17. Kapitel
Ruhe über Zorn. Ehre über Hass. Stärke über Angst. (Teil des Jedi-Kodex)
„Ok, ich erklär's dir noch einmal", begann Obi-Wan erneut. Er war gerade dabei Luke über den Jedi-Kodex aufzuklären. Sie saßen gerade gemütlich bei einem Glas Ralas in ihrem Zimmer und Luke war alles andere als ein verständnisvoller Schüler. Obwohl es Obi-Wan in gewisser Weise gefiel auch einmal die Lehrerrolle zu übernehmen, war es doch sehr anstrengend Luke zum Schüler zu haben. Dieser neigte nämlich dazu nicht nur Obi-Wan nach jedem Satz zu unterbrechen sondern auch noch jede Einzelheit in Frage zu stellen. Obi-Wan fuhr seufzend fort: „Also, als Jedi darfst du dich von nichts und niemandem abhängig machen..." „Warum denn nicht? Woran hindert mich die Abhängigkeit?" Obi-Wan holte tief Luft: „Weil wenn du, von was auch immer, abhängig bist fällt es der Dunklen Seite leichter, dich zu verführen." „Kannst du mir ein Beispiel dazu geben? Ich verstehe das nicht so ganz." Obi-Wan ließ verzweifelt den Kopf hängen: „Nehmen wir an: Ein Jedi, irgendein Jedi z.B. Yoda, ich nehme ihn jetzt, weil du ihn kennst, würde sich in jemanden verlieben..." Er konnte wieder nicht zuende sprechen, da Luke in schallendes Gelächter ausbrach. Der Gedanke war auch wirklich zu absurd. „Ok, nehmen wir jemanden anderen. Zum Beispiel Mace Windu." „Wer soll das sein?" „Ein Jedi.", erwiderte Obi-Wan knapp. Er war im Begriff die Geduld zu verlieren, aber das war ja auch gegen den Jedi-Kodex. Er versuchte krampfhaft sich ein Beispiel an seinem Meister Qui-Gon zu nehmen, den nichts aus der Ruhe bringen konnte. Nachdem er noch einmal tief eingeatmet hatte konnte er endlich fortfahren: „Noch einmal: Meister Windu verliebt sich in irgendwen. Diese Person kommt in Schwierigkeiten während er auf einer sehr wichtigen Mission ist. Daraufhin bricht er die Mission ab um ihr zu helfen. Währenddessen kommt es auf dem Planeten der Mission zur Katastrophe und die ganze Bevölkerung geht zu Grunde. Beispiel Ende." Schweigen breitete sich im Raum aus. Dann konterte Luke: „Ich habe ein Gegenbeispiel für dich: Abhängigkeit muss nicht schlecht sein. Zum Beispiel hätte ich vor einigen Jahren Darth Vader, einen dunklen Jedi , umbringen sollen. Doch es stellte sich heraus, dass er mein Vater war. Ich konnte ihn nicht mehr einfach so töten, ich war von ihm abhängig, wenn du so willst. Später musste ich mich seinem Meister stellen. Dieser war sehr stark in der Macht und mir über. Ich hätte das Zusammentreffen nicht überlebt, wenn nicht mein Vater eingegriffen und ihn vernichtet hätte. Wie du siehst hat Abhängigkeit mein Leben gerettet." „Nun ja, das war eben eine Ausnahmesituation.", erwiderte Obi-Wan perplex. „So? Inwiefern?" „Weil man normalerweise nicht gegen seinen eigenen Vater kämpfen muss." „Na gut, ich gebe dir noch ein Beispiel: Die Geschichte war damit nämlich noch lange nicht vorbei. Dieser dunkle Jedi-Meister kehrte nämlich als Klon zurück und ich musste mich ihm erneut stellen. Ich gab vor der Dunklen Seite verfallen zu sein und verfiel ihr dabei letztendlich doch. Erst Leia gelang es, mich wieder zur Vernunft zu bringen, damit ich ihn am Ende doch noch besiegen konnte. Und wieder war es Abhängigkeit, die mich vor dem Bösen bewahrt hat.", erläuterte Luke. „Aber das war wieder eine Ausnahme.", widersprach Obi-Wan. „Aber das Leben besteht nur aus Ausnahmen, Ben.", sagte Luke um den jungen Jedi noch mehr zu reizen. Dieser bedachte ihn nur mit einem giftigen Blick. „Man könnte meinen, du willst überhaupt nicht wissen, was der Kodex aussagt. Ich kann mir schon vorstellen, warum ich dir nicht gesagt habe, dass es ihn gibt.", meinte Obi-Wan beleidigt. „Du meinst sagen wirst", warf Luke grinsend ein. - „Nimmst du mich eigentlich ernst? Ohne den Kodex ist ein Jedi nun mal kein echter Jedi.", konterte Obi-Wan. „Also bin ich kein echter Jedi für dich?" Nun war es an Luke beleidigt zu sein. „Tja, die Zeiten haben sich geändert... Aber vielleicht bin ich ja nur hier, um dir jetzt den Kodex nahe zu bringen. Aber du sträubst dich ja!" „Ich meine doch nur, dass Abhängigkeit auch Vorteile bietet." „Das meinst du aber bei jedem Punkt, den wir bis jetzt durch haben. " „Vielleicht haben wir ja ein Kommunikationsproblem. Vielleicht verstehst du unter Abhängigkeit und all den anderen Sachen etwas anderes als ich. Definiere mir Abhängigkeit, und wenn möglich ohne Yoda–Beispiel.", schlug Luke vor. Obi-Wan überlegte kurz. „Abhängig bin ich wenn... wenn ich den Gedanken nicht ertragen kann, ohne etwas bestimmtes leben zu müssen, wenn mein ganzes Dasein auf diese eine Sache ausgerichtet ist, wenn sie mir wichtiger ist, als alles andere.", führte er schließlich aus. Dann stutzte er. Wie bei ihm und Robin, fiel ihm auf. War er etwa von ihr abhängig? Nein, natürlich nicht. Er mochte sie, aber es war ja schließlich nicht so, dass er ... Er schob den Gedanken kurzerhand zur Seite. „Verstehst du jetzt wovon ich rede?", schloss er. „Ich glaube, ich kann dir folgen. Aber..." „Kein Aber! Keine Abhängigkeit und damit Schluss!" fiel ihm Obi-Wan ins Wort.
„Also zum nächsten Punkt: Der Missbrauch der Jedi-Kräfte." „Oh, nein.", konnte sich Luke nicht verkneifen. „Oh, doch. Wie gesagt soll man als vorbildhafter Jedi seine Kräfte niemals missbrauchen. Natürlich gibt es auch hier gewisse Ausnahmesituationen, die bei den einen öfter und bei den anderen weniger oft vorkommen. Qui-Gon ist so ein Typ, bei dem das öfter vorkommt, so wie bei dir." „Ach, es ist ja nicht so, als würde ich das dauernd machen." „Lügen ist übrigens auch laut Kodex verboten.", warf Obi-Wan scheinheilig ein. Luke erwiderte nichts. „Also wann setzt du deine Fähigkeiten ein?" fragte der Jedi-Schüler. „Wenn es nötig ist." „Und wann ist es nötig?" „Das kommt drauf an." „Worauf?" „Auf die Situation natürlich." Obi-Wan seufzte wieder. „Bitte, ich kann so nicht arbeiten." „Ok, ok. Also angenommen, eine Freundin von dir verschwindet und ein gewisser Direktor beruft sich auf den Datenschutz. Dann ist das ein Fall, in dem ich meine Fähigkeiten einsetze." Darauf konnte Obi-Wan nicht viel sagen außer: „Das war zwar notwendig, aber trotzdem nicht erlaubt." „Wann ist es denn nun erlaubt?" „Dann, wenn du keine andere Wahl hast." „Also nie", meinte Luke. „So kann man das auch sehen. Aber wie gesagt, es gibt ja Ausnahmesituationen." Hier konnte sich nicht einmal der korrekte Obi-Wan ein Grinsen verkneifen. Und Luke stellte schließlich erfreut fest: „Ich wusste, wir würden uns einigen."
18. Kapitel
Die meisten Schmuggler sehen lediglich keinen Vorteil darin, ihre illegalen Aktivitäten aufzugeben und ins legale Frachtgeschäft einzusteigen. (Han Solo)
„Meint ihr wirklich, die erkennen mich nicht?" fragte Luke, der sich gerade skeptisch im Spiegel betrachtete und sich so gar nicht an sein neues Erscheinungsbild gewöhnen konnte. Mara Jade und Talon Karrde sahen ihn an und grinsten. „Vertrau uns.", meinte Mara nur. Luke sah auch wirklich zum fürchten aus: Die langen schwarzen Haare hingen wild ins Gesicht und der Schnurrbart schien auch Pflege bitter nötig zu haben. Er erschien nun etwas größer als vorher und auch etwas kräftiger. Die Hautfarbe war auch dunkler und eine lange Narbe lief ihm von der linken Wange bis hinunter zum Hals. Die Kopie des berüchtigten Schmugglers und Kopfgeldjägers Sinis war perfekt. Sinis war vor einigen Monaten im Outer Rim verschollen und deswegen die perfekte Tarnung für Lukes Undercover-Mission bei Offworld. „Na ja, ich weiß nicht. Findet ihr nicht, dass ich irgendwie dick aussehe?" „Aber nein, Luke. Du siehst zum anbeißen aus.", versicherte Mara ihm und überreichte ihm feierlich das letzte Accessoire seiner Verkleidung. „Ein Dolch?" „Das ist mehr als ein Dolch. Das ist die Spezialanfertigung für Sinis. Ich habe sie ihm einmal beim Sabacc abgenommen. Sie hat viele nette Zusatzfunktionen." „Und die wären?" Hier mischte sich Karrde ein: „Er hat einen Sensor eingebaut, der auf Knopfdruck den Dolch zurück in seine Scheide führt. Außerdem ist die Klingenform und –länge veränderlich und weitere kleine Zusatzklingen verfügbar." „Aber ich kann mich nicht selbst damit verletzen, oder?", meinte Luke unsicher. „Du schaffst das schon. Schließlich bist du ja ein Jedi.", grinste Mara. Luke nahm das Mordinstrument an sich und brachte es an seinem Gürtel an. „Ich danke euch noch einmal für die Ausrüstung und das Schiff. Was schmuggle ich überhaupt?" „Hochwertiges AGC. Der Nod führt sich im Moment auf, als hätte er das Monopol! Na ja, was soll's. Es gibt ja noch genügend andere Dinge zu tun. Und Informationen bringen sowieso mehr ein." „Wer ist der Nod überhaupt?" erkundigte sich Luke. „Der Nod ist das Oberhaupt von Offworld. Er hat die ganze Macht und duldet keine Fehler. Nur seine Tochter hat noch gewisse Privilegien, allerdings wenn sie so weitermacht nicht mehr lange. Sie hat sich schon ziemlich viel erlaubt, kürzlich erst hat sie eine größere Menge AGC verloren.", klärte ihn Karrde auf.
„Also auf geht's! Wir haben keine Zeit zu verlieren. Der Nod wartet nicht gerne.", drängelte Mara, nicht nur, weil sie wirklich keine Zeit hatten, sondern vor allem, weil sie laut losgelacht hätte, wenn sie Luke länger hätte ansehen müssen.
Das Leben eines Nod war niemals leicht, doch wenn man als solcher auch noch eine Tochter wie Robin hatte, dann war es einfach nur noch unerträglich. Robin war schon immer ein Sorgenkind gewesen, aber in letzter Zeit hatte sie es offensichtlich darauf angelegt ihn in den Wahnsinn zu treiben. Nicht nur, dass sie die AGC – Probe verloren hatte, nein sie machte auch keine Fortschritte bei der Wiederbeschaffung. Wie sollte er denn seine Geduld mit ihr rechtfertigen, wenn sie andauernd nur Mist baute? Afaim seufzte tief: „Noch immer keine Fortschritte? Wie kann das möglich sein? Bist du eigentlich vollkommen unfähig? Bis jetzt warst du doch immer zuverlässig, vor allem in solchen Dingen." „Ich brauche nur mehr Zeit. Dann krieg ich es hin, aber ich brauche mehr Zeit", entgegnete seine Tochter. „Zeit wofür? Ich muss einen Zeitplan einhalten, und du bittest mich um mehr Zeit um mit einem kleinen Jungen fertig zu werden! Was ist nur los mit dir? Zeit!", empörte sich ihr Vater. „Er ist nun mal kein normaler kleiner Junge, Vater. Er ist ein Jedi! Und es ist nicht so einfach wie sonst." „Ein Jedi ist auch nur ein Mensch oder Nichtmensch oder was auch immer. Du kannst mir nicht einreden, dass er...Moment. Du magst ihn doch nicht etwa! Sag mir, dass das nicht wahr ist! Warum musste es auch eine Tochter sein! Ich wollte immer einen Sohn! Der hätte sich so etwas niemals geleistet." „Woher willst du das wissen? Und selbst wenn ich ihn mögen würde, was würde das ändern? Ich krieg es trotzdem hin." „Hah! Du hast nicht gesagt, dass es nicht so ist! Das heißt es ist so! Kind, du bringst mich noch ins Grab!" Jetzt war es an Robin zu seufzen. „Reg dich doch nicht schon wieder so auf. Denk an deinen Blutdruck. Und was Obi-... ich meine den Jungen betrifft: Es geht dich nichts an wie oder was ich mache oder fühle solange ich meinen Job erledige." Der Nod sah sie an. „Dann erledige deinen Job." „Dann sind wir uns also einig.", stellte Robin fest. Sprach's und ging. Der Nod sah ihr nachdenklich nach. „Soll ich sie töten?", erkundigte sich Belos, sein Leibwächter. „Bist du irre? Rühr meine Tochter an und ich töte dich!", fuhr ihn der Nod an. „Aber sie leistet schlechte Arbeit", warf Belos ein. „Das bestimme immer noch ich, klar? Sie braucht nur mehr Zeit, dann macht sie den Job schon.(Verdammt, das war doch ihr Argument!) Wie auch immer...wo war ich? Ach ja, sie macht es oder sie wird die Konsequenzen tragen." Dieses Kind! Sie machte ihn schon ganz konfus. Irgendwann würde sie sein Tod sein, das wusste er ganz genau. „Mach lieber deine eigene Arbeit, anstatt dir über meine den Kopf zu zerbrechen. Die Lieferung kommt gleich an", wandte er sich wieder an Belos. Dieser nickte und ging. Afaim seufzte. Es war wirklich schrecklich Vater und Nod zu sein.
„Die Sterbende Göttin bittet um Landerlaubnis.", schallte es aus dem Com. „Geben Sie sie ihr", befahl Belos. „Landeerlaubnis erteilt", teilte der Twi'lek, der beim Com saß, dem Schmuggler Sinis mit. Drei Minuten später hatte dieser eine elegante Landung hingelegt und war aus seinem Schiff gestiegen. Belos begrüßte ihn mit den Worten: „Wir haben Sie bereits erwartet. Kommen Sie mit, der Nod will mit Ihnen sprechen." Sinis nickte und folgte dem Pêche. Luke war froh, so groß und stämmig zu wirken, da alle, denen sie am Weg begegneten ungefähr einen Kopf größer waren als er selbst und ca. doppelt so schwer, die Verkleidung kompensierte das großteils. Aber immerhin hatte er den Vorteil ein Jedi zu sein, er hatte also nichts zu befürchten.
Sie gingen durch einen unappetitlichen Gang bis zu einer Tür auf der „Afaim's Büro" stand. Die Buchstaben waren allerdings großteils schon heruntergefallen, so war aus dem Schriftzug „fai s B r" geworden. Luke konnte die echte Schrift nur ausmachen, weil der Kleber der Buchstaben den Staub angezogen hatte. Der Geruch, der in diesem Gang vorherrschte war auch nicht gerade betörend, sondern eher betäubend. Was soll's, dachte Luke bei sich, es ist ja nicht für lange.
Nachdem sie das Büro betreten hatten trat Belos an die Seite seines Bosses und sah mit starrem Blick nach vorne. Afaim selbst bedachte Luke eher mit einem abschätzigen Blick. „Sie sind also Sinis.", stellte er fest. „So ist es.", erwiderte Luke. „Ich dachte, Sie sind verschollen." „Das war Tarnung, ich hatte in einem abgelegenen System einen großen Auftrag und da konnte ich keine Mitläufer gebrauchen." „Aha, und dieser Auftrag ist nicht wichtig?" „Er ist auf jeden Fall nicht so lukrativ. Allerdings sagt das im Allgemeinen nichts über die Wichtigkeit der Aufträge aus, die ich übernehme." „Seien Sie froh über diese Meinung, denn ich kann Ihnen versichern, dieser Auftrag ist einer der wichtigsten, die Sie je ausgeführt haben. Sie haben die Ware doch an Bord?" „Natürlich, halten Sie mich für einen Anfänger?" „Wie könnte ich. Noch dazu, wo Sie doch in der gesamten Galaxis berüchtigt sind." „Da tun wiederum Sie gut daran. Denn meine Feinde leben im Normalfall nicht sehr lange. Allerdings könnten wir uns arrangieren. Sie können sicher noch einen guten Kopfgeldjäger gebrauchen..." „Unter Umständen. Jetzt zeigen Sie mir aber erst einmal die Ladung. Ich muss doch sehen, ob alles in Ordnung ist." „Sie werden zufrieden sein.", meinte Sinis nur und ging voran zum Schiff.
„Und was hast du inzwischen gemacht?", fragte Bant. „Was meinst du?", wunderte sich Obi-Wan. Bant sah Garen an. Der wandte sich an den Erzählenden. „Sie meint, was du gemacht hast, während Luke auf seiner Undercover-Mission war", erklärte er. Obi-Wan zögerte. „Nun ich...ich habe natürlich auf die Kinder aufgepasst", behauptete er. Dann verstummte er und erinnerte sich an eine schlaflose Nacht irgendwann in der Zukunft...
19. Kapitel
Es ist immer etwas Wahnsinn in der Liebe. Es ist aber immer auch etwas Vernunft im Wahnsinn. (Friedrich Wilhelm Nietzsche)
Obi-Wan erwachte mitten in der Nacht und hatte das schreckliche Gefühl etwas wichtiges vergessen zu haben. Was war es nur? Es hatte etwas mit dem Gespräch mit Luke über den Kodex zu tun. Das Gespräch allein, war im Grunde schon Grund genug um schlecht zu schlafen, aber es ging um etwas anderes. Etwas sagte ihm, dass es ein aufgeschobener Gedanke war. Oh ja, jetzt wusste er es wieder: Abhängigkeit. War er von Robin abhängig? Nein, natürlich nicht. Das war doch absurd. Er als Jedi, ihm würde so etwas doch niemals passieren. Luke empfand Abhängigkeit vielleicht als vorteilhaft, aber ein Jedi durfte sich so etwas wirklich nicht leisten. War er nun abhängig von Robin? Seiner eigenen Definition nach vermutlich schon. Er dachte oft an sie und er konnte sich nicht mehr vorstellen, ohne sie zu leben. Aber, wer konnte denn Abhängigkeit so eng eingrenzen? Vielleicht war er teilweise von ihr abhängig, aber sicher nicht ganz. Wie hatte er Abhängigkeit gegenüber Luke definiert? Ach ja, der unerträgliche Gedanke, ohne etwas Bestimmtes leben zu müssen, ein Dasein, das auf eine bestimmte Sache ausgerichtet ist, die wichtiger erscheint, als alles andere. War der Gedanke, dass Robin irgendwann kein Bestandteil seines Lebens mehr sein würde unerträglich? Eigentlich schon. Sie war seine Freundin. Er verstand sich in dieser Zeit mit niemandem besser, als mit ihr. Sie war zu einem Teil seiner Selbst geworden. Sie bedeutete ihm sogar fast mehr als Bant. Nein, das auch wieder nicht. Aber war er dann nicht auch in gewisser Weise von Bant abhängig? Genauso war er auf seinen Meister angewiesen. Das widersprach dem Kodex ja auch nicht. Also wo musste man die Grenze ziehen, die Verbot und Erlaubnis trennt? Außerdem war sein Leben ja nicht komplett auf Robin ausgerichtet. Er freute sich nur besonders, wenn sie ihn besuchte. Er hatte immerhin auch andere Dinge im Kopf. Zum Beispiel Lukes derzeitige Undercover-Mission. Obwohl die im Prinzip doch auch von alleine, ohne sein Zutun lief. Wozu wurde er denn da gebraucht? Jaina, Jacen und Anakin brauchten ihn da schon eher. Han war ja mittlerweile total überfordert mit seinem Nachwuchs. Er wurde ihnen einfach nicht Herr. Robin brauchte sie nur einmal böse anzuschauen, und schon waren sie brav. Das war ein weiteres Detail, das er so an ihr bewunderte. Sie konnte jeden Menschen (oder Nichtmenschen) für sich vereinnahmen. Sie hatte die Leute im Griff und war höflich und nett zu jedem. Er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendjemand sie nicht mochte. Der Gedanke an sie erfüllte ihn wieder mit dieser mysteriösen Wärme, die er immer verspürte, wenn sie in der Nähe war. Wenn dieses Gefühl die Abhängigkeit bedeutete, war er hoffnungslos abhängig von ihr. Aber das Gefühl war viel zu schön, um Abhängigkeit zu bedeuten. Abhängigkeit war ein schlechtes Gefühl. So stellte er sich das zumindest vor. Wenn Qui-Gon hier wäre, könnte er sich zumindest an ihn wenden. Luke war in dieser Hinsicht kein Ansprechpartner. Auch sonst kannte er niemanden, der ihm in dieser Sache behilflich hätte sein können. Er könnte eigentlich Leia fragen, aber sie hatte vermutlich andere Sorgen, als über die Probleme eines Jedi zu diskutieren, den sie noch keine zwei Monate kannte. Angeblich kannte sie ihn ja, aber erst viel später. Er konnte sich ja in der Zwischenzeit sehr geändert haben. Was wäre dann? Na ja, er konnte sie ja fragen, wie sie ihn gekannt hatte, als er älter war. Vielleicht konnte sie ihm dann insofern helfen, als dass er dann wusste, wie er sich verändert hatte. Vielleicht konnte ihm sein zukünftiges Ich helfen diese Situation zu entwirren. Er entschloss sich, Leia am nächsten Tag, zu besuchen und sie auszufragen. Mit diesem Gedanken fiel er wieder in tiefen Schlaf.
Gleich am nächsten Morgen pilgerte Obi-Wan zum Med-Center. Leia schien erfreut, ihn zu sehen. „Hallo, Obi-Wan. Wie nett von dir, mich zu besuchen.", begrüßte sie ihn. Obi-Wan erwiderte die Begrüßung und fragte sich wie er das Gespräch beginnen sollt. Leia bemerkte offenbar seine Unentschlossenheit. „Hast du etwas auf den Herzen?", erkundigte sie sich. „Ja, weißt du ich habe mich gefragt ob du mir vielleicht sagen könntest...wie ich ...war.", begann der junge Jedi. „Wie du warst? Wie meinst du das?", wunderte sich Leia. „Na ja, damals als ich alt war. Ich meine wenn ich alt sein werde. Nein, halt dazwischen. Verstehst du was ich meine?" „Ich bekomme langsam eine Ahnung davon. Du meinst dein zukünftiges Ich, das ich gekannt habe?" „Ja! Genau!" „Gut, wo soll ich anfangen...General Kenobi..." „General? Wieso? Jedi haben doch keinen militärischen Grad!" „Das ist wahr, aber...es ist kompliziert ...es gab einen Krieg und die Jedi waren gezwungen für das Gute zu kämpfen. Also, General Kenobi war ein Freund meiner Familie. Er ist mir als ein älterer weiser Mann in Erinnerung, stets ruhig und humorvoll. Er war ein guter Freund meines Vaters, weißt du, meines Adoptivvaters. Er hat sich immer sehr um uns gekümmert. Er war...so eine Art Onkel oder zweiter Vater für mich. Am Ende kam er mir sehr introvertiert vor." „Introvertiert? Ich! Und der Rat sagt, ich hätte meine Gefühle nicht unter Kontrolle! Ich sei zu aufbrausend!" „Wenn es dich tröstet, General Kenobi hatte dieses Problem auf jeden Fall nicht...mehr.", meinte Leia freundlich. „So war ich also...äh werde ich also sein, du weißt was ich meine", stellte Obi-Wan fest. „Wieso wolltest du eigentlich wissen wie du warst.. sein wirst...was auch immer?", erkundigte sich Leia. „Na ja, ich dachte mir, das könnte mir helfen. Ich habe nämlich ein kleines Problem...ich frage mich...ob Robin, ob ich von Robin... nun ja in gewisser Weise abhängig sein könnte.", gestand Obi-Wan. Leia lächelte wissend. „Wie kommst du denn nur auf diese Idee?" „Nun ja ich hatte mit Luke ein kleines Gespräch über den Jedi-Kodex, und dabei wurde mir klar, dass ich vielleicht Gefahr laufe ihn zu brechen. Abhängigkeit ist nämlich verboten, weißt du." Leias Lächeln wurde breiter. „Es ist ganz einfach, Obi-Wan: Du bist verliebt." „Was? Glaubst du wirklich?" „Es geht nicht darum, was ich glaube, sondern darum, was du fühlst. Du fühlst dich doch sehr wohl in Robins Gegenwart, nicht wahr? Und du siehst sie nicht gerade als Schwester, oder? Also, musst du dich fragen wie tief deine Empfindungen für sie wirklich sind.", führte Leia aus. Obi-Wan schwieg. Konnte das stimmen? Wenn er so darüber nachdachte...dann musste er sich eingestehen, dass er Robin schon sehr gern hatte. Aber in sie verliebt? Verdammt, woher sollte er wissen, wie es war verliebt zu sein! Er war doch noch nie verliebt gewesen! „Was genau fühlt man eigentlich, wenn man verliebt ist?" fragte er Leia unverblümt. „Nun, das ist bei jedem unterschiedlich. Oft merkt man es nicht einmal sofort. Als ich mich z.B. in Han verliebt hatte, wollte ich das am Anfang gar nicht wahrhaben. Er war mir am Anfang sehr unsympathisch. Eine typische Söldnerseele eben. Das lag mir nicht. Aber dann hat er sich als sehr nett, mutig, sympathisch, freundlich, gefühlvoll, usw. erwiesen. Das hat mir imponiert. Immer wenn ich ihn sah, hatte ich plötzlich so ein warmes Gefühl, das viel Geborgenheit und Sicherheit ausstrahlte. Ich fühlte mich sehr wohl in seiner Nähe und schon wenn ich seine Stimme hörte schlug mein Herz schneller. Das war's so ziemlich, etwas anderes kann ich nicht sagen." „Ok, dann bin ich, glaube ich, wirklich verliebt.", sagte Obi-Wan monoton und nachdenklich. „Ist das denn so schlimm? Ich meine, ein Jedi zu sein und sich verliebt zu haben?" „Ich weiß nicht. Eigentlich schon. Denn es ist ja im Prinzip der höchste Grad der Abhängigkeit und die ist, wie gesagt, strengstens verboten. Ich weiß nicht, ob ich jetzt noch ein guter Jedi sein kann." „Ich verstehe das nicht." „Das muss in der Familie liegen. Luke versteht es auch nicht.", trotz allem konnte er sich ein Grinsen nicht verkneifen. Leia lächelte zurück: „Na wenigstens hast du deinen Humor nicht verloren. Aber jetzt kann ich dir nicht mehr helfen, da musst du ganz alleine durch." Obi-Wan nickte nur, bedankte sich und verließ das Med-Center.
20. Kapitel
Abhängigkeiten? Ja, durch Liebe, aber nicht durch Furcht. (Gerhart Hauptmann)
Obi-Wan saß, erschüttert über die neue Erkenntnis, in seinem Zimmer und dachte über seine Lage nach. Es war wirklich sehr kompliziert. Was sollte er tun? Ihm gingen tausend Gedanken durch den Kopf. Plötzlich klopfte Han an die Tür und kam mit den Kindern herein: „Entschuldige, stören wir?" Obi-Wan war überrascht über den Besuch, aber er meinte: „Nein... nein, kommt nur herein. Was gibt's denn?" „Ich muss nur mal kurz weg. Wäre es vielleicht, unter Umständen, theoretisch möglich..." begann Han. „Aber klar doch.", erwiderte Obi-Wan. Ihm war sowieso schon alles egal. Außerdem konnte etwas Beschäftigungstherapie nicht schaden. „Lass die Kinder nur da." „Juhuu!", ließ sich von Jaina vernehmen. Han bedankte sich und ging.
Die nächsten Stunden verliefen unspektakulär. Obi-Wan war dankbar über die Ablenkung, denn so musste er wenigstens nicht über seine Situation nachdenken. Um die Mittagszeit klopfte es dann erneut. Obi-Wan, der sich bereits fragte was Han unter „kurz" verstand, ging hin um ihm die Tür zu öffnen. Doch es war nicht Han, der vor der Tür stand. Es war Robin! Obi-Wan war überrascht! „Robin, was führt dich denn hier her?", fragte er perplex. „Ich dachte mir schon, dass Han dir die Kinder andreht. Da hab ich mir gedacht, dass ich dir wieder helfen könnte. Wir können einen kleinen Ausflug mit den Kindern machen, zum Beispiel in den Wald. Wie wär's?", schlug Robin heiter vor. „Komm doch erst mal rein.", entgegnete Obi-Wan. Robin lächelte und trat ein. „Was haltet ihr denn von Robins Vorschlag, Kinder? Wollt ihr in den Wald gehen?" „Nein!", rief Anakin wie immer in seiner direkten Art. „Na ja, zumindest weiß er was er will.", stellte Robin fest, „Dann bleiben wir eben hier." Wie kommt sie überhaupt auf die Idee in den Wald zu gehen, wunderte sich Obi-Wan. „Wo ist eigentlich Luke?", erkundigte sich Robin. „Äh, er ist mit Han unterwegs, ich weiß nicht, wo sie sind", schwindelte Obi-Wan. Ihm war etwas flau im Magen. Allerdings konnte er nicht sagen, ob es an der Mittagszeit oder an Robins Anwesenheit lag. Auf jeden Fall war er sehr verwirrt. Er hatte diese ganze Geschichte noch nicht verdaut. Was sollte er jetzt tun? Sollte er sich freuen, dass Robin ihn besuchte, oder sollte er eher verzweifelt darüber sein? Überhaupt war diese ganze Sache zum Verzweifeln! Seine Laufbahn als Jedi stand auf dem Spiel. Natürlich nur in gewisser Weise, denn sollte er jemals wieder in seine eigene Zeit zurückkehren, war das Problem im Prinzip gelöst und in dieser Zeit war es sowieso egal. Allerdings, würde er das verkraften? Robin bedeutete ihm so viel! Er wollte sie am liebsten nie wieder weggehen lassen. Aber was konnte er tun? Und die Sache mit dem Rucksack war auch noch immer nicht geklärt. Er sollte das Thema mal wieder anschneiden.
Robin kam ihm aber damit zuvor. Sie hatte die Kinder für einige Zeit beschäftigt und als sie aus dem Zimmer gegangen waren begann sie: „Äh...sag mal, weißt du denn eigentlich noch, wo der Rucksack ist?" „Natürlich, wieso?" „Weil ich ihn wieder brauche, und zwar schleunigst, sonst passiert etwas." „Was soll denn passieren?" „Auf jeden Fall etwas ganz schreckliches. Und zwar wird mir dann etwas passieren. Es wird ganz unauffällig aussehen. Wie ein Unfall. Ich habe das schon erlebt. Deswegen muss ich unbedingt den Rucksack zurückbringen! Ich bin schließlich nicht lebensmüde!" wiederholte Robin eindringlich. „Dir wird nichts passieren, ich kann auf dich aufpassen.", entgegnete Obi-Wan scheinbar ungerührt. „Aha, und wie willst du das machen?" Sie gab sich Mühe nicht auszurasten: „Die sind zu mächtig, als dass ein einzelner etwas gegen sie ausrichten könnte!" „Ich habe schon ganz andere Dinge getan.", argumentierte ihr Gegenüber ruhigen Tons weiter. Robin war drauf und dran, die Geduld zu verlieren: „Du verstehst das nicht! Ich kann doch nicht ewig bei dir im Hotel bleiben und Däumchen drehen! Außerdem fahrt ihr bald wieder weg und was ist dann!" Der Jedi stutze und dachte kurz nach. Schließlich meinte er: „Ok, sag ihnen, sie bekommen den Rucksack in zwei Tagen. Bis dahin bist du hier sicher. Ich habe einen Plan." Der ruhige Tonfall, den er anschlug, brachte Robin fast zur Weißglut. Aber was konnte sie tun? Warum musste dieser Jedi auch so sturköpfig sein! Es blieb ihr nichts anderes übrig, als resigniert einzuwilligen. Sie hatte nun mal keine andere Wahl.
„Obi-Wan!", riss ihn Bant aus seinen Gedanken, „Bist du noch bei uns?" Obi-Wan sah sie leicht verwirrt an. „Oh, ja, klar...Ich war nur in Gedanken", erklärte er schließlich. Seine Freunde wechselten vielsagende Blicke. „Das ist uns nicht entgangen", meinte Garen nur. Reeft wedelte mit seiner Hand. „Können wir jetzt endlich den Rest der Geschichte hören? Ich will wissen wie es weiter geht!", verkündete er. „Ach, hast du nicht gemeint Obi-
Wan würde zu langweilig erzählen?", stichelte Bant. „Das ändert nichts daran, dass ich wissen will wie es weiter geht", entgegnete ihr Freund schulterzuckend. Obi-Wan räusperte sich. „Also gut, Luke war nach wie vor auf seiner Undercover-Mission..."
