„Es stört mich nicht, was dein Vater mit antun wird, wenn ich nur eine Nachte mit dir verbringen könnte!" flüsterte Snape und seine Stimme zitterte, jedoch weder durch Zorn noch durch Trauer.
Einen Arm um mich legend, zog er mich fest an sich heran und ich sah seine dunklen Augen verlangend aufblitzend. Ich seufzte leise und ein wenig erschreckt, als seine starke Erregung gegen meinen Unterleib drückte. Sein Verlangen ließ mich alle Vorsicht vergessen und so zog ich seinen Kopf zu mir herunter, flüsterte, ihm tief in die Augen sehend, „Ich liebe dich auch!" und küsste ihn mit all meiner Leidenschaft.
Seine Lippen waren zarter und wärmer, als ich erwartet hatte und als er mir sanft mit der Zungenspitze über die geschlossenen roten Lippen strich, öffnete ich sie ohne nachzudenken. Tastend suchten unsere Zungen ihren weg und kurze Zeit später waren wir in einen gierigen Zungenkuss vertieft.
„Das ist besser als alles Andere!" dachte ich, verlor jedoch schnell jeglichen Gedanken und vorsang vollkommen in diesen Kuss. Doch nicht für lange.
„Sag mal spinnt ihr Beide!" holte uns eine entsetzte Stimme in die Realität zurück und zwei weiße Hände trennten Rapherels und meine enge Umarmung unsanft und bestimmt.
„Lucius!" stieß Rapherel erschreckt hervor, meinen Bruder erkennend, „Was machst du hier?"
„Was ich hier mache? Ich wollte fragen, ob du mir bei den Zaubertrankhausaufgaben helfen kannst!" erklärte er immer noch leicht aufgebracht, langsam bekam er seine Gefühle wieder in den Griff, „Die Frage ist doch viel eher, was ihr beide hier macht!" Sich eines Besseren besinnen fügte er schnell hinzu und strich sich dabei eine seiner langen weiß blonden Strähnen aus dem nun wieder fast gleichgültigem Gesicht, „Lass nur, ich will es gar nicht wissen! Was denkt ihr euch eigentlich hier einfach so rum zu machen! Demona, du bist verlobt!"
„Bruder bitte!" flehte ich Lucius an, „Verrat uns nicht! Vater wird uns beide umbringen!"
„Hure!" mit dem einen kalten Wort schlug mich der blonde mit der flachen Hand hart ins Gesicht, „Natürlich wird er dich nicht umbringen, dummes Ding!"
Beide Jungen hatten von klein auf gelernt nie in ihrem Gesicht zuzeigen, was sie gerade fühlten. So standen die beiden mit nur leit angespannten Minen von einander, obwohl Lucius seinem Freund am liebsten verprügelt hätte, weil dieser mich, seine Schwester und heimliche Geliebte geküsst hatte und Rapherel ihm am liebsten verhext hätte, weil Lucius mich geschlagen hatte.
„Lucius," sagte Rapherel sehr ruhig, drückte mich sanft nach hinten und stellte sich in einer beschützenden Haltung vor mich, „ich weiß es war falsch, deine Schwester zu küssen. Es tut mir leit und ich werde es nie wieder tun. Aber bitte, lass diese Sache unter uns bleiben! Wir bekommen sonst nur Probleme."
Der stolze Malfoy nickte, „Du hast Recht, Snape. Aber wenn du sie noch einmal anfasst, Freund, dann weist du ja was passiert!"
Auch der schwarzhaarige nickte und drehte sich zum Tisch um, um seine Sachen einzupacken.
„Schwester, ich möchte gerne mit dir sprechen." Verlangte der Blonde und schritt zum Aufgang des Gemeinschaftsraumes. Vergebens suchte ich den Blick meines neuen Geliebten, denn stand mit dem Rücken zu mir. So ging ich, tief und traurig seufzend meinem Bruder hinterher.
Wenn ich nicht schon vorher in diesen schwarzen Magier verliebt gewesen, dann hätte ich mich spätestens nach diesem Kuss unsterblich in ihn verliebt.
Auf dem leeren Kerkerkorridor verwandelte sich die Anspannung in dem Gesicht Lucius in etwas, das Angst sehr nahe kam, „Sag mir bitt, dass ich das gerade nur geträumt habe! Weist du eigentlich, was der dunkle Lord mit dir machen wird, wenn er erfährt, dass sein einziges Kind einem Snape vögeln will?"
„Nein! Ich wollte nich-" verteidigte ich mich, doch er fiel mir ins Wort.
„Du warst dabei, seinen Umhang aufzuknöpfen, Lupina!"
Lupina, das war mein richtiger Name. Demona war der Name meiner Mutter gewesen und jetzt war es mein Deckname, es sollte ja niemand wissen, dass ich in Wirklichkeit die Tochter Lord Voldemorts war und nicht die leibliche Tochter der Malfoys. Wobei es natürlich schon Verwirrung darüber gegeben hatte, dass ich weder blaue Augen noch blondes Haar hatte.
Verlegen sah ich zu Boden, dass er auch immer alles mit bekam!
„Ich versteh dich nicht, Schwester!" meinte er nun nachdenklicher, „Warum diesen Streber? Warum ausgerechnet Rapherel?"
„Wen denn sonst?" gegen fragte ich leicht zornig, „Crabbe und Goyle sind einfach zu dumm! Du kommst als mein Bruder auch nicht mehr in Frage! Und da bleibt eben nur er über! Außerdem…"
Verzweifelt seufzte Malfoy, „Du hast dich also in ihn verliebt! Ok, ich werde es für mich behalten, solange niemand anders davon erfährt!" dann lächelte er und fügte hinzu, „Geh, vielleicht nützt dir der Tarnumhang noch was! Aber pass auf!"
Übermütig umarmte und küsste ich den Blonden, dankte ihm herzlich und stürmte in den Gemeinschaftsraum. Rapherel war gerade fertig mit dem Packen und sah sehr verwirrt aus, als ich freudestrahlend auf ihn zu lief.
„Demona wa-" doch weiter kam er nicht, denn ich hatte ihn schon erreicht, umarmt und verschloss seine Lippen mit den meinigen.
„Alles in Ordnung!" stieß ich hervor und löste so den Kuss. Griff nach dem fallengelassenen Tarnumhang und umhüllte uns beide damit. Da der Junge mich immer noch verwirrt ansah, erklärte ich ihm, „Lucius hat nichts dagegen, solange niemand anderes davon erfährt! Also komm, wir gehen zu mir!"
„Aber,-" wollte er widersprechen.
„Alle meine Zimmerkameradienen sind weg" unterbrach ich ihn schnell, „und der Schutzzauber gegen Jungs existiert hier schon lange nicht mehr, das weißt du doch. Der einzige Grund, warum du nicht mit kommen könntest, wäre dass du gar nicht willst!"
„Nein, dein Bruder, dein Vater…" er zögerte, sah mich an, dann an mir herunter und meinte dann grinsend, „Ach was red ich da bloß, natürlich will ich!"
Ungewollt kicherte ich und führte ihn in mein Zimmer. Wir sahen Lucius nicht mehr. Er war wohl in die Küchen oder in die Zaubertrankgewölbe gegangen.
Im Zimmer angekommen, verschloss ich magisch die Tür, ließ den Tarnumhang zu Boden gleiten und lächelte den dicht vor mir stehenden Rapherel an.
„Bist du noch Jungfrau?" fragte dieser geradeheraus und sah mich prüfend an. Natürlich erwartete er ein schüchterndes „Ja". Doch obwohl ich schon so lange verlobt war, hatte ich bereits mit einigen anderen Jungs und Lucius Erfahrungen in dieser Beschäftigung gesammelt.
„Nein. Und du?" antwortete ich genauso gerade heraus, wie er. „Wahrscheinlich sagt er nein, auch wenn es nicht stimmt!" dachte ich abschätzig. Männer waren so eitel. Ich behielt recht, doch als er sprach war keine Lüge in seinen Augen.
„Nein, aber ich hab noch nie mit jemandem geschlafen, den ich so geliebt habe wie dich!" sagte er nun mit weichem Blick, mich umarmend.
„Ich auch nicht!" lächelte ich und küsste ihn französisch.
