Ein dickes Danke und einen Knuddler an meine Beta-Leserin Yamica!
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Kapitel 5
„Was soll das? Was machst Du da Doc?" Sawyers Augen waren weit aufgerissen und Jack fiel vor Schreck nach hinten über, auf den Boden.
Was sollte er jetzt nur sagen? Er wollte den anderen doch in keinem Fall verschrecken. Er war ein solcher Idiot! Wie konnte er nur?
„Sorry, ich habe nur deine Temperatur fühlen wollen und bin dabei nach vorn übergekippt." Jack schüttelte über sich selbst den Kopf. Wenn er ihm diese Ausrede abnehmen würde... „Ach so. Und ich dachte schon du wolltest mich küssen, Doc!" kicherte Sawyer, wie ein kleiner Junge.
Der Arzt schluckte. Er hatte es ihm tatsächlich abgenommen. Erleichtert lachte er
„ Was denkst Du denn James Sawyer, ich habe solchen Entzug, dass ich dich im Schlaf überfalle." Sawyer schaute den anderen auf Grund seiner ungewohnten Ausdrucksweise mit hochgezogenen Augenbrauen an... „Wäre eine neue Seite an dir Doc." Kam es ein bisschen provozierend, bevor er sich wieder zurück legte um weiterzuschlafen. „ Und jetzt bitte, ich brauche meinen Schönheitsschlaf!" sagte er noch und drehte Jack den Rücken zu.
Jack stand am Morgen besonders früh auf, um dem großen Blonden nicht gleich in die Augen sehen zu müssen. Sicher, er hatte ihm seine kleine Notlüge abgenommen, doch es war ihm immer noch mehr als peinlich, dass er sich so hatte gehen lassen.
„Hey Jack, ich wollte in den Wald Holz holen, kommst du mit?" Sayid hatte sich bereits die Axt und eine große provisorisch erstellte Tragetasche geschnappt und wollte sich auf den Weg machen.
„Ja gern. Ich komme." Als der Arzt dem Iraker in den Dschungel folgte, war Jack froh ein paar Stunden ohne den Südstaatler verbringen zu können. Sein Kontrollverlust steckte ihm noch zu sehr in den Knochen und er befürchtete, dass wenn er nicht wieder ein wenig Distanz aufbauen könnte, das Ganze zu einem wahren Desaster werden würde.
„Sawyer geht's besser, oder?" fragte Sayid unbefangen, als sie kurz an einem großen Wasserfall Pause machten.
„Ja ich denke schon. Er hat Vertrauen gefasst und wirkt insgesamt jetzt etwas entspannter."
„Du hast recht. Er hat mich die ganzen letzten Tage nicht mehr versucht zu provozieren. Es war richtig angenehm."
Jack nickte zustimmend. „Er bemüht sich wirklich. Ich hoffe nur, dass die anderen das auf Dauer auch honorieren werden."
Sayid sah ihn skeptisch an. „ Es wird sicher einige geben, die ihm seine Art mit ihnen umzugehen nicht verzeihen können, aber Leute wie Hurley, Charlie, Locke, Kate, du und ich sind schon dazu in der Lage würde ich sagen."
„Du meinst echt, du könntest mit ihm in Frieden leben?" Jack zog fragend seine linke Augenbraue nach oben und sah den anderen ungläubig an. „Natürlich. Ich war es nicht, der damals mit den Streitereien angefangen hat. Er hat damit begonnen, mich als Auslöser für unsere Katastrophe hier, zu beschimpfen. Erinnere dich. Er hat mir sogar unterstellt, ich hätte den Transiever mutwillig kaputt gemacht." Augenblicklich schwang wieder Ärger in der Stimme des dunkelhaarigen Mannes mit.
„Ich weiß. Aber ich denke wirklich, dass diese anfängliche Schuldzuweisung mehr daran lag, dass ein Schuldiger für die Misere gefunden werden musste. Menschen sind nun mal so, sie können besser mit unbekannten oder unangenehmen Situationen umgehen, wenn sie den Auslöser kennen."
Sayid nickte zustimmend und machte sich wieder auf den Weg.
Zur selben Zeit wachte nun auch Sawyer auf. Er blickte neben sich und erkannte, dass Jack bereits aufgestanden war. Wie jeden morgen ging er erstmal runter zum Meer um ein kurzes Bad zu nehmen und so den Schweiß des gestrigen Tages abzuwaschen.
Er tauchte gerade aus einer Welle wieder auf, als er Kate am Strand sitzen sah. „Hey Freckles, wolltest mal einen gut aussehenden Mann nackt sehen, oder wie darf ich das verstehen, dass du da sitzt und mich anstarrst!" Seine Miene war amüsiert und Kate lachte laut auf. „ Na klar. Du bist schließlich der einzige vernünftige Mann auf der ganzen Insel." Antwortete sie sarkastisch, löste die Spannung aber sofort wieder mit einem befreiten Lachen.
„Ich wollte dich eigentlich nur Fragen, ob du gleich mit uns Frühstücken willst." Sie deutete zu den anderen, die schon wie ein kleiner Ameisenhaufen dabei war, ihre Vorräte für ein gemeinsames Essen herzurichten.
„Hmh, ich wollte eigentlich noch ein bisschen…", wollte Sawyer gerade ausführen, als Kate bestimmt sagte „ Keine Widerrede. Ich drehe mich jetzt um, du kommst raus und dann nehm ich dich gleich mit." Damit drehte sie sich in Richtung Dschungel um und wartete.
„Freckles, seit wann erteilst du mir Befehle?" fragte er grinsend, bewegte sich dann aber doch aus dem angenehm erfrischenden Wasser.
„Seit eben gerade. Also schwing deinen hübschen Hintern, ich habe nämlich Hunger."
„Oh die sonst so feine Dame kann auch ausfallend werden!" Er lachte leise und zog sich nebenbei seine Jeans über den noch immer feuchten Körper.
„Obwohl, du hast Recht, ich habe einen hübschen Hintern." Damit klopfte er sich den Sand von der Hose und trat mit Kate gemeinsam den Weg zu den anderen an.
Jack war inzwischen schon vollkommen verschwitzt. Er hatte sich seinen ganzen Frust und sein durcheinander gekommenes Gefühlsleben aus dem Leibe gehackt. „ Mach mal langsam Jack." Meinte Sayid irgendwann, als er spürte das sich Jack am verausgaben war und bald wie eine alte Dampflok schnaubte.
„Gleich, es geht mir schon wesentlich besser!" rief dieser nur zurück und hieb wieder fest auf einen dicken Ast vor ihm ein.
„Du bist der Arzt, aber ich denke nicht, dass zu viel Holzhacken gut für deine feinen Chirurgenhände ist."
Jack lachte laut auf. „ Glaubst du im Ernst, ich werde jemals wieder einen OP-Saal von innen sehen, Sayid? Wir werden hier für den Rest unseres Lebens bleiben. Und da können ein paar Schwielen an den Händen, keinen Schaden anrichten."
Der Iraker wunderte sich zwar über das komische Verhalten des Arztes, sagte aber nichts weiter sondern sammelte die Holzscheite zusammen und packte sie ordentlich in die Tragetasche.
„So, es reicht jetzt." Er winkte Jack zu sich heran. „Mehr können wir heute sowieso nicht transportieren und der Weg wird uns so schon recht lang vorkommen."
Jack nickte zustimmend. „Gut, dann lass uns langsam zurück gehen."
Sawyer hatte das erste Mal mit Freude, mit den anderen gefrühstückt und sogar auch das eine oder andere freundliche Wort fallen lassen.
„Hey, du hast mir heute richtig gut gefallen!" lobte Kate den Blonden am späten Nachmittag glücklich lächelnd. „Echt? Ich habe mir heute auch besonders Mühe gegeben." Er legte sich in die Brust und die blauen Augen leuchteten vergnügt.
„Das hat man gemerkt und die anderen sind doch auch schon ganz anders mit dir umgegangen." Er überlegte kurz und stellte wirklich eine Veränderung fest. Jeder versuchte auf ihn einzugehen. Versuchte eine Konversation zu führen.
Plötzlich stutze er. So plötzlich konnten sich Menschen nicht einfach verändern. Da musste jemand was gedreht haben. Hatte nicht Charlie oder Hurley ihn vorhin mitleidig angesehen?
Sein Herz krampfte sich kurz zusammen. Jack hatte ihnen doch nicht etwa etwas über seine Vergangenheit erzählt?
Kate wollte ihm gerade ein Stück Fleisch reichen, als er ihre Hand grob zur Seite schlug und aufsprang.
Die Idee, Jack habe ihn verraten hatte sich auf einmal ganz tief in seinen Kopf gefressen und eine Wut, die er bis dahin nie so gespürt hatte, wallte in ihm auf.
„Hey, was soll denn das?" fragte Kate, die das Stück Wildschwein mit Sand paniert wieder aufhob.
„Halt den Mund Freckles, ihr seit alle falsch und ganz besonders der liebe Onkel Doc." Damit verließ er die Gruppe und zog sich an seinen alten Platz zurück.
Stunde um Stunde wuchs seine Wut weiter, bis er irgendwann aufsprang und Jack das geben wollte, was er ihm damals versprochen hatte, falls er ihn verraten würde.
Jack war gerade aus dem Dschungel zurück gekehrt und ruhte sich ein wenig aus, als Sawyer plötzlich wild mit den Augen blitzend auf ihn zulief. „Du mieses Schwein!" schrie er schon von weitem und die Augen des Arztes weiteten sich unter großem Schrecken. Sein Herz raste bei dem Anblick des Blonden, der so sehr in Rage schien, wie er ihn noch nie gesehen hatte.
„Du hast mich verraten, du bist das allerletzte! Ich bringe dich um!" Mit einem Satz hatte er sich auf Jack gestürzt und begann ihn zu prügeln. Dieser wehrte sich nicht. Er verstand nicht, was auf einmal los war und war froh, als er Sayids Stimme hörte „ Sawyer, hör auf! Was ist in dich gefahren?" Doch dieser schlug noch weiter auf Jack ein.
„Hör sofort auf!" versuchte er ihn noch ein letztes Mal verbal von dem Arzt wegzubekommen, doch als das nichts half versuchte er ihn von Jack zu ziehen.
Die Wut von Sawyer schien kein Ende und kein Erbarmen zu kennen. Jack blutete inzwischen schon aus der Nase und sein Auge war bereits leicht angeschwollen, doch der Blonde prügelte weiterhin, nur ein bisschen behindert durch den Iraker, ein.
„Du wirst sterben. Ich habe es dir versprochen." Jack begann zu begreifen. Unter all den Schlägen die er einsteckte begann sein Gehirn die gehörten Worte zu begreifen. Leise, fast zu leise um gehört zu werden sagte er „ Ich würde dich nie verraten Sawyer. Das weißt du ganz genau! Hör auf, bitte. Glaube mir, ich liebe dich und könnte nie etwas tun was dich verletzt" Sawyer hörte zwar die Worte, doch noch schienen sie nicht in sein Inneres vorzudringen.
Sayid dagegen schluckte. Hatte er wirklich richtig gehört? Mit einem festen Ruck schaffte er es endlich den Blonden von dem jetzt schon beträchtlich verletzten Jack herunter zu ziehen. Charlie und Locke die inzwischen auch dazu gekommen waren, halfen ihm den noch immer tobenden Blonden Mann festzuhalten.
„Jetzt komm runter!" schrie Charlie den Südstaatler an und erreichte damit nur, dass dieser ihn ins Gesicht spuckte. „Schnauze du Made!"
Es dauerte noch einige Minuten, bis Locke und Sayid Sawyer soweit im Griff hatten, das sie ihn wegbringen konnten.
Jack hatte sich vorsichtig aufgerappelt und befühlte seine verletzten Stellen. Da kam Kate angerannt „ Was ist denn hier los gewesen?" Ihre Stimme klang leicht panisch, als sie die Wunden des Arztes sah. „ Sawyer ist ausgerastet!" sagt er tonlos. „ Er dachte wohl, ich hätte allen über seine Vergangenheit erzählt." Seine Stimme klang kraftlos und niedergeschlagen.
„Aber das hast du doch gar nicht!" Kate schüttelte den Kopf. „Aber irgendwas muss das ausgelöst haben, dass er es zumindest geglaubt hat. Er wollte mich tatsächlich umbringen." Jack fasste sich an seinen Hals, an dem er immer noch die starken Hände spüren konnte, die ihn kurzzeitig gewürgt hatten. „Er hatte es gesagt, damals. Wenn ich es wagen würde, jemanden von ihm zu erzählen, dann würde er mich umbringen."
Kate konnte noch immer nicht glauben was sie da hörte. „Aber Jack, Sawyer ist kein Mörder!" sagte sie empört. „Nein das ist er nicht. Aber er ist innerlich so zerbrochen, dass er zu einem werden kann. Hilf mir bitte, ich muss mit ihm reden."
Als Jack zu dem Flugzeugteil gehumpelt war, an das die anderen Sawyer festgebunden hatten, sah dieser ihn immer noch an als ob er ihn sofort, ohne einen Gedanken zu verschwenden, töten würde.
„Lasst ihr mich bitte kurz mit ihm allein?" bat er die anderen, die sorgenvoll vom Gefesselten zum verletzten Arzt sahen.
„Ist in Ordnung, aber wir bleiben in der Nähe." Sagte Hurley und deutete den anderen ihm zu folgen.
Jack wartete noch einen Moment und begann dann auf Sawyer zuzugehen. Dieser schimpfte auf ihn ein, wie er noch nie im Leben beschimpft worden war.
Das alles jedoch ließ Jack an sich abprallen. Er hatte einen Plan und den würde er jetzt in die Tat umsetzen.
