatte, nachdem sie leichtsinnig einen Wunsch geäußert hatte. Inu Yasha hörte ihr zu und sagte kein Wort. Als sie fertig war, sah ihn aus tränenverschleiernden Augen an. So, wie sie es prophezeit hatte und wartete auf seine Reaktion.
Es war eine typische Inu Yasha Reaktion.
„Du machst dir wie immer, viel zu viele Sorgen." Seine unsensiblen Worte brachten sie, wie immer, in die Realität zurück. Alle Tränen waren vergessen, statt dessen warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu. „Wer hat denn behauptet, dass ich wegen dir heule? Es hat mir um den anderen Inu Yasha leid getan!"
„Pah, ist mir doch egal, um wen du heulst, aber warte gefälligst damit, bis ich weg bin! Ihr Weiber seid immer so empfindlich!"
Die Luft schien zwischen den beiden aufgebrachten jungen Menschen vor Spannung zu knistern, aber dieses Mal war es anders, als sonst. Kagome war wütend, aber ein anderes Gefühl, das sie nicht definieren konnte, schlich sich in ihren Ärger mit hinein.
Er hat es verdient! „Osuwa..." Drohend war er einen Schritt näher gekommen, ihre Gesichter waren nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt. „Wage es ja nicht, Kagome." Seine leise Drohung wirkte nicht beängstigend, aber ungeheuer provozierend. „Sonst was?"
„Werde ich dich zum Schweigen bringen." Kagome schluckte, bis ihr Blick auf seinen Hals fiel. Wann werde ich mir merken können, dass er die Kette nicht mehr trägt? Wir haben uns wohl beide zu sehr daran gewöhnt. Sie legte ihre Hand auf seine Brust, dort wo früher die Kette hing. „Ich vergesse das immer wieder. Und du offensichtlich auch." Beide erröteten. Als sie ihre Hand zurückziehen wollte, hielt er sie fest. „Versprich mir, dass du wieder kommst." Und damit waren sie wieder zum Anfang ihres Gespräches zurückgekehrt.
„Warum?"
„Weil...weil Shippo die ganze Zeit herumjammern wird und mir damit voll auf den Sack geht! Miroku und Sango machen aus mir wieder den Buhmann, weil du nicht mehr kommst."
„Sie sind nicht das Problem. Sogar Shippo hat begriffen, wie wichtig das ist und dass es kein Abschied für immer ist. Warum schiebst du immer die anderen vor? Soll ich wirklich nur wegen den anderen wieder kommen?"
„Sie sind doch deine Freunde, oder?"
„Ja, aber sie sind nicht meine Verbindung zum Mittelalter. Du weißt, warum ich geblieben bin." Sie musste ihm doch auf die Sprünge helfen.
„Ich habe dich gezwungen, mit mir zu kommen."
„Am Anfang, aber später bin ich freiwillig geblieben, wegen dir."
„Ich weiß, du hast gesagt, du wolltest mich wieder sehen."
„Und daran hat sich nichts geändert." Sie lächelte ihn an. Er drückte leicht ihre Hand, die er immer noch hielt. „Eine Woche."
„Einen Monat."
„So lange!" Seine Augen verrieten seine wahren Gefühle. Aber sie wollte es auch hören! Doch mehr als einen unendlich traurigen Hundeblick würde sie vorerst wohl nicht bekommen. Damit war die Entscheidung gefallen. „Die Zeit wird wie im Fluge vergehen. Ein Monat ist nicht lange." Zähneknirschend akzeptierte er es, doch dann kam ihm ein anderer unliebsamer Gedanke. „Was ist mit diesem Nachkommen von Akitoki? Wirst du ihn wieder sehen?"
„Hojo? Vielleicht, wenn ich Zeit habe." Inu Yasha gab sich wirklich Mühe, seine Eifersucht im Zaum zu halten, aber nach fünf Sekunden war es um seine Selbstbeherrschung geschehen. „Wieso, gibt er auch solch ein Gesülze von sich, wie Koga es getan hat? Pah, ich werde nie verstehen, wieso ihr Weiber auf so ein blödes Zeug hereinfallt." In diesem Moment bereute Kagome es aufrichtig, ihn von der Kette befreit zu haben.
Ich muss mir unbedingt etwas einfallen lassen, diese Beleidigungen werde ich mir auf keinen Fall gefallen lassen!
„Oh ja, und er kann es noch viel besser, als Koga. Hojo hat früher einmal Gedichte über mich geschrieben...wie ging das eine doch gleich?
‚Haare schwarz wie Ebenholz,
Haut weiß wie Schnee,
ja! das ist meine Kagome!" Glücklicherweise kannte Inu Yasha nicht das Märchen von Schneewittchen, sonst hätte er ihre Lüge schnell durchschaut. Sein Gesichtsausdruck, eine Mischung aus Ekel und Fassungslosigkeit amüsierte sie sehr und sie musste sich sehr zusammenreißen, um nicht zu lachen.
Das war besser, als die Bannkette!
Fieberhaft überlegte sie sich noch weitere Passagen aus der nichtvorhandenen Sammlung von Hojos Liebesgedichten und begann voller Inbrunst ein weiteres ‚Gedicht' vorzutragen:
„Wie ein Engel schwebt sie graziös an mir vorüber!
Ach, könnte ich mich doch jeden Tag in ihrem Lichte sonnen.
Dunkle Augen, die mich liebend ansehen und kann mein Glück nicht fassen!"
Inu Yasha hatte nun die Arme vor der Brust verschränkt und grinste wissend. „Dieser Trottel hat doch keine Ahnung. Engel? Graziös? Pah, wenn ich daran denke, wie oft du stolperst...das ist alles andere als graziös." Ohne, dass es Kagome bemerkte, hatte er den Spieß umgedreht. Doch das Lachen blieb ihm im Hals stecken, als er ihre nächsten Worte hörte, die mehr wie eine Drohung, als ein Liebesgedicht klangen: „Das beste hast du natürlich noch nicht gehört, es heißt: unser erster Kuss!" Ihm fiel die Kinnlade herunter. Sie konnte die Frage, wie eine leuchtende Reklame, auf seiner Stirn sehen: hatte Hojo sie wirklich geküsst?
Kagome jubelte innerlich, jetzt hatte sie ihn!
Aber es musste echt wirken, vielleicht würde er dann seine Lektion endlich lernen. Sie schloss die Augen und rief sich jenen Moment ins Gedächtnis zurück, als Inu Yasha sie geküsst hatte. „Das zaghafte Berühren deiner Lippen, so sanft wie eine Feder,
tragen mich hoch in den Himmel hinaus.
Stark und unbesiegbar fühle ich mich,
sicher und Geborgen, weil ich weiß, du bist da und fängst mich auf.
Keine Worte können das Gefühl beschreiben, außer diesen: ich liebe dich."
Sie öffnete die Augen. Sämtliche Rachegelüste waren verschwunden. Inu Yasha sagte nichts. Er war ebenso sprachlos, wie sie. „Das war nicht Hojo", sagte er. Sie schluckte die Tränen herunter. „Das war unser Kuss", setzte er leise hinzu.
Wie konnte er das wissen?
Das war Inu Yasha, er war in solchen Dingen unsensibel, wie konnte er wissen, dass sie von ihrem Kuss gesprochen hatte?
Seine Augen begannen zu leuchten und er lächelte sie glücklich an. „Wir sehen uns in einem Monat wieder. Und lass mich nicht warten." Dann drehte er sich um und sprang aus dem Fenster raus. Kagomes Herz raste immer noch.
Er erwidert meine Gefühle!
Natürlich hatte er es nicht direkt gesagt, aber er hatte gewusst, dass es ihr gemeinsamer Kuss war.
Er hatte es sofort gewusst.
Kein Zögern, kein Nachdenken, kein Spott.
An diesem Abend schlief Kagome glücklich ein.
