Ja, ich bin's mal wieder, mit einer kleinen, fünfteiligen Geschichte. Ich hoffe, ihr mögt sie. Ich freue mich immer über Reviews!

Disclaimer: Alle Personen und Orte des Harry-Potter-Universums gehören J.K.Rowling. Ich leihe sie mir nur aus und verdiene mit dieser Geschichte kein Geld. Mir gehört nur die Idee hierzu und ihre Umsetzung.

Summary: Er hasste sie, er beneidete sie, er war fasziniert von ihr- Lucius Malfoy beschreibt Bellatrix Black, wie er sie sieht.

Bemerkung: Vielleicht erscheint Lucius ein wenig schizophren, ein wenig zwiegespalten in seiner Meinung über Bellatrix- das hier ist nur eine Idee, wie die „Beziehung" der beiden aussehen könnte.

Widmung: Allen Lesern und diesmal Caro, die mir Postkarten aus Paris mitbringt. Tausend Dank schon mal im Voraus!

Danke an:

Kathy: Ja, ich war so frei und hab tatsächlich mal einen Tipp angenommen . Danke für's erste Review!

Mimim: Auch dir tausend Dank für's Review, ich hoffe, du magst die Fortsetzung!

Amy: Danke für die vielen Kommentare zu der Geschichte, ich hab dich ja regelrecht bombardiert mit den neuen Teilen…

Rubinonyx: Danke schön für dein liebes Review! Ich hoffe, der „Frühling" enttäuscht dich nicht.

Candy: Vielen lieben Dank für deinen tollen Kommentar! Und was Sirius/Bella angeht- die Entscheidung überlasse ich ganz euch. Es wird keine direkte Antwort auf deine Frage geben, schon allein deshalb nicht, weil Lucius sie nicht kennt. Von daher ist deiner Phantasie keine Grenze gesetzt.

Und nun viel Spaß beim „Frühling"!

Teil: 2/5

Lebensgeschichte

Teil Zwei- Frühling

Es war Frühling, als ich dich langsam kennen lernte. Ich hatte gelernt, in der Schule auf dich zu achten. Es fiel nicht weiter auf, nur ab und zu ein Nicken, ein Gruß, ein nachdenklicher Blick. Nichts, das darauf hindeutete, dass ich dich beobachtete. Ich selbst wäre der Letzte, der die große Frage beantworten könnte: Warum? Warum tat ich das alles? Ich weiß es selbst nicht, wusste es damals nicht und habe die Antwort über all die Jahre nicht gefunden.

Vielleicht war ich schlicht und ergreifend fasziniert. Nur ein paar Klassen unter mir wuchs eine neue Generation Schwarzmagier heran, mit dir als Vorbild. Deine Freunde bewunderten dich, dein illustrer Name öffnete dir Türen und dein Aussehen bescherte dir die Aufmerksamkeit vieler. Du suchtest die Aufmerksamkeit nicht, du wurdest von ihr gefunden. Das war mit das Erste, was ich feststellte. In Slytherin wurdest du bewundert, von den anderen Häusern gefürchtet und gehasst. Aber du wurdest wahrgenommen. Das war mehr, als viele aus dem Haus der Schlange von sich behaupten konnten.

In den Augen der Hufflepuffs, Ravenclaws und Gryffindors verschmolzen die meisten von uns zu einer großen Masse, in der nur wenige sichtbar waren. Ich gehörte dazu, genau wie du. Man kannte unsere Namen, wusste, dass wir Slytherins waren und verband mit uns Schwarze Magie. Du hast es genossen, dein Cousin hasste es. Denn ihr trugt denselben Namen, dasselbe Blut floss in euren Adern und er konnte nicht verleugnen, dass auch er ein Teil der Familie Black war, so sehr er es auch versuchte.

Wie stolz du auf deinen Namen, deinen Stammbaum sein mochtest, ihn interessierte es nicht. Seine Mutter versuchte, es mit jugendlicher Rebellion zu erklären. Sie verbrachte Stunden damit, Briefe an meine und deine Mutter zu schreiben, um ihnen ihre ganz persönliche Theorie zu unterbreiten. Doch dein Cousin hatte seine Meinung bereits seit langem gebildet. Für ihn zählte nur das, was er selbst erreicht hatte. Und offenbar gehörte „geboren werden" nicht dazu.

„Du ziehst unseren guten Namen durch den Dreck!", hörte ich deine Stimme durch die leeren, dunklen Gänge schallen. Du hattest wie üblich nicht geschrieen, aber die Wände gaben selbst ein Zischen laut zurück. Zugegeben, ich war neugierig geworden. Ich blieb stehen, beobachtete die zwei Gruppen, die sich gegenüberstanden. In der Mitte du und er, dahinter eure jeweiligen Freunde. Potter, Lupin und dieser andere Junge auf seiner Seite, Snape, Rosier und Avery auf deiner.

„Welchen guten Namen?", fauchte Sirius Black zurück und ich konnte sehen, wie Lupin ihm einen besorgten Blick zuwarf. Offenbar kannte er das Temperament seines Freundes. Jeder in Hogwarts kannte es. Wir Slytherins spotteten gerne darüber, wobei wir geflissentlich dein eigenes, überschäumendes Temperament übersahen. Slytherin stand für kühle Logik, nicht für übermäßige Reaktionen aufgrund irgendwelcher Gefühle.

Die Mädchen aus Ravenclaw, Hufflepuff und natürlich Gryffindor schienen ihn zu mögen. Es war gerade sein hitziges Temperament, das ihm derart viele, bewundernde Blicke einbrachte. Woher ich das weiß? Ich beobachtete dich, bemerkte, wie viele Jungen dir hinterher schauten und so sehr es dir auch missfallen mochte: Ihr konntet nicht verleugnen, was euch vererbt worden war. Ihr wart euch so ähnlich, in vielerlei Hinsicht. Beide so stolz und doch auf unterschiedliche Art und Weise.

Es glich einem Naturereignis, wenn ihr aufeinander traft. Ähnlich einem Vulkanausbruch: Man weiß nicht, ob man wegrennen soll, weil die Gefahr so augenscheinlich ist. Oder soll man bleiben und weiterhin dem faszinierenden Schauspiel zusehen? Ihr pralltet aufeinander, Funken flogen und der Rest der Welt konnte nur hilflos daneben stehen. Ihr wurdet voneinander angezogen und zerbarstet dennoch beinahe in Scherben, sobald ihr euch näher kamt. Woher ich das weiß? Damals wusste ich es nicht, doch die Jahrzehnte haben ihre Spuren hinterlassen und manche Erinnerungen haben sich mir tiefer eingegraben, als ich dachte.

Gleichzeitig wurden eure Zauberstäbe erhoben und ich wusste, es war nun an der Zeit, einzugreifen. Obwohl ich es genossen hätte, wie Gryffindor eine Lektion erteilt bekam. Ja, so sicher war ich mir deiner Fähigkeiten und gleichzeitig hasste ich dich dafür. Hasste dich, weil du jung warst und besser als die meisten meines eigenen Jahrgangs. Um dich musste ich mir keine Sorgen machen, du warst mehr als fähig, auf dich selbst zu achten.

„Was geht hier vor sich?", brachte ich mich in euer kleines Gespräch, hauptsächlich bestehend aus unterdrücktem Gefluche und beeindruckenden Beleidigungen, mit ein und zwinkerte euch Slytherins zu. „Black!", wandte ich mich an ihn, „Black, Potter, Lupin, Pettigrew!" Sogar der Name des vierten Jungen war mir wieder eingefallen, als ich vor euch stand. „Schön, schön, schön. Was in Merlins Namen geht hier vor sich?"

„Black wollte Bella verhexen.", erklärte Snape und ich konnte nicht anders, als ihn irritiert anzusehen. Für die übrigen muss es seltsam gewirkt haben, doch ich erinnerte mich noch genau, wie du eines Nachmittags ausgerastet warst, weil dich irgendwer „Bella" genannt hatte. Und nun standest du da, mehr oder weniger ruhig, nur zitternd vor Wut auf deinen Cousin. Meine Augen wanderten von Severus zu dir und wieder zurück.

„Zehn Punkte Abzug von Gryffindor!", murmelte ich automatisch und bekam kaum mit, wie Potter und Lupin Black wegzogen, offenbar froh darüber, nicht noch mehr Punkte verloren zu haben. Wir Slytherins blieben stehen und ich bemerkte erstaunt, wie du dem Gryffindorquartett hinterher starrtest. War es der Hass auf deinen Cousin, der dich den Kopf nicht drehen, die Augen nicht abwenden ließ? Ich wusste es nicht. Ich konnte nicht lesen, was in deinem Blick geschrieben stand, denn du hieltest es geheim.

Severus' Räuspern brachte uns beide in die Gegenwart zurück. Du zucktest kurz zusammen, nicht, weil du dich erschrocken hattest, sondern weil es dich überraschte, dass sich ausgerechnet Severus bemerkbar machte, er, der sonst immer im Hintergrund verblasste und allmählich verschwand, während der Rest der Welt mit dir beschäftigt war. Ich nickte eurer Gruppe kurz und kühl zu, bevor ich im nächsten Gang verschwand und mich dort gegen die Wand lehnte.

Die Begegnung hatte mich aufgewühlt und ich konnte es mir nicht erklären. Du machtest mich rasend- nicht im leidenschaftlichen Sinne, sondern vielmehr baute sich in mir eine Abneigung auf, die ich nicht begreifen konnte. Je weniger ich dich mochte, desto mehr wollte ich über dich erfahren, versuchen, deinen Gedankengängen zu folgen und deine Gefühle zu ergründen, um dich einmal emotional zu erleben. Nicht wütend, nicht hassend, nicht beherrscht, nicht kühl.

Nein- Angst wollte ich sehen, Angst, Liebe, Vertrauen, Gefühle, die dich verletzlich und somit menschlich machten. Gefühle, die spontan kamen, die selbst du nicht beherrschen konntest. Sogar dein Temperament in Bezug auf deinen Cousin erschien einstudiert, geübt. Ich konnte und wollte nicht an diese perfekte Slytherin glauben, die alle in dir sahen. Denn in mir erblickten sie größtenteils dasselbe und ich wusste, dass tief in mir diese Gefühle verborgen waren, die bei dir ebenfalls nie an die Oberfläche kamen. Vielleicht fühlte ich mich bedroht, auf jeden Fall aber herausgefordert.

Vermutlich empfandest du es als Klischee, hättest du gewusst, was ich manchmal überlegte: Nämlich, dass Frauen emotionaler waren als Männer, mehr Gefühle hatten und sensibler, zerbrechlicher erschienen. Seltsamerweise erschienst auch du zerbrechlich, schlank und zierlich wie du warst, mit dieser elfenhaften Eleganz, dem blassen Gesicht, den hohen Wangenknochen und diesen riesigen, dunklen Augen, die einen stets direkt anblickten.

Du konntest alles sein- kleines Mädchen, das man beschützen will, kalte Kämpferin, kluge Schülerin- doch ich wusste nie, wer du wirklich warst. Nur manchmal, in Duellen mit deinem Cousin, flackerte dein Blick und etwas erschien in deinen Augen, das ich nicht kannte, nicht zuordnen konnte und das echt schien in dieser wirren Welt. Du warst so komplex, so durch und durch verschieden. In einer Sekunde dachte ich, ich hätte dich durchschaut und in der nächsten verhieltest du dich anders als jemals zuvor.

Ich konnte dich nicht erklären, konnte nicht die kleinen Gesten durchschauen und konnte mir nicht sämtliche Momente merken, in denen deine Augen funkelten und etwas in ihnen aufblitzte, das dich lebendig machte, lebendiger als zu irgendeiner anderen Zeit. Manchmal dachte ich, es wäre der Streit, der Nervenkitzel, der dich reizte und dich dazu brachte, dich anders zu fühlen. Manchmal dachte ich, es wäre der Ärger darüber, dass dein Cousin seinen Platz nicht einnehmen wollte, der ihm zugedacht war, seit seiner Geburt.

Und manchmal dachte ich, es wäre schlicht und ergreifend das Abenteuer Leben, das von deinen Augen Besitz ergriff und das sich nicht um das kühle Slytherinmädchen scherte, das du eigentlich warst. Dann überlegte ich, wie sicher du dir deinem Platz im Leben warst und ob du ihn nicht vielleicht erst finden musstest, egal wie erwachsen du bereits warst.

Du schienst aus lauter Gegensätzen zu bestehen, die ständig miteinander rangen und von denen keiner die Oberhand über dich zu gewinnen vermochte. Du vereintest so vieles in dir, dass es schwer war zu sagen, wer du warst. Woher ich das weiß? Ich mochte dich nicht und ich fürchtete dich in gewisser Weise. Und es ist stets besser, die zu kennen, die einem eventuell eines Tages gefährlich werden können.

Es war Frühling, als ich dich langsam kennen lernte. Es wurde Sommer und unsere Wege kreuzten sich erneut.