5. Kapitel

„Überall herrscht der Zufall."(Publius Ovidius Naso)

Der erste Eindruck des Planeten erschien allen sehr gut und die Pêche waren wirklich sehr gastfreundlich. Da es schon gegen neun Uhr abends war, waren sie ins Hotel zurückgekehrt.

Die Kinder mussten ins Bett. Es war ein anstrengender, aber auch sehr aufregender Tag für sie gewesen. Alle versammelten sich im Wohnraum der Suite von Han und Leia, alle bis auf Obi-Wan. Dieser wollte auf dem nahen Hausberg seine neuen Ski ausprobieren. Für ihn waren sie wahrhaftig eine ganz neuartige Sache, denn er war noch nie auf solchen Flitzern gestanden.

Außerdem konnte man auf Altámira sowieso alle Tage und Nächte hindurch die modernen Anlagen benutzen. Während er mit einem kleinen Taxi zur Talstation fuhr, setzten sich Luke, Han und Leia gemütlich vor den romantischen Kamin. Sie waren froh das erste Mal seit Wochen in Ruhe zu reden und ohne gestört zu werden ein Glas Ralas, eine Spezialität Altámiras, genießen zu können.

Obi-Wan packte seine Winterausrüstung und stieg in eine Art Fähre, die ihn zur Spitze des Berges brachte. Nach einer Fahrt von nicht einmal einer Minute, stieg er erwartungsvoll aus, schnallte sich die Montur an und rutschte umständlich an den Rand des Hanges um sich zum Anfang der Abfahrt zu bewegen. Dann starrte er wie gebannt den Berg hinunter: so etwas hatte er noch nie gesehen!

Der Ausblick war wunderschön! Die weißen Berge wurden vom Weltraum aus mit Flutlicht beleuchtet. Das Licht brach sich im Schnee der höchsten Berge und fiel in Strahlen auf die niedrigeren. Vor ihm war die Piste ebenfalls mit Flutlicht beleuchtet, die sich wunderschön vom dunkelblauen, sternklaren Himmel abhob. Obi-Wan setzte zum ersten Schwung an. Aber er hatte die Geschwindigkeit dieser Freizeitbeschäftigung unterschätzt. Er wurde immer schneller und kam gefährlich nahe an den Rand der präparierten Piste, doch dann brachte er die Geräte wieder unter Kontrolle und schwang halbwegs elegant ab.

Schon wollte er den nächsten Start wagen, als er plötzlich den gellenden Schrei einer Frau hörte. Er sah sich um, aber auf den ersten Blick konnte er nichts Ungewöhnliches sehen.

Doch als er sich umdrehte und den Hang hinauf schaute sah er sie: Anscheinend war sie schwer gestürzt, da sie regungslos im Schnee lag. Sie war das schönste Wesen, das er je gesehen hatte! Dieser erste Anblick hatte ihn schon verzaubert. Sie war so anders, als all die anderen. Sie hatte langes, feuerrotes Haar, das ihr wirr ins Gesicht fiel. Ihr Körper war mit einem grünen Muster übersäht und ihre Lippen waren so grün wie das grün der Bäume. Sie waren so.... Er konnte sie gar nicht beschreiben, doch irgendwie sah sie nicht aus wie eine Pêche.

Er fühlte sich irgendwie zu ihr hingezogen. Es war ein unglaubliches Gefühl! So etwas hatte er noch nie zuvor gefühlt! Und es war so intensiv, dass ihm abwechselnd heiß und kalt wurde.

Er schnallte ab und stapfte zu ihr nach oben. Dann befreite er sie von ihrer restlichen Ausrüstung und beugte sich über sie. Äußerliche Verletzungen konnte er nicht entdecken.

Obi-Wan nahm über sein Comlink Kontakt mit Luke auf. Dieser versicherte, die Bergrettung zu verständigen und anschließend ins Med-Center zu kommen um nach dem Rechten zu sehen.

Obi-Wan drehte die unbekannte Schönheit auf die Seite, damit ihr das Atmen leichter fiel und wartete auf die Sanitäter.

Nach ein paar Minuten erwachte das Mädchen an seiner Seite. Sie versuchte aufzustehen, doch Obi-Wan hielt sie sanft zurück. Sie blickte nach oben und schaute mit ihren hellgrünen Augen genau in die seinen, dann fragte sie: „Wer bist du?"

„Mein Name ist Obi-Wan Kenobi. Ich habe dich hier bewusstlos gefunden. Bleib liegen. Die Bergrettung kommt gleich."

„Mein Rucksack!"brachte sie nervös hervor, „Sie dürfen ihn nicht finden!"

Obi-Wan sah sich um, ihm war bis jetzt kein Rucksack aufgefallen. Erst nachdem sie es gesagt hatte, erblickte er tatsächlich etwa fünf Meter entfernt einen kleinen grünen Rucksack im Schnee. Er hob ihn mit der Macht vom Boden hoch und ließ ihn über den Schnee zu ihnen schweben.

Sie, die jetzt dicht neben ihm saß war noch immer benommen, doch ihre Verwunderung war nicht zu übersehen. Sie wirkte nervös als er den Rucksack öffnete und mehrere Beutel mit giftgrünem Pulver zu Tage förderte. Sie blickte ihn hilflos an, als sie ihn anflehte: „Bitte verstecke ihn! Wenn sie das finden, ist es aus mit mir."

Obi-Wan sah sie skeptisch an. Er wusste, dass das Pulver in den durchsichtigen Beuteln AGC war, eine in seiner Zeit sehr weit verbreitete Droge mit der er bereits zu tun gehabt hatte. Sie wirkte sich stark auf die Psyche aus und verursachte Halluzinationen. Wenn man sie einnahm wurde man hyperaktiv, konnte nicht schlafen und bereits eine kleine Überdosis führte zum Tod.

Durch die Macht spürte er die Angst, die von dem Mädchen ausging und er konnte ihr Herz vor Aufregung pochen hören. Er hatte Mitleid mit ihr und so versteckte er den Rucksack mitsamt seinem gefährlichen Inhalt in den Wäldern. Er verriet ihr aber nicht wo, zu ihrem eigenen Schutz, wie er meinte.

Er kam keinen Augenblick zu früh wieder zu ihr zurück. Gleich nachdem er sich neben sie ihn den Schnee gesetzt hatte, kamen schon ein 2-1B Med- Droide und ein Sanitäter der Pêche mit einer Med-Fähre über den Hügel hinter ihnen. Der Sanitäter legte der Verunglückten eine Halskrause an während der Droide die Bahre vorbereitete.

Auf dem Weg ins Med-Center saß der Sanitäter neben dem Mädchen und Obi-Wan. Der Sanitäter fragte die Gestürzte nach den Daten, die er in sein Datapad eintragen musste. Obi-Wan hörte gespannt zu.

Das Mädchen hieß Robin und war etwas älter als er. Ihr Vater war ein Pêche, ihre Mutter war menschlich gewesen, sie war gestorben als Robin sechs Jahre alt war.

Nachdem sie alle Fragen beantwortet hatte, wandte sie sich Obi-Wan zu und meinte: „Vielen Dank!"Er wusste, dass sie nicht ihre Rettung meinte, sondern, dass er ihr den Rucksack versteckt hatte.