4. Kapitel

„Es ist nicht wenig Zeit, was wir haben, sondern es ist viel, was wir nicht nützen."(Lucius Annaeus Seneca)

Langsam öffnete Han seine Augen und blickte Leia an. Sie wirkte besorgt und traurig. Er schaute in die Runde und sah seine ganze Familie. Chewie, Luke, die Zwillinge Jaina und Jacen, und natürlich Leia mit dem kleinen Anakin auf dem Arm.

Aber wer war der junge Mann, der neben Luke stand? Seine Erinnerungen an die letzten Stunden waren weg, irgendwie war da nur mehr ein großes schwarzes Loch. Er versuchte zu sprechen, doch seine Lippen waren zu trocken um den Mund zu öffnen. Schließlich gelang es ihm doch.

Han atmete erleichtert auf. Dann meinte er: „Was ist passiert? Mein Schädel brummt, als hätte jemand ein Blastergewehr dagegen geschlagen." Leia übergab Anakin an Chewie und beugte sich zu Han hinunter. Sie drückte Han einen Kuss auf die Wange und strich ihm liebevoll über sein Haar.

Luke trat neben ihn und meinte: „Han, du bist in Sierra von zwei zwielichtigen Gestalten zusammengeschlagen worden und Ben – entschuldige Obi-Wan – hat dich gerettet und ins Palastkrankenhaus gebracht. Was hast du dort überhaupt gemacht? Nicht einmal Chewie hatte eine Ahnung wo du bist."

„Was? Obi-Wan? Wie lange war ich ohnmächtig?"sagte der sichtlich verwirrte Han.

Luke schilderte ihm die ganze Geschichte in Kurzfassung. Nach einigen Momenten der Stille meinte Han nur: „Oh, ich freue mich Sie wiederzusehen. Danke für die Rettung. Äh, ich habe mich übrigens mit zwei Schmugglern wegen des Drogenskandals getroffen."

„Und, hast du was herausgefunden?"wollte Leia wissen. „Nein. Als ich auf die Drogen zu sprechen kam und etwas nachstocherte, schalteten sie sofort auf stur. Den Rest kennt ihr ja."Plötzlich krabbelten die Zwillinge auf sein Krankenbett. Sie wollten endlich zu ihrem Vater.

Han hatte sich relativ schnell wieder erholt. Schon zwei Wochen später bastelte er wieder an seinem Millenium Falken. Luke hatte die Zeit genutzt um Obi-Wans Fähigkeiten zu bewerten und mit ihm auch schon einige Trainingsstunden eingelegt. Er wollte, dass aus diesem jungen Padawan einmal der große Jedi-Meister werden würde, der ihm so geholfen hatte und den er wie einen zweiten Vater verehrte.

Leia blieb auch nicht untätig und versuchte alles über Hans Schlägerei in Erfahrung zu bringen. Sie ließ die Angelegenheit bald auf sich beruhen, da man glaubte, die beiden Angreifer hätten sich von Han bespitzelt gefühlt und wären wegen anderer Probleme ausgerastet. Anakin hatte sich ebenfalls vollständig erholt und Winter kümmerte sich wie immer rührend um die Kinder.

Doch Leia brauchte Entspannung. Sie wollte ihre Familie einmal für sich alleine haben. Sie hatten vor, für ein paar Tage „Urlaub" zu machen, wenn das überhaupt möglich war. Da Leia seit der Zeit von Hoth ,vor elf Jahren, nicht mehr auf einem Eisplaneten war, und sie ohnehin gerne wieder einmal dem Erlebnis Skilauf frönen wollte, beschlossen sie nach Altámira zu reisen.

Das war ein kleinerer Planet im Outer Rim, besiedelt von den Pêche, einer, wie man ihr zugesichert hatte, gastfreundlichen und friedlichen Rasse. Viel Handel trieben die Kernwelten mit Altámira nicht, und so war diese Welt fast niemandem so richtig ein Begriff. Sie wollten Inkognito reisen. Wie wäre es auch anders möglich... Aber war es überhaupt möglich? Würde Luke seine Akademie wenigstens für kurze Zeit aus der Hand geben? Und wie stünde es mit Leia? Sie, die wichtigste Person der neuen Republik machte Urlaub auf einer Randwelt. Würde das gehen? Falls es Probleme gäbe bräuchte sie eine Ewigkeit um nach Coruscant zurück zu kommen.

Trotz all diesen Zweifeln machten sie sich allesamt am nächsten Morgen auf nach Altámira. Leia, Han und die Kinder flogen im Falken. Winter war nicht dabei, denn Leia wollte sich endlich auch einmal als Mutter profilieren, denn immerhin konnte sie das doch auch ganz alleine! Luke folgte ihnen mit Obi-Wan, der natürlich auch mitkam, in einem kleinen Raumgleiter, da sie noch etliche Dinge auf Yavin 4 zu erledigen hatten. Chewbacca nutzte die Zeit um seiner Familie auf Kashyyyk wieder einmal einen Besuch abzustatten und so machten Han und Leia einen Umweg um ihn abzusetzen. C-3PO und R2-D2 blieben auf Coruscant zurück, da man der Rostgefahr zuvorkommen wollte.

Sanft setzte Luke die Raumfähre am Touristenlandeplatz auf. Dann fuhr er die Ausstiegsrampe aus. Obi-Wan und er gingen die Rampe herunter. Beide hatten jeweils einen Rucksack lässig auf der Schulter hängen. Luke trug ein legeres Hemd und eine schwarze Hose, nicht wie gewohnt seinen langen, dunkelbraunen Umhang, der für einen Jedi typisch gewesen wäre. Sogar sein Lichtschwert hielt er verdeckt, es baumelte an seinem Hosenbund, aber das Hemd hing gewitzt darüber und verdeckte es vollständig. Als sie die Fähre verlassen hatten, gingen sie einen schönen, gepflegten Fußweg entlang. Dann erblickten sie auch den Falken, der auf dem Landedeck gegenüber stand.

Als sie weiter gingen, kam ihnen auch schon Han entgegen. Leia stand neben einem älteren, aber sehr gepflegten Mann und unterhielt sich mit ihm. Anakin stand hinter ihr und zupfte an einem Zipfel ihres Kleides, das trotz der Urlaubsatmosphäre sehr edel wirkte. Die Zwillinge hatten auch schon eine Beschäftigung gefunden und spielten unter einem großen baumartigen Gewächs.

Obi-Wan und Luke begrüßten Han. Dieser grüßte zurück und meinte: „Ist euch denn nicht saukalt? Ich trage schon meine dickste Jacke und friere trotzdem!"

„Nein, eigentlich fühle ich mich wie immer, aber das hängt mit den Jedi- Kräften zusammen.", antwortete Luke mit einem Lächeln auf seinen Lippen.

„Ich habe mir schon so was gedacht, denn Leia ist auch so spärlich bekleidet!"warf Han ein „Sie trägt nur ein Kleid und einen dünnen Pulli darüber!"

Luke machte sich auf und gesellte sich zu Leia und ihrem Gesprächspartner. Obi-Wan lief zu Jacen und Jaina, kurze Zeit später lieferten sich die drei bereits eine wilde Schneeballschlacht, der sogar Han nicht entkommen konnte.

Leia begrüßte Luke mit den Worten: „Hallo Bruderherz, ging alles in Ordnung? Ich möchte dich mit Premierminister Josk bekannt machen. Er war so freundlich und hat unsere Unterkunft arrangiert, um unseren Aufenthalt so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Er hat mir gerade äußerst interessante Geschichten über das Volk der Pêche erzählt. Zum Beispiel, dass vor 15 Jahren, bevor die große Auswanderungswelle Altámira erreichte, noch 13 Millionen anstatt der heutigen acht Millionen Einwohner hier lebten."

„Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich meine, dass das hier sehr interessante Tage werden dürften. Ich muss gestehen als ich Sie gesehen habe, bin ich ein bisschen überrascht gewesen, da ich so gut wie nichts über die Pêche weiß und noch nie einen in natura gesehen habe. Sagen Sie, wie kommt Ihr Volk mit diesem Klima zurecht?"

„Wir sind eine sehr flexible Rasse. Wir können uns jedem beliebigem Klima anpassen. Ob wir nun hier auf Altámira sind oder auf Tatooine, ist egal. Diese Klimaresistenz ist genau, wie unsere grüne Hautfarbe mit dem Muster genetisch veranlagt."

„Ich finde Ihre Muster sehr schön."mischte sich Leia ein. „Ja" erwiderte der Premierminister: „unsere Muster sind, wie der Fingerabdruck, bei jedem Pêche individuell. Und wir sind alle sehr stolz auf diese Zeichnungen. Aber vorerst genug über die Pêche und unseren Planeten. Ich wünsche Ihnen allen noch einen angenehmen Aufenthalt."

„Uff."Leia setze ihren Koffer ab. Dann schaute sie sich um: es war ein schönes, großes Hotelzimmer in dem sie sich befand. Premierminister Josk hatte drei Zimmer in dem einzigen Hotel der Hauptstadt für sie reservieren lassen.

Nach dem Auspacken wollten sie sich alle gemeinsam die Umgebung ansehen und einen richtig schönen Spaziergang in dem Schnee bedeckten Tal machen. Während sie die Sachen der Kinder auspackte, waren die anderen einen Happen essen gegangen. Da sie keinen Hunger gehabt hatte, hatte sie sich entschlossen nicht mitzugehen und stattdessen mit dem Auspacken anzufangen. Han hatte sich natürlich ein Kommentar nicht verkneifen können und zu Luke gesagt:

„Frauen, du weißt ja wie sie sind. Brauchen für alles immer etwas länger." Woraufhin Leias Bruder nur gemeint hatte: „Das könnte in diesen Fall damit zu tun haben, dass Frauen dazu neigen mehr als nur eine frische Hose und zwei Hemden mitzunehmen."

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„Entschuldige bitte, aber willst du etwa sagen ,dass du, als du sechzig Jahre in der Zukunft fest gesessen bist, Urlaub gemacht hast, anstatt nach einem Weg zu suchen wie du wieder zurück in deine Zeit kommst?!", wunderte sich Garen.

Obi-Wan blickte ihn etwas verlegen an. „Nun, weißt du Leia hatte die besten Wissenschaftler der Republik darauf angesetzt, und ich konnte nicht wirklich helfen. Und außerdem musste ich doch das Beste aus der Sache machen, oder etwa nicht?"

Seine Freunde tauschten vielsagende Blicke aus.

„He, es ist wirklich nicht so wie ihr denkt!", verteidigte sich Obi-Wan.

Bant schüttelte den Kopf. „Du musst doch zugeben, dass es zumindest den Eindruck macht, als hättest du dort deinen Spaß gehabt", meinte sie.

Obi-Wan überlegte schnell. „Es war Lukes Idee, dass ich mitkomme. Und was den Spaß betrifft, nun ich...ich konnte damals noch nicht wirklich Skifahren..."

„Also, hast du es sein lassen.", unterbrach ihn Garen. „Nein, ich meine ich hab's trotzdem versucht. Und auf der Piste da waren, viele Leute unterwegs."

Bant konnte sich nicht beherrschen. „Ach, wirklich?", meinte sie sarkastisch.

Obi-Wan sah sie böse an. „Soll ich jetzt meine Geschichte erzählen oder nicht?", ärgerte er sich, „Wenn ihr sie hören wollt dann seid jetzt bitte still. Also, Altámira war ein Eisplanet und nebenbei ein richtiges Wintersportzentrum......"