CRUCIAL TEST
The True Tale About James And Lily Part 1
Endlich! Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr ich dieses Kapitel gehasst habe. Schon seit Ewigkeiten sitze ich hier dran, SEIT EWIGKEITEN! Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Versionen es von diesem Kapitel insgesamt gab. Es waren auf jeden Fall eine Menge.
Seit ich angefangen habe, diese Story zu schreiben, hat mir dieses doofe Kapitel den letzten Nerv geraubt. Und das nur weil es nun...der Beginn der eigentliche Story ist. Eigentlich könnte man ja aus Kapitel eins und zwei ein Kapitel machen, aber ich hab's ehrlich gesagt nie fertig gebracht (bin ne schlechte Autorin, nicht ich hab die Story im Griff, sondern die Story hat mich im Griff!).
Danke für eure netten Reviews. Hat mich wieder einmal sehr ermutigt zu hören, dass meine Arbeit doch ganz passabel ist. Ist auch ein Unterschied, wenn man das von Außenstehende zu hören bekommt. Vielen Dank, ich kanns nicht oft genug betonen!
Ja, die Szene im zweiten Kapitel, in der Sirius James von seinen Ferien erzählt, gefällt mir auch. Eine der wenigen Szenen, die ich an einem Stück geschrieben habe und mit der ich gleich zufrieden war.
Und was Lilys Abneigung gegenüber James angeht: nun ja, James benimmt sich auch wie der letzte Vollidiot, nicht? Aber wie sagte Sirius im fünften Band über James' Wandel: „Sobald James sich ein wenig die Hörner abgestoßen hatte..." Ihr werdet auf jeden Fall erfahren, wie er sich die Hörner abgestoßen hat.
Dann wünsch ich euch viel Spaß mit Hass-Chapter 3!
Chapter 3Der letzte Unterrichtstag ging schnell vorüber, das Hogsmeade-Wochenende stand bevor. Am Morgen des Samstags stießen alle Quidditchbegeisterten einen freudigen Jubel aus, als sie einen Blick auf das Schwarze Brett neben der Eingangstür zur Großen Halle warfen. Ein großes Stück Pergament war darauf gepinnt worden, auf dem große verschnörkelte Buchstaben ein gewisses „Tiny-International-Match" ausriefen.
Das T.I.M. war ein Vorschlag der Vertrauensschüler gewesen, das Ergebnis ihrer vergangenen Sitzung. Sie empfanden es als eine gute Idee, die Franzosen zu einer kleinen Quidditch-Meisterschaft einzuladen, in der acht Mannschaften antreten sollten; die vier Hausmannschaften aus Hogwarts, sowie vier Mannschaften von der französischen Schule Beauxbaton. Das Endspiel würde ein Tag vor Ostern ausgetragen werden. Am Abend sollte dann der geplante Osternachtsball stattfinden. Der Preis war ein großer Pokal, auf dem die Namen der Spieler der Siegermannschaft eingraviert werden sollen. Im Gegenzug jedoch verlangte die Lehrerschaft, dass der Kampf um die Quidditchmeisterschaft entfällt.
Das alles interessierte Alice Booker jedoch herzlich wenig. Ihr Interesse galt lediglich sich selbst, sowie einem kleinen Stück Pergament, dass sie von Frank erhalten hatte. Dies reichte durchaus aus, um Alice von Minute zu Minute nervöser werden zu lassen. Eine Stunde verbrachte sie allein damit, passende Kleidung aus ihrem Koffer zu ziehen. Und doppelt so lang brauchte sie, bis jedes einzelne Haar am richtigen Platz saß.
Lily beobachtete sie schmunzelnd. Sie konnte nicht verstehen, wieso sie sich so aufbrezeln wollte. Frank mochte sie genau so, wie sie immer war, natürlich und sie selbst.
Am Ende sah selbst Alice dies ein. Frustriert warf sie Willows Schminkutensilien in die Ecke, kämmte sich das Haar und band es zu einem lockeren Zopf, der ihre Gesichtsform umschmeichelte. Ihre Augen strahlten, doch das nervöse Lächeln wollte nicht verschwinden.
„U-Und?" fragte sie skeptisch.
Lily zeigte ihr den ausgestreckten Daumen nach oben. „Perfekt!" Sie lächelte, nahm ihre Freundin bei der Hand und zerrte sie aus dem Schlafsaal. „Und jetzt komm endlich, wir wollen Frankieboy doch nicht warten lassen!"
Der Gemeinschaftsraum war noch voll, hauptsächlich Erst– und Zweitklässler, die den Zaubererort noch nicht besuchen durften. Neidische Blicke streiften sie und ein paar Siebtklässler, die wohl noch auf den Rest ihrer Freunde warteten, zwinkerten Alice wissend zu. Anscheinend hatte es sich schnell herumgesprochen, dass Alice ein Date mit ihrem Klassenkameraden hatte. Ein Pfeifen verfolgte sie.
Willow und Kathleens Augen wurden groß, als sie Alice erblickten „Wow, also wenn er dich heute nicht reizend findet, dann ist er blind!" stieß Kathleen aus.
Willow stierte Lily grinsend von der Seite her an. „Na, dass du mir ja nicht eifersüchtig wirst."
„Auf was denn?"
„Ich habe gehört, Potter hätte ne Verabredung!" Willows Grinsen wurde breiter, doch Kathleen stupste sie in die Seite.
„Nicht Potter, Black hat ne Verabredung!"
„Kathleen, du olle Spielverderberin!" fuhr Willow sie an. „Jetzt hätte ich zu gern Lilys Gesicht gesehen!"
„Da gibt es nichts zu sehen. Ist mir völlig schnuppe wenn Potter eine Verabredung hat. Von mir aus kann er mit der ganzen Schule ausgehen. Dann lässt er mich wenigstens in Ruhe-"
„DREI?" Peter Pettigrews Stimme schallte durch den ganzen Gemeinschaftsraum, übertönte das laute Gemurmel der anderen Schüler. Er kam zusammen mit Potter, Black und Lupin von den Schlafsälen. Alle vier waren in einer angeregten Unterhaltung vertieft, so dass sie den Schülern im Gemeinschaftsraum kaum Beachtung schenkten.
Lily konnte spüren, wie Kathleen sich neben ihr nervös durch das Haar strich und den Blick hastig gen Boden senkte.
„Padfoot, du bist verrückt!" Potter schüttelte grinsend den Kopf. „Wie willst du mit drei Mädchen gleichzeitig ausgehen?"
„Ich denke nicht, dass ‚ausgehen' das richtige Wort dafür ist." Warf Remus trocken ein.
„Nenn es wie du willst." erwiderte Sirius unberührt, merkte dann aber, dass James auf eine Antwort wartete. „Was denn? Ist ja nicht schwer, mit drei Mädels gleichzeitig auszugehen! Die erste treffe ich gleich unten in der Eingangshalle, die zweite um 12 Uhr im Besen und die dritte um 16 Uhr, allerdings in irgend so einem Café. War ihre Idee, mir soll's recht sein. Dann bekomme ich keine Troubles falls sie früher auftaucht und mich plötzlich mit der anderen sieht!" Sirius' Stimme klang nüchtern, als würde er vom Wetter reden.
Remus schnüffelte derweil gespielt übertrieben an seinem Freund herum.
„Was soll das?" knurrte Sirius.
„Hm, seit wann trägst du Parfüm?" Remus grinste und auch James konnte sich ein Grinsen nur mühsam verkneifen, als Sirius' Blick ihn auffing.
„Ihr habt einfach keine Ahnung von Frauen. Kein Wunder, dass James zu blöd ist um Evans rumzukriegen. Ich selbst hätte schon am ersten Abend in Hogwarts ein Date mit ihr klar gemacht!"
„Der große Frauenversteher, was Black? Mein Herz erzittert!" Lily schaute ihn mit gefährlichem Blick an. Die vier Rumtreiber waren gerade an ihnen vorbei gelaufen, als Sirius das sagte. Augenblicklich blieben sie stehen.
„Und mit wem triffst du dich, Evans?"
„Würde ich auf Paviane stehen, wärst du meine große Nummer eins, Black!" erwiderte Lily nüchtern.
„Nein, da müsstest du eher auf Hunde stehen!" kam Sirius' Konter, worauf Peter laut anfing zu lachen. „Oder stehst du vielleicht auf Hirsche?" Er schaute Potter grinsend an.
Dieser schüttelte warnend den Kopf und wandte sich hastig, mit einem leichten Grinsen um die Lippen an Alice. „Sieh an, hat der olle Longbottom es endlich fertig gebracht, dich zu fragen?"
Alice nickte lächelnd. „Spricht sich das etwa schon wieder rum?"
„Nun, du kennst ja die Schüler von Hogwarts." Klinkte sich Remus in das Gespräch ein, wobei er einen schnellen Blick zu Kathleen wagte, die verlegen den Blick gen Boden gerichtet hielt. „Geht immer verdammt schnell rum, wenn einer der beliebten Schülern allen Anschein nach bald nicht mehr zu haben ist!"
„Außer bei Black natürlich, da ist man es nicht anders gewohnt." Willow lachte böse.
„Wie auch immer." Sagte James hastig, ehe Sirius zu einem Konter ansetzen konnte. „Wir sehen uns in Hogsmeade, Evans!" Damit, ohne auf eine Antwort abzuwarten, verließ er zusammen mit seinen Freunden den Gemeinschaftsraum.
„Habt ihr das mitgekriegt?" Kathleens Nervosität schien mit dem Verschwinden der Vier wieder verflogen zu sein. „Black hat drei Dates. Wie er das wohl geschafft hat?"
Alice schnaufte. „Nun, es ist nicht schwer in der Bibliothek an ein Buch über Liebestränke ranzukommen!"
James Potter blickte über die Köpfe seiner Mitschüler hinweg zu seinem Freund, an dessen Seite ein bildhübsches Mädchen stand. Er kannte sie nur vom Sehen, wusste, dass sie ein Jahr jünger war als sie und aus Ravenclaw kam.
James seufzte, was täte er dafür, wenn jetzt Lily neben ihm stehen würde, anstatt Remus. Ein Grinsen umspielte seine Lippen, als er an das Turnier im April dachte. Am Anfang war er enttäuscht gewesen, dass die Hausmeisterschaft gestrichen wurde. Jetzt aber freute er sich umso mehr auf die Franzosen. In Gedanken sah er sich bereits schon den Pokal in die Höhe stemmen, während Lily auf ihn zuging. Ihre Arme schlangen sich fest um seinen Körper und ein sanfter, aber umso leidenschaftlicher Kuss benetzte seine Lippen-
„Hübsch ist sie, das muss man ihm lassen!" Remus riss ihn hart aus seinen Gedanken. Er hatte ebenfalls den Hals gereckt um Sirius' neue Errungenschaft zu begutachten. Im nächsten Moment verzog er aber schmerzhaft das Gesicht und fasste sich an die Seite.
„Was ist?" James schaute ihn alarmiert an, vergaß den kleinen Tagtraum, der ihn noch wenige Sekunden zuvor gefangen gehalten hatte.
Doch sein Freund machte eine wegwerfende Handbewegung. „Nichts, ich spüre es nur wieder. In zwei Tagen ist Vollmond..."
Peter schaute Remus ebenfalls mit besorgt gerunzelter Stirn an. „Du solltest in den Krankenflügel gehen..."
„Ach was!" murmelte dieser und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. „Glaubst du, ich lass es mir entgehen, wenn Padfoot 'nen Korb bekommt? Ich würde mein ganzes Geld darauf verwetten, dass er es nicht schafft, mit drei Mädchen an einem Tag auszugehen!"
„Da wäre ich mir nicht so sicher!" James lachte. „Den Mädchen interessiert eh nur sein Aussehen... "
„Heh Potter!" ertönte eine wohlbekannte Stimme hinter ihnen.
Hastig drehten sie sich um. Rodolphus Lestrange mit Anhang drängelte sich gelassen nach vorne zu den drei Gryffindors. Er hatte den Arm um Bellatrix' Schulter gelegt und grinste gehässig in die Runde.
„Was willst du?" James' Augen stierten ihn lauernd an, wie ein Tier, dass einen Rivalen vor sich hatte, der ihm den Platz als Rädelsführer streitig machen wollte.
Bellatrix verzog abfällig die Lippen. „Sieh an, mein ach-so-toller Cousin gibt sich mit Schlammblütler ab!"
„Skandal, nicht?" erwiderte James lasch.
„Und das im fürnehmen Hause der Blacks." Entfuhr es Remus in einer übertrieben dramatischen Tonlage.
Regulus, der hinter Lestrange stand, schaute ihn warnend an. „Vorsicht, Lupin!"
„Sonst was?" Das kam nun von Peter. Seine Stimme klang zittrig, das Kinn hatte er aber kampfeslustig gereckt.
„Peter, Peter!" Rodolphus schüttelte bedacht den Kopf, wie man es bei einem kleinen dummen Kind machen würde. „Ich an deiner Stelle wäre vorsichtig, was ich von mir gebe. Du weißt ja, nicht immer können deine niedlichen Freunde um dir herumscharwenzeln."
Peter errötete und stolperte einen Schritt zurück.
„Und dir Potter..." Er wandte sich an James. „Lass dir eines gesagt sein. Eines Tages wirst du bluten, für alles, was du je getan hast. Du und dieses dreckige Schlammblut!" Dabei ruckte sein Kopf nach hinten, wo ein paar Meter entfernt Lily mit ihren Freundinnen stand und über irgendwas lachten, das Willow gesagt hatte.
James' Magen verkrampfte sich, als er seine Aufmerksamkeit wieder den Slytherins zuwandte. Und doch wirkte er äußerlich cool, fuhr sich demonstrativ durch das Haar. „Weißt du, wenn ich jedes mal geblutet hätte, wenn du es gesagt hast, dann müsste ich längst tot sein."
„Du wärst ein medizinisches Wunder." gluckste Remus.
Rodolphus aber ging nicht auf den Wortangriff ein. Im Gegenteil, er lächelte fast schon freundlich. Und mit diesem Lächeln ging er zusammen mit seinen Freunden Richtung Hogsmeade.
James blieb perplex stehen, merkte nicht wie sich all die anderen Schüler aus dem Schloss an ihm vorbei drängeln mussten. Lestranges Drohung, die nicht nur gegen ihn sondern auch gegen Lily gerichtet war, gefiel ihm ganz und gar nicht. Nichts lag ihm ferner, als Lily in Gefahr zu bringen. Vor allem da Voldemort immer mehr an Einfluss und Macht gewann und viele Schüler aus Hogwarts sich davon beeinflussen ließen.
„Komm schon Prongs, oder wartest du auf eine Extraeinladung?" Remus stand mit Peter schon draußen vor dem Schloss. Ungeduldig schaute er in die Eingangshalle, in der sich die letzten Schüler auf den Weg nach Hogsmeade machten. Frank Longbottom gehörte dazu, er ging mit bleichem Gesicht an ihnen vorbei ohne sie überhaupt wahrzunehmen.
James nickte, schalte sich in Gedanken einen Idioten. Nichts würde passieren, noch nie ist irgendwas passiert, nachdem Lestrange sein Mund aufgerissen hatte und das würde auch weiterhin so bleiben. Er ahnte nicht annähernd, wie falsch er mit diesem Gedanken lag.
Lily schlenderte zusammen mit Alice durch die Gassen Hogsmeades. Willow und Kathleen hatten sich von ihnen getrennt, zumal sie nach Amanda Ausschau halten wollten. Diese hatte ein Date mit einem Hufflepuffschüler. Willow behauptete steif und fest, dass sie ihre Freundin mit ihrer neuen Errungenschaft wildknutschend in einer Seitengasse finden würden. Der Gedanke hatte die beiden schließlich nicht mehr losgelassen, so dass sie sich auf die Suche nach ihr begaben.
Alice wurde von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Sie warf immer wieder nervöse Blicke zur Uhr und unterhielt Lily mit ihren abstrusen Vorstellungen, wie das Date mit Frank ihrer Meinung nach verlaufen wird. Dabei kannte ihre Fantasie keine Grenze, wenn sie alle möglichen katastrophalen Dinge aufzählte, die schief gehen könnten und woraufhin Frank sie nie wieder auch nur eines Blickes würdigen würde.
„Ich glaube mir ist schlecht!" Sie waren in einer verlassenen Seitengassen, nicht weit von Madame Puddifoots Café entfernt. Weit und breit war niemand zu sehen. Alice wollte sich schon umdrehen, doch Lily hielt sie fest.
„Mach dich nicht lächerlich, Alice!" sagte sie ruhig aber energisch und wollte sie weiterzerren. Doch in dem Moment spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Hastig wirbelte sie herum, die Hand griffbereit am Zauberstab.
„Keep cool, Evans!" James lachte und hob abwehrend die Hände. Er war alleine.
„Was willst du?" fragte Lily forsch.
Er ignorierte ihre Frage geflissentlich. Demonstrativ schaute er sich um, wandte sich dann aber an das rothaarige Mädchen. „Nett hier, findest du nicht? Lust auf einen Tee?"
„Jah." Sagte Lily zu seiner Überraschung mit zuckersüßer Stimme. „Allerdings keine Lust auf deine Gesellschaft."
„Nun, ich kann mich auch unsichtbar machen, wenn du dich dabei besser fühlst. Ist das kein Angebot?" hakte er grinsend nach.
„Wegen mir brauchst du nicht absagen." Mischte sich Alice kleinlaut in das Gespräch ein. „Ich finde auch allein den Weg zur Puddifoot."
James' Grinsen vergrößerte sich, wobei man nun selbst seine hintersten Backenzähne begutachten konnte. „Na also, damit wäre das eine ausgemachte Sache!"
„Nein." Zischte Lily wütend. „Damit ist das ganz bestimmt keine ausgemachte Sache. Lass mich verdammt noch mal endlich in Ruhe, Potter."
Er erhielt keine Gelegenheit darauf etwas zu erwidern, zumal das Gespräch durch Remus' Auftauchen unterbrochen wurde. „Hier bist du!" sagte er ein wenig außer Atem zu James. Den Mädchen nickte er zur Begrüßung kurz zu.
„Wo ist Peter?"
„Wollte noch irgendwas besorgen; ist in irgendeinem Laden verschwunden...Da hinten kommt er." Remus deutete mit dem Kopf hinter James und den Mädchen. Peter, zwei Bögen Pergament unter den Arm geklemmt, kam mit zügigen Schritten auf sie zu.
James nickte, ehe seine Aufmerksamkeit von Peter weggelenkt wurde. Ein dunkles Gemurmel drang an seinen Ohren, kaum wahrnehmbar. Er verstand die Worte nicht, doch für einen kleinen Moment hatte er das Gefühl das Wort Stupor herauszuhören, war sich aber hinterher nicht mehr sicher. Seine Augen wurden groß, als er plötzlich hinter Peter einen roten Schimmer sah, der direkt auf den kleinen Jungen zuschoss.
„Peter! Runter!" schrie er und zog seinen Zauberstab.
Es war bereits zu spät, Peter hatte gerade noch Zeit sich umzudrehen, als der rote Lichtstrahl ihn erfasste. Zumindest sah es am Anfang so aus, als würde er ihn treffen. Im letzten Moment, keinen Fingerbreit hinter Peter, verschwand er aber fast völlig von der Bildfläche, nur um einen Sekundenbruchteil später vor dem Jungen wieder aufzutauchen. Fassungslos musste James zusehen, wie der Lichtstrahl direkt auf Lily, Remus, Alice und ihn zuschoss.
Lily starrte den Lichtstrahl geschockt an, unfähig sich zu rühren. Ihr Verstand sagte ihr, dass es besser wäre, aus der Schusslinie zu kommen, doch ihre Beine versagten ihr kläglich den Dienst. Hinterher konnte sie sich noch an die Berührung zweier Hände erinnern, die sie grob zur Seite stießen. Kurz darauf ertönte ein lauter, schmerzerfüllter Schrei, der in ihren Ohren dröhnte und von dem sie sich nicht sicher war, ob sie schrie oder jemand anders.
Sie prallte hart auf dem Boden auf, dass ihr die Luft aus den Lungen entwich und rutschte über die gepflasterte Straße, wobei sie sich Knie und Ellenbogen aufschürfte.
Keuchend blieb sie ein paar Sekunden lang mit geschlossenen Augen liegen, öffnete diese aber, als sie ein halblautes Stöhnen irgendwo neben sich hörte. Alice kniete neben ihr, rüttelte sie zaghaft an der Schulter.
„Lily, ist alles in Ordnung?" Besorgnis schwang in ihrer Stimme.
Lily nickte, schaute dann aber zu den anderen und erblickte James Potter, der hustend und gekrümmt genau dort stand, wo sie zuvor noch gestanden hatte. Sein Gesicht war blass. Er stützte sich mit einer Hand auf sein Knie ab, während er die andere gegen seinen Bauch gepresst hielt. Ein Stöhnen entlockte sich seinen Lippen, als er sich mühselig, aber ohne Hilfe, aufrappelte.
„Bist...Bist du... okay?" keuchte er und schaute Lily unverwandt an. Es war schon eine lächerliche Fragen, wenn man bedachte, dass er um einiges mitgenommener aussah als sie.
„Was ist passiert?" fragte sie anstelle einer Antwort.
Es war Alice, die ihr antwortete. Aufgeregt deutete sie auf James. „Er hat dich gestoßen – einfach so. Und dann ist er plötzlich zu Boden gegangen, als ob er von irgendwas getroffen worden wäre und hat geschrieen... Ich... es war fürchterlich." Sie schüttelte sich bei der bloßen Erinnerung an das Vergangene, war jedoch so umsichtig, ihr die Hand zu reichen um sie auf die Beine zu ziehen.
Peter kam angerannt, die Bögen Pergament hatte er achtlos in seine Tasche gestopft. „Geht's euch gut?" fragte er mit zittriger Stimme.
Keiner antwortete. James hatte sich derweil vollends aufgerichtet. Seufzend lehnte er sich gegen eine Hauswand, während er versuchte seine Gedanken neu zu ordnen. Seine Hände zitterten noch leicht, was er sich nicht erklären konnte, zumal er den Fluch als harmlos einstufte. Der Schmerz in seinem Bauch ließ bereits nach. Vielleicht war es auch einfach nur der Schreck, der sich weigerte, ihn loszulassen.
Mit zittrigen Händen öffnete er seine Jacke und lupfte das darunter liegende Hemd, so dass sein Bauch frei lag. Ein leichter, blassrosa Fleck, kaum zu sehen, zierte seinen Bauch direkt oberhalb des Nabels.
Remus trat näher, beäugte den Fleck misstrauisch und strich vorsichtig darüber. „Tut das weh?"
James schüttelte den Kopf. „Nein..." Es war keine Lüge, der Schmerz in seinem Bauch war fast vollständig verschwunden. Nur ein leichtes Druckgefühl beim Einatmen erinnerte ihn noch an den Fluch.
Remus sah ihn zweifelnd an. „Was hat dich getroffen?"
„Was soll das heißen, was hat mich getroffen? Ihr habt den Lichtstrahl doch gesehen!" stieß James perplex aus.
„Welcher Lichtstrahl?" fragten Alice und Peter gleichzeitig. Auch Remus schaute ihn verständnislos an.
„Ich habe keinen Lichtstrahl gesehen. War das der Grund, weshalb du Peter zugerufen hast, er solle sich ducken?"
James nickte. „Der Lichtstrahl hätte ihn getroffen, aber er ist, es sah aus als..."
„...als wäre er durch ihn durchgegangen." Beendete Lily schaudernd seinen Satz, als James stockte und zog somit die Aufmerksamkeit aller auf sich.
„Du... hast ihn auch gesehen?" fragte James erstaunt.
„Er ist durch ihn durchgegangen?" hakte Remus nach. Skepsis schwang in seiner Stimme und auch Peter und Alice schauten die beiden ungläubig an. Lily konnte es ihnen nicht einmal verübeln. Sie selbst würde das ganze für einen neuen Scherz der Rumtreiber halten, hätte sie es nicht mit eigenen Augen gesehen.
„Jetzt schaut sie nicht so an, als hätte sie euch von einem tangotanzenden Bergtroll erzählt." Murrte James. Mit nüchternen Worten erzählte er ihnen, was er gesehen hatte.
Alice wandte ihren Blick von ihm ab, nachdem seine Worte verklungen waren. Fragend schaute sie Lily an, die ihre unausgesprochene Frage mit einem kurzen Nicken beantwortete. „Das macht doch keinen Sinn. Ein Fluch, den nur ihr seht, was soll das für einer sein?"
„Das gefällt mir nicht. Ich habe noch nie von einem derartigen Fluch gehört." Sagte Remus, mehr zu sich selbst, währender sich nachdenklich das Kinn rieb. Er wandte sich an James. „Du sagtest, jemand hätte Stupor gerufen, nicht? Nun, du scheinst nicht geschockt zu sein, sondern eher...erschlagen."
James nickte nachdenklich. „Der Lichtstrahl ähnelte dem eines Stupor-Zaubers. Er war nur um einiges langsamer... Vielleicht war das nur Tarnung. Vielleicht habe ich auch gar nicht Stupor gehört, sondern irgendwas anderes, ich weiß es nicht!"
Lily hob darauf fröstelnd die Schultern. Sie wollte sich nicht ausmalen, was sich noch alles hinter diesem Fluch verbergen gekonnt hätte. Die Tatsache, dass James wohlauf war, zeigte deutlich, dass dies nur eine Warnung gewesen war. Doch möchte sie sich eine richtige Drohung lieber nicht ausmalen, wenn ihre Gegner zu derartigen Warnungen fähig waren.
„Ihr solltet in den Krankenflügel gehen..." durchbrach Alice das Schweigen, als sie das Blut sah, dass aus Lilys aufgerissener Hose tropfte.
Lily schaute auf sich herab und schien erst jetzt den vollen Schmerz wahrzunehmen. Ihr Knie, sowie die Schürfwunden am Ellenbogen brannten wie Feuer. Ihr wurde ein wenig mulmig, was daran lag, dass sie kein Blut sehen konnte. „Schon gut... schau du zu, dass du zu deinem Date kommst!"
„Lass doch dieses doofe Date. Jemand hat dich angreifen wollen, James hätte es fast knüppeldick erwischt und du denkst nur an dieses stumpfsinnige Date? Ich bringe dich zurück nach Hogwarts."
„Du hast ein Jahr darauf gewartet, dass er dich fragt, jetzt mach nicht alles kaputt!" fuhr Lily sie schroff an. „Geh schon, ich werde mit den dreien ins Schloss gehen." Sie schaute ihre Freundin eindringlich an.
„Geh ruhig, wir kümmern uns schon drum." Mischte sich Remus lächelnd ein.
„Aber..."
„Nichts aber. Überlass das nur uns!" Remus' Lächeln verstärkte sich. „Geh schon, Frank wartet bestimmt!"
Alice schien nicht gerade begeistert. „Also gut." Sie seufzte, schenkte Lily einen mürrischen Blick. „Wir sehen uns heute Abend." Damit wandte sie sich um und ging auf direktem Weg zur Madame Puddifoots Café. Sicher hatte sie sich ihr erstes Date mit Frank anders vorgestellt.
„Ich weiß nicht, wie es euch geht." Durchbrach Remus zögerlich das Schweigen, das sich nach Alices Verschwinden zwischen ihnen ausgebreitet hatte. „Aber ich würde gerne mehr über diesen seltsamen Fluch erfahren, den nur bestimmte Leute sehen konnten."
„Meine Rede." Knurrte James düster.
Peter schaute fragend von einem zum Anderen. „Ob Lestrange dahinter steckt?"
„Du meinst, wegen dem was er auf den Weg nach Hogsmeade gesagt hat? Das würde ich nicht ernst nehmen. Lestrange kam sich schon immer groß vor, wenn er Drohungen aussprechen konnte." Sagte Remus
James aber schaute skeptisch drein. „Nun, passt doch, findet ihr nicht? Wir werden dafür bluten, Lily und ich. Und jetzt frag ich dich, wer von uns blutet?"
Remus' Augenbraue rutschte zweifelnd nach oben. „Meines Sehvermögens nach nur Lily."
„Ja, verdammt, aber wer von uns konnte den Fluch sehen?" fuhr James ihn ungeduldig an. „Du kannst sagen, was du willst, aber die haben was vor. Das gerade eben war wohl tatsächlich nur ein Streich..." Er zuckte mit den Achseln.
„Wovon redet ihr?" Lily blickte zwischen den drei Jungen hin und her.
Die drei Freunde wechselten einen kurzen Blick. Schließlich aber war es Remus, der von dem Zusammenstoß mit den Slytherins erzählte. Er brauchte nicht lange. Als er geendet hatte, blickte er sie besorgt an. „Du weißt ja selbst, dass du bei den Slytherins alles andere als beliebt bist."
Peter nickte, auch er schenkte ihr einen besorgen Blick. „Du bist gut in der Schule, selbst Schüler aus Zaubererfamilien können dir nicht das Wasser reichen."
„Und wenn schon." Erwiderte Lily mit einer wegwerfenden Bewegung. „Das beweist gar nichts. Jeder könnte dahinter stecken."
„Ja, welch beruhigender Gedanke." Knurrte James, seufzte dann aber. „Es bringt nichts, wenn wir uns hier den Kopf zerbrechen." Sein Augenmerk richtete sich auf Lily. „Wie sieht' aus, kannst du laufen oder sollen wir dich tragen?" Es war eine völlig ernste Frage.
Lily schüttelte den Kopf, als sie zögernd an sich herabsah. „Ich schätze mal, ich habe mehr abgekriegt als du! Vielen Dank, auch!"
„Da wäre ich mir nicht so sicher." Warf Remus ein. „Mit Fluch-Verletzungen ist nicht zu spaßen."
Damit hatte er nicht ganz unrecht. Doch James wäre nicht James, würde er die vernünftigen Worte seines noch vernünftigeren Freundes ernst nehmen. Für ihn gab es momentan nichts wichtigeres, als so schnell wie möglich dahinter zu kommen, wer hinter dem ganzen Angriff steckte. Und dieser jemand würde dafür büßen, das schwor er sich und wenn es verdammt noch mal das letzte wäre, was er in seinem Leben tat.
Zurück im Schloss, gingen James und Lily schnurstracks in die Bibliothek. Ein Abstecher bei Madame Pomfrey machten sie nicht, zumal James steif und fest beteuerte, dass ihm nichts fehle und Lily ein paar wenige, aber recht wirkungsvolle Heilzauber beherrschte, die ihre Wunden auf der Stelle heilen ließen. Remus und Peter waren nicht mit ihnen zurückgegangen. Sie wollten Sirius aufsuchen um ihm von den Vorkommnissen zu erzählen und gleichzeitig die Slytherins im Auge zu behalten.
Die Bibliothek war leer, zumal die Schüler aus den höheren Klassen in Hogsmeade waren. Zusammen saßen sie an einem Tisch im hinteren Teil des großen Raumes, nicht weit weg von der Verbotenen Abteilung.
Lily überflog gerade angestrengt das Inhaltsverzeichnis eines besonders dicken Wälzers, der von Flüche jeder Art handelte. Kein Wort ging über ihre Lippen, selbst auf dem Weg zurück nach Hogwarts haben sie nur sehr wenig gesprochen. Sie spürte, dass James ihr ab und an einen Blick zuwarf, während er seinerseits einen nicht minder schweren Wälzer durchblätterte. Am Anfang versuchte sie ihn zu ignorieren, schließlich aber wurde ihr das Schweigen unangenehm.
„Schon was gefunden?" fragte sie, wobei sie sich die Antwort auf die Frage schon denken konnte.
„So einiges." Meinte James beiläufig. „Aber nichts, was uns weiterhelfen kann."
Wieder Schweigen. Nein, so hatte sich Lily das ganze bestimmt nicht vorgestellt. Noch vor ein paar Tagen hätte sie bei dem Gedanken, hier mit James Potter zu sitzen, während er schwieg und sie sich sichtlich darum bemühte, ein Gespräch im Gang zu halten, wütend aufgeschnaubt (was sie jetzt auch bei diesem Gedanken tat).
„Vielleicht..." Sie zögerte, senkte dann ihre Stimme. „Vielleicht sollten wir es mit der Verbotenen Abteilung versuchen?"
James überlegte kurz. „Wäre eine Möglichkeit, stellt sich nur die Frage wie wir da reinkommen sollen."
„Ach komm schon, Potter. Du kannst mir nicht erzählen, dass du mit deinen Kumpels noch nie heimlich in die Verbotene Abteilung eingebrochen bist!"
Damit hatte sie nicht unrecht. Schon allein die Anleitung um zu einem Animagi zu werden, hatten sie damals aus einem Buch aus der Verbotenen Abteilung. Sie waren jede Nacht eingebrochen, was ohne seinen Tarnumhang unmöglich gewesen wäre.
Statt einer Antwort klappte er sein Buch lautstark zu. „Gegenfrage: Warst du schon mal dort?"
Sie runzelte die Stirn, schüttelte dann aber den Kopf. Ihre Augen blickten tief in die seinen und ihre Gesichter waren sich plötzlich so nah, dass er das Gefühl hatte ihren heißen Atem auf seiner Wange spüren zu können. Noch nie waren sie sich so nah gewesen, für einen Augenblick hatte er fast das Gefühl jeden Moment in seinem Bett aufzuwachen und festzustellen, dass alles nur ein Traum war – was für ein Alptraum, dieser Gedanke!
„...Abend!"
Er zuckte zusammen, blinzelte heftig. Ihr Gesicht hatte sich von seinem entfernt, ohne dass er es gemerkt hatte. Sie lehnte sich nun in ihrem Stuhl zurück und blickte ihn erwartungsvoll an.
„Entschuldige, was hast du gesagt?"
„Heute Abend, ich finde es ist der beste Zeitpunkt. Nach dem Halloweenfest werden alle viel zu müde sein um sich Gedanken darüber zu machen, ob zwei Schüler sich heimlich in die Verbotene Abteilung einschleichen."
„Nur mal langsam mit den Einhörner." James hob beschwichtigend die Hand. „Wo willst du überhaupt anfangen? Die Verbotene Abteilung ist nicht gerade klein, musst du wissen."
„Du bist doch hier der Experte!"
James lachte und wippte, die Hände über den Kopf verschränkt, mit dem Stuhl sachte vor und zurück. „Nun, ich gebe zu, ich war schon oft in der Verbotenen Abteilung. Allerdings ist sie wirklich riesig. Selbst wenn du jede Nacht hingehen würdest, bräuchtest du Jahre um alle Bücher einmal in der Hand gehalten zu haben. Also wäre es nicht schlecht einen Anhaltspunkt zu haben."
„Ich weiß was du meinst." Lily schaute ihn offen an. „Niemand hat den Fluch gesehen, außer du und ich. Mich hätte er womöglich getroffen, weil er wohl tatsächlich mir gegolten hat. Doch was ist mit dir? Wäre es nicht sinnvoller, dass nur ich den Fluch sehe, wenn man es auch wirklich auf mich abgesehen hat?"
„Vielleicht wollten sie uns beide treffen, dich und mich!" James wippte mit dem Stuhl nach vorne, so dass er wieder näher an Lily war. Tief beugte er sich über den Tisch. „Aber offenbar war dies eh nur ein kleiner Streich, ansonsten hätten sie uns auch einen ganz anderen Fluch auf den Hals hetzen können."
„Wusstest du das bevor du dich in Gefahr gebracht hast?" fragte sie prompt.
James starrte sie einen Moment lang perplex an, lächelte dann aber verlegen. „Darüber habe ich gar nicht nachgedacht, um ehrlich zu sein. Ich sah diesen Lichtstrahl und ich sah dich... alles was danach kam war pure Reflexarbeit." Seine Augen blickten tief in die Ihren und wie immer war sie es, die den Blick nach einer verdammt kurzen Zeit beschämt abwandte. Das war schon immer so gewesen, auch wenn er diesmal das Gefühl hatte, dass sie länger standgehalten hatte, als es normalerweise der Fall war.
„Das hättest du nicht tun sollen." Nahm sie schließlich das Gespräch wieder auf, sichtlich bemüht, einen neutralen Tonfall in die Stimme zu zaubern.
„Ich habe es aber getan."
Einen Moment lang verharrten beide, ehe Lily wieder das Wort ergriff: „Das mit Peter, das lässt wohl darauf schließen, dass der Fluch denen, die ihn nicht sehen können, nichts antut."
„Könnte sein." Erwiderte James, froh, dass die Stille endlich durchbrochen war. „Ich bin mir nicht sicher, aber für so einen Fluch gehört schon höhere Magie dazu. Zweifelhaft, dass ein Hogwartsschüler so etwas bewerkstelligen kann."
Er erntete einen nachdenklichen, angespannten Blick. Sie hatte die Finger ineinander verschränkt. „Es sei denn, der Schüler kennt sich mit höherer Magie aus und hat noch dazu die notwendigen Beziehungen, sein Wissen aufzufrischen."
„Du denkst an Lestrange?"
„Ich denke an niemanden." Betonte Lily. „Ich glaube nicht, dass wir es uns immer so leicht machen können, den Slytherins die Schuld in die Schuhe zu schieben."
„Nun, du musst zugeben, sie machen einen verdächtigen Eindruck."
Lily machte ein verächtliches Geräusch. „Und du musst zugeben, dass sie seit Jahren – was red ich da, seit Jahrhunderten – diesem Vorurteil ausgesetzt sind."
James schaute sie erstaunt an. Jeder wusste, dass die meisten Schwarzmagischen früher in Slytherin waren. Es gab nur wenige Leute, die in dem Haus etwas Gutes sahen. Das gerade sie dieses Haus verteidigte, wo doch ein Großteil seiner Bewohner liebend gern über ihrem Haus das Dunkle Mal sehen würden, überraschte ihn.
Er seufzte, nickte dann aber widerwillig. „Möglich, dass du recht hast." Sagte er, wechselte dann aber das Thema. „Ich denke wir sind uns wenigstens in der Hinsicht einig, dass wir vorerst die Sache mit dem Fluch nicht groß rumposaunen."
Lily nickte nach Sekunden des Nachdenkens. „Einverstanden." Erwiderte sie schlicht, deutete dann aber mit dem Kopf in Richtung Verbotenen Abteilung. „Kann man mit unseren Vermutungen und Anhaltspunkten dort das richtige Buch finden?"
Sie erntete ein Achselzucken. „Einen Versuch ist es wert."
„Prima." Sagte sie und stand nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr auf. „Dann bis heute Abend."
Er nickte leicht. „Sagen wir um Mitternacht, sicher ist sicher!"
„Gut." Sie lächelte leicht. „Du bist der Experte, ich überlass' es dir, wie wir in die Verbotene Abteilung kommen!" Sie machte ein paar Schritte, drehte sich dann aber noch einmal zu ihm um. „Und James..."
Er schaute auf.
„Danke!" murmelte sie verlegen lächelnd und ging, ohne ihn noch einmal eines Blickes zu würdigen.
Sirius betrat mit einem breiten Grinsen den Schlafsaal der Jungen. Er hatte den Zauberstab auf eine Kiste gerichtet, die vor ihm her schwebte. Sachte ließ er sie auf den Boden gleiten, woraufhin ein wütendes Klopfen aus der Kiste ertönte. „Habt ihr alle gekriegt?" fragte er Remus, während er James' Tarnumhang auf sein Bett warf.
Remus schaute auf, nickte dann aber, als er eine weitere Zutat in den Trank mischte, den er mitten im Zimmer braute. Er wollte kein echtes Feuer machen, so diente sein eigener Zauberstab dazu, den Kessel kontinuierlich anzuheizen. „War ganz leicht, sie zu bekommen."
Sirius grinste vorfreudig. „War ne klasse Idee, sie bis zum Abendessen in dem Gang hinter der Statue von Brogio zu verstecken."
Er erntete ein Schulterzucken. „War Wormtails Idee."
„Wird auch Zeit, dass er seinen Verstand zur Abwechslung mal für andere Dinge als essen, schlafen und Frage stellen benutzt." Sagte Sirius und warf einen Blick in den Kessel. Eine feuerrote Flüssigkeit blubberte munter vor sich hin. „Klappt's?"
„Frag das Mr. Mir-geht's-gut-ich-brauch-keinen-Heiltrank!"
„Sprichst du von mir, Moony?" James stand grinsend, mit Boxershort und T-Shirt bekleidet, unter der Schlafsaaltür. Sein Handtuch hatte er achtlos über seine Schulter geworfen.
„Nein, von einem dummen Freund von mir." Erwiderte Remus unberührt und warf eine weitere Zutat in den Trank. Es machte ein zischelndes Geräusch. Augenblicklich wechselte die Farbe von feuerrot zu giftgrün.
„Na so dumm kann er gar nicht sein, wenn er mit dir befreundet ist!" James lächelte und wollte sich die Hose über seine Boxershorts ziehen, hielt aber mitten in der Bewegung inne, als ein scharfer Schmerz seinen ganzen Körper durchzuckte. Umständlich setzte er sich auf sein Bett und noch viel umständlicher begann er das eine Hosenbein über sein Bein zu ziehen.
Remus beobachtete das ganze mit hochgezogener Augenbraue. „Du hast recht." Murrte er. „Er ist noch viel dümmer, als ich dachte."
„Sehr witzig." Zischte James, die Zähne zusammengebissen. Vorsichtig zog er sein T-Shirt aus. Von dem kleinen blassrosa Fleck auf seinem Bauch war nun nichts mehr zu sehen. Stattdessen sah man einen viel größeren Fleck, der in blau-grüner Farbe leuchtete und deutlich den Bluterguss zeigte, den James von diesem merkwürdigen Fluch davongetragen hatte.
Sirius pfiff anerkennend, als er näher trat. „Scheint wohl ein richtiger Volltreffer gewesen zu sein. Sieht aus, wie damals bei Peter, als du ihn in deiner Tiergestalt mit dem Huf erwischt hast!"
„Dann kann es ja nicht so schlimm sein. Immerhin lebt Peter noch!" Meinte er leichtfertig, wobei er Remus mit einem Blick zum Schweigen brachte. „Wie lange braucht er noch?" Er deutete mit dem Kopf auf den Trank.
Remus zuckte mit den Achseln. „Die Zutaten sind drin, allerdings muss er noch eine Stunde lang auf niedriger Flamme vor sich hin köcheln! Soll die Heilkraft noch verstärken."
„Prima!" Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus, als er sich vorsichtig fertig anzog. „Hast du gewusst, dass es mehrere Arten von Cornwall Kobolde gibt, Padfoot?"
Genannter Padfoot unterdrückte ein Gähnen und streckte sich ausgiebig. „Solange sie das gleiche Ergebnis erzielen ist mir alles recht."
„Das wird es!" James wedelte mit dem Zauberstab, sprach einen Schwebezauber aus und die Kiste schwang in die Höhe. Er langte nach seinem Tarnumhang und warf ihn über die Kiste, so dass sie völlig vor ihren Augen verschwand. „Lasst uns gehen!"
Sirius grinste erwartungsvoll. „Ja, bevor sich Wormtail noch nass macht!" Sie hatten Peter vorausgeschickt, damit er die Lage beobachten konnte.
Remus schenkte dem Trank noch einen letzten prüfenden Blick, ehe er sich aufrichtete. Hintereinander gingen sie die große Wendeltreppe hinunter zum Gemeinschaftsraum und. Die fette Dame prostete den drei Jungen aus ihrem Gemälde ausgelassen zu, als sie den Gemeinschaftsraum verließen. Sie hatte ein Glas Wein in der Hand. Ihre Wangen waren gerötet und auf ihrem sonst so makellosen rosa Kleid war ein hässlicher lila Fleck.
„Fröhliches... Ostern!" schwippste sie, verkleckerte abermals ein paar Tropfen ihres Weins und stürzte diesen in einem Zug hinunter.
Die drei Rumtreiber grinsten breit, hörten noch wie sie jemand begrüßte. Wahrscheinlich war Violet zu ihr ins Gemälde gehuscht, um ihr den neusten Klatsch und Tratsch von Hogwarts zu erzählen.
Schon von weitem konnten sie den Lärm aus der Großen Halle hören. Ein monotones Grollen, wie das zufriedene Schnurren einer Katze, verursacht von fröhlich schwatzenden Schülern. Peter stand, nervös von einem Bein auf das nächste tretend, ein wenig versteckt hinter einem Flügel der Tür. Er warf ab und an nervöse Blicke in die Große Halle, wobei er sich aber nicht traute arg weit vornüberzubeugen. Als er die Schritte seiner Freunde hörte, zuckte er erschrocken zusammen und wirbelte herum.
„Da seid ihr ja endlich!" Sein Atem ging gehetzt.
„Was habe ich euch gesagt!" Sirius lächelte gequält. „Komm mal wieder runter, Kleiner."
„Runterkommen?" Echote Peter flüsternd. „Ich dachte, ich falle in Ohnmacht, als die McGonagall mich fragte, ob ich auf ne schriftliche Einladung warte."
„Sie hat dich gesehen?" Remus horchte auf.
Peter nickte hektisch. „Ich sagte, ich warte auf euch, danach ist sie gegangen. Aber erst nachdem sie mir einen ihrer ‚Ich-sehe-alles-Blicke' zugeworfen hat." Er schüttelte sich, verstummte dann aber. Fragend blickte er sich um, als seine Ohren das leise aber deutlich hörbare Klopfen vernahmen.
James schenkte dem Gespräch kaum Beachtung. Vorsichtig spähte er in die Große Halle, erblickte Lily, die bei ihren Freundinnen saß und Alice zuhörte, deren Augen vor Aufregung glänzten. Wahrscheinlich war das Treffen mit Frank doch noch gut ausgegangen. Dann aber richteten sich seine Augen auf Dumbledore, der sich erhob. Hastig wedelte er mit der Hand in Richtung seiner Freunde. „Ruhe jetzt!"
Seine Freunde verstummten augenblicklich. Sirius trat neben ihn, wagte ebenfalls einen vorsichtigen Blick in die Große Halle. Peter machte große Augen, als er das leise Dong vernahm, mit dem die Kiste – von James' Zauberstab geleitet – zu Boden ging.
„Was?" murmelte er, doch Sirius' warnenden Blick ließ ihn verstummen.
Trotzdem konnte er sich einen leisen Schrei nicht verkneifen, als James den Tarnumhang von der Kiste nahm. Unter den scharfen Blick seiner Freunde presste er die Hände auf den Mund und versuchte ein entschuldigendes Lächeln. Für einen Moment befürchteten sie gehört worden zu sein. Doch Dumbledore sprach munter weiter.
Es war noch keine halbe Minute vergangen als der Schulleiter das Wort ergriffen hatte. Sicher würde die Rede bald zu Ende sein, Dumbledore war noch nie ein Verfechter großer Worte gewesen.
„Bereit?" James warf einen fragenden Blick in die Runde, erntete begeistertes Nicken von allen Seiten.
Er tippte mit seinem Zauberstab auf die Kiste und das Klopfen verstummte. Im nächsten Moment schossen zahlreiche blaue Lichter aus der Kiste hervor. James hörte mit Genugtuung wie Dumbledore verstummte, er sah aus dem Augenwinkel etwas Goldenes aufleuchten, was ihm klar machte, dass die Tische sich gerade selbst gedeckt hatten.
Just in dem Moment flogen die Lichter in die Große Halle, während sich die Rumtreiber hastig hinter eine der zweiseitigen Tür versteckten. Mit ihren Zauberstäben ließen James und Sirius hastig die Kiste verschwinden und zauberten den Tarnumhang zurück in ihren Schlafsaal.
Innerhalb von wenigen Sekunden war das ganze Festmahl ein einziges Fiasko. Schüler schrieen auf, als die Kobolde über die Tische hinweg flogen und manche sich dabei enthusiastisch in die Soße fallen ließen, so dass der halbe Tisch davon überschwemmt wurde. Andere wiederum sprangen auf die Köpfe der Schüler – bevorzugt auf laut kreischende Mädchen – und zerrten an ihren Haaren. Ein Kobold war besonders dreist und nahm Dumbledores Hut von dessen Kopf um ihn auf einen Schüler zu werfen, der von dem Hut so hart getroffen wurde, dass er das Gleichgewicht verlor und zu Boden ging.
Die Rumtreiber warteten noch ein paar Sekunden ab, so dass sie keine Gefahr liefen entdeckt zu werden. Eine kleine Vorsichtsmaßnahme, die im Grunde unnötig war. Die Lehrer waren viel zu sehr damit beschäftigt, sich die Kobolde vom Hals zu halten und den Schülern ging es nicht anders. Hastig rannten sie in die Halle, stellten sich mitten ins Getümmel und mussten sich wahrlich zusammenreißen nicht in lautes Gelächter auszubrechen.
Sirius zupfte an James' Umhang, deutete hinüber zum Slytherintisch. „Schau mal, Schniefelus!"
James folgte Sirius' Blick und konnte sich ein breites Grinsen nicht verkneifen. Einer der Kobolde hatte gerade die Kanne Kürbissaft genommen und sie über Snape ausgeleert, der verzweifelt versuchte, ihn mit der Hand zu verscheuchen. Doch so schnell ließ sich das kleine Geschöpf nicht abwimmeln, es hüpfte auf Snapes Hand und biss herzhaft hinein. Falls er geschrieen hatte, so ging dies in dem allgemeinen Getöse unter, doch das schmerzverzerrte Gesicht war Genugtuung genug.
„Wetten, das ist seine erste Haarwäsche seit er hier in Hogwarts ist?" Sirius lachte.
Remus kicherte ebenfalls, als Bellatrix vor Ekel aufschrie, nachdem ein Kobold ihr ins Gesicht gespuckt hatte. Lestrange kam ihr zu Hilfe, hob seinen Zauberstab und erledigte den Kobold. Im nächsten Moment aber stülpte ein weiterer Kobold ihm einen der Kürbisse, die an Halloween immer die Halle zierten, über den Kopf.
Schließlich aber schien es selbst den Lehrern zu bunt zu werden. Die Professoren McGonagall, Flitwick und Sprout richteten ihre Zauberstäbe auf die Kobolde und die vier Rumtreiber mussten zusehen wie einer nach dem anderen mit einem Puff verschwanden. Ein weiterer Schwenker des Zauberstabs war nötig um das umgeworfene Essen und Trinken wieder herzurichten.
Die Rumtreiber grinsten immer noch, versuchten dann aber einen verwirrten Gesichtsausdruck aufzusetzen, als Professor McGonagalls scharfe Augen sie trafen. Misstrauen zeichnete sich auf ihrem Blick ab, James hätte seinen Besen verwettet, dass sie ahnte, was da vor sich gegangen war. Und mit ihr taten es auch ein Großteil der Schüler, die ihrem Blick gefolgt waren.
„Kann ich Ihnen helfen, Professor?" James setzte sein freundlichstes Sonntagslächeln auf, worauf Sirius sich hastig zur Seite abwandte, damit ihre Hauslehrerin nicht das unterdrückte Grinsen auf seinem Gesicht sehen konnte.
„Vielen Dank, Mr. Potter, ich bin mir sicher, Sie haben mir schon genug geholfen!" Ihre Stimme war kälter als normal, was ihm nun deutlich machte, dass sie nicht nur eine Ahnung hatte, sondern es genau wusste. Nur musste sie selbst festgestellt haben, dass sie keine Beweise aufbringen konnte.
„Tatsächlich?" James intensivierte sein Lächeln. „Das freut mich, ich freue mich immer, wenn ich helfen kann! Übrigens... tolles Essen." Damit setzte er sich hin und begann zu essen. Seine Freunde taten es ihm gleich. Einen Moment lang herrschte absolute Stille in der alle ihnen beim Essen zusahen. Dann aber klatschte Dumbeldore mit einem Schmunzeln um die Lippen in die Hände und eröffnete das Essen ein zweites Mal an diesem Abend.
„Klasse Idee, Moony, einfach erste Sahne!" Sirius heulte auf vor Lachen.
James musste sich bereits schon an der Schulter seines besten Freundes festhalten um nicht vor Lachen zu stolpern. Mit der freien Hand hielt er sich den Bauch.
„Man tut, was man kann." Remus wischte sich eine Träne aus den Augen, während er vor Lachen nicht sah, dass Peter seine Schritte vor ihm verlangsamt hatte und gegen den kleinen schwächlichen Jungen stolperte. „Sorry, Wormtail."
Peters Antwort ging in einem weiteren Kichern unter.
„Hört auf...ich...kann...nicht...mehr." keuchte James. Das Gesicht schmerzverzogen, als er sich nun eindeutig in Sirius' Schulter krallte.
„Ach." Sagte Remus trocken ohne Mitgefühl. „Vorhin im Schlafsaal warst du auch nicht so wehleidig."
James schenkte ihm einen vernichtenden Blick, der aber zugleich von einem breiten Grinsen abgelöst wurde. „Aber das Beste war immer noch der Kobold, der Bellatrix angespuckt hat!" entfuhr es ihm, darauf erpicht, seine Freunde von seiner Verletzung abzulenken.
„Habt ihr ihr Gesicht gesehen?" Sirius musste einen Moment innehalten, bekam vor Lachen kaum noch Luft. „Wie das eines chinesischen Feuerballs!"
„Schniefelus dürfte nun auch endlich mal wieder die Haare waschen." Meinte Peter und kicherte abermals laut los.
„Glaubst du der macht das?" James zog eine Grimasse. „Ich glaube eher wir haben einen langgehegten Traum erfüllt, köstlich so ein nach Kürbissaft duftendes Haar."
Abermals wieherten drei der Rumtreiber los, während sich James' Mund nur ein leises Glucksen entrang.
Ihr Streich war ein voller Erfolg gewesen. Jeder wusste, dass sie es waren, aber niemand hatte den direkten Beweis. Alle hatten ihnen während dem Essen immer wieder bewundernde, aber auch, wie bei den Syltherins, hasserfüllte Blicke zu geworfen. Ihr Streich schien in aller Munde zu sein, das ganze Essen über hatten mehrere Leute immer wieder angefangen zu kichern, wenn sie zu den vier Rumtreibern rübergeblickt hatten.
Diese hatten sich völlig normal benommen, doch musste selbst James zugeben, dass niemand von seinen Freunden je so wenig gegessen hatte wie an diesem Abend.
Schwankend erreichten sie das Portrait der Fetten Dame und brachten mit Mühe das Passwort hervor. Im Gemeinschaftsraum erwartete sie jedoch eine Überraschung. Lily und ihre Freundinnen waren ebenfalls schon zurück in den Gryffindorturm gegangen.
Alle fünf blickten ihnen wütend entgegen. Willow hatte nasses Haar, das verdächtig nach Kürbissaft roch, während Kathleen sich einen Kürbiskern aus den Haaren zupfte.
„Haha, sehr witzig, Leute!" keifte Willow. „Könntet ihr das nächste Mal wenigstens dafür sorgen, dass Gryffindors von euren stumpfsinnigen Streichen verschont bleiben?"
Sirius musterte sie charmant grinsend. „Macht sich doch gut so ein bisschen Kürbissaft in deinem roten Haar. Wenn du mich fragst, du siehst einfach hinreizend aus!" Seine Stimme war purer Spott, woraufhin etwas in Willows Augen verdächtig zuckte.
Amanda umschlang hastig den Arm ihrer Freundin und hielt sie somit zurück. Ruhig blickte sie den vier entgegen, ehe ihre Augen auf Potter hängen blieb. „Wie sieht's eigentlich aus? Schon was rausgefunden über diesen komischen Fluch?"
Augenblicklich wurden sie ernst. Es war James, der ihr antwortete: „Bis jetzt noch nicht!"
„Also wollt ihr wirklich heute Abend in die Verbotene Abteilung gehen?" Amandas Augen schweiften kurz zu Lily.
„Hast du eine bessere Idee?" fragte diese. „Ich bin mir sicher, Potter kennt sich in der Verbotenen Abteilung bestens aus, nicht wahr?"
Sogenannter Potter lächelte verlegen, zuckte dann aber die Achseln. „Je nachdem... es wäre besser, wir hätten einen Anhaltspunkt."
„Apropos Anhaltspunkt...da fällt mir was ein..." sagte Kathleen plötzlich. Alle wandten sich zu dem stämmigen schüchternen Mädchen um. „Äh... bin gleich wieder da!" Abrupt drehte sie sich auf den Absatz herum und rannte zur Treppe Richtung Schlafsäle. Acht Augenpaare schauten ihr fragend hinterher. Es dauerte auch nicht lange und sie kam zurück, einen dicken Wälzer vor die Brust gepresst.
„Ich...habe nachgedacht." Sagte sie außer Atem. „Der Fluch...scheint sehr... alt zu sein, sonst... hätten wir bestimmt... schon von ihm... gehört. Hier stehen ein paar...der bekanntesten... Zauberer...der Geschichte." Sie öffnete das Buch, wobei die Umstehenden erst einmal von einer dicken Staubwolke eingehüllt wurden.
Sirius hustete vernehmlich, wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht. „Merlin, und ich dachte Remus wäre der einzige hier, der solche Wälzer zu seiner Bettlektüre zählt."
Niemand ging darauf ein. Sowohl Lily, als auch James beugten sich tief über das Buch und studierten das Inhaltsverzeichnis. Dabei kniffen beide die Augen zusammen, da das Buch in einem altertümlichen Englisch geschrieben war.
„Merlin, Agrippa, Gandalf, Nakor,..." las James das Inhaltsverzeichnis vor. „Gandalf? Dass ich nicht lache. Als Zauberer war er ein Witz!"
„Er hat die Welt vor Sauron gerettet." Warf Peter mit wichtiger Miene ein.
„...was ja kein Kunststück ist." Behauptete Sirius selbstsicher.
Es brach eine Diskussion aus dem Zaune inwieweit Gandalf ein exzellenter Zauberer war und wie leicht man tatsächlich einen Sieg über Sauron erzwingen konnte. Lily hörte kaum zu, ihre Aufmerksamkeit galt dem Inhaltsverzeichnis. Allerdings musste sie selbst zugeben, dass sie eine Menge Zauberer nicht kannte.
Als sie schließlich das Inhaltsverzeichnis durch hatte, blieb ihr Augenmerk an einer kleinen Anmerkung der Autorin des Buches hängen. Sie war in einer sehr kleinen Schrift verfasst worden, so dass sie mehrere Versuche brauchte, ehe sie die Worte entschlüsseln konnte.
‚Dieses Buch wurde in Anlehnung des aus dem Erlass 9.457,38 in Erscheinung tretenden Paragraphen 14,44 (benannt nach der Jahreszahl seiner Entstehung) des ZSG geschrieben und überprüft.'
Lilys Augen blieben an der Zahl 14,44 hängen. Irgendwas in ihrem Gedächtnis schien sich dunkel an ein Ereignis zu erinnern. Verzweifelt versuchte sie sich das Bild, das verschwommen vor ihrem inneren Auge auftauchte, zu fassen. Es gelang ihr nicht, je mehr sie sich auf das Bild konzentrierte umso weiter entfernte es sich von ihr.
„...hinaus wurden seine Bücher nach 1444 nicht verboten." Erklärte Kathleen triumphierend und schenkte Sirius dabei einen giftigen Blick. „Also erzähl mir nicht-"
„Das ist es!" entfuhr es Lily plötzlich und brachte somit ihre Mitschüler zum Verstummen. Hastig drückte sie James beiseite, damit sie eine bessere Sicht auf das Inhaltsverzeichnis bekam.
James hob ärgerlich eine Augenbraue. „Was?"
„Das ist es!" kam es abermals aus Lily. Ihre Finger fuhren aufgeregt durch das leicht vergilbte Pergament, hielten dann aber enttäuscht inne, als sie zum zweiten Mal das Ende der Liste erreichte. „Mist, er steht nicht drin."
Sirius wechselte einen Blick mit James, räusperte sich dann aber lautstark. „Hättest du vielleicht die Güte uns aufzuklären? Wer steht nicht drin?"
Lily schenkte ihm einen genervten Blick, wandte sich dann aber an die anderen. „Diese Anmerkung dort." Sie zeigte mit dem Finger auf die kleine Anmerkung der Autorin. Ihre Freunde folgten ihrem Finger, lasen den kurzen Notiz durch und schauten sie darauf abermals ratlos an.
„14,44 steht für das Jahr 1444, das Jahr der Reformation, nicht? Weißt du noch Willow, als Crank in Zaubertränke davon erzählt hat? Ist schon ein paar Woche her. Er erzählte von einem schwarzmagischen Zauberer namens Modred. Dieser hatte sogenannte verfluchte Flüche erfunden. Flüche, in denen ein weiterer Fluch steckte. Ich habe Cranks Erzählung damals kaum Beachtung geschenkt, wusste ja nicht, was noch passiert. Tatsache aber ist, Modreds Flüche wurden nach der Reformation verboten. Und...überlegt doch mal, ein Fluch, der aus zwei Teilen besteht." Sie hielt inne, schaute nun James direkt an.
„Was, wenn der Fluch zum einen aus einem Schockzauber besteht, genau wie Potter es gesagt hat und zum anderen...vielleicht ein Unsichtbarkeitszauber oder... ein Neonlampenlichtflacker-und-Ausweich-Zauber..." Sie schaute sich um, ausnahmslos alle starrten sie perplex an. Verlegen zuckte sie mit den Schultern, als sie ein wenig leiser fragte: „Klingt das irgendwie... logisch?"
„Wann hat Crank das erzählt?" Stammelte James nach einer Weile.
„Ist doch völlig schnuppe." Erwiderte Amanda ungeduldig, von Lilys Erzählung sichtlich begeistert. „Tatsache ist, wenn dieser Modred Flüche erfunden hat, dann hat er vielleicht ein Buch darüber verfasst. Und wenn seine Flüche verboten wurden, dann-"
„Findet ihr das Buch in der Verbotene Abteilung." Beendete Alice den Satz. „Wenn es existiert, heißt das."
„Wenn wir nur an diesen Zeitungsartikel kommen würden." Sagte Willow verdrießlich. „Das wäre einfacher als in der Verbotenen Abteilung rumzuwühlen."
„Ich glaube nicht, dass in ihm viel drin steht.". Meinte Lily. „Immerhin stammte er nicht vom Reformationsjahr. Ich glaube er war zehn oder zwanzig Jahre älter."
„Dann bleiben wir also bei der Verbotenen Abteilung – vorerst." Meinte Amanda und wirkte mit einem Mal ziemlich geschäftig. „Gut, dass wir uns einig geworden sind. Wenn ihr mich jetzt entschuldigen würdet, ich muss noch einen Korb verteilen." Damit ließ sie die Freunde einfach stehen und verließ den Gemeinschaftsraum.
„Sie muss was?" James hob eine Augenbraue.
Willow prustete los, worauf sie einen so großen Elan an den Tag legte, dass sie Peter aus Versehen mit einer Ladung Spucke besprenkelte. „Tja, ihr Date ist wohl nicht so abgelaufen, wie sie es sich in ihren kühnen Träumen ausgemalt hat. Hättest sie im Drei Besen sehen sollen, ihre neue Flamme wäre fast vom Stuhl gekippt, als sie ihm erzählte, dass ihre Großmutter eine Voodoopriesterin ist. Nun ja, er hat darauf den Fehler gemacht, Voodoo als eine... wie sagte er noch gleich?" Sie tauschte einen fragenden Blick mit Kathleen.
Kathleen lachte laut auf. „Afrikanische Erfindung für scharlatanische Nekromanie."
„Genau. Er sagte ihr also unverblümt mitten ins Gesicht, dass er Vodoo für eine... ihr-wisst-schon-was hält." Willow gluckste, versuchte ihr Lachen wenigstens so weit zu unterdrücken, bis sie mit ihren Bericht beendet hatte. „Hättet ihr sehen müssen! Mensch, Lils, da haste was verpasst. Amanda war fast so rot wie dein Haar. Interessante Mischung wenn man da an ihre braune Haut denkt." Sie kicherte. „Na ja, er hatte Glück – vorerst. Kurz darauf kam Alice mit dem ollen Frankieboy... Und darauf hat sie ihn einfach stehen gelassen."
„Aber vorhin in der Großen Halle hat er ihr sehr lange und sehr eindeutige Blicke zugeworfen." Kicherte Kathleen. „Hat sie sogar vor einem Cornwall Kobold gerettet."
„Jah, aber das bringt ihm jetzt auch nichts mehr." Beurteilte Willow die Situation mit Kenner-Blick. „Ich habe gesehen, wie sie eine Voodoo-Puppe in ihre Umhangtasche gestopft hat. Und mal unter uns, die Puppe hatte den gleichen Leberfleck im Gesicht wie Raymond."
