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16. Kapitel

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„Das Unglück ist der Prüfstein des Charakters."(Samuel Smiles)

„Oh nein! Es ist zu spät!!!"rief Bant außer sich und starrte in den leeren Raum, wo sich nur noch ein einfaches Schwarzes Loch befand.

Der Stern, mit dem sie vorgehabt hatten Obi-Wan auf seiner Zeitreise zu folgen, war bereits vollständig implodiert. Alles war umsonst gewesen.

Die tagelange Suche in den Archiven des Jedi-Tempels nach einem geeigneten Stern, genauso wie die schier endlose, gefährliche Reise durch ein sich im Krieg befindendes Sternensystem, wo ihr Hyperantrieb für einige Stunden defekt gewesen war und der nervenaufreibende Flug durch einen Ionensturm... alles umsonst!

Wahrscheinlich war die Verzögerung durch den Hyperantrieb für die Verspätung verantwortlich.

Qui-Gon konnte es nicht fassen. Er sackte in seinen Sitz zurück und starrte ins Leere. Die bisher einzige Chance seinen Padawan zu retten war vertan. Bant unterbrach seine fieberhaften Überlegungen nach einer Lösung abrupt:

„Was sollen wir jetzt bloß tun? Die Chance einen weiteren geeigneten Stern zu finden ist gleich Null!"Sie konnte sich gar nicht mehr beruhigen. Tahl versuchte ihren Padawan zu beschwichtigen: „Immer mit der Ruhe. Wir müssen uns zuallererst einmal beruhigen. Dann kehren wir nach Coruscant zurück und suchen einen Ausweg. Vor allem dürfen wir nicht die Hoffnung verlieren." Qui-Gon nickte nur zustimmend.

Zurück auf Coruscant im Jedi-Tempel eilte Bant sofort wieder ins Archiv um einen neuen geeigneten Stern ausfindig zu machen. Sie wusste selbst, wie aussichtslos diese Suche war, aber sie wollte Obi-Wan unbedingt retten. Sie konnte ihren besten Freund nicht im Stich lassen! Sie musste es zumindest versuchen!

Während Bant also ihre ziemlich hoffnungslose Suche fortsetzte gingen Tahl und Qui-Gon die ganze Sache noch einmal von vorne und einer ganz anderen Richtung an. Vor etwa 500 Jahren hatte nämlich ein, zugegeben nicht wirklich seriöser, Physiker namens Milo eine weitere Theorie über Zeitreisen aufgestellt.

Dessen Theorien waren allerdings immer mit Vorsicht zu genießen (Viele meinten sogar, Milo wäre verrückt gewesen). Da diese Theorie sogar noch komplizierter auszuführen war, als die Wurmlochtheorie, hatten sie sie zuerst außer Acht gelassen. Allerdings mussten sie sich nun wohl oder übel aufgrund der Dringlichkeit, und vor allem wegen Qui-Gon, der, obwohl er sonst die Selbstbeherrschung in Person war, immer ungeduldiger wurde, näher mit der Theorie von Milo auseinandersetzen.

Qui-Gon studierte noch einmal genau die Aufzeichnungen zu Milos Theorie und versuchte zu verstehen was er da eigentlich las:

„Eine hypothetische Voraussetzung für Zeitreisen sind kosmische Bänder. Ein kosmisches Band ist, im Gegensatz zu einem schwarzen Loch, eine zweidimensionale Singularität (d. h. es ist kein Punkt in der Raumzeit, sondern eine unendlich dünne Linie, welche die Raumzeit verformt). Zwar existieren kosmische Bänder nur in der Theorie, doch wäre man in der Lage zwei dieser Bänder mit unvorstellbar hoher Geschwindigkeit aneinander vorbei zu beschleunigen würde sich eine unendlich hohe Anzahl von geschlossenen zeitartigen Kurven ergeben. Man müsste nun mit seinem Raumschiff in diesen Kurven eine genauestens berechnete Bahn in Form einer „8"beschreiben. Gelänge dies könnte man theoretisch an jeden beliebigen Ort, zu jeder beliebigen Zeit wieder auftauchen (natürlich müssten Zeit und Ort vorher genau berechnet worden sein). Das größte Hindernis zur Durchführung dieser Aktion ist, neben der nicht zur Verfügung stehenden Beschleunigungsgeschwindigkeit, die Berechnung. Jeder kleinste Rechenfehler könnte unvorstellbare Konsequenzen mit sich bringen, man könnte zum Beispiel nur teilweise am Bestimmungsort auftauchen...."

Qui-Gon unterbrach die Lektüre und schüttelte seinen Kopf. Es war einfach alles so verwirrend. Tahl unterbrach seine Verwirrung. „Es gibt noch einen neueren Aufsatz zu diesem Thema", sagte sie, „Er ist mir schon vor ein paar Jahren untergekommen. Verfasst von einem Zeitgenossen namens Kip Korn".

Qui-Gon durchsuchte die Archive nach dem Aufsatz. Nach einer Weile fand er ihn. Er wirkte zur Erleichterung des Jedi–Meisters nicht ganz so wissenschaftlich wie der vorhergehende:

„Ich vertrete die Ansicht, dass Milos Theorie zur heutigen Zeit durchführbar ist. Mit Hilfe eines modifizierten Teilchenbeschleunigers ist es möglich kosmische Bänder auf Hyperlichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Basierend auf Milos Berechnungen habe ich eine derartige Maschine entwickelt, mit der es möglich sein sollte durch die Zeit zu reisen. Mein einziges verbleibendes Problem ist die Berechnung des Bestimmungsortes...."

Qui-Gon unterbrach seine Lektüre. „Das bringt doch auch alles nichts. Wir haben diesen Beschleuniger nicht", seufzte er resignierend. „Wir nicht", stimmte ihm Tahl zu, „aber Kip Korn schon". Qui-Gon starrte sie an. „Wo lebt dieser Kip Korn? Wir müssen ihn sofort aufsuchen!"

Tahl hob die Hand. „Ganz ruhig, Qui-Gon. Selbst wenn dieser Wissenschaftler uns hilft, bleibt noch immer das Problem, dass wir gar nicht wissen, wo Obi- Wan eigentlich gelandet ist. Die Berechnungen.." - „Vergesst die Berechnungen! Die Macht wird uns leiten", unterbrach sie Obi-Wans Meister energisch. „Kann die Macht uns helfen die Bahn einer 8 zu berechnen? Ihr habt den Artikel von Milo gelesen. Ein einziger Fehler und wir landen nur als halbe Jedi dort, wo auch immer wir hin wollen", entgegnete Tahl ruhig.

Schweigen senkte sich auf die beiden herab. Nach einer Weile meinte Qui- Gon: „Wir müssen auf die Macht vertrauen und darauf, dass sie uns sicher durch Zeit und Raum führen wird. Ich bin nicht bereit aufzugeben, und ich bin Willens zu riskieren, dass auch dieser Versuch schief geht. Wir haben bereits einen Fehlschlag hinter uns, es wird keinen weiteren geben, davon bin ich überzeugt. Außerdem war Kip Korn, doch Euer Vorschlag. Und ich vertraue darauf, dass Ihr wisst was Ihr tut".

Tahl lächelte sanft. „Manchmal ist Euer Optimismus richtig wohltuend. Ich würde ihn ja auch teilen, wenn..."– „Wenn was?", wollte ihr alter Freund wissen. „Wenn ich Kip nicht von früher kennen würde. Er wird uns nicht helfen, wenn wir ihm nicht versichern können, dass wir auch genau wissen was wir tun. Und Jedi sollten nicht lügen wie ihr wisst", erwiderte Tahl.

Qui-Gon blickte sie einige Minuten schweigend an. „Wir müssen nicht wissen was wir tun, um es zu tun. Es wäre ein Fehler die Macht wissenschaftlich erklären zu wollen. Sie ist allgegenwärtig und wenn wir das wissen, wissen wir genug um Erfolg zu haben". Tahl schüttelte den Kopf. „Ich weiß das, aber ob Kip es glaubt ist eine ganz andere Frage", gab sie zu bedenken.

„Wir werden sehen. Holt Bant, wir brechen auf. Wir müssen sofort Kip Korn und seine Maschine aufsuchen", verkündete Qui-Gon unbeirrt. Dieses Mal würden sie erfolgreich sein.

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Bant legte eine künstlerische Pause ein. Diese machte sich Obi-Wan zu Nutze. „Aber, ich habe euch noch gar nicht erzählt, dass ich Luke den Kodex beigebracht habe!", fiel ihm ein.

Die anderen sahen ihn an. „Doch hast du", widersprach Garen. „Hab ich?" Garen nickte. „Du hast gesagt, dass Luke ihn nicht kannte, aber jetzt kennt. Also, musst du ihn davon erzählt haben", erklärte er. „Ich hab ihn nicht nur davon erzählt, ich hab ihn den Kodex beigebracht. Und ich war so gut, dass er ihn sofort inhaliert hat, er...."

„Oh, du solltest Lehrer im Tempel werden", entgegnete Bant sarkastisch. Obi- Wan blickte sie säuerlich an. „Luke war ein gelehriger Schüler, und ich bin mir sicher, dass er den Kodex nachdem ich in meine Zeit zurückgekehrt bin, den anderen zukünftigen Jedi-Rittern beigebracht hat...."