Kapitel 1 Zusammentreffen

Als Harry Potter die Plattform 9¾ erreichte, ließen ihn Lautstärke und Gedränge einen Moment verharren.

Es war kurz vor 11 Uhr und der Hogwarts-Express in seinem leuchtenden rot stand dampfend und bereit zur Abfahrt da. Viele Gesichter schauten aus seinen unzähligen glänzenden Fenstern, die meisten lachten, doch das ein oder andere ließ seine freudigen und stolzen Eltern mit einer Mischung aus Angst und Unsicherheit nicht aus den Augen.

Könnte mir nicht passieren das ich die Dursleys jemals so anschaue,dachte sich Harry und schritt weiter, sich immer wieder umschauend, auf den Zug zu. Die vielen Blicke die in seine Richtung geworfen wurden nicht beachtend, mit einem nach vorne gerichteten Gesichtsausdruck, das Ziel vor Augen den hinter sich liegenden Sommer, voller Unbestimmtheit, Angst und Trauer hinter sich zu lassen.

Zumindest hatten die Dursleys genug Anstand gehabt seine Privatsphäre zu respektieren, aber wahrscheinlich konnte man dies doch eher auf die Tatsache zurückführen, dass er jeden dritten Tag an seine Freunde einen Brief senden musste, wollten die Dursleys nicht Gefahr laufen das plötzlich einer von besagten Freunden vor ihrer Tür auflief und das schlimmst mögliche passierte; Die Nachbarn würden es sehen.

Aber eben diese zurückhaltende Stille von seinen Verwandten, brachte einerseits zwar eine gewisse befreiende Freude mit sich, dass er nicht länger in sein Zimmer eingesperrt wurde und auch nicht mehr alle lästigen Arbeiten übernehmen musste (oh der Blick von Dudley als er von Onkel Vernon aufgefordert wurde sich selber sein Brot zu machen, entlockte ihm immer noch ein Schmunzeln.)

Aber eben dieses „in Ruhe gelassen werden"verwandelte sich immer mehr in ein „Alleingelassen werden", es war ironisch das er früher die Aufgaben der Dursleys als unglaubliche Belastung empfunden hatte und jetzt geradezu dankbar war, wenn er was zu tun bekam.

Wenn man arbeitet muss man nicht Nachdenken und wenn man nicht Nachdenken kann, muss man sich nicht erinnern...

Ablenkung, hatte er den ganzen Sommer verzweifelt gesucht, irgendetwas, um zu vergessen; nicht Nachdenken zu müssen; seine Erinnerungen endlich loslassen zu können.

Doch wenn er nachts auf seinem Bett lag und von der Arbeit des Tages nicht geschafft genug war um sofort einzuschlafen,

(was am Anfang, bevor er anfing jeden Abend vor dem Schlafengehen zu Joggen, bis er nur gerade noch genug Kraft hatte sich in sein Bett zu Schmeißen, zu oft vorkam),

kamen die Erinnerungen und die Gedanken, wie ein schwarzer Wasserfall auf ihn eingestürmt, nichts half dagegen, bis er sich ausgehöhlt und leer vorkam, ausgewaschen und vollkommen allein.

Wenn dann doch endlich der Schlaf kam, so war er keineswegs eine Befreiung, denn mit ihm kamen die Alpträume, schwarz, dunkel und ohne Hoffnung.

Heftig schüttelte Harry den Kopf; Nein, jetzt wollte er sich nicht an diese Dinge erinnern, wo er doch jeden Moment seine Freunde in diesen Schülermengen entdecken konnte. Er wollte sich freuen sie zu sehen und nicht zeigen wie zehrend sein Sommer gewesen war und das selbst die aufmunternden Briefe die er fast Täglich von ihnen erhielt, nicht viel geholfen hatten, die in ihm wühlende Trauer völlig auszulöschen.

„Harr...!" Der Rest seines, von einer vertrauten Stimme gerufenen, Namens ging in dem Lauten Pfeifen des zur Abfahrt bereiten Zuges unter. Weißer Qualm strömte aus dem riesigen Schornstein und verschluckte die hälfte des Bahnhofes in seinem weißen Dunst. Da ertönte wieder die Stimme. „...rry Harry HUHHHHHHHHUU!"

Harry blieb abrupt stehen und wollte sich gerade zu der Person umwenden, als plötzlich jemand mit voller Wucht in seinen Rücken rannte. Er hörte wie dieser auf den Boden viel, begleitet von einem Lauten klappern, was anzeigte dass ein Koffer ebenfalls den Boden erreichte.

Verwirrte drehte sich Harry abermals um, wollte sich entschuldigen und der gestürzten Person aufhelfen. Doch erstarrte als er in graue Augen sah, die zornig in die seinen blickten.

„Potter natürlich! Steht mal wieder im Mittelpunkt und somit allen anderen im Weg." Schnaubend raffte sich Malfoy auf und wischte mit großen Gesten seinen Umhang ab.

Harry verdrehte die Augen und seufzte ein; „Malfoy...", zwischen seinen Lippen hervor.

Inzwischen stand dieser wieder mit seinem Koffer in der Hand und wollte gerade etwas erwidern, als ein Rotschopf direkt neben den beiden auftauchte, gleich hinter ihm kam eine besorgt dreinblickende Hermine angerannt.

„Harry ist alles in Ordnung? Sucht Malfoy wieder einen Streit, den er eh verlieren wird?!" Platzte Ron sofort heraus. Gerade wollten Harry und Malfoy gleichzeitig irgendwie antworten, da hatte Hermine sie auch schon erreicht. „Ihr sollt doch nicht ständig streiten, Jungs. Der Zug fährt gleich los und ich will nicht jetzt schon wegen euch Punkte verlieren."Mit diesen Worten packte sie Ron und Harry am Mantel und schleifte sie mit sich zum Zug. Malfoy ließen sie mit offenem Mund am Gleiß stehen.

Im nächsten leeren Zugabteil, dass die drei Freunde fanden, brach Hermines Standpauke abermals über sie herein.

„Was habt ihr euch beide dabei gedacht mitten auf den Gleiß, vor ALLEN Eltern und Schülern. Gerade DU Ron wo du doch jetzt Vertrauensschüler bist ist ein solches Verhalten einfach unakzeptabel. Du solltest an deine Vorbildfunktion denken und ernsthafter werden. Was hast du dir dabei nur gedacht, wenn du überhaupt gedacht hast?..."

„Entschuldige das ich nicht deinen Intelligenz Anforderungen entspreche Hermine." Unterbrach Ron sie sauer und genervt. „Außerdem habe ich doch gar nichts mit Malfoy gemacht, Harry ist mein Zeuge."

Damit deutete er auf Harry, der gerade Stellung beziehen wollte, als Hermine ihm wieder ins Wort fiel.

„Nach nichts sah das aber nicht gerade aus RON, ich kenne doch deinen Blick wenn du mal wieder prügeln willst. Du solltest langsam erwachsener werden ich weiß Malfoy ist eine Plage aber das gibt dir kein Recht Streit zu suchen."

„ABER ICH HABE KEINEN STREIT GESU...."

Der Rest von Rons Satz hörte Harry nicht mehr, da er gerade die Abteiltür hinter sich schloss. Ich werde da sowieso nicht mehr gebraucht, dachte Harry Kopfschüttelnd und schaute sich, den Gang entlang schlurfend, nach einem Abteil mit bekannten Gestalten um.

Als er den Kopf wieder hob sah er sich plötzlich einem blonden Jungen gegenüber, den er zu gut kannte und welcher ihn hämisch anfunkelte. „Na Potter haben dich deine beiden Freunde alleingelassen weil du zu sehr nach Hund stinkst?!"

Harry merkte wie sein Körper reagierte bevor er den Inhalt des Satzes überhaupt richtig begreifen konnte. Im Bruchteil einer Sekunde hatte er seinen Zauberstab in der Hand und einen möglichst schlimmen Fluch auf den Lippen, als der Zug durch einen kräftigen Ruck ankündigte das er gerade losgefahren war.

Malfoy davon überrascht, da er ebenfalls gerade seinen Zauberstab ziehen wollte, verlor sein Gleichgewicht und landete mit einem leisen überraschten Aufschrei in Harrys Armen, die dieser aus Reflex ausgebreitet hatte.

Sekunden lang schien die Zeit zwischen den beiden Rivalen stillzustehen, in der sie nicht wirklich registrieren konnten was gerade passiert war.

Endlich stieß Harry Malfoy angewidert von sich und seine Stimme bebte vor Zorn.

„Was ist los Malfoy?! So Verzweifelt das du dich schon an deine Feinde ranschmeißt um deinen Vater aus dem Knast zu holen!"

Bei dem Satz wirbelte Malfoy herum und seine Wangen leuchteten rosig vor Zorn.

„Na ihr Lieben, wollt ihr etwas Süßes für die lange Fahrt?"Tönte plötzlich eine freundliche Stimme hinter Malfoy, welcher sich überrascht umwandte. Harry nutzte den Moment, hob seinen Zauberstab vom Boden auf und ging wieder zu dem Abteil von Ron und Hermine zurück. Er hatte genug von Malfoy und seinen grausamen Scherzen.

Als er die Tür öffnet schlug, ihm eine Wand eisigen Schweigens entgegen, die ihn fast wieder umkehren ließ, wäre in dem Moment nicht Hermines trockene Stimme ertönt.

„Ach, hi Harry wir haben uns schon gewundert wo du sein könntest."

Harry nickte stumm setzte sich auf seinen Platz ans Fenster, starrte mit leeren Augen hinaus. Malfoys Worte gingen ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Verwundert hob Ron seinen Kopf von dem Comic den er gerade gelesen hatte, schaute zu Harry und dann fragend zu Hermine, die nur mit den Schulter zucken konnte.

Etwas musste passiert sein, da Harry vorhin doch noch so munter gewirkt hatte.

Nachdem einige Zeit in dieser beunruhigenden Stille vergangen war, fanden die drei Freunde schließlich ein Thema über das sie reden und lachen konnten. Harry war zwar immer noch innerlich angespannt doch ließ er dies seine Freunde nicht spüren, da er gerade jetzt ihre Unbeschwertheit genoss.