Disclaimer: Ich habe keinerlei Rechte am Plot oder an den Figuren dieser Geschichte. Selbiges gilt natürlich wie immer auch für alle folgenden Kapitel.
Anmerkungen: Das englische Original dieser Geschichte heißt "The Importance of Ancient Runes" und stammt von silvernatasha. Das Original befindet sich auf FF-Net hier: /s/1956918/1/The-Importance-of-Ancient-Runes. Ich hatte ja schon angekündigt, nach "Die stille Schlange" noch eine zweite Hermine/Blaise-Geschichte zu übersetzen, hier ist also meine zweite Lieblingsgeschichte zu den beiden. :) Die hier ist allerdings wesentlich länger, es kann also mal wieder eine Weile dauern. Aber irgendwie ist es ja auch schön, wenn man mal ein bißchen länger was davon hat. ;)
Viel Spaß damit:)
P.S.: ALTE RECHTSCHREIBUNG!
Kapitel 1
in welchem Slytherin-Regeln dazu da sind, gebeugt zu werden
"Es heißt "Jenseits", nicht "Tod"."
Blaise Zabini blickte ruckartig von seinen Hausaufgaben für Alte Runen auf, an denen er emsig gearbeitet hatte. Hinter ihm stand Hermine Granger, Gryffindors Goldmädchen und schlimmste Besserwisserin, und lugte ihm über die Schulter.
"Wie bitte?"
"Die Rune. Es könnte beides heißen, aber in diesem Zusammenhang ist es "Jenseits". Die Bedeutung ändert sich drastisch, wenn du "Tod" benutzt, und es ergibt nicht gerade besonders viel Sinn."
Er blickte finster. Sie kritisierte seine Arbeit! Blaise war stolz auf seine Arbeit in Alte Runen, seinem Lieblingsfach. Für seinen ZAG in Alte Runen hatte er sogar ein "Ohnegleichen" bekommen, und jetzt wagte es Hermine Granger, seine Übersetzung zu korrigieren.
Er senkte seinen Blick auf das Stück Pergament und las schnell noch einmal durch, was er bis jetzt übersetzt hatte. Was noch schlimmer war, als von Hermine Granger verbessert zu werden war, wenn Hermine Granger recht hatte.
"Warum hilfst du mir?" fragte er unverblümt. "Wenn ich so darüber nachdenke, warum siehst du mir überhaupt über die Schulter?"
Sie sah als, als fühlte sie sich angegriffen, und machte einen Schritt zurück. "Wenn du es unbedingt wissen mußt", sagte sie hochmütig und schüttelte ihr buschiges braunes Haar, "du hast vor dich hin gemurmelt, und ich bin rübergekommen, um dir zu sagen, daß du damit aufhören sollst. Ich versuche zu arbeiten, weißt du."
"Was für eine Überraschung - du arbeitest immer."
"Wenigstens rede ich nicht mit mir selbst", war ihre Antwort. "Einen schönen Tag noch." Damit schritt sie zu dem Tisch zurück, an dem sie gearbeitet hatte. Blaise hatte sie vorher nicht bemerkt, da sie von einem großen Stapel Bücher verdeckt war. Aus dem Augenwinkel konnte Blaise die Aufschriften auf mehreren Buchrücken lesen; es schienen Wörterbücher verschiedener Sprachen zu sein. Über die Spitze des Stapels war gerade so Grangers Kopf zu sehen, wie er sich leicht bewegte, während sie schrieb.
Mit einem frustrierten Stöhnen strich Blaise das Wort "Tod" durch und schrieb die richtige Übersetzung darüber. Er würde die Übersetzung später noch mal ordentlich abschreiben müssen. Es würde allerdings auch nicht viel sauberer aussehen als diese Version. Pansy Parkinson hatte einmal gesagt, daß sie glaube, wenn man eine Spinne in Tinte tauchte und sie über ein Stück Pergament laufen ließe, wäre das ununterscheidbar von Blaises Handschrift.
Er hatte Pansy nie besonders gemocht.
Jetzt da er dieses eine Wort ausgetauscht hatte, schienen die übrigen Runen wesentlich mehr Sinn zu ergeben, sehr zu Blaises Mißfallen. Er hoffte nur, daß keiner der anderen Slytherins von dem hier hörte. Das würden sie ihn nie vergessen lassen.
Blaise war so in seine Arbeit vertieft, daß er nicht bemerkte, wie Millicent Bulstrode sich ihm gegenüber setzte. Erst als sie sich räusperte, bemerkte er ihre Gegenwart. "Tag", sagte sie elegant. Blaise erwiderte ihre Begrüßung, während er sich auf seinen Versuch konzentrierte, eine der Runen zu entschlüsseln. Er wußte, was sie bedeutete, aber im Moment war ihm dieses Wissen entfallen.
"Was ist los mit dir?" fragte Millicent und holte ihr Buch für Verwandlung aus ihrer Tasche hervor.
"Granger."
"Ah. Die Ursache für alle Probleme im Leben. Hermine Granger. Was hat sie diesmal getan?"
"Meine Arbeit verbessert."
"Und wieso ist das schlecht?"
"Weil ich keine Verbesserungen nötig haben sollte!" erwiderte Blaise aufgebracht. "Ich sollte in Alte Runen eigentlich gut sein."
"Alles was du kannst, kann sie besser."
"Du bist keine Hilfe, Millicent."
"Das war auch nicht meine Absicht."
"Warum war ich doch gleich mit dir befreundet?" fragte er.
"Weil dich sonst keiner will."
"Das liegt daran, daß du sie vertreibst."
ooOOoo
Die Gruppe der Sechstkläßler, die Alte Runen belegt hatte, war bedeutend kleiner als in den vergangenen Jahren, da viele das Fach nach den ZAGs aufgegeben hatte. Um ehrlich zu sein, war Blaise ziemlich überrascht gewesen, daß Hermine Granger das Fach nicht gewählt hatte. Wie auch immer, er nahm an, daß sie wahrscheinlich anstrebte, Aurorin oder etwas ähnlich Dämliches zu werden und das Fach nicht brauchte.
Obwohl nur sieben Leute in der Klasse waren, war Blaise nicht der einzige Slytherin. Theodore Nott, ein ziemlich seltsamer Junge, hatte das Fach auch belegt. Da er so was wie ein Einzelgänger war, hatte Blaise seit der ersten Klasse nicht viel mit ihm geredet, trotz der Tatsache, daß sie sich einen Schlafsaal teilten. Der Rest der Klasse war größtenteils aus Ravenclaw - Lisa Turpin, ein Mädchen mit weißblonden Haaren und permanenten Tintenflecken an den Fingern, ihre Freundin Mandy Brocklehurst, die nie aufhörte zu reden, Terry Boot, ein strebsamer Bücherwurm, und Michael Corner, von dem Blaise nicht glaubte, daß er überhaupt schon mal mit ihm gesprochen hatte. Der einzige Hufflepuff war ein Muggelgeborener namens Justin Finch-Fletchley. Slytherins gaben sich grundsätzlich nicht mit muggelgeborenen Schülern ab, egal welchem Haus sie angehörten. Das paßte sowohl Blaise als auch Justin gut, da Justin Blaise und Theodore für Überträger ansteckender Krankheiten zu halten schien.
In der zweiten Woche des Schuljahrs aber, ungefähr eine Woche, nachdem sie in der Bibliothek seine Arbeit korrigiert hatte, erschien Hermine Granger im Klassenraum, etwa eine Viertelstunde, nachdem der Unterricht begonnen hatte. Blaise sah von seinem Lehrbuch auf und beobachtete, wie die Vertrauensschülerin aus Gryffindor eine kurze Unterredung mit Professor Mayfair hatte und ihr ein Pergament überreichte.
Von seinem Platz im hinteren Teil der Klasse hörte Blaise Professor Mayfair sagen: "Das ist eine sehr gute Wahl, Ms Granger. Es ist gut, Sie wieder in meiner Klasse zu haben."
Blaises Augen weiteten sich. Sie schloß sich der Klasse an? Was? Nein! Konnte man seine Fächer wechseln? War es für ihn schon zu spät zum Wechseln? Aber bei genauerem Nachdenken fiel ihm ein, daß er Alte Runen brauchte, wenn er eine Karriere als Fluchbrecher anstreben wollte.
Als Hermine neben Michael Corner Platz nahm, stöhnte Blaise innerlich. Als die Klasse größer gewesen war, war es einfacher gewesen, sie zu ignorieren. Dieses Mädchen aus Hufflepuff, Susan irgendwas, war ebenso eifrig, Antworten zu geben, wenn sie auch nicht wie Hermine immer richtig lag.
Überraschenderweise war sie den Rest der Stunde über still, während sie nachzuholen versuchte, was sie in den zwei Wochen seit Schulbeginn verpaßt hatte.
Schon allein ihre Gegenwart war äußerst ärgerlich, und Blaise verspürte einen Schwall der Freude, als die Glocke das Ende des Unterrichts anzeigte. Wie konnte sie es wagen, in den einen Bereich seines Lebens einzudringen, der frei von Gryffindors war? Mit Ravenclaws kam er zurecht. Hufflepuffs waren leicht zu ignorieren. Alte Runen war das eine Fach gewesen, wo weit und breit keine Gryffindors gewesen waren, und sie mußte kommen und das ruinieren, nicht wahr?
Da seine Tasche wegen all der Bücher, die er heute morgen für Alte Runen und Zaubertränke gebraucht hatte, ziemlich schwer war, entschied Blaise sich, vor dem Mittagessen zum Slytherin-Gemeinschaftsraum zu gehen, als er jemanden seinen Namen rufen hörte.
"Zabini! Ähm, Blaise?"
Oh nein. Jeder, nur nicht sie. "Was willst du, Granger?" fragte er und wirbelte zu ihr herum, wovon ihm schwindlig wurde.
"Du hast deine Feder fallenlassen", antwortete sie beinah entschuldigend. Sie reichte ihm wortlos die Adlerfeder, machte auf dem Absatz kehrt und ging in die entgegengesetzte Richtung.
Blaise sah die Feder an. Er war wohl ein bißchen unhöflich zu ihr gewesen. Auf der anderen Seite war sie eine Gryffindor und wäre zweifellos genauso unhöflich gewesen, hätte sie die Gelegenheit gehabt.
Einen Moment - sie hatte gerade die perfekte Gelegenheit gehabt, ihn zurechtzuweisen oder sich darüber zu beschweren, daß doch alle Slytherins gleich waren. Warum hatte sie sie nicht ergriffen?
Während er darüber nachgrübelte, setzte er seinen Weg zum Slytherin-Gemeinschaftsraum fort und ging zu seinem Schlafsaal. Er verstaute seine Bücher sorgfältig auf dem Regal neben seinem Bett - ihm war beigebracht worden, Bücher mit Respekt zu behandeln - und fragte sich, wie er das Jahr überstehen sollte, wenn Hermine Granger in seinem Alte-Runen-Kurs war. Zaubertränke hatte sie nicht, und sie war in Zauberkunst und Verteidigung gegen die Dunklen Künste in der anderen Gruppe. Zauberkunst und Verteidigung gegen die Dunklen Künste gehörten zu den wenigen Fächern, die bei der Wahl der UTZ-Fächer für die sechste Klasse großes Interesse auf sich gezogen hatten, daher waren die Schüler in zwei Gruppen mit gemischten Fähigkeiten geteilt worden.
Sie würde also nur in einem von vier Fächern dabei sein. Das war nicht so schlimm, und Blaise entspannte sich beträchtlich, als ihm auffiel, daß das nur ungefähr fünf Stunden in der Woche sein würden.
ooOOoo
Die nächste Stunde in Alte Runen war Mittwoch. Unglücklicherweise war es auch eine Doppelstunde, was zwei Stunden in Grangers Gegenwart bedeutete. Blaise graute bereits davor, als er seinen üblichen Platz einnahm und sich in Kapitel dreizehn seines Lehrbuchs vertiefte, bis Professor Mayfair eintraf. Er war bereits schlechter Stimmung. Er hatte verschlafen und hatte dann direkt zu Zaubertränke gehen müssen, anstatt zum Frühstück. Für Blaise war Frühstück gleichzusetzen mit Kaffee. Ohne seine morgendliche Dosis war er so gut wie nutzlos, und bislang hatte er es geschafft, fünfzehn Hauspunkte zu verlieren. In Zaubertränke. Was von Snape unterrichtet wurde.
Snape zog nie seinem eigenen Haus Punkte ab, wenn es nicht notwendig war. In diesem Fall war es Blaise gelungen, seinen Kessel durch einen Unfall explodieren zu lassen, auf den Neville Longbottom stolz gewesen wäre. Nicht nur das, er hatte das Gekicher von Potter und diesem Weasley ertragen müssen.
Sehr zu Blaises Verdruß war Professor Mayfair ausgesprochen sonniger Stimmung und verkündete lächelnd, daß sie in Paaren arbeiten würden, um diverse Runen zu übersetzen. Als Blaise das hörte, sah er sich nach Theodore um. Regel Nummer 77 des Hauses Slytherin war eine, die allen Erstkläßlern in ihrer ersten Woche eingehämmert wurde: Slytherins sollten unter allen Umständen zusammenhalten. Von der Wichtigkeit her war das ganz oben mit Regel 56: Slytherins tragen nie dunkelbraun.
Nein! Theodore ignorierte einfach Regel 77 und kollaborierte gerade mit diesem Hufflepuff, Finch-Fletchley. Haßt Finch-Fletchley nicht Slytherins? dachte Blaise, als er sich rasch in der kleinen Klasse umsah. Lisa und Mandy arbeiteten zusammen, und Michael und Terry. Verdammte Ravenclaws. Das bedeutete, die einzige Person, die übrig blieb war... Granger.
Dieser Tag konnte wirklich nicht mehr schlimmer werden.
"Ich schätze, wir werden zusammenarbeiten müssen", sagte Hermine an ihn gewandt und kam zu dem Pult neben seinem herüber. Falls das irgendein Trost war, sie wirkte ebenso begeistert darüber, mit ihm zusammenarbeiten zu müssen, wie es umgekehrt der Fall war.
Professor Mayfair teilte die Symbole aus, die sie übersetzen sollten, und Hermine verlor keine Zeit, die Runen in zwei Hälften zu teilen, so daß sie an verschiedenen Dingen arbeiten konnten. Ausnahmsweise war er froh über ihr Organisationstalent und begann mit der Arbeit. Er stellte fest, daß ihm die Übersetzung leicht fiel. Nach ein paar Minuten bemerkte er, daß Hermine ihn ansah. Ihr Mund bewegte sich, aber es kam kein Ton heraus.
"Was willst du?" fragte er scharf.
"Diese Rune kenn ich nicht", sagte sie. Es war ihr offensichtlich peinlich, ihre Wangen waren leicht gerötet. "Weißt du, ich hab noch nicht ganz alles aufgeholt, was ich verpaßt hab, und ich hab mich gefragt, ob du weißt, was das hier heißt."
"Warum hast du nicht einfach gefragt, anstatt da zu sitzen und mich anzustarren wie ein Goldfisch?" fragte Blaise und grabschte das Pergament geradezu von ihrem Tisch.
"Weil du ausgesehen hast, als wärst du sehr konzentriert, und ich wollte dich nicht stören."
"Oh." Er gab ihr das Pergament wieder. In milderem Tonfall fügte er hinzu: "Es ist eine Abwandlung von "Wohlstand". Du mußt aus dem Zusammenhang schließen, was genau es bedeutet."
"Danke."
Sie arbeiteten schweigend weiter und ignorierten die Unterhaltungen der anderen Paare. Professor Mayfair saß an ihrem Schreibtisch, der große Stapel Pergament wurde langsam kleiner, während sie Aufsätze korrigierte. Ein oder zweimal blickte Blaise zu Hermine auf und sah sie mit geschlossenen Augen dasitzen und das Ende ihrer Feder rhythmisch über ihre Lippe streichen, während sie versuchte, sich an die Bedeutung einer Rune zu erinnern.
So irritierend das auch war, Blaise versuchte sich auf das Pergament vor sich zu konzentrieren. Nach fast einer halben Stunde hatte er die letzten Runen übersetzt: "Und sie lebten alle glücklich, bis an ihr Ende."
"Bist du schon fertig, Granger?" fragte er gereizt.
"Nur eine Sekunde", murmelte sie und beendete ihre Übersetzung mit einem schwungvolle Federstrich. Sie reichte ihm ihr Pergament, und er legte es über seins. Als er es durchlas, erkannte er, daß es die Zusammenfassung eines Märchens war. Er konnte nicht erinnern, von welchem.
"Aschenputtel", warf Granger ein.
Besserwisserin , dachte Blaise. Er sagte seine Meinung allerdings nicht laut.
"Professor, wir sind fertig", meldete er sich.
Professor Mayfair blickte überrascht auf. "Schon? Sie hätten eigentlich bis zum Ende der Stunde brauchen sollen." Die anderen Schüler sahen sie neugierig an. "Wenn Sie sicher sind, kann ich es mir ansehen."
Hermine marschierte praktisch durch den Klassenraum nach vorne und präsentierte Mayfair ihre Arbeit.
"Es sieht so aus, als wären Sie fertig", sagte sie. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Der Unterricht würde noch eine Stunde dauern. "Sehr gut." Professor Mayfair wühlte in den Papieren auf ihrem Schreibtisch herum und gab Hermine zwei Pergamente. "Für den Rest der Stunde können Sie schon mal mit ihrer Hausarbeit für dieses Jahr anfangen."
Sie nickte zu Hermines Pult und bedeutete ihr, sich wieder zu setzen. Hermine setzte sich wieder neben Blaise und reichte ihm ohne ein Wort eines der Pergamente. Blaise las das Pergament interessiert. Was ihre Hausarbeit wohl beinhalten würde?
Alte Runen auf UTZ-Niveau - Erstes Jahr
Als Teil Ihres UTZ-Kurses wird von Ihnen erwartet, daß Sie zwei ausführliche Aufsätze schreiben, die beide in ihre Abschlußnote eingehen werden. Der Abgabetermin für den ersten dieser Aufsätze ist Ende Januar. Um es Ihnen leichter zu machen, habe ich mehrere Aufsatzthemen vorbereitet, aus denen Sie eines auswählen können. Sie müssen EIN Thema wählen. Ein Entwurf Ihrer Arbeit ist bis Halloween einzureichen.
Das klang recht einfach, fand Blaise, als er die Liste mit Themen durchging, um zu sehen, ob es eins gab, das ihm ins Auge sprang.
Es ist behauptet worden, daß Alte Runen ein Fach ist, das niemandem im späteren Leben nützlich ist. Diskutieren Sie.
Urg. Politik. Der "Tagesprophet" hatte sich in letzter Zeit zunehmend besorgt gezeigt, daß den Schülern in Hogwarts Dinge beigebracht wurden, die ihnen nichts nützen würden, wenn sie erst mal draußen in der "wirklichen Welt" wären. Nein, das war nichts für ihn. Weiter unten auf der Liste sah er:
Diskutieren Sie die Bedeutung der Verwendung von Runen im Kampf gegen Grindelwald.
Das könnte interessant sein. In der Bibliothek war praktisch ein ganzes Regal dem Kampf gegen Grindelwald in der ersten Hälfte des Jahrhunderts gewidmet. Oder was war mit:
Das Studium der Runen wird als Teil einer abgerundeten Ausbildung angesehen. Inwieweit stimmen Sie zu?
War das nicht im Grunde das gleiche wie die erste Frage? Blaise krauste die Nase und las die restlichen Aufgaben durch. Keine von denen sah besonders ansprechend aus. Einige von ihnen waren außerdem extrem vage. Also war es Grindelwald.
"Professor!"
Neben Blaise war eine eifrige Hand in die Höhe geschossen. Er zuckte innerlich zusammen. Sogar dieses eine Wort ging ihm auf die Nerven.
"Ja, Ms Granger?"
"Wieviel historischen Hintergrund müßte ich bei der Frage zu Grindelwald einbinden?"
Ausgezeichnet. Sie behandelte sie gleiche Frage wie er. War denn nichts mehr heilig?
ooOOoo
Hogsmeade-Tage entsprachen nicht Blaises Vorstellung von Unterhaltung. Hunderte von Schülern schlenderten durch das winzige Dorf, unablässig schnatternd, ganz zu schweigen von dem Anblick Duzender Liebeskranker. Aber wie dem auch sei, nachdem Pansy Parkinsons durchgedrehte Katze Delilah es geschafft hatte, jedes Tintenfaß, das er besaß, zu zerbrechen und seinen Schreibfedern unaussprechliche Dinge anzutun, war Blaise gezwungen, einen Ausflug ins Dorf zu machen.
Vorbei am fünften Paar, das an den Lippen zusammenklebte, drückte Blaise die Tür zu "Quigleys Federn" auf, einem kleinen Buchladen direkt hinter Madame Puddifoots Alptraum aus Borten. Der Laden war vollkommen verwinkelt, sonderbare Ecken und Verstecke waren bis zur Decke mit Bücherregalen gefüllt. Eine Pyramide aus Tintenfäßchen war unsicher auf einem wackeligen, dreibeinigen Tisch aufgebaut.
Überraschenderweise mochte Blaise diesen Ort recht gern. Er erinnerte ihn an das Haus seiner Tante Vittoria, nur mit weniger Katzenhaar.
Als er sorgfältig ein paar Fläschchen mit blauer Tinte vom oberen Ende der Pyramide auswählte, erklang eine Glocke, die die Ankunft eines Kunden signalisierte. Aus Neugier wandte Blaise den Kopf, um zu sehen, ob es jemand war, den er kannte. Es war.
Hermine Granger warf ihm ein kleines, höfliches Lächeln zu, bevor sie sich zu den Geschichtsbüchern begab. Blaise ignorierte sie, nahm zwei Federn von der Auslage und ging zum Tresen, wo die Besitzerin des Ladens dabei war, einen schweren Wälzer durchzublättern. Elizabeth Quigley war eine Frau mit blondem Kraushaar und etwas, das nach einem Tintenfleck aussah, auf ihrer Wange. Sie hätten jeden Alters zwischen vierzig und sechzig sein können, aber so gerne Blaise sie auch nach ihrem Alter gefragt hätte, er beherrschte sich. Seine Mutter hatte ihm beigebracht, daß es unhöflich war, eine Frau nach ihrem Alter zu fragen.
"Mr Zabini, Sie sind eine Weile nicht hier gewesen. Wie geht s Ihrer Katze?"
"Tot." Wie sie sich an ihn erinnern konnte, war Blaise ein Rätsel. Seit der dritten Klasse hatte sie ihn jedesmal, wenn er den Laden betrat, mit einem sonnigen Lächeln begrüßt und sich nach seinem Leben im allgemeinen erkundigt.
"Oh, was für eine Schande. Das macht eine Galeone und sieben Sickel, bitte. Haben Sie bei den ZAGs gut abgeschnitten?"
"So gut wie erwartet." Blaise war nicht in der Stimmung für Geplauder. Er reichte ihr zwei goldene Galeonen herüber.
"Gut, gut." Sie lächelte breit, als sie ihm sein Wechselgeld in die Hand drückte. Ihre Finger, deren Nägel leuchtend blau waren, waren eiskalt, und Blaise erschauderte unwillkürlich. Elizabeth bemerkte das jedoch nicht, denn sie hatte ihre Aufmerksamkeit Hermine Granger zugewandt, die jetzt hinter Blaise stand, mit ein paar Büchern im Arm.
"Ah, Ms Granger. Das Buch, das Sie bestellt hatten, ist gerade angekommen!" Blaise ging auf die Tür zu, als Elizabeth sich unter den Tresen bückte, um einen Moment später mit einem Buch wieder aufzutauchen, das sie mit einem leichten Knall hinlegte. Blaise konnte nicht umhin, den Titel aus dem Augenwinkel wahrzunehmen: "Die Geschichte der Animagus-Verwandlung".
"Etwas leichte Lektüre, Granger?" kommentierte er, ohne so richtig zu wissen weshalb.
"So was in der Art", sagte sie abwesend, während sie ihre Bücher auf den Verkaufstisch legte und Elizabeth ihr Geld reichte. Mit einem Schulterzucken stieß Blaise die Tür auf und trat nach draußen ins Sonnenlicht. Was war das für ein Geruch? Als er eine merkwürdig anmutende braune Masse in der Mitte der Straße bemerkte, schloß er, daß jemand Stinkbomben geworfen hatte. Reizend.
Er ging um die Schweinerei herum und blieb stehen, um sich das Schaufenster von "Gladrags Roben" anzusehen. Warum irgend jemand dunkelbraune Roben modisch finden sollte, konnte Blaise sich nicht erklären. Abgesehen davon war Blaise ein Slytherin, und sollte er etwas in dieser Farbe tragen, würde er gegen Regel Nummer 56 verstoßen.
Ein schriller Aufschrei ertönte hinter Blaise, und er fuhr herum und griff nach seinem Zauberstab. Er entspannte sich wieder, als er sah, daß es nur Hermine Granger war. Sie saß am Boden und umklammerte mit bleichem Gesicht ihren Knöchel. Die lilafarbene Tasche, in der sich ihre neuerworbenen Einkäufe befanden, lag ein paar Meter entfernt.
Blaise boten sich jetzt zwei Möglichkeiten. Die erste war, so zu tun, als hätte er Grangers Sturz weder gehört noch gesehen. Das würde den Kontakt mit der Gryffindor auf ein Minimum beschränken. Die zwei Möglichkeit war nachzusehen, wie es ihr ging. So sehr er auch versucht war, die erste Möglichkeit zu wählen, er fühlte dennoch die Worte: "Bist du in Ordnung?" über seine Lippen kommen.
Sie wirkte verwundert, daß er mit ihr redete. "Ja, es geht schon", grummelte sie, während sie versuchte aufzustehen. Aber sogar Blaise konnte sehen, wie sie kurz vor Schmerz das Gesicht verzog, als sie mit dem linken Fuß aufzutreten versuchte.
"Nein, tut es nicht", hörte Blaise sich sagen, als er zu ihr hinüberging. "Sieht aus, als wärst du umgeknickt."
"Danke, Doktor Zabini", entgegnete sie schroff und versuchte, nach ihrer Tasche zu greifen. Blaise kam ihr zuvor und hielt sie auf Armeslänge von ihr weg, so daß sie sie nicht erreichen konnte. Für einen Augenblick fragte er sich, was ein Doktor war, aber dann fiel ihm ein, daß sie sich vielleicht auch den Kopf gestoßen hatte und jetzt nicht nur nervig, sondern auch wahnhaft war.
"Gib mir meine Tasche." Sie stand unbeholfen da, fast auf einem Fuß balancierend, und versuchte, ihren linken Fuß nicht zu belasten. Trotzdem gelang es ihr, ihm mit in die Hüften gestemmten Händen einen finsteren Blick zuzuwerfen.
"Du bist verletzt. Laß mich dir zurück zum Schloß helfen."
Die Gryffindor sah ihn mißtrauisch an. "Weshalb?" fragte sie.
"Weil du verletzt bist?" schlug Blaise vor. "Ich geh doch sowieso zurück, es ist nicht direkt ein Umweg." Sie schien für einen Moment darüber nachzudenken, wobei sie auf ihrer Unterlippe kaute.
"Na gut", stimmte sie etwas zögerlich zu. "Ich glaub allerdings nicht, daß ich sehr schnell gehen kann", fügte sie hinzu. Blaise nickte und kam auf sie zu, um sie zu stützen. Als sie sich auf den Weg zum Schloß machten, sah Hermine ihn seltsam an. "Das hier verletzt doch sicher irgendeinen Slytherin-Ethikkodex, oder?" fragte sie.
"Wieso?" gab er zurück. Seine Fingerknöchel wurden allmählich weiß; er trug ihre gerade gekauften Bücher, und sie schienen eine Tonne zu wiegen.
"Du hilfst einer Gryffindor. Nicht nur das, einer muggelgeborenen Gryffindor."
"Schätze schon", stimmte Blaise zu, während er versuchte, wieder etwas Gefühl in seinen Fingern zurückzuerlangen. Hermine zuckte zusammen, als sie ihren linken Fuß zu hart aufsetzte. "Aber die Regel, die es verbietet, Gryffindors zu helfen, kann durch die Regel außer Kraft gesetzt werden, die besagt, daß niemand sinnlos leiden sollte."
"Was ist mit Malfoy?"
"Was ist mit ihm?"
"Er scheint es zu mögen, wenn Leute leiden. Das erscheint mir ziemlich sinnlos."
"Das hängt von deiner Interpretation von "sinnlos" ab", korrigierte Blaise mit einem schiefen Lächeln. "Malfoy hat oft das Bedürfnis, unterhalten zu werden, und das Leiden anderer scheint ihn zu unterhalten."
Bei "Quigleys Federn" beobachteten zwei Augenpaare die Szene, die sich vor dem Laden abspielte. Der Inhaber des Augenpaars, das von einer halbmondförmigen Brille verdunkelt war, bemerkte: "Ich hoffe, du verletzt meine Schüler nicht, Elizabeth."
"Sie hat sich nur den Fuß verdreht", winkte Elizabeth leichthin ab. "Nichts, das nicht im Handumdrehen wieder in Ordnung gebracht werden kann." Sie machte eine Pause, und ein verträumtes Lächeln breitete sich über ihr Gesicht aus. "Außerdem", fügte sie hinzu, "irgendwas mußte ich ja unternehmen."
"Haben deine Eltern dir nicht beigebracht, daß man sich nicht in das Leben anderer Leute einmischen soll?"
Sie grinste. "Natürlich. Aber dann hat mich mein durchtriebener Onkel gelehrt, daß es viel mehr Spaß macht, sich einzumischen. Würdest du das nicht auch sagen, Onkel Albus?"
Albus Dumbledore erlaubte sich ein kleines Lächeln. "Sicherlich." Er hielt einen Moment inne. "Wo wir gerade von deinem Vater sprechen, Elizabeth", sagte er, "bitte informiere Aberforth, daß seine Eule es bis nach Hogwarts geschafft hat, aber der Brief, den sie dabeihatte, ist auf dem Weg verlorengegangen."
