Ja, ich bin's mal wieder, mit einer kleinen, fünfteiligen Geschichte. Ich hoffe, ihr mögt sie. Ich freue mich immer über Reviews!

Disclaimer: Alle Personen und Orte des Harry-Potter-Universums gehören J.K.Rowling. Ich leihe sie mir nur aus und verdiene mit dieser Geschichte kein Geld. Mir gehört nur die Idee hierzu und ihre Umsetzung.

Summary: Er hasste sie, er beneidete sie, er war fasziniert von ihr- Lucius Malfoy beschreibt Bellatrix Black, wie er sie sieht.

Bemerkung: Vielleicht erscheint Lucius ein wenig schizophren, ein wenig zwiegespalten in seiner Meinung über Bellatrix- das hier ist nur eine Idee, wie die „Beziehung" der beiden aussehen könnte.

Widmung: Allen Lesern; ich wünsch euch viel Spaß!

Danke an:

Candy222: Macht doch nichts, dass du vergessen hast zu reviewen. Dafür hab ich vergessen, euch Teil Vier online zu stellen… Sorry.

Amy: Danke schön für dein liebes Review!

Avallyn Black: Ganz ruhig, bald ist die Story ja zu Ende, dann sind hoffentlich keine Fragen mehr da .

Anmerkung zu diesem Kapitel: Mit diesem Teil ist Schluss der Lucius-Bella-Geschichte. Das letzte Kapitel wird aus einer anderen Sicht geschildert sein und so, wie der „Herbst" endet, dürfte auch mehr oder weniger klar sein, dass es für Lucius irgendwo ein Ende ist. Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen.

Lebensgeschichte

Teil Vier- Herbst

Es war Herbst, als ich dich kaum wieder erkannte, obwohl ich immer gedacht hatte, dass so etwas nie passieren könnte. Viele Jahre waren vergangen, ich war längst mit deiner jüngsten Schwester verheiratet, Voldemort war vernichtet worden und wieder auferstanden. Ich hatte ihn verraten- mehr oder weniger- du warst ihm treu geblieben. Dafür hatten sie dich nach Askaban gebracht, genau wie deinen Mann und einige andere Todesser.

Askaban, der Hort der Verzweiflung. Dort hatte auch dein Cousin unzählige Jahre seines Lebens verbracht, unschuldig, wie ich vor langem erfahren hatte, denn Pettigrew konnte es nicht lassen, sich damit zu brüsten. Vielleicht hatte er gehofft, vor Ihm besser dazustehen, wenn er nur oft genug seine Geschichte erzählte. Ich erzählte kaum etwas, und hatte dennoch das Gefühl, vor Ihm ebenso nichtig zu sein wie dieser Verräter.

Doch niemand war höhergestellt als du. Dich hatte Er auf eine Art Podest gestellt, dich liebte Er, falls Er zu so einer Gefühlsregung fähig war. Du hattest Ihm die Stirn geboten, Ihn beeindruckt und gleichermaßen amüsiert. Du hattest deinen Stolz selbst Ihm gegenüber behalten und warst somit erneut etwas Besonderes unter uns, denn wir anderen krochen vor Ihm im Staub, ohne damit auch nur ansatzweise das zu erreichen, was du mit deiner Arroganz ohne weiteres vermocht hattest.

Mittlerweile warst du wieder frei und ich war zwischenzeitlich in Askaban gewesen. Jedoch entsprach mein Askaban nicht dem deinem. Die Dementoren unterstützen Ihn längst und so wartete in Askaban weder Wahnsinn noch Verzweiflung auf mich. Ich lebte lediglich für eine kleine Weile in einem kalten Gebäude ohne jeglichen Luxus, ganz zu schweigen von annehmbarem Essen. Dir gegenüber würde ich es nie erwähnen- mich verlangt es nicht danach, das spöttische Funkeln in deinen Augen zu sehen und zu wissen, dass es für mich bestimmt ist.

Du lebtest bereits seit einiger Zeit wieder in „unserer" Welt, als wir uns zum ersten Mal seit Jahren wieder trafen. Ich weiß nicht, was ich mir davon versprochen hatte, vielleicht, dass dich die Jahre in Askaban gebrochen hatten, ich weiß es nicht. Ich begegnete dir erst später, als der drohende Schatten deines Gefängnisses nicht mehr über dir ragte. Alles, was ich weiß, weiß ich aus Erzählungen und teilweise kann ich es mir auch denken.

Ich war dabei, weißt du? Ich war dabei, als Er eine Lobesrede hielt, auf dich und alle anderen, die für Ihn nach Askaban gegangen waren. Ihr wart Seine wahren Kämpfer, erklärte Er und ich konnte den Seitenhieb kaum ertragen. Ich hatte gelogen, um meinen guten Draht zum Ministerium nicht zu verlieren. Eine Verbindung, die Ihm zu gute kam, nur einige Monate später. Und ich erhielt nichts dafür. Schließlich war ich Ihm nicht treu geblieben und im schlimmsten Zauberergefängnis Britanniens gelandet.

Es verging kaum ein Treffen, bei dem Er uns nicht darauf hinwies. Lob für euch und Tadel für uns, das stand groß auf der Tagesordnung, gleich neben der Vernichtung Harry Potters. Wir bemühten uns nach Kräften, Ihn vergessen zu lassen, was geschehen war, wir waren loyaler denn je, doch Er schien es nicht einmal zu bemerken. Für Ihn war es vollkommen normal, wie wir uns verhielten, schließlich schuldeten wir Ihm unsere Treue.

Dann erfuhr ich aus der Zeitung, dass einige Todesser aus Askaban ausgebrochen waren und dass du eine von ihnen warst. Es überraschte mich nicht. Wenn Er die Dementoren dazu gebracht hatte, dass sie Ihn unterstützten, dann hätte ich beinahe darauf gewettet, dass du eine der Ersten warst, die frei kamen. Die Bevölkerung hatte dich jedenfalls ebenso wenig vergessen wie ich dich. Deine Grausamkeit war berühmt-berüchtigt und ich hatte mich, selbst nach all den Jahren, nicht vom Mythos Bellatrix lossagen können.

Es war nicht viel übrig von deiner Familie, aber bedeutete dir das überhaupt etwas? Deine Eltern waren längst tot, deine Tante und dein Onkel ebenfalls, genau wie ihr jüngster Sohn. Selbst deine jüngeren Schwestern hatten dich vergessen, Bella, hatten ohne dich weitergelebt. Andromeda schon längst, sie hattest du verloren, als sie sich gegen euch und für ihren Ehemann entschied. Und Narcissa war erwachsen geworden.

Wer wäre die Slytherinprinzessin ohne ihr Gefolge? Den ganzen Tag lang beschäftigte mich diese Frage, nachdem ich beim Frühstück in der Zeitung von eurem, deinem Ausbruch gelesen hatte. Ich war versucht zu triumphieren, bis mir aufging, dass du dein Gefolge längst nicht mehr nötig hattest. Du warst Seine loyalste Kämpferin, eine Legende, die kleine Kinder erzählt bekamen, wenn ihre Eltern ihnen erklären wollten, wie grausam Menschen sein konnten.

Noch heute frage ich mich, was du wohl verspürtest, als du die Longbottoms langsam quältest, sie im wahrsten Sinne des Wortes um den Verstand brachtest. Hatte es dir Spaß gemacht, zuzusehen, wie sie allmählich zerbrachen? Wie diese Menschen, von den Todessern als fähige Auroren gefürchtet, zu menschlichen Wracks wurden, kaum in der Lage, etwas selbstständig zu tun? Du hast viel gelernt in Slytherin und manchmal rätsele ich, wer dein Lehrmeister war.

Womöglich Er? Oder kam einfach der Wahnsinn, angeblich erblich in deiner Familie, bei dir etwas früher als üblich zum Vorschein? Seit der Schule hattest du deine Grausamkeit jedenfalls perfektioniert und es schien, als hättest du Spaß daran. Früher, bei deinen Duellen, lachtest du- lachst du auch, wenn du Menschen zu Tode folterst? Ich weiß es nicht, Bella, ich habe verlernt, dich zu beobachten. Zu viele Jahre warst du in Askaban, in denen du dich verändern konntest, ohne dass ich es bemerkt hätte.

Sadismus ist etwas, das alle Todesser vereint, ich schließe mich da nicht aus. Warum nur stört es mich bei dir mehr als bei anderen? Vielleicht, weil ich noch immer ab und zu, in schwachen Momenten, das Mädchen vor mir sehe, das in der Bibliothek vor mir saß, klein und geradezu verloren in dem riesigen Sessel und dann fällt es mir schwer zu glauben, dass die Kleine von damals derart erwachsen geworden ist.

Das Bild ändert sich, es ist Sommer und du kniest vor Ihm, ich betrachte wieder deinen schmalen Rücken, sehe als Nächstes deinen hochmütigen Blick, als du von Ihm zurückkommst. Der Hass bricht über mich herein und ich höre auf darüber nachzudenken, wer die Frau ist, die aus Askaban geflohen ist. Bist das du, Bella, oder wer ist es? Seit Monaten bist du nun bereits wieder frei und erst heute sollen wir aufeinandertreffen.

Severus kommt mir entgegen, mit finsterem Gesichtsausdruck, alles wie immer. Er nickt mir kurz zu, spricht kein Wort und warum erinnere ich mich ausgerechnet jetzt an diesen Frühlingstag in Hogwarts, als ich zum ersten Mal hörte, wie er dich „Bella" nannte? Ihr wart befreundet und ich habe mich stets gefragt, was für eine Beziehung das wohl gewesen sein mag. Du, die sich nie jemandem öffnete und er, der nie etwas zu erzählen hatte.

Severus geht vorüber und mit ihm gehen meine Fragen. Wie von selbst hebt sich meine Hand und ich klopfe an die schwere Eichentür, hinter der Er wartet und, wie ich weiß, auch du. Ich zögere, nur den Bruchteil einer Sekunde, doch es reicht, um mich wahnsinnig zu machen, denn ich bin mir bewusst, dass ich deinetwegen zögere. Ich habe Geschichten gehört, so viele, und diejenigen, die die Wahrheit kennen, schweigen bewusst.

Schließlich trete ich ein, verbeuge mich vor Ihm und erhalte die Erlaubnis, mich zu setzen, Ihm gegenüber. Dich kann ich kaum erkennen, du sitzt in einer dunklen Ecke, gehüllt in einen dunklen Umhang und mit starrem Blick aus dem Fenster. Deine Haare hängen dir ins Gesicht und ich kann den Ausdruck nicht erkennen, der darauf herrscht. Bin ich meinem Ziel nahe, frage ich mich? Sehe ich nun Emotionen an dir oder kann ich dich getrost bis an mein Lebensende hassen?

Ich kenne mich selbst nicht mehr, wie will ich da dich verstehen? Ich höre die Worte kaum, die Er zu mir spricht- irgendetwas über einen Kampf im Ministerium und einen seltsamen Schleier, in den jemand gefallen ist. Warum erzählt Er mir das? Er hat dich zurück, wozu braucht Er uns noch? Einzig die Erwähnung eines Namens bringt mich zurück zu Ihm, bevor es auffällt, dass ich mit meinen Gedanken woanders verweile.

„Sirius Black.", verkündet Er und nun starre ich Ihn unverhohlen an. „Bitte?", bringe ich hervor und Er wiederholt, was er gesagt hat. „Bellatrix hat ihn geschockt und er ist in den Schleier gefallen." Ich nicke, langsam, und wende den Blick ab, sehe zu dir, versuche, etwas zu erkennen und es ist, als wolltest du mir diesen einen Wunsch erfüllen, denn du drehst den Kopf und schaust mich an, schaust mir direkt ins Gesicht.

Und als ich in deine stumpfen Augen blicke, sehe ich zum ersten Mal seltsam klar. Dein ganzes Leben war geprägt von Gegensätzen, du wurdest niemals von allen bewundert, es gab immer jemanden, der dagegen sprach, sich dir widersetzte. In deiner Schulzeit waren es vor allem die Gryffindors gewesen, später der Teil der magischen Gesellschaft, der mit Ihm nichts zu tun haben wollte. Du hattest es nie mitbekommen, hattest immer nur die „Sonnenseiten" deines dunklen Lebens mitbekommen und doch war genau dieses Leben von einer Konstante begleitet gewesen.

Einer Konstante, die dich niemals losgelassen hatte, die dich dennoch geliebt, gefürchtet, gehasst und angebetet hatte. Einer Konstante, die dein Gegengewicht bildete, Schwarz und Weiß, die zwei Seiten einer Münze. Untrennbar miteinander verbunden. Dachtest du. Bis zu jenem Tag vor ein paar Monaten. Als du dein Gegenstück verlorst und dein Leben aus dem Gleichgewicht geriet. Ja, Bellatrix, du hast dein Pendant umgebracht und nun bringt es dich um.

Und ich kann nicht einmal triumphieren. Ich bin zu spät, alle Emotionen sind aus deinen Augen gewichen, aus deinem ganzen Leben. Dort scheint nur noch Platz zu sein für unstillbare Trauer und heimliche Verzweiflung. Doch ich weiß es nicht. Ich habe dich vor über dreißig Jahren das erste Mal gesehen, dich jahrzehntelang gehasst und nun stelle ich fest, dass ich dich nicht kenne. Ich kenne die gebrochene Frau nicht, die dort am Fenster sitzt und mit stumpfen Augen zu mir herüberschaut.

Ich kann dich nicht einmal mehr hassen.