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7. Kapitel

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„Man lernt oft jemanden schätzen, wenn man ihn nicht mehr hat..." (Marko Radic)

Qui-Gon strömte der Schweiß über das Gesicht. Er war auf dem Weg zurück ins Lager von einem ausgehungerten Rudel Renäj angegriffen worden. Diese Tiere waren dafür bekannt äußerst brutal und aggressiv zu agieren und sie waren nicht nur hässlich, sondern auch verdammt schnell.

Das Licht der grünen Lichtschwert-Klinge spiegelte sich in sechs Augenpaaren, der wolfartigen Lebewesen. Aber Qui-Gon hatte den einen entscheidenden Vorteil mit der Macht verbunden zu sein und konnte so die meisten Angriffe abwehren.

Während Qui-Gon gerade den vierten Renäj zur Strecke brachte, merkte er plötzlich, dass irgendetwas in der Macht nicht stimmte. Doch er hatte keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen, da es gerade um Leben und Tod ging. Nachdem er das letzte der Untiere tödlich verwundet hatte, durchzuckte ihn ein stechender Schmerz, er versuchte gerade den Schmerz zu akzeptieren, damit er ihn in die Macht entlassen konnte, als ihn eine Welle von Schwäche überkam und ihm schwarz vor Augen wurde. Als der Jedi-Meister wieder zu sich kam, stellte er fest, dass er mit der rechten Schulter hart auf einem Felsen aufgekommen war und diese nun gebrochen war. Es schmerzte höllisch! Er richtete sich unter großer Anstrengung auf und setzte seinen Weg zum Lager erschöpft fort um dort seine Wunden zu behandeln.

Er hatte das seltsame Gefühl, dass er etwas verloren hatte. Etwas sehr wertvolles. Sein Lichtschwert, der wertvollste und einzige Besitz eines Jedi, befand sich jedoch auf seinem angestammten Platz.

Dann traf es ihn, wie ein Blitzschlag! Sein Padawan war verschwunden! Was war geschehen? Wo konnte er sein? War er vielleicht sogar tot? Nein, das konnte nicht sein. Wenn Obi-Wan tot gewesen wäre, hätte er das gefühlt.

Wo war er also? Er konnte sich nicht erklären, dass ihre Verbindung so plötzlich unterbrochen wurde. Es konnte höchstens sein, dass sein Bewusstsein eingefroren worden war. Der Schmerz über den Verlust der Verbindung lähmte Qui-Gon. Erst nach Stunden der Meditation brachte er es fertig zu seinem Comlink zu greifen und den Jedi-Tempel zu kontaktieren.

Qui-Gon verspürte große Erleichterung, als der Raumgleiter mit dem Jedi- Team aufsetzte. Die Jedi-Meisterin Tahl verließ mit ihrer Schülerin Bant das Gefährt und kam auf ihn zu.

Bant wirkte sehr verstört. „Was ist passiert?"fragte sie beunruhigt. Qui- Gon war sich nicht genau im Klaren, ob sie auf Obi-Wans Verschwinden oder seinen eigenen Zustand anspielte. Er hatte nämlich noch nicht die Zeit gefunden, seine Wunden mit Bacta zu behandeln und sah dementsprechend erbärmlich aus.

„Setzt Euch erst einmal hin und kommt etwas zur Ruhe." befahl ihm Tahl, die, wie immer, trotz ihrer Blindheit, die Situation vollkommen erfasst hatte.

Er gehorchte, da er zu müde war, um zu widersprechen. Während Bant ein Medpack aus ihrem Rucksack holte, schilderte er die Situation. Als er mit den Erläuterungen fertig war, war Bant gerade mit dem Verarzten fertig geworden.

„Seid ihr Euch sicher, dass er nicht tot ist?"„Todsicher", konnte er trotz der ernsten Situation noch scherzen. Seine langjährige Freundin konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Das heißt, dass wir ihn aufspüren müssen. Am besten beginnen wir damit, seine Flugroute zu überprüfen."

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„Weißt du, Bant, deine Geschichte ist zwar recht interessant, aber eigentlich wollten wir doch Obi-Wans Geschichte hören, oder?", warf Garen vorschichtig ein. Reeft stimmte seinem Freund zu. Bant sah die beiden entgeistert an. „Na gut, wenn ihr mir unbedingt in den Rücken fallen wollt, erzähl du weiter, Obi-Wan."„Vielen Dank.", meinte dieser nur mit einem sarkastischen Unterton. „Also, wie schon gesagt, war Robin verschwunden...."

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8. Kapitel

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„Erwarte nicht von Fremden, dass sie das für dich tun, was du selbst tun kannst."(Ennius)

Robin wanderte den dunklen langen Gang entlang. Ihr Blick streifte den schmutzigen Boden, den an der Seite aufgestapelten Müll, die Spinnweben an der Decke. Sie erinnerte sich, dass ihr der Weg zu ihm schon immer so erschienen war: dreckig, dunkel und lange. Früher hatte sie es gehasst. Inzwischen war es ihr fast schon egal.

Es gab Gerüchte, die besagten, dass die Hälfte der Leute, die diesen Gang hinunter gingen, in ihrem Leben nichts anderes mehr zu sehen bekamen (abgesehen von dem Lauf eines Blasters). Doch Robin machte sich keine Sorgen. Sie war ihres Lebens sicher.

Schließlich erreichte sie die Türe zum Büro. Überreste des Wortes „Afaims Büro"waren an der alten Holztüre noch erkennbar. Robin atmete tief durch und griff nach der Klinke. Sie wartete noch eine Minute, um sich zu sammeln, bevor sie eintrat.

Stickige Luft und Zigarrenqualm schlugen ihr entgegen. Sie richtete ihren Blick auf Afaim, der hinter seinem Schreibtisch saß, und versuchte den neben dem Tisch stehenden Leibwächter zu ignorieren.

Afaim musterte sie. Robin hielt seinem Blick tapfer stand. Nach minutenlangem Schweigen ergriff Afaim das Wort.

„Was ist passiert?", wollte er wissen, „Wo warst du?"

Robin holte tief Luft und erwiderte: „Ich hatte einen Skiunfall." Afaims nächste Frage folgte sofort. „Wo ist der Rucksack?" Robin verspürte einen Stich in der Brust, und entgegnete trotzig: „Es geht mir gut. Danke der Nachfrage."

Afaim seufzte. „ Robin, wo ist der Rucksack?", fragte er eindringlich.

Nun musste sie wohl oder übel gestehen. „Ich hab ihn nicht mehr. Es tut mir leid, Vater."Sie fing an die ganze Geschichte zu erzählen. Sie sprach von ihrem Unfall, ihrer Rettung, dass Obi–Wan den Rucksack versteckt hatte und ihr nicht sagen wollte wo. Afaim hatte ihr die ganze Zeit über schweigend zugehört.

Als sie ihn nun vorsichtig ansah wusste Robin, dass die Explosion kurz bevor stand. Afaim erhob sich langsam. Er war relativ hoch gewachsen weshalb er aufrecht stehend auf die meisten Menschen und auch auf viele Nichtmenschen überaus beeindruckend wirkte. Was Robin anbetraf so ließ sie sich davon nicht einschüchtern. Immerhin handelte es sich um ihren Vater.

Leider war ihr Vater nebenbei auch noch das Oberhaupt von Offworld, und in dem Rucksack war nicht gerade Schokolade gewesen.

Afaim funkelte seine Tochter an. „ Wie – konntest – du – das – zulassen?", begann er langsam.

Robin wollte etwas sagen, doch sie kam nicht mehr dazu. „BIST DU DENN VÖLLIG VERBLÖDET?! HAST DU EINE VORSTELLUNG DAVON WAS DU ANGERICHTET HAST?! JEDER ANDERE WÜRDE AUFGRUND EINES SOLCHEN FEHLERS AUF DER STELLE HINGERICHTET!", schrie ihr Vater sie an.

„Reg dich nicht so auf. Das ist nicht gut für deinen Blutdruck", beruhigte ihn Robin. Afaims Hand zuckte, und einen Augenblick fürchtete Robin er würde sie schlagen. Doch der Offworld–Vorsitzende brachte sich wieder unter Kontrolle. „Meine eigene Tochter, was hab ich nur falsch gemacht?", grummelte er.

Sein Leibwächter wandte sich besorgt an ihn. „Alles in Ordnung, Nod?", erkundigte er sich besorgt. „ Ja, ja alles bestens", knurrte Afaim. Dann wandte er sich wieder seiner Tochter zu. „Weißt du eigentlich, was in dem Rucksack war?", fragte er erschöpft. „ Irgendeine blöde Droge wie Glitzerstim oder AGC, schätze ich."

Der Nod ließ sich auf seinen Sessel nieder. „Nicht irgendeine blöde Droge, junge Dame, sondern die verbesserte einzigartige Neuversion von AGC und das Rezept dafür", entgegnete er.

Das war nicht gut. Bis jetzt hatte Robin angenommen ihr Vater würde sich, wie normalerweise auch, über eine Nichtigkeit über die Maßen aufregen. Doch nun begann sie zu ahnen, dass sie dieses Mal möglicherweise wirklich Mist gebaut hatte.

Afaim starrte sie durchdringend an. „Dieser Junge, der den Rucksack versteckt hat, was kannst du mir über den erzählen?", erkundigte er sich schließlich.

Robin dachte nach. „Nicht viel, er ist nur ein dummer Junge. Aber er...", begann sie. Ihr Vater unterbrach sie. „Hör zu, wir müssen den Rucksack unter allen Umständen wieder bekommen. Hast du verstanden? Unter allen Umständen, das bedeutet auf jeden Fall: Ich brauche diese Neuversion. Der Handel mit AGC ist die Chance für „Offworld"wieder groß zu werden. Seit der Pleite des „Zerbrochenen Kreises"zur Zeit des Imperiums war „Offworld" offiziell weg vom Fenster, doch nun haben wir die Chance zurück ins Geschäft zu kommen. Und die werde ich mir nicht vermasseln lassen, und schon gar nicht von einem rotznäsigen Jungen!"

Robin wagte einen Einwand. „Ich glaube er ist ein Jedi." Afaim zuckte die Schultern. „Das kümmert mich nicht. Ich habe keine Angst vor den Jedi. Und nun zu deiner Chance das Ganze wieder gut zu machen: Geh zurück zu diesem Jedi–Jungen und finde heraus wo er den Rucksack versteckt hat. Es ist mir egal wie du es anstellst – ob mit vorgehaltenen Blaster, deinen weiblichen Reizen oder sonstwie. - Aber auf jeden Fall will ich den Rucksack wieder haben. Hast du kapiert?"

Robin sah ihn beleidigt an. „Ich bin nicht blöd, natürlich hab ich kapiert was du von mir willst", verteidigte sie sich. Afaim nickte. „Weißt du" fuhr er fort, „es ist immerhin so, dass ich dich, obwohl du meine Tochter bist, nicht ewig beschützen kann. Und es gibt Leute, denen der Erfolg von Offworld wichtiger ist als dein Leben. Das solltest du niemals vergessen".

Robin nickte abgehackt. Sie hatte die Botschaft verstanden. Afaim entließ sie mit einer Handbewegung. Die Audienz beim Nod war beendet.

Robin fragte sich nur wann sie wohl einmal wieder mit ihrem Vater sprechen würde. Als solcher war er ihr entschieden lieber als als Nod, aber sie bekam ihn so immer seltener zu sehen. Und sie vermisste ihren Vater.