4. Donnerstag (immer noch oder schon wieder)

Kein Wecker. Es ist Morgen und ein Sonnenstrahl scheint frech auf seine Nase. Der Donnerstag ist der Feiertag des Zaubertrankmeisters. Drei Stunden frei, eine Doppelstunde Hufflepuff/Ravenclaw vierte Klasse und dann wieder eine Freistunde und schlussendlich die Sprechstunde.

Zur Sprechstunde melden sich die Kids an und schütten ihr Herz aus. Die Reihenfolge der Hilfesuchenden bringt eine Eule um die Mittagszeit. Dann haben die Klassensprecher alles vorbereitet.

Snape öffnet die Augen und ist sofort froh. Kingsley hält ihn im Schlaf fest wie ein Schraubstock und erzeugt so ein Gefühl von Sicherheit. Leider schnarcht er auch recht melodisch. Severus seufzt zufrieden und schließt noch mal die Augen. Keine Eile heute.

Nach einer Weile wird ihm langweilig. Er beginnt mit dem Zeigefinger lustige Muster auf Kingsleys beeindruckende Bauchmuskeln zu malen. Der zuckt ein paar mal unwillig mit ebendiesen Muskeln. Severus kichert. Schließlich erbarmt sich der Auror und öffnet die Augen. "Nervensäge." ist sein erstes Wort. "Danke gleichfalls" erwidert Severus ohne Reue. "Stehen wir auf?" ist Kingsleys nächste Frage. "Woohee!" antwortet Snape und macht den Anfang.

Sie diskutieren volle drei Minuten über die Art des Dusch-Schaums. "Cappuccino." entscheidet Kingsley. "Echt?" antwortet Snape verzweifelt. "Hmm. Dafür darfst du das Magiphon-Programm aussuchen." Snapes Gesicht leuchtet auf. Er schwingt kurz den Zauberstab und schon hört man DiscHex Wendelin jauchzen; "Hier ist er, der Song des Tages. Jackie und Merle grüssen die Slytherin Gang in Hogwarts! Yeah!"

Severus und Kingsley warten gespannt, was kommt und stimmen dann ein:

"I've got a radio that's broke

Traded it for some dope

Sam and Colleen are just a joke

I've got a life that's kinda broke

I've got a dog that doesn't bark

He's dying of a broken heart

My best friend, he ain't too smart

My life's falling apart"

Währenddessen füllt sich die Duschkabine mit dem Duft von frischem Cappuccino. Sie seifen sich gegenseitig ein und brüllen lautstark um die Wette:

"I'm moving on,

I love her

I'm sailing on,

I'm sinking

I've got two dollars

and some guy wants me to feed him.

I'm moving on,

I love her

I'm sailing on,

I'm sinking

I've got two dollars

Where's Bob Dylan when you need him?"

"Morgens brüllen bringt die volle Punktzahl." erklärt Severus nach dem Frühstück, als sie beide am Schreibtisch Platz nehmen. "Oh ja." bekräftigt Kingsley, der sich Arbeit mitgebracht hat.

Severus beginnt auch, einen Stapel Aufsätze zu massakrieren. "Unglaublich, dieser Potter." grunzt er nach einer Weile. "Er behauptet tatsächlich, man kann Fliegenpilze für den Unsichtbarkeitstrank nehmen. Das soll er mir mal vormachen. Kein Wunder, dass er keine Ahnung hat, er hat ja den Mantel von Pappi." Severus räsoniert über jeden Aufsatz anders.

Kingsley grinst in sich hinein. Die Farbigkeit der Ausdrücke ist ein Highlight jedes gemeinsamen Donnerstages. Severus nimmt selten eine Beleidigung zweimal.

Er selbst hat einen Entführungsfall. "Unglaublich, ein Kind von zwei Jahren, einfach weg. Und keine Spur von den Entführern." murmelt er. "Wahrscheinlich ist es ein Squib." wirft Severus ein "Die Alten haben es einfach vor einem Muggelkrankenhaus abgelegt und wollen nun auch noch bedauert sein. Kommt aller paar Tage vor, so was." Kingsley zieht die Augenbrauen hoch. "Wollen wir tauschen?" fragt er bissig.

Severus hebt die Hände "Oh nein, großer Auror. Ich habe genug mit meinen Problemen." Kingsley lacht dröhnend. "Dachte ich mirs doch!".

Gegen Mittag schlurft Severus durch die Eingangshalle von Hogwarts. Er fühlt sich der Sprechstunde heute nicht so recht gewachsen. Unterwegs hat ihm Minerva wieder Vorhaltungen gemacht, dass seine Kinder die ganze Nacht am Feiern waren. "Na und" hat er erwidert, "dann sind sie wenigstens heute schön müde." Sie hat etwas von Albus erzählen gemurmelt und verschwand. Severus gähnt.

Nach der Doppelstunde, in der er den Ball extrem flach gehalten hat, betritt er sein Büro. Noch zehn Minuten. Er nimmt seine Fender Squier Standard Fat Telecaster Black Metallic vom Ständer und streicht ein bisschen über die Seiten. Schließlich schaltet er den Verstärker dazu und spielt ein kleines Solo. Sein Vater würde toben wie ein Vieh, wenn er das sehen könnte.

Er singt sogar dazu:

"Spent my last dollar on a beer

I lost my job sometime last year

I lost my wife,

I called her dear

That's how I got from there to here

Guess the TV's on the blink

There's blood inside the bathroom sink

I'm halfway out the door

I should get off the bathroom floor "

Dumm dumm dududummdumm macht die Gitarre und Severus setzt nach

"I'm moving on,

I love her

I'm sailing on,

I'm sinking

I've got two galleons

and some guy wants me to feed him.

I'm moving on,

I love her

I'm sailing on,

I'm sinking

I've got two galleons

Where's Tom Riddle when you need him?"

Dumm dumm dududummdumm!

"Das habe ich gehört." sagt eine Mädchenstimme.

Severus hebt langsam die Augen. Schuluniform, gut.

Gelb-Rote Krawatte. Schlecht.

Hermione Granger. Ganz schlecht. Er stellt die Gitarre weg und macht den Verstärker aus. Vorher produziert er noch eine fette Rückkopplung, die Granger zuckt entsetzt zusammen.

"Ja bitte?" sagt er scheinheilig.

"Professor Snape! Ich habe einiges mit Ihnen zu bereden!" Snape zieht fragend eine Augenbraue nach oben. "Vielleicht irre ja ich mich." sagt er "Aber mir schien, Sie seien nach Gryffindor sortiert worden. Schon vor ca. 6 Jahren!". Damit lehnt er sich lächelnd zurück.

Hermione lässt sich davon nicht beeindrucken. "Mag ja sein." antwortet sie. "Aber es gibt Momente im Leben einer Gryffindor, wo sie sich auch mal mit Slytherins abgeben muss!" Snape schwant nichts Gutes. "Hoffentlich wollen Sie nichts Unanständiges. Das muss ich nämlich ablehnen." versucht er einen lahmen Scherz.

"Ha!" ruft Hermione. "Sie lesen zuviel Groschenhefte!" Snape ist entrüstet. "Hören Sie mal..." "Nein! Jetzt hören Sie mal. Ich habe Probleme, die ich mit Professor McGonnagal nicht besprechen kann. Und Sie scheinen mir da geeigneter." 'Hoffentlich kein Weiberkram.' denkt Snape besorgt und weist auf seinen Besucher (Verhör)Stuhl. Hermione lässt sich fallen.

"Zwei Dinge." schnauft sie. "Erstens meine Eltern machen sich Sorgen und wollen mich von der Schule nehmen. Wegen dem Krieg." "Wegen des Krieges." murmelt Snape verbissen. "Ja genau." erwidert Hermione. "Sie glauben, das geht uns Muggel nichts an." "Hm" sagt Snape kraftlos. "Ich will aber KÄMPFEN!" schreit Hermione, "Ich will eine Heroine sein!" "Eine was? Von mir kriegen Sie kein Rauschgift." brüllt Snape empört. Hermione verdreht die Augen. "Ich möchte Harry unterstützen." sagt sie ernst. "Machen Sie doch. Wir unterstützen alle den lieben Harry." seufzt Snape. "Sogar ich."

"Gut. Dann schreiben Sie bitte einen Brief an meine Eltern, dass ich in Sicherheit bin und Sie sich darum kümmern werden!". "Wieso ich?" fragt Snape entsetzt. "Weil ich sonst eine Meldung an den Prophet gebe, dass Sie und der Auror sich verlobt haben." Hermine verschränkt ihre Arme und schaut ihn herausfordernd an. Snape wägt kurz seine Möglichkeiten ab und nickt dann. "Fein. Ich werde ihre Eltern überzeugen. Was war gleich noch mal das Zweite?"

"Ich möchte nach dem Abschluss eine Lehre als Zaubertrankmeisterin abschließen. Ich hatte da an Sie gedacht." Snape stöhnt jetzt merklich lauter. "Miss Danger äh Granger. Ich werde Ihnen einen Super-Lehrmeister beschaffen. Mein Ehrenwort. Und nun ab mit Ihnen, in den Gryffindor-Raum, wo Sie hingehören. Es sei denn. Sie lassen sich von mir adoptieren, dann dürfen Sie nach Slytherin." Er schaut sie triumphierend an. "Wirklich?" antwortet Hermione und ihre Augen glitzern gierig. "NEIN!" schreit Snape "und RAUS!". Hermione zuckt leicht und verschwindet.

Ende Kapitel 4

Der Song: John Oszajca: Where's Bob Dylan, when you need him.

Kingsley und Severus singen echt cool. Und die Rückkopplung war auch nicht von schlechten Eltern.

Hermione ist ganz schön durchtrieben. Miss Danger. Hö!hö!hö!