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Kapitel 3
It's been a bad day
Remus saß in einem der gemütlichen roten Sessel vor dem Kamin im Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Sirius machte neben ihm seine Hausaufgaben. Ansonsten war der Raum fast leer. Es war Hogsmeade-Wochenende und entweder die Schüler waren dort oder nutzten die Zeit für Hausaufgaben, Sport oder irgendwelche Spiele, so wie fast immer.
„Seltsame Sache, die uns Dumbledore da noch erzählt hat, oder?", fragte Sirius ihn von der Seite.
„Ja, nicht wahr. Und vor allem gerade uns! Wir sind ja nun nicht gerade für vorzeigbares Betragen bekannt."
Sirius grinste äußerst zweideutig. Nein, das waren sie tatsächlich nicht. Sirius, James und Remus galten als die größten Unruhestifter der ganzen Schule auch wenn alle wussten, dass Remus nur immer mit dabei war, weil er aussichtslos versuchte, sie von allem abzuhalten. Peter verdrückte sich ja immer so schnell es ging wenn es gefährlich wurde, darum gehörte er nicht zu den „Golden Three", wie die Slytherins sie abfällig nannten.
„Hm, aber hast du etwa vor das weiterzuerzählen? Wenn Dumbledore sagt, der Typ ist gefährlich, dann muss er tatsächlich gefährlich sein. Und wenn er wirklich der ist, der deine Mutter…"
„…umgebracht hat. Du kannst es ruhig sagen, Siri, ich bin drüber hinweg. Denke ich jedenfalls.", meinte der kleine Gryffindor, vergrub aber trotzdem die Nase schnell in einem Arithmantik-Buch. Sirius sah ihn noch eine Weile nachdenklich an ehe er sich wieder seinen Hausaufgaben zuwandte.
Was meine Eltern wohl dazu sagen werden? Voldemort…hört sich für mich nach nem größenwahnsinnigem Spinner an. Aber wenn er wirklich über Zauberer als höhere Wesen denkt könnte er bei meinen Eltern auf offene Ohren stoßen. Ich fürchte ich werde es auf mich zukommen lassen müssen.
Er klappte entnervt sein Buch zu als einige Drittklässler laut polternd vom Hogsmeade-Wochenende zurückkamen.
„Ich geh ins Bett, Remy! Kann mich nicht mehr konzentrieren."
Dieser nickte nur geistesabwesend und starrte weiter nachdenklich ins Feuer.
„Ist wirklich alles in Ordnung, Kleiner?"
Remus sah auf und lächelte schwach: „Ja, Sirius, geh ruhig schon schlafen, ich glaube, ich geh dann auch bald. Muss nur noch ein bisschen überlegen."
Sirius drückte kurz seine Schulter und ging dann die Treppe zum Jungenschlafsaal hoch.
Remus saß wieder gedankenverloren am Feuer. Er konnte die herzzerreißende Trauer, die ihn allmählich übermannte nicht verhindern. Nicht einmal weinen konnte er. Seine Augen brannten und er wünschte sich nichts mehr aber die Tränen wollten einfach nicht kommen.
Als er hinter sich das Portraitloch aufgehen hörte und James' und Peters Stimmen ertönten rutschte er in seinem Sessel etwas tiefer. Er wollte einfach nur allein sein, wo man ihn gerade schmerzhaft in eine Vergangenheit gestoßen hatte, die er glaubte für immer abgelegt zu haben.
Es dauerte lange bis ihm schließlich die Augen zufielen. Sofort stand er vor einem alten viktorianischen Haus. Darüber prangte groß ein Totenschädel aus grünem Licht aus dessen Mund eine Schlange quoll. Er ließ seine Koffer fallen und stieß die Tür auf. Es war bereits spät abends, wie immer wenn er für die Sommerferien nach hause kam. Er rannte die Treppen hinauf, von wo er Licht gesehen hatte. Blindlings stolperte er in das Lesezimmer hinein und stockte. Ein Zauberer in einem schwarzen Umhang stand in der Mitte des Zimmers. Den Zauberstab hatte er noch immer auf den Sessel gerichtet von dem eine leblose Hand baumelte und er lachte. Er lachte so furchtbar kalt und grausam.
Ehe er sich versah war zu dem Sessel gerannt und rief nach seiner Mutter und schüttelte sie.
„Stirb mit ihr, Bastard!", hörte er die Stimme des Mannes sagen. Voller Angst wirbelte er herum aber er sah nur noch Flammen um sich herum. Alles um ihn herum hatte Feuer gefangen. Die Hitze nagte an den Wänden, den Vorhängen, den Büchern und seinen eigenen Kleidern.
Er spürte eine Hand auf seiner Schulter und wirbelte herum. Er sah in Sirius' sanfte Augen und auf einmal war alles vorbei. Remus warf sich in die Arme des Schwarzhaarigen und endlich flossen die befreienden Tränen. Sirius strich ihm immer wieder über den Rücken und redete beruhigend auf ihn ein. Irgendwann, als das Schluchzen langsam verebbt war, löste sich Sirius vorsichtig von ihm und sah dem kleineren in die Augen. Was war an diesem Tag nur los? Gleich morgens küsste er Remus, dann muss er selbigen zum Krankenflügel bringen, dann war er zum ersten Mal in Dumbledores Büro, wo er auch gleich erfährt, dass ein Psychophat dabei ist einen Krieg anzuzetteln und jetzt sah er Remus das dritte Mal an einem Tag weinen obwohl dieser sonst eine recht überzeugende Vorstellung von Glückseeligkeit ablieferte. Er schüttelte lächelnd den Kopf.
„Willst du mir davon erzählen, Remy?", fragte er zärtlich.
Er erhielt zuerst keine Antwort sondern spürte nur wie sich ein Arme um seinen Hals schlang und eine zweite Hand durch seine Haare fuhr. Eine etwas nuschelnde Stimme begann nach einiger Zeit leise zu reden und Sirius musste sehr genau hinhören um alles zu verstehen. Es war nun schon das zweite Mal heute, dass Remus ihm aus seinem Leben außerhalb von Hogwarts erzählte.
„Ich bin ja bei dir, Süßer. Ich lass dich nicht allein!"
Er strich immer wieder über den Rücken des anderen Gryffindors. Und unwillkürlich drängte sich ihm die Frage auf, wie viele dunkle Geheimnisse es in Remus' Leben wohl noch gab. Vielleicht würde irgendwann der Tag kommen, an dem sie beide es schaffen würden, keine Geheimnisse mehr vor einander zu haben.
