Noch ein Review. Danke Coop. Allen Reviewern und Schwarzlesern, viel Spaß:
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Das Ende des Spions und Lunas Vision
Hannah Abott und Susan Bones packten ihre Geräte zusammen und stöhnten über die folgende Doppelstunde Zaubertränke. Harry wäre auch froh über noch eine Stunde Kräuterkunde gewesen. Lieber roch er stundenlang nach Drachenmist, Professor Sprouts Lieblingsdünger, als auch nur fünf Minuten Zaubertränke zu haben. Das lag weniger am Fach als mehr am Lehrer. Harry hasste Snape vom ersten Augenblick an. Wie sich später herausstellte, hatte der Professor eine dunkle Vergangenheit. Während Voldemorts erstem Versuch der Machtübernahme, war Snape ein Todesser gewesen. Wie viele Zauberer der Tränkemeister gefoltert oder gar getötet hatte wusste Harry nicht, aber er hatte das dunkle Mal an ihm gesehen, dass Voldemort seinen Todessern in den Unterarm brannte. Noch vor dem Sturz des Dunklen Lords lief Snape über und arbeitete als Spion für Dumbledore, der ihm vertraute. Warum wusste Harry nicht, doch Snape genoss das Vertrauen des Schulleiters.
Ein lautes Klirren ließ ihn herumfahren. Neville Longbottom hatte beim Kehren mit dem Besenstiel ein Fenster des Gewächshauses zertrümmert. Harry musste lachen, Neville war ein guter Zauberer geworden, aber seine Ungeschicklichkeit wurde er nicht los.
Ron stöhnte neben ihm über den großen Berg an Hausaufgaben, die Professor Sprout ihnen aufgegeben hatte.
„Na kommt", sagte er zu Ron und Hermine die sich gerade stritten, da Ron in Hermines Augen den nötigen Fleiß bei den Aufgaben vermissen ließ.
Genervt betraten sie den Kerker in dem Professor Snape Zaubertränke unterrichtete. Der Raum war genauso finster und unheimlich wie der Lehrer fand Harry nicht zum ersten Mal.
Dieser stand am Pult und sein Gesicht nahm diesen mal – sehen – wen – ich –heute – quäle Ausdruck an. Harry setzte sich an seinen Platz und begann mit der gestellten Aufgabe. Aufmerksam las er die Zutaten die auf der Tafel standen. Dann begann er Mistelblätter zu schnippeln, Gänsekraut zu hacken und Drachenherz zu schneiden. Als er gerade dabei war Fledermausmilch abzumessen, fing seine Narbe an zu schmerzen. Sie hatte die ganze Zeit ab und an geziept, aber nicht mehr richtig geschmerzt. Bloß nichts anmerken lassen dachte er sich, vor allem nicht vor Snape. Er biss fest die Zähne aufeinander, doch es kam ihm vor, als ob jemand eine Schraube in seinen Kopf bohren würde. Er stöhnte laut auf und hielt sich beide Hände an die Stirn, seine Knie wurden weich, er krallte sich am Tisch fest und versuchte aufrecht stehen zu bleiben. Seine Augen waren so mit Tränen gefüllt, er konnte nichts mehr sehen, schließlich stürzte er doch zu Boden. Er hörte Hermine aufschreien.
Doch nein, das war nicht Hermine.
Wer war diese Frau die da schrie?
Es war auch nicht seine Mutter. Wo war er überhaupt? In einem großen Raum der von Kerzen, Fackeln und Schalen mit brennendem Öl erhellt wurden. Es roch muffig und stickig wie in einem der unbenutzten Kerker. Vor einer der Schalen sah er die Frau, die schrie. Er kannte sie, es war Narzissa Malfoy, Dracos Mutter. Sie hielt die Hände vors Gesicht und schluchzte herzerweichend. In einem Kreis aus Männern mit Umhängen lag ein Anderer auf dem Boden und krümmte sich vor Schmerz. Dann sah Harry zwischen den Umhangträgern ein Gesicht, ein Gesicht das er nie vergessen würde, eigentlich war es kein menschliches Gesicht mehr, sondern eine Fratze. Eine Fratze mit glühend roten Augen und schlangenhaften Zügen. Voldemort.
Wie kam er nur hierher, was war hier los?
War das Realität oder phantasierte er?
Voldemort hielt seinen Zauberstab auf den Mann auf dem Boden. Seine Stimme klang hart, kalt und erbarmungslos.
„Du willst mir weismachen, du wusstest nicht dass dein bester Freund ein Spion ist? …Dein Busenkumpel Severus Snape, diesen stinkenden Verräter! …Er ist ein Freund Dumbledores und du plauderst ihm alles aus. …Glaubst du ich brauche Gefolgsleute die so dumm sind? Crucio"
Der Mann wandte sich vor Schmerzen und schrie laut auf. Harry kannte auch ihn, es war Lucius Malfoy der den Zorn Voldemorts zu spüren bekam. Sein heller fast weißer Haarschopf hing ihm wirr ins Gesicht, das war der Grund weshalb Dracos Mum so außer sich war.
Voldemort lachte laut und grausam, während sich Mr Malfoy unter dem Fluch krümmte. Einige der Todesser johlten und erfreuten sich an seinen Schmerzen. Harry tat er leid, er kannte diese Schmerzen. Der dunkle Lord hatte ihn mit demselben Fluch gequält, kurz nachdem er wieder Gestalt angenommen hatte, damals auf dem Friedhof. Nun folterte er seinen Gefolgsmann.
Jemand musste Snape verraten haben und da Snape oft mit Lucius verkehrte, stand anscheinend für den Dunklen Lord fest, dass Malfoy ebenfalls ein Verräter war.
Harry blickte wie gebannt dem Schauspiel zu, als Voldemort seinen Zauberstab senkte, aber nur um plötzlich und ohne Vorwarnung den tödlichen Fluch anzuwenden.
Es erklang laut vernehmlich „AVADA KEDAVRA" und von Lucius Malfoy war ein letztes vernehmliches Ausatmen zu hören.
Seine Frau lief schreiend los und versuchte die Tür zu erreichen, als ihre Schwester Bellatrix Lestrange, die Mörderin von Harrys Paten Sirius Black, ihr ebenfalls den tödlichen Fluch hinterherschickte. Dieser ging daneben, prallte aber an einem Spiegel ab und streifte Mrs Malfoy. Sie konnte noch weiterlaufen und verschwand gefolgt von einigen Todessern.
Voldemort donnerte:
„Tötet sie und tötet auch diesen Verräter Snape. …Ich möchte ihn nie wieder sehen, töte ihn gleich, wenn ihr ihn habt. …Je schmerzvoller, desto besser "
Jemand rief einen Namen, Harry konnte es nicht verstehen. Aber es war nicht irgendein Name, es war sein Name.
Wer rief nach ihm?
Er öffnete die Augen und sah Snapes besorgtes Gesicht direkt über ihm. In seinen Augen war etwas, das Harry noch nie bei ihm gesehen hatte. Echte, ehrliche Sorge um jemanden. Harry hob sein Gesicht näher an das von Snape, damit er nicht so laut sprechen musste:
„Voldemort …hat Malfoy…getötet…..er weiß es … er will…dich…. er hat sie…losgeschickt …dich zu töten."
Das Brennen seiner Narbe ließ ihn fast ohnmächtig werden. Er sah Snapes Gesicht vor sich, weiß und unbeweglich wie aus Marmor. Wortlos starrte er Harry an, diesen Ausdruck in Snapes schwarzen Augen konnte er nicht deuten.
Wie konnte er so ruhig bleiben, da er jetzt wusste was geschehen war?
Doch der Professor richtete sich auf und bellte in die Klasse.
„Die Stunde ist beendet."
Daraufhin verschwanden mit einer einzigen Handbewegung alle Zutaten für die Zaubertränke von den Tischen.
„Ihr habt den Rest der Zeit frei. Ich muss Potter in den Krankenflügel bringen."
Eine Bahre erschien, auf die er Harry hob.
„Weasley, Granger, Sie gehen und sagen Professor Dumbledore, dass Harry im Krankenflügel ist."
Mit diesen Worten ging er aus dem Kerker und ließ Harry vor sich herschweben. Harry hätte ihn gerne gefragt, ob es ihm keine Angst machte, wagte sich aber nicht ihn anzusprechen.
Harrys Narbe schmerzte fast nicht mehr, aber er fühlte sich matt und ausgelaugt. Er blickte Snape von der Seite aus an, konnte seinen Blick aber immer noch nicht einordnen. Hatte er seinen von ihm meistgehassten Lehrer eben geduzt, schoss es ihm durch den Kopf. Unter normalen Umständen wäre Professor Snape deshalb explodiert und hätte ihm Strafarbeiten bis zur Ewigkeit aufgebrummt.
Madam Pomfrey stürzte sofort auf Harry zu.
„Potter, Severus, was ist passiert? Warum sind Sie beide so blass im Gesicht?"
Mit diesen Worten ließ sie Harry von der Bahre auf ein leeres Bett schweben. Sie zwang auch Snape in das Bett daneben. Dieser protestierte zwar lautstark, aber gegen die aufgedrehte Schulheilerin hatte auch er keine Chance. Sie versorgte ihre beiden Patienten gerade mit reichlich Schokolade, als die Tür sich öffnete und Dumbledore gefolgt von Hermine und Ron eintrat. Sein Gesicht war angespannt und der Schreck stand in seinen Augen.
„Harry was ist passiert?", sagte er ernst, „Wie konnte das geschehen? Du konntest doch so gut abwehren."
Harry erzählte die ganze Geschichte. Als er geendet hatte, war Snape noch weißer im Gesicht und Hermine hatte Tränen in den Augen. Dumbledores Gesicht verdunkelte sich.
„Hermine, Ron geht zu Professor McGonagall und erzählt ihr alles. Sie soll veranlassen, dass nach Narzissa Malfoy gesucht wird, vielleicht ist es noch nicht zu spät."
Die beiden rannten los. Dumbledore wandte sich Harry zu, der sich erschöpft auf seine Ellbogen stützte, um den Kopf besser heben zu können.
„Wie konnte das geschehen?"
„Ich … ich weiß nicht … ich … ich habe mich auf die Zaubertrankzutaten … konzentriert und …und war plötzlich an …. an diesem Ort. Er … er hat Mr. Malfoy eiskalt und …. und ohne zu … zu zögern einfach umgebracht …. er war doch ein treuer Anhänger. So … so wütend habe … ich ihn noch nicht … erlebt, meine Narbe … sie brannte wie … wie Feuer."
Harry sank auf sein Kissen zurück und blickte hinüber zum anderen Bett. Snape hatte sich aufgesetzt, war aber immer noch kreidebleich, seine Augen zuckten mittlerweile nervös hin und her. Seine Hände rieb er zitternd aneinander. Aus seinen Augen blickte die nackte Angst. Dumbledore setzte sich neben ihn und legte seinen Arm um ihn. Snape lehnte seinen Kopf an Dumbledore und schluchzte.
„Schon gut mein Junge, ich werde nicht zulassen, dass er dir etwas tut.", beruhigte Dumbledore ihn, zu Harry gewandt sagte er:
„Du bleibst erst mal hier und ruhst dich aus. Madam Pomfrey wird dich wieder gehen lassen, wenn es dir besser geht. Severus kannst du mit mir kommen?"
Der Tränkemeister nickte schwach. Dumbledore stand auf und half Snape auf die Beine. Der Schulleiter ging zur Tür und schob seinen jüngeren Kollegen vor sich her. Dumbledore stoppte und sagte zu Harry:
„Versprich mir, hierüber mit niemanden zu reden außer zu Ron und Hermine. Die Zwei sollen aber auch nichts raus posaunen."
Die beiden Männer verließen den Raum. Harry war erstaunt über Snape Gefühlsausbruch und seine Vertrautheit mit Dumbledore. Aber mehr darüber nachdenken konnte er nicht, vor Erschöpfung fielen ihm die Augen zu und er schlief ein.
Es war später Abend, als er wieder in den Gemeinschaftsraum kam. Alle außer Ron und Hermine waren schon schlafen gegangen. Sie saßen noch am Kamin, standen gleich auf und begrüßten Harry.
„Wie geht es dir Harry?", fragte Hermine besorgt.
„Schon wieder ganz gut, nur noch etwas Kopfschmerzen."
„Hat den Snape irgendwas gesagt? …Der Schleimbeutel tut mir fast ein wenig leid. …Muss furchtbar sein wenn man weiß, dass Lord Voldemort und seine Todesser hinter einem her sind", sagte Ron und setzte sich wieder in seinen Sessel.
„Danke, das weiß ich schon seit sechs Jahren!", murmelte Harry. Ron machte ein verlegenes Gesicht, „Gesagt hat er gar nichts, aber er ist fix und fertig. Er hat angefangen zu heulen und Dumbledore hat den Arm um ihn gelegt und ihn getröstet." Ron starrte Harry ungläubig an:
„Was? Snape hat geheult? Das glaub ich nicht."
Und auch Hermine war verdutzt.
„Dumbledore hat ihn mein Sohn genannt und gesagt er würde es nicht zulassen, dass Snape etwas geschieht", endete Harry und setzte sich ebenfalls in einen Sessel.
Ron schaute noch verwirrter und schüttelte seinen Kopf. Hermine, die am Kamin stand, sagte:
„Ich würde zu gerne wissen, was das zu bedeuten hat. Wobei es etwas Beruhigendes hat, dass Snape auch Nerven hat und nicht so obercool ist wie er immer tut."
„Glaube mir, ein heulender Snape ist nicht beruhigend, eher das Gegenteil. Übrigens hat Dumbledore gesagt, wir sollten nichts den anderen Schülern verraten. Haltet euch bitte daran."
Sie quatschten noch eine Zeit lang und gingen dann zu Bett.
Der nächste Morgen war sonnig und klar, aber eiskalt. Der Boden draußen war mit Reif überdeckt und am Ufer des Sees waren kleine, dünne Eisplatten zu erkennen. Harry zog ein paar dicke Socken an, schlüpfte in seine Schuhe und ging die Stufen hinab in den Gemeinschaftsraum. Ginny, Ron, und Hermine warteten schon auf ihn.
„Kommt die Schlafmütze doch noch. Wir dachten schon, wir müssten dich holen kommen", feixte Ron.
„Oh nein, jetzt habe ich mein Buch vergessen", stöhnte Harry, „Geht schon vor, ihr habt lange genug auf mich gewartet, ich beeile mich und komme dann nach."
Er stapfte die Stufen wieder nach oben, während die drei kopfschüttelnd den Raum verließen. Er nahm das Buch von seinem Nachttischchen und ging die Treppe erneut hinunter. Er schlüpfte durch das Loch in der Wand und eilte durch den Flur Richtung Große Halle. Er wollte gerade um eine Ecke biegen als er Crabbe und Goyle hörte, wie sie jemanden fertig machten. Er blickte in den anderen Flur und erkannte Luna. Sie stand an der Wand und dicke Tränen kullerten ihre Wangen hinunter. Die beiden Gorillas hatten ihr den Zauberstab abgenommen und beschimpften sie aufs übelste. Harry spürte, wie Wut in ihm aufkochte er Zückte seinen Zauberstab und sprang ihr zur Seite und zischte:
„Verzieht euch ihr Dumpfnasen, sonst verpasse ich euch eine!" Sein ernstes Gesicht und die angespannte, drohende Stimme verpassten verfehlten nicht ihre Wirkung.
Die beiden Slytherins ließen Lunas Zauberstab fallen und zogen sich langsam zurück, aber nicht ohne ein Spottlied anzustimmen.
„Loony und Potty, Loony und Potty", hörte man sie singen bis sie verschwunden waren.
Er legte den Arm um sie und hielt sie fest.
„Geht es dir gut Luna? Alles in Ordnung mit dir?", sein Herz schlug schneller. Er hätte dasselbe für Ron oder Hermine getan, aber dabei hätte er nicht solche Schweißhände und Herzklopfen bekommen.
„Ist schon gut Harry", schluchzte Luna, „das bin ich schon gewöhnt. Aber trotzdem Danke.", dicke Tränen rannen über ihr Gesicht.
Harry wischte sie sachte ab. Überrascht trat Luna einen Schritt zurück. Harry zog seine Hand zurück als hätte er Feuer angefasst.
/ Wie konnte ich sie einfach so anfassen? Zumal sie es anscheinend nicht wollte. /
Unsicher drehte sich Luna um und ging mit schnellen Schritten in Richtung Große Halle davon.
Harry blieb noch einen Moment stehen. Er konnte sich nicht helfen, er mochte Luna wirklich, aber irgendwie war sie schon arg spleenig. Oft machte sie ein Gesicht, als ob sie gar nicht anwesend war. Aber trotzdem war da etwas in ihr, was ihn anzog.
Mit diesen Gedanken betrat er die Große Halle. Der Lärmpegel war sehr beachtlich. Er ging zum Gryffindor -Tisch. Kaum saß Harry neben Ron, gingen Millicent Bullstrode, Pansy Parkinson und einige andere Slytherinmädchen vorbei.
„Sie mal an Weaselby und die olle Granger. Was für ein süßes Pärchen. Wohnen dann mit tausend Büchern und zehn Kindern in einem Gartenhäuschen."
Ron wollte gerade aufstehen um ihnen die Meinung zu sagen, doch Hermine legte ihre Hand auf seine und lächelte ihn an:
„Lass doch diese eifersüchtige Ziege, die ist doch nur neidisch, dass sie keinen abbekommt."
Ron wurde rot bis zu den Ohrenspitzen, was farblich zu seinen Haaren passte. Millicent und die anderen Slytherinmädchen zogen erhobenen Hauptes von dannen während sie sagte:
„Solch einen tollen Typen wie Draco Malfoy hätte die eh nicht gekriegt."
„Sind die und Malfoy ein Paar? Da hätte ich dem Kotzbrocken gar nichts Schlimmeres wünschen können. Die ist doch echt ätzend", sagte Ron laut und klang als ob es ihm bei dem Gedanken recht übel würde.
Harry lächelte und schaute zum Ravenclaw Tisch hinüber, an dem sich Luna gerade mit einem Erstklässer unterhielt.
Die Sonne ließ ihr blondes Haar golden schimmern. Langsam strich sie eine Strähne aus dem Gesicht hinter ihr Ohr.
„Harry! … Harry?", Hermine sah ihn fragend an, „Alles in Ordnung mit dir? Du siehst aus, als ob du nicht ganz anwesend warst. Oder hast du was beobachtet?"
Harry schüttelte den Kopf und versuchte so glaubwürdig wie möglich auszusehen. Ob Hermine ihm glaubte oder nur nicht nachfragen wollte, wusste er nicht, aber sie fuhr fort:
„Ich habe mit meinen Eltern gesprochen. Sie kommen am Weihnachtsfest auch zum Grimmauldplatz. Dass heißt wir feiern ein richtig großes Fest. Fast alle Weasleys, Lupin, Tonks, Shacklebolt, meine Eltern, Bills Freundin Fleur Delacour und Fred bringt auch seine Freundin mit. Ich freue mich schon sehr."
„Ja, das wird ein schönes Fest.", sagte Harry gedankenabwesend. So ganz konnte er sich immer noch nicht vorstellen wieder das Haus seines Paten zu betreten.
An einem regnerischen Sonntagnachmittag saßen Ron, Ginny, Luna, Hermine, Neville und Harry bei einer Tasse Schokolade in der großen Halle. Wegen des schlechten Wetters waren sie nach dem Quidditchtraining am Vormittag sofort duschen gegangen. Nun saßen sie immer noch fröstelnd, bei Früchtekuchen und heißer Schokolade, am Gryffindor -Tisch. Krummbein und Silky saßen auf einem freien Stuhl neben Ginny und rieben schnurrend ihre Köpfe aneinander. Harry hatte wiederholt das Gefühl, dass die beiden miteinander tuschelten. Diese Katzen waren manchmal äußerst merkwürdig.
„Seid ihr auch schon so aufgeregt, dass wir nächste Stunde bei Professor McGonagall endlich Verwandlungen am Menschen üben dürfen?", fragte Hermine enthusiastisch und riss Harry aus seinen Gedanken, „Es wird auch langsam mal Zeit, wir haben die Theorie lange genug durchgekaut."
„Ja aber, du weißt, es ist der gefährlichste Teil der Verwandlungslehre. Wenn da was schief geht …", Neville schüttelte sich bei dem Gedanken.
„Bei dir geht bestimmt was schief, aber du übst ja zum Glück mit Harry und nicht mit mir", lästerte Ron und fing sich böse Blicke von Harry und Neville ein.
„War nur ein Joke.", murrte er.
„Ist ja schon gut. Stimmt es eigentlich, dass die Vorbereitungen auf die OWLs doppelt so schwierig sind, als die auf die ZAGs?", fragte Ginny und brütete weiter über einem dicken Buch.
„Wenn man sich mehr mit seinen Büchern beschäftigt wäre und weniger mit männlichen Schülern, fiele einem das Lernen bestimmt leichter.", damit setzte sich Ron das zweite Mal hintereinander ins Fettnäpfchen.
„Man kann sich eben nicht aussuchen, in wen man sich verliebt.", sagte Luna viel sagend und orakelhaft, streifte Harry dabei mit einem kurzen Blick. Sie war dieses Jahr ein wenig weltoffener, aber ab und zu war sie die alte spleenige Loony, doch das war Harry insgeheim egal. Gedankenversunken schmachtete er sie an, als sich ihre Augen plötzlich so weit nach oben drehten, bis nur noch das Weiße sichtbar war. Kerzengerade saß sie auf ihrem Stuhl und fing an mit seltsam tiefer Stimme an zu reden.
„Das Dunkel, dass sich erhoben hat, hat neue Helfer gefunden. Die Saat wird gesät, die Gemeinschaft erstarkt. Das Licht wird in den Tod gehen und einen alten Krieger finden. Doch wird ein Leben fast gegeben. Eine Schlacht wird Enden aber nicht der Krieg."
Harry hatte so etwas ähnliches schon einmal erlebt, bei Professor Trewlaney.
Erschrocken starrte Luna die Mitschüler an.
„Ihr habt das alle mitgekriegt?", fragte sie unsicher.
„Wieso, hattest du so was schon öfter?", Harry gab sich alle Mühe so ruhig und unbeeindruckt wie möglich zu klingen. Er wollte Luna nicht abschrecken.
Hermine fing sich als Nächste: „Geht es dir gut? Sollen wir dich auf die Krankenstation bringen?"
„Nein danke, mir geht es gut. Ich sehe ab und zu Dinge oder erzähle von Sachen, die ich nicht kenne oder die noch geschehen", sie holte tief Luft, „Aber meine Eltern meinten, es wäre besser, wenn ich nichts erzählen würde. Die anderen würden sonst nichts mit mir zu tun haben wollen und ich würde zu Außenseiterin werden. Na ja, das habe ich auch so geschafft, die meisten halten mich auch so für einen Freak."
„Willkommen im Club", sagte Harry mit sarkastischem Unterton.
„Hast du deshalb manchmal solch einen Blödsinn geredet?", fragte Ron geradeheraus.
„Ron!", empörten sich Ginny und Hermine.
„Lasst ihn", beschwichtigte Luna, „Er hat ja recht. Manchmal ist es gar nicht so einfach auseinander zuhalten, was Realität, Vision oder Fiktion ist."
Plötzlich fiel Harry das Gespräch mit Dumbledore wieder ein. Wenn jetzt Luna diejenige wäre. Eine neue große Seherin.
„Weiß Dumbledore es?", fragte er.
„Nein, glaubst du, dass es ihn interessiert?"
„Ich glaube schon. Wenn du willst, gehe ich mit dir hin", bot er an.
„Das wäre nett, danke", nahm sie dankbar an.
In Dumbledores Büro erzählten Luna und Harry von der Vision.
„Hm, hm, hm", brummelte der Schulleiter und blickte nachdenklich auf seine Hände.
„Könnte sie die Seherin aus der Vision sein?"
„Daran habe ich auch schon gedacht. Hast du nur Visionen oder auch Vorahnungen?", wollte Dumbledore wissen.
„Manchmal weiß ich was geschehen wird. Aber manchmal deute ich auch alles falsch. Oft komme ich den anderen Gedankenverloren vor. Doch es ist so schwierig zu unterscheiden", sie atmete tief durch. Es war das erste Mal, dass sie so offen darüber redete.
„Vielleicht wäre es einfacher für dich, wenn dir jemand helfen könnte, mit solchen Visionen umzugehen", sagte Harry.
„Fürs erste könnte Sybill helfen. Sie hat noch das Tagebuch der großen Seherin Cassandra. Vielleicht kann sie dir helfen. Wir sollten sie fragen gehen", schlug Dumbledore vor. Luna nickte.
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Kann ich den einen oder anderen Schwarzleser zu einem Review bringen, wenn ich bettele? Gut, dann tue ich es: Biiiiiiiitteeeeeee
