Disclaimer: in alter Frische

Author's Note: Da wärn wir wieder. Hey, das freut mich, dass so viele neue Leser dazugekommen sind und dass es Euch so gut gefällt wie mir :)

Heißen Dank an cardie, meta, darkshadowdancer, chambermaid, hem hem, hildegardis, fairy, knuddelmuff und fabula. Ich tu mein Bestes, um alle Fragen zu beantworten.

Meta: Du hast nichts überlesen. Wie Eliza umgekommen ist, habe ich noch nicht erzählt, in keiner meiner Geschichten. Aber es wird in den folgnden Kapiteln aufgeklärt.

Fairy: Snape-und-Moody-Interaktionen wirds noch jede Menge geben, besonders im letzten Teil.

Fabula: Ich denk, das ist bei Snape ein echtes Problem - er hat die Seiten gewechselt und als Wiedergutmachung spioniert. Ob sich das moralisch ausgleicht, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, ob Snape seine Sünden als vergeben betrachtet - aber ich glaub's fast nicht.

So, weiter gehts.

II.

Children lying in their bed.
Just remember what your mother said.
Don't you worry, don't you cry.
Little back flowers grow in the sky.
In the sky.

Make a promise, cross your heart.
King's vow that we'll never part.
Sign in blood and hope to die.
Little black flowers grow in the sky.
In the sky.

Chris Isaak

Das Brennen des Dunklen Mals hat kaum nachgelassen seit ich es am frühen Abend zum ersten Mal in vierzehn Jahren wieder deutlich habe spüren können. Nach dem, was Potter über sein Zusammentreffen mit Ihm hat verlauten lassen, erklärt sich der anhaltende Schmerz auch von selbst. Sie haben den Jungen entkommen lassen und nun werden sie dafür bestraft.
Natürlich habe ich nicht fühlen können, wie Er zum Streich gegen sie ausholte, doch so etwas wie eine emotionale Brücke ist nach all der Zeit zweifellos noch vorhanden. Und in Askaban werden sie lächeln, weil sie den lebendigen Zorn des Gebieters spüren können...

Aus all diesen Gründen fällt es mir nicht schwer, meinen wiedererstandenen Herrn ausfindig zu machen. Ich bin noch niemals hiergewesen, obwohl der Ort eines gewissen historischen Reizes nicht entbehrt. Ich sehe den Friedhof, von dem Potter junior vorhin gesprochen hat. Auf einem Hügel in einiger Entfernung ragt das Haus auf. Hier versuchte Lord Voldemort die Spuren seines Muggelerbes auszulöschen. Ich stelle mir den achtzehnjährigen Tom vor, wie er wenige Tage nach seinem Schulabschluss hierher Apparierte, um diese letzte Rechnung mit der Muggelwelt zu begleichen, bevor er mit Minerva zum Kontinent aufbrach. Wo war mein Vater zu diesem Zeitpunkt, hatten sie sich bereits verabschiedet? Wo waren Onkel Alastor und meine damals zwölfjährige Mutter? Und die vielen anderen, die ihre Sünden an ihre Kinder, an uns, weiterreichten: Nathaniel Potter. Ariel Rosier. Tristan Malfoy. Elladora Black, damals noch Seeley. Einen Moment schaudere ich bei der Vorstellung der Gewalten, denen sie uns ausgeliefert haben. Doch es geht vorbei. Mit einem raschen Schritt, zwei Treppenstufen auf einmal nehmend, stehe ich vor der Tür des Riddlehauses.

"Wie mein Herz klopft," denke ich und schelte mich gleich darauf in Gedanken einen Idioten. Was soll es auch sonst tun? Was soll ich denn auch sonst tun als beten, dass der Herzschlag diese Nacht überdauern möge? Ich kehre in die Mitte der Menschen zurück, die mich zu dem gemacht haben, was ich bin, Verrat unter den Händen, Lügen auf der gespaltenen Zunge. Ein Kunsttück liegt vor mir, wie ich es noch nie fertiggebracht habe und soweit mir bekannt auch niemand sonst. Ich muss Ihn, Dessen Name Nicht Genannt Werden Darf, davon überzeugen, dass ich nach vierzehn Jahren, die ich in der Hut von Albus Dumbledore verbracht und keinen Finger gerührt habe, um Ihn zu finden, noch immer würdig bin, zu Seinem Innersten Kreis gezählt zu werden, seinen engsten Vertrauten. Unter diesen Umständen wird doch wohl mein Herz noch ein bisschen klopfen dürfen! denke ich trotzig, als die Tür mit einem Knarren vor mir aufschwingt.

"Du kommst spät." Innozentius Avery steht auf der Schwelle. Feuerrotes Haar und leichenblasse Haut. Noch bleicher, als ich es seit fünfundzwanzig Jahren von ihm gewohnt bin. Die Nachwirkungen des Cruciatusfluchs vermutlich. Ich bin erleichtert und irritiert zugleich, ihn zuerst zu sehen.

"In Hogwarts ist es etwas hektisch im Moment." Wir tauschen ein unfrohes Grinsen. Er bittet mich mit einer Kopfbewegung herein. Am Ende des Flurs sind gedämpfte Schreie zu hören. Dass Avery mir einmal zu Voldemort vorangehen würde, hätte ich mir auch nie träumen lassen. Wir waren immer auf einer Ebene, er hat das Mal sogar später bekommen als ich. Im Nachhinein ist es natürlich leicht zu sagen, wir beiden waren von jeher die Halbherzigen in unserer Clique, Evan und Florence die Passionierten, Rodolphus und Bellatrix die Fanatischen. So hat sich die Sache auch entwickelt: zwei sind tot, zwei in Askaban, Avery und mich hat man damals freigeprochen. Wir beide sind die Überlebenden, aneinander gebunden durch die toten Freunde, die Schrecken früherer Jahre, die wir zusammen durchlebt haben, und die seit damals unausgesprochen zwischen uns hängende Frage, wo der jeweils andere eigentlich war an jenem Tag im Dezember 1981, als die Lestranges versuchten, die Wahrheit aus den Longbottoms herauszufoltern...

In der Theorie macht ihn das zu meinem besten Freund und einzigen wirklichen Vertrauten. Mit der Praxis hapert es dabei allerdings ein bisschen. Ich hatte in den letzten vierzehn Jahren insgesamt gesehen mehr Kontakt zu Lupin als zu ihm. Das sagt eigentlich alles, auch wenn der Trank dabei eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Die Wahrheit ist, ich kann Avery ohne die anderen nur schwer ertragen. Nicht nur, weil ein Teil von mir sogar in diesem Augenblick nichts lieber will, als dass 1975 ist und ich mit Evan und Florence im Gemeinschaftsraum sitzen und den Quidditchpokal polieren kann. Es ist seine exaltierte Persönlichkeit, mit der ich ohne einen Ausgleich (sei es in Form von Evan oder Rodolphus oder Bellatrix) kaum fertigwerde. In der Clique machte das nichts. Ich schätze, wir alle hatten Eigenarten an uns, mit denen Außenstehende nicht klargekommen wären, die wir aber aneinander neutralisierten.

Bevor ich nach Hogwarts kam und Teil der Bande wurde, so scheint mir, habe ich nie jemanden geliebt. Die Erinnerung an meine Eltern war mir abhanden gekommen, weil die Wahrheit so schwer zu ertragen gewsen wäre. Mein Onkel Alastor... nun, der disqualifizierte sich durch sein ewiges Misstrauen und seine Sebstgerechtigkeit von allein. Andere Menschen hatten in meiner Kindheit keine Bedeutung. Wirkliche Nähe lernte ich erst in Slytherin kennen. Um dieser Vertrautheit willen kooperierte ich mit Evans Schwermutsanfällen, Florences Jähzorn und Averys theatralischen Überspanntheiten.

Ich vergesse dabei keine Sekunde, dass ich über die Mörder von Menschen spreche, die ich geliebt habe. Es ist nur so, dass ich sie zuerst geliebt habe. Aber ich leide Avery nicht länger. Vielleicht ändert es sich nun wieder, da die Befreiung von Bellatrix und Rodophus nicht mehr lange auf sich wird warten lassen...

Jemand tritt vor uns aus der Tür am Ende des Flurs. Die Schreie sind für kurze Zeit lauter zu hören. Ich meine, die Stimme zu kennen, aber sie ist vom Schmerz so verzerrt, dass ich sie nicht zweifelsfrei identifizieren kann. Außerdem bin ich abgelenkt, um das mindeste zu sagen. "Werden wir noch erwartet?" fragt Avery.

Der Mann ist klein und untersetzt, leicht fettleibig, um es genau zu sagen. Er hat eine Halbglatze und schwammige, sehr blasse Haut. Sein ganzer Aufzug zeugt von Vernachlässigung. Das machen zwölf Jahre in Rattengestalt aus einem.

Ich starre, wobei ich nicht weiß, was mich mehr verblüfft: Peter Pettigrew lebendig und wohlauf unter Todessern - oder die Selbstverständlichkeit, mit der Avery ihn um Auskunft angeht. Peter kann mich nicht ansehen. Er begegnet meinem Blick, versucht ein zaghaftes Lächeln und schlägt die wässrigen blauen Augen nieder. Ja, er hat immer schlauer sein wollen als ich, als wir alle. Jetzt hat er es geschafft - ich muss einsehen, dass ich ihm auf den Leim gegangen bin. Und doch dieser verschämte Blick. Er kann mit diesem Erfolg nichts anfangen. Merlin, was für eine Kreatur! Skrupellos, wo er die Nerven verlieren, übersensibel, wo er knallhart sein sollte. Wenn ich eins noch schlechter vertragen kann als unreife Arschlöcher ohne Verantwortungsgefühl wie Sirius Black, dann winselnde Waschlappen wie Pettigrew, die nicht einmal zu dem stehen können, was sie getan haben. Die Erinnerung schlägt über mir zusammen.

Ich sehe James in Dumbledores Büro sitzen, die Brille in der Hand un die Fingersitzen gegen die Nasenwurzel gepresst, als der erste Zorn verraucht war und er sich der Erkenntnis stellen musste, dass wir recht hatten und einer seiner drei besten Freunde dabei war, ihn ans Messer zu liefern.

Ich sehe Lily bei der Faustuspreisvereihung, als unsere Namen genannt wurden und wir gemeinsam von unseren Plätzen aufsprangen, ich ihr lächelnd unter Kollegen die Hand reichen wollte und sie mir kurzentschlossen die Arme um den Hals warf.

Ich sehe Peter über Averys Schulter hinweg und bekomme unwiderstehlich Lust, gleich hier und jetzt ein für alle Mal Schluss mit ihm zu machen. Er ist es. Jeder Zug Peter Wurmschwanz Pettigrew, der schon als Kind seine Erregung nur mühsam zurückhalten konnte, wenn andere gequält wurden. Selber Hand anzulegen, fehlte ihm ja schon immer der Mumm - wie auch das Talent, was das betrifft. Ob Peter sich je Gedanken gemacht hat, wie sein Leben ausgesehen hätte, wenn er ein bisschen intelligenter gewesen wäre und es bei ihm für Slytherin gereicht hätte? Ob er gewusst hat, dass ihn nur ein bizarres Geschick davor gerettet hat, bei Potters und Blacks Aufmerksamkeiten meinen Platz einzunehmen? Es muss ihm klar gewesen sein. Und aus diesem Wissen erwuchsen die Furcht fallengelassen zu werden, der stille Hass, der ihn schließlich dazu trieb, James in den Rücken zu fallen.

Poetische Gerechtigkeit eigentlich. Ich denke, die meisten Leute, die beide gekannt haben, würden mir beipflichten, dass ein solcher Verrat keinem besseren hätte passieren können als James Potter von Peter Pettigrews Hand. Was mich fertigmacht, sind zwei Dinge: Erstens, dass ich es nicht geschafft habe, diese ganze Scharade rechtzeitig zu durchschauen. Und zweitens, dass Lily nicht verschont wurde. Wenn Peter James vernichten wollte, hätten sich tausende Möglichkeiten geboten. Lily und das Kind hätten nicht mit hineingezogen werden müssen.
Aber das ist natürlich der springende Punkt: Peter entwickelte keinen Plan, er hatte keine Eigeninitiative bei diesem Mord. Er kroch einfach nur vor dem, der die meiste Macht hatte - wie er es schon immer getan hat. Und es bis heute tut.

Ein Silberschimmer blendet meine Augen, als Pettigrew zur Tür hin gestikuliert. Sieh an. Das Blut eines vertrauten Dieners ist nötig, unter anderem, für eine Wiederbelebung. Er muss ihm die Hand abgesenst haben - und hat ihm eine aus Silber gegeben. Das Werwölfen den Tod bringt. Ich kann ein trockenes Grinsen nicht unterdrücken. Es ist Sirius, dessentwegen Pettigrew sich meiner Meinung nach Sorgen machen muss. Er hat das doppelte Temperament und die gewalttätige Ader im Vergleich zu Lupin.

Avery nickt mir zu und tritt vor mit durch die Tür. Fluchlicht schlägt uns entgegen. Cruciatus. Ich hole tief Luft. Und dann kehre ich heim.

Na, wie hats Euch gefallen?

Das nächste Kapitel gibt's hoffentlich bis Ende der Woche. Beinhaltet Schnee, Pilzsuppe, Heiligabend bei Longbottoms, kleine Kinder und große Tragödien.