Disclaimer: ich war's nicht

Author's Note: ja, es wird Frühling. Das schöne Wetter inspiriert zu düsteren Geschichten :)Bin eigentlich ganz angetan von dem, wie sich das hier entwickelt, aber lest mal selber. Hoffe, dass Ihr wieder alle mit von der Partie seid - es ist ja ewig her, seit ich das erste Kapitel hier reingestellt hab. Aber Ihr kennt die Spielregeln: Alles, was ich beginne, wird auch zu einem Abschluss gebracht.

Vielen herzlichen Dank für den ersten Schub an reviews (noch von November/Dezember) an moondrow, amelie, arwen, sveni, fairy, maia, dream & cara!

Dieses Kapitel spielt (wie's der Titel schon sagt) in der Vergangenheit. Severus hat eine im wahrsten Sinn des Wortes todsichere Methode ausgetüftelt, wie er sich aus Askaban verabschieden kann. Aber Moody hat ganz andere Ideen...

24. Dezember 1981, morgens

Woher ich weiß, dass es die achte Woche ist? Keine Ahnung.

Man treibt hier in einem Meer der Verzweiflung. Noch am Tag meiner Ankunft habe ich jedes Gefühl für Zeit und Raum verloren, so dachte ich zumindest. Man betritt die Festung und kann sich nicht erinnern, jemals glücklich gewesen zu sein. Oder vorstellen, jemals wieder froh zu werden. Was zweifelsohne die gerechte Strafe für meine Dummheit darstellt. Dessen bin ich mir sogar noch bewusst, wenn die Dementoren über mir schwärmen. In gewisser Weise ist das eben auch das Schlimmste, doch die Auswahl an Unerträglichem ist recht groß...

Ich brauch keine Hilfe von dreckigen, kleinen Schlammblüterinnen wie der."

Schön. In Zukunft ist es mir egal."

Nein, Lily, bitte geh nicht weg! Lass mich nicht allein!

MORSMORDRE!

„Gib uns das Kind, es ist unser!"

„Aus Liebe... Um dich zu beschützen. Ich habe alles aus Liebe getan..."

Sie werden dich so fertigmachen, dass du hinterher nicht mehr weißt, wer du bist... „

Nein... ich will mich erinnern. Mein Name... Mein Name ist Severus...

Wieder am Herumschleichen, Schniefelus?"

Eine Schuld ist eine Schuld ist eine Schuld ist eine Schuld.

NEIN! Sprich das Wort nicht!

„Und dich verdamme ich auch, du sadistischer alter Mann."

Eliza... Bitte nicht. Eliza!

„Wie hast du das übers Herz bringen können?"

„Du hast gar keins! Du hast kein Herz!"

Ein Schnitt auf jeder Seite. Sie müssen nicht tief sein, solange man längs der Ader schneidet. Quer schneiden nur Anfänger. Und es dauert nicht lange, bis dir schummerig zumute wird. Das Leben läuft einfach aus dir heraus und du trauerst ihm nicht hinterher. Weiche, wirbelnde Dunkelheit fängt dich ein und du fällst... und fällst...

I think I'll draw a picture
I'll draw it with a twist
I'll draw it with a razor
I'll draw it on my wrists
And as I draw this picture
A fountain will appear
And as this fountain flows
My problems disappear

Jeder Muggelselbstmord hätte mit der Methode Erfolg. Da wär nichts mehr zu machen. Aber wir sind hier in Azkaban, und magische Heilung wird aufgeboten, um das Leiden der Delinquenten zu sichern.

Als ich aufwache, habe ich etwas Süßes im Mund und Schmerzen. Ich begreife nicht gleich, dass mein Versuch fehlgeschlagen ist. Ich weiß nur, es tut weh. Alles tut weh, es sind die Nebenwirkungen der Heilmagie. Doch trotz dieser Schmerzen, als sei mein Körper eine einzige Wunde, trotz des unangenehmen Klopfens in meinen Schläfen und den fest verbundenen Handgelenken, spüre ich doch, wie köstlich es ist, nicht mehr dieser Hölle ausgeliefert zu sein.

Natürlich bin ich enttäuscht, als mir klar wird, dass ich gerettet bin. Wer wäre das nicht? Aber in diesem Moment bin ich sorglos. Weil ich draußen bin. Ich liege weich. Es ist hell um mich herum und oh, so wundervoll warm. Ich hatte schon vergessen, wie sich das anfühlt. Aber dann wird mein Kopf langsam klarer und ich muss mir Gedanken machen über die Zukunft. „Warum... lasst ihr mich nicht... sterben?"

„Du bist ein Verbrecher." antwortet Alastor Moody mit harter Stimme. Ich habe die Augen geöffnet, ohne etwas zu sehen. „Du gehörst vor Gericht."

Ich lache leise vor mich hin. Neue Schmerzen. „Jetzt?"

„Heute."

Natürlich kommt Moody mich abholen. Er war es, der mich damals „eingefangen" hat, am Tag nach Halloween. Von allen Tagen, die ich mir hätte aussuchen können, um Schluss zumachen, habe ich ausgerechnet den gewählt, an dem Moody nach Askaban kommt und mich vor meine Richter schleppen will. Wenn ich es gestern oder vorgestern gemacht hätte, wäre alles zu spät gewesen, wenn sie wieder mal nach mir gesehen hätten. Großartig. Soll ich das als ein Zeichen auffassen?

Ich setze mich auf, lande fast auf dem blankgewichsten Boden der Krankenstation. Nicht in irgendeiner Krankenstation, der des Zaubereiministeriums. „Ja, und dann?" frage ich, glücklich, dass niemand versucht, mir dabei zu helfen, das Gleichgewicht zu halten. Gerade jetzt wäre das mehr, als ich ertragen könnte. „Was soll das bezwecken?"

„Du warst ein Todesser. Du hast gegen jedes Strafgesetz, das die magische Gemeinschaft kennt, verstoßen. Du hast die Unverzeihlichen Flüche gegen deine Mitmenschen gerichtet. Du hast gefoltert und gemordet."

„Du vielleicht nicht!" fahre ich auf. Jede Trägheit ist ganz plötzlich aus meinem Gehirn und meinem Körper verschwunden. „Die Öffentlichkeit kannst du vielleicht darüber im Ungewissen lassen, wie du mit deinen Gegnern verfahren bist, aber wag's ja nicht, mit mir zu reden, als ob wir nicht beide wüssten, was wir getan haben."

Jemand räuspert sich im Hintergrund und ich merke zum ersten Mal, dass wir nicht allein im Raum sind. Irritiert drehe ich den Kopf und sehe mich von allen erdenklichen Leuten ausgerechnet Remus Lupin gegenüber. Er steht in der Tür, die Longbottoms im Rücken. Frank und Alice haben ausgesprochene Trauermienen aufgesetzt. Er guckt böse, sie erschüttert. Originell eigentlich – man könnte meinen, es überrascht hier jemanden, dass Askabaninsassen versucht sein könnten, sich das Leben zu nehmen.

„Was machst du für Sachen?" Als sei ich ein uneinsichtiger Teenager, der Dinge tut, die seinen Erziehungsberechtigten peinlich sind. Hätte ich meinen Zauberstab, würde ich ihnen ein Dunkles Mal ins Gesicht schleudern, aus reiner Aufsässigkeit. Die Welt lernt einfach nichts dazu, was den Umgang mit mir betrifft.

Ich stehe für sie auf der richtigen Seite, deshalb die gönnerhafte Art und kein Cruciatus, den ich eigentlich verdient hätte. Aber ich gehöre zu den Guten, schon wegen Eliza, wegen Dumbledore, wegen dem Fideliuszauber und weil ich James' Sohn unter einem Trümmerhaufen hervorgezogen habe, den ich zum Teil mitzuverantworten habe.

„So übel war's nicht," spiele ich meinen Ausflug ins Jenseits herunter. „Ich hab geträumt, dass ich pleite bin und wegen Hochverrats angeklagt und mit einem Werwolf als Verteidiger vor Gericht ziehe. Und ich wache auf, nur um festzustellen, dass ich pleite bin und wegen Hochverrats angeklagt und mit einem Werwolf als Verteidiger vor Gericht ziehe."

Remus verzieht keine Miene. Wie erschöpft er aussieht, denke ich. Und überlege... aber ich weiß nicht einmal, welches Datum wir heute haben, geschweige denn, dass ich den Stand des Mondes ausrechnen könnte. Ich kann auch Remus nicht gut danach fragen. Dabei möchte ich natürlich nichts lieber als von der Liege aufspringen und frohlocken bis mir die Tränen kommen, weil eingetreten ist, was ich mir immer ersehnt habe. Nur zu spät natürlich – wie alle Dinge, die ich nicht selbst in der Hand habe, hat auch der Untergang von James Potter und Konsorten zu lange auf sich warten lassen.

„Findest du das komisch?" fragt Frank.

„Im Moment finde ich alles komisch, was ich nicht zum Heulen finde. Das sind eben die Nachwirkungen."

Ich wollte nicht sterben, als ich mir die Pulsadern durchtrennt habe, ich wollte nicht mehr leben. Aber das ist ein Unterschied, den hier keiner begreift, ich kann mir die Mühe sparen, das in Worte zu fassen. Was zählt ist, ich bin hier, und sie sind hier, und so kann über mich Gericht gesessen werden. Von Leuten, die mich verurteilen wollen, weil sie nichts von mir wissen, und von Leuten, die mich von aller Schuld freisprechen wollen, weil sie auch nichts von mir wissen. Zu Voldemorts Füßen war mir nicht so elend wie angesichts dieser von Gryffindors bevölkerten Gerechtigkeitsmaschine.

Es ist nun mal nicht so, dass nach beinah 6 Jahren in den Diensten des Dunklen Lords noch irgendwelcher Respekt vor Gesetzeshütern im Allgemeinen oder Auroren im Besonderen vorhanden wäre. Familie hingegen ist etwas anderes. Moody hat eine Macht über mich, die mit seinem und meinem Beruf nicht das geringste zu tun hat. Sehr jung komme ich mir in seiner Gegenwart vor. Unsicher. Durchschaubar. Das macht mich aggressiv und das darf ich jetzt nicht sein.

Was Remus Lupin angeht, so bedarf es wie üblich nur seiner bloßen Gegenwart, um mich auf die Palme zu bringen. Ein Wunder, dass ich die Nerven behalte, allein mit ihm und den Wachen auf dem Flur, während wir darauf warten, dass mein Fall aufgerufen wird. Er sieht übel aus. In seinem mitgenommenen Zustand erinnert er mich an eine magere, abgerissene Katze, die doch immer wieder auf die Füße fällt. Denn natürlich war er es, der als einziger davongekommen ist. Seine Welt liegt in Trümmern, so dass er sich jetztt an den unglaublichsten Dingen freuen kann – wie zum Beispiel, dass ich meinen Selbstmordversuch überlebt habe. Zumindest gewinne ich diesen Eindruck, als ich den Fehler mache, ihn für einen Augenblick direkt anzusehen. Aber der Moment geht vorbei und sie bringen mich nach drinnen, in den Saal Nummer 9.

Ich kann einen schmerzhaften Laut nicht unterdrücken, als die Ketten sich um meine malträtierten Handgelenke schlingen, und sofort lockern sie sich wieder und wandern ein bisschen meine Arme hinauf, um mich dort zu fesseln. Beinah lächle ich über die zarte Rücksichtnahme. Blut dringt durch, rote Blüten, die auf dem weißen Verband aufgehen, aber niemand kommt, um die Sache zu richten.

Gefasst lehne ich mich zurück und blickte zu meinen Richtern auf. Der Teil meiner Person, der sich am liebsten vor ihnen auf die Knie werfen und sie anflehen würde, Gnade vor Recht ergehen zu lassen und mich nicht wieder in diese Hölle zu schicken, verhält sich still, nun da es soweit ist. Gut. Ich habe befürchtet, die Angst würde mich in meinem Entschluss wanken machen. Ich verdiene diese Verurteilung, vielleicht sogar die Strafe – obwohl ein objektives moralisches Empfinden sie für jeden unmöglich macht. Sogar für Sirius Black, würde ich sagen, wenn mich jemand nach meiner Meinung fragen würde, was natürlich keiner tut.

„Sind Sie Severus Dragan Snape, Sohn von Alexander Snape und Ada Moody, geboren am 27. Oktober 1959 in Wicken Fen, Cambridgeshire?"

Ich bestätige es.

„Sie sind angeklagt, seit dem Jahre 1976 in den Diensten..."

Spart euch die Litanei, würde ich gerne brüllen. Wir wissen ja wohl alle, warum wir hier sind. Doch mit selbstquälerischem Vergnügen lausche ich der langen Liste meiner mutmaßlichen und wahrscheinlichen Vergehen. Eins übler als das andere. Beweisen können sie leider überhaupt nichts davon. Aber das soll mich nicht stören.

„Sie plädieren?"

„Schuldig."

Der Saal explodiert buchstäblich, als alle gleichzeitig, so schien es, aufsprangen, gestikulierten und wild durcheinanderreden. Paradoxerweise erspähe ich gerade jetzt den einen Ruhepol in der Menge. Mir schräg gegenüber sitzt mein ehemaliger Schulleiter Albus Dumbledore, zusammen mit Professor Flitwick, Professor McGonagall und meinem Onkel Alastor. Dumbledores halbmondförmige Brillengläser reflektieren das düstere Licht des Gerichtssaals, als er mir kurz und eigenartig feierlich zunickt. Aus den Augenwinkeln fange ich einen Blick meines Onkels auf. Der überlegt vermutlich gerade, ob ich vielleicht unzurechnungsfähig bin und er's die ganzen Jahre nicht gemerkt hat.

„Ruhe!" dröhne der Grichtsdiener. „Ruhe!"

Ich wende meine Aufmerksamkeit wieder Crouch zu, und das tun auch alle anderen.

„In welchen Punkten der Anklage?"

„In allen." Ich bin furchtlos. Plötzlich genieße ich den Tumult, die fassungslosen Gesichter der Jury, die entschlossenen meiner Fürsprecher. Das muss das erste Mal überhaupt sein, dass ein verdächtigter Todesser hier rein kommt und sagt: „Ja, ich war's." Die Zeugenaussagen – Remus, die Longbottoms, Professor Dumbledore – untermauern und untergraben mein Schuldeingeständnis zugleich. Ich sehe ihnen zu, wie sie um mich kämpfen. Sie sind stark, wo ich schwach bin, schwach, wo ich stark bin. Das ist vielleicht die richtige Mischung, um mich hier rauszubringen. Und dann erteilt man mir das Wort.

Ich erzähle die ganze verdammte Geschichte, mit ihren sämtlichen Drehungen und Wendungen. Und sie lassen mich einfach reden, mein dankbares Publikum. Man kann es ihnen nicht verdenken. Jahre des Terrors und sie wissen immer noch genausoviel oder sowenig darüber, was in den Köpfen ihrer Peiniger vor sich geht wie ganz zu Anfang. Und meine Geschichte ist, das kann ich sogar selbst beurteilen, keine alltägliche und hat deswegen einen gewissen Unterhaltungswert. Ich muss tatsächlich aufpassen, dass ich mich nicht verzettle. Crouch beugt dem mit knappen, detailgenauen Fragen vor.

„Welche der Unverzeihlichen Flüche haben Sie angewandt während Sie in seinen Diensten standen?"

„Imperius und den tödlichen Fluch."

„Cruciatus niemals?"

„Nicht an Menschen."

„An Muggeln auch nicht?"

„Die zähle ich in der Tat auch zu den menschlichen Lebensformen." sage ich trocken. Leises Lachen und Gehüstel im Publikum.

„Ruhe bitte! Wann und an wem haben Sie welchen Unverzeihlichen Fluch zum ersten Mal benutzt?"

„26. Oktober 1974." Oh, an dem Tag war ich gut drauf.

„Imperius." Natürlich, was auch sonst? Damit fangen alle an.

„An einem Mitschüler von mir names James Potter."

James?" Es war das erste Mal, dass ich ihn beim Vornamen nannte und der sanfte Tonfall nach allem, was heute schon vorgefallen war, hätte ihn argwöhnisch machen müssen. Er drehte sich um, ungeduldig, in seiner üblichen Was-kostet-die-Welt-Haltung und blickte meinen Zauberstab entlang.

Imperio!"

Vermutlich hatte er gedacht, Schniefelus würde es keine fünzig Schritte vom Lehrerzimmer entfernt nicht wagen, ihn zu verhexen. Recht hatte er. Die Zeit für Hexereien war vorbei. Anders als er konnte ich mehr tun, als ein Spektakel für die Massen inszenieren.

„Was war der Anlass?" Merlin steh mir bei, von allen Leuten hab ich anno dazumal ausgerechnet dem auf so tragische Weise verschiedenen James Potter etwas angetan. Kein gutes Führungszeugnis.

„Eine Andeutung, die er kurz zuvor gemacht hatte."

„Mörderkind!"

Die gute Nachricht war, dass Evan und Rodolphus direkt neben mir standen und mich gewaltsam daran hindern konnten, Potter sofort die Eingeweide rauszureißen, wie er es verdient hätte.

Die schlechte Nachricht war, dass Potter unter dem Einfluss von Veritaserum stand, als er mich so nannte. Alle, die dort waren an jenem Nachmittag und ihn gehört hatten, wussten das. Er konnte nicht lügen, also selbst wenn es nicht der Wahrheit entsprach, was er sagte, so musste er doch zumindest glauben, dass es stimmte.

Jemand musste es ihm erzählt haben. Und ich musste wissen, wer so etwas sagte über meine Eltern. Deshalb Imperius.

„Ich wollte die Wahrheit herausfinden."

„Und der letzte?"

„Ich bitte um Verzeihung?"

„Welcher Unverzeihliche Fluch an wem zuletzt?"

Unwillkürlich suche ich Alice' Blick, selbst kann ich es nicht sagen. Sie steht auf, erklärt die Geschehnisse an meiner statt. Sie schildert die Ereignisse der Nacht vom 14. auf den 15. September 1981. Und in dem Zusammenhang fällt er dann schließlich, der bewusste Name, und zieht Gemurmel nach sich. Sie ist nicht vergessen. Die Heldin des Widerstandes, der Leitstern ganzer Generationen von zukünftigen Auroren. Die Nadel im Heuhaufen, soweit es meine Geschichte hier betrifft.

„Professor Dumbledores Enkeltochter?" fragt Crouch, als bestünde irgendein Zweifel, wer Eliza McKinnon ist. „Wie passt sie in Ihre Geschichte?"

„Sie war mein Kontakt. Dumbledore hat sie angewiesen, mit mir zusammenzuarbeiten, nachdem ich einmal meine Identität enthüllt hatte."

„Sie hat Ihnen einfach so vertraut?"

Ich liebe dich! Merlin sei mein Zeuge, dass es so ist!" Sie hielt meine Handglenke gepackt, als fürchtete sie, ich könnte sie von mir stoßen, wenn sie mich gehen ließ.

Nicht näher!" stöhnte ich mit zusammengebissenen Zähnen. Schmerzen, oh Gott. Die Nachwirkungen des Cruciatus-Fluchs, dem ich keine Stunde zuvor ausgesetzt gewesen war, war nichts im Vergleich zu den Qualen, die mir ihre Tränen verursachten. „Wenn du mich liebst, dann tu dir das nicht an. Halt dich fern von mir. Ich bin verdammt."

Dann bin ich es auch!" schrie sie mit einer Wildheit, die ich an ihr noch nie erlebt hatte, nicht einmal im Kampf. „Hab ich nicht auch gefoltert und gemordet!"

Nein, hör auf..." Auf dem kalten Stein wo wir voreinanderkauerten, uns aneinanderklammerten, weinte ich um ihre verlorene Unschuld, wenn ich schon um meine eigene nicht weinen konnte.

„Das musste sie nicht," sage ich leise. „Es genügte ihr, dass ihr Großvater und die Longbottoms mir vertrauten."

Sie schweigen, warten auf mehr. Doch ich bin das Herumgestochere in meinem Hirn plötzlich Leid.

„Mehr habe ich nicht zu sagen," tue ich mit einer Stimme wie zersplittertes Glas kund. „und alles weitere geht Sie nichts an. Ich habe mich als Teenager einer terroristischen Organisation angeschlossen – nicht aus Idealismus, sondern aus Neugier, wie weit ich gehen konnte. Ich wollte das Böse mit aller Gewalt – festzustellen, dass ich innerlich nicht dazu fähig war, hat meinem Selbstbild einen Schlag versetzt, von dem es sich nicht mehr erholt hat.

Nachdem ich unvorstellbare Verbrechen für meinen Herrn, Dessen Name Nicht Genannt Werden Darf, begangen hatte, wechselte ich die Seiten zu einem Zeitpunkt, als alles auf Seinen Sieg hindeutete. Ich begann, mithilfe der Okklumentik als Spion für Albus Dumbledore zu arbeiten. Er und die Seinen waren nicht immer in der Lage, die notwendigen Maßnahmen zu treffen, um aus den von mir beschafften Informationen den größtmöglichen Nutzen zu ziehen, daher vermag ich unmöglich einzuschätzen, inwiefern meine Tätigkeit dem Ministerium und dem Phönixorden genutzt hat.

Schaut mich an, ich bin 22 und sehe aus wie 40. Ich bin müde, meine Damen und Herren. Der Gedanke, nach Askaban zurückzukehren, verursacht mir unerträgliche Kopfschmerzen. Die Aussicht, mein Leben wieder selbst verwalten zu müssen, weckt in mir den Wunsch nach einem Dauerkoma. Das war das Schlusswort in dieser Sache, fürchte ich. Die Vorstellung ist zuende, und jetzt macht von mir aus, was ihr wollt."

Stille folgt dieser unglaublichen Impertinenz seitens des Angeklagten – und in diese Stille hinein dringt das Klirren der Ketten, die sich urplötzlich von meinen Armen gelöst haben. Na, wunderbar. Ich hebe den Kopf, sehe meine Jury an, deren Mitglieder so rasch es geht wie professionelle Miene zum emotionalen Spiel machen, doch es ist zu spät. Ich habe das Mitleid auf ihren Gesichtern gesehen.

„Wenn niemand mehr etwas hinzuzufügen hat, bitte ich die Jury abzustimmen," lässt sich Crouch erneut vernehmen. „Wer gegen eine Verurteilung ist, hebe die Hand!"

Eine merkwürdige Formulierung. Ich weiß, dass in solchen Fällen grundsätzlich gefragt wird, wer für eine Haftstrafe in Askaban ist. Und meine Schuld ist zweifelsfrei bewiesen, daran ändern auch die Dinge nichts, die ich im Auftrag des Phönixordens getan habe. Sie können mich nicht freisprechen, denke ich mit einem fast verzweifelten Blick auf die vielen erhobenen Hände. Als ich den Kopf sinken lasse und ihn in den befreiten Händen vergrabe, hält man es sicher für Erleichterung.

Author's Note: Und, hat's ein bisschen gefallen? ;) Das nächste Kapitel spielt wieder in der Gegenwart und führt uns nach Little Hangelton... Feedback wär traumhaft!